Titel: | Leistungen der Dampfkraft im Vergleich mit der Pferdekraft auf der Nürnberg-Fürther-Eisenbahn und Ertrag dieser Bahn. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Miszellen, S. 312 |
Leistungen der Dampfkraft im Vergleich mit der Pferdekraft auf
der Nuͤrnberg-Fuͤrther-Eisenbahn und Ertrag dieser
Bahn.
Der sechste Bericht uͤber die
Nuͤrnberg-Fuͤrther-Eisenbahn liefert den erfreulichen
Beweis, daß dieses Unternehmen auch die kuͤhnsten Erwartungen
fortwaͤhrend uͤbertrifft. Die Gesammtkosten des Baues, der nun
vollendeten Einrichtung mit zwei vorzuͤglichen Dampfwagen, mit Personenwagen
jeder Gattung, 11 Pferden u. s. w. belaufen sich auf 213,508 fl. 10 » kr.,
wovon noch 10,447 fl. 22 » kr. zu deken sind. Der Werth des Inventars der
Gesellschaft an Mobilien und Immobilien excl. der Bahn betraͤgt 74,348 fl. 33
kr., welche assecurirt sind. Nach der Iahreseinnahme ergibt sich aus dem
Anlagecapital eine Rente, die zu 4 Proc. die Summe von 850,000 fl., also den
vierfachen Werth der Auslagen repraͤsentirt. Die Einnahmen des ersten
Verwaltungsjahres stellten sich auf 59,980 fl. 3 kr., die Ausgaben auf 22,599 fl. 3
kr.; der Ueberschuß ergab daher 37,381 fl., von welchem 3,738 fl. zum Reservefond
gelegt und der Rest als Dividende von 19 st. per Actie von 100 fl. auszutheilen war.
Da aber die Bahn am 8 Dec. 1355 eroͤffnet wurde, und somit das
Verwaltungsjahr am 7. Dec. 4836 geschlossen werden mußte, so hat man vorgezogen, hm
Rechnungsabschluß auf den Ablauf des Kalenderjahres zu verlegen, aus den Einnahmen dieses
lezten Monats noch 1800 fl. dem Reinertrag zuzuweisen, und so die Dividende auf 20
Proc. zu erhoͤhen, welche seit Anfang Januars bereits an alle
Actien-Inhaber bezahlt wurde. Der solide Bau der Bahn hat sich bei dem
Transport von 450,000 Personen sattsam bewahrt. Nicht eine Schiene durfte gewechselt
werden, und kein Nagel von 33,000, die zur Befestigung der Chairs dienen, hat sich
gelokert. Die Vor trefflichkeit des ersten Dampfwagens, der nun laͤnger als
ein Jahr ununterbrochen Dienst geleistet, und uͤber 2000 deutsche Meilen
zuruͤkgelegr hat, zeigte sich da: durch, daß so wenige unbedeutende
Ausbesserungen noͤthig waren. Nicht so gluͤkliche Erfahrungen wurden
mit den gußeisernen Raͤdern der Personenwagen gemacht, welche,
anfaͤnglich zu schwach construirt, nach vier Monaten schon durch neue ersezt
werden mußten. Und auch diese nuͤzen sich schon wieder ab, woraus die
Nothwendigkeit hervorgeht, sie durch gußeiserne Raͤder mit Kraͤnzen
von geschmiedetem Eisen zu ersezen, wie sie an englischen Transportwaͤgen
angebracht sind, welche bisher noch keiner Reparatur bedurften. Die Herbeischaffung
der Steinkohlen und Kohks von der Ruhr und Mosel war mit Muͤhe und
uͤbergroßen Kosten verknuͤpft; die Kronacher Kohlen waren zum Theil
nicht anwendbar, bis man nun durch die Zufuhr gehaltreicher Steinkohlen aus
Boͤhmen einen Preis von 1 fi. 20 kr. per Centner
ermittelte.
Ein Vergleich der Kosten zwischen Dampf- und Pferdekraft ergab folgende
hoͤchst wichtige Erfahrungen: Mit dem Dampfwagen wurden in 2364 Fahrten
245,809 Personen befoͤrdert. Die Kosten betrugen 4635 fl. 23 kr. Demnachkam
eine Fahrt auf circa 2 fi., wobei der Durchschnittspreis
der Kohlen indessen per Centner mit 52 ½ kr.
angenommen ist. Der Unterhalt von 11 Pferden belief sich auf 3394 fi. 2 kr. Es
wurden mit diesen 6001 Fahrten gemacht und 203,590 Personen befoͤrdert. Jede
Fahrt stellt sich demnach auf 35 Personen und 34 kr. Kosten. Die Leistungen von drei
Pferdfahrten sind sohin einer Dampffahrt gleich, wobei die Kosten der lezteren sich
um 6 kr. Hoͤher als die der drei erstenstellen. Bei dem gegenwaͤrtigen
Kohlenpreise von 1 fi. 20 kr. aber kam eine Dampffahrt um 8 kr. niederer, als drei
Gleiches leistende Pferdfahrten zu stehen. Vergleicht man weiter das Maximum der
gaͤnzlichen Leistungen von 11 Pferden mit jenen eines hiesigen Dampfwagens,
so ergibt sich, daß durch jene taͤglich 33 einspaͤnnige Fahrten mit
dem taͤglichen Aufwande von 9 fl. 30 kr. befoͤrdert wurden,
waͤhrend der Dampfwagen in taͤglichen 20 Touren 5000 Personen mit dem
Aufwande von 31 fl. 20 kr. und mit doppelter Geschwindigkeit gegen Pferdekraft auf
der Bahn hin und her foͤrdert. Die Vortheile und Vorzuͤge der
Dampfkraft selbst bei dem noch hohen Kohlenpreise von 1 fl 20 kr. sind daher
entschieden und wachsen noch in dem Verhaͤltniß, als die Kohlen sich unter
diesen Preis stellen und die Concurrenz ist auf der Bahn vermehrt. Nach allen diesen
Ergebnissen koͤnnen daher die Einnahmen dieses neuen Jahres unbedenklich auf
60,000 fl. veranschlagt werden, woraus sich abermals eine reine Dividende von 20
Proc. ergeben wird. Diese Ergebnisse, welche auf den bluͤhenden Verkehr
zweier Nachbarstaͤdte, wie Nuͤrnberg und Fuͤrth, so wie auf das
oͤffentliche Leben einen fruͤherungekannten Einfluß haben, und das
Nationalvermoͤgen auf eine so wunderbar schnelle und untruͤgliche
Weise vermehren, moͤchten doch endlich dazu dienen, daß Regierungen und
Actiengesellschaften gegenseitig mit aller Energie darauf hin arbeiteten, die schon
mehrere Jahre erwogenen Projecte groͤßerer Communicationenins Leben zu rufen
und Deutschland auf jene Stufe der Kraft, des Wohlstandes, der Vereinigung aller
seiner Staͤmme zu einem gleichen geselligen, wohlfeilen und friedlichen Genuß
aller Ledensguͤter zu fuͤhren, welche so leicht und schnell zu
erringen sind, wenn Vertrauen, redlicher Wille, Beharrlichkeit und umsichtige
Leitung nicht mangeln. Die Personenfrequenz auf der
Nuͤrnberg-Fuͤrther-Gisenbahnin der 59sten Woche vom 22.
bis 28. Januar inclusive war: 5441 Personen. Ertrag 809 fi. 24 kr.