Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 157 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Ueber die Verwendung von Diphenyloxyd zur
WärmespeicherungPower 1931 Bd. 73 S.
963. s. Dingler 1931.. Die spezifische Wärme des Diphenyloxydes
schwankt zwischen 0,39 bei 27° und 0,69 bei 427°. Unter Berücksichtigung des hohen
Siedepunktes des Diphenyloxydes ergibt sich, daß ein Speicher, der mit 10 at
arbeitet, selbst wenn man den Temperaturabfall berücksichtigt, der erforderlich ist,
um die Wärme vom Diphenyoxyd an das Wasser zu übertragen, und ebenso die Ausdehnung
der Flüssigkeiten bei der höheren Temperatur, 5 % mehr je Raumeinheit speichern
kann. Dazu kommt noch, daß die zur Umwandlung in Arbeit zur Verfügung stehende Wärme
bei 10 at, bei derselben gespeicherten Wärmemenge, 1,92 mal größer ist. Während also
ein gegebenes Speichervolumen 1,05 mal mehr Wärme im Diphenyloxyd enthält als beim
Wasser, ist die aus diesem Speicher zur Verfügung stehende Arbeit 1,05–1,92, also
rund zweimal so groß.
Wenn man also das Diphenyloxyd nur als wärmeübertragendes Mittel verwendet, um Wärme
von einem Wärmeaufnehmer auf einen Wärmespeicher zu übertragen, der mit Eisen oder
Kiessand gefüllt ist, kann die je Raumeinheit aufgespeicherte Wärme noch verdoppelt
werden, das ergibt gegenüber Wasser ein Verhältnis von 4 : 1. Da das Eisen je
gespeicherte Wärmeeinheit halb so teuer ist als das Diphenyloxyd, ergeben sich neue
Vorteile, die vorher nicht möglich waren.
Vor mehr als 10 Jahren machte J. Ruths Versuche mit Speichern, wobei er Eisen und
ähnliche Körper zur Steigerung der Wärmespeicherfähigkeit benützte. (Amer. Pat.
1659836; 1666426; 1723302). Er kam aber damals nicht zum Ziele, weil ihm eine
entsprechend billige und beständige Flüssigkeit zur Wärmeübertragung fehlte.
Heute kann man dieses Verfahren zur Wärmespeicherung nicht nur zur Erzeugung von
völlig vorgewärmtem Speisewasser und überhitztem Dampf verwenden, sondern auch zur
Luftvorwärmung und zur Regelung von Ueberhitzung und Zwischenüberhitzung und zur
Deckung von Spitzen; durch Annäherung an den nicht regenerativen Kreisprozeß. Das
wird dadurch erreicht, daß man die Entnahmedampfmenge verringert und Wärme durch das
Diphenyloxyd aus dem Luftvorwärmer zuführt, diedann die für das Speisewasser
erforderliche Wärme aus dem Entnahmedampf ersetzt.
S. 69.
Dampfkesselüberwachung und Wärmewirtschaft in
Italien.Il Calore, Rom. 1931
No 7. S. 159. Die Dampfkesselüberwachungsvereine in Italien,
deren älteste, die von Mailand und Bologna (Associazioni Utenti Caldaie a Vapere)
1882 gegründet waren, wurden im Jahre 1927 von der faschistischen Regierung in der
„Assoziazione Nazionale per il Controllo della Combustione“
zusammengefaßt und gleichzeitig ihr Aufgabenkreis erweitert, indem diese nicht nur
die Aufgabe hat: „Unfälle im Betrieb von Dampfkesseln und Druckgefäßen zu
verhindern“, sondern auch „die Verbrennung zu überwachen“. Diese
letztere Aufgabe wird aber nicht allein auf die Verbrennung beschränkt, sondern
umfaßt die gesamte Wärme- und Kraftwirtschaft. Italien führt jährlich für 3
Milliarden Lire Brennstoffe ein. Eine Verbesserung der Verbrennung um nur 10 % (die
leicht zu erreichen ist) bedingt schon eine Ersparnis von 300 Mill. Lire. Um die
gestellte Aufgabe zu erfüllen, werden folgende Untersuchungen vorgenommen:
1. Prüfung der Lieferungsverträge für die jeweiligen Brennstoffe, der Transport- und
Speichermöglichkeiten.
2. wissenschaftliche Untersuchung und Versuche, um die bestmögliche Verbrennung zu
erzielen.
3. Ausbildung der Heizer.
4. Prüfung aller Projekte neuer Anlagen in Hinsicht auf Wirtschaftlichkeit.
5. Einführung und Erprobung neuer Verfahren.
Der A.N.N.C.C. steht ein Stab von über 100 Ingenieuren, die auf die einzelnen
Unterabteilungen verteilt sind, zur Verfügung, die bei ihren täglichen Besuchen der
Fabriken nicht nur die Ueberwachung in bezug auf Sicherheit, sondern auch
Ueberwachung der Wärmewirtschaft und Beratung in dieser auszuüben haben.
Die Erfolge dieser Tätigkeit erstrecken sich auf alle möglichen Industrien und
ergaben Ersparnisse an Brennstoff, die zwischen, 15 und 50 % schwanken. Erzielt
wurden diese durch Veränderung der Feuerführung, Umbau ungeeigneter Roste, Uebergang
auf andere Brennstoffe, Aufstellung neuer Kessel, Abwärme- und Abhitzeverwertung in weitestem Maße,
wie Rückführung von Kondensat, Verwertung des Abdampfes von Pumpen und
Hilfsmaschinen zur Speisewasservorwärmung, Aufstellen von Abhitzekesseln,
Ekonimosern, Luftvorwärmern usw.
Großer Wert wird auf die Ausbildung der Heizer gelegt, ebenso auf zweckmäßige
Ausstattung der Anlagen mit Meßgeräten zur Betriebs Überwachung.
Speisewasseraufbereitung, Kesselreinigung usw. tragen ebenfalls zur Verbesserung der
Wirkungsgrade der Anlagen bei.
Die Heizungs- und Lüftungs- sowie die Kälte erzeugungsanlagen werden untersucht und
die Anwendungsmöglichkeiten von Abdampf für die ersteren geprüft.
In den Anlagen mit elektrischem Betrieb werden die Motore usw. auf die zweckmäßigste
Größe, Stromverbrauch, ebenso die Leitungen und sonstigen Einrichtungen
untersucht.
Zu den weiteren Aufgaben des Vereins gehört auch die, die natürlichen Hilfsquellen
des Landes soweit als möglich zur Deckung des Wärme- und Kraftverbrauches
heranzuziehen, bzw. neue solche aufzufinden und nutzbar zu machen. Die neuesten
Errungenschaften der Wissenschaft und Technik, die neuesten chemisch-physikalischen
Verfahren usw. sollen der Industrie zugänglich gemacht und eingeführt werden, um
dieser die Möglichkeit zu geben, mit größter Wirtschaftlichkeit arbeiten und
produzieren zu können.
Diphenyloxyd zur Luftvorwärmung.Power 1931 Bd. 73 S. 707. Die
Verwendung von Diphenyloxyd zur Zwischendampfvorwärmung ist bereits bekannts. Dingler 1931 S. 69.. Im neuen
Breme Bluff Kraftwerk in Charlottesville, Va. das zwei 15000 kW Turbogeneratoren
hat, die mit Dampf von 37 at und 400° betrieben werden, wird ein Gemisch von 85 %
Diphenyloxyd und 15 % Naphthalin zur Luftvorwärmung verwendet. Diese Mischung geht
in geschlossenem Kreislaufe durch einen Erhitzer im Abgaskanal und einen
Wärmeaustauscher in der Luftleitung zur Feuerung und den Kohlenstaubmühlen. Der
Umlauf wird durch eine kleine Pumpe und durch ein Rohr von 75 mm Durchmesser
bewerkstelligt, so daß also die großen Leitungen zu den normalen Lufterhitzern
wegfallen. Ein Ausdehnungsgefäß dient zum Ausgleich von Volumänderungen. Erhitzer
und Wärmeaustauscher haben Flossenrohre. Abgesehen von der Vereinfachung der
Leitungen gestattet diese Anordnung auch weitgehende Beeinflussung der Temperatur
der Erst- und Zweitluft durch einfache Regelung des Umlaufes des Gemisches.
Die Kessel sind Einzug-Steilrohrkessel von 72 normaler und 90 t/h maximaler
Dampfleistung, je ein Kessel liefert den Dampf für eine Turbine. Im letzten Ausbau
soll das Werk auf 150000 kW gebracht werden.
Forschungen über die magnesiahaltigen feuerfesten
Stoffe. Die Verwendung der magnesiahaltigen feuerfesten Stoffe hat
besonders seit dem Jahre 1880 zugenommen, als man ihre Bedeutung für den
Siemens-Martin-Ofenbetrieb erkannte. Der Rohstoff wird durch Magnesit oder
Magnesiumkarbonat gebildet und enthält, theoretisch 47,8 % MgO., Magnesit ist selten
rein und umfaßt oft Eisen- und Kalziumkarbonate, ferner geringere Mengen von
Kieselsäure und Tonerde. Die Ueberführung des Magnesiumkarbonates in Oxyd erfolgt
durch Rösten in gasgefeuerten Schachtöfen oder in Drehöfen, während die für die
Ofenauskleidung bestimmten Steine von Hand oder auf hydraulischen Pressen geformt
werden. Das Trocknen der geformten Steine vor dem eigentlichen Brennen vollzieht
sich in heißer Atmosphäre aus den Abgasen des Brennofens.
Die Verunreinigungen beeinflussen die Dichte und die Schwindung der Magnesitsteine,
und zwar vermindert die Kieselsäure diese Eigenschaften, während das Eisenoxyd dazu
neigt, sie zu erhöhen. Bei Proben, die 1 Stunde lang auf den angegebenen
Temperaturen aufrecht erhalten wurden, ergaben sich folgende Dichten:
Temperat.:
600°
710°
850°
1000°
1200°
1400°
1500°
1800°
2000°
Dichte:
2,94
3,04
3,22
3,39
3,48
3,52
3,56
3,57
3,55
Die Abnahme der Dichte nach dem Brennen bei über 2000° läßt sich nur durch den Beginn
der Schmelzung oder durch die Entstehung von Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen
infolge der Reaktionen der Gase im Ofen erklären.
Von den Verunreinigungen wird die Dichte in folgendem Maße beeinflußt:
bei
5 % Tonerde
5 % Kalk
5 % Eisenoxyd
5 % Kieselsäure
Dichte:
3,46
3,51
3,54
3,41
Der Einfluß der Verunreinigungen auf die Erweichung der Magnesitsteine wurde dadurch
ermittelt, daß die Proben zunächst bei 1500° gebrannt und darin erneut unter einer
Belastung von 2 kg/cm2 erwärmt wurden. Es ergaben
sich dabei folgende Temperaturen für den Beginn der Erweichung:
Verunreinigungen
Beginn der Erweichung bei
5 % Tonerde
1242°
5 % Kieselsäure und 5 % Kalk
1339
5 % Kieselsäure und 5 % Eisenoxyd
1376
10 % Eisenoxyd
1390
5 % Kieselsäure
1398
5 % Eisenoxyd
1455
2,5 % Eisenoxyd und 7,5 % Kalk
1512
5 % Eisenoxyd und 15 % Kalk
1568
5 % Kalk und 5 % Eisenoxyd
1587
Demnach gilt: die Tonerde vermindert die Feuerfestigkeit der magnesiahaltigen
feuerfesten Stoffe; das Eisenoxyd stellt ein ausgezeichnetes Bindemittel dar, doch
setzt es ebenfalls bei größeren Anteilen den Erweichungspunkt herunter. Kalk, selbst
in geringen Mengen, benachteiligt die Kohäsion der Steine, Kieselsäure ist ein gutes
Bindemittel, beeinflußt aber zu sehr den Erweichungspunkt, noch schädlicher ist ein
Gemisch von Kieselsäure mit Kalk oder Eisenoxyd, während ein Gemisch von Kalk und
Eisenoxyd ein gutes Bindemittel ist und einen hohen Erweichungspunkt bewirkt.
Von Bedeutung in bezug auf das Verhalten der Magnesitsteine ist ihre Brenntemperatur.
Reiner Magnesit wurde bei 1410°, 1880° und 2000° gebrannt, wobei sich folgende Erweichungen
ergeben, bei einer Belastung von 2 kg/cm2:
Brenntemperatur:
1410°
Erweichen um
0,3 %
1,0 %
1,5 %
vollständ. Erweichen
bei
1389°
1405°
1410°
1412°
Brenntemperatur:
1880°
Erweichen um
0,1 %
0,3 %
vollständiges Erweichen
bei
1465°
1500°
1505°
Brenntemperatur:
2000°
Erweichen um
1,00 %
1,70 %
3,00 %
4,00 %
5,65 %
6,20 %
bei
1640°
1695°
1752°
1774°
1834°
1860°
Erweichen um
6,85 %
8,00 %
10 %
bei
1884°
1896°
1910°
Die Ausdehnung der Magnesitsteine verläuft bis 1000° ziemlich gleichmäßig, sie wird
vom Brennen beeinflußt, das sie leicht, und von der Tonerde, die sie stärker
vermindert. Die Kieselsäure wirkt wie die Tonerde, nur in weniger starkem Maße,
während Kalk und Eisenoxyd in dieser Hinsicht ohne Einfluß sind.
(Longchambon und Ko-Fuh-Tsiang, Revue de Metallurgie, Bd. 28 (1931), S. 324/29)
Geschweißte Marine-Kessel.Power 1931 Bd. 73 S. 734. Für die
amerikanische Marine wurden 38 Kessel für vier Kreuzer und ein Flugzeugmutterschiff
in Auftrag gegeben.Die Kessel zeichnen sich durch interessante
Konstruktionseinzelheiten aus. Es sind Sektionalkessel, bei denen an Stelle der
üblichen Kammern senkrecht stehende Trommeln vorgesehen sind, dadurch wird eine
beträchtliche Gewichtsersparnis erzielt. Diese Trommeln sind durch gekrümmte Rohre
verbunden.s. Wärme 1930 S. 133
ff. Die Kessel für die Kreuzer haben je 1013 m2 Heizfläche, bei einem Trommeldurchmesser von
1220 mm und einer Länge von 4115 mm und 33 mm Wandstärke. Diejenigen für das
Flugzeugmutterschiff haben 713 m2 bei 3350 mm
Länge, 1220 mm Durchmesser und 32 mm Wandstärke. Der Dampfdruck beträgt in beiden
Fällen 23 at und die Ueberhitzung 83°.
Die Ausführung der geschweißten Trommeln erfolgt nach den Erfahrungen der
Herstellerfirma Babcock & WilcoxWärme 1931 S.
93., und wird durch diejenigen ergänzt, die der
Dampfkesselausschuß der A. S. M. E. bereits gesammelt hat. Besondere Aufmerksamkeit
wird der Prüfung der Schweißnähte zugewandt. In weitgehendem Umfange wird hier von
der Röntgenuntersuchung Gebrauch gemacht.