Titel: | Das Debusskop, ein Instrument für die Musterzeichner der Zeugdruckereien und Bildwebereien, für Decorationsmaler etc. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Miszellen, S. 76 |
Das Debusskop, ein Instrument für
die Musterzeichner der Zeugdruckereien und Bildwebereien, für Decorationsmaler
etc.
Das Kaleidoskop, welches so große Verbreitung und Nutzanwendung fand, hat bekanntlich
die Unbequemlichkeit, daß die dargestellten Bilder durch ein langes Rohr mit einer
kleinen Oeffnung betrachtet werden müssen und durch die geringste Erschütterung sich
verändern, wodurch das Nachzeichnen der Figuren sehr erschwert ist. Hr. F. H. Rupprecht in Nürnberg construirte im J. 1848 unter dem
Namen „Ideador“ ein auf das Princip des Kleidoskops gegründetes
kleines InstrumentPolytechn. Journal Bd. CVIII S.
234. mit Winkelspiegeln von Glas, welches diese Mißstände beseitigte indem die
durch reflectirtes Licht hervorgebrachten Bilder frei und eben vor dem Beschauer
liegen und daher leicht copirt werden können.
Seitdem hat Hr. Steuerrath Debus in Darmstadt zu den
Winkelspiegeln versilberte Metallplatten mit dem besten
Erfolge angewandt, indem er fand, daß nur polirtes Silber das erforderliche weiße
Licht rund um die erscheinenden Bilder herum hervorbringt, und keine Doppelbilder
wie das Glas gestattet. Die Klarheit und Schönheit der Bilder veranlaßten ihn, für
solche Silberspiegel auch eine zweckmäßige Fassung zu ermitteln, was ihm seit
einiger Zeit gelungen ist. So entstand das zu Ehren des Erfinders Debusskop genannte
Instrument, welches Erwachsenen wie Kindern eine wegen des steten Wechsels der
Figuren niemals ermüdende, durch die ausgezeichnete Schönheit und Farbenpracht
derselben eben so anziehende als bildende Unterhaltung gewährt, und zugleich allen
solchen Fabrikanten und Handwerkern, welche auf die Auffindung neuer Muster
angewiesen sind, als eine unerschöpfliche Hülfsquelle empfohlen werden kann.
Für den Gebrauch dieses Instruments wird die untere Seite der Fassung, welche eine
dreieckige Oeffnung hat, auf irgend einen auf den Tisch gelegten Gegenstand gesetzt,
z.B. auf einen Schriftzug, eine Zeichnung, auf zerrissene Spitzen oder Stickereien,
verworrene Fäden, Perlen, Fragmente von Blumen etc.; es entstehen hierdurch die
mannichfaltigsten, klarsten regelmäßigen Figuren, die sich jedoch bei jeder
Verschiebung des Gegenstandes in unendlicher Zahl wunderbar entwickeln und
verändern; sie können aber eine beliebige Zeit lang feststehend erhalten und deßhalb
mit Bequemlichkeit nachgezeichnet werden. Eine zwischen der vordern und, obern Seite
der Fassung angebrachte große ovale Oeffnung, worin das Bild sichtbar ist, muß zur
Erhöhung des Effects dem Tageslicht (einem Fenster), oder bei Nacht einem oder zwei
nahestehenden Lichtern zugekehrt seyn.
Die großherzoglich hessische Regierung hat dem Erfinder ein Patent auf sein
Instrument verliehen, und dasselbe wird für den Preis von 3 fl. 30 kr. von Hrn. J.
Widmann, Ludwigsplatz in Darmstadt, verkauft.
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