Titel: Ueber die Benuzung des Steinmörtels zu verschiedenen Bauten.
Fundstelle: Band 62, Jahrgang 1836, Miszellen, S. 155
Ueber die Benuzung des Steinmoͤrtels zu verschiedenen Bauten. Im Bulletin de la Société d'encouragement, Mai 1836, S. 168 findet man einen sehr guͤnstigen Bericht, den Hr. Gourlier uͤber eine Schrift erstattete, welche Hr. Lebrun im J. 1835 unter dem Titel Methode pratique pour l'emploi du béton en remplacement de toute autre espéce de maçonnerie dans les constructions en général. 8. Paris chez Carlhian-Goeury,“ herausgab. Nach Hrn. Gourlier ist diese Schrift nicht nur die beste praktische Anweisung fuͤr Baumeister, welche weder Zeit noch Gelegenheit haben, alles uͤber diesen Gegenstand Erschienene nachzulesen; sondern selbst derjenige, der diesen Gegenstand zum speciellen Studium gemacht, wird darin Vieles finden, was von großem Nuzen fuͤr ihn seyn wird, weßhalb sie denn allgemein empfohlen zu werden verdient. Mit Hinweisung auf das, was wir im Polyt. Journale Bd. XLVI, S. 114 uͤber die Arbeiten des Hrn. Lebrun berichteten, und ohne in ein Inhaltsverzeichniß seiner neuen verdienstvollen Schrift eingehen zu wollen, bemerken wir nur, daß Hr. Lebrun in Gaillac die Grundlagen des großen Communalgebaͤudes in einer Ausdehnung von 600 Meter bei 1,60 Meter Tiefe und 75 bis 80 Centimeter Dike, so wie auch einen Keller von 18 Meter Laͤnge, 6 Meter Breite und 3 Meter Tiefe ganz aus Steinmoͤrtel auffuͤhrte, wobei er sich als Lehrbogen der Gewoͤlbe des Erdbodens selbst bediente, indem er diesen erst nach 4 Monaten, nachdem der Moͤrtel gehoͤrige Festigkeit gewonnen, ausgraben ließ. Aus den amtlichen Berichten hieruͤber ergibt sich, daß der Steinmoͤrtel schon nach einigen Tagen eine solche Festigkeit gewonnen hatte, daß die Ueberbauten darauf ausgefuͤhrt werden konnten; daß sich seit Vollendung des Baues nirgendwo ein Sprung oder eine ungleichmaͤßige Senkung zeigte; daß sich in Hinsicht auf Wohlfeilheit eben so große Vortheile ergaben, indem bei den Grundlagen der Kubikmeter auf 7, und bei den Gewoͤlben auf 10 Fr. zu stehen kam, waͤhrend er nach der gewoͤhnlichen Baumethode mit Baksteinen 16 bis 17 Fr. gekostet haben wuͤrde; daß mehrere Einwohner von Gaillac in Folge dieser Resultate dieselbe Baumethode mit Steinmoͤrtel eingeschlagen haben, und daß die Anwendung des Steinmoͤrtels zu Gewoͤlben hauptsaͤchlich fuͤr Weinlaͤnder von hoͤchster Wichtigkeit ist, indem hiedurch außerordentlich an Geschirren erspart werden kann, waͤhrend zugleich die Aufbewahrung der Weine nicht im Geringsten Schaden leidet. An zwei Schulhaͤusern, an denen Hr. Lebrun nicht nur die Grundlagen und Kellergewoͤlbe, sondern auch die Mauern aus Steinmoͤrtel auffuͤhrte, konnte man seit Vollendung derselben auch nicht die geringste Veraͤnderung bemerken: und zwar weder in den Waͤnden, noch an dem Kellergewoͤlbe, welches am Schlusse nur 20 Centimeter Dike hat. Der Pisé-Bau, womit Hr. Lebrun seine Methode ebenfalls vergleicht, kommt freilich wohlfeiler; allein er gewaͤhrt auch weit geringere Festigkeit, und namentlich weit geringeren Schuz gegen Feuersgefahr. Der Bau mit Steinmoͤrtel hat in lezter Hinsicht außerordentliche Vortheile; denn er gestattet die Entfernung des Gebaͤlkes der Fußboͤden, und deren Ersezung durch Gewoͤlbe, indem hier die Seitenmauern deßhalb nicht diker aufgefuͤhrt zu werden brauchen. Eben so eignet sich dieser Bau besser fuͤr Gefaͤngnisse u. dgl. Bauten, welche leicht ausgebrochen werden koͤnnen, wenn nur einmal ein Bakstein losgemacht ist, waͤhrend der Steinmoͤrtel durch und durch gleichen Widerstand bietet. Hr. Lebrun beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit dem Baue einer Bruͤke, die er gleichfalls ganz aus Steinmoͤrtel auffuͤhren will. Endlich empfiehlt er die Anwendung dieses Materiales zur Herstellung von Schwindgruben, Wasserleitungen, Bassins, Cisternen, Traͤnken, Wein- und anderen Behaͤltern, Terrassen und zu vielen anderen Zweken, wozu er die gehoͤrige Anleitung gibt.