Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 72 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Fortschritte im Bau und Betrieb von Kraftwerken in Amerika
im Jahre '929. Ein Rückblick auf die Entwicklung der verschiedenen Dampfkraftanlagen im vergangenen Jahre zeigt stetige
Weiterentwicklung seit dem Jahre 1928, Verfeinerungen einzelner Konstruktionsteile,
Herabsetzung des Wärmeverbrauchs unter Zunahme der Ausbeute an kW je Kosteneinheit.
Eingehende Reinigung des Speisewassers, Verwendung wassergekühlter Feuerräume sowie
verbesserte Ausführung der Luftkühlung dieser. Einführung höherer Drücke bis 84, 98
atü und darüber. Verbilligung der Anlage und Betriebskosten usw.
Einige der wichtigsten und interessantesten Werke, die teils schon im Betrieb oder
noch im Bau sind, sind im Nachstehenden aufgeführt. In Rochester wurden zwei
selbsttätig gesteuerte Unterwerke gebaut, die 5000 bzw. 3000 kW leisten. Die
Steuerung hält einen Gegendruck von 1,05 atü und einen Anzapfdruck von 10,5
konstant, die Generatoren arbeiten in das Netz der Gesellschaft, ihre Leistung hängt
nur vom Dampfbedarf der angeschlossenen Industrie ab. Die zugehörigen Kesselgruppen
haben Kohlenstaubfeuerung und 21,5 atü bei 50°C Ueberhitzung. Das Deepwater
Kraftwerk der American Gas & Electric Co und der
Unite Gas Improvement Co enthält zwei 53000-kW-Turbinen und eine mit 12500 kW. Es
arbeitet mit 95 atü. Der Abdampf der kleinen Turbine geht durch sieben Verdampfer,
die bei Vollast 181 t Dampf von 12,66 atü für ein Industriewerk liefern. Dieser
Dampf wird vor Abgabe noch durch Frischdampfüberhitzer auf 227° C gebracht. Dieses
Werk ist in doppelter Hinsicht von Bedeutung, es ist das erste, das ausschließlich
mit 84 atü an der Turbine arbeitet und große Abdampfmengen an die Industrie liefert.
Auch andere Werke, wie das in Holland und South Amboy N. J., arbeiten mit
Höchstdruck von 98 atü. Was die Anlagekosten betrifft, so ist es interessant, daß
das Hollandwerk 0,0316 m2 Kesselheizfläche/kW hat,
gegenüber 0,127 m2, die bei einem Werk mit 28 atü
erforderlich wären. South Amboy hat 0,027 m2/kW.
In San Franzisko wurde eine Zentrale mit 98 atü Kesseldruck, als erste mit diesem
Druck an der Pazifikküste erbaut. Die Kessel leisten je 181,6 t/h, an der Turbine
sind noch 84 atü und 400° C. Die San Antonio Gas & Electric Co arbeitet mit 98
atü, 432° C, die Kessel leisten je 89 t/h. Ford hat vor kurzem die größte
Höchstdruckturbine mit 110000 kW aufgestellt, die Kessel liefern je 318 t/h bei 95
atü. Bei Philip Carey haben die Kessel den höchsten bisher in Amerika verwendeten
Druck von 126 atü. Die stehenden Dreifachexpansionsmaschinen arbeiten bei 102 atü
und 427° C, mit 42 atü Gegendruck ins Fabriknetz, sie sind in Deutschland
hergestellt (Borsig). Von Anlagen mit mittleren Drücken ist das State Line Kraftwerk
mit 42 atü und seiner dreiteiligen Maschine mit 208000 kW von Interesse. In Hell
Cate wurden zwei Verbundmaschinen mit 160000 und 165000 kW aufgestellt, die
zugehörigen Kessel liefern 363,2 t/h Dampf von 385° C und 19 atü. Im East River
Werk in New York steht eine Tandem-Verbund-Turbine von 160000 kW, sie hat 10
Doppelenderkessel von Ladd mit Oelfeuerung von 565 t/h. Delray Werk No. 3 hat zwei
50000-kW-Einzylinder-Turbinen mit 28 atü. In Connors Creek, einem anderen Werk der
Detroit Edison Co, soll eine 75000-kW-Tandem-Maschine aufgestellt werden; der
Dampfdruck beträgt 42 atü. Das Riverbend Werk, das mit einem Wasserkraftwerk
zusammen arbeitet und einen mittleren Lastfaktor von 40% hat, wurde für 29,88 atü
gebaut, weil man bei diesem Druck geringere Anlagekosten errechnete als bei Drücken
von 84 bzw. 44 atü, obgleich der Brennstoffverbrauch je kWh bei 44 atü um 9,7%, und
bei 84 um 15,6% niedriger gewesen wäre. Das Werk enthält zwei
55000-kW-Einzylinderturbinen, die vier Kessel haben je 3300 m2 Heizfläche und je drei
Einzelkohlenstaubmühlen.
Werke mit den bisher üblichen Drücken von 28 atü sind die Neue Gorgaszentrale mit
einer 60000-kW-Turbine, die von zwei Kohlenstaubkesseln von je 2800 m2 mit Dampf versorgt wird, die Shuffelton-Zentrale
hat einen 35000-kW-Generator, der oft als Phasenschieber bzw. Reserve benutzt wird;
er hat zwei ölgefeuerte Kessel mit 31,6 atü. In Buffalo steht eine 80000-kW-Maschine
mit drei Kesseln für je 254 t/h, die zusammen mit dem Huntleywerk als Ergänzung der
Wasserkräfte des Niagara dienen soll.
Auch einige Anlagen der Industrie sind von Interesse, so
die der Ajax Rubber mit 29,88 atü und einer 1500-kW-Turbine, die mit 12 atü
Zwischendampf und 6 atü Gegendruck arbeitet, wobei die kWstunde bei Vollast 1,5 Pf.
kostet. Die Zentrale von Anheuser-Busch in St. Louis hat 22,7 atü am Kessel und
Gegendruckturbinen, die mit 10,5 atü Zwischendampf über einen Akkumulator und 0,35
atü Gegendruck arbeiten. Eine typische Anlage für Kraft und Wärme in der
Textilindustrie ist die von Knitting, solche in der Papierindustrie die von John
Heald und Rhinelander, letztere hat 28 atü Kessel mit Stokern und einer
4000-kW-Turbine mit doppelter Entnahme. In der Papierfabrik der Gulf States Paper Co
arbeitet eine 7500-kW-Turbine mit 31,6 atü und 110° C Ueberhitzung. Sie wird bei
10,5 und 2,5 atü angezapft. Die Gulf States Steel Co in Alabama hat
Kohlenstaubkessel mit 28 atü 370° C und Verbundturbinen sowie Turbogebläse, die je
bei 10,5 atü angezapft werden. Die Abhitzekraft wird verkauft. Im Werk der Mengel Co
in Louisville werden Holzabfälle mit Kohlenstaubzusatz verbrannt. Von Interesse sind
auch die Gleichstromdampfmaschinen für das Hotel New Yorker.
Die Entwicklung der Hochdruckanlagen.
Bereits erwähnt sind die 84- und 98-atü-Stationen in Holland und Deepwater, die 1928
in Betrieb kamen. Vor diesen waren Edgar, Lakeside, North East (Kansas City), deren
Höchstdruckturbinen mit 25–28 atü in das vorhandene Netz arbeiteten. 1929 kamen zwei
andere mit 98 atü dazu, South Amboy und Werk A der Pacific Gas & Electric Co.,
Carey mit 126 atü sind bekannt, ein Versuchskessel der Ashcroft Hancock Co hat 87,9
atü, der der Masonite 84, die Crosby Manometer und Ventile haben einen solchen mit
100,5 atü.
In einer Zusammenstellung des vergangenen Jahres sind sechs Werke zwischen 42 und 84
atü genannt, von 28 bis 38,7 sind es 67, zwischen 21 und 28 atü liegen 63. Von 9
Werken zwischen 35 und 77 atü ist das der State Lines mit 56 atü in Betrieb
gekommen. Ebenso hat sich auch die Anwendung besonders hoher Temperaturen
entwickelt, während bis vor kurzem 400° C die Grenze waren, geht man heute schon
weiter, Philip Carey hat 425°. Die Detroit Edison Co. bestellte nach eingehenden
Versuchen mit Rohrleitungen, Ventilen und Armaturen bis an 538° C heran, Turbinen in
England mit 10000 kW und 538° C bei 25,6 atü.
Die Lage der wirtschaftlichsten Drücke wurde im vergangenen Jahre durch die
erreichbaren Temperaturen bestimmt. Man kann zwei Gruppen unterscheiden, die eine
geht bis 32 atü ohne Zwischenüberhitzung, die andere verwendet Drücke von 84 bis 98
atü mit Zwischenüberhitzung. Bei 32 atü und 400° C kann noch ohne allzu große
Dampffeuchtigkeit in den untersten Stufen gefahren werden. Wird von etwa 35 atü ab
Zwischenüberhitzung erforderlich, so steigen auch die Anlagekosten, mit dem Steigen
des Druckes fallen aber die Brennstoffkosten je kW, ebenso die Mengen Dampf und
Kohle, die transportiert werden müssen, so daß die endlichen Kosten geringer werden,
bei 84 bzw. 98 atü sind die Kosten je installiertes kW nicht viel von denen bei 32
verschieden. Die Grenzen liegen bei 420 Mk/kW mit einer Toleranz von etwa 21 Mk.
Die Ersparnisse an Brennstoff bei Drücken über 84–98 atü sind zu klein, um noch
Steigerungen der Drücke zu rechtfertigen. Die Verwendungsmöglichkeit höherer
Temperaturen wird aber andererseits die unwirtschaftliche Zone, die jetzt bei 35–77
atü liegt, verschieben, so daß man ohne Zwischenüberhitzung bis etwa 50 atü gehen
wird.
Die Entwicklung im Kesselbau.
Größere Einheiten, Brennleistungen, sorgfältigste Wasserbehandlung und Entwicklung
der Konstruktionselemente für Hochdruck kennzeichnen das vergangene Jahr.
Die Drücke von 84 bis 98 atü brachten an sich keine großen Aenderungen, abgesehen von
den großen erforderlichen geschmiedeten Trommeln und stärkeren Rohren. Dabei ist
aber bei diesen großen Einheiten die eigentliche Kesselheizfläche nur 12% der
Gesamten. So sind z.B. die 735 m2 Kesselheizfläche
vom Hollandwerk nur 12% der Gesamten, der Ueberhitzer hat 6,9, der
Zwischenüberhitzer 17,2, der Ekonomiser 17,6, der Lufterhitzer 46,3 %, das gibt etwa
31,8 kW/m2; bei South Amboy beträgt diese Zahl
36,5 kW/m2.
Hohe Vorwärmung in Verbindung mit großen Heizflächenbelastungen macht wassergekühlte
Wände unentbehrlich. Die neueste Entwicklung stellt der Riley-Lamont-Kessel mit
zwangsweisem Umlauf durch die gekühlten Wände dar. Dem Schutz der Ueberhitzersammler
wird große Aufmerksamkeit geschenkt. An Stelle der vielfach gebogenen Rohre werden
y-förmige verwendet.
Die Kesselgrößen sind im Zunehmen begriffen. Die Kessel im East River Werk haben 5645
m2, wobei die wassergekühlte Heizfläche 680
m2 beträgt. Im Gorgaswerk hat jeder Kessel
2800 m2, bei 33,6 atü Betriebsdruck ist die
Trommel 10430 mm lang und hat 1828 mm Durchmesser; das ist die größte für diesen
Druck gebaute; beim Versuch ergab sich eine Leistung von 226 t/h. Die Kessel im
Delraywerk machen 154 t/h, die bei Ford mit 98 atü 317 t/h.
Die Brennleistungen sind ebenfalls im Zunehmen begriffen, und zwar bei den
Kohlenstaub- wie bei den Stokerfeuerungen; Mühlen mit Leistungen bis 25 t/h sind im
Betrieb. Die freigemachten Wärmemengen liegen zwischen 160200 und 267000 kcal/m3 bei den wassergekühlten Feuerungen, bei den
Feuerungen mit flüssigem Schlackenabzug der Huntleyzentrale wurden bis 373800
kcal/kg erreicht.
Im Lauf des Jahres ereigneten sich einige Kohlenstaubexplosionen, von denen aber die
meisten geringen Schaden anrichteten, sie waren in der Mehrzahl auf Nichtbeachtung
der Betriebsvorschriften zurückzuführen.
Die Anwendung der Kohlenstaubfeuerung auf Schiffen hat Fortschritte gemacht.
Die Stocker entwickelten sich in Richtung auf größere Leistung, Wirkungsgrad und
Wirtschaftlichkeit, es sind solche für Leistungen von 226 t/h gebaut worden. In der
neuen Hudson Avenue Zentrale sind unter den Kesseln von 2250 m2 Stoker mit 33 Düsen, und in einem Werk in
Johnston ein Kettenrost von 5,49 × 5,79 m. Die größten Roste sind die Stoker im
Delray-Werk mit 15 Mulden, 57 Düsen, sie können 17 t Kohle/h verbrennen. Die Roste
für das neue Westkraftwerk in Berlin haben 20 Mulden, 49 Düsen, und können bei einer
Temperatur der Verbrennungsluft von 260° C so viel Kohle verbrenen, daß eine
Dampfleistung von 272,4 t/h erreicht wird.
Die Entwicklung der Ekonomiser und Lufterhitzer schritt fort. Mancherlei Störungen
durch Korrosion wurden vermerkt. Die Speisepumpen bedingen bei Drücken von 84 atü
dreimal soviel Kraft wie bei 28 atü.
Die großen Kessel bedingen auch entsprechende Ventilatoren, so haben die der
2800-m2-Kessel der Gorgaszentrale eine
Leistung von rund 10000 m3/min bei 457 mm/Ws, die
zwei Motoren haben 1800 bzw. 900 PS.
Die Speisewasserbehandlung mit Phosphat und Natrium-Tonerde-Verbindungen nimmt zu.
Das schwierigste Problem hierbei ist das der sogenannten „kaustischen
Sprödigkeit“, sie kann durch Sulfate und Phosphorkarbonate aufgehalten
werden. In manchen Fällen ist aber die Speisewasserpflege so schwierig, daß
geschweißte Trommeln verwendet wurden.
Gas und Oelmaschinen.
Im vergangenen Jahre wurde wiederum eine größere Anzahl von Großdieselmaschinen
in Kraftwerken und in der Industrie aufgestellt. So kam in Tucson zu den vorhandenen
vier von 500 PS, zwei von 1000 PS und eine von 3750 PS noch eine mit 3750 PS hinzu.
Andere größere haben 6750 PS, 4600 PS, 4165 PS. Im ganzen kamen 1929 Leistungen von
insgesamt 116000 PS mit Lufteinspritzung, 133000 PS Viertaktmaschinen mit
mechanischer, 183000 PS Zweitaktmaschinen mit mechanischer Einspritzung zur
Ausführung.
Die Diesellokomotive hat sich im Verschiebedienst bewährt.
An Gasmaschinen wurden etwa 40 von je 1000 PS Zweitakt-Tandemmaschinen aufgestellt.
Die Verwendung von Hochofengas beschränkt sich auf die Stahlwerke, so erhielt die
Illinois Steel Co solche von 10000 PS.
Die Wasserkraftmaschinen gehen mit guten Aussichten ins
Jahr 1930, es liegen Aufträge für 1500000 PS in den Werken vor. In den großen
Anlagen sind erhebliche Leistungen untergebracht, so in Conowingo 378000 PS, am
Susquehanna bei Baltimore 230000 PS. Die Beauharnois Corp. am St. Lorenzstrom wird
im Endausbau 2000000 PS haben, die ersten zehn Einheiten von je 50000 PS arbeiten
mit 24 m Gefälle, am Saguenay River sind vier Einheiten von 65000 PS im Betrieb, das
Werk wird 1000000 im Endausbau haben. Anlagen mit 225000, 250000, 260000 PS sind im
Bau oder Betrieb.
(Power 1930 Bd. 71 Nr. 1.)
Kuhn.
Turbogeneratorsätze für selbsttätige Unterstationen. Vor
wenigen Jahren wurde die Prophezeiung ausgesprochen, daß es möglich sein würde,
selbsttätige Dampfunterwerke zu bauen, deren Abdampf bzw. Anzapfdampf durch
besondere Regeleinrichtungen auf konstantem Druck gehalten werde, zwei solche
Anlagen wurden vor kurzem bei der Rochester Gas- &
Electrizitätsgesellschaft aufgestellt. Die Generatoren haben dort 5000 bzw. 3000 kW.
Jede Unterstation hat kohlenstaubgefeuerte Kessel, der Betriebsdruck beträgt 21,5
atü, die Ueberhitzung etwa 50° C. Die Turbinen haben selbsttätige Druckregler, so
daß dauernd Anzapfdampf von 10 atü und Abdampf von 1 atü zur Verfügung stehen. Die
Regler sind so geschaltet, daß die Entnahme von Dampf der verschiedenen obigen
Drücke, unabhängig von einander, in weiten Grenzen schwanken kann. Die Generatoren
laufen normalerweise in Phase mit dem übrigen Netz der Gesellschaft, ihre Leistung
hängt nur von der Menge des entnommenen Dampfes ab. Bei Aenderung in der Entnahme
von Hochdruckdampf wird nur das Hochdruckventil gesteuert, bei einer solchen von
Niederdruckdampf werden auch die Zusatzventile betätigt. Zum Anfahren und
Synchronisieren dienen normale Zentrifugalregler, die aber außer Tätigkeit gesetzt
werden, sobald die Druckregler zu arbeiten anfangen. Außerdem können aber auch die
Generatoren auf Last gefahren werden, und zwar können sie bei Bedarf durch
Fernsteuerung vom Druckregler auf den Geschwindigkeitsregler geschaltet werden, dies
geschieht ohne Erhöhung der Umdrehungszahl, weil im selben Augenblick, in dem der
Druckregler abgeschaltet wird, auch der Zentrifugalregler schon im Eingriff ist. So
kann die Maschine auf jede Belastung eingestellt werden, die aber nicht vom
Hauptnetz, sondern einem einzelnen Netz aufgenommen wird.
Power 1929 Bd. 70 S. 964 (R. G. Standerwick).
K–n.
Geschweißter Kondensator von 2500 m. Für eine
30000-kW-Turbine im Kraftwerk Parr Shoals der Broad River Co wurde ein
Oberflächenkondensator aufgestellt, der bei 2508 m2 Kühlfläche vollkommen geschweißt ist. Die Anordnung wurde deshalb
gewählt, weil zwischen Turbinen- und Kellerflur nur 6,7 m Platz waren und so das
Kondensatorgehäuse am Turbinenflansch aufgehängt werden mußte. Das geringe Gewicht
eines geschweisten Kondensators ermöglichte diese Anordnung.
Die Rohre sind direkt in die beiden Rohrböden eingewalzt. Eine der Wasserkammern ruht
auf einer festen Unterlage, die andere kann auf einer Platte, die mit Alemite
geschmiert ist, frei gleiten. Der Mantel hängt am Turbinenflansch und ist mit den
Wasserkammern durch Gummiausdehnungsmuffen verbunden, eine besondere
Stützkonstruktion im Innern verhindert das Durchbiegen der Rohre und bezweckt die
Uebertragung des größten Teiles des Gewichtes von Rohren und Wasser auf den Mantel.
Das Vacuum stellte sich bei den Abnahmeversuchen auf 712–721 mm/Hg ein, die
Kühlwassertemperatur betrug nahe an 30° C. Der Unterschied zwischen Turbinenabdampf
und Kondensat betrug nur zwischen 0 und 1,3°. Die geschweißte Konstruktion verbürgt
eine möglichst große Dichtigkeit gegen Lufteintritt.
Power 1929 Bd. 70 S. 786.
K–n.
Niederdruckturbinen für Schiffsantrieb. Das Prinzip bei
der Anwendung von Niederdruckturbinen im Schiffsantrieb ist folgendes: Der Abdampf
des Niederdruckzylinders einer Kolbendampfmaschine wird in einer Niederdruckturbine
ausgenützt. Diese Turbine arbeitet mit einem Kondensator, der ein sehr hohes Vacuum
erzeugt. Infolge des großen Expansionsverhältnisses, das die Turbine ausnützen kann,
wird so die Leistung noch nutzbar gemacht, die in den Dampfzylindern nicht mehr
erzeugt werden kann, ohne abnorm große Zylinder zu verwenden. Durch die Verwendung
einer Niederdruckturbine wird nicht nur eine größere Wirtschaftlichkeit erzielt,
sondern man erhält darüber hinaus noch einen Zuwachs an Kraft, der wiederum bei
derselben Dampf- und Brennstoff menge eine höhere Geschwindigkeit erzielen läßt.
Es gibt verschiedene Typen dieser Anordnung, eine nach Westinghouse wurde in der
„Susan V. Luckenbach“, eine nach Bauer-Wach in der „Lena
Luckenbach“ eingebaut.
Das System Bauer-Wach verwendet ein doppeltes Reduktionsgetriebe hinter der
Dampfmaschine; zwischen der ersten und zweiten Stufe derselben ist eine hydraulische
Kupplung nach Föttinger-Vulcan eingeschaltet, das Hauptrad des Getriebes sitzt auf
einer hohlen Welle, die zusammen mit derjenigen der Kolbenmaschine den Antrieb
bildet.
Beim Westinghousesystem wird keine Kupplung verwendet, sondern in der Turbine ist ein
Rückwärtselement vorgesehen, in das beim Umsteuern Hochdruckdampf gegeben werden
kann.
Power 1929, Bd. 70 S. 1004.
Kuhn.
Umbau einer alten Dampfgeneratorenanlage in eine
Luftkompressorenanlage In den Werkstätten der Canadian Railways in Winnipeg
war noch eine größere Anzahl Werkzeugmaschinen mit Dampfantrieb vorhanden, ferner
befand sich dort auch eine Dampfzentrale mit 3 Generatoren von 500 KVA, die infolge
Anschlusses des Werkes an eine Wasserkraftanlage stillstand. Zum Betriebe moderner
Werkzeuge usw. war jetzt Preßluft erforderlich, man entschloß sich daher, die
Dampfmaschinen in Kompressoren umzubauen und die Generatoren als Synchron-Motore
laufen zu lassen. Dazu erhielten sie eine Dämpfungswicklung und einen
Selbstanlasser, die Maschinen kamen so auf 550 PS bei 150 Uml/min und 600 V. Bei der
Inbetriebsetzung nach dem Umbau wollten aber die Motore nicht anlaufen, es wurde
deshalb eines der 13-t-Schwungräder der Kompressoren entfernt, und die Motore zogen
an. Es mußten dann aber noch einige Aenderungen in der Steuerung der Kompressoren
vorgenommen werden, um ruhigen gleichmäßigen Gang zu erreichen. Der Umbau der Anlage
hatte eine Ersparnis von 50 v. H. gegenüber einer neuen zur Folge.
Power 1930 Bd. 71 S. 169.
– – n.
Die künstliche Alterung des Holzes. Die Alterung der
Hölzer für Konstruktionszwecke erfordert ein oder mehrere Jahre und bedeutet somit
die Festlegung bedeutender Kapitalien und einen großen Platzbedarf für die
erforderlichen Läger. Seit vielen Jahren sucht deshalb die Technik nach Mitteln und
Wegen, um die Dauer dieses Vorganges abzukürzen, ohne die Güte des Werkstoffes
ungünstig zu beeinflussen.
Bei diesen Versuchen ergab sich die Erkenntnis, daß während der Lagerung des Holzes
an der frischen Luft nicht nur der größte Teil des in ihm enthaltenen Wassers
verdunstet, sondern auch, daß unter dem Einfluß des Sauerstoffes der Luft die im
Holz enthaltenen harzigen Bestandteile erhärten und so um die einzelnen Fasern herum
undurchlässige Hüllen bilden, durch welche die das Holz bildenden Kolloide daran
gehindert werden, Feuchtigkeit aufzunehmen, so daß das Holz nicht mehr aufquellen
kann.
Die künstliche Trocknung verwendet nun Trockenkammern, in denen warme Luft oder Dampf
zirkuliert. Der Dampf hat allerdings den Nachteil, eine Anahl gelöster Stoffe mit
sich fortzunehmen, was eine Veränderung der Elastizität und Festigkeit des Holzes
zur Folge hat.
Um den oben erwähnten zweiten Vorgang, der sich bei der natürlichen Alterung
ergibt, schneller zu erreichen, d.h. die Oxydation der das Harz bildenden
Kohlenwasserstoffe, hat M. P. Otto, der Gründer der französischen Ozon-Gesellschaft,
vorgeschlagen, der warmen Luft in den Trockenöfen Ozon beizumischen, das durch seine
größere Aktivität die Erhärtung der Harze beschleunigen soll. Mit Anordnungen dieser
Art soll es dann möglich sein, die Zeiten für die Alterung je nach der Stärke des
Holzes auf Stunden, Tage usw. abzukürzen.
L'Industria, Milano 1930, No. 4 S. 97.
Kuhn.
Die neuen Rahmentafeln für Wasserdampf der Londoner
Dampftafel-Konferenz. Die Dampftafelkonferenz, die in der zweiten Juliwoche
1929 unter Teilnahme von Physikern und Ingenieuren der verschiedensten Länder, wie
Deutschland, Amerika, England, Tschechoslowakei, in London stattgefunden hatte, hat
sogenannte Rahmentafeln aufgestellt, die für das Sattdampfgebiet acht Temperaturen
zwischen 0° und 350° C mit Intervallen von 50° C mit den dazugehörigen Werten
von
Sättigungsdruck,
Spezifisches Volumen des Wassers,
Spezifisches Volumen des Dampfes,
Wärmeinhalt des Wassers,
Wärmeinhalt des Dampfes
enthalten. Für das Heißdampfgebiet wurde eine Anzahl von
Drücken zwischen 1 und 250 atü ausgewählt und für Temperaturintervalle von 50° oder
100° C das spezifische Volumen und der Wärmeinhalt festgelegt.
Bei der Festlegung dieser Tafeln mußten entsprechende Umrechnungswerte zu Grunde
gelegt werden, das sind außer m,m3/kg,kg/cm20 C, die kcal/kg, wobei letztere als
internationale Kilokalorie, und zwar =\frac{1\mbox{
Kilowattstunde}}{860} festgelegt wurde. Für weitere Umrechnungen
wurden die folgenden Faktoren empfohlen:
1 pound = lb = 453,5924 gr; 1 inch = 1'' = 2,54000 cm; damit
wird 1 kg/cm2 = 14,223334 lb. per sq. inch. (dabei
liegt das amerikanische Maß 1'' = 2,54000 5 cm, und das englische 1'' = 2,5 39999 6
cm), das beeinflußt aber auch die Werte für die Drücke nur unmerklich, da so 1
kg/cm2 = 14,22 33 40 lb/sq. inch amerikanisch,
und = 14,22 33 29 englisch wird. Der Wert von 14,22 3 entspricht also beiden auf 5
Stellen genau. Die Beschleunigung durch die Schwere ist dabei mit g = 980,665
cm/s2 benützt.
Bei der Umrechnung der spezifischen Volumen erhält man die m3/kg aus den cbft/lb durch Multiplikation mit
0,0624278, dieser Wert wurde auf 0,06243 abgekürzt, damit wird 1 cb ft/lb = 0,06243
m3/kg und 1 m3/kg = 16,0184 cbft/lb.
Für die Wärmeeinheiten wurde nach eingehenden Beratungen und Erwägungen die
Entscheidung daraufhin gewählt, daß elektrische Einheiten sowohl von der
Beschleunigung durch die Schwere, als vom Wärmeäquivalent unabhängig sind, außerdem
sind sie in engen Grenzen genau bekannt und international angenommen. Damit hat man die Wärmeeinheit
als den 860. Teil der internationalen Kilowattstunde festgelegt, und empfohlen, sie
als „internationale Kilokalorie“ zu bezeichnen, die einzelnen Einheiten, wie
sie jetzt gebraucht werden, unterscheiden sich um weniger als ± 0,05 v. H. Bei
seinen Arbeiten hat Prof. Callendar eine mittlere Kalorie = 4,185 Joule verwendet,
die deutschen Forscher haben die 15° C-Kalorie = 4,184 Joule benutzt, das
amerikanische Büro of Standards verwendet 4,1876 Joule als mittlere Kalorie, dagegen
entspricht die oben definierte Kilokalorie 4,186 Joule.
Für die Temperaturskala wurde die internationale gewählt, die durch die Temperatur
des Eispunktes und die des Wassersiedepunktes bei einer normalen metrischen
Atmosphäre definiert ist, wozu noch der Siedepunkt des Schwefels mit 444,60 ° C
kommt.
Die Definition des Sättigungsdruckes liegt bei 100° C. Die Temperatur von 100° C ist
als die des Dampfes von destilliertem Wasser, das unter einer normalen
physikalischen Atmosphäre siedet, definiert. Diese wiederum ist der Druck einer
Quecksilbersäule von 76 cm Höhe bei g = 980,665 cm/sec2 und 0° C. Die Dichte des Hg ist 13,5955 gr/cm3 bei 0° C, damit normale metrische oder
physikalische Atmosphäre = 1033,258 oder abgerundet 1,0333 kg/cm2.
Der Wärmeinhalt des Wassers (Flüssigkeit) bei 0° C ist = 0
bei 0° C und Sättigungsdurck.
Die so gefundenen Zahlen sind durch Beratung und Bewertung der verschiedenen
Faktoren, Versuchsergebnisse usw. entstanden, neu ist hierbei, daß Toleranzen für
die Eigenschaften des Dampfes eingeführt würden, was aber wohl begründet ist.
Power 1929 Bd. 70 S. 979.
– – n.
Preisausschreiben des Oesterr. Ingenieur- und Architekten
Vereins: Der Oesterr. Ingenieur- und Architekten-Verein hatte die Feier
seines 80jährigen Bestandes zum Anlaß genommen, um ein Preisausschreiben zu
veranstalten über „Die städtebaulichen Aufgaben der Großstadt und die Mittel zu
ihrer Verwirklichung a) in baulicher. Hinsicht, und b) in
energiewirtschaftlicher Hinsicht“. Dem Preisgericht lagen insgesamt vier
Arbeiten vor, von denen eine als außer Wettbewerb eingereicht war. Das Preisgericht
kam in seiner Schlußsitzung zu dem Ergebnis, der unter dem Kennworte 12 A 13
eingereichten Arbeit (Verfasser: Stadtbaurat Ing. Josef Schimscha, Wien) den einen
Preis im Beträge von S 1000,– zuzuerkennen. Das Preisgericht sah in der Arbeit einen
wohldurchdachten Versuch, eine für die bauliche Entwicklung der Stadt, insbesondere
der Großstadt wichtige Frage einer Lösung näher zu bringen, wenn auch die damit
verbundenen administrativen Vorschläge nicht durchwegs annehmbar erscheinen. –
Bezüglich der zweiten Frage wurde dem Verwaltungsrate die Veranstaltung eines neuen
Preisausschreibens vorgeschlagen.
IEG-Volltagung 1930. Anschließend an die
Weltkraftkonferenz in Berlin hält die IEC (Internationale Elektrotechnische
Commission) ihre siebente Volltagung in Stockholm, Kopenhagen und Oslo vom 27. Juni
bis 9. Juli ab. Die letzte Volltagung der IEC fand 1927 in Bellagio (Italien) statt.
Zum ersten Male gilt damit der Besuch der IEC den drei nordischen Ländern.
Kopenhagen ist Sammelpunkt der Teilnehmer, die Kongresse und Arbeitssitzungen finden
in Stockholm statt, in Oslo die Schlußversammlung der bedeutenden Tagung.
Die Eröffnung der Vollversammlung und die Begrüßung der Teilnehmer findet am 27. Juni
in Kopenhagen durch die Vertreter der einladenden danischen, norwegischen und
schwedischen National-Komitees statt. Alle technischen Sitzungen werden vom 30. Juni
bis 5. Juli in Stockholm abgehalten, die Ratssitzung und die Hauptversammlung als
Abschluß der Tagung in Oslo am 9. Juli.
Die Reise geht von Kopenhagen über Helsingör nach Göteborg zu den Trollhättan-Fällen,
wobei unterwegs noch wichtige Kraftwerke besucht werden, die den größten Teil
Südschwedens mit elektrischer Energie versorgen.
Von Göteborg geht es auf der 450 km langen elektrifizierten Strecke nach Stockholm.
Die schwedische Regierung stellt für die Sitzungen der IEC das schwedische
Parlamentsgebäude zur Verfügung.
Während der Tagung wird die Möglichkeit zu einem Ausflug nach Visby, der Stadt der
Ruinen und Rosen auf der Ostseeinsel Gotland, geboten.
Nach Beendigung der Arbeitssitzungen in Stockholm findet die Tagung in Oslo ihren
Abschluß.
Kr.
Der geistige Arbeiter, auf welchem Gebiete er auch tätig
sein mag, ist mit tausend Fäden an das bürgerliche Recht gebunden. Mag er arbeiten
oder der Familie sich widmen, mag er Einkäufe machen oder Verkehrsmittel benutzen,
mag er Glück oder Unglück mit seiner Tätigkeit haben – stets drängen sich
Rechtsfragen heran, die man erkennen muß, um nicht Gefahren sich auszusetzen.
Rechtsfremd ist so mancher der Geistigen, der diese Dinge für selbstverständlich und
für gutartig hält, bis sie sich ihm einmal als widerspenstig erweisen. Schwere
juristische Bücher zu wälzen, taugt für den Nichtfachmann nichts, er fände doch
nicht, was er braucht, würde zu sehr in unverständliche Einzelheiten geführt, deren
Tragweite und Bedeutung er nicht zu übersehen vermag. Um sich daher in vorkommenden
Zweifelsfällen schnell zu unterrichten, bedarf er eines zwar von Fachleuten
geschriebenen, aber für den Nichtjuristen leicht zu handhabenden und
allgemeinverständlichen Hilfsmittels. Ein solches liegt vor in den schon seit vielen
Jahren bekannten und jetzt in neuer Auflage erschienen „Bürgerlichen
Rechtslexikon“ von Christiani, 4. Aufl., bearbeitet von Dr. Alexander
Elster, Rechtsanwalt Dr. Hugo Hoormann und Amtsgerichtsrat Georg Krauß. Dieses Buch
(Walter de Gruyter & Co., Verlag, Berlin W 10, geb. 15,– RM.) bietet auf 420
Seiten zuverlässige Aufsätze über alle Fragen des bürgerlichen Rechts, alphabetisch geordnet, mit
vielen Verweisungen versehen, die ein Auffinden alles Gewünschten schnellstens
ermöglichen. Das Werk gewährleistet eine treffliche Hilfe gegen die Rechtsfremdheit,
die schon manchem zum Schaden gereichte. Es ist ratsam, sich einen
ausführlichen Prospekt (mit Bezug auf diesen Aufsatz) vom Verlag kommen zu lassen.
Im übrigen legt jede Buchhandlung (z.B. A. Collignon, Berlin, Universitätsstraße
2–3a) das Buch selbst gerne unverbindlich zur Ansicht vor.