Titel: | Internationaler Gießereikongreß in Lüttich 1930. |
Autor: | –rs |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 201 |
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Internationaler Gießereikongreß in Lüttich
1930.
Internationaler Gießereikongreß in Lüttich 1930.
Die diesjährige große internationale Ausstellung in Lüttich hatte Veranlassung
dazu gegeben, daß auch der internationale Gießereikongreß im Sommer 1930 in Lüttich
abgehalten wurde. Bei dieser Gelegenheit wurden nicht weniger als 27 Vorträge
gehalten, und zwar von belgischen, englischen, deutschen, französischen, spanischen,
italienischen, holländischen, amerikanischen und tschechoslowakischen
Gießereifachleuten. Diese Vorträge gaben einen Ueberblick über eine Reihe von
Gießereifragen, mit denen sich heute die Gießereifachleute zu befassen haben und an
deren Lösung alle in gleichem Maße beteiligt sind. Diese internationalen
gießereitechnischen Tagungen haben sich bisher als sehr fruchtbringend erwiesen, und
es ist anzunehmen, daß auch in Zukunft dieser Erfahrungsaustausch dem Fortschritt in
der Gießerei zugute kommen wird.
Der Inhalt der Vorträge läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Auf dem Gebiete der
Werkstoff-Prüfungen wurden verschiedene Berichte vorgelegt, so z.B. von Prof. H. Thyssen über „Forschungen über
die mechanischen Prüfungen von Gußeisen“, wobei er über die
Arbeiten des belgischen Gießereiverbandes berichtete, der Biege- und Scherversuche
auf mehreren Werken hat ausführen lassen in der Absicht, das Verhältnis der Werte
dieser beiden Versuche zueinander festzusetzen und Klarheit über die Bedeutung des
Scherversuches im allgemeinen zu erlangen. Die Ergebnisse sind: das Verhältnis von
Biegefestigkeit zu Scherfestigkeit wurde zu 1,15 bis 1,45 ermittelt; der
graphitische Kohlenstoff scheint der Durchbiegungsziffer nicht zu schaden. Die Kurve
über den graphitischen Kohlenstoff verläuft umgekehrt wie die über die
Scherfestigkeit. Die Biege- und Scherfestigkeit und die Brinellhärte stellen
Prüfverfahren dar, die geeignet sind, wertvollen Aufschluß über die Eigenschaften
von Gußeisen zu erteilen. Der Einfluß von Silizium und Mangan auf die mechanischen
Eigenschaften ist gering.
Prof. Dr. mont. Fr. Pisek legte im Auftrag der
tschechoslowakischen Gießereifachleute einen Bericht über die „Die Prüfungen von Gußeisen“ vor, in dem er
Aufschluß über die in den Forschungsanstalten der technischen Hochschulen und großer
Werke der Tschechoslowakei durchgeführten Untersuchungen über das Verhältnis von
Zerreiß- zur Scherfestigkeit, von Zerreißfestigkeit zur Brinellhärte, von
Brinellhärte auf bearbeiteter Fläche zu der auf nichtbearbeiteter Fläche, von
Brinellhärte zur Skleroskophärte, über den für. den Biegeversuch geeigneten
Probestäbe und über die Entnahme von Probekörpern aus den Gußstücken selbst gab. Aus
den Ergebnissen über diese Arbeiten, die durch zahlreiche Abbildungen, Zahlentafel
und Schaulinien vervollständigt werden, geht hervor, daß die Verhältnisse zwischen
der Zerreiß- und den übrigen Festigkeiten vom Durchmesser des Zerreiß-Stabes und vom
Durchmesser des Probekörpers im Rohzustande abhängen, aus dem die Probekörper
entnommen worden sind; ferner hängen sie auch von der Form der Prüfkörper ab. Die
geringsten Ungleichmäßigkeiten wurden beim Scher-, die größten beim Biegeversuch
gefunden. Alle Prüfarten besitzen ihre Vor- und ihre Nachteile. Der Versuch muß
stets einfach und billig sein, ferner muß man alle Faktoren, die das Ergebnis
beeinflussen, kennen. Internationale Vereinbarungen über die Versuchsausführungen
erscheinen dringend geboten.
Prof. L. F. C. Girardet erblickte nach seinem Vortrag über
„Die vereinfachte Praxis der Metallographie von
Gußeisen“ schon eine Vereinfachung darin, daß gleichzeitig 3 Proben
auf ein Holztäfelchen aufgespannt und poliert werden. Bei einiger Geschicklichkeit
kann man sogar in jeder Hand ein derartiges Holztäfelchen halten. Ein geeignetes
Reagenz für die Aufdeckung des Graphits besteht 25 cm3 Salzsäure, 100 cm3 Wasser, 10 g
Chromsäure und 5 g Nickelchlorid. Man bringt dieses Reagenz vermittels eines
Glasstabes auf die Probe an, wartet einige Sekunden, trocknet ab und prüft mit dem
Mikroskop. Die Probe wird dann mit 12 Musterbildern von verschiedener
Graphitfeinheit verglichen und dementsprechend bewertet. Die Untersuchung auf Perlit
erfolgt durch Aetzen mit alkoholischer Pikrinsäure ebenfalls durch Vergleich mit
Musterbildern. Bei der Prüfung auf das Phosphideutektikum muß der Zubereitung des
hauptsächlich aus Bromkalium und Brom bestehenden Reagenzes eine besondere
Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit es sich während des Aufbewahrens nicht
verändert.
Der belgische Gießereiverband hat, wie aus einem Bericht über „Die Kontrolle der Gußstückevermittels des
Scherversuches“ hervorging, mehrere Gießereien mit dem Gießen
bestimmter Stücke aus verschiedenen Gußeisensorten beauftragt und die Stücke auf
ihre Scherfestigkeit prüfen lassen. Die Proben waren teils den Stücken angegossen,
teils wurden sie
den Stücken selbst entnommen. Die Bedeutung des Scherversuches im Interesse der
Förderung der Gießereitechnik wird zwar auf Grund dieser Versuchsergebnisse
anerkannt, doch können allgemeine Schlußfolgerungen über die Brauchbarkeit dieser
Prüfart noch nicht gezogen werden, da die Ergebnisse je nach der Gußbeschaffenheit
und der Gießart nicht einheitlich ausfallen.
H. Thyssen und J. Bourdouxhe
beschrieben „Eine neue Maschine für die Untersuchung von
Gußeisen an kleinen Probekörpern“, die sich eignet zur Vornahme von
Biegeversuchen an prismen-förmigen Probekörpern von 25 bis 80 mm Länge, von
Scherversuchen an Probekörpern von 25 bis 50 mm2
Querschnitt, von Kugeldruck-Härteversuchen und von Zerreißversuchen an zylindrigen
Probestäben. Die Maschine ist für den Scherversuch so ausgebildet, daß ein Versetzen
des Probekörpers während der Versuchsausführung nicht möglich ist, so daß die
Ergebnisse stets gleichmäßig ausfallen. Die Probekörper für diesen Versuch lassen
sich auf der Drehbank innerhalb 3 Minuten herstellen, die Kosten sind demnach
gering. Der Härteversuch wird mit einer Kugel von 5 mm Durchmesser unter einer Last
von 500 kg an einem der beim Biegeversuch anfallenden Bruchstücke vorgenommen. Der
Abstand der Aufstützpunkte beim Biegeversuch beträgt 50 mm.
Wie A. Deleuse in seinem Vortrag über „ Der Lochscherversuch für die Kontrolle von
Gußeisen“ ausführte, hat er umfangreiche Untersuchungen über den
Lochscherversuch im Vergleich zum Scherversuch nach Fremont, zum Zerreiß- und
Biegeversuch mit einer Reihe von Gußeisensorten vorgenommen und die Ergebnisse
dieser Untersuchungen in 19 Zahlentafeln und 23 Schaulinien zusammengestellt. Die
Ergebnisse besagen, daß der Lochscherversuch die Beurteilung von Gußeisen mit der
gleichen Genauigkeit gestattet wie der Zerreiß- und Biegeversuch. Er besitzt dazu
den Vorteil, daß der Probekörper billig und jeder beliebigen Stelle der Gußstücke
entnommen werden kann. Auch das Einspannen der Probe erfolgt mühelos bei jeder
Zerreißmaschine. Die Versuche fallen ebenso gleichmäßig aus wie bei den anderen
Prüfungen. Dazu kommt, daß dieser Versuch die Festigkeit von Gußeisen an einer
bestimmten Stelle angibt, der Zerreiß- und Biegeversuch dagegen die
durchschnittliche Festigkeit des ganzen Querschnittes.
Prof. R. Lemoine sprach über „Gußeisen von hoher Festigkeit“, indem er nach Hervorhebung des
Einflusses des Kohlenstoff- und Siliziumgehaltes und der Abkühlungsgeschwindigkeit
auf die mechanischen Eigenschaften von Gußeisen näher auf die Erzeugung von
niedriggekohltem Gußeisen im elektrischen Ofen und im Kupolofen einging. Bei
Benutzung des elektrischen Ofens kann die Erzeugung erfolgen von kalten Roheisen-
oder von kalten Schrotteinsätzen aus oder durch Niederschmelzen von Schrott im
Kupolofen und Feinerung des flüssigen Eisens im elektrischen Ofen. Der
Stromverbrauch je t beträgt beim 1. Verfahren 750 kWh, beim 2. Verfahren 700
kWh und beim 3. 250 kWh. Die Kohlung der Schrotteinsätze beim Kupolofenverfahren
richtet sich nach der Aufenthaltsdauer des Schrotts im Ofen bis zur Erreichung der
Schmelzzone, nach der Berührungszeit mit dem Koks in der Schmelzzone und nach der
chemischen Beschaffenheit des Schrotts. Bei Ergreifung aller Vorsichtsmaßregeln
würde die Erzielung eines Kohlenstoff-Gehaltes im Gußeisen von 2,5 bis 2,6 % einer
Schrottaufgabe von 40 bis 55 % entsprechen. Niedriggekohltes Gußeisen im Kupolofen
läßt sich durch Verwendung von Sonder-Roheisenmasseln mit sehr niedrigem
Kohlenstoff-Gehalt erzeugen.
F. Renaud befaßte sich in seinem Vortrag mit „Nickelhaltigem Gußeisen“, und zwar mit den
neuesten Forschungen und Anwendungsmöglichkeiten von nickelhaltigem Gußeisen, wobei
folgende Gußarten unterschieden werden: widerstandsfähiger Maschinenguß,
hochwiderstandsfähiger Guß, in Kokillen gehärteter Guß von großer Härte, nicht
magnetischer Guß für elektrische Zwecke, korrosions- und wärmebeständiger Guß,
warmbehandelter Guß. Nickel macht weißes Eisen härter, wenn der Zementit beständig
ist, dann zersetzt es die Karbide unter Graphitbildung und machte die Grundmasse
härter durch Ueberführung des Perlits in Sorbit oder Martensit, schließlich bildet
es in starken Anteilen zugesetzt ein weiches graues Eisen von austenitischem Gefüge.
Leicht bearbeitbarer Maschinenguß von großer Härte und Festigkeit wird durch
einfachen Zusatz von 1 bis 2% Nickel zum üblichen guten Maschinenguß erhalten,
verschleißfester Guß durch Zusatz von 1 bis 1,5 % Nickel zu gutem perlitischen
Gußeisen, gegebenenfalls noch durch einen Zusatz von 0,3 bis 0,5 Chrom. Es gibt
hochwiderstandsfähiges Gußeisen mit 2,44 bis 2,88 % Nickel von 46 bis 47,5 kg/mm2 Zerreißfestigkeit und 269 Brinellhärte. In
Hartgußwalzen wurden Härten von 700 Brinelleinheiten bei 4,5 % Nickel und 1,5 %
Chrom erreicht.
Generaldirektor J. Deschamps führt in seinem Vortrag über
„Vor- und Nachteile der verschiedenen für die
Stahlerzeugung angewendeten Verfahren in den Stahlgießereien“ die
Hauptverfahren für die Stahlerzeugung an: das saure und basische
Siemens-Martin-Verfahren, den Konverter, den sauren und basischen elektrischen Ofen,
gemischte Verfahren (Duplex-, Triplex-Verfahren). Der Stahl aus dem sauren
Siemens-Martin-Ofen besitzt in der Regel nicht die für dünnwandige Stücke gewünschte
genügende Dünnflüssigkeit, der Betrieb mit dem basischen Siemens-Martin-Ofen
gestaltet sich billiger, der in ihm erzeugte Stahl ist jedoch von geringerer
Beschaffenheit als der aus dem sauren Ofen. Der Stahl aus dem sauren Konventer ist
infolge seines hohen Dünnflüssigkeitsgrades besonders für dünnwandige und leichte
oder mittelschwere Stücke angebracht. Der basische elektrische Ofen ermöglicht zwar
die Aufgabe billigerer Rohstoffe als der saure, doch arbeitet er mit einem höheren
Kraftverbrauch und Elektrodenabbrand. Von den gemischten Verfahren beansprucht die
Behandlung des flüssigen Kupolofeneisens im basischen elektrischen Ofen das größte
Interesse.
In seinem Vortrag über „Die Faktoren, die die härtebildenden
Eigenschaften von Gußeisen beeinflussen“ teilte A. L. Norbury Versuchsergebnisse mit, die die Veränderung der
härtebildenden Eigenschaften von Gußeisen der gleichen Zusammensetzung, dann den
Einfluß des Gesamt-Kohlenstoffs, des Siliziums, Mangans und Schwefels und der
Temperatur der Form zeigen. Auch die Frage der Wirkung der Schmelzbedingungen auf
die Härteneigung wird unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Piwowarsky, Hanemann und
Bardenheuer berührt. Die Härteeigenschaften von Gußeisen können u.a. eine
Veränderung durch Ueberhitzung oder durch verlängertes Erhitzen des Bades oder durch
Schrottzusatz erfahren, welche Maßnahmen eine auflösende Wirkung des Graphits im Bad
zur Folge haben. Einzeln erhöhen Mangan und Schwefel die Härteneigung, bei
gemeinsamem Auftreten jedoch, wie dies meistens der Fall ist, neutralisieren sie
sich durch Bildung von Mangansulfid.
„Das Schmelzofenproblem in der Eisengießerei” wurde
von Dr.-Ing. Th. Geilenkirchen zum Vortrag gebracht.
Ueberschaut man zusammenfassend das ganze Gebiet der Schmelztechnik für Gußeisen, so
wird man feststellen können, daß das Ofenproblem, das darin besteht, ein Gußeisen
jeder gewünschten Zusammensetzung und mit beliebigen chemisch-physikalischen und
mechanischen Eigenschaften zu wirtschaftlichen Bedingungen zu schmelzen, rein
technisch gelöst ist. Was dagegen die wirtschaftliche Seite angeht, so wird der
Wettbewerb zwischen den einzelnen Ofenbauarten für manche Sondergebiete noch
ausgefochten werden müssen. Der alte Kupolofen hat auch in den letzten Jahrzehnten
den Nachweis erbracht, daß er nicht nur für die Schmelzung von gewöhnlichem Grauguß
ohne besondere Qualitätsvorschriften der bestgeeignete Ofen ist, sondern daß er auch
für Maschinenguß höherer Festigkeit und andere Edelgußarten technisch und
wirtschaftlich durchaus vorteilhaft arbeitet. Er dürfte also auch wohl in Zukunft
der am meisten verwendete Schmelzofen für Eisengießereien bleiben, es sei denn, daß
ihm vorübergehend aus einer geringeren Qualität des in neuzeitlichen Großkokereien
hergestellten Schmelzkokses Schwierigkeiten erwachsen. Der alte mit Steinkohlen
geheizte Gießereiflammofen ist ebenso wie der Kupolofen neuzeitlichen Anforderungen
entsprechend geändert worden und verspricht insbesondere durch Anwendung der
Kohlenstaubfeuerung auch für die Zukunft wirtschaftlich befriedigende Ergebnisse zu
liefern. Der elektrische Schmelzofen ist durch die Entwicklung der anderen
Schmelzöfen für Eisengießereizwecke etwas zurückgedrängt und wird sich nur unter
besonderen Umständen durchsetzen, wenn es nicht gelingen sollte, ihn ohne
Zwischenschaltung anderer elektrischer Einrichtungen unmittelbar an
Ueberlandstromnetze anzuschließen. Unter den neuen Ofenbauarten für Sonderzwecke
beginnt sich der mit Kohlenstaub gefeuerte Schaukelofen von Brackeisberg als
bestgeeigneter Ofen herauszukristallisieren.
R. B. Dupuis gibt in seinem Vortrag über „Elektrolyteisen“ eine Uebersicht über die bisher
im Schrifttum bekannt gewordenen Verfahren, wie über das Cowper-Coles-, das
Burgeß-Hambücher-, das Fischer-Langbein-Pfannhausen-, das Bouchayer-Verfahren, um
sich dann den italienischen Verfahren zu widmen. Die Gegend von Pont St. Martin im
Aosta-Tal erschien als Standort für die Elektrolyt-Eisenindustrie angesichts der
unmittelbaren Nähe eines Großkraftwerkes besonders geeignet. Der für die Heizung der
Elektrolyte benötigte Dampf wird in elektrischen Kesseln erzeugt. Gewonnen werden
jährlich 800 t Röhren und Feinbleche. Das Glühen findet in elektrischen Oefen und in
einem kohlengefeuerten Ofen statt. Dem eigentlichen Elektrolyt werk ist eine
neuzeitliche Eisengießerei angegliedert worden. Es folgen Angaben über die
Zusammensetzung der Eisenerze, des Elektrolyteisens, die Verunreinigungen, den
Gasgehalt, die Eigenschaften des Elektrolyteisens im rohen und im geglühten Zustand,
die magnetischen und elektrischen Eigenschaften uam.
„Ueber die Herstellung von Schwungrädern und
Riemenscheiben“ lautete ein Bericht des belgischen
Gießereiverbandes, in dem die Ansichten mehrerer Gießer über das Formen in grünem
Sand und in getrocknetem Sand, über das Gießen, über die verlorenen Köpfe, über den
Bruch der Arme, über die Schwindung und über die zu verwendenden Eisensorten bei der
Herstellung von Schwungrädern und Riemenscheiben wiedergegeben werden. Das Bestreben
der Gießer sollte weniger auf die Beseitigung des Trocknens der Gußformen als auf
eine Verbesserung der Gußbeschaffenheit gerichtet sein. In diesem letzteren Falle
ist man zur Verwendung eines widerstandsfähigen Gußeisens gezwungen, das unter
Umständen getrocknete Formen voraussetzt. Als Gattierungen werden empfohlen:
Höchstanteil an
Silizium
Mangan
Phosphor
für Eingüssen u. Gußbruch
kleine Räder
50%
3–3,5%
0,6%
1–1,3%
Riemenscheiben
40%
2–2,2%
0,5–0,7%
0,8–0,9%
Schwungräderbis 10 t
35%
1,8–1,9%
0,6%
0,5%
schwererSchwungräder
30%
1,6–1,8%
0,6–0,7%
0,3%
In seinem Vortrag über die umstrittene Frage
„Der Zusatz von Flusspat zum Kupolofen“ faßt D. Deuvorst die Ergebnisse der bisherigen Veröffentlichungen
zusammen, um dann über die eigenen in einem Krigar-Kupolofen mit Vorherd
durchgeführten Versuche zu berichten. Bei Aufgabe von Flußspat ergab sich ein
höherer Koksverbrauch, dabei war aber auch die Verbrennung des Kokses besser als
ohne Flußspat. Der Winddruck ist beim Betrieb mit Flußspat ziemlich ungleichmäßig,
beim Betrieb ohne Flußspat gleichmäßig, während die Windmenge in beiden Fällen praktisch
gleich bleibt. Dasselbe gilt für die Zusammensetzung der Gichtgase und die
Temperatur des flüssigen Eisens. Die Abnutzung des Ofenfutters ist beim
Flußspatbetrieb um rund 4% stärker. Das Wachstum der Pflanzen in der Umgebung der
Gießerei wird beim Flußspat-Betrieb benachteiligt.
A. Possenti sprach im Auftrag der italienischen
Gießereifachleute über „Die Entschwefelung von Gußeisen und
Stahl mit- Hilfe saurer und basischer Schlacken“. Er erklärte
zunächst die Reaktionen, die sich bei der Verwendung von an Kaliumoxyd reichen
Schlacken abspielen. Zubereitet wurden diese Schlacken durch Zusatz von vulkanischer
Lava der Zusammensetzung: 55 % Kieselsäure, 23 % Tonerde und 22 % Kaliumoxyd. Das
Eisen, das bei diesen Versuchen entschwefelt wurde, erhielt durch Aufgabe von
Eisensulfid einen besonders hohen Schwefelgehalt, damit die Wirkung des Kaliumoxyds
besser zum Ausdruck kommen sollte, ferner wurde der Mangan-Gehalt niedrig gehalten,
damit der niedrige Gehalt an Schwefel nach der Entschwefelung nicht dem Mangan
zugeschrieben werden konnte. Das Gußeisen enthielt schließlich 0,062 bis 0,065 %
Schwefel. Es ist anzunehmen, daß bei Verwendung eines Roheisens von niedrigem
Schwefelgehalt im Gußeisen ein Schwefel-Gehalt von weniger als 0,02 % verwirklicht
werden kann. Dieses Verfahren kann ebenfalls für die Erzeugung von Stahl aus
billigen Rohstoffen Anwendung finden.
Prof. A. L. Thomas hielt einen Vortrag über „Einige physikalisch-chemische Veränderungen der
perlitischen Gußeisensorten“ und lehnte in seinen Ausführungen an
die Arbeiten von Schütz und Morschel an. Er prüfte unter Benutzung der
Gußeisendiagramme die Vorgänge, die sich bei der Abkühlung bezw. bei der Erwärmung
von perlitischem Gußeisen abspielen, und zwar werden zunächst Gußeisensorten
behandelt, die sich bei der Abkühlung aus Perlit-Graphit-Zementit bezw.
Perlit-Graphit-Ferrit- bezw. Perlit-Graphit zusammensetzen. Handelt es sich um ein
Gußeisen, dessen Graphitisierung erst vom Ac-Punkt bei der Erwärmung beginnt, so
kann die der Erwärmung folgende Abkühlung entweder ein Zementit-Perlit- oder ein
Ferrit-Perlit- oder lediglich ein Perlit-Gefüge zur Folge haben. Das durch Erwärmung
mit anschließender Abkühlung erhaltene Gußeisen (etwa der Zusammensetzung 2,8 bis
3,2 % Kohlenstoff, 1,0 bis 1,4 % Silizium, 0,7 % Mangan, 0,3 % Phosphor, unter 0,10%
Schwefel) kann eine Scherfestigkeit von 39 kg/mm2,
die ungewöhnlich hohe Durchbiegung von 0,48 mm und die Brinellhärte von 223 nach
Glühen bei 1015° besitzen. Dieses Verfahren läßt sich für die Erzeugung dünnwandiger
Stücke von hoher Festigkeit verwenden, wie von Kolbenringen, Motorgehäusen, Deckel
für Kompressoren.
Der Spanier J. Canameras y Gonzalo gab seine „Untersuchungen über den
Winddruck und die Windmenge in den Kupolöfen“ bekannt. Er hat in
Erkenntnis der Bedeutung der Koksbeschaffenheit für Windmenge und Winddruck
Versuche mit verschiedenen Koksarten unternommen und festgestellt, daß die folgende
Kokszusammensetzung zu den besten Ergebnissen führt: unter 1 % Schwefel, unter 86 %
Kohlenstoff, unter 12 % Asche, unter 4 % Feuchtigkeit. In physikalischer Hinsicht
muß der Koks dicht und fest sein und darf nicht mehr als 3 % von Stücken von weniger
als 1 dm3 enthalten. Das beschriebene Gerät für
die Messung der eingeführten Windmenge beruht auf der Messung der
Luftgeschwindigkeit in einer Röhre durch Differenz zweier Drucke. Beträgt in einem
Kupolofen von 1,5 m Durchmesser der Durchmesser der Windeintrittsdüse 0,457 m, so
ist die Windmenge =
\frac{\pi}{4}\,(0,467)^2\,\times\,4,2\,\sqrt{h}-0,69\,\sqrt{h}\,m^3
wenn h den Säulenunterschied in der Röhre darstellt.
Prof. A. Debar hielt einen Vortrag über „Einige praktische Angaben über das Trocknen“ und
knüpfte an die Arbeiten des Russen Groume-Grjimailo über die Grundsätze der
wirtschaftlichen Trocknung in der Gießerei an, indem er weiter auf die Notwendigkeit
des Arbeitens mit der niedrigsten Temperatur hinweist, die mit der Art des zu
trocknenden Sandes vereinbar ist. Der Trockenofen kann mit natürlichem oder mit
künstlichem Zug betrieben werden. Ein Mittel, die Temperatur der aus der Feuerung
tretenden, zum Trocknen zu heißen Gase zu erniedrigen, besteht darin, in die Leitung
der heißen Gase von der Feuerung bis zum Trockenraum Luft einströmen zu lassen,
wobei der Abstand dieser Lufteintrittsstelle vom Rost groß genug sein muß, daß die
Luft nicht mehr als Verbrennungs-, sondern als Verdünnungsluft dient. Die große
Anzahl der vom künstlichen auf natürlichen Zug umgestellten Feuerungen beweist den
Mißerfolg der betreffenden Werke mit der Feuerung für künstlichen Zug. Immerhin
lassen sich auch nach diesem Verfahren Erfolge erzielen, entweder durch Einblasen
von Luft durch einen Ventilator gleichzeitig über und unter dem Rost oder nur unter
dem Rost. In jedem Fall ist ein Verdünnungskanal zwecks Erzielung eines
gleichmäßigen Gasgemisches zwischen Rost und Trockenraum unentbehrlich, ebenso ist
die Zuleitung der heißen Gase in den oberen Teil des Trockenraumes ratsam.
H. A. Schwartz sprach über „Die
letzten Fortschritte in der amerikanischen Erzeugung von
Temperguß“. Bis 1914 gewann man in Amerika den Temperguß fast
ausschließlich in Flammöfen. Eine der wichtigsten Aufgaben, mit der man sich nach
dem Kriege befaßte, war die Kohlenstaubfeuerung, wobei man weniger eine Verminderung
des Brennstoffverbrauches als eine der Löhne für die Handarbeit anstrebte. In
gewissen Gegenden faßte auch die Oelfeuerung Fuß, in anderen die Naturgasfeuerung,
während elektrische Oefen in größeren Gießereien Verwendung gefunden haben, in denen
ständig Bedarf nach flüssigem Metall herrscht. Das in sauren elektrischen Oefen erschmolzene
Eisen läßt sich leichter tempern als das Eisen aus dem basischen Ofen. Eine
praktische Arbeitsweise ist die zweier Gießereien, die das im Kupolofen
niedergeschmolzene Eisen im Flammofen nachbehandeln. Die Temperzeit erfährt eine
Verkürzung, wenn die Stücke vor dem Tempern bei 1000° gehärtet worden sind. Zurzeit
werden Versuche auf einem Werk mit einer CO-CO2-Atmosphäre zwecks Verkürzung der Temperzeit angestellt. Nickel und Molybdän
erhöhen die Festigkeit des Tempergusses, Kupfer seine Korrosionsbeständigkeit.
M. Kagan berichtete über „Einige
Bemerkungen über einen Gießereifehler: Flecken auf Temperguß“. Zu
unterscheiden sind Temperkohleflecken, die auf Warmrisse zurückzuführen sind, von
denen, die mit Hohlräumen aufzutreten pflegen und infolge der Wirkung von Gasen
entstehen. In den kleinen, sehr schnell erstarrenden Gußstücken kommen die letzteren
nur selten vor; meistens rühren die Flecken von Warmrissen her, die der schlechten
Konstruktion des Stückes, der ungeeigneten Anordnung der Steiger und der
Außerachtlassung von Vorsichtsmaßregeln seitens des Formers zuzuschreiben sind. Die
Unterdrückung der schwarzen Flecken kann in vielen Fällen vermittels
Abschreckplatten zwecks Beschleunigung der Abkühlung erfolgen, ferner durch eine
solche Anordnung des Eingusses, daß die Abkühlungsgeschwindigkeit des Stückes
möglichst gleichmäßig verläuft und der Schwindung Rechnung getragen wird. Die
Flecken kommen bei dem im Kupolofen erzeugten Temperguß häufiger vor als beim
Tiegelofenguß. Der niedrigere Silizium-Gehalt des letzteren dürfte dabei eine Rolle
spielen. An Beispielen wird die Möglichkeit des Auftretens schwarzer Flecken und
ihre Vermeidung gezeigt.
Nach dem Vortrag von R. Gailly über „Die Entwicklung des Tempergusses in Frankreich“
sind Fortschritte besonders in der Nachkriegszeit festzustellen. So baute man 1922 2
Flammöfen von 10 t Inhalt, die einen mit amerikanischen Werten durchaus
vergleichbaren Temperguß ergeben. 1926 bis 1927 wurden diese Oefen vergrößert und
auf Kohlenstaub umgestellt. Andere Gießer trachteten danach, die Beschaffenheit des
Kupolofengusses zu verbessern, wobei ihnen die Erzeugung von Schwarzguß von 32
kg/mm2 Zerreißfestigkeit und 8 % Dehnung
gelang. Wiederum andere Werke entkohlen das Kupolofeneisen im Konverter. Vor 1½
Jahren wurde auch zu Versuchszwecken ein kohlenstaubgefeuerter Drehofen von 1,5 t
und später ein gleicher Ofen von 5 t aufgestellt; diese französische Bauart
unterscheidet sich von der deutschen dadurch, daß sie einen, metallischen
Rekuperator besitzt, der eine Brennstoffersparnis und die Erzielung höherer
Temperaturen gestatten soll. Die früheren kohlengefeuerten 2-t-Temperöfen, wie sie
in den Ardennen üblich waren, mußten den gasgefeuerten und diese den
kohlenstaubgefeuerten weichen. Die Handformmaschinen wurden durch hydraulische und
diese durch Preßluftformmaschinen ersetzt; Zerreißfestigkeit und Dehnung können
durch Nickel-Chrom-Zusätze verbessert werden.
R. Deprez berichtete über „Beitrag zur Geschichte der Tempergießerei im Lütticher Bezirk“.
Die Gründung dieser Industrie wird auf das Jahr 1834 zurückgeführt, und zwar waren
es englische Gießer, die das Geheimnis des Temperns nach Belgien mitbrachten. Der
Einfluß der englischen Gießer ist heute noch insofern wahrnehmbar, als die
Tempergießereiarbeiter in Lüttich, die sich der wallonischen Umgangssprache
bedienen, eine Reihe von Fachausdrücken gebrauchen, die zweifelsohne auf einen
englischen Stamm zurückzuführen sind. Im Laufe der Jahre wurde der Vorort Herstal
mehr und mehr der Hauptsitz der Lütticher Tempergießer, weil Herstal schon früher
der Sitz zahlreicher Kupfer-Gießereien war, die angesichts des Wettbewerbes des
Tempergusses ihrerseits zur Umstellung ihres Betriebs auf Temperguß gezwungen
wurden. Die Tempergießereien Herstals verfügen heute über eine Leistungsfähigkeit
von insgesamt 640 t monatlich, die in 13 Kupolöfen, 85 Tiegelöfen und 45 Temperöfen
erzeugt werden.
Dr.-Ing. R. Stotz befaßte sich in seinem Vortrag mit der
„Verwendung von Kohlenstaub in den deutschen
Tempergießereien“ und berichtete über die Vorteile des
Brackeisbergofens sowie sonstiger Oefen zum Schmelzen und Tempern, wobei Erfahrungen
aus der Praxis angegeben wurden, während Prof. E. Pipwarsky, Aachen, einen Vortrag über „Temperguß
von hoher Festigkeit“ hielt und eine Reihe von aktuellen Fragen
behandelte, wie die Abhängigkeit der Glühdauer von der Wandstärke, die
durchschnittliche Schwindung von Schwarzkern- und Weißkernguß, den Einfluß der
Temperatur auf den Karbidzerfall, die Temperkohlebildung in Abhängigkeit von der
Zeit bei nickelchromlegiertem Schnelltemperguß, den Einfluß von Nickel und Chrom auf
die Eigenschaften eines Schnelltempergusses von hoher Festigkeit, die Kieselsäure in
den Randzonen von Temperguß u.a.m.
In seinem Vortrag über „Erzeugung und Anwendungen der
Leichtmetalle und -legierungen in Italien“ gab A. W. Bonaretti einen Ueberblick über die Entwicklung der
italienischen Leichtmetallindustrie. Demnach stieg die Erzeugung der Leichtmetalle
in Italien von 800 t 1913 auf 9 bis 10000 t 1929. Das erste Aluminium-Werk wurde
1906 in Bussi in den Abruzzen errichtet. Die größten Aluminium-Werke des Landes sind
heute die Werke von Bussi, Borgofranco, Marghera und Mori, Rohstoffe stehen in
reichlicher Menge zur Verfügung. Das Magnesium wird zum größten Teil aus Deutschland
bezogen. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Industrie der Leichtmetalle sich
erst im Anfang ihrer Entwicklung befindet. Der italienische Kraftwagen- und
Flugzeugbau wählt heute für bewegliche und feste Teile mit Vorliebe Leichtmetalle.
Die Straßenbahnen der Stadt Mailand haben eine Ersparnis von 1000 bis. 1200 Lire
jährlich für eine Gewichtverminderung um 1 t je Straßenbahnwagen festgestellt. Der
Lokomotiv-, Schiffbau, die Artillerie bekunden ihr Interesse ebenfalls für
Leichtmetalle.
A. Deleuse führte in seinem Vortrag „Die heutigen Verfahren für die Untersuchung und Kontrolle
der Formsande“ zunächst die Eigenschaften auf, die die Formsande
besitzen müssen, nämlich eine genügende Bildsamkeit, Bindekraft, Durchlässigkeit,
Feuerfestigkeit, Feinheit und Gleichmäßigkeit. Diese Eigenschaften werden bedingt
durch den Feuchtigkeitsgehalt, die Art und den Gehalt am Tonbindemittel, an
organischen oder mineralischen Bindemitteln, die Kornform und das Verhältnis der
Körner verschiedener Größen zueinander, die Verteilung des Bindemittels, den
Verdichtungsgrad des Sandes, den Gehalt an Kohlenstaub. In zahlreichen Schaulinien
wird das Bindevermögen als Funktion der Feuchtigkeit bei grünem und bei getrocknetem
Sand veranschaulicht, ferner die Durchlässigkeit als Funktion des
Feuchtigkeitsgehaltes, der Einfluß der Sandverdichtung und der Korngröße auf die
Durchlässigkeit. Schließlich werden die Verfahren für die Messung der verschiedenen
Eigenschaften besprochen.
Schließlich ist noch der Vortrag von H. W. Dietert zu
erwähnen über „Anwendung der Prüfungen des Sandes in der
Gießerei zwecks Sicherung seiner
Kontrolle“. Der Vortragende unterschied
dabei zwischen Forschungen, die meistens eine Aufgabe der großen Werke sein werden,
und Kontrolle, die alle Gießereien angeht. Der Zweck der jeden Tag vorzunehmenden
Untersuchungen ist, die Sandeigenschaften, die sich von einem Augenblick zum anderen
verändern können und infolgedessen eine ständige Ueberwachung benötigen, zu
verfolgen. Zu diesen Untersuchungen gehören u.a. die Prüfung auf den
Feuchtigkeitsgehalt, die Durchlässigkeit, das Bindevermögen, die Festigkeit im
ungetrockneten Zustand, zu den wöchentlichen Untersuchungen die Prüfung auf
Festigkeit im getrockneten Zustand, zu den monatlichen die Bestimmung der Feinheit
des Tombindemittels. In dem beschriebenen Gerät kann die Feuchtigkeit nach
Verdichtung des Sandes durch ein Fallgewicht ohne weiteres abgelesen werden, die
Durchlässigkeit nach Leitung eines Luftstromes von 10 cm WS-Druck durch den Sand,
die Festigkeit durch Hebenlassen eines Pendels durch den Sandkuchen, indem die
Hubhöhe des Pendels die Festigkeit angibt. Praktische Ratschläge zur
Aufrechterhaltung der Sandeigenschaften werden erteilt und Angaben über den
Verdichtungsgrad, den Feuchtigkeitsgehalt, die Festigkeit und Durchlässigkeit von
Formsand für verschiedene Gußstücke gemacht.
Dr.–rs