Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 10 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
J. R. Booer sprach in Society of Chemical Industry,
Chemical Engineering Group, London, 10. Januar 1930, über:
Das Schweißen in der chemischen Technik.
Die Entwicklung der Schweißtechnik ist durch die Möglichkeit, Temperaturen von 2000
bis 3500° 0 erzeugen und regeln zu können, sehr gefördert worden. Die hohen
Temperaturen werden in der Schmelzschweißung in hohem Maße angewandt, aber die
Begleiterscheinungen haben noch nicht die gebührende Würdigung gefunden. Der Vortr.
erörtert zunächst die hauptsächlichsten Verfahren der Schweißung, die
Sauerstoffacetylenschweißung und die Schweißung im elektrischen Lichtbogen, um dann
die infolge der Ausdehnung und Kontraktion durch die gewaltigen
Temperaturschwankungen hervorgerufenen physikalischen Verhältnisse zu zeigen, die zu
ernsten Deformationen oder lokalisierten Spannungen in der Nähe der Schweißstelle
führen können. Die Kosten und die Geschwindigkeit des Schweißens werden auch durch
die Leitfähigkeit des Metalls beeinflußt, so fordert infolge der hohen Leitfähigkeit
des Kupfers dieses Metall trotz seines viel niedrigeren Schmelzpunktes die gleiche
Sauerstoffacetylenflamme wie Stahl von gleicher Dicke. Für die Homogenität der
Schweißstelle spielt die Oberflächenspannung eine große Rolle, die durch
ungenügendes Erhitzen oder durch Anwesenheit von Fremdstoffen, wie Oxydfilme,
beeinflußt wird und zu unvollkommener Haftung und Durchdringung führt. Die
Oxydschicht entfernt man zweckmäßig durch geeignete Flußmittel. Bei einigen
Legierungen spielt auch die Verflüchtigung des Metalls eine Rolle beim Schweißen, so
treten durch Verflüchtigung des Zinks im Messing Störungen beim Schweißen auf.
Chemisch spielen bei der Schweißung Oxydation und Reduktion eine Rolle. Der
Einschluß von Oxyden des zu schweißenden Metalls ist' oft die Ursache mangelhafter
Schweißungen. Lokale atmosphärische Oxydationen sind unvermeidlich, wenn nicht
Gegenmaßregeln getroffen werden, die besonders in der Verwendung geeigneter
Flußmittel bestehen, welche die Bildung der Oxyde hemmen und einmal gebildete Oxyde
lösen. Bei der durch die Lichtbogenschweißung auftretenden Temperatur von 3500°
wirken sowohl Kohlenmonoxyd wie Kohlensäure als kräftige Oxydationsmittel, auch eine
nicht richtig geführte Sauerstoffacetylenflamme kann leicht oxydierende Wirkungen
ausüben. Eine direkte Wirkung der Oxydation ist der Verlust von Kohlenstoff,
Mangan und Silizium in Form von Oxyden bei der Schweißung von Eisen und Stahl. Bei
der Lichtbogenschweißung kann von der Elektrode 20 bis 50% Mangan entweichen, der
Kohlenstoff- und Siliziumgehalt des Niederschlags wird beträchtlich erniedrigt.
Untersuchungen bei Sauerstoffacetylenschweißung deuten darauf hin, daß bis zu 75%
des Mangans und durchschnittlich 40% des Siliziums oxydiert werden. Anders verhält
sich hier jedoch der Kohlenstoff, und man kann eine Schweißstelle an Kohlenstoff
anreichern durch eine Flamme mit einem Ueberschuß an Acetylen, und kann so Metall
mit bis zu 1,6% Kohlenstoff in der Schweißstelle niederschlagen. In chemischer
Hinsicht ist für die Schweißung die Reinheit der Metalle, Gase und anderen
verwendeten Stoffe von Bedeutung. Man kann unmöglich eine gute Schweißstelle durch
Verwendung von schlechtem Grundmetall oder ungeeigneten Schweißdrähten erzielen. Mit
unreinen Gasen ist es sehr kostspielig, in vielen Fällen sogar unmöglich, gute
Schweißungen zu erhalten, und es ist sehr schwer, in vielen Fällen vollständig
unmöglich, mit unreinen oder unwirksamen Flußmitteln gute Schweißungen
herbeizuführen. Von Bedeutung ist auch die Reinheit des Acetylens, das, aus
Kalziumkarbid entwickelt, beträchtliche Mengen von Schwefelwasserstoff und Phosphor
enthält, die leicht mit einem befeuchteten Silbernitratpapier nachgewiesen werden
können. Schwefel und Phosphor werden leicht in die Schweißstelle mitgerissen und man
muß daher auf reines Acetylen achten. Flußmittel, die Schwefel oder
Phosphorverbindungen enthalten, sind zu verwerfen, da diese Verunreinigungen den
Schwefel und den Phosphor an die Schweißstelle übertragen. Die Wirksamkeit eines
Flußmittels kann angegeben werden durch die Geschwindigkeit, mit der das Flußmittel
das in Frage kommende Metalloxyd beim Schmelzpunkt des Metalls löst, diese
Geschwindigkeit wird bedingt durch die Zusammensetzung und die Wasserfreiheit des
Flußmittels. Die Zusammensetzung desselben muß so gewählt werden, daß das Flußmittel
bei einer geeigneten, unterhalb des Schmelzpunktes des Metalls liegenden Temperatur
schmilzt und daß es die richtige Viskosität bei der Schmelztemperatur besitzt und
die Oxyde leicht löst. Von Bedeutung ist auch die Absorption von Gasen, die in
manchen Fällen eine chemische, in manchen eine physikalische oder rein mechanische
Erscheinung ist und zu Blasenbildung führt. Die Beschaffenheit des zu schweißenden
Stücks spielt für die Güte der Schweißung gleichfalls eine ausschlaggebende Rolle.
Der Vortr. erörtert nun des näheren die Verhältnisse bei den gebräuchlichsten
Metallen. Aluminium kann in allen Dicken durch geschickte Arbeiter nach dem
Sauerstoffacetylenverfahren gut geschweißt werden, wenn das Aluminiummetall gute
Schweißbarkeit besitzt und sehr aktive Flußmittel verwendet werden. Die Wirksamkeit
des Flußmittels ist hier von größter Bedeutung, im allgemeinen verwendet man
Alkalichloride mit einem aktivierenden Mittel wie Kalibisulfat oder Pyrosulfat. Nach
dem Schweißen muß das Flußmittel durch Wasser entfernt werden, da sonst leicht
Korrosionen auftreten. Wenn möglich, soll die Schweißnaht kalt gehämmert werden. Die
mechanischen Eigenschaften der Schweißnaht sind praktisch mit denen des
Ursprungsmetalls identisch, häufig aber ist sie gegen Korrosion weniger
widerstandsfähig. Lichtbogenschweißung wird bei Aluminium in der Praxis noch wenig
angewandt und bietet auch keinen Vorteil gegenüber Sauerstoffacetylenschweißung.
Thermische Deformationen treten im Aluminium nur in geringem Maße auf und
verursachen selten Störungen. Die Aluminiumlegierungen können, trotzdem sie in ihrer
Zusammensetzung sehr schwankend sind, mit einem geeigneten Schweißdraht und unter
richtigem Schweißverfahren gut geschweißt werden. Wie bei Aluminium ist auch hier
die Verwendung eines aktiven Flußmittels wichtig. Aluminiumbronzen mit hohem oder
niedrigem Aluminiumgehalt geben gute Sauerstoffacetylenschweißungen bei Verwendung
aktiver Flußmittel; Duralumin läßt sich nicht gut schweißen. Bei Verwendung von
Duralumindraht ist die Schweißnaht gegen wechselnde Beanspruchungen nicht
widerstandsfähig, bei Verwendung von reinem Aluminiumdraht ist die Zugspannung
verhältnismäßig gering. Der Schweißdraht muß also hier entsprechend der
Beanspruchung der Schweißstelle gewählt werden. Handelskupfer ist fast immer
ungeeignet für die Schweißung. Es muß vorher die Schweißbarkeit des Metalls
festgestellt werden. An schweißbarem Kupfer kann man gute Schweißnähte erzielen,
wenn man Schweißdrähte von sehr reinem Kupfer verwendet, die die richtige Menge von
Desoxydationsmitteln enthalten. Man muß ein sehr wirksames Flußmittel verwenden und
infolge der hohen Leitfähigkeit muß das zu schweißende Stück vorerwärmt werden und
nach dem Schweißen langsam abgekühlt, um Schweißrisse zu vermeiden. Messing kann
durch alle Verfahren mit Erfolg geschweißt werden. Bei der
Sauerstoffacetylenschweißung muß man jedoch dafür sorgen, daß die Flamme
ausgesprochen oxydierend ist. Hierdurch wird zwar der Zinkverlust erhöht, aber die
Oberfläche und Homogenität der Schweißstelle verbessert, Bronzen lassen sich im
allgemeinen gut schweißen. Vom chemischen Standpunkt interessant ist das Verhalten
der Phosphorbronze. Diese Legierung enthält selten mehr als 1% Phosphor und gibt
gute Schweißungen, wenn ein Schweißdraht geeigneter Zusammensetzung verwendet
wird. Die Schweißstelle muß ebenso korrosionsbeständig sein wie das ursprüngliche
Metall. Chrom bietet infolge der raschen Oxydation bei hohen Temperaturen und des
hoben Schmelzpunkts des Oxyds manche Schwierigkeiten. Chromstähle lassen sich jedoch
schweißen, wenn der Kohlenstoffgehalt nicht zu hoch ist. Für den Chemiker sind die
Chromstähle infolge ihrer Korrosionsbeständigkeit von Bedeutung. Um diese
Eigenschaft zu erhalten, müssen die chemischen und physikalischen Eigenschaften des
bei der Schweißung niedergeschlagenen Metalls mit denen des Grundmetalls identisch
sein, und dies erfordert die sorgfältige Auswahl der Schweißdrähte. Neuere
Untersuchungen über das Schweißen korrosionsfester Stähle führten zur Entwicklung
von Spezialschweißdrähten mit Nickelgehalt, wodurch die mechanischen Eigenschaften
der Schweißung verbessert, aber die Korrosionsbeständigkeit gegen Schwefelsäure,
Salpetersäure und Sauerstoff bei hohen Temperaturen verringert wird. Gußeisen läßt
sich durch das Sauerstoffacetylenverfahren ausgezeichnet schweißen, wenn man dafür
sorgt, daß die Schweißnaht aus grauem Eisen besteht. Die Schweißstelle muß langsam
abgekühlt werden, um die Bildung von weißem Eisen zu verhindern. Der Schweißdraht
muß siliziumhaltig sein, um die Bildung von grauem Eisen zu begünstigen. Mangan darf
im Schweißdraht nicht enthalten sein. Zur Beseitigung des Oxyds muß ein gutes
Flußmittel verwendet werden. Die säurebeständigen Gußeisen enthalten viel Silizium
und sind bei hohen Temperaturen spröde, sie lassen sich infolgedessen schwer
schweißen. Man muß einen Schweißdraht mit hohem Siliziumgehalt verwenden, das
Gußstück vorerwärmen und sehr langsam abkühlen. Schmiedeeisen läßt sich infolge der
Verschiedenheiten des Kohlenstoffgehaltes schlecht autogen schweißen. Hier ist
Bronzeschweißung vorzuziehen. Für Roheisen ist im allgemeinen das gleiche Verfahren
anwendbar wie für weichen Stahl. Bei diesem kann man mit dem
Sauerstoffacetylenverfahren ausgezeichnete Schweißungen erzielen, wenn das Metall
gut schweißbar ist und der Schweißdraht sehr rein ist. Es empfiehlt sich, die
Schweißstelle zu hämmern und glühen, um die charakteristische feinkörnige Struktur
zu erzielen. Die Lichtbogenschweißung gibt sehr gute Ergebnisse. Man muß nur Sorge
tragen, daß das Flußmittel einen sehr hohen Schmelzpunkt besitzt. Asbest,
Kalziumverbindungen und Borsäure werden hier als Zusätze des Flußmittels häufig
verwandt. Stähle mit mehr als 0,4% Kohlenstoff lassen sich schwer schweißen, da das
Oxyd schwer zu beseitigen ist und lokale Oxydation des Kohlenstoffs auftritt. Auch
bewirkt die Ausscheidung von Zementit Fe3C schwer
bearbeitbare Stellen. Blei läßt sich sehr gut schweißen, ohne Anwendung eines
Flußmittels. Monel-Metall kann durch die üblichen Verfahren in befriedigender Weise
geschweißt werden, man muß nur besondere Maßregeln anwenden. Die Oberfläche muß gut
geglättet sein, der Schweißdraht soll aus Monel-Metall bestehen und die Schweißung so rasch
wie möglich durchgeführt werden. Beim Acetylenverfahren empfiehlt sich Borsäure als
Flußmittel, beim Lichtbogenverfahren erhält man die besten Ergebnisse mit
Gleichstrom. Nickel hat man bis vor kurzem als unschweißbar angesehen, infolge
Gasabsorption. Durch die Arbeiten der französischen Gesellschaft für Schweißung
wurde nachgewiesen, daß die Nichtschweißbarkeit des Nickels auf die Bildung eines
Nickelschwefeleutektikums N3S2 während des Schweißvorgangs zurückzuführen ist.
Vor dem Schweißen sind Mangan und Schwefel miteinander verbunden, Mangan wird leicht
oxydiert, und das Schweißen führt dann zur Bildung des in Nickel fast unlöslichen
Ni3S2. Die
Sauerstoffacetylenschweißung konnte angewandt werden durch Verwendung eines
Spezialflußmittels, dessen wirksamer Bestandteil Mangan ist und der die Zersetzung
des Mangansulfids verhindert. Unter Anwendung dieses Flußmittels kann man
Schweißstellen erzielen, die in mechanischer Hinsicht und bezüglich der
Korrosionsbeständigkeit durchaus befriedigen. Zink kann durch das Acetylenverfahren
gut geschweißt werden, als Flußmittel empfiehlt sich hier Ammoniumchlorid.
Bimetalle, wie galvanisiertes oder verzinntes Eisen können nur nach geeigneter
Vorbehandlung geschweißt werden. Zum Schluß verweist der Vortr. auf die zahlreichen
Anwendungsmöglichkeiten des Schweiß Verfahrens in der chemischen Technik, so für die
Reparatur, für die Konstruktion von Apparaturen, in denen dichte Verbindungsstellen
beim Arbeiten mit Gasen und Flüssigkeiten erforderlich sind, für die Konstruktion
großer Lagergefäße, Druckgefäße, Röhren verschiedener Durchmesser und für die
Konstruktion großer Einheiten, für die sich Gußstücke nicht empfehlen. Die starke
Zunahme der Anwendung der Schmelzschweißung in der Technik im allgemeinen und in
chemischen Betrieben im besonderen läßt es erwünscht erscheinen, daß der in- der
Technik stehende Chemiker genügende Kenntnisse besitzt, um die Schweißarbeiten zu
kontrollieren.
(Plohn.)
Die Schwelanlage im Dunston-Kraftwerk der Newcastle-on-Tyne
Electric Suply Co., Ltd., beschreibt R. P. Sloan. Dem Kesselhaus des Kraftwerks wurde vor drei Jahren eine Schwelanlage
vorgeschaltet, die von Babcock & Wilcox, Ltd., London, gebaut worden ist. Es
sind insgesamt vier Schwelöfen vorhanden, von denen zwei je einen Kessel speisen,
während die beiden anderen gemeinsam einen dritten Dampfkessel mit Brennstoff
versorgen. Zur Verschwelung gelangt Northumberland-Grieskohle (roughsmall), die 9,3%
Waller und 10,9% Asche enthält, einen Heizwert von 6380 kcal/kg hat und 12 RM/t
kostet. Der Durchsatz der beiden kleinen Schwelöfen beträgt je 20 t täglich, während
die beiden größeren zusammen 60 t im Tag durchsetzen, so daß die Gesamtleistung der
Schwelanlage 100 t täglich beträgt. Der erzeugte Schwelkoks fällt unmittelbar auf
die Wanderroste der drei Dampfkessel. Ein vierter Kessel, der für Stäubfeuerung
eingerichtet ist, dient zur Spitzendeckung.
Die Kohle wird vor der Verschwelung gesiebt, das feine Korn unter 6 mm wird zu
Staub vermählen, der zur Speisung des Kessels 4 dient. Das Korn über 6 mm wird in
zwei Bunker von 35 t Inhalt gefördert und aus diesen den Schwelöfen zugeführt.
Vorher durchwandert die Kohle jedoch noch auf einem Band einen durch Abgase
beheizten, gemauerten Kanal. Dieses Band bewegt sich so langsam, daß die Kohle etwa
15 min lang der Einwirkung der heißen Abgase ausgesetzt ist. Diese Vorwärmung soll
das Hängenbleiben der Kohle in den Schwelschächten verhüten. Die Verschwelung
erfolgt nach dem Spülgasverfahren unter Zusatz von Wasserdampf; die Spülgase werden
durch Verbrennen von Koksofengas in einer kleinen, unter jedem Schwelschacht
angebrachten Verbrennungskammer erzeugt. An Stelle von Koksofengas, das im
vorliegenden Falle in reichlicher Menge zur Verfügung stand, kann auch jedes andere
Heizgas oder auch Kohlenstaub in der Kammer verbrannt werden. Die Schweldauer
beträgt etwa 3 h, der heiße Schwelkoks wird am unteren Ende der Schächte durch
hydraulisch betätigte Zahnradwalzen ausgetragen, in heißem Zustande gebrochen und
durch eine Schnecke den Füllrümpfen der Wanderroste zugeführt.
Die dampf- und gasförmigen Schwelprodukte werden aus den Oefen abgesaugt, in einem
Filter von mechanischen Verunreinigungen befreit, hierauf einem Wasserröhrenkühler,
dann einem Teerscheider und schließlich einem stehenden, rotierenden Wäscher
zugeführt, in dem mit Waschöl die niedrigsiedenden Kohlenwasserstoffe aus dem Gase
entfernt werden. Das gereinigte Gas, dessen Heizwert nur etwa 710 kcal/m3 beträgt, wird den auf der Rückseite jedes
Dampfkessels angebrachten Gasbrennern zugeleitet.
Der Teer wird im geeigneten Betriebe auf Endprodukte aufgearbeitet, und zwar wird er
zunächst in einen mit Dampf beheizten Behälter gepumpt, wo das Wasser abgeschieden
und das Leichtöl abgetrieben wird. Der von Leichtölen befreite Teer wird sodann in
eine mit Gas beheizte Blase übergepumpt, aus der kontinuierlich das Kreosotöl
abdestilliert wird, während das Pech in Formen abgelassen wird. Das mit Gasbenzin
angereicherte Waschöl wird vorgewärmt und dann das Benzin in einer Destillierkolonne
mit direktem Dampf abgeblasen. Das von Benzin befreite Waschöl wird in einem mit
Wassereinspritzung versehenen Röhrenkühler gekühlt und kehrt hierauf in den
Kreislauf zurück. Die Benzindämpfe werden kondensiert, das Benzin in einem Behälter
gesammelt, mit dem Teerbenzin gemischt und hierauf in Portionen von etwa 7 m3 aus einer Fraktionierkolonne mit Dephlegmator
destilliert. Das Destillat wird in Tanks gesammelt, aus denen es mit Preßluft in
einen verbleiten Wäscher gedrückt wird. In diesem wird das Leichtöl unter Umrühren
raffiniert, und zwar werden zunächst mit Natronlauge die sauren Anteile entfernt,
worauf das Leichtöl mit Schwefelsäure gewaschen wird. Schließlich wird es durch
Redestillation in Motorbenzin und Schwerbenzin zerlegt. Das Rohparaffin wird zurzeit
nicht weiter raffiniert, dagegen wird das Natriumkresylat durch Schwefelsäure zerlegt zur
Gewinnung niedrigsiedender Teersäuren. Aus 1 t Kohle werden gewonnen: 4,5 l
Motorenbenzin, 4,5 l Schwerbenzin, 6,5 l Paraffin, 31,2 l Kreosotöl, 2,3 l
Kresylsäure und 22,7 l Pech. Der Gesamtwert dieser Produkte beläuft sich auf 10,50
RM., der Wert des gleichzeitig gewonnenen Kokses und Schwelgases beträgt 9,10 RM.,
zusammen also 19,60 RM. bei einem Preis von 12 RM. je t verschwelter Kohle. Hierzu
kommen noch die Betriebskosten, die einschl. Instandhaltung nur 4,65 RM. je t Kohle
betragen sollen. In der Anlage sind dauernd sechs Mann je Schicht beschäftigt,
ferner werden noch drei Mann für nur eine Schicht am Tage benötigt. Nach Angabe des
Verfassers müßte für eine viermal so große Anlage das Bedienungspersonal nur um 40%
vermehrt werden, wodurch die Betriebskosten je t verarbeiteter Kohle noch wesentlich
geringer würden. Vom Heizwert der Kohle werden etwa 24% für die Verbrennung nicht
nutzbar gemacht, davon ist die Hälfte im Teer enthalten, während die andere Hälfte
der Schwelprozeß selbst erfordert. (Engineering, Bd. 126, S. 787.)
Sander.
Moderne Kälteanlagen unter besonderer Berücksichtigung der
Lebensmitteltransporte. Oberingenieur Dr.-Ing. Gompertz, Berlin-Tegel, in der Deutschen Maschinentechn. Ges. Berlin. Die
Kälteindustrie hat sich ebenso wie die Elektroindustrie etwa in den 70er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts entwickelt. Freilich kann sich die Kälteindustrie in ihrer
Ausdehnung nicht mit der Elektroindustrie messen, aber sie hat sich eine Anzahl
nicht unwichtiger Gebiete, wie Nahrungsmittelindustrie und chemische Industrie,
erobert. Auch die Kälteindustrie nahm ihren Ausgang von Deutschland – durch Linde –
und entwickelte sich am kräftigsten in Amerika, wo sie heute an sechster oder
siebenter Stelle der Industrie unmittelbar nach der Autoindustrie steht. In Amerika
werden heute jährlich 50 Millionen Tonnen Kunsteis und 1½ Millionen Liter Speiseeis
hergestellt. Anwendungsgebiete sind die Farbstoffindustrie, die Stickstoffindustrie,
Chlor und Glaubersalz, im wesentlichsten aber die Nahrungsmittelindustrie, denn auf
diesem Gebiete bedeutet sie auf der einen Seite eine wesentliche Erweiterung des
Absatzes, auf der anderen Seite eine Verbesserung der Versorgung. Alle
Kälteerzeugung beruht auf einem Kreisprozeß und vollzieht sich entweder in
Kompressions- oder Absorptionsmaschinen. Die letzteren haben neuerdings wieder
stärkere Einführung gefunden. Wenn man mit Hilfe von Kältemaschinen Eis erzeugen
will, so würde man zunächst infolge der im Wasser enthaltenen Luft Trübeis bekommen.
Um Klareis zu erzeugen, hat man in die einzelnen Gefrierzellen Stangen eingehängt,
die während des Vorgangs bewegt wurden, aber vor der endgültigen Bildung des
Eisblocks entfernt werden mußten. Dieses umständliche Verfahren hat man neuerdings
durch das Einblasen von komprimierter Luft, die das gefrierende Wasser in Wallung
hält, ersetzt. Die Kühlwaggons sind doppelwandig und durch Korkschrot und
Korksteinplatten isoliert. Die Eisbehälter sind an den Stirnwänden untergebracht.
Meist wird an der Versandstelle durch Einblasen von Luft von etwa –7° das
Transportgut vorgekühlt, wodurch in etwa 4 Stunden die Temperatur auf etwa 3° sinkt,
und dann erst weiter mit Eis gekühlt. Wird dieses Verfahren nicht befolgt, sondern
unmittelbar mit Eis gekühlt, dann beschlagen sich die Nahrungsmittel an der
Oberfläche. Neuerdings verwendet man zur Kühlung auch das sogenannte Trockeneis, das
ist Kohlensäureschnee. In Amerika gibt es eine ganze Anzahl solcher Anlagen bereits
im Betrieb, aber auch in Deutschland ist eine solche bei Geroldstein vorhanden. Der
Kohlensäureschnee wird unter Druck in Blöcke gepreßt, der einzelne Block wiegt 15
bis 18 kg. Die Vorteile des Trockeneises sind, daß es zunächst sofort in Gas
übergeht, daß es doppelt so viel Kälte liefert als Wassereis, räumlich sogar das
2½fache wie Wassereis. Der Preis ist etwa 5mal so hoch. Trotzdem hat es sich infolge
der großen Einsparungen an Verpackung durchaus bewährt, denn man kann Rahmeis mit
einem Stückchen Trockeneis einfach als Postpaket versenden. Bei Kühlwaggons mit
Trockeneis befindet sich dieses in leicht isolierten Verschlagen an der Decke. Von
dort sinkt die Kohlensäure zu Boden und entweicht durch seitliche Oeffnungen. Das
Verfahren hat den Vorteil, daß man hierbei die Wagen vollpacken kann, während man
bei Eiskühlung etwa ⅓ leer lassen muß. Dazu kommt noch, daß die Kohlensäure den
Sauerstoff der Luft aus dem Wagen verdrängt, also das Ranzigwerden von Fetten
dadurch verhindert, was namentlich für Austern, Hummern von großem Wert ist. Weniger
bewährt hat sich das Verfahren für Aepfel, die leicht stockig werden und ein braunes
Kerngehäuse erhalten. Ein weiterer großer Vorteil ist auch der, daß man bei diesem
Verfahren die kostspieligen Anlagen zur Beschickung der Waggons mit Eis erspart. Aus
diesem Grunde hat man auch versucht, die einzelnen Wagen unmittelbar mit Kühlanlagen
auszurüsten oder man hat die Kühlanlagen in einem Maschinenwagen untergebracht, der
dann weitere Wagen mit Kälte versorgt. Ein solcher Zug, meist aus 6 Wagen bestehend,
ist jedoch nur dann rentabel, wenn alle Wagen voll beladen sind. Hier hat sich
neuerdings die Absorptionsmaschine sehr bewährt, sie arbeitet mit schwefliger Säure
und Silikagel. Silikagel nimmt die schweflige Säure sehr gut auf und besitzt pro
Gramm oft eine Oberfläche von 450 qm. Die Silikagel-Gesellschaft hat in Amerika im
Jahre 1928 31 so ausgerüstete Wagen in Betrieb genommen, die sich sehr gut
bewährten. Es wurden für viele Millionen Nahrungsmittel mit diesen Wagen
transportiert, ohne daß der geringste Schaden entstanden ist. Es sind jetzt weitere
solche 50 Wagen in Bau. In gleicher Weise sind Lastwagen mit solchen Anlagen
eingerichtet worden, sie sind für die Fischversorgung von New York in Betrieb und
haben sich ausgezeichnet bewährt, trotzdem die Wagen im Verlauf eines Tages bei den
einzelnen Filialen etwa 50mal geöffnet werden. Zum Schluß bespricht der Vortr. auch noch kurz die
Anlage von Kühlschiffen. Diese haben für die Hochseefischerei große Bedeutung. Ein
solches Kühlschiff befindet sich augenblicklich im Auftrage der Reichsregierung im
Bau. Dadurch, daß die Fische sofort tiefgekühlt werden, wird die Qualität ganz
besonders gehoben. Nach dem Ottesen-Verfahren ist es möglich, einen Fisch von 3 kg
Gewicht innerhalb 3 Stunden völlig durchzufrieren, was früher 30 Stunden dauerte.
Ein bisher noch nicht gelöstes Problem ist die Herstellung kleiner
Haushaltskältemaschinen.
In der anschließenden Aussprache teilte der Vortr. auf Anfrage noch mit, daß beim
Einfrieren von Fischen vor dem Einfrieren und unmittelbar nachher ein Glasieren
erforderlich ist, damit nicht etwa die Kiemen fahl werden, weil dann, namentlich in
romanischen Ländern, die Käufer glauben, es mit schlechter Ware zu tun zu haben.
Nachrichtenblatt des Reichspatentamts. Nach den
gesetzlichen Vorschriften über die Anmeldung von Gebrauchsmustern ist gleichzeitig
mit der Anmeldung die tarifmäßige Gebühr zu zahlen. Diese Vorschrift wird häufig
nicht beachtet. Eine gesetzliche Verpflichtung der Anmeldestelle für
Gebrauchsmuster, die Abweisung der Anmeldung wegen Nichtzahlung der Anmeldegebühr
von einer vorherigen besonderen Zahlungsaufforderung abhängig zu machen, besteht
zwar nicht. Wenn aber trotzdem derartige Zahlungsaufforderungen ergehen, so ist es
Sache der Anmelder, die in diesen Zahlungsaufforderungen gesetzten Fristen zu
beachten und die Gebühr innerhalb der gestellten Frist zu zahlen. Erfolgt die
Zahlung erst nach Fristablauf, so werden die Anmelder in Zukunft damit rechnen
müssen, daß diese Zahlung nicht mehr als rechtswirksam angesehen wird. Den Anmeldern
würde dann nur der Weg einer Neuanmeldung offenbleiben.
Deutsche Patentamts-Statistik 1928. Von Patentanwalt Dr.
Oskar Arendt, Berlin W 15.
Insgesamt liefen 70895 Patentanmeldungen ein. Gegenüber dem Vorjahr ist eine Erhöhung
um 2438 Anmeldungen oder 3,6% eingetreten. Höher ist auch die Zahl der
bekanntgemachten Anmeldungen, um 438 oder 2,3%, die der Einsprüche um 574 oder 7,4%,
die der Beschwerden um 394 oder 12,4%, die der Versagungen nach der erfolgten
Bekanntmachung um 47 oder 7%, die der erteilten Patente um 333 oder 2,2%, die der
Anträge auf Nichtigkeitserklärungen und auf Zurücknahme und Lizenzerteilung um 77
oder 30,2%, und die der am Jahresschluß in Kraft gebliebenen Patente um 3969 oder
5,9%.
Abgenommen hat im Berichtsjahre die Zahl der vernichteten oder zurückgenommenen
Patente um 12 oder 41,4% und die der abgelaufenen oder sonst gelöschten Patente um
878 oder 7%.
Gegenüber dem Vorjahre weisen 55 Klassen eine höhere Anmeldezahl und 48 Klassen eine
höhere Erteilungszahl auf.
Die verhältnismäßig meisten Mehranmeldungen fielen mit 434 in Klasse 42 (Tonfilm
usw.).
Eine Abnahme der Patentanmeldungen gegenüber dem Vorjahre ist bei 34 Klassen, eine
Abnahme der Patenterteilungen bei 38 Klassen zu verzeichnen.
Die höchste Gesamtzahl der Patentanmeldungen weist ebenso wie in den Vorjahren die
Klasse 21, Elektrotechnik, mit 8540 auf.
Auch die höchste Zahl der Patenterteilungen erreichte wieder die Klasse 21,
Elektrotechnik, mit 1881.
Die Zahl der auf das Deutsche Reich entfallenden Anmeldungen hat um 1065 oder 1,9%,
die Zahl der aus dem Auslande eingegangenen Anmeldungen hat um 1373 oder 9,7%
zugenommen. Das Verhältnis zwischen In- und Ausland in bezug auf die eingegangenen
Anmeldungen stellt sich für das Berichtsjahr auf 80% für das Inland und 20% für das
Ausland.
Zurücknahmeanträge gingen im Berichtsjahr nicht ein, dagegen wurden auf Erteilung
einer Zwangslizenz im letzten Jahre 17 Anträge eingereicht.
Die Zahl der im Berichtsjahr erteilten Hauptpatente beträgt 14235, die der
Zusatzpatente 1363, insgesamt also 15598. Die Zahl der am Jahresschluß noch in Kraft
gebliebenen Patente betrug 70951.
An Gebrauchsmustern gelangten im Berichtsjahre 46837 zur Eintragung, gegenüber dem
Vorjahre ist ebenfalls eine Vermehrung eingetreten, und zwar um 1112 oder 1,75%.
Die meisten Klassen weisen in der Zahl der Anmeldungen nur geringe Veränderungen
gegenüber dem Vorjahre auf.
Von 1891 bis einschl. 1928 wurden insgesamt 1058600 Gebrauchsmuster eingetragen und
906825 gelöscht. Es bestanden demnach 151775 Gebrauchsmuster noch zu Recht.
Hinsichtlich der Warenzeichenanmeldungen ist gegenüber dem Jahre 1927 ein Rückgang um
1715 Anmeldungen für das Jahr 1928 zu verzeichnen. Eingegangen sind insgesamt 27925
Anmeldungen, von denen auf das erste Halbjahr 14415 und auf das zweite Halbjahr
13510 entfallen.
Gelöscht wurden 10102 Zeichen = rund 1227 mehr als im Vorjahre. Z. T. gelöscht wurden
1030 Zeichen = 33 mehr; erneuert wurden 8283 Zeichen = 197 Zeichen mehr als im
Vorjahre.
Die angemeldeten Verbandszeichen stiegen gegenüber dem Jahre 1927 (57 Anmeldungen) um
19. Von den seit 1913 eingetragenen 277 Verbandszeichen genießen heute noch 252
gesetzlichen Schutz, so daß 25 Zeichen inzwischen zur Löschung gelangten.
Zur internationalen Registrierung deutscher Warenzeichen lagen im Jahre 1928 1738
Anträge vor gegenüber 1614 im Vorjahre.
International registrierte ausländische Marken gingen im Berichtsjahr 4286 ein
gegenüber 3697 im Vorjahre.
Die Zahl der in Deutschland international registrierten Marken beträgt für die Zeit
von 1922 bis 1928 einschl. zusammen 10319.
Preisausschreiben für die Konstruktion von
Sicherheitsvorlagen für Niederdruck-Azetylenentwickler. Nach den
statistischen Ermittlungen der letzten Jahre war ein nicht unbeträchtlicher Teil
aller Explosionen von Niederdruck-Azetylenentwicklern darauf zurückzuführen, daß vom
Brenner in die Azetylenleitung zurücktretender Sauerstoff oder Flammenrückschläge
von den Wasservorlagen nicht aufgehalten wurden. Danach ist es erwiesen, daß sich
die Betriebssicherheit der Niederdruck-Azetylenentwickler noch erheblich erhöhen
wird, wenn es gelingt, die zugehörigen Sicherheitsvorlagen weiter zu verbessern.
Sicherheitstechnisch sollen die neuen Vorlagen
1. vom Brenner her in die Azetylenleitung zurücktretenden
Sauerstoff aufhalten,
2. Flammendurchschläge vom Brenner her zum Stillstand bringen,
wenn ein Azetylen-Sauerstoff- oder ein Azetylen-Luftgemisch zwischen Entwickler
und Brenner vorhanden ist.
Betriebstechnisch muß die neue Sicherung den Vorlagen, die bisher als zuverlässig
anerkannt wurden, mindestens gleichwertig sein.
Erwünscht sind Konstruktionen, deren Betriebssicherheit von der Zuverlässigkeit einer
Bedienungskraft möglichst unabhängig ist (Automatische Sicherungen). Hebel, Ventile
und andere beim Dauerbetrieb eines Niederdruckentwicklers leicht versagende
Konstruktionsteile sind möglichst zu vermeiden.
Für die Lösung der Aufgabe, die Vorlagen der Niederdruck-Azetylenentwickler
sicherheitstechnisch grundlegend zu verbessern, hat der Verein deutscher Ingenieure
in Verbindung mit der Behörde, Berufsgenossenschaften und fachtechnischen Verbänden
zwei Preise ausgesetzt, und zwar einen
ersten Preis von 5000 RM.
und einen
zweiten Preis von 2500 RM.
Bewerbungen sind zu richten an den Fachausschuß für Schweißtechnik im Verein
deutscher Ingenieure, Berlin NW 7, Ingenieurhaus. Letzter Termin für die Einreichung
ist der 1. Oktober 1930. Der Bewerbung ist eine maßstäbliche Zeichnung und eine
Beschreibung der Vorlage beizufügen. Die Bewerbungen sind ohne Namensnennung des
Einsenders, mit einem Kennwort versehen, einzureichen. In einem geschlossenen
Briefumschlag mit gleichem Kennwort ist Name und Anschrift des Einsenders oder der
Einsender anzugeben.
Das Preisgericht besteht aus den Herren Fabrikbesitzer Heime (Arbeitsverband der
Deutschen Autogen- und Druckgasapparate-Industrie E. V.), Halle a./S.; Reichsbahnrat
Kantner (Schweißtechnische Versuchsanstalt der Reichsbahn), Wittenberge;
Gewerbeassessor a. D. Kleditz (Verband der Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaften),
Hannover; Oberregierungsrat Dr. Rimarski (chemisch-techn. Reichsanstalt), Berlin;
Gewerberat Sauerbrei (Deutscher Azetylenausschuß), Berlin; Prof. Dr. Vogel
(Deutscher Azetylenverein), Berlin.
Die Preisrichter entscheiden über die Verteilung der Preise endgültig unter
Ausschluß des Rechtsweges. Sie können vom Bewerber die Lieferung zweier
Modellausführungen in natürlicher Größe auf seine Kosten verlangen und sind außerdem
berechtigt, die Vorlage auf eigene Kosten in beliebiger Anzahl herstellen zu lassen,
um sie einer Dauerbetriebsprüfung zu unterziehen. Alle weiteren Auskünfte erteilt
der Fachausschuß für Schweißtechnik im Verein deutscher Ingenieure, Berlin NW 7,
Ingenieurhaus.
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In mehreren Beratungen des Arbeitsausschusses des Fachausschusses für Schweißtechnik
wurde bereits im Jahre 1928 das lebhafte Bedürfnis nach einer weiteren Verbesserung
der Sicherheitsvorlagen für Niederdruck-Azetylenentwickler erörtert. Insbesondere
bemühten sich die Berufsgenossenschaften um diese Angelegenheit. Um noch bisher
unbekannte erfinderische Kräfte in Deutschland zu finden, wurde der Weg eines
Preisausschreibens gewählt.
An der Bereitstellung der Mittel beteiligten sich: ADA-Verband; Allgemeiner Verband
d. dt. Dampfkessel-Ueberwachungsvereine; Allianz und Stuttgarter Verein,
Versicherungs-A.G. Abt. für Maschinenversicherung; Arbeitsgemeinschaft privater
Feuerversicherungsgesellschaften; Berufsgenossenschaft der Feinmechaniker und
Elektrotechnik; Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke, Berlin:
Carbid-Vereinigung G. m. b. H.; Dt. Azetylenausschuß im Preuß. Min. f. Handel u.
Gew.; Großhandels- u. Lagerei-Berufsgenossenschaft; Norddeutsche
Metallberufsgenossenschaft; Nordwestl. Gruppe d. Eisen- u,
Stahl-Berufsgenossenschaften; Steinbruchs-Berufsgenossenschaft; Süddeutsche Edel- u.
Unedelmetall-Berufsgenossenschaft; Verband für autogene Metallbearbeitung; Verein
deutscher Ingenieure.
Im Einvernehmen mit den Geldgebern wählte der Fachausschuß für Schweißtechnik das
oben genannte Preisgericht unter dem Vorsitz des Herrn Gewerbe-Assessor a. D.
Kleditz, Hannover.
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Das vom Fachausschuß für Schweißtechnik beim Verein deutscher Ingenieure erlassene
Preisausschreiben für Sicherheitsvorlagen zu Niederdruck-Azetylenentwicklern hat in
den Kreisen der Fachwelt große Aufmerksamkeit gefunden, Zu den zahlreichen Anfragen,
ob die gewerbliche Verwertung, d.h. die patentliche Ausnutzung der neu zu
entwerfenden Sicherheitsvorlagen auch den Fachausschuß für Schweißtechnik überlassen
bleibe, wird von diesem mitgeteilt, daß sämtliche Eigentumsrechte der eingereichten
Bewerbungen an den Erfinder übergehen, da selbstverständlich weder der Fachausschuß
für Schweißtechnik noch das Preisgericht für sich wirtschaftliche Vorteile aus den
Ergebnissen des Preisausschreibens ziehen. Demzufolge haben auch die Bewerber die
Wahrung ihrer Schutzrechte, also die patentrechtliche Anmeldung und Sicherung ihrer
Erfindungen selbst zu übernehmen.
Bei der ersten Ausschreibung sind unter den Stellen, die das Preisausschreiben
finanziell fördern, versehentlich der Verband der Deutschen
Baugewerks-Berufsgenossenschaften und der Verband öffentlicher
Feuerversicherungsanstalten in Deutschland nicht genannt worden. Diese Verbände
haben zu den ausgesetzten Preisen nennenswerte Beträge beigesteuert. Ferner ist der
Verband Deutscher Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaften nicht nur mit seiner
nord-westlichen Gruppe, sondern in seiner Gesamtheit an dem Preisausschreiben
beteiligt, für das er erhebliche Mittel bereitgestellt hat.
Die Verwendung von Kälte bei der Herstellung von
Schallplatten. In der Fabrik der Columbia Grammophon Co. in Bridgeport.
Conn. werden je nach der Saison täglich zwischen 50 und 90000 Schallplatten
hergestellt. Diese bestehen aus einem mittleren Teil, der aus einer bestimmten Masse
hergestellt ist, auf dessen beide Seiten Papierscheiben aufgeklebt werden, die nach
einem besonderen Verfahren hergestellt sind.
Der Fabrikationsvorgang ist folgender: Zuerst wird die Aufnahme des betreffenden
Stückes auf eine besondere Platte gemacht, diese wird mit Graphit überzogen und in
ein elektrolytisches Bad gelegt, dort bildet sich ein dünner Kupferüberzug auf ihr,
der alle auf ihr befindlichen Zeichen jetzt als Negativ enthält. Nach diesem wird
ein Stempel angefertigt, mit dem die Aufnahme nun auf die eigentliche Schallplatte
übertragen wird. Dies geschieht auf hydraulischen Pressen, und zwar wird jede Seite
der Platte für sich gepreßt. Die unbedruckte Platte wird auf die Presse gelegt
und Dampf von 7 atü etwa 20 Sek. lang in die hohlen Stempel gegeben. Dann wird der
heiße Stempel mit 100 t auf die Platte gedrückt, infolge der Hitze des Stempels
nimmt das Papier die Prägung genau auf.
Würde die Platte jetzt noch heiß aus der Presse genommen, so würden sich die
Eindrücke der Zeichen in ihr verflachen. Hier greift nun die Kältetechnik ein.
Früher wurde der Dampf aus den Stempeln abgelassen und diese mit Wasser von
Zimmertemperatur gekühlt. Das erforderte aber eine ziemliche Zeit und verzögerte so
die Produktion. Um eine schnellere Abkühlung zu erreichen, wird jetzt das Wasser
durch Kühlschlangen, in den Ammoniak expandiert, auf 4° C abgekühlt und im Kreislauf
aus einem Behälter unter diesen Kühlschlangen durch die Stempel gepumpt, aus denen
es mit etwa 10° C wiederkehrt. Der Fabrikationsvorgang wiederholt sich so alle 20
Sek., und zwar je 20 für das Erwärmen der Stempel und 20 für das Kühlen, so daß in
der Stunde im Durchschnitt 60 Platten fertig werden.
Der Wärmeaufwand hierbei ist beträchtlich, denn jede der Platte durch den Dampf
zugebrachte Wärmeeinheit muß durch das Wasser wieder entfernt werden. Es entsprechen
etwa jedem kg Kohle zur Dampferzeugung zwei KWh zur Kälteerzeugung am
Kompressor.
Auch bei anderen ähnlichen Pressvorgängen kann durch entsprechende Kühlung Zeit und
Arbeit gewonnen werden.
Power 1929 Bd. 70 S. 86.
Kuhn.