Titel: | Das Aluminium. |
Autor: | E. Kuhn |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 41 |
Download: | XML |
Das Aluminium.
Von Dipl.-Ing. E. Kuhn,
Berlin.
E. KUHN, Das Aluminium.
Das Aluminium ist auf der Erde außerordentlich weit verbreitet, in jedem Ton
z.B. ist Aluminium in der Gestalt von Tonerde Al2
O3 enthalten. Seine Verbindungen mit anderen
Elementen sind aber ziemlich innige, und außerdem noch mit anderen vermischt, so daß
seine Herstellung nicht ganz einfach ist. Man kann es nämlich nicht wie Eisen und
Kupfer lediglich durch Anwendung von Wärme gewinnen, sondern muß chemische und
elektrische Vorgänge mit zu Hilfe nehmen. Obwohl es schon 1827 Wöhler gelungen war,
metallisches Aluminium herzustellen, und der Franzose Saint Claire Deville in den
vier ziger Jahren eine Fabrik erbaut hatte, in der auf chemischem Wege Aluminium bis
zu 2 t jährlich erzeugt werden konnte, war es erst der Entwicklung der
Elektrotechnik zu verdanken, daß sie es ermöglichte, die für eine Herstellung im
Großen erforderlichen Energiemengen zur Verfügung zu stellen. (Denn diese ist erst
unter Zuhilfenahme der Elektrolyse möglich.) Erst Ende der achtziger Jahre kamen
dann größere Mengen von elektrolytisch erschmolzenem Aluminium auf den Markt,
während die eigentliche Entwicklung der Aluminiumindustrie erst durch den Krieg und
in den Nachkriegsjahren einsetzte. Heute beträgt die deutsche Aluminiumerzeugung
35000 t jährlich und damit etwa 25% derjenigen Europas.
Als Ausgangsmaterial für die heutige Aluminiumgewinnung dient in erster Linie der
Bauxit, nach dem Fundort, Les Beaux in Frankreich, genannt, seine Zusammensetzung
schwankt zwischen 50–70% Al2O3, 1 20%, Fe2O3; 2 bis 25% SiO2 +
TiO2 und 10–30% H2O. Dieser Bauxit kommt bei uns in Oberhessen vor, doch werden die
größeren Mengen vorwiegend aus Ungarn bezogen. Die Herstellung aus den bei uns in
reichem Maße vorkommenden Tonen ist aber technisch möglich und zurzeit wohl im
wesentlichsten eine Kostenfrage. Ein weiteres Ausgangsmaterial ist der Kryolith,
Na3 Al F6, der
in großen Lagern in Grönland vorkommt und auch in der Glasindustrie eine Rolle
spielt, außerdem wird er aber auch noch künstlich hergestellt, da der grönländische
z. T. stark verunreinigt ist und erst aufbereitet werden muß. Ein weiteres Material,
das aber nur die Rolle eines Hilfsmaterials spielt und wiedergewonnen wird, ist die
Soda, dann kommen noch die Anodenkohlen für die Elektrolyse hinzu, die aus
Petrolkoks, Pech und Teer gemischt, in Blockpressen mit hohem Druck geformt und im
Ringofen gebrannt werden.
Der Vorgang bei der Herstellung des Aluminiums ist folgender: Der Bauxit kommt in
rohem Zustande und etwas vorgebrochen nach dem Werk, wird hier in einem
Drehofen getrocknet und dann zerkleinert, worauf er mit wasserfreiem Natriumkarbonat
in Drehöfen bis zum Sintern erhitzt wird. Er geht dann durch eine Mühle und in große
Autoklaven, in denen ihm durch heißes Wasser das beim Erhitzen entstandene
Natriumaluminat entzogen wird, ebenso wird das gleichzeitig gebildete Natriumsilikat
gelöst. Das Eisenoxyd bleibt als „Rotschlamm“ zurück und wird durch
Filterpressen von der Lauge getrennt. Das Natriumaluminat zersetzt sich hierbei und
scheidet sich als Aluminiumhydroxyd (Tonerdehydrat) aus, Zusatz von Kohlensäure aus
der Sodaherstellung beschleunigt diesen Vorgang. Das so gefällte Tonerdehydrat wird
auf Vakuumfiltern abfiltriert und von den Filtern durch Schaber abgenommen oder auch
mit Filterpressen abgepreßt, worauf es in großen Drehöfen „kalziniert“, d.h.
entwässert wird. Es entsteht so Tonerde in sandiger Form. Die so gewonnene Tonerde
wird jetzt mit dem oben genannten Kryolith zusammengebracht und in das
„Aluminiumbad“ eingeführt. Dieses besteht aus schmiedeeisernen Kästen von
etwa 2,5 m Länge, 1–1,5 m Breite und 70 cm Höhe. Der Boden ist mit Kohlemasse
ausgestampft, die als Kathode dient, die Anoden (positive Pole) bestehen aus den
oben erwähnten Kohleblöcken von etwa 35 cm Höhe und 600 bis 800 cm2 Querschnitt, sie sind mit Zuführungsstangen aus
Kupfer verbunden. Die Seitenwände sind mit feuerfesten Steinen ausgekleidet. In
diesem Bad geht dann der elektrolytische Vorgang vor sich, das Aluminium sammelt
sich am Boden als geschmolzene Masse an. Zur Herstellung des Aluminiums sind sehr
große elektrische Leistungen erforderlich. Ein solcher Ofen oder Bad hat bis zu 12
Anoden, von denen jede bei etwa 7 V mit 1000 A belastet ist, bei 500 V
Betriebsspannung sind gewöhnlich etwa 70 Bäder hintereinander-geschaltet. Aus den
genannten Zahlen geht schon der große Strombedarf hervor, daher befinden sich diese
Anlagen meist in Gegenden, in denen billiger Strom zur Verfügung steht, also wo
große Waserkräfte wie in Süddeutschland und der Schweiz, oder billige Kohle,
Braunkohle, vorhanden sind. Die bekanntesten Werke sind Bitterfeld, das Erftwerk,
das Lautawerk, das Innwerk, Rheinfelden usw. In Amerika sind es besonders die Werke
am Niagara u.a.m., in denen Leistungen von 40–60000 und mehr PS eingebaut sind.
Weitere Werke sind in Oesterreich, Norwegen, Spanien, Frankreich, Schweiz und
Italien, das neuerdings ein sehr großes Werk plant. Die deutschen Werke sind in der
„Vereinigte Aluminiumwerke“
und der
Erftwerk-A.G. zusammengefaßt.
Die Eigenschaften des Aluminiums, seine Leichtigkeit, gute Leitfähigkeit für Wärme
und elektrischen Strom usw., sind bekannt; Einzelheiten sind in Tabelle 1
enthalten.
Die Verwendungsmöglichkeiten in Technik und Industrie sind sehr zahlreich, und
besonders durch die Anwendung von Legierungen noch in dauerndem Steigen begriffen.
Die Verwendung von solchen zu Freileitungen für die elektrische Kraftübertragung,
von Gefäßen aller Art in der Industrie für Lebensmittel, in der chemischen
Industrie, in Brauereien usw. hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung
genommen und man kann Gefäße von sehr großen Abmessungen aus Reinaluminium usw.
herstellen. Die Verwendung von Aluminiumfolie als Isoliermaterial und zu
Verpackungszwecken ist in letzter Zeit stark hervorgetreten, es konnte hier das viel
teurere Zinn ersetzen. Heute kann man Folien bis zu 0,008 bis 0,005 mm Stärke
herstellen.
Die Möglichkeit, das Aluminium zu gießen, beschleunigte die Entwicklung des
Automobil-, Flugzeugbaues usw. Heute können die kompliziertesten Gußstücke aus ihm
und seinen Legierungen hergestellt werden. Es werden große Blöcke gegossen und zu
den verschiedensten Konstruktionsmaterialien ausgewalzt.
Textabbildung Bd. 339, S. 42
Von größter Bedeutung ist die Herstellung von Aluminiumloten sowie das Löten und
Schweißen von Aluminium überhaupt. Gerade die letzteren Fragen sind in neuerer Zeit
fast in der ganzen Welt eingehend studiert und auch bis zu einem gewissen Grade gelöst
worden. Vor allem ist es gelungen, Verfahren zur Schweißung des Aluminiums zu
finden, die schon weitgehenden Ansprüchen genügen. Es sind dies das
Hammerschweißverfahren, das der Gasschmelzschweißung, die elektrische Lichtbogen-
und die elektrische Widerstandsschweißung.
Die deutsche Aluminiumindustrie hat lebhaften Anteil an dieser Entwicklung; sie ist
eine der wenigen deutschen Industrien, die fast ausschließlich inländische Rohstoffe
verwendet, denn der Anteil des ausländischen Bauxits beträgt nur etwa 1,5% des
Rohaluminiumwertes.
Die Literatur über das Aluminium, seine Verwendung und Verarbeitung ist sehr
umfangreich, es seien daher nur einige der neuesten Quellen darüber
angegeben.
1. Technische Elektrochemie von Prof. Dr. K. Arndt, 1929, Verlag Ferdinand Enke,
Stuttgart.
2. Grundzüge der theoretischen und angewandten Elektrochemie, von Prof. Dr. G. Grube.
1930. Verlag Th. Steinkopff, Dresden u. Leipzig.
3. Hauszeitschrift der V. A. W, u. d. Erftwerk-A.-G. für Aluminium.
4. Gießereizeitung 1930, Nr. 3.
5. Deutsche Bergwerkszeitung und deren technische Blätter.
usw.
Textabbildung Bd. 339, S. 43
Reinaluminium; Physikal. und
mechan. Eigenschaften; Eigenschaft Zustand; gegossen; weichgeglüht; hart gewalzt
oder gezogen; Atomgewicht; Spez. Gewicht; Siedepunkt; Schmelzpunkt;
Schmelzwärme; Spez. Warme; Wärmeausdehnung; Schwindmaß; Wärmeleitfähigkeit;
Verbrennungswärme; Elektr. Leitfähigkeit bei 20°; Spez. elektr. Widerstand bei
20°; Widerstandstemperaturkoeffizient; Elastizitätsmodul; Gleitmodul;
Zugfestigkeit; Fließgrenze; Bruchdehnung; Bruchquerzusammenziehung;
Brinellhärte; Kerbzähigkeit; Scherfestigkeit; Erichsentiefung f. 1 mm Blech
(weich) mm; Entsprechend deutschem Normenvorschlag
Aus der Hauszeitschrift der V.A.W. und der Erft-Werk A.-G., Februar 1930.