Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. , S. 231 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Entfernungen, in welchen die von einem Eisenbahnzuge
bewirkten Erschütterungen noch spürbar sind.
In einem Gutachten, welches die Professoren Mousson, Wild
und Clausius an das schweizerische Bundesgericht
abgegeben haben, in Bezug auf die Störungen, welche die Anlage einer Eisenbahn in
einer nahe daran gelegenen Fabrik optischer Gläser verursachen kann, dürfte folgende
Stelle – die durch die Bahnzüge hervorgebrachten Erschütterungen betreffend
– ein allgemeines Interesse haben.
„Um zunächst über die Stärke und Ausdehnung der Erschütterungen ein
bestimmtes Urtheil zu gewinnen, haben wir eine Reihe von Beobachtungen
angestellt. Wir haben dazu eine Stelle in der Nähe von Zürich gewählt, wo die
von dort ausgehenden Bahnen noch zusammenlaufen und daher die Züge häufiger auf
einander folgen als auf einer einzelnen Bahn. An der ausgewählten Stelle
befindet sich ein kleines Gebäude, an welchem die dort vorhandenen drei
Bahngeleise in der Entfernung von 28, 41 1/2 und 53 Fuß vorübergehen. Die
Beobachtungen wurden theils in, theils vor diesem Gebäude angestellt.
Daß überhaupt im Momente des Vorüberfahrens merkliche Erschütterungen
stattfinden, konnte man am eigenen Körper deutlich fühlen. Um aber ein feineres,
rein objectives Maaß zu haben, wurden verschiedene Apparate aufgestellt und zur
Beobachtung benutzt. Unter diesen ergab sich folgende sehr einfache Einrichtung
als die zweckmäßigste: Ein Gefäß mit Quecksilber war so aufgestellt, daß es von
der Sonne beschienen wurde und der Lichtreflex auf einen dahinter gestellten
Schirm fiel; oder so, daß der Beobachter das Spiegelbild eines dazu geeigneten
scharf begränzten kleinen Gegenstandes visiren konnte. Bei dieser Einrichtung
sah man bei der leisesten Erschütterung die wellenförmigen Bewegungen des
Lichtreflexes oder die Schwankungen des Spiegelbildes, und konnte aus der Stärke
der Bewegung oder der Größe des Ausschlages auf die Stärke der Erschütterungen
schließen.
Dadurch haben wir uns überzeugt, daß nicht nur beim Vorüberfahren eines Zuges auf
einem der drei Geleise die Erschütterungen beträchtlich sind, sondern daß sie
auch bei bedeutender Entfernung des Zuges schon beginnen. Durch mehrfache
Beobachtungen bei Annäherung eines Zuges von der einen oder andern Seite haben
wir gefunden, daß bei einer Entfernung von 600 Fuß die Erschütterungen schon
deutlich zu erkennen waren. Dabei ist noch zu bemerken, daß an der Stelle, wo
wir beobachteten, wegen der Nähe des Bahnhofes die Züge, je nach ihrer Richtung,
entweder noch nicht oder nicht mehr ihre volle Geschwindigkeit hatten, so daß
man an einer anders gelegenen Beobachtungsstelle unter sonst gleichen Umständen
die Erschütterungen in noch größerer Entfernung wahrnehmen muß.
Der Untergrund unserer Beobachtungsstelle war ein ziemlich fester
Kiesboden.“ (Gewerbeblatt für Hessen.)
Sicherheitsmaßregel beim Wegthun der Schüsse in mit
schlagenden Wettern behafteten Gruben.
Die Steinkohlenflötze der ziemlich ausgedehnten Carolinen-Zeche zu
Mährisch-Ostrau führen starke schlagende Wetter mit sich, doch ist die durch
einen 10 Fuß im Durchmesser habenden saugenden Ventilator bewirkte Ventilation
dieser Grube eine so kräftige, daß in allen Abbauen derselben anstandslos
Schießarbeit angewendet werden kann. Im vorigen Jahre wurde in der genannten Grube
ein Hangendquerschlag im festen Kohlensandstein und Schieferthon getrieben, um ein
noch vorliegendes Kohlenflötz anzufahren. Zur Herstellung einer gesicherten
Wettercirculation vor dem Orte dieses Querschlages diente ein in demselben
eingebauter stehender Wetterscheider aus Bretern. Bei dieser Vorrichtung war die Wettercirculation vor
Ort so lebhaft, daß der Pulverdampf nach dem Wegthun der Schüsse schnell abzog. Als
der Ortsbetrieb jedoch das mit schwachen Kohlenschmitzen durchzogene Sohlengestein
des vorliegenden Flötzes erreichte, nahm die Ausströmung der schlagenden Wetter vor
Ort plötzlich so sehr überhand, daß mit jedem Wegthun eines Schusses auch eine
Explosion der schlagenden Wetter, und durch dieselbe ein Zertrümmern des breternen
Wetterscheiders auf eine Erlangung von 20 bis 25 Klafter vom Ort zurück erfolgte.
Trotzdem daß dem Orte noch mehr frische Wetter zugeführt wurden, wollte sich dieser
Uebelstand nicht legen, und es war nahe daran den in Rede stehenden
Querschlagsbetrieb bis zum Eintritte der kälteren Jahreszeit zu sistiren.
Die dort arbeitenden Häuer hatten jedoch beobachtet, daß sich die Wetter stets schon
beim ersten Zischen des Strohhalmzünders entzündeten, und daß daher die Explosion
der Wetter der des Pulvers im Bohrloche vorausgehe. Diese Beobachtung gab der
Vermuthung Raum, daß sich die schlagenden Wetter bloß vom brennenden Zünder, nicht
aber von dem durch die eigene heftige Gasentwickelung die übrige Luft vor Ort
zurückdrückenden Schuß selbst entzünden. Auf diese Vermuthung hin wurden bei den
nächsten Schüssen je zwei unbrauchbar gewordene Drahtkörbe der Müseler'schen Sicherheitslampe übereinander gesteckt, und nach dem
Anzünden des an dem im Bohrloche steckenden Zünder befestigten Feuerschwammes über
diesen und den Zünder gesteckt, und mit Letten an den Rand des Bohrloches um und um
festgeklebt.
Die vorerwähnte Vermuthung erwies sich als eine ganz richtige, denn nachdem das
Pulver im Zünder unter dem Schütze der Drahtkörbe entzündet worden war, erfolgte
auch beim wirklichen Losgehen des Schusses keine Explosion der schlagenden Wetter
mehr. Natürlich kostete jedes derartige Wegthun eines Schusses ein Paar ohnedieß
abgenutzte, und daher eigentlich werthlose alte Drahtkörbe. Durch die fortgesetzte
Anwendung des hier beschriebenen Verfahrens beim Schießen gelang es, ohne weitere
Störung den Querschlag bis über das gesuchte Flötz hinauszutreiben, und damit den
Zweck seines Betriebes zu erreichen.
Wenn auch in jeder mit schlagenden Wettern behafteten Grube in allen Hauptbauen eine
derartig lebhafte Wettercirculation eingeführt seyn soll, daß in denselben
anstandslos mit Pulver gearbeitet werden kann, so treffen sich doch immer
Nebenbetriebe, und namentlich Durchschlagsarbeiten im Kohl, denen genügend frischen
Wetterzug zu verschaffen, häufig mit Schwierigkeiten verbunden ist. Für solche
Betriebe ist, wenn dabei Schießarbeit angewendet wird, das hier beschriebene, in der
Carolinen-Zeche erprobte Verfahren beim Wegthun der Schüsse zu empfehlen.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1858, Nr. 26.)
Anwendung des Wolframs zur Stahlbereitung und zur Anfertigung
von Legirungen, in England als Mittheilung patentirt für Robert Orland.
Als Material benutzt man das Mineral Wolfram, welches zunächst durch Pochen und
Waschen möglichst gereinigt wird, worauf man es, wenn Schwefelkies oder Arsenikkies
dabei ist, röstet und dann nochmals wäscht und zuletzt mit verdünnter Salzsäure
behandelt. Das so gereinigte Mineral wird in einen mit Kohle ausgefütterten Tiegel
gebracht und dieser in einem Windofen etwa 3 Stunden lang der anfangenden
Weißglühhitze ausgesetzt. Dabei findet eine Reduction des Minerals statt und man
erhält eine poröse graue Masse, welche aus metallischem Wolfram mit Kohlenstoffeisen
und Kohlenstoffmangan besteht. Diese Masse, welche der Patentträger Wolframmetall
nennt, kann zur Stahlbereitung angewendet werden.
Eine Legirung von Wolfram mit Eisen kann man auch auf die Weise entstehen lassen, das
man das gereinigte Wolframmineral beim Hohofenbetriebe oder in einen Cupolofen mit
aufgibt. Man nimmt etwa 30 Proc. des Gewichts des Eisens an Wolframmineral, doch
kann dieses Verhältniß abgeändert werden, indem, wenn man weniger nimmt, die Härte
des Productes geringer ausfällt. Das Wolfram ist in demselben fest mit Eisen
verbunden, so daß es durch nachheriges Raffiniren oder Puddeln nicht wieder entfernt
wird. Die Verbindung von Gußeisen mit Wolfram wird in gewöhnlicher Manier raffinirt etc. und sodann nach
dem gewöhnlichen Verfahren in Cementstahl verwandelt. Die Krystallisation des
raffinirten Wolframeisens kann durch anhaltendes Hämmern in der Kälte aufgehoben
werden.
Indem man Stahl mit Wolframmetall zusammenschmilzt, erhält derselbe nach dem
Patentträger eine vorzüglich gute Beschaffenheit. Die anzuwendende Menge des
Wolframmetalls variirt von 1/2 bis 25 Proc. vom Gewicht des Stahls, je nach dem
Grade der Harte und der Dichtigkeit, welche man zu erlangen wünscht. Die bei der
Fabrication des Gußstahls gewöhnlich angewendeten Tiegel und Oefen können auch bei
der Darstellung des Wolframstahls benutzt werden, man muß aber 10 bis 20 Minuten vor
dem Ausgießen des Stahls die Hitze des Ofens bis zum hellen Weißglühen
verstärken.
Ziemlich reines Wolframmetall erhält man durch Behandlung des Wolframeisens oder der
durch Reduction des Wolframminerals gewonnenen Masse mit Salzsäure oder durch
Reduction von Wolframsäure. Man kann dasselbe zur Fabrication von Argentan benutzen,
dessen Dehnbarkeit dadurch nicht verringert, dessen specifisches Gewicht aber
dadurch vergrößert wird. Zu diesem Zweck verbindet man das Wolfram zunächst durch
Zusammenschmelzen mit Nickel, und zwar nimmt man etwa 2 Thle. Wolfram auf 3 Thle.
Nickel. Die Legirung von Nickel und Wolfram wird nachher ebenso, wie es jetzt mit
dem Nickel allein geschieht, zur Argentanfabrication benutzt. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juli 1858, durch
das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1241.)
Ueber das Verfahren bei der galvanoplastischen
Vervielfältigung der Holzschnitte; von Prof. Otto in Braunschweig.
Galvanoplastische Abformungen sind für den illustrirten Druck von großer Wichtigkeit;
sämmtliche Holzschnitte in dem von dem Verf. herausgegebenen Lehrbuch der Chemie
sind von solchen Abformungen gedruckt. Man druckte früher unmittelbar von dem
Holzstocke, auf dem bekanntlich die Zeichnung erhaben ist. Der Holzstock kann eine
sehr große Zahl von Abzügen liefern, mehr als Metall, aber jedes Sandkörnchen im
Papier trägt zu seiner Zerstörung bei; er muß, wenn abgenutzt, neu angefertigt
werden. Abklatsche und Abgüsse, den Stereotypplatten ähnlich, geben theils keine
guten scharfen Abzüge, theils werden sie zu bald abgenutzt. Jetzt bleibt der
Holzstock unversehrt, er wird deponirt und man macht von ihm eine beliebige Anzahl
von galvanoplastischen Abformungen, welche die Zeichnung in aller Schärfe wieder
geben.
Der in dem Folgenden beschriebene Apparat eignet sich zu Abformungen von
Holzschnitten und ähnlichen flachen Abformungen, z.B. Münzen, Medaillen, ganz
vortrefflich. In einem vierseitigen, 4 bis 8 Zoll tiefen, sorgfältig gekitteten und
dick mit Asphaltfirniß ausgestrichenen hölzernen Kasten hängt ein kastenförmiger
Einsatz, welcher etwa einen Zoll vom Kasten absteht und eine um 2 bis 4 Zoll
geringere Tiefe hat. Derselbe besteht aus einem hölzernen Rahmen, welcher unten mit
lohgarem Kalbleder überspannt ist. Das Einhängen dieses Einsatzes wird ermöglicht
durch Latten, welche auf zwei Seitenwänden desselben aufgenagelt sind und welche
über den Kasten hinaus reichen. Man kann diese Latten in der Mitte höher werden
lassen und hier mit einer breiten Oeffnung für die Finger versehen; sie dienen dann
als Handhaben beim Herausnehmen des Einsatzes. Dieser besteht aus einem
Messingrahmen, welcher unten mit nicht sehr dichtem Leinenzeuge oder Baumwollenzeuge
überspannt ist. Der Rahmen ist unten rechtwinkelig nach einwärts gebogen, so daß ein
Rand entsteht, welcher, mit kleinen Oeffnungen versehen, gestattet, daß das Zeug
fest genähet werde. Auf diesem Rande ruhen auch eine oder mehrere Zinkplatten auf,
welche in den Einsatz gelegt werden. Die beim Aufgelöstwerden des Zinks
zurückbleibenden Unreinigkeiten (Schlamm) werden durch diesen mit Zeugboden
versehenen Einsatz von dem Lederboden des andern Einsatzes fern gehalten; dieß ist
sein Zweck. Ueber die Zinkplatten wird eine Kupferplatte von fast der Größe des
Einsatzes gelegt; von dieser erhebt sich an der einen Seite in der Mitte ein
Kupferstreifen über den Einsatz, biegt sich dann zunächst rechtwinkelig nach Außen
über den Rand der
beiden Einsätze, und dann hier wieder nach Aufwärts. Durch diese Kupferplatte und
diesen Kupferstreifen wird die leitende Verbindung mit dem unteren Theile des
Apparats hergestellt, wie sich sogleich ergeben wird.
Auf den Boden des Kastens kommt ein dünnes Bret zu liegen, auf welches die Formen der
abzubildenden Gegenstände gelegt, resp. befestigt werden. Die Formen stehen, wenn
mehrere vorhanden, durch Bleistreifen in leitender Verbindung mit einander und durch
einen nach Aufwärts gerichteten Kupferstreifen, welcher an dem vorhin erwähnten
oberen Kupferstreifen dicht vorüber geht und welcher mit diesem durch eine
Schraubenklammer innig verbunden wird, in leitender Verbindung mit dem oberen
Einsatze.
In den Kasten kommt Kupfervitriollösung, in welche man noch Krystalle des Salzes
legt, so daß dieselbe gesättigt bleibt; in den Einsatz kommt Wasser, das mit
Schwefelsäure angesäuert ist. Der Theil des Kupferstreifens, welcher sich in der
Kupfervitriollösung befindet, und welcher nicht, zur Vermittlung der Leitung,
metallische Oberfläche haben muß, wird mit Gutta-percha überzogen oder mit
Kautschukbändern umwickelt, damit sich nicht Kupfer darauf niederschlage.
Die Formen sind jetzt allgemein von Gutta-percha. Die Gutta-percha wird
mit Wasser gekocht, tüchtig geknetet und von allen fühlbaren harten Körpern befreit.
Man legt dann einen Ballen der völlig gereinigten, mäßig warmen (plastischen) Masse,
bepinselt mit dem feinsten Graphitstaube, auf den, ebenfalls mit Graphitstaub
eingeriebenen, abzuformenden Gegenstand, z.B. den Holzstock, bringt das Ganze unter
eine Presse, macht den Abdruck und läßt unter der Presse erkalten. Der abzuformende
Gegenstand muß von einem Rahmen umgeben seyn, welcher etwas höher ist als er, und
welcher der Wirkung der Presse eine Gränze setzt.
Die sorgfältig abgelöste Form wird mit höchst zartem Graphitstaube bepudert und
dieser mit Bürste und Pinsel in alle Vertiefungen gerieben; so kommt sie in den
galvanoplastischen Apparat. In acht Tagen ist die Ablagerung hinreichend stark. Die
erhaltenen Abformungen werden zuerst auf der Rückseite mit leichtflüssigem Metall
unter Anwendung von Löthwasser (Lösung von Zink in Salzsäure) ausgelöthet, dann mit
Blei ausgegossen oder bis zur beliebigen Dicke hintergossen.
Die Zinkplatten des Apparats werden täglich durch Abbürsten unter Wasser von dem
Schlamme gereinigt, die Zinkvitriollösung abgelassen, die Einsätze ausgehoben und
gereinigt, frisches schwefelsäurehaltiges Wasser in dieselbe und Kupfervitriol oder
gesättigte Lösung des Salzes in den Kasten gegeben. (Otto's Lehrbuch der Chemie, Bd. II, dritte
Abtheilung, S. 270.)
Anwendung von Spatheisenstein zum Entschwefeln des
Leuchtgases, nach Thomas Spencer.
Der Genannte empfiehlt zum Reinigen des Leuchtgases von Schwefelwasserstoff
Spatheisenstein, welcher in der Art zertheilt ist, daß er Körner wie grobes
Schießpulver bildet. Der gekörnte Spatheisenstein wird mit Wasser benetzt und auf
den Horden der gewöhnlichen Gasreiniger angebracht, worauf man das Gas hindurch
gehen läßt. Wenn er durch die Aufnahme des Schwefels schwarz geworden ist, wird er
durch eine frische Portion ersetzt. Man kann den Spatheisenstein auch zunächst in
einer Gasretorte gelinde glühen und den dabei bleibenden, aus Eisenoxydoxydul
bestehenden schwarzen Rückstand in derselben Weise anwenden. Auch das durch gelindes
Glühen von Eisenoxyd mit Kohle erzeugte Eisenoxydoxydul ist anwendbar. (Repertory of Patent-Inventions, September 1858,
durch das polytechnische Centralblatt. 1858 S. 1452.)
Beschreibung einer Vorrichtung, um bei Brunnenarbeiten die
schädlichen Gase aus dem Brunnenschachte zu entfernen; von C. Ebeling in Braunschweig.
Auf dem neuen Bahnhofe zu Helmstädt wurde im vergangenen Sommer ein Brunnen für die
dortige Wasserstation angelegt, welcher erst in einer Tiefe von 80 Fuß das nöthige
Wasserquantum abgab.
Während der Ausgrabung stellten sich plötzlich in einer Tiefe von 50 Fuß schädliche
Gase in einem so starken Grade ein, daß die Arbeiter, um solche zu entfernen, jeden
Morgen vor Beginn der Arbeit brennende Späne vorsichtig in den Brunnenschacht bis zu
den schädlichen Luftschichten versenken mußten. Dieses Verfahren zeigte sich indeß
wegen der Auszimmerung des Brunnenschachtes feuergefährlich und war außerdem sehr
zeitraubend, namentlich wenn dasselbe bei trüber und feuchter Luft mehrmals am Tage
wiederholt werden mußte. Das Auf- und Niederlassen von Strohbündeln und
ausgespannten Schirmen, was häufig in ähnlichen Fällen ausreichen soll, um die bösen
Luftschichten in dem Brunnenschachte zu heben und aus demselben zu entfernen, zeigte
sich hier ganz erfolglos.
Man brachte deßhalb die hier nachstehend beschriebene Vorrichtung an, welche wegen
ihrer Einfachheit und Gefahrlosigkeit, so wie ihres über alle Erwartung guten
Erfolges wegen in ähnlichen Fallen angewendet zu werden verdient.
Es wurde nämlich ein aus Bretern einfach aber dicht zusammengefügter 12 Zoll weiter
Schlot in die eine Ecke des Brunnenschachtes bis in die Tiefe der unteren bösen
Luftschichten eingesetzt, der natürlich mit der fortschreitenden Vertiefung des
Brunnens auch verlängert werden mußte. Derselbe mündete oben über der Erde in einem
neben dem Brunnenschachte aus Ziegelsteinen gemauerten Ofen, welcher über dem
Feuerraum mit einer alten Eisenplatte versehen war, und ungefähr 2 1/2 Fuß im
Lichten lang, und 1 1/2 Fuß breit und hoch war. Auf diesen Ofen wurde ein 6 Zoll im
Lichten weites und circa 5 Fuß hohes Rohr gemauert, hinter welchem sich unmittelbar
der in gleichen Dimensionen aufgeführte Schornstein der Feuerung befand.
Sobald nun Feuer unter die Platte des Ofens, dem auch ein Rost und Aschenraum gegeben
werden kann, angemacht wurde, stieg die erwärmte Luft in demselben durch das Rohr in
die Höhe, zog durch ihre Verdünnung die Luft aus dem Schlot des Brunnenschachtes
nach sich und bewirkte ein Aufsteigen der unteren schädlichen Gase in demselben und
somit die gewünschte Luftcirculation in dem ganzen Brunnenschachte. Der letztere
wurde nun vollständig von den schädlichen Gasen gereinigt, wenn der Ofen vor Beginn
der Arbeit 1/2 Stunde geheizt war, was der größeren Sicherheit wegen ein- bis
zweimal den Tag über wiederholt wurde. (Zeitschrift für Bauhandwerker)
Ueber den Farbstoff des Weins, von Glénard.
Um den Farbstoff des Weins abzusondern, vermischt man den Wein mit einer Lösung von
basisch-essigsaurem Bleioxyd, welche darin einen blauen Niederschlag
hervorbringt, den man mit destillirtem Wasser wäscht. Man trocknet den Niederschlag
bei 100 bis 110° C., zerreibt ihn zu Pulver und behandelt dieses in einem
Verdrängungsapparat mit wasserfreiem Aether, welcher mit trockenem Salzsäuregas
gesättigt wurde. Beim Zusammenkommen mit dieser Flüssigkeit verwandelt der
Niederschlag seine blaue Farbe in Roth. Man nimmt von dem sauren Aether nicht mehr
als nöthig ist, damit die darin enthaltene Salzsäure das Bleioxyd des Niederschlages
in Chlorblei verwandle Der abfließende Aether hat eine braungelbe Farbe und eine
saure Reaction. Man wäscht mit reinem Aether, bis derselbe ohne saure Reaction
abfließt. Dieses Waschen muß vollständig zu Ende geführt werden, wenn die
Darstellung des Farbstoffes gelingen soll. Durch Verdunsten der ätherischen
Flüssigkeit kann man verschiedene Substanzen, namentlich Weinsteinsäure, Gerbsäure,
eine krystallisirbare und schmelzbare und ohne Zersetzung flüchtige Säure, eine
braune fettige und eine wachsartige Substanz erhalten, auf welche der Verf. in
seiner Abhandlung nicht näher eingeht.
Der mit Aether gewaschene Niederschlag wird an der Luft getrocknet und sodann in
einem Kolben mit Alkohol bei 36° C. digerirt. Der Alkohol nimmt dabei alsbald
eine intensive und schöne rothe Farbe an, während der unlösliche Theil die Farbe
verliert. Man filtrirt denselben ab, bringt die Flüssigkeit in eine Retorte, und
destillirt im Wasserbade, bis nur noch ganz wenig Flüssigkeit übrig ist. worauf man
erkalten läßt und den Rückstand aus der Retorte mit seinem 24 bis 25fachen Volum
destillirtem Wasser vermischt. Wenn das Waschen mit Aether in der Art geschah, daß die Säuren
vollständig entfernt wurden, so scheidet der Farbstoff sich hierbei fast vollständig
als rother stockiger Niederschlag ab, da er in Wasser kaum löslich ist. Wenn aber
noch Sauren vorhanden sind, so bleibt ein Theil des Farbstoffes aufgelöst und färbt
die Flüssigkeit mehr oder weniger dunkelroth. Man sammelt den ausgeschiedenen
Farbstoff auf einem Filter und wäscht ihn mit destillirtem Wasser, wodurch nur wenig
verloren geht, da das Wasser kaum sich schwach röthlich färbt.
Der so erhaltene Farbstoff des Weines ist im feuchten Zustande, dunkelbraunroth und
erscheint noch dem Trocknen in Masse fast schwarz. Zerreibt man ihn aber zu Pulver,
so zeigt er eine schöne violettrothe Farbe; trocknet man ihn bei 100 bis 120°
C aus. so ist er nachher braunroth. In kaltem Wasser ist er kaum, in warmem Wasser
etwas mehr und in Alkohol ziemlich leicht löslich. Durch eine verhältnißmäßig sehr
geringe Menge des Farbstoffs kann man dem Alkohol eine schöne carmoisinrothe Farbe
ertheilen. Dieser Farbstoff, welchen der Verf. Oenolin
nennt, hat die Zusammensetzung C₂₀ H₁₀
O₁₀. Er verbindet sich mit Basen, namentlich mit Bleioxyd, wobei 1
Atom Wasser austritt, so daß die Bleiverbindung aus PbO, C₂₀ H₉
O₉ besteht. (Comptes rendus, t. XLVII p. 268.)
Einige Erfahrungen über die Ausbeute von Pikrinsäure aus
Botanybayharz; von Prof. Bolley.
Von Stenhouse und später von Warington und von Böttger wurde das sogenannte
Yellow gum oder Botanybayharz, das Harz von Xanthorhoea hasabilis, als das ergiebigste Material zur
Darstellung der Pikrinsäure angewiesen. Dasselbe, so wurde angegeben, liefere bis zu
50 Proc. Pikrinsäure und sey trotz des damals noch ziemlich hohen Preises (nach
Warington 36 — 40 Shilling = 45 bis 50 Francs für den Centner) das ökonomisch
vortheilhafteste Mittel der Pikrinsäuregewinnung. Ich habe theils durch meinen
Assistenten, theils durch Praktikanten in dem pharmac. techn. Laboratorium Versuche
anstellen lassen, um über die obigen Angaben eigene Erfahrungen zu gewinnen.
Das Harz wurde mit der 10fachen Menge starker Salpetersäure in einer Retorte
übergössen und das Uebergegangene mehrmals zurückgeschüttet. Im Anfang erfolgte
starkes Aufschäumen und Entwickelung von salpetriger Säure, ohne daß erwärmt wurde;
später wurde durch Erwärmen die Einwirkung unterstützt und so lange mit Erwärmen und
Zurückgießen des Destillats fortgefahren, bis die Masse in der Retorte völlig zur
rothgelben Flüssigkeit gelöst war. Es wurde erhalten:
Versuch 1 : 22,5 Proc. Pikrinsäure (durch Binden an Kali und Wiederausfällen mit
Chlorwasserstoffsäure etwas gereinigt).
Versuch 2 : 25,6 Proc. (nur durch Krystallisation aus der sauren Lösung
gewonnen).
Versuch 3 : 15 Proc., und daneben ein gelbliches Pulver, das meist aus Holzfaser
bestand, die zum Theil in Pyroxylin umgewandelt war.
Durch Behandlung des Harzes mit Weingeist, bis sich nichts mehr löste, wurde 16,68
Proc. Unlösliches und darin 2,5 Proc. Asche gefunden. Der in Weingeist unlösliche
Theil bestand zum größten Theil in kleinen Holzstückchen. In Versuch 1 und 2 wurde
nur wenig in der Salpetersäure ungelöster Rückstand wahrgenommen. Die
Verschiedenheiten der Resultate dieser und der von Andern angestellten Proben
möchten eher auf Verunreinigungen oder Verschiedenheiten in der Zusammensetzung des
Rohmaterials, als auf Abweichungen in der Darstellung zurückführbar seyn. Die
Angabe, daß sich 50 Proc. Pikrinsäure aus dem Harz gewinnen lassen, dürfte aber nur
in seltenen Fällen Bestätigung finden. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift,
1858, Bd. III S. 125.)
Verfahren, bedrucktes Papier zu spalten; von F. Fink in Darmstadt.
Es kommt nicht selten vor, daß, wie z.B. beim Einbinden voluminöser Bücher in mehrere
dünnere Bände, es wünschenswerth ist, die Schrift einer Blattseite in den einen Band und die Schrift
der Rückseite in einen anderen Band zu binden. Zu diesem Zweck ist ein leichtes und
sicheres Verfahren, das Papierblatt zu spalten, von Werth. Hr. Buchbinder Achtelstätter dahier wendet das
nachstehend beschriebene Verfahren,Man vergleiche polytechn. Journal Bd. CXIII
S. 79. das zwar nicht neu von ihm erfunden, aber wahrscheinlich von Manchem doch
noch nicht gekannt ist, an. Auf das bedruckte und zu spaltende Papierblatt werden
beiderseits, mit reinem weißen Stärkekleister, reine Schreibpapierblätter
aufgezogen. Nachdem das so beklebte Blatt vollständig getrocknet ist, schneidet man
einen Rand mit scharfem Messer rein ab, legt das Blatt auf eine harte Unterlage und
reibt nun mittelst des Falzbeins auf der gerade beschnittenen Kante so lange, bis
sich das Blatt an einer Stelle etwas aufspaltet. Faßt man nun beide Theile mit
beiden Händen, so läßt sich das verklebte Blatt leicht in der Mitte
voneinanderziehen. Der Kleister haftet hierbei besser an den ausgeklebten geleimten
Bogen, als die Masse des Druckpapiers für sich. Nachdem das Papier in dieser Weise
gespalten wurde, legt man beide Theile in reines Wasser und läßt den Kleister
aufweichen. Wenn dieß geschehen ist, bringt man die erweichten Blätter zwischen
Fließpapier, um die überflüssige Feuchtigkeit wegzunehmen. Nach diesem läßt sich
jeder aufgespaltene Theil des ehemals bedruckten Papierblattes leicht von dem
aufgeklebten geleimten Schreibpapier abziehen. Wir haben die Probe an einem uns von
Hrn. Achtelstätter
aufgezogenen Zeitungsblatt gemacht und uns von dem sichern Erfolg dieser Operation
überzeugt. Selbst ganz dünne, entweder gar nicht, oder nur schwach geleimte Papiere
lassen sich nach diesem Verfahren in zwei Blätter, ihrer Dicke nach, zertrennen.
Wenn dann die gespaltenen Blätter sehr dünn ausfallen, so zieht man dieselben, um
ihnen mehr Festigkeit zu geben, auf stärkeres Papier auf. (Gewerbeblatt für das
Großherzogthum Hessen, 1858 S. 316.)
Behandlung von Gutta-percha-Waaren mit
Schwefelsäure, damit sie der Wärme besser widerstehen; nach John Macintosh.
Der Verf. hat früher schon vorgeschlagen, mit Gutta-percha überzogene
Telegraphendrähte, wenn sie in Gegenden, in welchen ein hoher Wärmegrad stattfindet,
benutzt werden sollen, der Einwirkung von Schwefelsäure auszusetzen, wonach der
Gutta-percha-Ueberzug besser die Wärme verträgt. Er empfiehlt nun
diese Behandlung auch für andere Gegenstände aus Gutta-percha, welche einer
höheren Temperatur ausgesetzt werden sollen. Man taucht sie einige Secunden bis
mehrere Minuten lang in englische Schwefelsäure und sodann in Wasser, und wäscht sie
darauf mit Wasser, bis die Säure wieder vollständig entfernt ist. Besteht der
Gegenstand bloß aus guter Gutta-percha und will man ihn bloß an der
Oberfläche verändern, so taucht man ihn nur einige Secunden lang in Schwefelsäure.
Will man aber den Gegenstand bis zu einer größeren Tiefe härten, so muß er länger
eingetaucht werden, selbst wenn er bloß aus Gutta-percha besteht, und wenn
die Masse außerdem noch andere Stoffe, wie Kautschuk oder Asphalt, enthält, so muß
die Eintauchung noch länger dauern. Zu langes Eintauchen hat aber die Folge, daß der
Gegenstand an der Oberfläche rissig wird. Durch Anwendung dieses Verfahrens kann man
aus ordinärem Kautschuk mit geringem Zusatz von Gutta-percha Täfelchen zum
Auslöschen von Bleistiftstrichen herstellen. (Repertory of
Patent-Inventions, September 1858, durch das polytechnische
Centralblatt, 1858 S. 1454.)
Das kaukasische Insectenpulver.
Dr. Nooth, k. russischer
Hofrath etc., welcher sich lange in Kaukasien aufgehalten hat, gibt über dieses
Insectenpulver folgende Mittheilung:
Das sogenannte persische, richtiger kaukasische, Insecten- oder Flohpulver ist
schon seit langer Zeit bei den Völkern Transkaukasiens bekannt, unter dem Namen
„Guirila.“ Es ist dort, im Paradiese des Ungeziefers, ein
bedeutender Handelsartikel, und es gehen davon jetzt nicht allein ins Innere von
Rußland große Quantitäten, sondern auch nach Deutschland und Frankreich. Besonders
in Wien ist eine Hauptniederlage. Das im frischen Zustande gröbliche Pulver von
grüner Farbe und penetrantem Geruch ist die zermahlene Blume von Pyrethrum carneum und roseum, das auf den Bergen Transkaukasiens in der Gegend von Zalki,
Dschelal-Oglu, Karaklis in 5000 bis 6000 Fuß Höhe wächst. Das Pulver hat die
Eigenschaft, alle Insecten in kurzer Zeit zu betäuben und in Folge dessen zu tödten.
Es ist, in den Zimmern und Betten gestreut, ein Gift für Läuse, Flöhe, Wanzen,
Fliegen, Motten etc. In den Militärhospitälern heißer Länder ist es nicht genug zu
empfehlen, um bei frischen und alten Wunden der Madenbildung vorzubeugen –
und um so unschätzbarer, da seine Anwendung keinen nachtheiligen Einfluß auf die
Gesundheit des Menschen äußert, und nur in großen Mengen und verschlossenen
Schlafzimmern ausgestreut, etwas Eingenommenheit des Kopfes verursacht, ähnlich
blühenden Blumen und frischem Heu. Man bedient sich desselben schon längere Zeit
beim Einsammeln der Insecten, sowohl um dieselben schnell zu tödten, als auch gegen
andere Insecten zu conserviren, und es kann zu diesem Gebrauch, so wie auch in
Herbarien und anderen naturhistorischen Sammlungen, da auch Ameisen schnell davon
sterben, nicht genug empfohlen werden. Innerlich angewendet zeigt es sich gegen den
Bandwurm unwirksam, gegen Ascariden zeigte sich ein concentrirtes Infusum dieses
Pulvers (als Klystier) von Nutzen, ebenso eine Einspritzung gegen Madenbildung im
äußeren Gehörgange von ausgezeichneter Wirkung.
Leider hat sich die Industrie auch schon dieses Pulvers bemächtigt. Der Bedarf war in
der letzten Zeit so groß, daß die Einsammler, um der Nachfrage zu genügen, die
Quantität dadurch zu vermehren suchten, daß sie nicht allein die Blumen, sondern
auch Stiel und Blätter zermahlten, wodurch natürlich die Qualität nicht gewann. Noch
gehaltloser wird aber das Pulver dadurch, daß die Kaufleute in Deutschland die
frischen Sendungen mit alter verlegener Waare vermischen. Dieses Pulver, wie es in
Deutschland in der Regel verkauft wird, ist in Farbe, Geruch und Wirksamkeit ein vom
asiatischen sehr verschiedenes Product, ebenso verschieden wie der Preis beider. Auf
dem Bazar in Tiflis kostet das russische Pfund 20 Kreuzer, an Ort und Stelle das Pud
(35 Pfund Zollgewicht) 5 Rubel Silber. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt,
1858 S. 310.)
Behandlung der Abfälle von Wolle, Leder etc. zur Umwandlung in
Dünger, von F. O. Ward in
London.
Dem Genannten wurde das nachstehend beschriebene Verfahren, Abfälle von Wolle, Leder,
Seide und anderen im natürlichen Zustande nicht leicht verwesenden
stickstoffhaltigen organischen Stoffen zur Verwendung als Dünger vorzubereiten, am
5. Decbr. 1857 in England patentirt. Das Material, auf welches dasselbe vorzugsweise
sich bezieht, sind Lumpen, welche aus Wolle und Baumwolle oder einem anderen
vegetabilischen Stoffe bestehen, sowie fettige Abfälle von der Verarbeitung der
Wolle. Der Erfolg des Verfahrens ist, daß die stickstoffhaltige Substanz unter
Beibehaltung ihrer Gestalt Wasser aufnimmt, mürbe und zum Theil in Wasser löslich
wird und nachher im Boden sich schnell unter Bildung von Ammoniak und Humus
zersetzt. Man benutzt bei demselben einen Dampfkessel von der Gestalt eines
stehenden Cylinders mit abgerundeten Enden, welcher dicht verschlossen werden kann
und mit den nöthigen Dampfröhren, einem Ablaßhahn, Manometer, Sicherheitsventil etc.
versehen ist. In denselben bringt man das zu behandelnde Material, z.B. die aus
Wolle und Baumwolle bestehenden Lumpen, und zwar am besten auf die Weise, daß man
sie erst in einen Cylinder von geringerer Höhe und Weite als der Kessel einfüllt und
diesen sodann in den Kessel hinabläßt. Der innere Cylinder ist an den Seiten ringsum
mit vielen Löchern versehen, um den Dampf durchzulassen, und hat den Zweck, zu
bewirken, daß das durch die Condensation des Dampfes entstehende flüssige Wasser möglichst wenig
auf die Lumpen wirkt, was (ohne Zweifel wegen der Auflösung der stickstoffhaltigen
Substanz) sehr nachtheilig seyn würde. Wenn nämlich der die Lumpen enthaltende
durchlöcherte Cylinder nicht bis auf den Boden des Kessels hinabgeht, so kann das
Condensationswasser sich unter demselben ansammeln. Das Hineinlassen und
Herausziehen des mit den Lumpen beschickten Cylinders geschieht mittelst eines
Krahns. Man kann aber auch statt eines einzigen Cylinders deren mehrere über
einander in dem Kessel anbringen Die Lumpen werden zunächst zur Reinigung von Staub
und erdigen Theilen geschlagen, was am Besten durch eine Maschine, wie sie zum
Schlagen der Lumpen in Papierfabriken angewendet wird, auszuführen ist. Man bringt
sie dann in den durchlöcherten Cylinder, senkt denselben in den Kessel, verschließt
diesen durch einen darauf zu schraubenden Deckel und leitet sodann Wasserdampf
hinein. Die Temperatur des Wasserdampfes und die Zeit, während welcher derselbe
einströmt, kann in weiten Gränzen variiren. Der Patentträger erhielt mit Dampf von 3
bis 7 Atmosphären Druck, den er zwei bis vier Stunden lang wirken ließ (indem er bei
geringerem Dampfdruck die Einwirkung des Dampfes länger dauern ließ und umgekehrt),
gute Resultate, empfiehlt aber im Allgemeinen Dampf von circa 5 Atmosphären anzuwenden und denselben etwa drei Stunden lang wirken
zu lassen. Das Condensationswasser wird durch den an dem unteren Theile des Kessels
befindlichen Hahn von Zeit zu Zeit abgelassen. Wenn die Operation die genügende Zeit
gedauert hat, läßt man kurze Zeit lang Dampf aus dem Kessel ausströmen, öffnet
denselben sodann und nimmt die Lumpen heraus. In Folge der Dampfausströmung sind
dieselben ohne Weiteres ziemlich trocken, um sie vollends zu trocknen, läßt man sie
mittelst eines endlosen Tuches durch eine geheizte Kammer gehen. Die getrockneten
Lumpen werden in geeigneter Art so behandelt, daß die veränderte Wollsubstanz,
welche als Dünger benutzt werden soll, von den Baumwollfasern abgeschieden wird, so
daß letztere wieder versponnen und sonst verarbeitet werden können. Man läßt sie zu
diesem Zweck zwischen gerieften hölzernen Walzen, wie man sie zum Brechen des
Flachses anwendet, und nachher durch eine gewöhnliche Lumpenschlagmaschine
hindurchgehen. Die Maschine muß dabei mit einem dicht schließenden Mantel umgeben
seyn, welcher die durch das Schlagen aus den Lumpen abgesonderte und dabei zu Pulver
zertheilte Wollsubstanz aufnimmt und zurückhält. Diese wird mit geeigneten anderen
Stoffen vermischt und dadurch in einen sehr wirksamen Dünger verwandelt.
Hat man es mit öligen Abfällen von Wolle allein zu thun, so verfährt man in derselben
Weise, nur daß das Schlagen etc. in Wegfall kommt, da hier keine vegetabilische
Faser abzusondern ist, dagegen aber das Material zunächst zur Gewinnung des darin
befindlichen Oeles in einer hydraulischen Presse ausgepreßt wird, wobei man nach
Umständen heißes Wasser oder Wasserdampf anwendet, um das Austreten des Oeles zu
befördern. Nach dem Auspressen wird die Masse in der vorgeschriebenen Weise der
Einwirkung von Wasserdampf ausgesetzt. (Repertory of
Patent-Inventions, August 1858, durch das polytechn. Centralblatt,
1858 S. 1455.)
Ueber die Ricinseidenraupe (Bombyx
cynthia).
Die von Schlumberger im Elsaß, Kaufmann in Berlin, Guérin-Méneville etc. hinsichtlich des Abwickelns der
Cocons von Bombyx cynthia seit 1854 angestellten
Versuche lösen zwar die Abwickelungsfrage in gewerblicher Beziehung noch nicht,
geben aber wenigstens eine viel genauere Kenntniß von dem Bau des Cocons. Es ist
jetzt zweifellos, daß das Insect nicht, wie man versichert hatte, den Faden an der
zum Auskriechen bestimmten Oeffnung des Cocons abreißt, sondern ihn scharf umbiegt.
Nur scheint das Umbiegen in einem sehr spitzigen Winkel und folglich unter Umständen
statt zu finden, die das Abreißen sehr begünstigen.
Geoffroy-Saint-Hilaire legte der Pariser Akademie
Proben von Gespinnst aus gekrempelter Seide der Ricinraupe vor, die zuerst Sacc und dann Schlumberger
eingesendet hatte. Der ersten hatte die hierzu verwendete Seide aus seiner eigenen
Seidenzucht im Elsaß entnommen, Schlumberger aber den
Rohstoff aus Paris vom Museum der Naturgeschichte erhalten. Alle Cocons, aus welchen
Schlumberger
so schöne Strähne
gemacht, hatten ihm auch Schmetterlinge geliefert. Mehrere Industrielle im Elsaß,
die Schlumberger's Versuche
beobachtet haben, geben folgendes Urtheil über den Erfolg des Verfahrens:
„Schlumberger hat gefunden, daß die
Cocons sehr leicht zu krempeln und zu spinnen sind. Der Faden ist glatt, weiß
(grauweiß), glänzend, kräftig und geschmeidig, er gibt keinen Abfall, weder beim
Kämmen noch beim Spinnen. Es ist eine herrliche Rohfaser, die für alle
Industrien, welche Flockseide und Seidengarn zu gebrauchen wissen, eine große
Zukunft hat. Die Cocons sind leicht vom Bast zu befreien, und zu bleichen und
ihre Seide wird ohne Zweifel auch sich gut färben lassen. Dieser Seidenbau
könnte, wenn er sehr im Großen ausgeführt würde, bedeutende Massen stärkerer und
schönerer Flockseide liefern, als es der Maulbeerseidenwurm vermag.“
Schlumberger hat bei seinen ersten Versuchen nur 20
Cocons erhalten. Bei einer größeren Menge, sagt er in seiner Zuschrift an Sacc, hätte man feinere und schönere Seide liefern
können. Bald wird er Gelegenheit haben, diese Ansage zu rechtfertigen, denn die im
Herbst 1857 in Paris stattgefundenen Zuchten werden es ihm gestatten, während
einiger Wochen mehrere tausend Cocons von Bombyx cynthia
zu behandeln.
Die Ergebnisse dieser Versuche schienen entscheidend genug, um von der im Großen
ausgeführten Züchtung dieses Insects große Vortheile für die Seidenzucht im Elsaß in
Aussicht zu stellen. Auf Antrag des Hrn. Sacc ist der Industrieverein in Mülhausen eingeladen worden, diesen
Fortschritt durch Stiftung eines Preises auf die Züchtung des Ricinseidenwurms in
Algerien zu beschleunigen. Dieser Verein hat den Antrag angenommen. Die bisher
bekannt gewordenen Thatsachen haben bereits die Möglichkeit außer Zweifel gestellt,
daß die Vermehrung des Ricinseidenwurms in allen warmen und sogar gemäßigten
Ländern, wo die Züchtung im Großen nützlich erscheinen wird, sehr schnell
stattfinden kann. Dieses Insect fügt sich der verschiedenen Nahrung und den
verschiedenen Klimaten und ist außerordentlich fruchtbar. Milne-Edwards sagt mit Hinweisung auf
die in Indien nachgewiesenen Thatsachen in seiner Mittheilung an die Akademie:
„Diese Ricinseidenraupe ist sehr fruchtbar, ihr Wuchs ist sehr
schnell, und die Generationen folgen sich in so kurzen Zeiträumen, daß man
jährlich gewöhnlich sechs bis sieben Ernten erhält.“ Die
Ricinseidenraupe hat in Europa von dieser außerordentlichen Fruchtbarkeit nichts
verloren. In Paris ebensowohl als im Süden erhielt man jährlich eine große Anzahl
von Geschlechtern und bei jeden eine beträchtliche Menge von Eiern. Auch der
Reichthum der Erzeugnisse ist hier fast unerschöpflich. Den größten Seidenbau
besitzt jetzt die Acclimatisirungsgesellschaft in Paris und sie hat mit großer
Freigebigkeit Eier vertheilt.
Seit einem Monat sind wenigstens 25,000 Eier in und außerhalb Frankreich versendet
worden, und es bleiben noch 2000 Cocons und beinahe ebenso viel in ihrer
Entwickelung sehr vorgerückte Raupen zur Verfügung. Im Ganzen also 4000 Insecten,
die in wenig Wochen zur Fortpflanzung fähig seyn werden und die sämmtlich seit dem
Monate Januar dieses Jahres (1857) nur von drei Paaren abstammen.
Nach einer solchen Erfahrung und nach den zahlreichen und glücklichen Versuchen, die
in Gegenden des südlichen, mittlern und sogar nördlichen Europa's gemacht worden
sind, kann man versichern, daß der Ricinseidenwurm in diesem Welttheile festen Fuß
gefaßt hat Er wird hier wenigstens so lange bestehen, als man sein Daseyn für
zeitgemäß halten wird. Ebenso ist es nach den Berichten des Marschalls Vaillant auch in Afrika, wo der neue Seidenwurm in
Algerien alle seine Lebensbedingungen im hohen Maaße findet. Auch scheint er in
Aegypten zu gedeihen, wohin ihn Hr. Jomard geschickt hat. Der Ricinseidenwurm ist auch schon nach
Amerika gekommen. Der Acclimatisirungsverein machte mehrere Coconssendungen nach
Brasilien und eine derselben wurde durch Hrn. Le Long mit allen Vorsichtsmaßregeln ausgeführt.
(Deutsche Gewerbezeitung, 1858 S. 74.)