Titel: | Wärmewissenschaftliche Behandlung wirklicher, mit endlicher Geschwindigkeit verlaufender Vorgänge am Beispiel des Eindampfens von Lösungen. |
Autor: | K. Schreber |
Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 41 |
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Wärmewissenschaftliche Behandlung wirklicher, mit
endlicher Geschwindigkeit verlaufender Vorgänge am Beispiel des Eindampfens von
Lösungen.
Von Dr. K. Schreber –
Aachen.
SCHREBER, Wärmewissenschaftliche Behandlung.
II. Die Thermodynamik der Vorgänge.
(1. Fortsetzung)
6. Die Arten der Vorgänge. Die eben besprochenen
Versuche über die Temperatur des von einer Lösung und auch aus sogenanntem reinen
Wasser abziehenden Dampfes haben uns gezeigt, daß man Vorgang und Zustand scharf
unterscheiden muß, da beide zu sehr verschiedenen Ergebnissen führen können. Wir
müssen also jetzt allgemein die Eigenschaften von Vorgängen untersuchen und haben zu
diesem Zweck zunächst einmal festzustellen, welche Arten von Vorgängen es überhaupt
gibt.
Sind von einem Augenblickszustand A des einem Vorgang unterliegenden Dinges ausgehend
zwei verschiedene Endzustände B und C nur so zu bestimmen, daß der Zustand des
Dinges zwar den einen der beiden Endzustände z.B. B erreichen kann, ohne den anderen
G erreicht zu haben, daß er aber diesen anderen G nur erreichen kann, nachdem er
durch den Zustand B hindurchgegangen ist, hat also der Zustand A des Dinges nur eine
Seite der Aenderungsmöglichkeit, liegen beide Endzustände auf derselben Seite von A,
so nenne ich den Vorgang einen einseitigen. Lassen sich dagegen von einem
Augenblickszustand A eines einem Vorgang unterliegenden Dinges ausgehend zwei
verschiedene Endzustände B und C so bestimmen, daß der Zustand des Dinges jeden von
beiden erreichen kann, ohne den anderen durchgemacht zu haben, hat das Ding vom
Augenblickszustand A ausgehend zwei Seiten der Aenderungsmöglichkeit, liegen die
beiden vorgeschriebenen Endzustände auf verschiedenen Seiten von A, so nenne ich den
Vorgang einen zweiseitigen.Schreber: Das Leben;
Die Natur. 1925. 377.
Einseitige Vorgänge sind zur Zeit nur in wenigen Gruppen bekannt: Leben, Verwesen,
Atomzerfall. Man kann vom zwanzigsten Lebensjahr das vierzigste nur erreichen,
nachdem man das dreißigste durchschritten hat; Steinkohle kann wohl Anthrazit,
niemals aber Torf werden.
Die übrigen Vorgänge der Natur sind zweiseitig: Man kann vom Zustand warm sowohl nach
heiß wie nach kalt gelangen. Das betrachtete Ding kann sich von seinem
Augenblickszustand warm nach zwei Seiten ändern, es kann sich erwärmen, und es kann
sich abkühlen. Man kann einen elektrischen Akkumulator laden und entladen.
Mankann eine Lösung durch Einleiten von Dampf des Lösungsmittels verarmen und
durch Austreiben von Dampf des Lösungsmittels anreichern; das Lösungsmittel kann
sich durch die Oberfläche der Lösung hindurch nach beiden Richtungen bewegen. Die
zweiseitigen Vorgänge sind so bekannt, daß es nicht nötig ist, auf weitere Beispiele
hinzuweisen.
Der der Physik fremd gegenüberstehende Deutschsprachler würde die hier als zweiseitig
bezeichneten Vorgänge umkehrbar, und die als einseitig bezeichneten nichtumkehrbar
nennen. Nach dem Gebrauch der Umgangssprache ist das Fallen eines Dinges die
Umkehrung seines Hochsteigens, das Entladen eines Akkumulators die Umkehrung des
Ladens usw. Aber die Wörter umkehrbar und nichtumkehrbar haben seit Clausius in der
Physik eine ganz bestimmte, dem Deutschsprachler im allgemeinen unbekannte
Bedeutung, welche mit der hier besprochenen nicht zusammenfällt. Der Physiker nennt
seit Clausius einen Vorgang, welcher an sich zwar rückgängig gemacht werden kann,
also nach der Umgangssprache umkehrbar ist, welcher aber in der Umgebung des ihn
durchlaufenden Dinges Aenderungen veranlaßt, welche beim Rückgängigmachen des
Vorganges selbst nicht wieder rückgängig gemacht werden können, einen nicht umkehrbaren. Deshalb mußte ich für die neu zu
treffende Unterscheidung neue Wörter suchen. Ich habe die Wörter einseitig und
zweiseitig gewählt.
Ein nichtumkehrbarer Vorgang mit der in der Physik üblichen Bedeutung des Wortes ist
das Laden eines Akkumulators mit endlicher Stromstärke. Dazu müssen wir, wenn VR der Ruhepotentialunterschied beider Elektroden
ist, noch einen Potentialunterschiedsüberschuß + ΔV anlegen, welchem eine bestimmte
Ladestromstärke + i entspricht. Entladen wir den Akkumulator mit der Stromstärke –
i, so muß sich sein Potential vom Ruhepotential um – ΔV unterscheiden. Aendern wir
ΔV um ein positives oder negatives Differential, so ändert sich auch der Lade- oder
Entladestrom um ein Differential; beide bleiben aber noch immer, je nachdem ΔV
positiv oder negativ ist, Lade- oder Entladestrom. Hatten wir + ΔV angelegt und
dieses dann um ein positives Differential geändert, so ist + i stärker geworden,
änderten wir um ein negatives Differential, so ist + i schwächer geworden. Bei
endlichem Wert von ΔV, mag er positiv oder negativ sein, bleibt die Richtung des
Stromes ungeändert, wenn wir AV um ein positives oder negatives Differential ändern:
die Richtung des Stromes ist nur vom Vorzeichen von ΔV, nicht von dem des
Differentials abhängig.
Ist aber ΔV = 0, so entspricht einem positiven Differential ein Ladestrom und einem
negativen Differential ein Entladestrom, nur hier ist die Richtung des Stromes durch
das Vorzeichen des Differentials bestimmt. Dadurch unterscheidet sich der zu ΔV = 0
gehörige Vorgang von allen anderen. Geht man von einem ΔV = 0 unendlich benachbarten
Zustand aus und ändert ΔV um ein Differential mit passendem Vorzeichen, so kann man
es erreichen, daß aus einem Ladestrom ein Entladestrom wird, oder aus einem
Entladestrom ein Ladestrom, daß der Strom seine Richtung umkehrt. Man nennt deshalb
den zu ΔV = 0 gehörigen Vorgang einen umkehrbaren. Einzig und allein in der Nähe von
ΔV = 0 kann man durch ein Differential von passendem Vorzeichen die Richtung des
Stromes umkehren; bei allen anderen Werten von ΔV ändert man dadurch nur die
Stromstärke, nicht aber die Richtung.
Wählen wir zur Beschreibung der durch den Lade- oder Entladestrom verursachten
Aenderung des Zustandes des Akkumulators den Reichtum der Säure, so erhalten wir,
wenn wir diese in bestimmten, einander gleichen Zeitabständen messen, beim Ladestrom
ständig zunehmende, beim Entladestrom ständig abnehmende Werte. Lassen wir beide
Vorgänge mit einem bis auf das Vorzeichen gleichen Wert von ΔV verlaufen, so
bekommen wir für beide gleich viel Reichtums werte, und zwar so, daß jedem Wert des
einen Vorganges ein bestimmter Wert des anderen Vorganges entspricht; aber die
Nachbarn sind der Zeitfolge nach mit einander vertauscht, beim einen Vorgang ist der
ärmere Wert früher, beim anderen später.
Gehen wir zu Vorgängen mit schwächerem ΔV über, so bekommen wir, wenn wir wieder in
denselben Zeitabständen messen, zwar auch wieder zwei Reihen von Reichtumswerten,
welche sich bis auf das Vertauschen der Reihenfolge der Nachbarn entsprechen, aber
wir haben jetzt mehr Einzelwerte. Gehen wir schließlich zum Vorgang mit ΔV = 0, also
zum umkehrbaren Vorgang über, so erhalten wir zwei Reihen mit unendlich vielen
Reichtumswerten, welche sich nicht nur entsprechen, sondern zusammenfallen.
Daraus erhält man die bekannte Beschreibung des umkehrbaren Vorganges: Der umkehrbare
Vorgang ist die gemeinschaftliche Grenze der beiden Richtungen des nichtumkehrbaren
Vorganges (Abb. 1).
Schon aus diesem Beispiel kann man eine allgemein geltende Eigenschaft des
umkehrbaren Vorganges ableiten: er verläuft unendlich langsam. Daraus hat man
abgeleitet, daß er ein Gleichgewichtszustand sei. Das ist unzulässig. Er ist und
bleibt ein Vorgang, wenn auch ein ∞ langsam verlaufender, welcher ∞ viele von
einander verschiedene Zustandswerte hat. In der Zeichnung fallen sie sämtlich in die
R-Achse undbilden diese Achse. So viel Punkte diese Achse hat, so viel
Zustandswerte hat der umkehrbare Vorgang. Man kann vielleicht jeden einzelnen dieser
∞ vielen Zustandswerte als einen Gleichgewichtszustand bezeichnen. Dann besteht der
umkehrbare Vorgang aus ∞ vielen Gleichgewichtszuständen, ist aber selbst kein
Gleichgewichtszustand. Aber auch diese Beschreibung; möchte ich vermieden sehen,
denn sie verführt gar zu leicht dazu, den umkehrbaren Vorgang als einen
Gleichgewichtszustand zu bezeichnen, und das ist falsch.
Daß ein ∞ langsam verlaufender Vorgang, wenn ihm ∞ lange Zeit zur Verfügung steht, zu
endlichen Aenderungen führen kann, zeigt die Mathematik, indem sie für den
unbestimmten Ausdruck \frac{\infty}{\infty} einen bestimmten Wert
durch Differentiation der beiden Zahlen des Bruches zuberechnen lehrt, wenn sie
Grenzwerte veränderlicher Größen sind. Ein Gleichgewichtszustand, welcher
bedingungsgemäß die unveränderliche Geschwindigkeit 0 hat, kann niemals, selbst
nicht in ∞ langer Zeit zu einer Aenderung des vorhandenen Wertes führen, weil bei
der Behandlung des unbestimmten Ausdruckes 0 • ∞ die Differentiation von 0 immer
wieder zu 0 führt, denn die Geschwindigkeit 0 ist bedingungsgemäß eine
unveränderliche Größe und nicht der Grenzwert einer veränderlichen.
Textabbildung Bd. 346, S. 42
Der umkehrbare Vorgang.
i Stromstärke; ΔV
Potentialunterschieds-Ueberschuß; R Reichtum der Säure. Die mit der
Reichtumsachse zusammenfallende gemeinschaftliche Grenze der beiden durch Pfeile
angegebenen Aenderungsrichtungen gibt den umkehrbaren Vorgang, dem im oberen
Kreuz ΔV = 0 entspricht..
In der Wirklichkeit gibt es keine Vorgänge, wie die von mir hier beschriebenen,
sondern überall treten noch Hemmungserscheinungen auf, z.B. Reibung, Polarisation,
Mischung, Strahlung usw., welche das Erreichen des umkehrbaren Vorganges in der Art,
wie es eben beschrieben wurde, unmöglich machen. Aber sowohl in der Technik, wie im
Laboratoriumsbetrieb gelingt es, diese Erscheinungen sehr klein zu machen: Man
arbeitet eben nicht mehr mit der, Voltaschen Zelle, sondern mit dem Bleiakkumulator,
weil bei diesem die
Polarisation so klein ist, daß man sie in erster Annäherung vernachlässigen darf.
Ich werde deshalb hier nur solche Vorgänge behandeln, welche im Grenzfall auf
umkehrbare Vorgänge führen, d.h. Vorgänge mit Hemmungserscheinungen weglassen.
7. Das Berkel. Einen solchen Vorgang, bei welchem man auch
noch gleichzeitig die beiden Seiten des zweiseitigen Vorganges mit einander
vereinigt findet, bildet die aus Dampfarbeitsund Dampfkältemaschine bestehende
Kälteanlage.
Der Berechnung der Anlage wird der umkehrbare Vorgang zu Grunde gelegt. Von der
Ueberhitzung des Dampfes sehe ich ab, da diese nur zur Veredelung der Betriebs- und
Baustoffe dient und nichts mit der Energieumwandlung zu tun hat.Schreber: Mehrstoffdampfmaschinen. Leipzig.
1903. 39. Ebenso setze ich voraus, daß die Betriebsflüssigkeiten
eine ∞ kleine spezifische Wärme haben, dann brauche ich nicht mit dem
Clausius-Rankineschen Umlauf zu rechnen, sondern habe einen Carnotschen.
Der eine Dampfkessel habe die heiße Temperatur Th, zu
welcher nach den Beobachtungen über die Eigenschaften des Dampfes der Druck Ph gehört. Ebenso gehört zur atmosphärischen
Temperatur Ta der Druck Pa. Dem Temperaturunterschied Th – Ta = ΔTD entspricht
also ein ganz bestimmter Druckunterschied Ph – Pa. Infolge der Bedingung, daß beide Maschinen
miteinander gekuppelt sind, bewegen sich die Kolben gleichzeitig, und es gehört
deshalb zum Druckunterschied Ph – Pa der einen Maschine ein Druckunterschied Pa – Pk der anderen
Maschine, zu welchem wir aus den Druck-Temperaturzahlen des Betriebsstoffes einen
Temperaturunterschied Ta – Tk = ΔTK ablesen. Im
Endergebnis fallen die Druckunterschiede heraus, und wir erhalten einfach, daß
zwischen den drei Temperaturen Th, Ta, Tk ein ganz
bestimmter Zusammenhang besteht, ohne daß man erkennen kann, ob bei Th und Tk Wärme
aufgenommen und bei Ta abgegeben wird, oder ob
umgekehrt bei Ta Wärme aufgenommen und bei Th und Tk abgegeben
wird. Der Vorgang ist eben umkehrbar; es sind beide Möglichkeiten der Wärmebewegung
mit den gestellten Bedingungen des Vorganges vereinbar.
Daraus läßt sich die bisher noch nicht erwähnte Eigenschaft des umkehrbaren Vorganges
ableiten, welche schon Carnot benutzt hat, ohne den Begriff des umkehrbaren
Vorganges voll erfaßt zu haben: Können die beiden Heizflächen mit den Temperaturen
Th und Tk Wärme
an die berührende Flüssigkeit abgeben oder aus ihr aufnehmen, je nach der Richtung,
in welcher wir uns den Vorgang ausgeführt denken, so muß
der Temperaturunterschied zwischen Heizfläche und Flüssigkeit ∞ klein sein, d.h.
beim umkehrbaren Vorgang kann Wärmebewegung zwischen Stoffen gleicher Temperatur
stattfinden. Das ist die Bedingung, mit welcher Garnot den umkehrbaren Vorgang
festlegt. Man vergleiche S. 12 der Ostwaldschen Uebersetzung. Der Satz gilt
ganzallgemein: Bei umkehrbaren Vorgängen bewegt sich die Energie, ohne daß
endliche Intensitätsunterschiede vorliegen. Beim umkehrbaren Vorgang am Akkumulator
besteht zwischen der Intensität der chemischen und der elektrischen Energie, beide
auf gleiches Maß umgerechnet, ein ∞ kleiner Unterschied.
Diese Eigenschaft des umkehrbaren Vorganges benutzen wir, um einen Begriff zu
schaffen, welcher uns die Behandlung der Wärmevorgänge sehr erleichtert.
Es sei Δq die Wärmemenge, welche sich bei der Temperatur T umkehrbar bewegt, dann
setze ich
\frac{\Delta\,q}{T}=\Delta\,b
und nenne Δb die Aenderung der Berechnungsentropie oder
gekürzt des Berkels.
Geben wir der in einen Stoff eintretenden Wärmemenge das Vorzeichen +, und dem
zufolge der aus einem Stoff austretenden das Vorzeichen –, so erhalten wir für das
Berkel die wichtige Eigenschaft
Σ Δ b = O
Die Summe des Berkels bleibt bei allen Wärmebewegungen
ungeändert. Die Bedingung der umkehrbaren Wärmebewegung braucht nicht besonders
genannt zu werden, denn sie liegt im Begriff des Berkels, welches nur für umkehrbare
Vorgänge eingeführt worden ist.
Das Wort Entropie ist von Clausius geschaffen, welcher aber den mit Berkel
bezeichneten Begriff mit einem später noch zu beschreibenden zusammengeworfen hat,
so daß er die eben gefundene Eigenschaft nicht vollständig erkennen konnte. Geahnt
hat aber diesen Begriff schon Carnot. In den Abschnitten seiner Arbeit, welche von
der Erzeugung von Arbeit durch Wärme handeln, kann man calorique stets mit Berkel
übersetzen. Trotz seiner Anmerkung (aa0 10) macht er hierin keinen einzigen Fehler.
Nur in den Abschnitten, welche von spezifischer Wärme und dergl. handeln, und in
denen der Begriff Berkel keine Bedeutung hat, verwendet er calorique und chaleur
gleichwertig. Es ist zu bedauern, daß sowohl W. Thomson wie auch Clausius die
Gedanken Carnots nur in der Ueberarbeitung von Clapeyron kennen gelernt haben.
Diesem fehlte das feine physikalische Gefühl Carnots, und er hat beide Wörter
überall als gleichwertig verwendet.
Aus der einführenden Gleichung des Berkels folgt: dq = T • db. Vergleichen wir dieses
mit der Gleichung dL = p • dv, für die von einem Gasdruck geleistete Arbeit, so
erkennen wir, daß, wenn wir den Vorgang in einem Netz mit den Bezugslinien T und b
aufzeichnen, die Fläche die Wärmemenge darstellt. Haben wir einen geschlossenen
Umlauf, so muß nach dem Energiesatz die Fläche, welche von der den Umlauf
darstellenden Linie umschlossen wird, die aus Wärme entstandene oder die in Wärme
verwandelte Arbeit darstellen. Davon machen wir Gebrauch bei unserer aus den beiden
gegen einander gekuppelten Dampfmaschinen Zusammengesetzten Kälteanlage. Wir bezeichnen
das Berkel der Dampfarbeitsmaschine mit bü und das der Kältemaschine mit bK, dann erhalten wir aus der Bedingung, daß die
Arbeiten der beiden Maschinen einander gleich sein müssen, die Gleichung: bD • Δ Td = bk • Δ
Tk, in Worten: Berkel mal Temperaturunterschied der einen Maschine ist gleich Berkel
mal Temperaturunterschied der anderen Maschine. Das ist genau gleich dem
Hebelgesetz: Weg mal Kraft der einen Seite ist gleich Weg mal Kraft der anderen
Seite.
Also gibt uns der neu eingeführte Begriff des Berkels die Möglichkeit, das
Archimedische Hebelgesetz auch auf die Wärmelehre zu übertragen. Es ist eben dieses
Gesetz nichts als der Energiesatz unter der Bedingung, daß die Art der Energie
ungeändert bleibt und sich nur ihre Faktoren ändern. Wir dürfen bei beiden
Gleichungen noch hinzusetzen: gleich bewegter Energiemenge.
Als Altenkirch in seiner „reversiblen Heizung“ einen alten Gedanken W.
Thomsons wieder aufnahm und ich daraus den Begriff des HeizungswertesSchreber: Heizwert und Heizungswert,
Gesundheitsing. 1920, 507. ableitete, welcher ein Vielfaches des
Heizwertes des Brennstoffes ist, hat man uns vielfach mißverstanden und einen
Verstoß gegen den Energiesatz dahinter vermutet. Wer mit Hilfe des Berkels das
Hebelgesetz auf die Wärmelehre zu übertragen versteht, dem ist der große Betrag des
Heizungswertes selbstverständlich.
In den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hielt man es in den meisten
Lehrbüchern der Physik noch für nötig, beim Hebelgesetz darauf hinzuweisen, daß es
nicht dem Energiesatz widerspräche. Jetzt ist das in der Mechanik nicht mehr nötig.
Für die Wärmelehre scheint es noch nötig zu sein.
Damit ist der Wert des Begriffes Berkel für die Behandlung von Wärmevorgängen
hinreichend erwiesen; um so mehr, da die tatsächliche Anwendung des von Clausius
geschaffenen Begriffes Entropie für umkehrbare Vorgänge mit der des neu geschaffenen
Begriffes Berkel zusammenfällt, wenn auch der neue Begriff infolge der anderen
Einführung eine etwas andere Bedeutung hat.
8. Das Triekel. Damit die im vorigen Abschnitt berechnete
Anlage überhaupt in Gang kommt, muß zu den bei der Berechnung benutzten
Intensitätsunterschieden noch ein Intensitätsunterschiedsüberschuß hinzukommen.
Soll die Dampfmaschine Arbeit leisten, so muß der Temperaturunterschied zwischen
Kessel und Verflüssiger größer sein, als der im vorigen Abschnitt zum Ausgleich des
Druckunterschiedes am Kolben berechnete; und soll die Kältemaschine Kälte erzeugen,
so muß der Druckunterschied zu beiden Seiten des Kolbens stärker sein als der,
welcher dem Temperaturunterschied zwischen Kühlgut und Atmosphäre nach der Rechnung
des vorigen Abschnittes entspricht. Dieser Temperaturunterschiedsüberschuß und
dieser Druckunterschiedsüberschuß geben die Richtung an, in welchersich das
Berkel bewegt. Haben wir einen Temperaturunterschiedsüberschuß, so bewegt sich das
Berkel von der heißen zur kalten Temperatur, und haben wir einen
Druckunterschiedsüberschuß, so bewegt sich das Berkel von der kalten zur heißen
Temperatur. Auch die Geschwindigkeit der Vorgänge ist von diesen
Intensitätsüberschüssen abhängig: Sind sie groß, so läuft den durch sie veranlaßte
Vorgang schnell, sind sie klein, so läuft er langsam. Ferner geben sie die
Möglichkeit, ein Maß für die Nichtumkehrbarkeit des Vorganges zu schaffen: Nur wenn
sie nicht; vorhanden sind, ist der Vorgang umkehrbar; sind, sie vorhanden, ist er
nichtumkehrbar, und je größer sie sind, um so größer ist die Nichtumkehrbarkeit.
Unter der am Schluß des Abschnittes 6 gemachten Voraussetzung geben die
Intensitätsunterschiedsüberschüsse nicht nur das Maß für die Nichtumkehrbarkeit,
sondern auch für die Geschwindigkeit eines bestimmten Vorganges.
Leider liegen gerade im Gebiet der Wärmelehre noch keine Beobachtungen irgendwelcher
Art vor, mit denen man diese Maße berechnen könnte. Ich muß deshalb auf andere
Vorgänge zurückgreifen, bei denen man die Beziehungen j zwischen
Intensitätsunterschiedsüberschuß, Betrag der Nichtumkehrbarkeit und Geschwindigkeit
des Vorganges kennt.
Da hilft uns in erster Linie wieder der Vorgang am Akkumulator, mit dessen Hilfe wir
schon oben den Begriff des umkehrbaren Vorganges entwickelt haben.
Soll das Laden mit endlicher Geschwindigkeit, mit der Stromstärke i verlaufen, so ist
ein Potentialunterschiedsüberschuß ΔV nötig. Damit die Ladung mit der Stromstärke
ausgeführt werden kann, muß die Arbeit i • ΔV in der Zeiteinheit aufgewendet werden,
welche als solche nicht gewonnen, d.h. nicht im Akkumulator aufgespeichert werden
kann. Es ist ΔW = i • ΔV die Arbeit, welche, wenn alles umkehrbar verliefe, wohl
gewonnen werden könnte, welche aber, damit der Vorgang mit endlicher Geschwindigkeit
verläuft, nicht nach außen gewonnen wird. Sie bedingt bei gegebenem Akkumulator die
Umsetzungsgeschwindigkeit der Energie und deshalb bezeichne ich sie als
Geschwindigkeitsarbeit. Als solche hat sie den wirtschaftlichen Wert, den
Schnellbetrieb zu ermöglichen. Wenn sie also auch nicht in der Art erhalten bleibt,
welche der Zweck des Vorganges ist, hier beim Laden des Akkumulators also als
chemische Energie, so hat sie doch den wirtschaftlichen Nutzen, die Geschwindigkeit
des Vorganges zu bedingen; sie ist, wenn sie auch als Nutzenergie verloren geht,
doch nicht nutzlos aufgewendet; sie beeinflußt den von der Geschwindigkeit
abhängigen Anteil der Betriebskosten.
Mag der Vorgang sein, welcher Art er wolle, soweit unsere jetzige Erfahrung reicht,
werden alle diese Geschwindigkeitsarbeiten in Wärme verwandelt; beim Akkumulator, um
im Beispiel zu bleiben, in die Joulesche Wärme des Lade und Entladestromes. Da nun,
worauf Zeuner schon in der ersten Auflage seiner technischen Wärmelehre aufmerksam
gemacht hat und wie man aus dem Carnotschen Wirkungsgrad leicht erkennt, der Arbeitswert der Wärme
von der Temperatur abhängig ist, so ist es vorteilhaft, die aus der
Geschwindigkeitsarbeit entstehende Wärme durch die Temperatur T, bei welcher sie als
solche auftritt, zu teilen; so erhält man den Begriff der Betriebsentropie oder
kürzer des Triekels:
\Delta\,\tau=\frac{A\,.\,\Delta\,W}{T}
Das ist die Gleichung, mit welcher ich schon seit 1900
rechne.
Setzen wir hier ΔW = i • ΔV = i2 • w ein, wo w der
Widerstand des Stromkreises ist, so erkennen wir, daß Δτ positiv ist, mag der Strom
ein Lade- oder Entladestrom sein. Dasselbe erhalten wir bei sämtlichen
nichtumkehrbaren Vorgängen: immer bleibt das Triekel positiv. Clau-sius hat für
seine Entropie zwar dasselbe erhalten, aber er kam nicht über das
Ungleichheitszeichen hinaus, während hier eine bestimmte Gleichung vorliegt, welche
das Triekel zu berechnen gestattet.
Das Triekel, Δτ, ist das soeben in Aussicht gestellte Maß der Nichtumkehrbarkeit
eines mit endlicher Geschwindigkeit verlaufenden Vorganges und als solches
vorzeichenlos; es ist ebenso vorzeichenlos, wie das Maß der Beobachtungsgenauigkeit.
GaußGauß: Theoria comb.
observ. I. Abschnitt. 7. sagt, als er das Verfahren der kleinsten
Quadrate entwickelt, ausdrücklich, daß er, um ein Maß der Genauigkeit zu gewinnen,
die Summe einer geraden Potenz der Fehler wähle, damit man vom Vorzeichen der Fehler
unabhängig werde, damit man ein vorzeichenloses Maß gewönne. Die einfachste gerade
Potenz ist das Quadrat, also wird die Summe der Fehlerquadrate gewählt.
Daß man vielfach eine vorzeichenlose Zahl als positiv betrachtet, ist an sich nicht
schädlich, kann aber doch leicht zu Irrtümern führen und hat gerade bei der Entropie
zu einem Irrtum von schweren Folgen geführt, weil man aus der von Clausius gegebenen
Ungleichung die Bedeutung des Triekels als Maß der Nichtumkehrbarkeit nicht erkennen
konnte. Man hat dadurch, daß man dem Triekel ein bestimmtes Vorzeichen zuordnete,
durch die Entropie „die Frage nach der Richtung eines Prozesses“ beantworten
wollen.Planck: Thermodynamik
1913. 76 (Einl. z. zweiten Hauptsatz). Ob der Akkumulator mit der
Stromstärke i geladen oder entladen wird, das Maß der Nichtumkehrbarkeit bleibt Δτ = AΔW/T und hat mit
der Richtung des Vorganges nichts zu tun. Die Physiologie hat sich dadurch, daß sie
diesen Satz Plancks noch verschärft hat zu: „Alle Vorgänge verlaufen in einer
Richtung“Oppenheim: Handbuch
der Biologie II. 1913. 228., die Erkenntnis des Lebensvorganges
als eines einseitigen unmöglich gemacht.
Allerdings hat Clausius diesen falschen Weg schon vorgezeichnet, als er aus seiner
Ungleichung den Satz ablas: Die Entropie der Welt strebt einem Maximum zu. Die
Gesamtsumme der Fehlerquadrate wird mit jeder Beobachtungsreihe größer. Aber es wird
doch niemand einfallen,die Summe der Fehlerquadrate irgendeiner geodätischen
Triangulation mit der Summe der Fehlerquadrate z.B. bei der Messung der Abhängigkeit
der Molekelwärme des Kohlendioxyds von der Temperatur zusammenzuzählen! Jede
Fehlerquadratsumme gibt ein Maß für die Genauigkeit derjenigen Beobachtung, für
welche sie ausgerechnet ist, hat aber mit der einer anderen Beobachtung auch nicht
das geringste zu tun. Es wird niemand einfallen, den Satz aufzustellen: Die Summe
der Fehlerquadrate der Welt strebt einem Maximum zu, trotzdem er mathematisch ebenso
fehlerfrei ist wie der Satz von Clausius; er ist zwecklos.
Genau so ist es mit dem Maß der Nichtumkehrbarkeit eines Vorganges. Wird ein
Akkumulator mit einer beliebigen Stromstärke geladen oder entladen, so hat er ein
ganz bestimmtes Maß der Nichtumkehrbarkeit. Ebenso hat die mit endlicher
Geschwindigkeit arbeitende Kälteanlage einen ganz bestimmten Betrag der
Nichtumkehrbarkeit. Aber den Betrag dieser Nichtumkehrbarkeit mit dem Betrag der
Nichtumkehrbarkeiten des Ladens oder Entladens eines Akkumulators zusammenzuzählen,
widerspricht genau so dem Sinn des Begriffes eines Maßes der Nichtumkehrbarkeit wie
das Zusammenzählen der Fehlerquadrate verschiedener Beobachtungsreihen dem Sinn des
Begriffes der Genauigkeit einer Beobachtungsreihe widerspricht. Jeder mit einer
bestimmten Geschwindigkeit verlaufende Vorgang hat ein bestimmtes Maß der
Nichtumkehrbarkeit, durch welches die Geschwindigkeit seines Ablaufes bedingt ist;
aber dieses Maß hat mit dem Maß der Nichtumkehrbarkeit eines anderen Vorganges nicht
das geringste zu tun; und sie zusammenzuzählen, ist unphysikalisch. Der Satz: die
Entropie der Welt strebt einem Maximum zu, ist zwar mathematisch richtig, hat aber
keine physikalische Bedeutung; er ist zweck- und wertlos.
Noch auf eine andere Aehnlichkeit zwischen Maß der Genauigkeit und Maß der
Nichtumkehrbarkeit muß hingewiesen werden: Beide sind nur zu berechnen, niemals zu
beobachten; sie sind nur dem Verstand, nie den Sinnen zugänglich.
Da gerade die für die Wärmetechnik wichtigen Energieumsetzungen noch nicht so
behandelt worden sind, daß man den für eine bestimmte Geschwindigkeit des
Schnellbetriebes nötigen Temperaturunterschiedsüberschuß gemessen hat, so habe ich
meine Beispiele für die Entwicklung des Triekels aus anderen Energiegebieten nehmen
müssen. Es gibt aber im Gebiet der Wärmelehre doch einen Fall, in welchem man die
Nichtumkehrbarkeit berechnen kann, und gerade dieser ist für das Verstehen der
Geschwindigkeitsarbeit von großer Bedeutung.
Der Wärmedurchgang durch die Heizflächen mit endlicher Geschwindigkeit ist ein sehr
häufig vorkommender Fall. Ist die Temperatur auf der einen, der heißen, Seite Th, auf der anderen, der kalten, Tk, so könnte die durch die gegebene Heizfläche
hindurchgehende Wärmemenge Q, falls sie die Temperaturänderung von Th bis Tk umkehrbar
durchlaufen könnte, die Arbeit leisten
AΔW = Q (1 – Tk/Th)
Bei der wirklichen Heizfläche ist das die
Geschwindigkeitsarbeit, welche das Triekel bedingt:
\Delta\,\tau=\frac{Q\,(1-T_k/T_h)}{T_k}=Q\,\left(\frac{1}{T_k}-\frac{1}{T_h}\right)\,\gamma=Q\,\frac{\Delta\,T}{T_h\,T_k}
Hier kann nun der, welcher den Begriff der Geschwindigkeitsarbeit nicht voll erfaßt
hat, den Einwand erheben, daß man nicht in der Lage sei, anzugeben, welche
Wärmemenge man in den Ausdruck für AΔW einzusetzen habe, denn wenn Arbeit gewonnen
wird, tritt auf der heißen Seite die Wärmemenge Q in die Heizfläche ein, auf der
kalten Seite die Wärmemenge QTk/Th aus. Bei diesem Einwand ist übersehen, daß ΔW
niemals eine wirkliche Arbeit ist, sondern daß sie stets nur eine mögliche, unter
bestimmten, in der Wirklichkeit nicht vorhandenen Voraussetzungen zu gewinnende, daß
sie nur eine rechnerische Arbeit ist. In der Wirklichkeit bleibt sie stets
ungewonnen, und da, wie oben schon erwähnt, die ihr entsprechende Energie stets als
Wärme auftritt, so tritt sie auch hier sofort als Wärme auf, d.h., die Arbeit,
welche man beim umkehrbaren Vorgang aus der Wärme gewinnen könnte, beim wirklichen
aber nicht gewinnt, tritt sofort wieder als Wärme auf, und so bleibt auf dem ganzen
Weg durch die Heizfläche die Wärmemenge ungeändert.
Man muß sich stets bewußt bleiben, daß die Geschwindigkeitsarbeit A • ΔW nur eine
errechnete, eine mathematische, niemals eine physikalische, eine wirkliche Arbeit
ist, und da sie rechnerisch aus Wärme entstehen könnte, aber nicht entsteht, so
bleibt eben die Wärme ungeändert.
Beim elektrischen Strom verschwindet wirklich elektrische Energie und tritt als Wärme
auf. Beim Wärmestrom könnte man ja auch sagen, daß Wärme verschwindet; da sie aber
sofort wieder als Wärme auftritt, so hat das keinen Zweck, und man tut besser, die
Geschwindigkeitsarbeit nur als eine rechnerische Größe zu betrachten.
Diese Tatsache, daß die Geschwindigkeitsarbeit stets als Wärme auftritt,
unterscheidet wesentlich die Wärmeenergie von den anderen Energiearten.
Am Schluß von 5. hatte ich über den von Herrn Bosniakowitsch berechneten
Temperatursprung zwischen Wasser und Dampf berichtet. Die mit diesem
Temperatursprung aus der Verdampfungswärme zu erhaltende Arbeit ist die
Geschwindigkeitsarbeit des Vorganges und gibt, geteilt durch die Temperatur des
Dampfes, den von diesem Grund der Nichtumkehrbarkeit herrührenden Teil des
Triekels.Man vergleiche noch
Kämmerer: Widerslandsarbeit in der Wärmeleitung, Technische Mechanik und
Thermodynamik 1930. 308 u. 328. Die in der zweiten Stelle erwähnte
Dissertation ist nicht veröffentlicht worden.
Oben hatte ich, um überhaupt erst einmal zu einer wissenschaftlichen Behandlung der
nichtumkehrbaren Vorgänge zu gelangen, Vorgängemit Erscheinungen wie Reibung,
Polarisation, Mischung usw., welche ich als Hemmungserscheinungen bezeichnet hatte,
ausgeschaltet. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, will ich hier nur kurz andeuten,
wie man auch diese behandeln kann.
Indem diese Hemmungen überwunden werden, muß von der bewegten Energie eine gewisse
Arbeit ΔH geleistet werden, welche ebenso wie die Geschwindigkeitsarbeit, während
sie die Hemmungsarbeit leistet, in Warnte umgewandelt wird. Wir bekommen somit, wenn
wir auch noch beachten, daß die Stellen, an welchen die aus Geschwindigkeits- und
Hemmungsarbeiten entstehenden Wärmemengen auftreten, verschiedene Temperaturen haben
können, für das Triekel ganz allgemein den Ausdruck:
\Delta\,\tau=\Sigma\,\frac{A\,(\Delta\,W+\Delta\,H)}{T}
wo die Summe zu erstrecken ist über sämtliche Orte, an welchen
Wärme infolge verbrauchter Geschwindigkeits- und Hemmungsarbeit auftritt.
Die Geschwindigkeit des Vorganges ist selbstverständlich nur durch die in ΔW
enthaltenen Glieder bestimmt, während ΔH vollständig nutzlose Arbeit ist. Der
Betriebsingenieur stellt deshalb auch ΔW so ein, wie es die Schnelligkeit seines
Betriebes verlangt, während er ΔH stets möglichst klein zu machen sucht. Da ihm
dieses schon recht weit gelungen ist, durften wir zunächst überhaupt von der
Hemmungsarbeit absehen.
Weil die der Geschwindigkeits- und Hemmungsarbeit entsprechenden Wärmemengen bei
bestimmter Temperatur auftreten, als würden sie am Ort ihres Auftretens dem den
Vorgang durchlaufenden Stoff von außen zugeführt, so dürfen wir Δτ ohne weiteres zu
Ab hinzuzählen und deshalb hat es so lange gedauert, bis man in dem von Clausius
geschaffenen Begriff Entropie die beiden von einander doch recht verschiedenen
Begriffe Berkel und Triekel erkannt hat. Das Berkel wird nur in der Wärmelehre
verwendet, bei der Behandlung des einem wirklichen Vorgang in Gedanken zugrunde
gelegten umkehrbaren Vorganges und gehört deshalb ausschließlich in die Wärmelehre.
Das Triekel dagegen gibt den durch die Nichtumkehrbarkeit eines Vorganges bedingten
Verlust an Nutzarbeit. Da nichtumkehrbare Vorgänge in sämtlichen Teilen der Physik
auftreten, so kommt das Triekel ebenfalls in sämtlichen Teilen der Physik vor. Wegen
dieser so großen Verschiedenheit an Bedeutung und Umfang der beiden aus dem Begriff
der Entropie entwickelten Begriffe habe ich es für vorteilhaft gehalten, statt durch
die Wörter Berechnungsentropie und Betriebsentropie den Zusammenhang mit der
Geschichte aufrecht zu erhalten, durch die neuen Wörter Berkel und Triekel jede
Verwechselungsmöglichkeit auszuschalten.
(Fortsetzung folgt.)