Titel: | Neuheiten der Siemens-Schuckert-Werke auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1930. |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 27 |
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Neuheiten der Siemens-Schuckert-Werke auf der
Leipziger Frühjahrsmesse 1930.
Neuheiten der Siemens-Schuckert-Werke.
1 a) Motoren.
Zur Verbesserung des elektromotorischen Antriebes von langsam laufenden
Arbeitsmaschinen haben die SSW Vorgelegemotoren
entwickelt, die es ermöglichen, bei Arbeitsmaschinen mit niedrigen
Antriebsdrehzahlen die Vorteile der Schnellauf enden Motoren durch direkte Kupplung
auszunutzen. Hierdurch werden die bisher vielfach verwendeten Zwischenorgane wie
Riemen, Ketten, Rädertriebe usw. mit ihren Verlusten, Lärm und Verschleiß umgangen.
Die Vorgelegemotoren zeichnen sich durch geringen Platzbedarf, hohen Wirkungsgrad
und praktisch geräuschlosen Gang aus.
Die Vorgelegemotoren werden von den kleinsten Leistungen aufwärts bis etwa 500 kW
ausgeführt. Bei den kleinen Leistungen bis 5,5 kW gelangen Kompurgetriebe zur Verwendung (Bild 1.)
Diese Vorgelege werden für Uebersetzungen von 1 : 7 bis 1 : 13 reihenmäßig
hergestellt, außerdem auf Wunsch auch für Uebersetzungsverhältnisse abwärts bis 1 :
3 und für größere Uebersetzungen bis 1 : 60 gebaut. Das Vorgelege ist ein
schlupffreies Wälzgetriebe von gedrängter Bauweise und konzentrischer Anordnung.
Die Vorgelegemotoren größerer Leistung erhalten Vorgelege mit
echter Pfeilverzahnung. Diese Verzahnung sichert stetigen Eingriff und
damit ein gleichmäßiges Abwälzen der in Eingriff stehenden Getrieberäder. Diese
Vorgelege werden bei Uebersetzungen bis 1 : 5 einstufig ausgeführt und wie die
vorbeschriebenen Kompurgetriebe an Stelle des antriebsseitigen Lagerschildes mit dem
Motor zusammengebaut. Größere Uebersetzungen über 1 : 5 bedingen zweistufige
Ausführung der Getriebe (Bild 2). Motoren größerer
Leistung über ca. 250 kW erhalten zweistufige Zweiweggetriebe. Die Leistung teilt
sich hier vom Motorritzel auf parallelgeschaltete- Zwischen wellen, die je den
halben Kraftfluß führen. Von da wird die Leistung im Getrieberad mit der
Vorgelegewelle wieder vereinigt. Eine besondere Einrichtung sichert gleiche
Lastverteilung auf die beiden Zwischenwellen.
Die Vorgelegemotoren haben in allen Industriezweigen bereits Eingang gefunden und
sich überall in hervorragender Weise bewährt. Selbst für schwerste Betriebe wie
Plattenbänder unter Tage, Holzschleifer, Zementmühlen, Kollergänge,
Kolbenkompressoren haben sie ihre vorzügliche Eignung bewiesen.
Bei den geschlossenen Drehstrommotoren mit
Oberflächenkühlung fehlt jeglicher Mantel, der sich mit faserigem und
backendem Staub vollsetzen könnte. Ein außerhalb des Motorinnern auf die Motorwelle
aufgesetzter Lüfter bläst einen Luftstrom frei über die Oberfläche der Maschine.
Diese OR-Motoren werden in Ausführung mit Kurzschluß- und Schleifringläufer gezeigt.
Sehr praktisch ist die an einem OR-Motor gezeigte Anbau-Spannrolle. Die Verwendung
von Wälzlagern im Elektromaschinenbau hat es möglich gemacht, die Spannrolle
unmittelbar an das antriebseitige Lagerschild anzubauen, wodurch sich eine sehr
gefällige Anordnung ergibt, die nur geringen Platz benötigt.
Sondermotoren sind der Rollmotor (Bild 3) für geringeren
Kraftbedarf und der Fahrmotor (Bild 4) für größeren Kraftbedarf, zwei neue ortsveränderliche
Antriebsmotoren, die bereits in Landwirtskreisen das größte Interesse erregt haben.
Beide Motorenbauarten sind für Verwendungsgebiete bestimmt, bei denen der
Arbeitsplatz häufig gewechselt wird, so für Dreschmaschinen, Fördergebläse,
Hächselmaschinen, Kreissägen, Jauchepumpen usw.
Textabbildung Bd. 339, S. 27
Bild 1: Drehstrommotor mit Wälzgetriebe
Weiterhin wird eine Reihe von Kleinstmotoren gezeigt. Für
derartige Motoren bieten sich mit Rücksicht auf das immer weitere Vordringen des elektrischen
Einzelantriebes mannigfache Verwendungsmöglichkeiten. Diese kleinen Motoren können
in Form von Einbau- bzw. Anbaumotoren organisch mit der betreffenden Arbeitsmaschine
verbunden werden. Die Durchbildung als Universalmotor ermöglicht ihre wahlweise
Verwendung für Gleich- bzw. Wechselstrom. In Haushalt und Gewerbe, in Büro und
Geschäft sowie in der Industrie erfreuen sich derartige Motoren allgemeiner
Beliebtheit.
Textabbildung Bd. 339, S. 28
Bild 2: Geschützter Drehstrom-Vorlegemotor mit angebauter Anlaßwalze und
zweistufigem Einweggetriebe
1 b) Gleichrichter.
Die ausgestellten Glas-Gleichrichter Schränke zeigen als
besonders bemerkenswerte Neuerung eine Einrichtung, die Heizung und Kühlung der
Glasgefäße selbsttätig in Abhängigkeit von der Gleichstrombelastung bringt. Diese
Einrichtung besteht für jeden Gleichrichter-Schrank aus zwei in der Nähe des Kolbens
eingebauten Heizsonnen, die in eingeschaltetem Zustande den Kolben, insbesondere die
Erregerpartie, anwärmen und so die Zündung des Gleichrichters bei niedrigen
Temperaturen erleichtern. Die Zu- und Abschaltung dieser Heizsonnen geschieht
selbsttätig durch einen kleinen Quecksilberkippschalter, der von einer in dem
Luftstrom des Ventilators eingebauten Luftfallklappe betätigt wird. Da die
Umdrehungszahl des Ventilators mit Hilfe einer besonderen Drosselspule in
Abhängigkeit von der Gleichstrombelastung gebracht wird, wird durch diese
Luftfallklappe oberhalb einer bestimmten Stromstärke die Fallklappe hochgehoben und
somit die Heizung ausgeschaltet, während unterhalb dieser Stromstärke die Fallklappe
unten liegt und somit die Heizung eingeschaltet hat. Auf diese Weise wird erreicht,
daß bei Leerlauf oder geringer Belastung und niedriger Außentemperatur der
Glaskolben angewärmt wird.
Die vorerwähnte Drossespule liegt in der Zuleitung zum Ventilatormotor und wird von
dem Motorstrom durchflössen. Gleichzeitig wird der Gleichstrom des Gleichrichters in
einigen dicken Windungen über die Drossel geführt. Bei Leerlauf oder geringer Last
ist die Drosselwirkung so stark, daß der Ventilatormotor gerade anläuft, ohne
zu kühlen. Bei steigender Belastung wird jedoch durch den Gleichstrom die Drossel
vormagnetisiert, so daß durch den hierdurch erzeugten konstanten Kraftfluß die
Drosselwirkung immer schwächer wird, dem Ventilator also eine immer größere Spannung
zur Verfügung steht, bis er mit voller Umdrehungszahl läuft, was ungefähr bei 60%
der Gleichstrombelastung eintritt.
Eine weitere bemerkenswerte Neuerung ist ein in der Nähe des Kolbens eingebautes Thermorelais, das oberhalb einer bestimmten kritischen
Temperatur einen Kontakt schließt, unterhalb dieser Temperatur aber öffnet, Ueber
dieses Relais wird die Zuleitung zur Spritzzündung gelegt, so daß bei niedriger
Rautemperatur der Gleichrichter nicht zündet, während oberhalb dieser Temperatur die
Zündung selbsttätig freigegeben wird. Beim Einschalten des Gleichrichters bei
niedriger Raumtemperatur wird also der Zündvorgang erst vor sich gehen können,
nachdem die Heizeinrichtung die erforderliche Temperatur geschaffen hat. Auf diese
Weise wird mit Sicherheit verhindert, daß im Winter der Glaskolben bei zu niedriger
Temperatur eingeschaltet wird, was unter Umständen erhebliche Ueberspannungen in
Drosselspule und Transformator hervorrufen kann. Für vollkommen selbsttätig
arbeitende Anlagen ist diese Einrichtung von besonderer Wichtigkeit, da hier ohne
jedes Zutun des Personals verhindert werden muß, daß beim Einschalten der Station
und vor allem auch beim Wiederkommen der fortgebliebenen Drehstromspannung der
unzulässig stark abgekühlte Kolben eingeschaltet wird.
Textabbildung Bd. 339, S. 28
Bild 3: Rollmotor treibt Höhenförderer an
Die Vorzüge dieser patentierten Heiz- und Kühlungseinrichtung sind also:
1. Verhinderung des Einschaltens kalter Kolben durch
selbsttätige Ausschaltung der Zündeinrichtung unterhalb einer gewissen
Temperaturgrenze, wodurch die gefährlichen Zünd-Ueberspannungen beseitigt
werden.
2. Fortfall der bei intermittierendem Betrieb eintretenden
größeren Temperaturschwankungen durch selbsttätiges Einschalten der
Heizeinrichtung bei Leerlauf oder bei geringer Last, wodurch die Lebensdauer der
Glaskörper erhöht wird.
3. Beseitigung der durch Unterkühlung der Glasgefäße
möglichen Unstabilität der Gleichspannung, da der Ventilator bei geringer Last
oder Leerlauf nicht mehr kühlt.
4. Fortfall jeglicher Relais und Kontakte für die Regulierung
der Ventilatordrehzahl.
5. Verbesserung des Wirkungsgrades bei geringer Belastung durch
Herabsetzung des Spannungsabfalles.
Textabbildung Bd. 339, S. 29
Bild 4: Fahrmotor mit Dreschmaschine.
Die Schränke sind für folgende Verhältnisse ausgeführt:
1 Schrank für 200 A bei 3000 V gleichstromseitig, mit
Luftkühlung;
1 Schrank für 500 A bei 220 V gleichstromseitig, mit
Luftkühlung;
1 Schrank für 600 A bei 220 V gleichstromseitig, jedoch mit
Wasserkühlung.
Ferner werden noch einige bemerkenswerte Ausführungen von Glaskolben gezeigt, und
zwar je ein Kolben (der Type VD 351) für 350 A, luftgekühlt mit Einbaukäfig (Bild 5), für 500 A ebenfalls luftgekühlt für 3000 V
bei 250 A.
Bei dem ausgestellten Groß-Gleichrichter für 4000 A
(ähnlich Bild 6) sind alle neuesten Fortschritte im
Groß-Gleichrichterbau berücksichtigt.
Die Bestrebungen zur Schaffung eines brauchbaren Klein-Gleichrichters haben im Kupferoxydul-Gleichrichter zu einem vollen Erfolg geführt. Die
Arbeitsweise dieser Gleichrichter beruht auf der Sperrwirkung, die bei einer
oxydierten Kupferscheibe zwischen der Kupferunterlage und dem Kupferoxyd vorhanden
ist. Auf Grund dieses Prinzips haben die SSW Klein-Gleichrichter entwickelt, welche
keine bewegten Teile, keine Flüssigkeit oder Röhren enthalten und welche sich im
Betrieb dadurch auszeichnen, daß sie bei gutem Wirkungsgrad unbegrenzte Lebensdauer
haben und keinerlei Wartung erforderlich machen. Während Geräte für 0,5 A und 6 V
zum Laden kleiner Batterien schon seit Jahren in großem Umfange verwendet werden,
ist man erst in letzter Zeit dazu übergegangen, die Gleichrichter auch für größere
Spannungen und Stromstärken auszuführen. Nach den bisherigen äußerst günstigen
Erfahrungen kann man schon heute Trockengleichrichter auch für noch größere
Spannungen ausführen. Ein Gerät, das sich zum direkten Anschluß an Drehstrom
eignet und auf der Gleichstromseite ½ A bei 220 V liefert, wird ebenfalls
gezeigt.
1 c) Schaltgeräte und Teile von Schaltanlagen.
Um den vielfachen Anforderungen nach Hochleistungsölschaltern insbesondere der VDE-Spannungsreihe 10 in
kleineren Netzstationen und Anschlußanlagen Genüge zu tun, haben die SSW den
bekannten Hochspannungsölschalter durch Vereinfachung einer Reihe von
Konstruktionsteilen leichter und preiswerter hergestellt. Ein derartiger Schalter
der sogen. Typengruppe R 38 hat eine Abschaltleistung von 130000 kVA (Bild 7). Der Schalter ist gleichzeitig mit neuen
Ueberstromauslösern nach dem Ferraris-Prinzip ausgerüstet, die eine vom Strom
unabhängige Zeitauslösung gestatten. Zum Vergleich wird ein Hochleistungsölschalter
der Typengruppe 42 gezeigt, dessen Schaltleistung durch Einbau von Löschkammern auf
400 MVA erhöht wurde. Die gleichen Schalter ohne Löschkommer leisten auf Grund der
eingehenden Versuche im Hochleistungsprüffeld der SSW 230 MVA.
In neuester Zeit sind Bestrebungen in Gange, Hochleistungs-Schalter zu bauen, die ohne Oel
arbeiten, und zwar haben die SSW zwei verschiedene Typen entwickelt.
Die eine Ausführung ist der Preßluftschalter (Bild 8), dessen Wirkungsweise darauf beruht, daß
Druckluft mit einem Druck von 6–8 Atmosphären gegen den Lichtbogen, geblasen
wird.
Textabbildung Bd. 339, S. 29
Bild 5: Glas-Gleichrichter mit Spritzzündung im Einbaukäfig.
Nach einem anderen und gänzlich neuen Prinzip ist der Expansionsschalter (Bild 9) gebaut, den die
SSW nach zweijähriger Forschungsarbeit in ihrem Hochleistungsprüffeld entwickelt
haben. Dieser Schalter ist an keine Druckluftanlage gebunden. Er ist mit einer nicht
brennenden Flüssigkeit gefüllt, und der beim Abschalten entstehende Lichtbogen
bringt einen Teil dieser Flüssigkeit zum Verdampfen. Die SSW haben nun bei ihren
Versuchen festgestellt, daß die Löschung eines Wechselstrom-Lichtbogens, der in
einer Dampfatmosphäre brennt, immer dann stattfindet, wenn während der Zeit des Stromdurchganges
durch Null eine genügend starke Temperaturabnahme des Dampfes eintritt. Die
einfachste Art, Dampf abzukühlen, besteht darin, ihn adiabatisch expandieren zu
lassen. Der Löschvorgang findet nun in der Weise statt, daß die elektrischen
Teilchen des Lichtbogens bei der Abkühlung und Kondensation des Dampfes mit
Flüssigkeit beschwert werden, wodurch sich ihre Masse auf das Tausend- bis
Millionenfache erhöht. Infolgedessen kann Stoßionisation nicht mehr eintreten, da
das elektrische Feld die für den Durchschlag erforderliche Geschwindigkeit der
Ladungsträger nicht mehr herbeiführen kann.
Textabbildung Bd. 339, S. 30
Bild 6: Groß-Gleichrichter für 6000 Ampère.
Die neuen Schalter sind bis zu den höchsten Spannungen und Abschaltleistungen
brauchbar, zeichnen sich durch einfachen Aufbau aus und ergeben beim Einbau in die
Schaltanlage eine sehr übersichtliche Anordnung.
Die Schnellschalter mit Verbunddrossel der SSW werden in 2
Ausführungen gebaut, als Ueberstromschnellschalter und als Rückstromschnellschalter.
Der Aufbau ist vereinfacht und übersichtlich. Die SSW stellen derartige Schalter für
1000, 2000 und 8000 A aus. Der Ueberstromschnellschalter für 8000 A hat etwa die
Größe eines 2500-A-Schnellschalters und ist wegen der hohen Stromstärke mit einer
sinnreichen Wasserkühlung versehen. Das Wasser fließt durch den oberen Kontakt
nacheinander durch die Blasspule, durch die Kontaktbrücke und das untere
Kontaktstück wieder fort. Die SSW-Schnellschalter sind allen anderen bisher
bekanntgewordenen Konstruktionen überlegen; vom Moment des Schaltkommandos bis
zum Ablösen der Kontaktbrücke von den Schaltstücken vergehen nur
\frac{1000}{1,5} sek.
Die neuen Hochleistungssicherungen der SSW zeichnen sich
durch Bewältigung von hohen Stoßkurzschlußströmen aus. Die eigenartige Anordnung der
beiden parallelgeschalteten Schmelzleiter vermeidet den Corona-Effekt an diesen
Teilen. Beide Schmelzdrähte sind derartig in ein pulverförmiges Füllmaterial
gebettet, daß bei den normalen Leistungen die Sicherung ohne erhebliche
Feuererscheinung schmilzt. Die Hochleistungssicherung wird für 10, 20 und 30 kV
hergestellt und für Stromstärken von 2 bis 30 A. Die SSW zeigen zunächst eine
Ausführung für Innenraummontage und 10 kV und eine für gleiche Spannung und
Freiluftmontage mit den dazugehörenden Einsätzen.
Die bereits auf der vergangenen Messe gezeigten Ueberspannungsschutzapparate für 250
V, nach ihrem Arbeitsprinzip Kathodenfallableiter
genannt, sind nunmehr bis 15 kV-Betriebsspannung lieferbar. An zwei Masten sind
Ableiter für 500 V und solche für 15 kV aufgehängt. Die Ableiter zeichnen sich durch
ihre gedrängte, vollkommen geschlossene Form und durch das Fehlen von offenen
Funkenstrecken mit Blasspulen vorteilhaft von den bisherigen Konstruktionen aus.
Von dem bewahrten gußgekapselten Hochspannungsmaterial
(Bild 10) stellen die SSW wiederum 3 Einheiten
aus, von denen das mittelste Feld mit Druckluft betriebsmäßig geschaltet werden
kann. Nicht nur im Inlande, sondern neuerdings auch im Auslande werden gerade diese
Konstruktionen der SSW stark bevorzugt.
Textabbildung Bd. 339, S. 30
Bild 7: Hochleistungs-Oelschalter für eine Abschaltleistung von 130000
KVA.
Die ausgestellten Freiluftdurchführungen und Stützer weisen bereits die genormten Porzellane und
Abstände auf. Hervorzuheben sind insbesondere senkrechte Durchführungen für die Reihe 45 mit
Massefüllung und Abtrennungsraum sowie die Durchführungen
für hohe Stromstärken bis 2000 A.
Textabbildung Bd. 339, S. 31
Bild 8: Preßluftschalter für 10000 V.
Von den Motorschutzschaltern verdient die neue Type für
Wechsel- oder Drehstrom von 60 A Nennstrom (Bild 11) besondere Beachtung. Der größte zulässige
Ausschaltstrom beträgt bei induktionsfreier Belastung und 380 V 2500 A, und bei 500
V 2000 A. Dieser Schalter wird in geschlossener und in gekapselter Ausführung
gebaut. Auf der Grundplatte aus Isolierstoff sind die auswechselbaren
Wälzkontaktstücke und die magnetische Funkenlöschung aufgesetzt. Die Phasen werden
durch abnehmbare Funkenkamine voneinander getrennt. Ferner ist eine Freilaufkupplung
vorhanden, durch die der Handgriff mit den beweglichen Schaltstücken verbunden ist!
Eine Behinderung der Selbstausschaltung durch Festhalten oder Festbinden des
Handgriffes ist daher nicht möglich. Auch beim Ausschalten von Hand wird diese
Kupplung gelöst, so daß stets eine von der Bewegung des Handgriffs unabhängige
Moment-Ausschaltung eintritt. Die Schaltstellung ist von außen sichtbar gemacht.
Dieser Schalter kann auch in 3- und 4-poliger Ausführung mit Erdschlußauslöser ausgerüstet werden für den RWE
(Heinisch-Riedl)-Schutz.
Die neuen Steuerschalter für angestrengten Betrieb
(Hebezeuge, Hütten- und Walzwerke und dgl.) haben Nockenschaltwalzen zur Betätigung
der einzelnen Kontaktpaare. Je nach der Größe der Schaltleistung haben die
Einzelschalter Funkenbläser oder nicht. Zur Vermeidung von Ueberschlägen sind
jedoch stets Funkenkamine vorgesehen.
Der neue Hochstrom-Selbstschalter wird gebaut für 4000 bis
20000 A Nennstrom und für Spannungen bis 1500 V. Die Vorzüge der Schalter sind:
a) nur senkrechte Isolation und lange Kriech- und
Luftstrecken,
b) großer Kupferquerschnitt und daher geringe Erwärmung,
c) hohe Abschaltleistung,
d) einfache Bauart und gute Zugänglichkeit zu den
Kontaktstellen,
e) klinkenlose Freilaufkupplung.
Der Schalter ist aufgebaut auf einer gußeisernen Grundplatte.
Zwei Konsolen, die auf die Grundplatte geschraubt sind, tragen die Lager der
Schalterantriebsorgane. Die Kontaktbürsten sind in Gruppen von je 4 Stück
unterteilt. Der Schalter hat Vorkontakte und Abbrennstücke, auch können Blasspulen
angeordnet werden. Die Abbrennstücke jeder Bürstengruppe sind von einer
Lichtbogenkammer umgeben, die ein Auftreffen des Lichtbogens auf geerdete Teile
verhindert. Die Blasspulen werden erst nach Unterbrechung des Hauptkontaktes vom
Hauptstrom durchflössen, der dann das schnelle und sichere Erlöschen des Lichtbogens
bewirkt. Der Schalter wird durch einen Hubmagnet oder, falls erforderlich, von Hand
angetrieben. Zur Fernauslösung des Schalters dient ein Auslösemagnet. Er kann auch
mit Ueberstromauslösern versehen werden.
Die neuen Luft- und Oelschütze können als Motor schütz
Schalter oder als normale Schütze verwendet werden. Das Schütz K 3713 für 15 A
Höchststrom ist mit Kontakten in Luft ausgerüstet. Zu Verriegelungszwecken sind ein
oder zwei Abhängigkeitskontakte angeordnet. Zum Schutz gegen Berührung ist das
Schütz mit einer Blechhaube versehen. Die einzelnen Phasen sind durch isolierende
Wände überschlagsicher voneinander getrennt.
Textabbildung Bd. 339, S. 31
Bild 9: Expansionsschalter für 10000 V.
Das Schütz für 15 A kann zwei- und dreipolig ausgeführt werden. Für höhere
Ströme bis 25 A ist die Type K 3740 zu verwenden. Der Aufbau dieser Schütze ist
ähnlich wie bei der Type K 3713, jedoch sind die Kontakte wie auch die Schützspule
so an der Grundplatte angeordnet, daß diese Teile in einen ölgefüllten Kessel
hineinragen. Oberhalb der Grundplatte ist ausreichender Raum vorgesehen, damit
innerhalb des Oelkessels noch die Wärmeauslöser bei Verwendung des Schützes als
Motor schütz Schalter angeordnet werden können. Es wird von Fern gesteuert durch
einen getrennt montierten oder angebauten Druckknopf für „Ein- und
Ausschaltung“. Nach Belieben können zwei oder drei thermische
Ueberstromauslöser vorgesehen werden.
Textabbildung Bd. 339, S. 32
Bild 10: Gußgekapselte Hochspannungs-Schalteinheit.
Der neue Mehrmotorenselbstschalter für 4 bis 6 Motoren
besteht aus einem dreipoligen gekapselten Selbstschalter mit 1 oder 2
unverzögerten Auslösern und einem Spannungsauslöser für Ruhestrom. Die
gemischtverzögerte Wärmeauslösung für die einzelnen Motoren ist in einem besonderen
Relaiskasten untergebracht, der an die Selbstschalter angebaut ist. Der Schutz für
die einzelnen Motoren ist also in einen besonderen Relaiskasten gelegt, während der
direkte Kurzschlußschutz für alle Motoren gemeinsam im Selbstschalter angeordnet
ist. Im übrigen ist die Konstruktion des Selbstschalters ähnlich den normalen
Schaltern Type R bzw. H 910.
Textabbildung Bd. 339, S. 32
Bild 11: Motorschutzschalter für 60 A.
Es sei auch auf die neuen Ausführungen von Stern-Dreieckschaltern hingewiesen sowie auf die gußgekapselten Niederspannungs-Verteilungsanlagen für rauhe Betriebe über
und unter Tage.