Titel: | Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. |
Autor: | K. |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 226 |
Download: | XML |
Deutsche Gesellschaft für
Metallkunde.
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde
Die 13. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde fand am 8.
bis 10. November in Berlin statt. Nach der Eröffnungsansprache des Vorsitzenden,
Herrn Professor Dr.-Ing. E. h. H. Bauer, gab das
geschäftsführende Vorstandsmitglied, Herr Dipl.-Ing. Hans Groeck, einen Ueberblick über die Tätigkeit der Gesellschaft.
Das Hauptthema der großen Vorträge war bei dieser Hauptversammlung: „Das Walzen und Pressen der Nichteisenmetalle“.
Die sogenannten „kurzen“ Vorträge brachten Berichte aus den verschiedensten
Gebieten neuzeitlicher Metallforschung.
Obering. L. Weiß, Frankfurt a. M., behandelte „Die
neuere Entwicklung der Walzwerke für Nichteisenmetalle“. Die Walzwerke
bilden einen kleinen Ausschnitt aus dem Felde des Walzwerkswesens und dienen
hauptsächlich zum Warmwalzen von Platten, Blechen und Draht, zum Kaltwerden von
Blechen und Bändern. Das große Gebiet der Profilherstellung ist bei den
Nichteisenmetallen der Strangpresse vorbehalten. Die Entwicklung folgte im
allgemeinen der des Eisenwalzwerkes, wobei besonders die Mehrwalzengerüste
durchgebildet wurden, denn sie bieten den Vorteil der Anwendungsmöglichkeit kleiner
Walzendurchmesser. Die bessere Gleitfähigkeit des Walzmaterials hat geringere
Leistungsaufnahme zur Folge. Wichtig ist die Bestimmung des Walzdruckes. Besondere
Fortschritte ergaben sich durch die Verwendung von Wälzlagern an Stelle der
Gleitlager für die Stützwalzen, Erfahrungen über die Ausführung der Stützwalzen aus
weicherem Material als dem für die Arbeitswalzen werden mitgeteilt.
Der zweite Vortrag von Dr. W. Rohn, Hanau, brachte im
Zusammenhang mit dem ersten „Gleitlager an Walzwerken“. Die richtige
Ausbildung der Walzenzapfen und Lagerschalen ist besonders für kontinuierliche
Straßen von Bedeutung für das störungsfreihe Arbeiten und die Wirtschaftlichkeit.
Durch Innenkühlung der Walzen und Zapfen suchte man der übermäßigen Erwärmung der
Lager zu begegnen, jedoch ohne Erfolg. Als wirksamste Kühlung hat sich das Verfahren
bewährt, in die Lagerschalen auf der Außenseite Nuten einzufräsen und in diese
Kühlrohre einzulöten. Die Schmiernuten wurden durch Oelkammern in den Lagerschalen
ersetzt, die in der Laufrichtung schlank auslaufen, so daß Oel abstreifende Kanten
ganz vermieden werden, der Erfolg dieser Maßnahmen war ein starker Rückgang des
Lagerverschleißes. Bei Kaltwalzen bewährte sich diese Anordnung in Kombination mit
Walzeninnenkühlung. Auch bei kontinuierlichen Walzwerken sind diese An Ordnungen dem Verfahren, die
Walzen und -Zapfen zu berieseln, vorzuziehen. Wichtig ist die sorgfältige Abdeckung
der Lager gegen das Eindringen von Spänen, Splittern und dergleichen. Versuche über
verschiedene Legierungen des Lagerschalenmetalls, Schmiermittel usw. werden
mitgeteilt.
Dr. C. Busse und Dipl.-Ing. Claus Busse, Neheim/R., berichteten über „Das Dicksche Preßverfahren und die
umgekehrt arbeitenden Pressen“. Das genannte Verfahren bietet besondere
Vorteile, wie die Verminderung des Abfalls von 25–30% auf 2–4%, Einzelheiten über
Konstruktion, Fließvorgang und Ausführungsformen im In- und Ausland werden
mitgeteilt.
Ueber „Erfahrungen mit Feuerbuchs- und Stehbolzenkupfer in England und
Deutschland“ berichtete Reichsbahnrat Dr.-Ing. R. Kühnel, Berlin.
Dr.-Ing. G. Welter, Luxemburg, sprach über
„Kristallisationsversuche an Metallegierungen bei Drücken bis zu 20000
at.“ Durch sehr hohe Drücke wurde eine Veredelung der Werkstoffe in ihren
physikalischen und technischen Eigenschaften erreicht. Die flüssige Metallschmelze
wird hierbei, ehe die Keimbildung einsetzt, unter hohen hydrostatischen Druck
gesetzt. Der Kristallisationsvorgang verläuft dann unter diesem hohen Druck. Es
wurden Drücke von 12000 bis 17000 und 18–20000 at verwendet. Die Folge ist
Qualitätsverbesserung, bei Legierungen Verschiebung des eutektischen Punktes. Das
Verfahren ist aber sehr kostspielig und wird vorläufig nur in Sonderfällen
wirtschaftlich sein.
Die kurzen Vorträge behandelten nachstehende Themen:
„Merkwürdige Rißbildungen beim Walzen von Edelmetalldrähten“ Dr. L. Nowack, Pforzheim, schilderte das oft beobachtete
Auftreten von Rissen in der Längsrichtung bei Drähten aus verschiedenen Legierungen
von Gold, Silber usw., als Ursache wird angenommen, daß das Material bei
Ueberbeanspruchung infolge zu engen Walzenabstandes stoßweise belastet wird.
Aehnliche Formen gezackter Bruchflächen werden auch bei anderen Werkstoffen, z.B.
Aluminium, beobachtet.
Ein „Verfahren zur Nachprüfung der Lokalelementtheorie der Korrosion“ von
Prof. Dr. W. Guertler und Dipl.-Ing. B. Blumenthal, Berlin, wurde von letzterem vorgetragen. Der
Korrosionsvorgang ist nach der bisher erfolgreichsten Theorie ein elektrochemischer.
Bei der Auflösung eines Metalles in einem Elektrolyten bilden sich an seiner
Oberfläche zwischen dem Metall als Anode und seinen edleren Verunreinigungen als
Kathode, örtliche galvanische Ströme (Lokalelemente). Die genannten Autoren haben es
unternommen, diese Theorie am natürlichen Lokalelement nachzuprüfen und zu
berechnen. Die Aenderungen des Kathodenpotentials bestimmen den Fortgang der
Auflösung und die Auflösungsgeschwindigkeit.
Dr. G. Masing berichtete über „Entzinkung des
Messings“. Wenige Hundertstel Prozent Arsen unterbinden die elektrolytische
Ausscheidung des Kupfers aus dem Messing, dies hängt mit der geringen
kathodischen Ueberspannung des Arsens zusammen. An Arsen entwickelt sich der
Wasserstoff leichter als am Kupfer öder Messing. Bei der Korrosion von Messing
bildet sich auf seiner Oberfläche ein Niederschlag von metallischem Arsen, das in
den so entstandenen Lokalelementen die Kathode bildet. Kupfer kann sich dabei wider
Erwarten nicht ausscheiden. Der Wasserstoff entwickelt sich nicht gasförmig, sondern
wird gleich zu Wasser oxydiert.
Dr. W. Claus, Berlin, berichtete dann über
„Destillationserscheinungen beim Hartlöten mit Zink-Kupferlegierungen“,
Prof. Dr. Gurtler, Berlin, über „Konstitution ternärer
Silberlegierungen nach neuen Versuchen“ und Dr. V. Fuß über „Konstitution der Al-Fe-Si-Legierungen“. „Den
Mechanismus der Umwandlungen in Mischkristallreihen“ behandelte Prof. Dr. G.
Grube, Stuttgart. Bei einer Reihe von binären
Metallsystemen bilden sich beim Erstarren der Schmelzen in ausgedehnten
Konzentrationsgrenzen Mischkristalle, die sich bei weiterem Abkühlen in neue
Mischkristallreihen umwandeln, in denen als ausgezeichnete Konzentrationen
intermetallische Verbindungen auftreten, z.B. Cu-Au; Cu-Pd; Mg-Cd.
Nach der Phasenlehre sollten diese Umwandlungen stets zweiphasig verlaufen, derart,
daß bei den Konzentrationen der Verbindungen der bei höherer Temperatur beständige
Mischkristall nur bei der Umwandlungstemperatur neben der Verbindung entstehen kann.
Dies ist aber nicht immer der Fall. An Hand systematischer Messungen wird gezeigt,
daß bei bestimmten Systemen, z.B. Mg-Cd und Cu-Au, dies in einem Temperaturintervall
aber nicht stetig, sondern in zwei Stufen erfolgt. Es wird versucht, den Mechanismus
der Umwandlung in den zwei Stufen zu deuten und mit der röntgenographischen
Forschung auf diesem Gebiet in Einklang zu bringen.
Weitere Vorträge befaßten sich mit „Der Bedeutung des Kristallaufbaus für die
Beurteilung der Elastizitätsgrenze und Dauerfestigkeit von Elektronmetall“
Dr.-Ing. W. Schmidt, Bitterfeld, und
„Umwandlungserscheinungen an den sogenannten Halbleitern“ Reg.-Rat Dr. A.
Schulze, Berlin. Ein Film zeigte
„Werkstoffzerstörungen durch Käfer“ Prof. Dr. O. Bauer, Berlin. Der Speckkäfer (Dermestes lardarius und Dermestes
peruvianus) können Blei und Zinnröhren durchbohren, sie verzehren aber das Material
nicht, sondern schaffen sich nur eine Oeffnung zum Durchschlüpfen.
„Beiträge zum Kornseigerungsproblem“ brachte Dr. E. Scheuer, Frankfurt a. M.; Ing. H. Krause,
Schwab. Gmünd, „Färbung von Kadmiumniederschlägen“. Die Kadmiumniederschläge,
die ihrer guten Rostschutzwirkung und silberähnlichen Farbe wegen in zunehmender
Verwendung sind, lassen sich durch besondere Beizen verschieden, z.B. schwarz,
braun, usw. färben. Die Rostschutzwirkung wird dadurch nicht wesentlich
beeinflußt.
„Die Beeinflussung der Vergütung durch Recken nach dem Abschrecken“ behandelte
Prof. Dr. W. Fraenkel, Frankfurt a, M. An 3 typischen
Aluminiumlegierungen, einer Art Duralumin, einer magnesiumfreien kupferhaltigen und
einer zink- und lithiumhaltigen Legierung wird die Wirkung einer nach dem
Abschrecken ausgeführten Reckbeanspruchung auf Kalt- und Warmvergütung untersucht.
Die Versuche bestätigen die bekannte Tatsache, daß die Vergütung durch
Reckbeanspruchung nach dem Abschrecken gehemmt, ja, sogar aufgehoben wird.
J. Hengstenberg, Ludwigshäfen, und G. Wassermann, Berlin, berichteten „Ueber
röntgenographische Untersuchungen der Kaltvergütung des Duralumins“. Die
Untersuchung von Vergütungsvorgängen setzt eine genaue Kenntnis der Struktur der
Mischkristalle voraus. Aus den Vorstellungen über den Aufbau eines Mischkristalles
lassen sich nun die Intensitäten der Linien seines Röntgendiagrammes berechnen. Sie
wurden an einem Duralumindraht gemessen, und über die sich daraus ergebenden
Schlüsse usw. berichtet.
Dr. W. Köster, Dortmund, sprach über „Die Beeinflussung
des Eigenschaftswertes eines Metalles durch Zusammenwirken von Kaltreckung und
feinverteilter Ausscheidung“.
Dr. E. Schell, Dortmund, behandelte „Der Einfluß einer
Kaltverarbeitung auf die Leitfähigkeitsänderung bei der Vergütung von
Berylliumbronze“. Durch eine Kaltverformung werden die Vorgänge im festen
Zustande, also auch die Vergütungsvorgänge, beschleunigt. Die Leitfähigkeitsänderung
bei der Berylliumbronze zeigt jedoch ein abnormales Verhalten. Da dieses von Prof.
Fränkel auch bei einigen Al-Legierungen gefunden wurde, so scheint das eine
Eigentümlichkeit zu sein, die mit dem Auftreten einer anfänglichen
Leitfähigkeitserniedrigung beim Vergütungsvorgang zusammenhängt.
Dr. Anastasiades und Prof. Dr. W. Gürtler, Berlin, berichten über ein „Beispiel eines instabilen
Zustandes in Legierungen, der sich auch bei 1000° nicht zur Reaktion bringen
läßt.“
Die Eisen-Nickel-Legierungen und die Gleichgewichtsbedingungen in diesen Systemen
zeigen noch viele ungeklärte Erscheinungen. An dem Beispiel der
Gleichgewichtsbedingungen zwischen den Mischkristallen des nickelhaltigen γ Eisens
und des nickelhaltigen αβ Eisens werden diese Erscheinungen gezeigt und
erläutert.
An die Tagung schloß sich eine Besichtigung der Metallgießerei der
Siemens-Schuckert-Werke und der Anlagen der Osram G.m.b.H. an.
K.