Titel: | Vorschrift zur Bereitung einer guten schwarzen Tinte. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Miszellen, S. 87 |
Vorschrift zur Bereitung einer guten schwarzen Tinte.
Durch vielfach angestellte Versuche, um eine Tinte von stets gleicher Guͤte,
hinreichender Schwaͤrze, ohne den bisherigen
Nachtheil fuͤr Stahlfedern, dem Verderben und Schimmeln nicht unterworfen, zu
erhalten, ist es Hrn. Lipowitz gelungen, in nachstehender
Vorschrift gleichzeitig eine solche Tintenbereitung zu zeigen, welche keinen Verlust
an verwendetem Gerbestoff mit sich fuͤhrt.
Man nehme 6 Pfd. groͤblich zerstoßene beste Gallaͤpfel, befeuchte
dieselben mit so viel Wasser, als sie in sich aufnehmen, und bringe sie mit Lagen
von kurzgeschnittenem Stroh geschichtet in ein Extractionsfaß auf einen
durchloͤcherten Boden. Darauf deplacire man durch die angefeuchteten
Gallaͤpfel so viel weiches kaltes Wasser, daß nach
und nach eine Colatur von 28 Berliner Quart entsteht, welche eine mehr oder weniger
dunkelbraune klare Fluͤssigkeit darstellen wird, je nachdem sie
laͤngere Zeit zum Durchlaufen erforderte, d. h. der Luft exponirt war. Bei
vorsichtiger Extraction wird in der zulezt ablaufenden Fluͤssigkeit nur noch
eine unbedeutende Spur von Gerbstoff zu finden seyn.
Gleichzeitig oxydire man eine entsprechende Menge in einer hinreichenden Menge Wasser
in einem geeigneten irdenen Gefaͤße geloͤsten Eisenvitriol
waͤhrend des Siedens mit Salpetersaͤure. Die oxydirte
Eisenvitriolloͤsung faͤlle man mit Beruͤksichtigung der
noͤthigen Cautelen durch krystallisirtes kohlensaures Natron, das in der
genuͤgenden Menge Wasser geloͤst war. Der erhaltene voluminoͤse
Niederschlag muß dann
fuͤr sich auch in einem leinenen Spizbeutel mit weichem Wasser
gehoͤrig ausgesuͤßt und durch allmaͤhlich verstaͤrkten
Druk so lange gepreßt werden, bis er eine solche Consistenz hat, daß der gebildete
Kuchen gut Zusammenhaͤlt nach Entfernung des Preßtuchs, und
Loͤschpapier beim Auflegen nicht. naͤßt.
Von diesem gepreßten Eisenoxydhydrat ruͤhre man 3 Pfd. mit 4 Pfd. gutem rohem
Holzessig zusammen und seze dann unter fortgeseztem Umruͤhren die 28 Quart
Gallaͤpfelinfusion hinzu. Nach mehreren Tagen, waͤhrend welcher Zeit
man taͤglich die Mischung gut umruͤhrt und die Tinte hinreichend
schwarz seyn wird, mische man noch 2¼ Pfd. Senegal-Gummi hinzu und
befoͤrdere durch Umruͤhren die Aufloͤsung derselben.
Die so bereitete Tinte ist haltbar und hat alle Eigenschaften, welche eine gute Tinte
zeigen muß, wird nach dem Schreiben und Troknen noch dunkler, fließt gut in die
Feder, besizt die gehoͤrige Schwaͤrze und es wird dabei die ganze
Menge des Gerbstoffs zur Erzeugung des schwarzen Pigments verwandt. Stahlfedern
werden von dieser Tinte durchaus nicht angegriffen und koͤnnen laͤnger
benuzt werden. Die Holzessigsaͤure schuͤzt die Tinte vor Schimmel und
dem Verderben, und indem sie sich mit einem geringen Theile des Eisenoxyds
verbindet, zeigt sie als schwache Saͤure bei niedriger Temperatur keine
Verwandtschaft zum Gerbstoff.
Mit fast eben so gutem Erfolg hat Hr. Lipowitz auch zu den
angegebenen 28 Quart Gallusauszug das holzessigsaure Eisenoxyd, welches man billig
aus den Fabriken bezieht, hinzugesezt. Die Menge des holzessigsauren Eisens richtet
sich nach dem Gehalt an Eisenoxyd und muß annaͤhernd jedesmal bestimmt
werden. Eine mit holzessigsaurem Eisen bereitete Tinte muß laͤnger vor dem
Gebrauch der Luft ausgesezt seyn, da besonders das kaͤufliche holzessigsaure
Eisen sich nur im Zustande des Oxyduloxyds befindet.
Sollte sich die aus zugeseztem Eisenoxydhydrat bereitete Tinte mit der Zeit theils
durch Verdampfen des Aufloͤsungsmittels, als auch durch die innigere
Verbindung des Eisenoxyds mit dem Gerbstoff verdiken, so darf man nur eine
Verduͤnnung mit Holzessig vornehmen, bis zur gehoͤrigen Consistenz der
Tinte, wobei ein Nachschuß an Gummi nicht erforderlich ist, da eine gute Tinte nur
wenig Gummi bedarf. (Archiv der Pharmacie, Bd. XXXV. S.
206.)