Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Wärme-Meßkunst von C. Schinz.
Als sechster Band der im Verlage von Carl Mäcken in
Stuttgart erscheinenden Bibliothek technischer
Wissenschaften wurde kürzlich ausgegeben und kann besonders bezogen
werden:
„Die Wärme-Meßkunst und deren Anwendung zur
Construction von Apparaten für die Industrie und für häusliche
Bedürfnisse. Ein Leitfaden zum Unterrichte und zur Selbstbelehrung für
Ingenieure. Fabrikanten, Architekten, Werkmeister u.s.w. von C. Schinz. Mit einem Compendium
von Zahlenresultaten und Formeln für den praktischen Gebrauch, und
einem Atlas, enthaltend 35 gravirte Tafeln in gr.
Folio.“
Wirft man einen Blick auf das Gesammtgebiet der Technik, so erkennt man bald, daß
vorzugsweise der mechanisch-technische, der constructive Theil durch das
Zusammenwirken von Männern der praktischen Thätigkeit und der Wissenschaft auf einen
hohen Grad der Ausbildung gebracht worden ist. Von den chemischen und
chemisch-physikalischen Industriezweigen läßt sich ein Gleiches nicht rühmen;
es ist Thatsache, daß z.B. in einem der ausgebildetsten Industriezweige, der
Rübenzuckerfabrication die mechanisch-technische Seite viel weiter gefördert
ist, als die chemische und chemisch-physikalische; in anderen, zum Theil
uralten Industrien, deren Zahl nicht gering ist, z.B. in der Gerberei, hat die
Theorie erst angefangen, den Sinn und die Bedeutung der hergebrachten
Verfahrungsweisen zu erkennen. Es ist daher nicht bloß angemessen, sondern eine
wichtige Aufgabe der Gegenwart, auch diesen Theil der Technik auf eine höhere Stufe
zu bringen, und hier steht obenan die Benutzung der Wärme zu
ökonomischen und technischen Zwecken So alt die Benutzung der Wärme ist, so
hat doch erst die neuere Zeit das wahre Wesen des Verbrennungsprocesses, sowie die
Gesetze der Bewegung und Fortpflanzung der Wärme erforscht; Peclet hat später die Resultate der Wissenschaft für die Industrie nutzbar
zu machen gesucht in seinem großen Traité de la
Chaleur; Redtenbacher
hat in seinem
originellen Werke über die calorische Maschine die Principien der
Lufterhitzungsapparate in klaren Umrissen festgestellt; Versuche des französischen
Maschinenbauers Cavé an Dampfkesseln führten zu
dem erfreulichen Resultate, daß der beste Effect nur mit den einfachsten Apparaten
erzielt werde. Aber alle diese Resultate, Forschungen und Erfahrungen sind noch
nicht in Fleisch und Blut der Lehrer und Lernenden übergegangen, noch ist die Zeit
nicht gekommen, wo die Gesetze in ihrer Einfachheit erkannt werden, und die
erkannten Gesetze zu richtiger Anwendung kommen, noch sind in diesem Gebiete
Empirismus und Charlatanerie nicht gehörig zurückgewiesen. Der Verfasser der
Wärmemeßkunst hat dieß klar erkannt: in einer ersten Abtheilung bespricht er die
wichtigsten hieher gehörigen Lehren und Sätze der Chemie und Physik, lehrt in der
zweiten Abtheilung die Anwendung dieser Sätze auf die Eigenschaften und
Zusammensetzung der Brennstoffe und auf die einzelnen Theile der Wärmeapparate; in
zwei weiteren Abtheilungen werden die Beheizung von Wohnungen und öffentlichen
Gebäuden und endlich sämmtliche Anwendungen der Wärme in der Industrie
besprochen.
Der Verfasser hat sich die Ausbildung dieses Zweiges der Technik zur Lebensaufgabe
gemacht, eigene Versuche angestellt wo es ihm nöthig schien, die Einrichtung vieler
Anlagen geleitet, viele Erfahrungen und Anschauungen in Deutschland, der Schweiz und
später in Amerika gesammelt. Daher die lebendige frische Sprache, das kecke
Ankämpfen gegen falsche Autoritäten und Schlendrian, andererseits klare
Auseinandersetzung des als richtig und nothwendig Erkannten; Vorführung einfacher
praktischer Constructionen und numerische Darlegung der wichtigsten Verhältnisse.
– Und so zweifeln wir nicht, daß das mit Liebe und Sachkenntniß geschriebene
Buch sich zahlreiche Freunde gewinnen werde, und empfehlen es in der Ueberzeugung,
daß der Verfasser redlich gestrebt hat, zur Verbreitung klarer Begriffe in diesem
Gebiete und dadurch zur Lösung der von der Volkswirthschaft gebieterisch gestellten
Aufgabe, die im Preise fortwährend steigenden und von der Industrie in immer
größeren Massen beanspruchten Brennstoffe besser als bisher zu verwenden,
beizutragen.
Bessemer's Methode in Schweden
und Eisenreichthum daselbst.
Einer Zuschrift des k. k. Generalconsuls Hrn. E. Merk an die k. k. geologische Reichsanstalt
entnehmen wir nachstehende Nachrichten über die neuen Eisenerzeugungsversuche in
Schweden, aus welchem Lande der genannte Hr. Generalconsul vor Kurzem zurückgekehrt
ist. „Auf den Eisenhütten Schwedens und bei deren Eigenthümern hat die
patentirte Bessemer'sche Methode, aus den Eisenerzen
direct Stahl herzustellen, eine unglaubliche
Aufregung hervorgebracht. – Das Patent selbst haben die HHrn. Elfstrand und Comp. in Gefle für ganz Schweden käuflich an sich
gebracht und nun schon geraume Zeit Stahl von ganz ausgezeichneter Qualität in
ziemlich bedeutenden Mengen hergestellt. Vierzig vollkommen gelungene Versuche
im Großen haben die Thatsache über allen Zweifel hingestellt. – Es eignen
sich aber lange nicht alle ErzeEs wäre interessant zu erfahren, welche Erze es sind, die sich hierzu
besonders eignen und welche nicht tauglich befunden wurden. in Schweden zur directen Erzeugung von Stahl, sondern nur gewisse
Eisenwerke werden an dem unberechenbaren Vortheile dieses neuen Verfahrens Theil
nehmen können. Man berechnet, daß wenn nicht eine, wohl nicht zu befürchtende
Entwerthung des schwedischen Stahls stattfindet, an jedem nach der neuen Methode
producirten Schiffspfund Stahl (ungefähr 360 Pfd.) 75 fl. verdient werden! Der
Hr. Generalconsul stellt in Aussicht, nächstens eine Mittheilung über den
berühmten Eisenberg von Gellivare im Norden von Schweden zu machen, welcher 1580
Fuß hoch und 3/4 Meilen im Umfang hat. Er besteht – fährt Hr. M. fort
– aus so reinen zu Tag liegenden Eisenerzen, daß die Lappländer dieselben
ohne Weiteres zu ihren Utensilien verschmieden. Schweden belastet die Ausfuhr
von Erzen mit einem hohen Zoll, hat aber dennoch unerschöpfliche Eisenlager im
hohen Norden, an
deren Ausbeutung man jetzt zu gehen gedenkt. Das gegenüber liegende Finnland hat
Hohöfen, Wälder, Kohlen, aber keine Erze, und wird so lange ohne Eisenproduction
bleiben, als jenes Ausfuhrverbot bestehen bleibt.“
So weit diese neuesten Daten. Ueber den Eisenerzreichthum im nördlichen Schweden gibt
schon der berühmte Geologe Leopold v. Buch in seiner classischen Reise durch Norwegen und
Lappland, Berlin 1810, Bd. II S. 244 Nachrichten. Auch er kannte den Erzberg von
Gellivara und erwähnte auch der Eisensteine von Luossovara und Svappavara, deren
Mächtigkeit er auf 34 Klafter als bekannt angibt. „Noch mehr übertrifft
sie der Eisenberg, von Kirunovara 2 1/2 Meilen westlich von Jukas-Jerfwi;
denn hier hat man die Breite des reinen Erzes schon bis 800 Fuß
gesehen.“ Und von Buch, der ein scharfes
Auge für alle wirthschaftlichen Verhältnisse hatte, setzt hinzu: „Alle
diese Schätze sind jedoch jetzt (1804–1810) unbenutzt und müssen es seyn.
Denn einen so weiten Landtransport von mehr als 10 Meilen bis Torneofors erträgt
das Erz nicht; und die Hohöfen den Erzen näher zu legen, erlauben die
aufhörenden Waldungen nicht. Es ist der Nachwelt vorbehalten, Vortheil aus der
ungeheuren Menge von Eisensteinen zu ziehen, welche die Natur in Lappland
niedergelegt.“ Was Buch prophetisch
ausgesprochen, scheint nun näher gerückt. Ob es für Schweden vortheilhafter seyn
mag, durch Ausfuhr seiner Erze nach Finnland (welches nicht mehr schwedisch ist!) sich im nachbarlich
gewordenen Rußland eine Concurrenz und obendrein mit seinen trefflichen Erzen zu
schaffen, oder ob es möglich ist, durch Zufuhr von Brennstoff die Verschmelzung der
Erze in Schweden selbst zu versuchen, müssen Localverhältnisse entscheiden.
Schwedens Regierung wird den Weg dazu nicht lange suchen müssen. Sein dermaliger
Herrscher-Prinz-Regent – ist selbst Kenner und Freund des
Eisenwesens, und ihm verdankt man eine treffliche Eisen-Industriekarte von
Schweden, auf welcher Erzvorkommen, Hütten, Holzbezugsorte und Exportlinien äußerst
sinnreich verbunden in einer höchst gelungenen Uebersicht dargestellt sind. Wenn
Bessemer's Methode für
gewisse Erze wirklich so vortheilhaft ist, wie sich nun zu zeigen scheint, so kann
der Transport der Erze aus Lappland nach schwedischen Hütten vielleicht doch noch
ausführbar werden, ohne daß es nöthig wäre damit eben Rußland ein Geschenk zu
machen. Hier ist gleich wieder ein Beispiel, daß freie
Ein- und Ausfuhr doch auch Bedenken haben können, so lange es politische
Gränzen gibt. Wäre Finnland noch schwedisch, so würde der
oben gemachte Vorschlag gewiß schon längst befolgt worden seyn!
Schließlich müssen wir aber auch aus der trefflichen Schrift unsers P. Tunner
„das Eisenhüttenwesen in Schweden“ hervorheben, was er auf
Seite 2 und 3 sagt: „Schweden besitzt reiche gute Eisenerze und Waldungen
in Menge, wie wahrscheinlich kein zweiter Staat in Europa. Aber diese
Materialien sind auf einer sehr großen Fläche verbreitet, und je weiter nach
Norden, je weniger cultivirbar ist das Land, desto dünner die Bevölkerung, desto
langsamer der Wachsthum der Bäume. Die vielen Landseen, Canäle, der meist
steinige Boden und die Nähe der großen Wasserstraße für den Welthandel ermäßigen
sehr die Transportkosten im Innern des Landes wie nach Außen; dazu kommen mehre
eigene kleinere Eisenbahnen meist für Pferde, zum Theil für Dampfkraft. Dagegen
fehlen bisher große allgemeine Eisenbahnen, und eines vollständigen Netzes
solcher Bahnen dürfte sich Schweden kaum je zu erfreuen haben“
u.s.w., wobei wir auf das genannte Werk selbst verweisen, das in keines
Eisenhüttenmannes Bibliothek fehlen sollte. (Oesterreichische Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1858, Nr. 47.)
Ueber die Bereitung von schwefelsaurer Thonerde und Wasserglas
aus Passauer Thon; von Christ. Bergeat in Passau.
In der Passauer Gegend finden sich große Lager eines Kaolins, der sich durch seine
ungemein leichte Zersetzbarkeit mit Schwefelsäure auszeichnet, wobei sämmtliche
Kieselsäure im löslichen Zustande abgeschieden wird. Hierdurch empfiehlt sich
dieser, zugleich ziemlich eisenfreie Thon als ein vortreffliches Material zur
Bereitung schwefelsaurer Thonerde und eines zu vielen Anwendungen geeigneten
Wasserglases. Die
überraschende Leichtigkeit, mit welcher Schwefelsäure aus diesem Kaolin die Thonerde
sich aneignet, kann aber leicht übersehen werden, denn wendet man die Säure in der
Meinung, ihre Reaction nicht zu schwächen, im concentrirten Zustande und den Kaolin
als Pulver an, so erfolgt die erwartete Zersetzung nicht, sondern es wird nur so
viel schwefelsaure Thonerde gebildet, als der Quantität Wasser angemessen ist,
welche dieses Salz bei seiner Entstehung mit in Verbindung nehmen kann. Die besseren
Stücke dieses Kaolins, aus einem feuchten Magazin genommen, enthalten mit Weglassung
der hier nichtssagenden Bruchtheile 31 Proc. in Schwefelsäure lösliche Thonerde
nebst wenig Eisen, 34 Proc. in Natronlauge auflösliche Kieselsäure, 8 Proc.
Unlösliches, 27 Proc. Wasser. Wird das Pulver solcher Stücke mit gleichviel
concentrirter Schwefelsäure behandelt, welche durch die vorhandene Thonerde mehr als
gesättigt werden könnte, so bleibt auch nach längerem Erhitzen das Gemisch äußerst
sauer; fügt man aber gleichzeitig auch eben so viel Wasser hinzu oder wird der
pulverförmige Koalin zuerst mit Wasser zu einem Brei angemacht, so ist, durch
Erwärmung unterstützt, schon nach einigen Minuten die Zersetzung vollendet. Die
anfangs sehr flüssige Masse quillt auf, wird süß und seifenartig fest und liefert
nach dem Auslaugen und Abdampfen 240 Proc. Waare, die nahe 12 Proc. reine Thonerde
enthält und sich in Wasser ohne Trübung oder Färbung wieder vollständig auflöst.
Erst nach mehrmonatlicher Aufbewahrung dieses Salzes, wobei, wenn das Local trocken
ist, so viel Wasser verdunstet, daß eine circa 14 Proc.
Thonerde enthaltende Waare zurückbleibt, zeigt die Auflösung eine geringe flockige
Trübung, die wahrscheinlich von Kieselsäure herrührt, vielleicht aber nichts anderes
als eine Spur organischer Materie ist.
Bei einem Versuch im Großen, der 142 Pfund englische Schwefelsäure in Anspruch nahm,
wurde die Zersetzung in einem hölzernen Bottich vorgenommen und der von gröberen
Beimengungen befreite zu einem Brei angerührte Thon mit der Säure vermengt. Die
hierbei sich entwickelnde Wärme war mehr als hinreichend, die Reaction zu vollenden,
und das Gemisch, welches sich indessen auffallend ausgedehnt hatte, konnte schon
nach 18 Stunden ausgelaugt werden. Aus dem erhaltenen Rückstand ließ sich das
Feinere von dem sandigen Theil durch Abschlämmen sehr leicht trennen und bis auf
einen kleinen Rest unzersetzter Erde in Natronlauge zu einer Wasserglasflüssigkeit
lösen.
Bei dieser Gelegenheit dürfte eine Eigenthümlichkeit des erwähnten leicht
zersetzbaren Koalins nennenswerth seyn, welche andere hier vorkommende weiße Thone
nicht zeigen. Setzt man nämlich kleine Stückchen dieses Kaolins, welche im
wasserfreien Zustande 43 Proc. Thonerde nebst Eisen, 47 Proc. Kieselsäure und 10
Proc. Unlösliches enthalten, auch Monate lang der directen Sonnenwärme im Sommer
d.h. einer bei 40° R. sich haltenden Temperatur, aus, so verlieren diese beim
Glühen noch 17 bis 18 Proc. Wasser. Erst bei anhaltender Einwirkung einer Temperatur
von 80° R. findet eine solche Austrocknung statt, daß beim Glühen nur noch 12
bis 13 Proc. Wasser ausgetrieben werden. Die anderen Thone, welche gleichzeitig der
Sonnenwärme ausgesetzt worden waren, erlitten bei 80° keinen namhaften
Wasserverlust mehr und die zurückbehaltene Quantität erhob sich bei weitem nicht auf
17 Proc. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 16.)
Ueber auflösliches Berlinerblau; von Dr. N. Gräger.
Im Jahrgang 1851 des polytechn. Journals, Bd. CXXII
S. 398, ist ein von Reade aufgefundenes
Verfahren mitgetheilt, nach welchem man einer Auflösung von Blutlaugensalz
(Kaliumeisencyanür) eine entsprechende Jodeisenlösung mit überschüssigem Jod zufügen
soll. Der hierdurch entstehende blaue Niederschlag besitze alsdann, nachdem er auf
einem Filter gesammelt und ausgewaschen worden, die gewünschte Auflöslichkeit. Bei
genauer Befolgung dieser Vorschrift kam es dem Verf. dennoch öfters vor, daß das
entstandene Berlinerblau in Wasser nicht löslich war; er fügt noch hinzu, daß, wenn
man sich streng nach den angegebenen Verhältnissen richtet, d.h. die dem im Jodeisen
enthaltenen Jod entsprechende Menge von Kaliumeisencyanür anwendet, oder, mit
anderen Worten, wenn das in diesem letzteren enthaltene Kalium mit dem angewendeten Jod
gerade Jodkalium bildet, man in keinem Falle auflösliches Berlinerblau erhält.
Uebrigens ist auch die Angabe „überschüssiges Jod“ insofern
eine ungenaue, als man nicht ersieht, ob Eisenjodür oder Eisensesquijodür, welches
einen Ueberschuß von Jod enthalten soll, gemeint sey. Aus dem Folgenden ergibt sich
indessen, daß ein Ueberschuß an Jod weder in dem einen noch in dem anderen Falle auf
die Bildung eines auslöslichen Blau von Einfluß ist.
Fällt man eine Auflösung von 1 Aeq. Blutlaugensalz mit einer Lösung von
Eisensesquijodür, welche 2 Aeq. Jod enthält, so entsteht kein auflösliches
Berlinerblau; eben so wenig in dem Falle, wenn das Eisensesquijodür einen Ueberschuß
von Jod enthielt. Wendet man dagegen nur die Hälfte oder etwas mehr als die Hälfte
der obigen Eisensesquijodürlösung an, welche also nur 1 Aeq. oder wenig darüber Jod
enthält, so löst sich der entstandene Niederschlag unter allen Umständen leicht in
Wasser. Unter Berücksichtigung dieses Verhaltens schien es dem Verf. nicht
unwahrscheinlich, daß man, eben so wie mit Eisenjodid, auch mit Eisenchlorid
auflösliches Berlinerblau werde darstellen können. Es wurde zu dem Ende eine
Auflösung von Kaliumeisencyanür, die 10 Proc. dieser Verbindung enthielt, mit einer
verdünnten Lösung von Eisensesquichlorür, die nur halb so viel Chlor enthielt als
zur Zersetzung jener erforderlich war, versetzt. Der dadurch entstandene, auf einem
Filter gesammelte und abgewaschene Niederschlag war ebenfalls in Wasser vollkommen
löslich; er erforderte jedoch eine größere Menge von Wasser als das aus Eisenjodid
erhaltene Berlinerblau, und eine concentrirte, in der Wärme bewirkte Auflösung
gelatinirte nach dem Erkalten, wurde beim Erwärmen aber wieder flüssig, und behielt
auch bei weiterer Verdünnung das Berlinerblau in Auflösung. Es besteht demnach in
den Löslichkeitsverhältnissen des aus Jod- oder Chloreisen bereiteten
Berlinerblaus ein gewisser Unterschied, der vielleicht in den
Aequivalentverhältnissen von Jod und Chlor seine Erklärung findet, indem das
Eisensesquijodür 12,8 Proc., dagegen die entsprechende Chlorverbindung 43,5 Proc.
Eisen enthält, so daß sich dasselbe in der ersteren gleichsam in einem weit
aufgelockerteren Zustande befindet, der möglicherweise auf die größere Löslichkeit
des daraus dargestellten Berlinerblaus von Einfluß ist.
Wie leicht übrigens das auflösliche und aufgelöste Berlinerblau in den unlöslichen
Zustand übergeht, ergibt sich daraus, daß man eine solche Auflösung nur mit etwas
gepulvertem Schwerspath zu schütteln braucht, um sofort alles Berlinerblau sich
ablagern zu sehen, ohne daß sich dasselbe später wieder in Wasser löst (Böttger's
polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 12.)
Vorzüglich schönes Blau, aus Blauholz dargestellt.
Dieses Verfahren, Baumwollgarne tief dunkelblau und sehr fest zu färben, besteht in
einer Chromoxydbeize, und wird folgendermaßen ausgeführt. 250 bis 260 Berliner Quart
2° B. starke Blauholzabkochung (à 2 1/2
Pfd. per Quart) werden mit 1 1/2 Pfd. rothem chromsaurem
Kali und 3 1/2 Pfd. Salzsäure von 22° B. gemischt. Das chromsaure Kali wird
zuvor in Wasser gelöst, der Salzsäure beigegeben und hierauf die Mischung in
Blauholzabkochung eingerührt.
Wird nun die Mischung nach und nach bis zum Sieden erhitzt, so ändert sich die Farbe
allmählich durch die gesteigerte Temperatur in eine tief dunkelblaue Nüance um,
welche sich ohne vorhergegangene Beizen fest mit dem Baumwollstoff verbindet und ein
schönes Dunkel-Indigoblau ergibt. Werden die so gefärbten Zeuge nicht
gewaschen, so nehmen sie durch das Trocknen einen Stich ins Violette, gleich den mit
Indigo gefärbten, an; wird die Waare aber nach dem Färben gespült und dann erst
getrocknet, so verschwindet der violette Stich und es bleibt dunkles tiefes
Schwarzblau zurück.
In Frankreich hat der Einsender dieses Verfahrens ein dem vorstehenden ähnliches in
folgender Weise hergestellt: Er wendete eine Beize aus Chromoxyd in Säure gelöst an,
indem er 1 Pfd, doppelt-chromsaures Kali mit 1 1/2 bis 1 6/8 Pfd. mit Wasser
versetzter Schwefelsäure vermischte und hierauf eine die Chromsäure reducirende
Substanz, z.B. Syrup oder auch Weingeist, zusetzte. Um z.B. 56 bis 60 Pfd.
Baumwollgarn satt dunkelblau zu färben, wird so viel Chromoxydsalz, als man durch Reduction von etwa
1 Loth chromsaurem Kali erhält, in einen Absud von circa 55 bis 60 Pfd.
Blauholzdecoct gegeben. In dieser stark anfärbenden Flotte kann man die Waaren oder
Garne mit einem einzigen Male satt färben, das Bad muß indeß ziemlich stark, nur
nicht bis zum Siedepunkt erhitzt werden, oder man kann auch die Waare lauwarm, oder
noch besser warm beizen und hierauf in Blauholz ausfärben. Durch Abänderung der
Proportionen von Beize und Blauholz kann man auch graue oder violette Nüancen
darstellen.
Die dunkelblaue Farbe selbst, sowie deren Abstammungen zeichnen sich auch durch
bemerkenswerthe Eigenschaften aus. Die atmosphärische Luft hat keinen Einfluß auf
sie: in Seife und Kleie gekocht bleibt die Farbe unverändert und es geht nichts
herunter; ebenso in kohlensaurem Natron oder in Kalkwasser. Essig äußert gleichfalls
keine Wirkung auf sie, während die Waare in ein stark mit Salzsäure angesäuertes Bad
gebracht, sich selbst rothbräunlich, die Flotte aber hellroth anfärbt, hierauf durch
ein schwaches Ammoniakwasser genommen, erscheint sie wieder blau, jedoch in lichter
gewordener Nüance.
Aetzende Kalilauge zersetzt die Farbe allmählich in eine braune, welche auch nach
erfolgtem Waschen braun bleibt. Durch ein mit Essigsäure versetztes Bad genommen,
entsteht wieder ein Blau, jedoch in veränderter Nüance. (Deutsche Musterzeitung,
1858, Nr. 3)
Verhalten des Kupferoxyd- und des
Nickeloxydul-Ammoniaks zur Seide.
Wie E. Schweizer und J. Schloßberger entdeckt habenPolytechn. Journal Bd. CXLVI S. 361,
Bd. CXLIX S. 144., quillt rohe gleichwie ausgekochte Seide in Kupferoxydammoniak und
Nickeloxydulammoniak überaus schnell und stark auf und löst sich kurze Zeit darauf;
die Farbe der Seidelösung ist bei Kupferoxydammoniak blau ins Violette, bei dem
Nickeloxydulammoniak gelbbraun.
J. Schloßberger theilt nachträglich (in den Annalen der
Chemie und Pharmacie, Bd. CVIII S. 64) über dieses Verhalten der Seide Folgendes
mit: „Das Gespinnst anderer Raupen,
einheimischer Bombyxarten, verhält sich zu beiden Reagentien in durchaus
gleicher Weise wie das der Seidenraupe; die Fäden quellen stark und werden bald
unsichtbar, indem sie sich lösen. – Ferner: Lösungen von Kupferoxyd oder
Nickeloxydul in kohlensaurem Ammoniak wirken in
keiner Weise auf Seide; auch zur Baumwolle verhalten sich beide gänzlich
unwirksam. Ich erkläre mir hieraus, warum die Lösungen jener Oxyde in Ammoniak
bei langem Aufbewahren so viel an lösender Kraft für genannte Fasern einbüßen,
auch wenn man denselben vor dem Gebrauche wieder starken Salmiakgeist
beimischt.“
Verfahren zum Färben der Wolle mit Murexid, nach F. Petersen.
Nach Petersen gelangt man in folgender Weise dahin, Wolle
schön und gleichmäßig mit Murexid zu färben. Man kocht die Wolle, nachdem sie gut
gereinigt worden ist, mit Wasser, welches mit Weinsteinsäure oder einer andern Säure
angesäuert wurde. Nachdem das Kochen etwa eine Stunde lang gedauert hat, nimmt man
die Wolle aus dem sauren Wasser heraus und bringt sie, ohne sie vorher zu spülen, in
eine Lösung von Murexid in Wasser. Diese Lösung kann kalt oder auch auf 30 bis
40º C. erwärmt angewendet werden; eine halbstündige Einwirkung dieses Bades
auf die Wolle genügt, um derselben eine schöne Amaranthfarbe zu geben. Das Murexid
oder purpursaure Ammoniak gibt mit Quecksilbersalzen einen carmoisinfarbenen, mit
Zinnsalzen einen gelben, mit Wismuthsalzen einen orangefarbenen, mit Bleisalzen
einen rosafarbenen, mit Silbersalzen einen violetten Niederschlag.
Wenn man daher die in vorbeschriebener Weise amaranthroth gefärbte Wolle durch eine
Lösung irgend eines dieser Metallsalze hindurchnimmt, so wird ihre Farbe
entsprechend abgeändert; mehrere so gebildete Farben sind dauerhafter als die durch
das Murexid allein erzeugte Farbe. (Technologiste, Sept
1858, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1516.)
Baumwollengewebe zu verfeinern und zu verdichten.
Mercer's Verfahren, die weiß
gebleichten baumwollenen und leinenen Gewebe zu verdichten und feiner zu machen, besteht in
Folgendem:
1) Die Gewebe werden auf der Grundirmaschine mit 35 bis 39º B. haltender
kalter Aetznatronlauge bei einer Temperatur von 12º R. imprägnirt und ohne zu
trocknen ausgewaschen, hernach durch ein verdünntes schwefelsaures Bad genommen, von
da wieder gut ausgewaschen, entwässert und abgetrocknet. Um bei diesem Verfahren
kein Alkalisalz zu verlieren, kann man die mit Aetznatronlauge imprägnirte Waare
zuerst in einer Wanne mit Wasser angefüllt hin- und wiederhaspeln und dann
erst gut auswaschen. Die so gewonnene Lauge kann für andere Zwecke verwendet oder
auch statt Wasser zum Ansetzen der starken Natronlauge genommen werden.
2) Oder man wendet statt der Grundirmaschine einen mit einer Reihe von Leitwalzen
versehenen Behälter (Rollenapparat, Kuhkothmaschine) an, füllt denselben mit 25 bis
30º B. haltender kalter Lauge und geht mit der Waare auf gewöhnliche Art in
das Laugenbad ein. Am Ende des Rollenapparats werden zwei Ausringwalzen angebracht,
von welchen die überschüssige Lauge in den Behälter zurück gelangt. Die Waare läuft
dann über und unter Leitwalzen in eine Reihe von Behältern, die man am Anfang der
Operation bloß mit Wasser füllt, so daß im letzten Behälter fast alles alkalische
Salz aus dem Zeug ausgewaschen wird. Das in den Behältern befindliche alkalisirte
Wasser kann für anderen Gebrauch verwendet werden Die Waare wird nun in fließendem
Wasser rein ausgespült, alsdann durch ein schwefelsaures Bad passirt, von da wieder
rein ausgewaschen, im Hydroextracteur entwässert und abgetrocknet.
Durch ein solches Verfahren werden Gewebe aus vegetabilischer Faser in ihrer
Dimension verkürzt, indem sie in ihrer Länge und Breite sehr einschrumpfen, dichter,
specifisch schwerer und in ähnlicher Art verändert werden, wie schafwollene Zeuge
durch das Walken Baumwollene Gewebe werden durch eine solche Behandlung nicht allein
dichter, sondern auch fester gemacht.
Die verdichteten (präparirten) Baumwollgewebe besitzen die Eigenschaft, sich so
schön, intensiv und feurig wie Schafwolle färben zu lassen. Am auffallendsten zeigt
sich der Glanz der rothen Farbe bei Baumwollsammet und
der violetten und Lilafarbe bei Kattun, erweist sich aber auch nichtsdestoweniger
bei vielen andern Farben zu ihrem Vortheil, wie der Verf. sich selbst zu überzeugen
Gelegenheit hatte. Die Farbstoffe dringen in die Faser der präparirten Gewebe
vollkommen ein und haften nicht bloß auf der Oberfläche, auch werden sie in größerer
Menge aufgenommen und fester gebunden; nicht nur die Oberfläche muß zerstört werden,
wenn sie sich abreiben sollen.
Wenn man ein Stück Baumwollenzeug in zwei Hälften theilt, die eine Hälfte präparirt,
die andere Hälfte unpräparirt läßt und beide zusammen färbt, so wird der präparirte
Theil sich wie Schafwolle, der nicht präparirte wie Baumwolle färben. Ebenso verhält
es sich mit Baumwollsammet. Bedruckt man die Stoffe vor der Präparation mit Gummi,
so wirkt die Sodalauge an diesen Stellen nicht ein, es bleiben gemusterte Zeuge mit
lichteren und dichteren Stellen: färbt man solche Zeuge, so ist die Färbung eben so
verschieden. Sie lassen sich jedoch nicht glätten.
Man kann baumwollene Gewebe auch ohne caustische Natronlauge durch bloßes Säuern
verdichten, wofür sich Schwefelsäure, Salpetersäure und Phosphorsäure ganz
vorzüglich eignen. Die mit Schwefelsäure und Phosphorsäure verdichteten
Baumwollzeuge liefern im Drucken und Färben noch sattere und lebhaftere Farben als
die durch Alkalien verdichteten Stoffe.
Bei gemischten Geweben, welche aus Baumwolle oder Leinen
in Verbindung mit Seide oder Schafwolle bestehen, räth Mercer an, die caustische Lauge nicht stärker als 25º B. zu nehmen und das
Grundiren bei einer niedern Temperatur von 8º R. vorzunehmen, um auf die
thierische Faser nicht alterirend einzuwirken.
Für halbwollene Gewebe (Chaine
coton), in welchen die Kette aus Baumwoll- und der Schuß aus
Schafwollgarn besteht, schlägt Mercer vor, zur
Verdichtung sich der Schwefelsäure zu bedienen, weil der Schafwollfaden durch starke
alkalische Lauge angegriffen, ja selbst zerstört wird, und die Schwefelsäure
dieselbe Verdichtungseigenschaft wie die caustische Lauge besitzt. Die Schwefelsäure
hiefür wird mit Wasser bis zu 3 bis 4º B. verdünnt und das Durchnehmen der
Waare bei einer Temperatur von 30º N. vollbracht, wonach aufs Sorgfältigste
im fließenden Wasser ausgewaschen werden muß. Bei verdichteter Halbwollwaare
erscheinen die Dampffarben im Baumwollfaden eben so schön wie in dem schafwollenen.
Uebrigens versteht es sich von selbst, daß bei weißer Waare nicht wie mit
caustischer Lauge ein Aufdrucken mit Schwefelsäure stattfinden kann, weil die
Pflanzenfaser dadurch zerstört würde.
Von großem Werth ist auch das Verdichten für weiße Tricots und Strumpfwaaren durch
caustische Alkalien und nachheriges Säuern, welches auf keine andere Weise
ermöglicht werden kann; nicht minder auch für glatte weiße Waaren, um dieselben
gemustert darzustellen, was man erreicht, wenn die Stoffe in Mustern oder Streifen
mit durch hellgebrannte Stärke verdickter caustischer Natronlauge bedruckt und nach
dem Abtrocknen der Einwirkung heißer Wasserdämpfe ausgesetzt werden. Die von der
Lauge getroffenen Stellen laufen ein; sie bleiben glatt, während die nicht
eingelaufenen Stellen durch das Zusammenziehen der ersteren ganz kraus werden,
wodurch die Gewebe sich dem Auge damastartig zeigen. Der Effect ist namentlich beim
Bedrucken mit glatten Streifen ein äußerst überraschender. (Deutsche
Musterzeitung.)
Ueber die Fabrication des Papiers für Bankbillets; von Louis
Piette.
Die Fabrication des Papiers für Cassenanweisungen und Bankbillets hat seit einigen
Jahren eine große Verbreitung gesunden, und es beschäftigen sich mehrere große
Papierfabriken mit diesem Fabricationszweige, der nächst vorzüglichem Material eine
große Vorsicht bei der Manipulation erheischt. Folgendes ist die Fabricationsmethode
von G. Haase Söhne in Prag, welche das Papier für die
österreichischen Banknoten anfertigen, sowie von Maubey
in Dartford, der für Spanien, Portugal und mehrere südamerikanische Staaten
arbeitet.
Als Rohmaterialien dienen neue Lumpen, Segelleinen, Seilwerk und roher Hanf. Der
Ankaufspreis mehrerer dieser Materialien beträgt 160–200 Francs für 100
Kilogr. Das Sortiren muß äußerst sorgfältig geschehen und wird dadurch ebenfalls
sehr kostspielig; man zahlt z.B. für das Sortiren und Schneiden von 100 Kilogr.
Lumpen Nr. 22 und 23 bis zu 15 Francs. Die in Stücke von einigen Centimetern Breite
und Länge zerschnittenen Materialien werden längere Zeit hindurch ausgelaugt, zu
Halbzeug verarbeitet, das Halbzeug wird darauf mit Chlorgas behandelt, 1 1/2 Stunde
lang im Halbholländer ausgewaschen und endlich mit Chlorkalk gebleicht. Die
Ganzzeugbereitung ist die gewöhnliche; nur werden alle möglichen Vorsichtsmaßregeln
angewendet. Das Zeug wird weder geleimt noch geblaut.
Besondere Sorgfalt ist auf die Arbeit in den Bütten zu verwenden. Die
Vorrathsbehälter über den Bütten sind mit Rührvorrichtungen versehen, werden
fortwährend vollständig feucht gehalten und sind mit Kupfer beschlagen. Kupferne
Röhren führen das Zeug erst über einen Magneten, welcher alle Eisentheile
zurückhält, und dann zur Abscheidung von Sand und Knoten durch einen Knotenfänger.
In die Bütten, die ebenfalls mit Kupfer beschlagen und mit Rührvorrichtungen
versehen sind, sind Thermometer eingesetzt, damit man die Temperatur immer auf
gleicher Höhe erhält. Auch auf die Formen ist große Sorgfalt zu verwenden: die
Wasserzeichen in denselben sind aus Silberdrähten hergestellt. Statt der Filze
verwendet man feines, schwammiges Tuch; der Druck, den man beim pressen mit den
Filzen gibt, beträgt 2000 Centner. Daraus wird das Papier aus den Filzen
herausgenommen, noch zweimal gepreßt, sodann Blatt für Blatt zwischen dicke,
schwammige Papptafeln
eingelegt, 24 Stunden lang in einer 60º C. warmen Trockenkammer getrocknet,
geleimt und endlich wieder getrocknet, und zwar in einem Raume, in dem die
Temperatur immer 14–15º C. beträgt, der also im Winter geheizt und im
Sommer besprengt werden muß. Es bleibt nun nur noch das Sortiren, Putzen und Pressen
übrig, wobei immer wieder zu bemerken ist, daß jedes Stückchen Schäbe, der geringste
Fleck oder sonst irgend ein Fehler, so unbedeutend er seyn mag, Ausschuß gibt. Zum
Schlusse bemerkt der Verf., daß dieser Fabricationszweig, so umständlich er auch
ist, immer noch unter die einträglichsten gehört. (Bulletin
de la Société d'Encouragement, März 1858, durch das
polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1381.)
Neues Waschverfahren.
In Hohenheim hat sich unter den Frauen seit einem Jahr ein neues Waschverfahren,
welches von Straßburg hieher kam, große Gunst erworben und findet auch bereits in
Stuttgart vielfache Nachahmung. Das uns mitgetheilte Recept lautet
folgendermaßen:
„2 Pfd. Seife zu einem Seifenbrei verkocht, mit 25 Maaß Wasser verdünnt
und dazu 1 Eßlöffel Terpenthingeist und 2 Eßlöffel Ammoniak gethan, dann mit
einem Besele recht durchgepeitscht; das Wasser muß so warm seyn, daß man die
Hand darin leiden kann. Hierauf legt man die trockene Wäsche hinein und läßt sie
2 Stunden eingeweicht liegen, ehe man anfängt zu waschen, aber der Zuber muß
Wohl zugedeckt seyn. Die Brühe kann wieder aufgewärmt und noch einmal benützt
werden; dann muß aber noch 1/2 Löffel Terpenthingeist und 1 Löffel Ammoniak
zugesetzt werden. Nachdem die Wäsche herausgewaschen, kommt sie in laues Wasser
und dann in ein Blau-Wasser.“
Wie man sieht, gewährt das neue Verfahren große Vortheile durch seine nicht
unbedeutende Ersparniß an Zeit, Arbeit und Holz. Die Wäsche wird überdieß dabei mehr
geschont, da sie um einmal weniger, als bei dem gewöhnlichen Verfahren, ausgewaschen
wird und zugleich ihre Reinigung eine weit geringere Reibung derselben erfordert.
Dessenungeachtet fällt sie ausgezeichnet schön und sauber aus.
Die reinigende Wirkung des Ammoniaks (Salmiakgeistes), sowie die auflösende Kraft des
Terpenthinöls gegen harzige Stoffe ist zwar bekannt, aber es ist doch auffallend,
wie Ammoniak und Terpenthinöl schon in so geringem Maaße angewendet diese Wirkung
hervorbringen, und besonders auffallend erscheint dabei die Wirksamkeit des
Terpenthinöls, wenn man erwägt, daß dieses sich mit dem Wasser nicht mischt, sondern
nur auf der Oberfläche schwimmt. Doch wie dem auch sey, wir können versichern, daß
keine Frau es bereuen wird, dieses Verfahren in Anwendung gebracht zu haben, Nur
wird es hie und da nicht ohne einen Kampf mit den Wäscherinnen durchzuführen seyn.
(Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1858, Nr.
48.)