Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. , S. 462 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Stauung des Nils, welche Mehemed Ali ausführen
läßt.
Seit zwei Jahren werden die Arbeiten für diese Stauung thätig fortgesetzt; sie
befindet sich 5 (franz.) Meilen nördlich von Cairo, am sogenannten Kuhbauch, wo sich
der Nil in zwei Arme theilt, und hat zum Zweck, dem Nil 8 Monate des Jahres hindurch
die nothwendige Höhe zu geben, um Niederägypten bewässern zu können, wie bei der
Ueberschwemmung. Während letzterer kömmt sie nicht in Anwendung, außer in
Jahrgängen, wo die periodische Anschwellung desselben zur Bewässerung des Landes
unzulänglich ist.
Gegenwärtig können in Niederägypten nur 250,000 Feddans mittelst 50,000 Sakieh's
bewässert werden; jede Sakieh ist mit drei Ochsen versehen; es sind daher 150,000
Ochsen erforderlich und wenigstens 100,000 Menschen, um dieselben zu leiten und zu
versorgen. Durch die Stauung werden die Sakieh's überflüssig.
Wenn die Stauung einmal fertig ist, wird man durch Ableitung des ganzen Nilwassers
während der Niveauerhöhung 3,800,000 Feddans zu bewässern im Stande seyn; soviel
beträgt das cultivirbare Land Niederägyptens. Aus mehreren Gründen, insbesondere
wegen Mangels an Händen, kann zwar nur ein Drittheil bebaut werden, dessenungeachtet
wird wenigstens eine Million Feddans gewonnen, was, den Ertrag des Feddans
durchschnittlich zu 125 Francs angenommen, einen Mehrertrag von 125 Millionen Fr.
für Niederägypten gegen jetzt ausmacht.
Wenn der Nil gestaut ist, wird die Spitze des Delta's natürlich der Landungsplatz für
die ganze Schifffahrt Aegyptens und folglich die Niederlage für den Handel.
Auch wird die Stauung die Wiederherstellung des Canals des Chalifen Omar erleichtern,
welcher den Nil mit dem rothen Meer vereinigte; und da das Niveau des Nils immer
höher ist als dasjenige des arabischen Meerbusens, so wird dieser Canal stets mit
Süßwasser versehen seyn; seine öden Ufer werden befruchtet und zwischen dem Nil und
Suez eine Schifffahrt hergestellt werden.
Die Arbeiten dieses Stauwerks bestehen in Folgendem:
1) Umgeben der Deltaspitze mit einem halbkreisförmigen gemauerten Quai;
2) Ausgraben eines 100 Meter tiefen und 8 (franz.) Meilen langen Canals in der Mitte
dieser Spitze; dieser Canal leitet das Flußwasser in die schon bestehenden Canäle
des Delta's und in die behufs der Bewässerung dieses großen und fruchtbarsten Theils
Niederägyptens erst herzustellenden Canäle;
3) Errichtung einer Bogenbrücke über jeden der beiden Arme des Nils; diejenige über
den Damiette-Arm, die größere, erhält 543 Meter Länge und 45 Bögen: diejenige
über den Rosette-Arm 474 Meter und 39 Bögen; sie werden auf einem Rost von 30
Meter Breite in der Richtung des Flusses erbaut;
4) oberhalb des Stauwerks werden noch zwei Canäle seyn, einer am östlichen, einer am
westlichen Ufer des Nils, welche zum Abführen des Flußwassers in diese beiden Theile
Niederägyptens bestimmt sind. Der erste wird 100 Meter, der zweite 60 Meter breit
und beide 7–8 Meilen lang. Zur Herstellung des Stauwerks sind 160,000
Kubikmeter Wassermörtel, 25,000 Kubikmeter Mauerwerk und 35,000 Pfähle von
5–12 Meter Länge erforderlich.
Nach dem Anschlag von Mougel-Bey wird das Stauwerk
auf 10–15,000,000 Francs zu stehen kommen; es soll in drei Jahren durch
10–12,000 Arbeiter, größtentheils Soldaten, vollendet werden, welche eine
tägliche Soldzulage von 20 Paras (14 Centimes) erhalten.
Die Verschließung des Stauwerks geschieht mit gußeisernen Balken und die Stauhöhe
wird höchstens 6 Meter betragen.
Das Abfließen des Wassers in Folge der Stauung geht auf ungefähr 30 Stunden
regelmäßig vor sich, nämlich bis 8 Stunden über Cairo hinaus. Auch ein Theil Mittelägyptens, welcher
sonst nur zur Zeit der Ueberschwemmung Wasser hat, kann an der Wohlthat der Stauung
Theil nehmen.
Obwohl die Bette der beiden Nilarme das Wasser, welches sich aus den drei erwähnten
Canälen über das Land ergießt, nicht wieder aufnehmen, haben sie dennoch zur
Schifffahrt während der NiveauerhöhungNiveauerhöhnng hinreichend Wasser.
Die großen Canäle sind das ganze Jahr hindurch schiffbar. Die Barken, die über das
Stauwerk zu fahren haben, gehen durch die an der Spitze jeder Brücke errichtete
Schleuße.
Außerdem kömmt an die beiden Stau-Brücken ein Schiffsbogen von 15 Meter
Oeffnung, mit einer Drehbrücke und einem Schleußenthor. Bei großem Wasser wird
letzteres entfernt und die Barken fahren mit vollen Segeln durch diese Bögen.
Bemerkungen. – Wenn man die Stauwerke des Nils als
gewöhnliche Brücken betrachtet, so wird man in der Ausführung derselben keine
unübersteiglichen Hindernisse sehen; es wurden sehr feste Brücken über breitere und
raschere Ströme als der Nil errichtet; warum sollte ein solches Stauwerk, dessen
Grund ein mit Wassermörtel überdeckter Rost ist, der einen künstlichen, äußerst
dauerhaften Steinblock bildet, seinen Zweck nicht vollkommen erfüllen? – Wenn
es jedoch alle wünschenswerthen Vortheile gewahren soll, so muß das jetzige
Verfahren der Bewässerung noch bedeutend abgeändert werden. Die vorhandenen Canäle
müssen mit den drei großen Arterien des Stauwerks in Verbindung gesetzt, neue Canäle
gegraben und an der Mündung aller jener, welche während der Ueberschwemmung
unmittelbar aus dem Fluß ihren Zufluß erhalten, Schleußenbrücken gebaut werden,
damit sie, wenn der Fluß bis zum Niveau ihres Bettes sinkt, geschlossen werden, das
im Stauwerk zurückgehaltene Wasser aufnehmen und verhindern können, daß es in den
Fluß zurückkehre. Diese wichtigen Canalarbeiten würden aber wahrscheinlich mehr als
das Stauwerk selbst kosten. (Recueil industriel, Decbr.
1847.)
Ueber die Schweißbarkeit des galvanisirten oder verzinkten
Eisens.
Der Civilingenieur James Nasmyth berichtet im Mining Journal über Versuche, welche kürzlich auf
Verlangen der großbritannischen Admiralität angestellt wurden, um zu ermitteln ob
das sogenannte Galvanisiren d.h. Verzinken des Stabeisens das Umarbeiten der daraus
bestehenden Artikel verhindert oder nicht.
Um darüber ins Reine zu kommen, wurde ein Stück eines Drahtseils aus galvanisirtem
Eisen zu einer Stange geschweißt und dann den strengsten Proben unterzogen. Das
Zink, womit der Eisendraht ursprünglich ganz überzogen war, wurde beim Schweißen
zwar theilweise weggetrieben, aber weder das zurückgebliebene metallische Zink noch
dessen Oxyd verhinderte das Schweißen des Eisens im geringsten; im Gegentheil ließ
sich das Eisen ungemein leicht schweißen und lieferte eine Stange sehr dichten
Eisens, welches sich beim Durchlöchern mittelst des Durchschnitts, beim Winden und
Biegen so vortrefflich erwies, daß man annehmen muß die Qualität des Metalls sey
wesentlich verbessert worden.
Durch dieses Resultat ermuthigt, nahm man eine noch strengere Probe vor: es wurde
nämlich ein Quantum Schnitzel von verzinktem Eisenblech zusammengeschweißt; das Zink
bildete beim Schweißen durchaus kein Hinderniß und das gewalzte Eisen zeigte sogar
eine größere Stärke und Zähigkeit als die besten Stabeisenmuster.
Es ist hiernach wahrscheinlich, daß sich durch Zusatz von metallischem Zink in irgend
einem Stadium der Eisenfabrication, z.B. im Puddelofen, eine wichtige Verbesserung
des Eisens erzielen läßt. Worin die Wirkung des Zinks besteht, vermögen wir nicht zu
sagen; jedenfalls verdient der Gegenstand aber von einem intelligenten
Eisenfabrikanten untersucht zu werden.
Zu Gunsten unserer Vermuthung spricht auch die Thatsache, daß das stärkste Gußeisen, welches in Belgien erzeugt und zum Kanonenguß gewählt wird, aus einem Eisenerz gewonnen
wird, welches einen beträchtlichen Antheil Zinkerz
enthält. (Mechanics' Magazine, 1848, Nr. 1294.)
Boulard's mit Blei überzogenes
Eisenblech.
Boulard, Direktor des Eisenwerkes zu Audincourt in
Belgien, welches Holzkohleneisen von besonders geschätzter Güte erzeugt, hat durch
das Ueberziehen des Eisenblechs mit BleiDas Verbleien des Eisens bewerkstelligt man bekanntlich sehr leicht unter
Vermittelung vonon
Chlorzinkammonium oder von Chlorzink. einen neuen Industriezweig geschaffen, welcher wegen der nützlichen
Verwendung, die das Product zu geben verspricht, um so mehr von großer Wichtigkeit
werden kann, als diese Bleche in jeder beliebigen Größe bis zu drei Meter Länge
geliefert werden können. Es werden diese Bleche für Klempnerarbeiten, für Dachdecker
und für viele Arbeiten sich nützlich erweisen, die man deßhalb nicht von Weißblech
ausführen konnte, weil die Dimensionen des letztern zu gering erscheinen. Das
glänzende Weißblech wurde übrigens schon jetzt deßhalb, weil es leichter rostete,
dem matten Weißblech für mancherlei Verwendungen nachgestellt; das letztere verdankt
aber seine matte Oberfläche dem im Zinne vorhandenen Blei, weßhalb um so mehr das
mit Blei überzogene Eisenblech nun anzuwenden seyn wird, da es vor dem matten Bleche
noch den Vorzug der größeren Dimensionen hat. Das Blech ist sehr gut durch den
Hammer bearbeitbar und scheint für viele Anwendungen das Zinkblech verdrängen zu
können.
In der Schweiz und mehreren südlichen Gegenden benutzt man mattes, bleihaltiges
Weißblech schon seit langer Zeit zum Dachdecken, und man trifft daselbst Blechdächer
an, die bereits 60, ja 80 Jahre alt sind, ohne daß eine Zerstörung derselben durch
Oxydation eintrat. Was diesem Bleche seine große Dauerhaftigkeit ertheilt, ist
jedenfalls das der Verzinnung beigemengte Blei, und man darf daher von dem mit
bloßem Blei überzogenen weit billigeren Eisenbleche mindestens dieselbe Haltbarkeit
und Dauer erwarten. Gewiß verdient dieses Fabricat auch für Deutschland eine größere
Aufmerksamkeit, als man demselben bis jetzt geschenkt hat. (Mittheilungen für den
Gewerbverein des Herzogthums Nassau. 1848. S. 4 und 8.)
Einfache Probe, um Fälschungen von Silbermünzen u.s.w. zu
entdecken; von Runge.
Taucht man Silber in eine mit Schwefelsäure versetzte Lösung von
doppelt-chromsaurem Kali (auf 16 Loth Wasser. 1/2 Loth chromsaures Kali und 2
Loth Schwefelsäure), so färbt es sich auf der Stelle purpurroth (von sich bildendem
chromsaurem Silberoxyd), und dieses Verhalten ist so charakteristisch, daß es als
ein sicheres und einfaches Prüfungsmittel von Silberarbeitern, Wechslern, Leihämtern
u.s.w. angewendet zu werden verdient. Die Färbung tritt am stärksten bei dem reinen
Silber hervor, während ein Kupfergehalt sie, je nach dem Mengenverhältnisse,
verringert oder ganz aufhebt. Daher hört die Wirkung bei den Viergroschenstücken
auf. Hier, sowie überhaupt bei stark mit Kupfer versetztem Silber kann man sich aber
täuschen, wenn es neu ist, weil es dann durch das
Ansieden einen Ueberzug von feinem Silber erhalten hat; man muß daher den Ueberzug,
am besten am Rande, abkratzen, um den Kern zu untersuchen. Plattirte oder
versilberte Artikel können auf gleiche Weise geprüft werden; das oft darunter
befindliche Neusilber bleibt ebenso blank, wie Zink und Kupfer; die übrigen
bekannteren Metalle werden zwar von der genannten Probeflüssigkeit auch angegriffen,
aber nicht roth gefärbt. (Polytechnisches Centralblatt. 1848. S. 270.)
Kemp's Brennmaterial für
Steinkohlengasfabriken.
Hr. W. Kemp theilte der
schottischen Gesellschaft der Künste ein von ihm entdecktes Verfahren mit, um beim
Heizen der Retorten in den Steinkohlengasfabriken an Brennmaterial nicht unbedeutend
zu ersparen. Wo man Steinkohlentheer brennt, hat derselbe einen nachtheiligen
Einfluß auf die Roststangen und Retorten; die Roststangen überziehen sich nämlich
bald mit Schlacken und um diese zu beseitigen, pflegen die Heizer häufig Wasser in
den Ofen zu pumpen, was die baldige Zerstörung der Roststangen verursacht. Um dieses
zu verhüten, kam Hr. Kemp auf
den Gedanken die erschöpfte Gerberlohe anzuwenden, womit er in der
Galashiels-Gasanstalt den Zweck vollständig erreichte. Die Druckpumpe zum
Eintreiben des Theers in den Ofen wurde nun ganz beseitigt, da man fand daß die
trockene Rinde soviel Theer verschluckt als die Gasanstalt erzeugt.
Sein Verfahren ist folgendes: die Lohe wird getrocknet und mit den Kohks der
Gasanstalt zu gleichen Raumtheilen gemengt; man schüttet dann Theer darauf, aber
nicht ganz so viel als sie verschucken kann, worauf man das Gemenge wendet. Dasselbe
brennt mit einer schönen hellen Flamme; da die Roststangen unverschlackt bleiben, so
hat die Luft freien Zutritt zu denselben. Wo man sich die erschöpfte Gerberlohe
nicht verschaffen kann, dient lockerer und trockener Torf als Surrogat derselben.
(Mechanics' Magazine, 1848, Nr. 1294.)
Maschinenschmiere von Delaunay.
Armand Delaunay zu Marseille ließ sich im April 1842
folgende Composition auf 5 Jahre für Frankreich patentiren:
Talg
1000
Gewichtstheile
Schweineschmalz
60
„
Olein (von
Stearinsäurekerzen-Fabriken)
7
1/2
„
Ammoniakflüssigkeit
15
„
Graphit
15
„
Destillirtes Wasser
750
„
Man erhitzt den Talg auf eine Temperatur von 29° Reamur; dann setzt man das
Schweineschmalz und Olein zu und rührt die Mischung um.
Hierauf wird das Wasser, mit dem Graphit und Ammoniak vermischt, bei einer Temperatur
von 12 bis 14° R. zugesetzt.
Um die innige Mischung der ganzen Composition vollends zu bewerkstelligen, benutzt
man eine geeignete mechanische Vorrichtung. (Journal de
Chimie médicale, Inn. 1848, S. 352.)
Anwendbarkeit der Schießwolle bei grobem Geschütz.
Durch den Kampf der Mailänder, welcher in Ermangelung von Pulver großentheils mit Schießwolle geführt worden ist, hat diese merkwürdige
Substanz bereits eine praktische Bedeutung für die Entscheidung der Völkergeschichte
gewonnen. In diesen Zeiten gewaltiger Erschütterungen aller europäischen
Verhältnisse, in welchen bereits jetzt die deutsche Nationalität an drei Stellen
bedroht ist, in welchem dem deutschen Volke zur Erhaltung seiner Nationalität
vielleicht noch große und blutige Kämpfe bevorstehen, wäre es höchst erfreulich,
wenn die Deutschen aus ihrer wichtigen Erfindung auch einen Vortheil in der
Kriegskunst gewinnen könnten. Es scheint zu einem solchen Resultate wirklich
Hoffnung vorhanden zu seyn, denn dem Vernehmen nach haben die in Mainz
ununterbrochen und beharrlich fortgesetzten Versuche der vom Bunde niedergesetzten
Commission in Betreff einer den HHrn. Schönbein
und Böttger zuzuerkennenden Nationalbelohnung in neuerer Zeit
dahin geführt, die vollkommene und höchst vortheilhafte
Anwendbarkeit der Schießwolle auch bei grobem Geschütz und im Felde außer
Zweifel zu setzen. Möchte doch die Commission nicht zögern, ihre wichtigen
Resultate so schleunig als möglich zur Kenntniß der deutschen Regierungen und Heere
zu bringen! Prof. H. Schröder.
(Aus Nr. 10 des von Prof. Schröder herausgegebenen Mannheimer Gewerbvereins-Blatt.)
Apparate zum Trocknen der Baumwollengewebe und anderer Zeuge,
von Pochez.
Das Trocknen der Zeuge, wie es bisher in den Bleichereien ausgeführt wurde, ist eine
sehr langwierige und kostspielige Operation; dieselbe erfordert viel Handarbeit und
große Localitäten. Hr. Pochez,
Fabrikant in Wazemmes-lez-Lille, suchte zu diesem Zweck eine einfache
und bequeme Vorrichtung auszumitteln, welche das Trocknen mit weniger Aufwand von
Mühe und Kosten beschleunigt. Sein Verfahren besteht in der Anwendung eines
Ventilators, welcher einen Strom stark erhitzter Luft in verschiedene parallele
Canäle treibt, die sehr sinnreich angeordnet sind und in welche die zu trocknenden
Zeuge passiren. Die Versuche, welche mit einem solchen Apparat in der Bleichanstalt
von Pochez und Comp.
angestellt wurden, bewiesen, daß man in zwanzig Minuten 100 Meter Zeuge von 50
Kilogr. Gewicht trocknen kann, indem man ihnen 15 Kilogr. Wasser mit einer auf
24° Reaumur erhitzten Luft entzieht, wobei der Ventilator 800 bis 1000
Umdrehungen in der Minute macht; die weißen Zeuge behalten dabei mehr Frische und
Glanz als nach den anderen Trocknungsmethoden. Diese Methode einer kräftigen Lüftung
läßt sich auch in den Färbereien anwenden, um die mit reducirtem Indigo in der Küpe
imprägnirten Stücke viel schneller zu oxydiren; in den Kattundruckereien ist sie
ebenfalls anwendbar, nicht bloß zum schnellen Trocknen, sondern auch um die mit
Eisenbeizen für Rostgelb etc. grundirten Zeuge so zu trocknen, daß gleichförmige
Böden erzielt werden. (Publicat. industr. de Mr.
Armengaud, Paris 1847,
Bd. V S. 178.)
Verfahren jedes Leder wasserdicht zu machen; von Prof.
Artus.
Zu dem Ende werden 8 Theile Kautschuk in einem irdenen oder eisernen Gefäße so lange
erhitzt, bis die Masse vollkommen flüssig ist, dann 16 Theile gelbes Wachs und 6
Theile Colophonium dazugesetzt und geschmolzen. Mit dieser flüssigen Masse werden
dann, um z.B. vollkommen wasserdichtes Schuhwerk zu erhalten, die Brandsohlen
bestrichen, ebenso auch die innere Seite des Leders, und damit ein Ankleben der
Strümpfe vermieden werde, wird auf die frisch bestrichene Seite ein Ueberzug von
einem leichten, dünnen Leder gebracht. Werden noch die Fugen an den Rändern der
Sohlen mit der flüssigen Masse bestrichen, so wird ein Schuhwerk erzielt, welches
das Eindringen des Wassers vollkommen verhindert. (Aus dessen Jahrbücher für
ökonomische Chemie. II. Jahrgang. S. 174.)
Vortrefflicher Zahnkitt von W. Stein in Dresden.
Die bis jetzt angewendeten Arten von Zahnkitt sind in der Regel Auflösungen von
Harzen in Aether, mit oder ohne mechanisch beigemengte in Aether unlösliche Stoffe. Wie aber auch
ihre Zusammensetzung seyn mag, immer sind sie mit einigen nicht unerheblichen
Uebelständen behaftet. Sie kleben an den Händen und haften nicht in der Höhlung des
Zahnes, wenn dieselbe nicht möglichst trocken ist. Das Austrocknen derselben hat
aber große Schwierigkeiten und daher ist die Application des Zahnkittes stets sehr
beschwerlich. Ein weiterer Uebelstand ist das Zerbröckeln des Kitts im Zahne durch
die Einwirkung der Feuchtigkeit. Ich glaube daher den Zahnleidenden einen Dienst zu
erweisen, indem ich ihnen einen Zahnkitt namhaft mache, der nicht allein frei ist
von allen Unbequemlichkeiten, sondern auch so gut wie gar nichts kostet. Es ist dieß
die seit kurzem bekannt gewordene und im Handel schon ziemlich verbreitete
Gutta-percha (Peitschengummi). Man nimmt von derselben ein Stückchen, was
ungefähr die Größe der Oeffnung des hohlen Zahnes hat, und legt es in kochendes
Wasser. Es wird dadurch so weich wie Wachs und läßt sich zwischen den Fingern leicht
in eine runde oder jede, nach der Höhlung des Zahnes wünschenswerthe Form bringen.
Sobald man ihm dieselbe gegeben hat, ist weiter nichts zu thun, als dasselbe aus dem
heißen Wasser herauszunehmen und in den hohlen Zahn zu stecken.
Hat man die Größe gut getroffen, so ist der Zahn ohne die geringste Unbequemlichkeit
verkittet; war das Stückchen zu groß, so drängt sich beim Zusammenbeißen der Zähne
der überflüssige Theil nach den Seiten und verursacht in der ersten Zeit vielleicht
auch durch einen geringen Druck auf den Nerven, ein unangenehmes Gefühl. Dieß hält
jedoch nicht lange an, die Gutta-percha nimmt eine sehr angenehme ungefähr
dem Knorpel ähnliche Festigkeit an, ohne im geringsten spröde zu seyn und haftet
nach meinen bis jetzt gemachten Erfahrungen ganz vortrefflich. Durch die dieser
Substanz eigenthümliche Elasticität ist auch ein Zerbeißen und Zerbröckeln nicht
möglich und daher ein Stückchen, selbst wenn es einmal locker werden und aus dem
Zahne herausfallen sollte, immer wieder brauchbar. (Polyt. Centralbl. 1848, S. 67.
Die Redaction desselben bemerkt hiezu. Unseren eigenen Erfahrungen zufolge können
wir in manchen Fällen, namentlich wo sehr reizbare, Schmerzen verursachende
Zahnnerven bedeckt und vor Luft geschützt werden sollen, nicht genug das Auspinseln
des mit weichem Fließpapier gehörig ausgetrockneten hohlen Zahnes mit einer
Auflösung der Gutta-percha in Schwefelkohlenstoff empfehlen, deßgleichen bei leichten
Schnittwunden das Ueberpinseln mit derselben Lösung.)
Stucco a lucido; von W. Salzenberg.
In Oberitalien findet man nicht selten auf den Mauern im Innern, mitunter auch im
Aeußeren der Gebäude einen Ueberzug angewendet, der eine feste, ebene und glänzende
Oberfläche hat, und den man Stucco a lucido, auch marmorino und scaliolo
nennt. Er ist entweder ganz weiß, oder mit verschiedenen Farben tingirt, und eine
der bekannten Marmorarten nachahmend, unter denen giallo
antico die beliebteste ist. Der Zweck seiner Anwendung ist nicht immer
größere Eleganz, sondern mitunter auch Reinlichkeit und Sauberkeit, z.B. auf
Abtritten, weil er ohne Nachtheil abgewaschen werden kann. In Parma fand ich die
Wände der Krankenzimmer in einem neu errichteten Hospitale mit diesem Stucco a lucido überzogen. Die Art seiner Anfertigung
ist einer gefälligen MittheilungMittheiluug des Hrn. Luigi
Ceruti in Mailand und dem, was ich noch an anderen Orten erfragt und
beobachtet habe, zufolge etwa diese:
Auf einem Unterputze von 1/3 Zoll Dicke, dessen Mörtel aus drei Theilen scharfen,
feinen und rein gewaschenen Sandes und einem Theile durch ein Sieb geschlagenen
Kalkes bestehend, gut durchgearbeitet mit kräftigem Wurfe auf die Mauer gebracht,
mit Kelle und Richtscheit gut abgezogen, und demnächst gehörig ausgetrocknet ist,
wird der eigentliche Stucco in der Dicke von 1/12 Zoll
mit der Kardätsche (einem langen schmalen Reibebrett) aufgetragen, recht eben
abgezogen und gut abgerieben (in Parma wurden zwei Lagen Unterputz genommen, die
untere dicker, die obere schwächer und mit feinerem Sand, und bei jeder der gehörige Grad der Trockenheit
abgewartet).
Der Stucco besteht aus drei Theilen Marmormehl von weißem
Marmor und einem Theile durchgesiebten Kalk, und muß gut durchgearbeitet werden. Um
dem Stucco-Ueberzug den Glanz zu geben, nimmt man
drei Theile weiße Seife und einen Theil gesiebtem Kalk, zerreibt diese Theile gut
untereinander zu einem Brei, verdünnt den Brei mit reinem Wasser in einem Gefäße bis
zur Consistenz der gewöhnlichen Wasserfarbe oder Weißkalktünche, trägt diese Tünche
mit einem Pinsel auf den gut angetrockneten Stuck und polirt sie, nachdem sie
angezogen hat, mit einer besonders dazu vorgerichteten Maurerkelle. Die Kelle von
Stahl etwa 1/4 bis 1/3 Zoll dick, nicht über 5 1/2 Zoll lang und über 2 1/2 Zoll
breit, mit einem hölzernen Handgriffe versehen, an der Unterfläche sanft gewölbt und
hell polirt, in glühenden Holzkohlen auf 32 bis 35° R. erwärmt, wird mit
Hülfe eines Holzstückchens in der linken Hand von dem Arbeiter fest, aber nicht
übermäßig gegen die Oberfläche des Stucks angedrückt und mit der Rechten in langen
sanften hin- und wiederkehrenden Zügen über die Fläche hingeführt, um den
Glanz hervorzurufen. Es gehört zu dieser Arbeit und der richtigen Handhabung der
Kelle einige Geschicklichkeit und Uebung. Um immer eine gehörig erwärmte Kelle zu
haben, müssen mehrere dergleichen vorhanden seyn und in den glühenden Kohlen liegen.
Die Farben werden der letzten Tünche zugesetzt und auch Nüancirungen und Adern bei
der Nachahmung von Marmor darin eingetragen. An einigen Orten war auch die Rede von
einem Zusatze von weißem Wachs zu der Seife, ich habe nicht erfahren in welchem
Verhältnisse. Bei der Anwendung im Aeußeren wird die polirte Fläche Wohl noch mit
Leinöl und einem wollenen Lappen abgerieben.
Die angegebenen Mischungsverhältnisse des Mörtels, Stucco's u.s.w. gelten für Mailand
und sind an anderen Orten nach Beschaffenheit der Materialien vielleicht abzuändern,
was jedoch nur durch Versuche ermittelt werden kann.
Zu Parma wurden die Kosten einer Quadratbraccia Stucco a
lucido zu einem Lire Milanense angegeben, was
etwa 1 5/6 Sgr. für den Quadratfuß preußisch beträgt. (Notizbl. des
Architekten-Vereins zu Berlin, neue Folge, Nr. 1. S. 15)