Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. , S. 314 |
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Miscellen.
Miscellen.
Anwendung des emaillirten Schmiedeeisens bei Spinn- und
Webmaschinen; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
Wenn Garn- oder Zwirnfäden beim Spinnen, Zwirnen, Zetteln, Schlichten, Weben
u.s.f. durch Löcher oder Schlitzen geleitet werden, so führen sie durch Einschneiden
und Ausschleifen sehr bald die Unbrauchbarkeit derartiger Oeffnungen herbei, wenn
dieselben nicht aus sehr hartem Material hergestellt sind. In der Regel kommen
hiebei Glas und Porzellan zur Anwendung, aber beide Materialien sind in vielen
Fällen, wo ihre Anwendung sehr erwünscht wäre, nicht zu benutzen, weil sie bei
geringen Dimensionen in zu hohem Grade der Zerbrechlichkeit ausgesetzt sind.
In neuerer Zeit hat man versucht, zu dem erwähnten Zwecke auch emaillirtes Schmiedeeisen, welches nicht nur den nöthigen Härtegrad der
Oberfläche, sondern auch bei sehr schwachen Dimensionen noch die erforderliche
Festigkeit besitzt, zu verwenden und daraus, außer den bisher aus Glas oder
Porzellan gefertigten Spinnmaschinentheilen noch mehrere andere Gegenstände, als:
Flügel für Zwirn- und Waterspindeln, Harnischbreter für Jacquardmaschinen,
Lesebreter für Zettelmaschinen u.s.w. herzustellen.
Diese Gegenstände können durch das technische Agenturgeschäft von Hermann Findeisen in Chemnitz bezogen werden. (Württembergisches
Gewerbeblatt, 1858, Nr. 48.)
Tabelle über die Gewichte der Gußstücke.
Die nun vollständig erschienene 3te Auflage des schätzbaren Handbuchs der
mechanischen Technologie von Karmarsch enthält in Bd. I
S. 77 folgende Tabelle, vermittelst welcher aus dem Gewichte des Modells das Gewicht
des Gußstücks annähernd vorausbestimmt werden kann. Die Zahlen in der Tabelle
bezeichnen die Coefficienten, mit welchen man das Gewicht des Modells zu
multipliciren hat, um das Gewicht des Gußstücks zu finden.
Textabbildung Bd. 150, S. 314
Wenn das Modell besteht aus; und
der Abguß gemacht ist in; Gußeisen; Messing; Rothguß; Bronze; Glocken-
oder Kanonenmetall; Zink; Fichten- oder Tannenholz; Eichenholz;
Buchenholz; Lindenholz; Birnbaumholz; Birkenholz; Erlenholz; Mahagonyholz;
Messing; Zinn (mit 1/4 – 1/3 Blei); Blei oder Hartblei; Gußeisen
Es versteht sich von selbst, daß die vorstehende Tabelle keine Anwendung auf solche
Fälle findet, wo – wie bei den meisten hohlen
Gegenständen – das Modell Körpertheile enthält, die am Gußstücke fehlen.
Gutachten über verzinktes Eisen; von Prof. V. Kletzinsky.
Gestützt auf eine Reihe vergleichender Versuche bin ich in der Lage, über verzinktes Eisen folgendes Gutachten abzugeben: 1) Das
verzinkte Eisen trotzt unter allen Umständen den
Einflüssen der Witterung, des Wassers, indifferenter Flüssigkeiten (Branntwein und
Oele u.s.w.) weit besser als Schwarzblech und Weißblech
oder ein durch Oelanstrich geschütztes Eisenblech. 2) Die atmosphärische
oberflächliche Verwitterung oder ein absichtlich gegebener Zinkweiß-Anstrich
bekleiden das verzinkte Eisenblech mit einem so dauerhaften Firnisse, daß daraus
gefertigte Gefäße vielfältigen chemischen Lösungen in Fabriken und Gewerben zu
passenden Aufbewahrungs-Bottichen dienen können. 3) Das verzinkte Eisenblech
übertrifft alle üblichen Metalle und Legirungen in der ausgezeichneten Fähigkeit,
durch die Dämpfe brennenden oder verflüchtigten Schwefels so gut wie gar nicht
angegriffen zu werden! Solchen bei Mineralkohlenfeuerungen u.s.w. unvermeidlichen
Dämpfen zu trotzen, ist außer dem verzinkten Eisen kaum ein anderes gleich billiges
Metallblech im Stande.
Der schützende Zinkweiß-Anstrich, die Widerstandsfähigkeit gegen
Witterungseinflüsse, wässerige, geistige und ölige indifferente Flüssigkeiten und
endlich die Fähigkeit, den Schwefeldämpfen zu widerstehen, machen das verzinkte
Eisen zu einem in seiner Art unersetzlichen, vielseitig verwendbaren Material der
Industrie. (Stamm's illustrirte Wochenschrift, 1858 S. 293.)
Gehämmerte Röhren.
Eine neuerlich in Frankreich angewendete eigenthümliche Methode, gegossene
Messingröhren zu strecken, ist die: sie zu hämmern (tuyaux
martelés) Das 3 Fuß lang mit 1/2 Zoll oder mehr Wandstärke gegossene
Rohr wird in eine Maschine gebracht, wo es auf einen kurzen horizontalen Stahldorn
gesteckt wird. Die Verlängerung dieses Dorns ist eine Eisenstange, länger als das
Rohr nach seiner Vollendung. Die Stange geht durch das Innere des Rohrs und
gestattet demselben eine Fortbewegung in seiner Längenrichtung, während der Dorn
unbeweglich ist. An der Stelle, wo inwendig der Dorn sich befindet, ist äußerlich
von Unten das Rohr gut unterstützt. Oberhalb eben dieser Stelle befindet sich ein
Fallhammer, welcher rasch auf einander folgende Schläge (300 in 1 Minute) gibt. In
den Fallhammer steckt man eine schmale halbcylindrische Bahn zum Strecken des Rohrs,
zuletzt aber eine flache polirte Bahn zum Glätten desselben. Der Dorn dient
gleichsam als Amboß. Das Messingrohr empfängt nun während der Bearbeitung unter dem
Hammer eine gleichmäßige langsame Drehung um den Dorn und eine eben solche
Längenschiebung, so daß die Hammerschläge in einer engen Schraubenlinie von einem
Ende bis zum anderen fallen. Der flache Glätthammer erzeugt schließlich eine
Oberfläche, welche der eines gewalzten oder gezogenen Rohres nichts nachgibt. (Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie, 3te
Auflage.)
Anwendungen des Wolframs.
Die Benutzung des Wolframs zur Stahlfabrication, worauf kürzlich in England ein
Patent ertheilt wurde (s. S. 232), rührt von dem Chemiker F. Köller her. Die ersten Versuche darüber wurden in dem Stahlwerk
Reich-Raming in Oesterreich angestellt. Sie ergaben, daß durch Zusatz von
Wolfram zum Gußstahl die Dichtigkeit desselben erheblich vergrößert wird, daß der Stahl mit 5 Proc.
Wolframgehalt einen gleichmäßigen hellgrauen Bruch besitzt und daß er sich gut
schweißen läßt. Ferner wird angegeben, daß der Wolframstahl den besten gewöhnlichen
Stahlsorten an Güte überlegen sey und zum Zerbrechen eine fast doppelt so große
Kraft erfordere als diese. Versuche über diesen Stahl seyen auch in Berlin und in
Göttingen angestellt worden und in Bochum in Westphalen werde derselbe bereits
fabricirt.
Nach Köller kann das Wolfram auch noch andere Anwendungen
finden. Wolframsaures Natron kann in vielen Fällen mit Vortheil statt der Zinnsalze
in der Färberei und Druckerei angewendet werden, namentlich auf Wolle und Seide. Die
Wolframsäure sowohl, als das daraus zu erzeugende blaue Oxyd kann als Farbe benutzt
werden. Durch Mischung von beiden kann man ein schönes Grün erhalten. Wolframsaures
Zinkoxyd, durch Fällung eines Zinksalzes mit wolframsaurem Natron zu erhalten,
bildet ein schweres weißes Pulver, welches sehr gut statt Bleiweiß zur Bereitung
weißer Oelfarbe benutzt werden kann. In England fängt man an, durch Fällung von
wolframsaurem Natron mit einem Barytsalz wolframsauren Baryt darzustellen. (Technologiste, August 1858, durch das polytechnische
Centralblatt, 1858 S. 1303.)
Form der Stickstoff- und
Cyan-Titankrystalle.
Bei der chemischen Zergliederung des Menakanits hat schon
W. Gregor im Jahre 1791 in demselben ein eigenthümliches
unbekanntes Metall vermuthet, dessen Darstellung aus dem rothen Schörl oder Rutil dem Klaproth bis zum Jahre 1795 vorbehalten blieb, und auch
von ihm Titan (Titanenmetall) benannt worden ist.
Berzelius fand es nachher von dunkelkupferrother
Nüancirung mit ziemlichem Metallglanze, überdieß hart, spröde und äußerst
strengflüssig vor. Natürlich findet sich's in dem Rutil
in braunrothen vierseitigen Säulen, gewöhnlich in Hexaëdern
krystallisirt.
Als Titanoxyd steht es mit mehreren Fossilien, und mehr weniger mit dem Eisen in
Verbindung. Im letzteren liegt auch der Grund, daß sich aus dem Hohofenprocesse in
Horzowitz in Böhmen im Ofenbruche die Stickstoff- und
Cyan-Titankrystalle von Kupferfarbe in ungewöhnlicher Größe ausgebildet
vorgefunden haben, deren Form octaëdrisch ist, die
in ihrem verwirklichten großartigen Vortreten für eine neue Erscheinung zu gelten
hat. J. P. W. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1858,
Nr. 46.)
Metallmoor auf Aluminium-Gegenständen.
In der letzten Versammlung der brittischen Naturforscher-Gesellschaft zu Leeds
machte Hr. Macadam auf eine
Art von Moirirung aufmerksam, welche durch Aetzkalilauge auf der Oberfläche der aus
Aluminium bestehenden Gegenstände hervorgebracht wird; sie ist dem Metallmoor
analog, welchen Salzsäure auf der Oberfläche des Weißblechs erzeugt, und dient als
sicheres Schutzmittel gegen die spätere Veränderung des Aluminiums an der Luft.
Prof. Calvert glaubt, daß das
größte Hinderniß für die Anwendung des Aluminiums die Leichtigkeit ist, womit es das
Wasser von 100° C. und sogar Wasser von jeder Temperatur zersetzt. Ein Draht
von reinem Aluminium, welchen er ein Jahr lang in einer mit Wasser gefüllten Röhre
gelassen hatte, war in gallertartige Thonerde verwandelt; das Aluminium welches ein
wenig Eisen enthält, widersteht der Einwirkung des Wassers besser. (Cosmos, Revue encyclopédique, t. XIII p. 445.)
Verfahren zur Gewinnung von Kali oder Natron aus Feldspath
oder Albit; von Fr. O. Ward.
Der Genannte ließ sich am 20. December 1857, zum Theil als Mittheilung, ein Verfahren
in England patentiren, aus Feldspath oder feldspathhaltigen Gesteinen das Kali oder
aus Albit das Natron abzuschneiden. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, daß das
zu Pulver zertheilte Material mit ebenfalls pulverförmigem Flußspath und
kohlensaurem Kalk gemengt, das Gemenge in einem Flammofen geglüht und nachher
methodisch mit heißem Wasser ausgelaugt wird, welches das Alkali daraus auflöst. Der
Zusatz von kohlensaurem Kalk wird so groß gemacht, daß in der Mischung auf je 1 Aeq.
Thonerde und auf je 1 Aeq. Kieselsäure (die in dem etwa zuzusetzenden Thon
enthaltene Thonerde und Kieselsäure mit gerechnet) 3 Aeq. erdige Basis (Kalk oder
Talkerde, theils aus dem zugesetzten Kalkstein, theils vielleicht aus dem Silicat
selbst herstammend) enthalten sind. Von Flußspath nimmt man so viel, daß in 100 Th.
der Mischung 7–8 Th. Fluorcalcium enthalten sind. Die Hitze beim Glühen wird
so regulirt, daß die Masse erweicht und sich frittet. Man glüht unter öfterem
Umrühren am besten so lange, bis die Kohlensäure ausgetrieben ist. Die durch das
Auslaugen erhaltene Flüssigkeit kann zur Trockne abgedampft und der Rückstand an
Glasfabriken, Seifensieder etc. verkauft werden. Man kann aber auch Kohlensäure
hinein leiten, um die in ziemlicher Menge vorhandene Kieselsäure abzuscheiden, und
dann durch Abdampfen sehr reine Potasche oder Soda gewinnen. Der Rückstand vom
Auslaugen kann zu Dünger oder zur Anfertigung von hydraulischem Mörtel benutzt
werden. Für letzteren Zweck ist es in den Fällen, wo das Silicat quarzig und arm an
Thonerde ist, vortheilhaft, noch thonerdereichen Thon zuzufügen, und zwar so viel,
daß die Thonerde im Ganzen dem Gewichte nach etwa halb so viel als die Kieselsäure
beträgt. Der Thon kann entweder vor dem Fritten, oder erst dem ausgelaugten
Rückstande zugesetzt und muß in jedem Falle innig mit der Masse vermischt werden.
Zur Umwandlung in hydraulischen Cement wird der Rückstand nochmals calcinirt und
nach Umständen gemahlen und gesiebt. Zur Umwandlung in künstliche Puzzolane wird vor
dem Brennen noch Thon in solcher Menge zugesetzt, daß Thonerde und Kieselsäure
zusammen etwa 80 Th. auf je 20 Th. Kalk (und Talkerde) ausmachen. (Repertory of Patent-Inventions, 1858, durch
polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 1452.)
Anwendung des Wasserdampfes zum Feuerlöschen in Fabriken
welche mit Dampfmaschinen versehen sind, und auf Dampfschiffen.
Nachdem der Engländer Waterhouse schon im Jahr 1833 seine
Versuche über das Löschen von Feuersbrünsten mittelst Dampf veröffentlicht hatte
(polytechn. Journal Bd. XLVIII S. 89), wurde
dieses Mittel von Dr. Dujardin zu Lille im Jahr 1837 neuerdings empfohlen (polytechn. Journal
Bd. CXXX S. 153), und im Jahr 1840
machte Fourneyron eine erfolgreiche Anwendung des
Wasserdampfes zum Feuerlöschen in einer Spinnerei (polytechn. Journal Bd. LXXIX S. 77).
Der Brand welcher auf der „Austria“ auf offenem Meere ausbrach
und fast fünfhundert Passagieren das Leben kostete, veranlaßte den Dr. Dujardin, sein längst an
die französische Akademie der Wissenschaften gestelltes Gesuch zu wiederholen, sich
über die Anwendbarkeit des Wasserdampfes als kräftiges Feuerlöschmittel
auszusprechen. Wenn der Capitän der „Austria“ nicht den Kopf
verloren und lediglich den Dampf seiner Kessel in das Zwischendeck geleitet hätte,
wo das Feuer entstand, wäre dasselbe gewiß in kurzer Zeit gelöscht worden.
Verfahren zum Kuhkothen der mit Beizen bedruckten Kattune, von
Samuel Knowles.
Nach dem gewöhnlichen Verfahren passirt man die gebeizten Stücke durch heißes Wasser,
worin der Kuhkoth suspendirt oder das Mercer'sche
Kuhkoth-Surrogat aufgelöst ist; meistens muß man aber, um den beabsichtigten
Zweck vollständig zu erreichen, die Operation wiederholen, indem man die Stücke eine
beträchtliche Zeit lang durch eine frische Quantität einer solchen Mischung
passirt.
Ich imprägnire die gebeizten Stücke auf der Grundirmaschine mit einem Gemisch von
Kuhkoth und Wasser, oder vorzugsweise mit einer Mischung von Wasser und
Kuhkoth-Surrogat (Auflösung von phosphorsaurem Natron und phosphorsaurem
Kalk) von bestimmter Stärke, der Quantität der auf den Stücken befindlichen Beize
entsprechend; dann passire ich die Stücke unmittelbar rasch durch einen mit Dampf
beschickten Kasten, und wasche sie hernach vollständig, worauf sie sogleich gefärbt
werden können. Auf diese Weise erreiche ich den Zweck des Kuhkothens, nämlich das
Auflösen des Verdickungsmittels und das Fixiren der Beize, sicherer und mit weniger
Aufwand von Zeit und Handarbeit. – Patentirt in England am 30. October 1857.
(Repertory of Patent-Inventions, Juni 1858,
S. 478.)
Verfahren, den Indigo zum Behufe des Färbens und Druckens zu
reduciren; von W. J. Ward in Manchester.
Um eine blaue Druckfarbe aus Indigo zu erhalten, nimmt der Patentträger z.B. 4 Pfund
4 Unzen gemahlenen breiförmigen Indigo, welcher circa 2
Pfund feinen Bengal-Indigo enthält, vermischt damit innig 4 Pfund aus Stärke
bereiteten syrupförmigen Traubenzucker (Glucose), fügt ferner 2 Pfund 10 Unzen
gelöschten Kalk (von derjenigen Consistenz, in welcher er verbleibt, wenn man auf
einem Filter das Wasser davon abfließen läßt) hinzu, rührt tüchtig um und setzt
endlich noch 2 Pfund 10 Unzen feste caustische Soda zu, welche ebenfalls gut mit der
Masse vermischt wird. Die so bereitete Mischung enthält zwar die zur Reduction des
Indigos nöthigen Stoffe, diese Reduction tritt aber bei gewöhnlicher Temperatur nur
langsam ein, so daß man die Mischung eine gewisse Zeit lang unverändert aufbewahren
kann. Sie wird in diesem Zustande, also bevor die Reduction des Indigo eingetreten
ist, gedruckt. Die bedruckte Waare läßt man einen mit Wasserdampf gefüllten Raum
passiren; dabei wird der Indigo reducirt, so daß er sich auflösen und an den
bedruckten Stellen in den Zeug eindringen kann. Die dazu nöthige Temperatur und die
Dauer des Verweilens des Zeuges in dem Dampfe müssen zu einander in passendem
Verhältnisse stehen und können durch Versuche ermittelt werden. Im Allgemeinen wird
ein genügender Erfolg erreicht, wenn man die Waare durch Dampf hindurchgehen läßt,
welcher einen Ueberdruck von 1 Pfund pro Quadratzoll hat
und sie etwa 1/2 Minute lang diesem Dampfe aussetzt. Das Dämpfen der Waare bewirkt
man am besten auf die Weise, daß man dieselbe zwischen zwei flachen Kästen, deren
einander zugekehrte Seiten mit Löchern versehen sind, aus denen der Dampf austritt,
hindurchgehen läßt. Ein solcher Apparat zum Dämpfen wird mit der Druckmaschine in
Verbindung gebracht, so daß der Zeug sofort von dieser aus zum Dämpfen gelangt.
Ein anderer Vorschlag des Patentträgers bezieht sich auf die Anfertigung der kalten
Küpe; er vermischt dazu den Indigo ebenfalls mit Traubenzucker, Kalk und caustischer
Soda, erhitzt diese Mischung und läßt sie stehen, bis der Indigo reducirt ist, und
fügt sie dann dem Inhalt der Küpe oder dem in dieselbe gebrachten Wasser hinzu,
worauf die Küpe zum Färben fertig ist. In Fällen, wo das Alkali nachtheilig ist,
neutralisirt er dasselbe durch eine Säure und löst das dadurch niedergeschlagene
Indigweiß durch Zusatz von Kalk wieder auf. – Patentirt in England am 8.
December 1857. (Repertory of Patent-Inventions,
August 1858, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1391.)
Erzeugung von künstlichem Gerbstoff und Benutzung desselben
zur Lederbereitung, nach H. C. Jennings in London.
Man nimmt den dichtesten und schwärzesten Torf (Pechtorf), läßt ihn an der Luft
vollständig austrocknen, zertheilt ihn zu Pulver und behandelt ihn mit
Salpetersäure, von welcher man, je nachdem der angewendete Torf weniger oder mehr
fettig ist, d.h. bei der trocknen Destillation weniger oder mehr Theer, Paraffin
etc. liefert, 10 bis 20 Proc. vom Gewicht des Torfs anwendet. Die Salpetersäure wird
nach und nach gleichmäßig über den Torf ausgegossen und dann durch Umrühren mit
demselben vermischt. Schon nach einigen Minuten beginnt eine lebhafte Einwirkung
derselben auf die Torfmasse, wobei diese sich erhitzt und salpetrige Dämpfe sich
entwickeln. Wenn diese zu erscheinen beginnen, bedeckt man das Gefäß, in welchem die
Torfmasse sich befindet, mit einem hölzernen Deckel, um die Dämpfe möglichst in
demselben zurückzuhalten. Nachdem die Dampfentwickelung nachgelassen hat, fügt man
der Masse die 6 bis 10fache Menge der angewendeten Säure an Wasser zu, vermischt
dasselbe durch Umrühren gleichmäßig mit der Masse und fügt dann noch so viel Wasser
hinzu, daß das Gefäß ziemlich ganz angefüllt wird. Hiernach erhitzt man die Masse
bis zum Siedepunkt, was entweder in einem Kessel oder durch Dampfröhren bewirkt
wird. Das Erhitzen, welches den Zweck hat, den durch die Einwirkung der
Salpetersäure auf den Torf gebildeten Gerbstoff möglichst vollständig aufzulösen,
wird 4 Stunden oder länger fortgesetzt.
Wenn man frisch aus dem Moor genommenen Torf, welcher eine beträchtliche Menge Wasser
enthält, verarbeiten muß, so vermischt man denselben mit 5 Proc. concentrirter
Schwefelsäure, erhitzt die Mischung auf 80 bis 100° C., erhält sie 2 Stunden
lang oder länger in dieser Temperatur und fügt ihr dann, nachdem man mit dem
Erhitzen aufgehört hat, 10 bis 15 Proc. Salpetersäure hinzu, welche durch Umrühren
gut mit der Masse vermischt wird. Nach Verlauf einer Stunde wird die Mischung wieder
erhitzt und damit fortgefahren, bis orangerothe Dämpfe erscheinen, welche man wieder
durch Auflegen eines Deckels möglichst in dem Gefäß zurückzuhalten sucht. Wenn eine
Probe der Masse bei Behandlung mit Wasser demselben eine braune Farbe ertheilt, hört
man mit dem Erhitzen auf und läßt die Masse erkalten, worauf der künstliche
Gerbstoff aus derselben durch Wasser ausgezogen wird.
Um die Auflösung des künstlichen Gerbstoffs von dem darin befindlichen Farbstoff zu
befreien, vermischt man sie mit etwas Zinnsalz und kocht die Mischung einige Minuten
lang; die Flüssigkeit verliert dadurch größtentheils ihre Farbe und liefert nachher
ein helles Leder. Derselbe Zweck kann auch durch Zusatz von schwefelsaurer Thonerde
und Kochsalz erreicht werden.
Die in der beschriebenen Weise erzeugte Auflösung von künstlichem Gerbstoff wendet
man am besten in der Stärke von 12° des Lohemessers an. Man bringt sie in
eine Grube und legt die in gewöhnlicher Manier enthaarten und gereinigten Häute
hinein, entweder direct oder in einen Korb oder dergleichen, in welchem man sie auch
durch dazwischen gelegte Scheiben von Korbgeflecht von einander trennt, was
namentlich bei den schwereren Häuten nöthig ist. In eine zweite Grube bringt man
eine Lösung von kohlensaurem Natron. Nachdem die Häute 20 bis 24 Stunden lang in der
Gerbstofflösung gewesen sind, zieht man sie heraus, befreit sie durch
Abtropfenlassen und Ausschwingen von der Flüssigkeit und bringt sie in die
Sodalösung. Nachdem sie darin 1 bis 2 Stunden verweilt haben, zieht man sie wieder
heraus, läßt sie abtropfen, schwingt sie aus und bringt sie wieder in die
Gerbstofflösung. In dieser Art fährt man fort, bis die Masse der Häute durch die
Verbindung mit dem künstlichen Gerbstoff sich in Leder verwandelt hat. In dem Maaße,
als dieser durch die Häute aus der Flüssigkeit weggenommen wird, muß wieder eine
frische Lösung von künstlichem Gerbstoff in die Grube gebracht werden, die man in
dem Maaße, als die Operation fortschreitet, immer concentrirter anwendet. Durch das
abwechselnde Einbringen der Häute in Sodalösung soll die Verbindung des künstlichen
Gerbstoffs mit der thierischen Faser befördert werden, indem dabei Kohlensäure
entwickelt wird, welche bei ihrem Entweichen die Masse der Häute auflockert, so daß
die Gerbstofflösung leichter hineindringen kann. – Patentirt in England am 6.
Januar 1858. (Repertory of Patent-Inventions,
August 1858, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1389.)
Ruthay's Verfahren der
Leimbereitung aus den Hautabfällen in Gerbereien.
Ruthay hat in den Annal. de Chim.
et de Pharm. t. XLI p. 236 folgende Methode
angegeben, um Leim ohne Sieden aus den Hautabfällen in Gerbereien zu bereiten. Man
läßt die Abfälle in Flußwasser liegen, bis sie anfangen zu riechen und wäscht sie
dann gut aus, entweder in einem Sack in fließendem Wasser oder am besten durch
Stampfen, während man Wasser darüber fließen läßt. Dann bereitet man sich eine
Lösung von schwefliger Säure in Wasser, die so stark ist, daß sie 1,035 spec.
Gewicht hat. 11,2 Theile von der feuchten und etwas gepreßten Masse werden mit 2 1/2
Theilen von dieser Säure übergossen und damit in einem bedeckten Gefäße 24 Stunden
lang stehen gelassen, worauf man die Säure davon abfließen läßt, die Masse
einigemale mit frischem Wasser abwäscht, und aufs neue 2 1/2 Theile von der Säure
darauf gießt und damit gut umrührt. Beim Oeffnen des Gefäßes bemerkt man dann den
Geruch dieser Säure. Die Masse wird nun durch gehöriges Waschen von der Säure
befreit, ausgepreßt, in einen Bottich gelegt, der davon zu 2/3 angefüllt wird, und
den man dann mit Wasser von + 43° Cels. ganz anfüllt und bedeckt an einem
warmen Orte 24 Stunden lang stehen läßt. Das dann abgezapfte Liquidum erstarrt beim
Erkalten zu einer farblosen Gallerte. Auf den Rückstand wird neues Wasser von einer
etwas höheren Temperatur gegossen, welches nach 24 Stunden von neuem Gallerte
liefert, und man fährt so fort, so lange sich noch etwas auflöst. Diese Gallerte
soll in verschlossenen Gefäßen beliebig lange Zeit aufbewahrt werden können.
(Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 19.)
Wasserdichtes Packpapier
kann man sich auf folgende Weise verschaffen: Man nehme 24
Loth Alaun und 4 Loth weiße Seife, löse sie in 1 Pfd. Wasser auf. In einem anderen
Topf löse man 2 Loth arabisches Gummi und 6 Loth Leim ebenfalls in 1 Pfd. Wasser,
mische Alles wohl zusammen, erwärme die Mischung, tauche das zu behandelnde
Packpapier hinein und lasse es durch heiße Walzen gehen oder über ausgespannten
Bindfaden trocknen. (Deutsche Gewerbezeitung.)