Titel: Palmer's Glyphographie oder galvanoplastische Platten statt der Holzschnitte zum Abdruken auf der Buchdrukerpresse.
Fundstelle: Band 92, Jahrgang 1844, Miszellen, S. 399
Palmer's Glyphographie oder galvanoplastische Platten statt der Holzschnitte zum Abdruken auf der Buchdrukerpresse. Dieß ist der Name, den der Erfinder – Palmer in England – seiner neuen Methode gegeben hat, mittelst deren er Platten zum Abdruk auf der Buchdrukerpresse wie sie fuͤr Holzschnitte angewandt werden, auf eine schnellere, wohlfeilere und bequemere Art herstellt, als bisher. Diese Platten erzeugt er durch galvanoplastischen Niederschlag und das erforderliche Modell dazu auf nachbeschriebene Weise. Eine auf gewoͤhnliche Weise zubereitete Kupfertafel wird geschwaͤrzt und dann mit einer moͤglichst duͤnnen Lage einer undurchsichtigen wachsaͤhnlichen Masse bedekt, auf welche die gewuͤnschte Zeichnung mittelst irgend eines beliebigen Verfahrens gebracht wird. Darauf radirt der Kuͤnstler mit Stahlnadeln verschiedener Form, von denen Palmer der Haken- oder Winkelform mit scharfer Schneide den Vorzug gibt, die Zeichnung. Die Stahl- oder Radirnadel muß inzwischen die Striche, die sie macht, von der Dekmasse befreien, das heißt dieselbe vollstaͤndig entfernen und nicht bloß zur Seite draͤngen; der Kuͤnstler hat sorgfaͤltig darauf zu sehen, daß keine kleinen Wachspartikelchen in den radirten Strichen liegen bleiben. Man radirt bis auf den Grund der Platte zuerst die tiefsten Schatten; die Lichtpartien, welche bei der Platte mehr vertieft kommen muͤssen, werden diker mit Masse gedekt. Bringt man diese mit Sorgfalt behandelte Platte in einen galvanoplastischen Apparat, so schlaͤgt sich das Kupfer nieder, faͤllt zunaͤchst auf die radirten Striche, wo die Kupferplatte entbloͤst ist, und uͤberwaͤchst dann die hoͤher gedekten Lichter, bis es endlich zu einer duͤnnen Platte sich gestaltet, welche man mit einer Zinkplatte hinterloͤthet und endlich zum Abdruk auf den Kloz befestigt oder durch Clichiren weiter vervielfaͤltigt. Es ist einleuchtend, daß die vertieft in die halbweiche Masse, womit die Kupferplatte bedekt ist, radirten Striche auf der galvanoplastirten Platte erhoͤht zum Vorschein kommen muͤssen, und daß demnach die Zeichnung rechts auf die Dekmasse getragen werden kann, weil sie beim Abdruk der galvanoplastirten Platte auch rechts erscheint. Dieser Umstand, wie uͤberhaupt die leichte Behandlung der Nadel in der nicht harten Dekmasse gewaͤhrt große Vortheile fuͤr den Zeichner, der unmittelbar seine Conception auf die vervielfaͤltigende Platte zu bringen vermag, ohne des weiten Umwegs des Holzschnittes zu beduͤrfen, auf dem oft die Idee des Zeichners durch Umgestaltung ganz verloren geht. Jedenfalls muß die Arbeit auch rascher und, kaum ist es zu bezweifeln, wohlfeiler vor sich gehen. Das englische Journal – art union – welches uͤber diele glyphographische Methode, den Holzschnitt zu ersezen, berichtet, gibt zugleich vier Illustrationen nach derselben, welche in der That nichts zu wuͤnschen uͤbrig lassen, und aus denen sich ergibt, daß die neue Kunst sich nicht minder fuͤr leicht hingeworfene Skizzen mit hohen Lichtern als fuͤr fein ausgefuͤhrte und schattirte Bilder eignet. Wir wollen nicht behaupten, daß man bereits den Holzschnitt ganz erreicht hat, jedenfalls aber wird die Glyphographie, in geschikten Haͤnden fortgebildet, nicht unbedeutende Erfolge fuͤr illustrirten Druk haben. (a. a. O.)