Titel: | Gasfüllungsglühlampen und künstliches Sonnenlicht. |
Autor: | B. Duschnitz |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 81 |
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Gasfüllungsglühlampen und künstliches
Sonnenlicht.
Von Ingenieur B. Duschnitz.
DUSCHNITZ, Gasfüllungsglühlampen.
Vor kurzem brachte die Tagespresse die Aufsehen erregende Nachricht aus New
York, daß es bei der General Electric Co. gelang, künstliches Sonnenlicht
herzustellen, das in kurzer Zeit unsere heutigen Glühlampen völlig verdrängen
werde. Das Prinzip des neuen Lichts soll in der Verbindung zweier Wolfram-Elektroden
durch einen Wolframfaden bestehen, der einem Quecksilberlichtbogen parallel läuft.
Die neue Lichtquelle sei zwar noch nicht völlig durchkonstruiert, sie werde jedoch
bald technisch vollendet und als synthetisches Sonnenlicht von umwälzender Bedeutung
auf dem Gebiete des künstlichen Lichtes sein. Das Sonnenlicht dieser Birne soll die
natürliche Höhensonne an bakterientötender und nervenheilender Wirkung übertreffen
und der volkshygienische Wert der Erfindung wird als unermeßbar bezeichnet. Die
Mitteilung wurde von dem Direktor der Laboratorien General Electric Co. dem Kongreß
des U.S. Instituts der Elektroingenieure gemacht.
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Abb. 1. Lampe mit in Quecksilberdampf beanspruchtem Leuchtfaden
(unvorteilhafte Anordnung).
Gehen wir auf den Kern dieser Nachricht zurück, so offenbart sich das Wirkungsprinzip
der neuen Lampe als dasjenige einer kombinierten Quecksilberdampf-Wolframglühlampe,
d.h. einer Glühlampe mit Quecksilberdampffüllung, und es soll im Folgenden näher
gezeigt werden, was auf diesem Gebiete bisher praktisch bereits erreicht worden ist
und welche Aussichten auf Grund vorliegender Untersuchungen für die Verwirklichung
der amerikanischen Bestrebungen bestehen.
Bereits 1899 beschritt Alf Sinding-Larsen in Frederiksvaern in Norwegen den Weg,
einen beliebigen Glühkörper in einem Glasbehälter unter hohem
Druck von indifferenten Gasen oder Dämpfen elektrisch zu beanspruchen.
Seine diesbezüglichen grundlegenden Gedanken offenbarte er in der deutschen
Patentschrift 114438 wie folgt:
„Diese Gase oder Dämpfe müssen, um den Zweck der Erfindung zu ereichen, sowohl in
chemischer als in physikalischer Beziehung indifferent sein, d.h. sie dürfen
weder auf den Glühfaden chemisch einwirken, noch von demselben absorbiert
werden; der Druck des Gases soll ausschließlich auf die Oberfläche des
Glühfadens wirken. Wenn das Gas in das Innere des Fadens eindringt, wird
die beabsichtigte Wirkung nicht eintreten; diese besteht nämlich darin, die
Moleküle des Fadens von außen her zusammenzudrücken, so daß ein Losreißen nicht
möglich wird. Die Wirkung der Erfindung ist leicht zu verstehen. Wenn man eine
übliche Glühlampe mit erheblich stärkerem Strom speist als der für die Lampe
bestimmte, so erhält man eine bedeutend größere Lichtausstrahlung, aber
gleichzeitig wird der Faden durch Verdampfung zerstört; wird indessen
gleichzeitig mit der Verstärkung des Stromes der Druck im Glasbehälter erhöht,
so wird diese Verdampfung verhindert.“
Hier wäre zwischenzuschalten, daß Thomas Alva Edison bereits 1883, und zwar in der
amerikanischen Patentschrift 274295 vorschlug, Kohlefadenlampen mit Stickstoff oder
Zyangas zu füllen; da aber diese Gase den Kohlefaden angriffen, blieb Edison bei der
praktischen Ausführung seiner Lampen bei dem Vakuumprinzip, erzeugte also lediglich
Kohlefadenlampen, bei deren Herstellung auf möglichst gutes Vakuum geachtet
wurde.
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Abb. 2. Lampe mit in Quecksilberdampf beanspruchtem Leuchtfaden nach
Sinding-Larsen u. Hopfelt (vorteilhafte Anordnung).
Sinding-Larsen stellte dagegen nach obigem 1899 die Forderung auf, daß die Gasfüllung
indifferent sein müsse, um seinen Gedanken, den Leuchtkörper unter hohem Gasdruck zu
beanspruchen, mit Erfolg durchführen zu können. Was Sinding-Larsen 1899 angab,
nämlich die Benutzung indifferenter Gase bei hohem Druck, wiederholt sich in dem
grundlegenden Wolfram-Gasfüllungslampen-Patent 290932, das auf amerikanischer
Priorität v. 19. April 1913 (Langmuir-General Electric Co.) beruht und noch bis 1936
läuft; und zwar wird in letzteren als „sehr hoher“ Gasdruck ein solcher von
1/10 bis 1
Atmosphäre bezeichnet u. gefordert; und so hat Sinding-Larsen bereits 1899 eine der
wesentlichen Grundlagen der heutigen Gasfüllungsglühlampen angegeben. Was uns aber
hier besonders interessiert, ist die Tatsache, daß Sinding-Larsen als
Ausführungsform seiner Erfindung eine Glühlampe mit Quecksilberdampffüllung
beschrieb; das von ihm vorgeschriebene indifferente Gas von hohem Druck sollte also
durch Quecksilberdampf gebildet werden. Abweichend von den bis dahin üblich gewesenen
Ausführungsarten der Glühlampe schlug er auch vor, das Glasgefäß aus einem U-förmig
gebogenen Rohr zu bilden, in welchem ein Faden aus Kohle oder anderem Stoff oder aus Stoffmischungen derart eingeschlossen ist, daß die
Rohrenden die Poldrähte festhalten, an denen der U-förmige Glühfaden befestigt
werden sollte. In dem evakuierten Hohlraum des Rohres war ein kleiner
Quecksilbertropfen vorgesehen, der, wenn der Faden durch den Strom in Glut versetzt
wurde, bald verdampfte und die gewünschte Hochdruckatmosphäre bildete. Da aber am
Anfang des Glühens dieser hohe Gasdruck noch nicht vorhanden ist, und der Faden aus
diesem Grunde leicht durch den starken Strom beschädigt werden könnte, schlug
Sinding-Larsen vor, die Lampe mit einer Anlaßvorrichtung zu verbinden, derart, daß
anfänglich ein Widerstand eingeschaltet ist und der Faden daher nur in schwache Glut
versetzt wird, bis das Quecksilber verdampft ist, worauf der volle Betriebsstrom
eingeschaltet werden sollte. In noch einfacherer Weise sollte diese Wirkung dadurch
erzielt werden, daß zwei Lampen oder gar zwei Lampengruppen in zweifacher Schaltung
miteinander verbunden werden, derart, daß anfänglich die beiden Lampen oder
Lampengruppen in Reihe geschaltet werden, wodurch nur schwache Glut entsteht, und
später parallel geschaltet werden, um sie in volle Glut zu bringen.
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Abb. 3. Hopfelts Quecksilberdampf-Kohlefaden-Glühlampe mit
Schutzglocke.
Kaum daß das Patent von Sinding-Larsen 1903 verfiel, wurden die in genannter
Patentschrift zum Ausdruck gebrachten Gedanken von Ingenieur Robert Hopfelt in
Berlin aufgegriffen und weiterentwickelt, wie aus der Patentschrift 166372 vom Jahre
1904 ersichtlich ist. Hopfelt ging bei seiner ersten Konstruktion, die auf den Namen
Fritz Dannert zur Patentierung angemeldet wurde, davon aus, daß, wenn man die
Einrichtung so trifft, wie in Abb. 1 dargestellt ist,
wo ein U-förmig gebogenes Glasrohr g mit einem Glühfadenbügel a und Quecksilber bis
zur Höhe d zur Verwendung kommt, so wandert das Quecksilber im Betriebe von der
einen Seite zur anderen hinüber, bis die Höhe e erreicht ist und die Lampe im
Betriebe durch Rückspritzen des Quecksilbers gegen den Faden zur Zerstörung gebracht
wird. Wird weniger Quecksilber genommen, so soll dasselbe auch bei Wechselstrom,
nach einem Pol wandern. Jedenfalls soll dauernd brauchbar nur eine Lampe sein, bei
der das Quecksilber in Dampfform niemals Gelegenheit hat, einen wesentlich kürzeren
Weg von Pol zu Pol machen zu können als der Faden a, bei der ferner das Gewicht des
Quecksilbers nicht belastend auf den Faden wirkt. Die Versuche Hopfelts ergaben
also, daß es am vorteilhaftesten ist, wenn der verwendete Glühfaden die
Quecksilberoberfläche erst dann erreicht und das Quecksilber verdampft, wenn er
sich infolge der Stromwärme ausgedehnt hat bzw. die Oberfläche des Quecksilbers nur
so berührt, daß er, beim Glühen sich ausdehnend, trotz der Verdampfung eines Teiles
des Quecksilbers mit dem Spiegel desselben Fühlung behält, am besten aber, ohne in
das Quecksilber einzutauchen. Hieraus ergibt sich die Anordnung gemäß Abb. 2. Der Faden a ist hängend über dem Quecksilber b
angebracht, derart, daß er in kaltem Zustande das Quecksilber nicht oder nur leicht
berührt. Vergleicht man die beiden, in Abb. 1 und
2 dargestellten Anordnungen miteinander, so
ergibt sich, daß die Anordnung gemäß Abb. 2
vorteilhafter ist, denn bei der anderen wird ein Teil des Glühfadens, nämlich der
vom Quecksilber eingeschlossene Teil aus dem Stromkreis ausgeschaltet, und zwar
derart, daß die Länge des glühenden Teiles je nach dem Grade der Verdampfung sich im
Betriebe ändert.
Hopfelt ging in der Folge zunächst von dem U-Rohr wieder ab und gab 1905 in der
Patentschrift 176006 eine Anordnung an, bei der ein U-förmiger Glühfaden in einer
gewöhnlichen Glühbirne benutzt werden sollte, wobei zwischen den Schenkeln des
Fadens eine Scheidewand vorgesehen war. Hierdurch wollte Hopfelt die
Quecksilberdampfsäule zwingen, sich an die Leitung des Fadens anzuschließen, während
ohne Scheidewand die Dampfsäule unmittelbar von Pol zu Pol übergehen würde. Hopfelt
hat sodann vorgeschlagen, statt einer ebenen Scheidewand zwei beiderseits offene
Röhrchen zu verwenden, die die Glühfadenschenkel umgeben sollten. Obwohl er
hierdurch die Schwierigkeiten umgehen wollte, die sich der Herstellung von
U-förmigen Lampen nach Abb. 2 entgegenstellten, so
kam er doch wieder zu dieser U-förmigen Lampe zurück.
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Abb. 4. Spezifischer Verbrauch von Hopfeltlampen Nr. 1 bis 6 mit Sockel nach
oben (U) und Sockel nach unten (∩).
In seinem letzten Patent 180107 vom Jahre 1906, das er bis 1913 aufrecht erhielt,
stellte Hopfelt den Grundsatz auf, daß bei Glühlampen, deren Leuchtkörper in
Quecksilberdampf glühen, die Leuchtkörper aus einem Stoff bestehen müssen, der von
dem Dampf nicht angegriffen wird und daß solche Glühfäden vorzugsweise aus Kohle
oder Karborundum bestehen müssen; bis zuletzt blieb Hopfelt Anhänger des
Kohlefadens. In diesem Patent erweiterte ferner Hopfelt das Prinzip von
Sinding-Larsen dahingehend, daß er neben dem Quecksilber in die Lampe noch ein bei
Zimmertemperatur nicht kondensierendes Gas einführte. Als solches benutzte er
zunächst Stickstoff, das er einfach dadurch erhielt, daß er die U-Röhre nur bis
0,3–2 mm Quecksilbersäule evakuierte, den Sauerstoff aus dem Luftrest durch
Oxydation des sich bildenden Quecksilberdampfes entfernte, so daß annähernd reiner
Stickstoff übrig blieb. Statt dessen sollte aber auch ein gegenüber dem Faden und
dem Quecksilber indifferentes Gas verwendet werden können und als Hopfelt später bei
seinen Versuchen die Schädlichkeit des Stickstoffes für den Kohlefaden erkannte,
benutzte er ein indifferentes Gas, dessen Natur er geheim hielt.
In der zuletzt erwähnten, aus 1906 stammenden Patentschrift beschrieb Hopfelt einige
sehr interessante Versuche, deren Ergebnisse er sich nicht erklären konnte, so daß
er dort zu einer irrtümlichen Annahme kam. Erst durch spätere Erkenntnisse wurde es
möglich, für die dort beschriebenen Erscheinungen die richtige Erklärung zu
finden.
1908 gediehen die Arbeiten Hopfelts so weit, daß er mit seiner Lampe an die
Oeffentlichkeit treten konnte. In seinem Vortrage vom 26. Mai 1908 führte er im
Elektrotechnischen Verein in Berlin seine Lampen vor, die sehr interessante
Erscheinungen offenbarten, auf die wir hier kurz eingehen müssen, um die kommende
Entwicklung zu verstehen.
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Abb. 5. Wirkungsweise der Hopfeltlampe.
Abb. 3 zeigt die letzte Gestaltung der Hopfeltlampe.
Innerhalb der Glasbirne b befand sich das U-förmige Glasrohr r. Letzteres enthielt
achsial verlaufend den U-förmigen Kohlefaden f. Dieser Faden wurde bei der
220-Volt-Lampe durch vier im Glasrohr eingeschmolzene Stützen a genau in der
Mittellinie des U-Rohres gehaltert, während bis 120 Volt keine Stützen erforderlich
waren. Unterhalb des Fadens f, und zwar im Scheitel des U-Rohres lag der
Quecksilbertropfen Hg. Schutzglocke b und U-Rohr r waren im Fuß der Lampe vereinigt
und dort mit dem Edisonsockel S. versehen. – Dr. H. Lux, der die Hopfeltlampen als
erster untersuchte, fand bald heraus, daß sich dieselben gänzlich verschieden
verhalten, je nachdem sie stehend, d.h. mit dem Sockel S nach unten, oder hängend,
d.h. mit dem Sockel S nach oben gebrannt wurden.
Denn wenn sich der Sockel unten befand, so lag auch der Quecksilbertropfen in einem
Ende oder geteilt in beiden Enden des U-Rohres, konnte folglich schwer verdampfen,
und die Lampe benahm sich wie eine gewöhnliche Kohlefadenlampe, die bei 2 bis 3 Watt
pro HK beansprucht wird.
Befand sich jedoch die Hopfeltlampe in hängender Lage laut Abb. 3, so lag der Quecksilbertropfen, wie in Abb. 3 gezeichnet, im Scheitel des U-Rohres unmittelbar unter dem heißen
Kohlefaden und begann bald nach dem Einschalten der Lampe zu verdampfen, wobei
die Quecksilberdämpfe in die beiden Rohrschenkel hochstiegen, in ihren oberen
Regionen wieder zu flüssigem Quecksilber kondensierten, das von diesen kühleren
Stellen aus in Gestalt feiner Quecksilberperlen an der Rohrwandung entlang zu dem
Tropfen Hg gelangte, dort wieder verdampfte und so fort. Die Lampe erreichte einen
standhaften Zustand in etwa 5 bis 10 Minuten, wobei also dann ebensoviel Quecksilber
verdampfte als kondensierte, und der Kohlefaden in einer Atmosphäre aus
Quecksilberdampf glühte. Gleichzeitig mit dem Erreichen dieses stationären oder
stabilen Zustandes wuchs die Lichtausstrahlung, und der spezifische Effektverbrauch
sank auf ca. 1,6 W/HK.
Die Wirkungsweise der Hopfeltlampe in den beiden Brennlagen „Sockel oben“ und
„Sockel unten“ zeigt anschaulich Abb. 4.
Hier sind je sechs Meßergebnisse von Dr. Lux, gewonnen mit sechs Hopfeltlampen, zu
zwei Schaulinien vereinigt. Die untere Schaulinie U entspricht der Brennlage
„Sockel oben“, die obere Schaulinie, die sinngemäß mit einem umgekehrten
U bezeichnet ist, der Brennlage „Sockel unten“. Die Schaulinien kennzeichnen
lediglich den Ungleichmäßigkeitsgrad der damaligen Fabrikation und maßgebend für die
hier in Frage stehende Wirkungsweise sind lediglich die Meßpunkte, die in diesen
Schaulinien oberhalb der Lampennummern 1 bis 6 liegen. Wir sehen so z.B., daß die
Hopfeltlampe Nr. 6 mit Sockel nach oben (zulässige Gebrauchsstellung) 1,5 W/HK
verbrauchte, während dieselbe Lampe mit Sockel nach unten (unzulässige Brennlage)
fast doppelt soviel, nämlich 2,8 W/HK benötigte.
Weder Hopfelt selbst, noch die Diskussion, die sich an den Hopfeltschen Vortrag
anschloß, vermochten eine einwandfreie Klärung dieser interessanten Erscheinung zu
bringen (ETZ 1908, Heft 41). Die an Hand der Abb. 4
veranschaulichte Tatsache konnte erst eine einwandfreie Klärung finden, nachdem
Langmuirs Arbeiten bekannt geworden sind, über die 1914 im Polytechnischen Journal
Nr. 4 (1914) H. Remané berichtete.
Des Rätsels Lösung ist einfach die, daß die Hopfeltlampe bei ihrer Benutzung in der
in Abb. 3 dargestellten Normalstellung mit
Quecksilberdampf, in umgekehrter Stellung mit einem wesentlich stärker als der
Quecksilberdampf den Faden abkühlenden Gas wirkte. Letzteres führte Hopfelt in das
U-Rohr ein, um bis zur Verdampfung des Quecksilbers die Temperatur des Fadens nicht
allzuhoch werden zu lassen. Dieses Schutzgas hatte also lediglich die Rolle, bei
Betriebsbeginn zu wirken, und ist nach der Verdampfung des Quecksilbers überflüssig
geworden; es diente also als Ersatz für den von Sinding-Larsen vorgeschlagenen
Anlaßwiderstand. Wo aber dieses Gas im Betriebe der Lampe blieb, darüber war sich
Hopfelt nicht im klaren; er gab an, daß es mit dem Quecksilberdampf gemischt den
Kohlefaden umgibt. Doch erscheint es nach den 1913 vorgenommenen Untersuchungen
Langmuirs als
sicher, daß in der einige Zeit im Betriebe befindlichen Hopfeltlampe der überaus
schwere Quecksilberdampf ganz allein den Glühfaden umgab und das spezifisch
wesentlich leichtere Schutzgas in die Schenkelenden des U-Rohres nach oben drängte.
Es verhält sich hiermit, wie mit einem Wasser-Oel-Gemisch. Rühren wir dasselbe gut
um, so erhalten wir eine trübe Flüssigkeit, die sich in allen Teilen aus Wasser und
Oel zusammensetzt; lassen wir die Flüssigkeit einige Zeit ruhig stehen, so drängt
das schwerere Wasser das leichtere Oel nach oben und beide Schichten erscheinen klar
und voneinander getrennt. Das Beharren des Quecksilberdampfes allein im unteren
Teile der U-Röhre offenbarte sich aber dadurch, daß der spezifische Effektverbrauch
fast auf die Hälfte des in umgekehrter Stellung erhaltenen Wertes fiel und dies
einfach aus dem Grunde, da Quecksilberdampf ein schlechterer Wärmeleiter ist als
sämtliche Gase. Das ergaben Langmuirs Versuche sehr genau, wie wir noch am Schluß
sehen werden.
Ein Quecksilberdampfspektrum konnte Dr. Lux bei der Hopfeltlampe nicht feststellen.
Denn noch erschien nicht allein der Kohlefaden, sondern auch ein Nebel, der den
Kohlefaden umgab, selbst leuchtend. Ich hatte Hopfeltlampen im Gebrauch, die nach
einer Notiz aus jener Zeit Fäden von etwa 0,3 mm Durchmesser hatten und im Betriebe
auf ihrer ganzen Länge mit einem leuchtenden Nebel umgeben waren, dessen Durchmesser
etwa 5 mm betrug. Abb. 5 zeigt dies. N ist der Nebel,
f der glühende Kohlefaden und r die Wandung der Röhre, Hg der Rest des
Quecksilbertropfens. Diesseits und jenseits des leuchtenden Nebels N erschien das
Rohrinnere klar, als wenn dort nichts vorhanden gewesen wäre. Das Licht der
Hopfeltlampe erschien dem Auge weiß und zufolge der flächenförmigen Verteilung, die
der Nebel bewirkte, angenehmer und nicht so stechend wie die klaren
Wolframfadenlampen. Dabei mußte ihr Faden eine höhere Temperatur haben; Dr. Lux
berechnete sie auf Grund seiner Messungen auf 2260° abs. mit Sockel oben.
Wie auch Abb. 4 ergibt, fielen die ersten
Hopfeltlampen in der Fabrikation sehr ungleichmäßig aus. Das bewirkte z.B., daß
Prof. Dr. Wedding sich für die Hopfeltlampe nicht einsetzen konnte, da er bei etwa 2
W/HK höchstens 100 Brennstunden erzielte; deshalb hielt Wedding die Hopfeltlampe
lediglich für eine gewöhnliche Kohlefadenlampe, die überlastet wurde, worüber
Näheres in der ETZ, Heft 41, 1908, nachzulesen ist. –
Nach Ueberwindung der Entwicklungskrankheiten konnte indes die Hopfeltlampe unter dem
Namen „Hydralampe“ kurz darauf von der ehemaligen Firma Gustav Wolff Söhne in
Berlin auf den Markt gebracht werden. Diese Lampe entsprach genau der Abb. 3, wurde für 20 bis 250 Volt und 25,36 und 50 HK
ausgeführt, hatte den im Vergleich mit gewöhnlichen Kohlefadenlampen sehr geringen
spezifischen Effektverbrauch von etwa 1,2 W/HK bei etwa 1000 Brennstunden nach den
Prospektangaben der Herstellerin. Eine besondere Eigenschaft dieser Lampe
bestand darin, daß die Glasglocke bis zur letzten Brennstunde klar blieb. Denn der
an der inneren Röhrenwand herabrieselnde Quecksilberregen, der durch Kondensation
des Quecksilberdampfes in den oberen Teilen der U-Röhre entstand, wirkte als
Waschautomat, d.h. die Quecksilbertröpfchen rissen die zerstäubte Kohle mit sich
herab und lagerten den schwarzen Staub unten im Scheitel des U-Rohres an, wo
derselbe nicht wesentlich lichtabsorbierend wirken konnte.
Der große Preissturz, der auf dem Metallglühlampenmarkte nach dem Erscheinen des
biegsamen, gezogenen Wolframdrahtes und der mit diesem ausgerüsteten
Wolframdrahtlampen einsetzte, ließ auch für die bis dahin billigere Hopfeltlampe
keinen Platz mehr übrig. 1913 erlosch das letzte Hopfeltpatent.
Doch lebten im gleichen Jahre noch die Hopfeltschen Gedanken wieder auf, und zwar in
Amerika. Inwieweit die amerikanischen Bestrebungen lediglich eine Fortsetzung der
hiesigen Arbeiten und Gedanken bildeten, geht aus der folgenden Tatsache hervor. Von
dem kürzlich verstorbenen Begründer der führenden englischen Zeitschrift „The
Illuminating Engineer“ in London, Leon Gaster, wurde ich ersucht, für seine
Zeitschrift als Mitarbeiter zu wirken. Ich sandte eine Arbeit über die Hopfeltlampe
nach London, die in Nr. 8 vom Jahre 1908 erschien. Dort gab ich u.a. die Anregung,
es mit gewendeltem Wolframdraht und Tantaldraht in Gas- bzw.
Quecksilberdampfatmosphäre zu versuchen, wie dies Hopfelt mit einem Kohlefaden tat
und dabei sogar bis zu 0,5 W/HK bei kurzer Brenndauer kam. Zur Durchführung dieser
Anregung mußte der Wolframfaden heiß gewendelt werden, denn bei Zimmertemperatur war
derselbe spröde und brüchig. Erst der 1910 fertiggestellte, bei Zimmertemperatur
biegsame Wolframdraht ermöglichte die bequemere praktische Durchführung meiner
Anregung. Inwieweit letztere sowie meine Beschreibung der Hopfeltlampe in der
britischen Zeitschrift drüben in Amerika gelesen bzw. beachtet wurde, mag
dahingestellt bleiben.
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Abb. 6. Quecksilberdampf-Wolframglühlampe nach Langmuir.
Tatsache ist es jedenfalls, daß die gasgefüllten Wolframglühlampen, wie sie erstmalig
1913 am Markte erschienen und auch heute noch erzeugt werden, auf der Kombination
eines gewendelten Wolframdrahtes mit einer Gasfüllung bestehen, worüber Näheres im
Polytechnischen Journal Nr. 4 vom Jahre 1914 H. Remané berichtete.
Tatsache ist es ferner, daß Dr. Irving Langmuir, der gemeinsam mit seinem Mitarbeiter
Orange bei der General Electric Co. die gasgefüllten Wolframlampen fertigstellte, in
seiner amerikanischen Patentanmeldung vom 4. September 1913 genau nach Hopfeltschem Vorbilde die
gleichzeitige Verwendung von Quecksilber und Gas beschrieb. Eine der diesbezüglichen
Konstruktionen, die den Gegenstand des der AEG, 1916 erteilten und noch bestehenden
DRP. 293586 bildet, zeigt Abb. 6. Die
Stromzuführungen umfaßt ein Isolator 9, die Elektroden 2 tragen die V-förmige
Wolframwendel 1. Wie bei Sinding-Larsen und Hopfelt, befindet sich im unteren Teile
6 der Lampe etwas Quecksilber 7. Außerdem befindet sich in der Lampe im Sinne
Hopfelts ein Schutzgas, z.B. Stickstoff oder Wasserstoff. Anfangs erfüllt das Gas
das ganze Lampeninnere. Sobald aber bei Inbetriebsetzung der Lampe sich durch die
Hitze der Wolframwendel 1 Quecksilberdampf bildet, drängt derselbe das Gas vermöge
seines größeren spezifischen Gewichtes nach oben in den Ballon 4, der mit dem
unteren Lampenteil 6 durch den Hals 5 verbunden ist. Die Linie 8 deutet die
Berührungsebene zwischen Gas und Quecksilberdampf im Betriebe der Lampe an: oberhalb
desselben befindet sich das Gas zusammengepreßt, unterhalb von 8 liegt der
Quecksilberdampf. Mehrere andere Ausführungsformen wirken in gleicher Weise.
Textabbildung Bd. 339, S. 85
Abb. 7. Quecksilberdampf-Kohlefadenlampe nach Siemens & Halske.
Während Langmuir eine Wolframwendel benutzte, wurde der Hopfeltsche Gedanke bei der
Siemens & Halske A.G. in Berlin noch 1914 bis 1916 unter Verwendung einer
Kohlewendel weiterverfolgt. Eine der vielen Ausführungsformen ihrer DRP. 333357,
349275 und 357686, die 1922 verfielen, zeigt Abb. 7.
Innerhalb der Lampenglocke A befindet sich eine Glasröhre B, die einen gewendelten
Kohleglühfaden D mit den Stromzuführungen E enthält. C bezeichnet das Quecksilber;
außerdem enthält die Lampe ein Schutzgas, das in gleicher Weise wie bei Hopfelt und
Langmuir wirken soll. Die wichtigste Wirkung der Röhre B soll die sein, daß der
Quecksilberdampf in einer besonderen, den Glühfaden verhältnismäßig eng
umschließenden Kammer erzeugt wird, die mit der äußeren Birne in Verbindung steht.
Dadurch soll nicht nur die Glocke A selbst gegen Ueberhitzung durch die
Quecksilberdämpfe geschützt, sondern gleichzeitig die Erzeugung des
Quecksilberdampfes begünstigt und das Quecksilber gegen vorzeitige Kondensation
geschützt werden, so daß der Dampf in der Umgebung des Glühfadens seine volle
Wirkung ausüben kann. Bei anderen Ausführungsformen wird statt der Röhre eine
Innenglocke benutzt, die unten das Quecksilber enthält und aus Quarzglas bestehen soll, um höheren Temperaturen standzuhalten.
Die heutigen Gasfüllungsglühlampen, wie sie z.B. von der Firma Osram, Pintsch
u.a. erzeugt werden, enthalten als Gasfüllung vorwiegend Stickstoff und als
Leuchtkörper einen gewendelten Wolframdraht. Es fragt sich nun, welche Vorteile es
bieten würde, wenn man die Wolframwendel, statt sie in Stickstoff zu beanspruchen,
sie in Quecksilberdampf beanspruchen könnte. Der Verlust, der bei Stickstoff
entsteht, sei mit N, der bei Quecksilberdampf entsteht, mit Hg bezeichnet, während
der Durchmesser des Wolframdrahtes D sei. Dann ergibt sich aus den
Untersuchungsergebnissen Langmuirs z.B. für die Glühtemperatur von 2400° abs. die
folgende Uebersicht:
D:
0,025
0,05
0,127
0,25
0,5
1,27
2,54
N:
3,8
2,13
1,02
0,59
0,35
0,18
0,11
Hg:
1,3
0,77
0,38
0,24
0,16
0,1
0,07
Hierbei sind die D in mm und die Verlustwerte, die auf die Wärmeableitung durch das
Lampenfüllgas zurückzuführen sind, in Watt pro Kerze angegeben. Es zeigt sich so,
daß der Verlust, den die Quecksilberdampf-Lampenfüllung verursacht, in jedem Falle
geringer, bei den kleinsten Drahtstärken sehr viel geringer ausfällt, als bei
Stickstoff-Lampenfüllung.
Hieraus folgt ohne weiteres, daß es möglich ist, die Wirtschaftlichkeit elektrischer
Glühlampen dadurch wesentlich zu heben, daß man an Stelle des heute üblichen
Stickstoffs Quecksilber in die Lampe einführt. Wie nun aus den eingangs erwähnten
Nachrichten aus Amerika zu entnehmen ist, ist man dort bereits nach dieser Richtung
hin am Werke. Ueberdies ist man aber bestrebt, das Sonnenspektrum zu erreichen. Den
heutigen Glühlampen fehlt besonders derjenige Teil dieses Spektrums, der im Violett
und Ultraviolett liegt, zumal das Lampenglas diese Strahlung größtenteils absorbiert
bzw. nicht durchläßt. Dieses Glas muß daher durch eine Quarzglassorte oder ein
anderes Mittel ersetzt werden. Außerdem heißt es, daß dem Wolframfaden ein
Quecksilberbogen parallel läuft, dessen Strahlung vorwiegend im Violett und
Ultraviolett liegt. Dem Quecksilberdampf würde also hierbei eine doppelte Aufgabe
zufallen, und zwar erstens, um als Druckgas zu wirken, damit die Wolframwendel bei
hoher Temperatur nicht stark verdampfen kann, und zweitens, um selbst Strahlung,
vorzugsweise Ultraviolett, zu produzieren.
Soll aber die neue Lampe die heutigen Glühlampen völlig verdrängen, so muß sie ebenso
einfach sein wie diese. Ob es nun den Amerikanern gelingt, dies zu erreichen, muß
die Zeit lehren. Jedenfalls zeigen die vorstehenden Ausführungen, daß die Lösung
dieser Aufgabe nicht allzu leicht ist und während Sinding-Larsen einen
Anlaßwiderstand vorschlug, mußten Hopfelt, Langmuir und Siemens & Halske zu
einem Schutzgas greifen, um das Durchbrennen des Glühfadens bei der Inbetriebsetzung
zu verhüten, was stets zu einer teuren Lampenkonstruktion führte, wie sie unsere
heutigen einfachen Gasfüllungslampen nicht benötigen.