Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LXVII., S. 500 |
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LXVII.
Miszellen.
Miszellen.
Bestandtheile der Rhabarbera.
Nach Herrn Brandes Analyse soll die feinste russische
Rhabarbera enthalten, hundert Theile derselben:
Wasser
8
–
2
Gummi
31
–
0
Resine (Harz)
10
–
0
Extractivstoff, Gaͤrbestoff ohne Gallussaͤure
26
–
0
Phosphorsauerm Kalk
2
–
0
Apfelsauren Kalk
6
–
5
Holzigefasern
16
–
3
––––
––
––
100
–
0
(Journ. of Sciénce. Nr.
20.)
Gruͤner Lack aus Kaffeh. Von Hrn. B. Bizio.
Wir finden in dem Giornale di
Fisica etc. T. III. p. 151 folgenden Auszug aus der Memoria sopra una lacca verde ottenuta dal caffé con
alcune nuove osservazioni sulla natura e proprietà della materia
colorante di cotesta semenza di Bart. Bizio.
Venezia 1819, welcher hinreichend seyn wird, unsere Leser auf die
Entdeckung des Hrn. Bizio sowohl als auf dieses Werk
aufmerksam zu machen.
Man nehme ein Hektogramm gut zerstoßenen Kaffeh's, und bereite daraus acht
Hektogramme Absud. In diesen gieße man andere acht Hektogramme
Kupfer-Vitriol-Aufloͤsung. Wenn man nun kaustische Soda zusezt,
so schlaͤgt sich aller Faͤrbestoff in einem 105 Grammen schweren
Niederschlage nieder, welcher der Luft ausgesezt eine schoͤne gruͤne
Farbe annimmt: die uͤbrig bleibende Fluͤssigkeit hat eine sehr lichte
kastanienbraune Farbe. Der Lack erhaͤlt, je laͤnger er der Luft
ausgesezt und befeuchtet wird, eine desto schoͤnere gruͤne Farbe, und
verbleicht, nur Gummi-Wasser auf Papier aufgetragen, auch in 16 Monathen
nicht. Er ist in kaltem wie in siedendem Wasser unaufloͤsbar und
unveraͤnderlich; der reinste Alkohol so wie der Aether, kohlensaure Soda und
kohlensaures Kali veraͤndern seine Farbe nicht im Geringsten. Ammoniak
entdeckt jedoch das Daseyn des Kupfers; Kali verwandelt es in himmelblau und wird
gruͤn; Soda erhaͤlt kaum eine sehr leichte Spur von Gruͤn, ohne
jedoch die gruͤne Farbe des Lackes zu andern. Kalkmilch bringt nicht die
mindeste Veraͤnderung in der Farbe hervor.
Dieser Lack widersteht auch hinlaͤnglich der Einwirkung der Saͤuren;
denn ausser der Schwefel- und Sauerklee-Saͤure vermoͤgen
alle uͤbrigen nicht den Farbestoff jemals gaͤnzlich zu
zerstoͤren. Auch die reine Essigsaͤure loͤst den
Faͤrbestoff auf, und liefert eine Aufloͤsung von der herrlichsten
gruͤnen Farbe. Verbindet man den Lack mit einem Fuͤnftel sehr
concentrirter Essigsaͤure, so erhaͤlt man eine neue gleichfalls sehr
schoͤne Farbe. Wenn man den Lack nur mit Essigsaͤure besprizt, ehe man
ihn der Luft aussezt, so wird die Farbe desselben dadurch sehr erhoͤht, und
dieses Verfahren ist noch besser, als wenn man ihn bloß der Luft ausstellt, um die Farbe zu beleben.
Die mit dieser neuen Farbe angestellten Versuche sind vollkommen gelungen.
Hr. Bizio hofft diese Farbe noch zu vervollkommnen, und
wird Alaun statt des Kupfer-Vitrioles versuchen. Er bemerkt bei dieser
Gelegenheit, daß er in den Getreide-Samen Adipocir entdeckte.
Bereitung des Tenard'schen oxygenirten Wassers.
Wir haben im 3 Band Heft 3. S. 476. die Anwendung von Tenards oxygenirten Wasser um
verdorbene Gemaͤlde wieder herzustellen mitgetheilt. Folgendes ist das
Verfahren um dasselbe darzustellen. Man gluͤht salpetersauren Baryt so lange, bis alle Salpetersaͤure
zerstoͤrt ist, dann sperrt man das gegluͤhte unter eine Gloke mit Sauerstoffgas, loͤst hierauf das Pulver mit
destillirtem Wasser auf, und sezt so viel Schwefelsaͤure zu, bis aller Baryt
gefallet wird, ohne daß die Schwefelsaure vorwaltet. (Flora Nr. 67.)
Mercurial-Atmosphaͤre.
Waͤhrend solche junge Doctoren, die in der Regel wenig gelernt haben, und
viele ihrer Professoren, die sich einbilden viel zu wissen, jezt die halbe Welt mit
Queksilber vergiften, und bei jedem Schnupfen, Husten, Augenweh, Rheumatismus,
Bauchgrimmen, mit einem Worte, bei jeder Krankheit, die uns vom Mutterleibe an bis
an den Rand des Grabes befallen kann, Kalomel verschreiben, uͤberzeugt man
sich in England, aus welcher Insel das Unheil des Kalomel-Verschreibens
uͤber das feste Land gekommen ist, immer mehr von dem feinen Gifte des
Queksilbers, das wir bisher, ich moͤchte sagen instinktmaͤßig,
fuͤrchteten. Der stille und große Experimentator Faraday hat so eben durch einen schoͤnen Versuch bewiesen, daß das
Queksilber so gut, wie jeder andere fluͤßige Koͤrper, seine
Atmosphaͤre hat. Er ließ durch einen Trichter mit langer Roͤhre
Queksilber sachte in eine wohlgereinigte trokene Flasche, so daß dasselbe den Boden
nur ein Achtelzoll hoch bedekte. An dem glaͤsernen Propfe, der die Flasche
luftdicht schloß, befestigte er ein Goldblaͤttchen, das frei in die Flasche
hinabhing, ohne das Queksilber auch nur im Mindesten zu beruͤhren, und
stellte diese Flasche an einen kuͤhlen und dunklen Ort, damit weder
Waͤrme noch Licht auf dieselbe wirken konnte. Binnen 6–8 Wochen ward
das frei uͤber dem Queksilber haͤngende Goldblaͤttchen ganz weiß! – Wir werden unsere Zeitschrift von
aller medicinischen Quaksalberey, die sich so oft in wissenschaftliche und
technische Journale verliert, rein zu halten wissen, um uns keines Tadels schuldig
zu machen; auf Gefahr vor Vergiftung werden wir jedoch unsere Leser gelegentlich
aufmerksam machen, wenn sich's neben dem Technischen gelegentlich thun laͤßt.
Es ist eine bekannte Sache, daß reines Gold und Silber, neben Bijoux gelegt, die
schlecht im Feuer (mit Queksilber-Amalgam) vergoldet wurden, selbst im
wohlverwahrten Schmukkaͤstchen, Port d'
Epées um schlecht vergoldete Degen etc. oͤfters anlaufen, bei
aller Sorgfalt, die man fuͤr dieselben traͤgt. Und in dieser technischen Hinsicht wollten wir unsere Leser, die mit
Gold, Silber und Queksilber zu thun haben, auf die neu entdekte
Queksilber-Atmosphaͤre aufmerksam machen. Sie moͤgen die
Versuche des Hrn. Faraday im Quarterly
Journal of Science N. XX. p. 355. und in den Annals of Philosophy Februar 1821. S. 153.
nachlesen.
Hydrostatische Waage des Dr. Coate's.
Dieses Instrument dient dazu, das specifische Gewicht der Mineralien und anderer
Koͤrper geschwind und ohne Huͤlfe der Rechnung zu bestimmen. Es ist
nichts anders als eine gewoͤhnliche Schnellwaage, deren kuͤrzerer Arm
ungetheilt ist, wogegen sich am laͤngern Arme eine Theilung befindet, welche
vom Ende des Waagebalkens an mit einer Zahl bezeichnet ist, den Quotienten der Lange
der ganzen Skale, dividirt durch die Entfernung der Theilung vom Ende darstellend.
So steht 2 auf der Haͤlfte der Laͤnge, 3 auf ein Drittel und so fort
bis zum spec. Gewicht des Platins. Wenn man das Instrument gebraucht, so
haͤngt man ein angemessenes Gewicht, an einem Haaken an den Einschnitt des
Endes am laͤngern Arme. Das Mineral wird dann an das andere Ende mit einem
Pferdehaar gehangen, bis es mit dem Gewichte im Gleichgewichte ist. Es wird darauf
in Wasser gesenkt, ohne seinen Plaz an der Schnellwaage zu veraͤndern, und
das Gleichgewicht zum zweiten Male durch Versezung des Gewichtes hergestellt.
Alsdann zeigt der Einschnitt, wo das Gewicht haͤngt, auf der Skale das spec.
Gewicht an. (Edinburgh Journal VI. 401.)
Kettentaue als gute Blizleiter.
Saugor, den 28. Mai 1820.
„Etwas vor 4 Uhr Nachmittags erhob sich gestern ein heftiger Windstoß von
Nordwest; Stroͤme von Regen stuͤrzten herab, fuͤrchterlich
rollte der Donner, und unaufhoͤrliches Blizen sezte in Schreken:
ungefaͤhr 20' nach 4 Uhr traf der Bliz den vordern Mast des Exmouth, und
zersplitterte denselben bis auf das Verdek hinab in tausend Stuͤke:
mehrere der Schifsmannschaft wurden gleichfalls beruͤhrt;
gluͤklicher Weise wurde der Bliz durch die Ankertauloͤcher mittels
der Attractivkraft der Kettentaue, an denen die Anker waren, ausgeleitet; nur
diesem guͤnstigen Zufalle verdankt man die Rettung des mit Salpeter
gefuͤllten Schiffes. (Madras Paper. June
23.)
Neues Verfahren, Granitbloͤcke von beliebiger Laͤnge zu brechen.
Der Kaufmann Ssuchanow in Friedrichsham in Finnland ist,
bloß durch Erfahrung geleitet, dahin gelangt, einen Block von jeder beliebigen
Laͤnge und Dicke zu erhalten, sobald die Felsenschicht nur diesem Maße
entspricht. Das fruͤhere Verfahren, den Felsen durch Pulver zu sprengen, ist
gefahrvoll, und zur Erreichung des von Ssuchanow beabsichtigten Zweckes nicht
anwendbar; daher kam er auf den Gedanken, ganze Felsen durch Keile, wie
Holzbloͤcke, zu spalten, welches Verfahren auch schon bei den Saͤulen
der casanschen Cathedrale in St. Petersburg von ihm angewandt worden ist, und
gegenwaͤrtig wieder beim Bau der Isaakskirche befolgt wird. Er
uͤbernimmt es sogar, aus einer von ihm aufgefundenen Schicht, wenn es
allerhoͤchsten Orts verlangt wird, eine Saͤule von 24 Faden
Laͤnge, und von einer verhaͤltnißmaͤßigen Dicke zu stellen. Die
Verfahrungsart dabei ist folgende. Zufoͤrderst sucht er eine Felsenschicht
von der gegebenen Laͤnge und Dicke der Saͤule, zieht darauf in gerader
Linie eine Furche, die die Richtung bestimmt, nach welcher der Fels gespalten werden
soll; dann werden laͤngs dieser Furche Loͤcher gebohrt, etwa
anderthalb Arschin auseinander, so tief als die Schicht dick ist, und so breit, daß
zwei Rinnen von Eisen hineingehen, zwischen welche die eisernen Keile gelegt werden.
Nun laͤßt er von 100 bis 150 Arbeitern, die zu beiden Seilen hingestellt
sind, auf ein Zeichen zu gleicher Zeit die Kelle mit Schmidshammern hineinschlagen, und nach
einigen wiederholten Schlaͤgen bricht der Felsblock ab.
Auf diese Weise hat Ssuchanow (im J. 1820) bereits vier Granitsaͤulen, jede
von 56 Fuß Hoͤhe, und verhaͤltnißmaͤßiger Staͤrke,
fuͤr den Bau der neuen Isaakskirche in St. Petersburg, in deren zwei
Vorhallen 38 solcher corinthischen Granitsaͤulen zu stehen kommen werden,
geliefert. Am Hochaltar dieser Kirche, deren Laͤnge 298 Fuß, und innere
Breite 178 Fuß betraͤgt, werden acht Saͤulen von gruͤnem
sibirischen Jaspis von 10 Fuß Hoͤhe, und vier von Porphyr von 7 Fuß
Hoͤhe prangen. (Allg. Anz. Nr. 92.)
Die franzoͤsische Cashmire-Ziegen-Herde.
Die aus 175 Stuͤken bestehende Ziegen-Herde, welche im Jahre 1819 in
Frankreich eingefuͤhrt, und nordoͤstlich von Toulon untergebracht
worden ist, hat man nun in ein besseres, deren Geburtslande entsprechenderes Klima
bei St. Omer, nahe bei Paris, versezt. Die Jungen (Kizen) sind sehr reichlich mit
den so kostbaren feinen Haaren versehen, aus welchen die Cashmire Shawls bereitet
werden; dabei sind diese Jungen auffallend staͤrker und von besserm Aussehen,
als die eingebornen Kizen im gleichen Alter; was daher gar keinen Zweifel
uͤbrig laͤßt, daß die Naturalisation den besten Erfolg haben werde.
(Tillochs Philosophical Magazine. Jaͤnner
1821. S. 71.)
Die Expedition nach dem Nordpol.
Die lezten Nachrichten von der Expedition nach dem Nordpol waren vom Januar 1819; die
Reisenden lagen damals zu Cumberlandhouft im Winterquartier. Die Temperatur war 30
unter Null vorzuͤglich wegen Trokenheit der Atmosphaͤre, weniger
unangenehm als das kalte feuchte Wetter in England. Es mangelt nicht an Bisamthieren
und Buͤffelochsen, auch Fische finden sich in Seen und Fluͤßen im
Ueberfluß. (Ebd. S. 72.)
Mammoth Kuͤrbis.
Vor einiger Zeit wurde im Garten des Tozer Aubrey Esqu.
von Broonhall, bei Oswestry ein Kuͤrbis abgenommen, der durch Anwendung
besonderer Behandlung das Gewicht von 113 Pfunden erreicht hatIch sahe vor 9 Jahren bei Hrn. Laue in Wildegg in der Schweiz mehrere
Kuͤrbise von solchem Gewicht, mit welchen zur Befoͤrderung
ihres Wachsthums keine besondere Behandlung vorgenommen wurde.
D.. (Ebd. S. 72.)
Erdaͤpfelbau.
Im vorigen Jahre (sagte ein Mitarbeiter im Farmer's
Journal) pflanzte ich zwei Reihen Erdaͤpfel: die eine mit einzelnen
ausgeschnittenen Augen großer Erdaͤpfel 25 Yards (75 Fuß) lang; die andere
mit kleinen Erdaͤpfeln, die ich theils ganz, theils bloß gespalten legte.
Beim Ausnehmen gab die erstere dieser Reihen 4 1/2 Bushel schoͤne große
Erdaͤpfel, und kaum einige kleine; die zweite so erbaͤrmlich kleine
und so wenig, daß ich kaum ein halbes Bushel erhielt. Beide Reihen standen auf
demselben Boden dicht neben einanderDer
Uebersezer hat dieselbe Erfahrung gemacht.. (Tilloch's Philos. Mag. N. CCXXVII. Maͤrz 1821. S.
231.)