Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 56 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Nutzkraftwagen mit Glühringmotoren. (Nachdruck
verboten.) ATK. Die Wahl des Motors ist heute die am meisten umstrittene Frage des
ganzen Nutzkraftwagenbetriebes. Dem mit Benzin, Benzol und deren Gemischen
angetriebenen Vergasermotor steht als Konkurrent der in neuester Zeit erheblich
verbesserte Dieselmotor gegenüber, dessen Betriebsstoff das billige Gasöl ist.
Zweifellos nimmt für den Großkraftwagen die Bedeutung der Dieselmaschine ständig zu,
doch wird es vielfach unangenehm empfunden, daß sie auf das ausländische Gasöl
angewiesen ist, und daß die Bedienung, Wartung und Instandsetzung den meisten auf
Verbrennungsmotoren eingestellten Chauffeuren Schwierigkeiten macht.
Nichtsdestoweniger darf man die Bedeutung des Diesels für den Lastwagen- und
Omnibusbetrieb besonders in wirtschaftlicher Hinsicht nicht unterschätzen; doch
scheint ihm neuerdings in dem Glühringmotor ein gefährlicher Konkurrent zu
erwachsen.
Auf der Berliner Automobil-Ausstellung waren Nutzkraftwagen mit Glühringmotoren zu
sehen, deren Hauptvorteil darin besteht, daß sie beliebig mit Leicht- oder
Schwerölen, also mit Benzin, Benzol, Gasöl und sogar mit Steinkohlen- und
Braunkohlenteeröl betrieben werden können. Eshandelt sich hier um normale
Leichtöl-Vergasermotoren mit einer in Konstruktion und Arbeitsweise einfachen
Zusatzvorrichtung, die das Schweröl im Zylinder so umformt, daß es ohne erhöhten
Druck genau wie ein Leichtöl entzündet wird und arbeitet. Die zusätzliche
Schwerölvorrichtung besteht im wesentlichen aus plattenförmigen Einsätzen
(Glühringen), die im Oberteil des Verdichtungsraums bei allen Zylindern eingebaut
sind und aus einer hochhitzebeständigen Sonderlegierung mit begrenzter
Höchsttemperatur bestehen. Die Glühringe besitzen Oeffnungen, die dem
Verdichtungshub genau angepaßt und so gelegt sind, daß die nichtverdampften
Brennstoffteilchen erst den Glühring überstreichen müssen und auf ihm verdampfen,
bevor das in gasförmigen Zustand gebrachte Gemisch durch die Oeffnung in den Hubraum
gelangt.
Der Betriebsbeginn des Glühringmotors erfolgt stets mit Leichtöl, das aus einem 20
bis 25 Liter fassenden Hilfsbehälter entnommen wird; das Anlassen geschieht also in
ganz normaler Weise. Sowie der Glühring nach kurzem Leichtölbetrieb soweit
vorgewärmt ist, daß der Betrieb mit Schweröl aufgenommen werden kann, erfolgt
selbsttätig die Umschaltung auf Schweröl vermittels eines Wärmereglers
(Thermostaten) und eines Umlaufzählers, die gemeinsam auf einen das Umschaltgestänge
betätigenden Elektromagneten wirken. Durch Zerstäubungsvorrichtungen wird das
angesaugte Schweröl in der Gaszuführung zu kleinsten Tröpfchen vernebelt und strömt
durch das Einlaßventil, mit Luft vermischt, in den Zylinder, wo es vom Glühring
völlig verdampft wird, bevor flüssige Teilchen auf die Oberfläche der Kolbenlaufbahn
gelangen können. Nach Ablauf des jetzt folgenden Verbrennungshubs wird durch
Zündkerze das Gemisch entzündet, worauf sich Arbeits- und Auspuffhub anschließen.
Wird der Motor durch Stillstand oder längeren Leerlauf zu kalt, so erfolgt wieder
selbsttätige Umschaltung auf Leichtöl.
Aus dem bisher Gesagten läßt sich bereits erkennen, in welchen wesentlichen Punkten
der Glühringmotor sich vom Rohölmotor unterscheidet. Besonders zu erwähnen ist noch
der Brennstoffverbrauch, der etwa dem des normalen Vergasermotors entspricht, der
weiche, elastische Gang, und schließlich vor allem die geringen Betriebs-,
Anschaffungs- und Unterhaltungskosten, die noch niedriger sind als bei der
Dieselmaschine.
Durch die Möglichkeit, stets entsprechend den jeweiligen Preisen den Betriebsstoff zu
wählen und selbst den heute billigsten Brennstoff, das Teeröl, zu verwenden, lassen
sich die Betriebskosten sehr niedrig halten. Die geringeren Unterhaltungskosten
ergeben sich aus dem erschütterungsfreien Gang und dem niederen Druck von etwa nur 8
Atmosphären. Auch an den Steuern sind Ersparnisse zu machen, da der Glühringmotor
nur etwa halb so viel wiegt wie ein Fahrzeugdiesel gleicher Leistung. Die Bedienung
macht keinerlei Schwierigkeiten; wer mit dem normalen Vergasermotor vertraut ist,
weiß auch mit dem Glühringmotor Bescheid. Endlich ergibt sich aus der Unabhängigkeit
von der Betriebsstoff quelle noch bei Ueberlandfahrten insofern ein wertvoller
Vorteil, ajs man jederzeit, wenn ein Brennstoff nicht erhältlich ist, zu irgendeinem
anderen übergehen kann.
G. Hth.
31. Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft am
19. bis 22. November 1930 in Berlin. Die auf der Hauptversammlung der
Schiffbautechnischen Gesellschaft gehaltenen Vorträge behandelten naturgemäß in
erster Linie schiffbautechnische Fragen, einige derselben griffen aber auch in
andere Gebiete über, wie z. B, der Vortrag von Prof. Dr.-Ing.
Schnadel, Berlin, der „Elastizitätstheorie und
Versuch“ lautete: Es wurden hier Versuche über Dehnungs- und
Festigkeitsmessungen an Schiffskörpern, sowie die dazu verwendeten Meßeinrichtungen
beschrieben. Auch hier, wie bei ähnlichen Messungen an anderen Eisenkonstruktionen,
spielen die Einflüsse der Temperatur auf das Verhalten der Werkstoffe, eine wichtige
Rolle. Das Gebiet des Schiffsmaschinenbaues wurde nur in einem einzigen Vortrag
behandelt, von Interesse ist dieser aber besonders deshalb, weil er die
Kolbendampfmaschine behandelte. Es war die? der Vortrag von Herrn Geh. Reg.-Rat Prof.Dr.-Ing. E.
h. J. Stumpf, Berlin, über „Hochdruck-Schiffsdampfmaschinen“. Die Schiffsdampfmaschine ist in
letzter Zeit den Dieselmaschinen gegenüber wieder mehr in den Vordergrund getreten,
und zwar ist dies in der Hauptsache durch die Verwendung höherer Drücke bis 50 atü
und mehr und höherer Temperaturen 400–450° bedingt. Die Lentze-Schiffsdampfmaschine
als Zwillings-Verbundmaschine mit Gleichstromniederdruckzylinder, Kolbenschiebern
und 150° Kurbelversetzungs. Jahrbuch der
Schiffbautechnischen Ges. 1928. ist nach Ansicht von Geh.-Rat
Stumpf dazu berufen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Hochdruckes auszunützen.
Durch Anwendung der Klugschen Steuerung in Verbindung mit einem mit dreifacher
Drehzahl laufenden Exzenter kann man mit kleinen Füllungen (12,8 %) und weitgehender
Expansion im Hochdruckzylinder arbeiten, wobei Vorausströmung und Kompression
verringert werden, erstere kann so von 20 % auf 9 % gebracht werden. Die Expansion
im Hochdruck wird sehr weit getrieben, so daß am Ende der Ueberströmung eine
Dampfnässe von 11,5 % bei 400 bzw. 8,6 % bei 450° Eintrittstemperatur er reicht
wird. Das ergibt eine thermische Entlastung der Kolbenschieber, Zylinder, ihrer
Ringe, sowie der Stopfbüchsen. Dadurch werden auch Vorteile bei der Schmierung
erreicht. Der Gleichstromniederdruckzylinder ist für die Ausnutzung des nassen
Ueberströmdampfes besonders geeignet, es erübrigt sich dann der zusätzliche Auslaß,
der nur bei Verwendung von Abdampfturbinen, die natürlich den Wirkungsgrad erheblich
steigern, nötig und vorteilhaft ist. Deckelheizung im Niederdruck ist hier
vorteilhaft. Der Kolbenschieber besteht aus zwei Hohlkörpern mit je 12 Ringen, das
Schmieröl wird durch die Spindel hindurch von oben und unten dem Mittelspannring
zugeführt, ähnlich wird auch dem Mittelspannring der 7 ringigen Kolbenpackung das
Schmieröl durch die Kolbenstange und die entsprechend ausgebildete
Indiziervorrichtung zugeführt.
Die großen hin- und herschwingenden Massen der Niederdruckseite sind in der Mitte
angeordnet, die Hochdruckseiten außen. Die Kurbelversetzung um 150° an Stelle der
sonst üblichen von 180°, in Verbindung mit dieser Zylinderanordnung ergibt günstigen
Massenausgleich. Dadurch ist auch die Möglichkeit gegeben, bei Reparaturen der einen
Maschine mit der anderen allein zu fahren. Das Verhältnis der Zylindervolumen ist 1
: 8, man erhält so annähernd gleiche Stangendrücke für Hoch- und Niederdruck.
Die Maschine kann auch als Ventilmaschine ausgeführt werden und erhält dann acht
Ventile. Der Vortragende schildert die Vorteile des Hochhubtellerventiles für diese
Zwecke, die Steuerung hat wieder Exzenter mit mehrfacher Drehzahl. Eine solche
Maschine hat in den Leuna werken gute Ergebnisse gebracht.
Auch bei 100 at hält Prof. Stumpf an der zweistufigen Doppelverbundlentzmaschine
fest, wobei aber dann die unterste Atmosphäre in einer Abdampfturbine ausgenützt
werden sollte.
Die Drosselverluste solcher Maschinen sind gering und ergeben einen Dampf
verbrauch von 3 bis 2,9 kg/PSh bei 50 ata und 400–450°. Wichtig für die
Gesamtwirtschaftlichkeit ist ein gut durchgebildeter Nebenmaschinenbetrieb.
Der Vortragende faßt seine Vorschläge und die dabei zu beachtenden Gesichtspunkte in
folgende Sätze zusammen:
1. Der Niederdruckzylinder der Doppelverbund-Lentzmaschine soll als
Gleichstromzylinder gebaut werden.
2. Die Niederdruckkurbel soll der des Hochdruckes um 150° nacheilen.
3. Die Steuerung soll als Kulissensteuerung mit zugefügter Exzenterbewegung
dreifacher Drehzahl ausgeführt werden.
4. Die Leistung des Niederdruckzylinder soll so stark gemacht werden, wie es mit
Rücksicht auf gleichmäßigen Gang und die Entstehung von Torsionschwingungen zulässig
ist.
5. Jede Maschine der Doppelverbund-Lentzmaschine soll ausschaltbar eingerichtet
werden.
In der Aussprache stimmte Dir.
Salge, Berlin, dem Vortragenden in mancher Hinsicht zu. Er betonte auch die
Bedeutung dieser Tagung, die darin liege, daß man auch einmal wieder von der
Kolbendampfmaschine gesprochen habe, nachdem sonst immer die Dieselmaschine und
Dampfturbine behandelt worden wären. Der Kurbelversetzung von 150° kann er nicht
zustimmen, da sie voraussichtlich beim Rückwärtsgang Schwierigkeiten ergäbe. Die
Lentz-Einheitsmaschine kann natürlich nicht alle Wünsche erfüllen, hat sich aber in
zahlreichen Ausführungen glänzend bewährt. Auch hier werden kleine schädliche Räume,
wie sie der Vortragende betonte, angestrebt. Gegen die Kolbenstangenschmierung,
namentlich bei höheren Dampftemperaturen, äußerte er Bedenken in bezug auf die
Betriebssicherheit. Dampfverbrauchszahlen, wie sie der Vortragende angab, wurden
schon 1909–10 an Lokomobilen von Lanz erreicht (etwa 3,14 kg/PSh bei 16 at und 476°
und 3,08 kg bei 27,8 at und 545°, sowie 2,57 kg bei 30,4 at und 548°Anm.: Aehnliche
Zahlen wurden etwa in denselben Jahren auch bei Lokomobilen von R. Wolf,
Magdeburg, erhalten, die bereits damals einen Gleichstromniederdruckzylinder
hatten.. Diese Maschinen hatten zum Teil sechs Ventile, was bei
Doppelverbundmaschinen wohl richtig sein dürfte. Die Exzenter mit mehrfacher
Drehzahl ergeben viele Bolzen und könnten zu Störungen Anlaß geben. Der hohe
Feuchtigkeitsgehalt des Dampfes dürfte wohl den Wirkungsgrad ungünstig beeinflussen.
Die ungleiche Leistungsverteilung auf die Zylinder wurde bisher immer bekämpft. Bei
Hochdruck und 450° wären wohl Einzylindermaschinen in Verbindung mit.
Abdampfturbinen nach Bauer-Wach, wirtschaftlicher. Für Punkt 5 meinte er, läge kein
Bedürfnis vor.
Herr Dir. Björklund, Göteburg (Linholmen Motata Gotenburg)
hat ebenfalls Lentzmaschinen gebaut, bei Fortfall des Receivers, den auch Dir. Salge
als erforderlich erklärt hat (und zwar bei Drücken über 30 at), ist keine Dampf
entnähme für die Hilfsmaschinen möglich,sie müssen dann direkt mit Frischdampf
betrieben werden, was unwirtschaftlich ist. Er zeigt eine Ausführung eines
Entnahmeventiles mit einstellbarer Entnahme. Bei einer Anlage wurde eine
Abdampfturbine verwendet, die mit einem Stromerzeuger für die Hilfsmaschinen, die
alle elektrisch angetrieben sind, gekuppelt ist.
Geh. Reg.-Rat Prof. Stumpf führt dazu aus, daß die
Kurbelversetzung von 150° keine Schwierigkeiten beim Rückwärtsgang ergeben
könne.
K.
Brennkrafttechnische Gesellschaft E. V. 3. Hauptversammlung,
Berlin, 4. Dezember 1930. Die Vorträge des öffentlichen Teils brachten
wieder eine Reihe interessanter Themen und wurden durch einen Vortrag
„Gegenwärtiger Stand von Technik und Wirtschaft der Kraftstofferzeugung aus
Kohle“ eröffnet, den an Stelle des erkrankten Verfassers, des Herrn Dr.-Ing. e. h. A. Thau, Herr Professor Kayser zur Verlesung brachte, auf eine Diskussion wurde aus
demselben Grunde verzichtet, Beiträge zu derselben werden in dem Jahrbuch der
Brennkrafttechnischen Gesellschaft veröffentlicht werden. Aus den festen Brenstoffen
werden flüssige und gasförmige
Kraftstoffe hergestellt. Abgesehen von der Leuchtgas- und Kokerei-Industrie,
beschränkt sich die Herstellung der gasförmigen Kraftstoffe auf diejenige bei tiefer
Temperatur. Die Steinkohlen-Schwelerei konnte aber trotz
verschiedener erfolgreicher Ansätze namentlich wegen des Mangels an
Absatzmöglichkeit für den Schwelkoks bei uns nicht Fuß fassen, während im Ausland
eine Reihe von Anlagen nach deutschem Muster in Betrieb gekommen sind und
erfolgreich arbeiten. Versuche, auf Simmersbach zurückgehend und besonders durch
Still gefördert, haben die Durchbildung des Koksofens in Verbindung mit
Urteergewinnung zum Ziele. Die Braunkohlenschwelerei hat
dagegen in Mitteldeutschland vor allem neue Ofentypen entwickelt, aber auch sie wird
durch Beeinträchtigung der Wirtschaftlichkeit durch den Kapitaldienst gehemmt, so
daß Neubauten in den letzten sechs Jahren nicht errichtet werden konnten. Die Schieferschwelerei beschränkt sich auf die Anlage in
Messel bei Darmstadt, nachdem Versuche mit den württembergischen Oelschiefern zu
keinem wirtschaftlichen Erfolg geführt haben.
Die Hydrierung wird gegenwärtig nur auf Oele angewendet,
die durch Wasserstoffanlagerung in Kraftstoffe übergeführt werden. Der Raffination
des Benzols wird große Aufmerksamkeit geschenkt, und es sind Versuche im Gange,
durch veränderte Waschverfahren nicht nur Farbbenzole, sondern auch solche, die als
Motorentriebstoffe verwendbar sind, herzustellen. Diese Bemühungen sind auch durch
ein Preisausschreiben gekennzeichnet, das die Herstellung eines Dieseltreiböles aus
Steinkohlenteer zum Ziele hat.
Auf dem Gebiete der Kraftgaserzeugung aus Kohle, das
Stadt- und Kokereigas, ist nicht in Betracht gezogen, sind wenig Neuerungen zu
berichten. Die Erzeugung von Urteer und Gas in Verbindung mit dem Dampfkessel ist unter Umständen
wirtschaftlich. Eine wichtige Aufgabe ist die, Generatoren für großen Durchsatz zu
bauen, ähnlich den Winklergeneratoren im Leunawerk, auf diese wurde schon in dem
Vortrag von Dir. Baum, über Ferngas, am 5. November, hingewiesen.1) Die Ferngasversorgung zwingt zur Beheizung der
Koksöfen mit Schwachgas, soweit kein Gichtgas zur Verfügung steht. Einen Weg hierzu
scheint der Abstichgenerator zu bieten. Die Versuche von Drawe, Generatoren mit
Sauerstoff an Stelle von Luft zu betreiben, sind wohl technisch brauchbar, aber noch
nicht wirtschaftlich, doch besteht Aussicht, die Wirtschaftlichkeit durch
Herstellung billigen Sauerstoffes zu verbessern. Die Wassergaserzeugung wird besonders gepflegt, da der Wasserstoff für die
chemische Industrie wichtig und sein Preis bei vielen Verfahren für die
Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend ist (Ammoniaksynthese, Hydrierung usw.).
Verfahren zur Herstellung von Wassergas aus minderwertigen Brennstoffen wurden mit
Erfolg entwickelt (Lichtenberger, Dr. Heller, Pintsch), Zahlen über die
Wirtschaftlichkeit liegen noch nicht vor. Den zweiten Vortrag hielt Herr Oberingenieur W. Ernst von der Deutschen Vacuum Oel
A.-G., Hamburg, über „Schmieröl und Schmierung der Brennkraftmaschinen“.
Eingangs wird die wirtschaftliche Bedeutung der Schmiermittelversorgung für die
Brennkraftmaschine besprochen. Seit 1914 ist der Schmierölverbrauch verdoppelt
worden, und dies in erster Linie auf Grund des Verbrauches der Brennkraftmaschinen.
Die Anforderungen und Aufgaben für die Herstellung solcher Oele wurden besprochen.
Das Ziel jeder Schmierung muß sein, ein Optimum an Reibungsverminderung,
Betriebssicherheit und sparsamem Verbrauch zu schaffen, diese einzelnen Punkte
werden dann der Reihe nach untersucht. Der mecha irische Wirkungsgrad der
Dieselmaschinen beträgt je nach der Bauart zwischen 76 und 91 %. Ungefähr die Hälfte
der Verluste kommt auf die Zylinder. Bei Vergasermaschinen betragen diese bis etwa
20 %, sie können durch geeignete Schmiermittel auf 6 % herabgemindert werden.
Versuche mit verschiedenen Oelen werden gezeigt. Für die Betriebssicherheit sind
eine Reihe Faktoren maßgebend, die Oele müssen den Zylindertemperaturen angepaßt
sein, die dabei zu beachtenden Gesichtspunkte, Zähigkeit, Rückstandsbildung usw.
werden erläutert und Untersuchungsmethoden mitgeteilt. Der Begriff der
Schlüpfrigkeit (Oel-Metall-Amalgation) ist noch nicht genügend geklärt, auch ist
eine Messung derselben praktisch noch nicht durchführbar. Der Ölverbrauch ist
abhängig von Konstruktionseinzelheiten, wie Kolbenabdichtung, Art der Schmierung,
Oeldruck, Oelverteilung und dem verwendeten Schmierstoff selbst. Der Oelverbrauch
wird namentlich durch den Oeldruck beeinflußt, der vielfach zu hoch ist, er soll im
allgemeinen 0,3 bis 1 kg/cm2 betragen. Die Menge
bewegt sich zwischen 1–2 gr/PSh und geht bei doppelt wirkenden Zweitaktmaschinen
noch weiter herunter.Wichtig ist die Ausbildung des Oelumlaufsystemes.
Einzelheiten hierzu werden mitgeteilt. Tauchkolbenmaschinen müssen eine umlaufende
Oelmenge von etwa 8–10 l/PSh und bei Kolbenkühlung durch das Oel 20–25 J/PSh haben.
Die Umwälzung soll etwa lOmal je Stunde, bei Schiffsdieseln etwa 5mal erfolgen. Die
Ausbildung der Kolbenringe und Oelabstreifringe ist von Bedeutung.
Wichtig sind gute Oelreinigungsvorrichtungen, Zentrifugen, Filter usw. Zuletzt wird
die Organisation der Oelversorgung besprochen. Wichtig ist die Normalisierung und
Standardisierung. Das Oel muß an Jahreszeit und Klima angepaßt sein, das gilt
besonders für Autos und Schiffe. Ebenso wichtig ist auch die Oelprüfung. Die Farbe
bietet kein untrügliches Merkmal, auch die Analysen, spezifisches Gewicht,
Viskosität, Temperatur usw. sind nicht allein maßgebend. Den besten Erfolg
verspricht Zusammenarbeit der Maschinenfabriken mit den Oelfirmen und Herstellung
bestimmter Marken auf Grund von Versuchen.
In der Diskussion werden einzelne dieser Fragen behandelt, wie Vergasereinstellung
auf den Oelverbrauch, Zylindertemperaturen, Materialfragen, Oelreinigung usw. Die
Schmierölforschung ist erst in neuerer Zeit wissenschaftlich entwickelt worden und
umfaßt ein großes, wichtiges Gebiet.
Der dritte Vortrag von Herrn Ing. W. Wissner, Berlin,
Stettiner Chamottefabrik, A.-G., vorm. Didier, Berlin, behandelte das Thema „Gas
und Oel in Industrie und Kraftwerk“. Gas und Oel ersetzen immer mehr die
festen Brennstoffe. Die meist verwendeten Gase sind Gichtgas, Generatorgas und
Starkgase. Die Güte der Verbrennung hängt von einer Reihe von Faktoren ab, diese
sind Diffusion, mechanische Mischung, Reaktions- und Zündgeschwindigkeit, Temperatur
und andere mehr. Brennzeit und Brennrauminhalt bedingen die erreichbare
Höchsttemperatur. Der Industrieofen wird immer mehr zur Wärmemaschine. Wichtig ist
die Ausbildung der Wärmerekuperatoren. Man geht heute dazu über, die
Chamotterekuperatoren durch solche mit metallischen Wänden zu ersetzen, diese
bestehen dann aus feuerfesten Metallen. Wichtig ist die Ausbildung der Brenner,
Hochdruckbrenner mit 3000 bis 5000 mm W. S. Gasdruck werden verwendet. Die Luft wird
angesaugt, oder es wird unter einem Luftdruck von 600–1200 mm W. S. das Gas
angesaugt. Der Injektor sorgt für gute Durchmischung von Gas und Luft. Flammenlose
Verbrennung wird unter Einwirkung eines Katalysators erzielt. Gasheizung bei
Dampfkessel hat nur auf den Hüttenwerken Eingang gefunden, vor allem wird das
Hochofengas dazu verwendet. Wirkungsgrade bis 85 % werden bei Steinkohlekesseln
erreicht, so daß eine Beheizung mit Starkgas nicht wirtschaftlich erscheint. Die
Gasmaschinen sind zu hochwertigen, wirtschaftlichen und betriebsicheren Maschinen
entwickelt worden. In Hüttenwerken wird Kraft- und Wärmeerzeugung gekuppelt.
Gasmaschinen sind auch zur Spitzendeckung wirtschaftlich. Die heute zur Verfügung
stehenden
Teeröle haben 9000–9500 kcal/kg gegenüber 10900 beim Erdöl. Wichtig ist Vorwärmung
und feinste Zerstäubung zur Vermeidung von Kohlenstoff abscheidungen. Die Oelflamme
eignet sich wegen der erzielbaren hohen Temperaturen besonders für Schmelzöfen. Auch
für Zentralheizungen werden gelegentlich Oelfeuerungen verwendet. Zur Krafterzegung
aus Oel eignet sich besonders der Dieselmotor. In der Schiffahrt hat dieser, neben
der Oelfeuerung für Kessel, Eingang gefunden. In Kraftwerken dienen Dieselmaschinen
zur Spitzendeckung.
Mit dem Dank des Vorsitzenden an die Redner und die Versammelten schließt die
Sitzung.
K.
Patentnachrichten,
nach amtlichen Veröffentlichungen zusammengestellt von
Patentanwalt, Dipl.-Ing. Hans Wolff, Berlin SW 68.
Patent-Anmeldungen. Einspruchsfrist bis 5. 5. 31.
13a, 8. K. 71.30. Fried. Krupp Germaniawerft Akt.-Ges., Kiel-Gaarden. Kühlschirm für
Dampfkesselfeuerungen. 6. 2. 30.
13a, 18. S. 90483. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges.:, Berlin-Siemensstadt. Als
senkrechter Schachtkessel ausgebildeter Röhrenkessel. 14. 3. 29.
13a, 27. A. 57907. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft u. Dr. Friedrich Münzinger,
Berlin NW 40, Friedrich-Karl-Ufer 2-4. Dampfkessel, insbes. für Kohlenstaubfeuerung;
Zus. z. Pat. 506 727. 25. 5. 29.
14c 14. A. 58655. Akt.-Ges. Kühnle, Kopp & Rausch, Frankenthal, Pfalz. Aus einer
Turbine und einer Pumpe bestehender Maschinensatz. 5. 8. 29.
14h, 4. S. 85368. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt. Verfahren
zur Durchführung eines Dampfkraftprozesses. 28. 4. 28.
21e, 9. V. 24070. Voigt & Haeffner A.G., Frankfurt a. M. Anordnung für das
Anzeigen von Strömen in Wechselstromleitungen, insbes. in Hochspannungsanlagen. 26.
6. 28.
21e, 11. G. 76168. Gesellschaft für Elektrische Apparate m. b. H.,
Berlin-Marienfelde. Einrichtung an Registriergeräten für mehrere Meßbereiche. 20. 4.
29.
21e, 17. S. 92324. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt. Einrichtung
für Doppeltarif; Zus. z. Anm. S. 91 966. 18. 6. 29.
35b, 6. A. 56514. Ardeltwerke G. m. b. H., Eberswalde i. d. Mark.
Zweitrommelwindwerk mit Einmotorenantrieb. 18. 1. 29.
35b, 1. D. 164.30. Demag Akt.-Ges., Duisburg. Fahrwerk für Leichtlaufkrane. 17. 9.
30.
35b, 1. P. 60975. I. Pohlig Akt.-Ges., Köln-Zollstock. Kabelkran mit Vorrichtung zur
Verhinderung des Pendelns der Last durch nach oben auseinandergehende Hubmittel. 13.
8. 29.
46b2, 6. M. 109385. Maybach-Motorenbau G. m. b. H.,
Friedrichshafen a. B. Füllungsregelung für Brennkraftmaschinen mittels des im
Vergaser selbst erzeugten.
46b2, 8. M. 21.30. Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg A.-G., Augsburg. Dieselmaschine mit einer Drossel in der
Ansaugeleitung. 10. 1. 30.
Erteilte Patente.
13g, 3. 521 277. Schmidt'sche Heißdampf-Gesellschaft m. b. H., Kassel-Wilhelmshöhe.
Mittelbar beheizter Dampferzeuger. 8. 2. 29. Sch. 89372. Frankreich 7. 3. 28.
21e, 9. 521048. Siemens & Halske Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt. Nach der
Ausschlagmethode arbeitende Brückenschaltung zur Messung von Verhältnissen solcher
elektrischer Widerstände, die von zwei Veränderlichen abhängig sind. 28. 5. 29. S.
91899.
46c4, 1. 521490. Bayerische Motoren-Werke
Akt.-Ges., München 13, Lerchenauer Straße 76. Mit Kühlrippen versehene Abgasleitung
für Brennkraftmaschinen, insbes. für Luftfahrzeuge. 4. 5. 30. B. 51.30.
46c4, 4. 521 491. Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg
A..-G., Augsburg. Gekühlte Kolbenstange für doppelt wirkende Brennkraftmaschinen,
insbes. Zweitaktdieselmaschinen. 24. 9. 30. M. 100 30.
46b1, 25. 521;158. Hannoversche
Maschinenbau-Act.-Ges. vormals Georg Egestorff (Hanomag), Hannover-Linden.
Einrichtung zur selbsttätigen Einschaltung der Kompression beim Anlassen von
Brennkraftmaschinen, insbes. von Dieselmaschinen. 8. 11. 29. H. 124092.
46c. 1160594. Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G., Augsburg. Verbindung von
Treibstange und Tauchkolben bei Brennkraftmaschinen, insbes. Zweitaktmaschinen. 22.
9. 30. M. 3949.30.
60, 15. 521246. Siemens-Schuckertwerke Akt.-Ges., Berlin-Siemensstadt. Mit Strahlrohr
arbeitender hydraulischer Kraftverstärker; Zus. z. Pat. 519126. 24. 2. 29. S.
90085.