Titel: Ueber eine neue Art von Druk, Cerographie genannt.
Fundstelle: Band 74, Jahrgang 1839, Miszellen, S. 159
Ueber eine neue Art von Druk, Cerographie genannt. Amerikanische Blaͤtter berichten von einer neuen Art von Druk oder Stich, dessen Natur, ungeachtet bereits zahlreiche Proben davon vorliegen, noch unbekannt ist, und dem man den Namen der Cerographie beigelegt hat. Der Boston Daily Advertiser stellt folgende eben keinen großen Aufschluß gebende Betrachtungen hieruͤber an: „Da die nach dem neuen Systeme gefertigten Zeichnungen oder Stiche zugleich mit dem Schriftsaze einer großen Zeitung abgedrukt werden, so muß die Platte ungefaͤhr die Eigenschaften der Holzschnitte haben. Die Abdruͤke zeigen jedoch eine Zartheit, welche den Kupferstichen nicht nachsteht, und enthalten eine Menge von Linien, die auf Holz offenbar unausfuͤhrbar sind Die in dem Saze der Verschiedenheit der Lettern ungeachtet bemerkbare Gleichfoͤrmigkeit deutet darauf hin, daß dieser Theil der Arbeit der Stereotypie nahe kommen duͤrfte; wie aber die Schattirungen und sonstigen Linien hervorgebracht werden, laͤßt sich durch bloße Ocular-Inspektion nicht ermitteln, wenn es nicht allenfalls durch eine Art von Aezproceß geschieht. Nach dem, was der Erfinder uͤber die Schnelligkeit und Wohlfeilheit, womit nach seinem Verfahren gearbeitet werden kann, und uͤber die Ausdehnung, die man den Platten geben kann, sagt; sowie auch daraus, daß sich dasselbe auf den Schnelldruk der Zeitungen und der gewoͤhnlichen Buͤcher anwenden laͤßt, erscheint uns diese Erfindung als eine hoͤchst wichtige, namentlich was den Druk von Buͤchern, in welchen Abbildungen im Texte vorkommen sollen, und den Druk von Landkarten betrifft.“ Der New York Advertiser sagt uͤber denselben Gegenstand: „Die Cerographie gewahrt folgende Vortheile: 1) Viele Gegenstaͤnde lassen sich beinahe eben so schnell nach der neuen Methode stechen, als auf Stein zeichnen, und die Herstellung einer zum Abdruke bereiten Platte kommt gewoͤhnlich nicht so hoch als jene einer Kupferplatte oder eines Holzblokes. 2) Die neuen Platten sind sehr dauerhaft und lassen eine Million Abdruͤke zu; da man sie uͤberdieß stereotypiren kann, wo dann jede Platte adermal eine Million Abzuͤge zulaͤßt, so kann man fuͤr unbedeutende Kosten die Exemplare beinahe unendlich vervielfachen. 3) Die neue Methode gestattet alle Gliche und Linien, nur die allerfeinsten vielleicht ausgenommen, und die Stiche fallen bei viel minder muͤhsamer Arbeit beinahe eben so vollkommen aus, wie auf Kupfer und Stahl. 4) Man kann Platten von beinahe jeder Groͤße anfertigen, und selbst solche von der Groͤße der groͤßten Napierpresse. 5) Der Abdruk geschieht mit der gewoͤhnlichen Drukerpresse, und mithin eben so rasch wie der Letterndruk oder der Druk von Holzschnitten. – Nach diesen Angaben moͤgen unsere Leser schließen, welchen Einfluß die Cerographie in den Haͤnden geuͤbter Kuͤnstler auf die uͤbrigen Arten von Kupferstich uͤben muß; besonders aber auch auf den Druk von Werken in chinesischer, Hindu und anderen orientalischen Sprachen.“ (Civil-Engineer and Archit. Journal. September 1839.)