Titel: | Eine Formmasse für Galvanoplastik; von G. L. v. Kreß. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Miszellen, S. 521 |
Eine Formmasse für Galvanoplastik; von G. L. v. Kreß.Aus des Verf. Buch: Die Galvanoplastik für industrielle und künstlerische
Zwecke. Frankfurt a. M. 1867. Boselli's
Verlagsbuchhandlung.
Große Gegenstände, welche schwierig in Gutta-percha zu pressen sind; besonders
solche, auf welchen feine Ciselirungen vorkommen, sodann landschaftliche Gegenstände
mit geätzten Wolkenpartien (Erfindung des Verfassers) lassen sich vortrefflich in
dieser Masse abformen, und namentlich solche kleinere Relief-Landschaften,
wie sie in der Anstalt des Verfassers in vielen hundert Dutzenden verfertigt werden,
lassen sich in dieser Masse schnell und massenweise herstellen, wodurch billige
Preise erzielt werden können.
In Gutta-percha kann man nur durch Pressung scharfe Formen darstellen, während
die eben erwähnte Masse flüssig gemacht und gegossen werden kann. Der Former legt
sich verschiedene Modellplatten auf einen Tisch, umfaßt jede mit einem Streifen von
Töpferthon, macht alsdann in einem Tiegel die Masse flüssig und übergießt dann
sämmtliche Modellplatten. Die Modellplatten muß man vor dem Aufguß leicht mit Oel
übergehen. Die Formmasse darf nicht zu heiß gegossen werden, indem sie, wenn dieß
der Fall ist, auf dem Modelle hängen bleibt, wodurch die Form unbrauchbar wird. Sind
die Formen gänzlich erkaltet, dann lassen sich dieselben leicht von dem Original
abheben und man hat den schärfsten Abguß. Wie gesagt: die feinsten, geätzten Töne in
aqua tinta-Manier geben sich wieder, und es
können in kurzer Zeit eine Menge Formen angefertigt werden.
Nach dem Erkalten der Formen übergeht man dieselben mit einem weichen Pinsel mit
trockenem Graphitpulver, und sie sind für den Niederschlag fertig. Wie bei jeder
anderen Art von Formerei, muß auch hier umsichtig verfahren werden, besonders dürfen
die Formen nicht mit
steifen Pinseln eingraphitirt werden, wodurch Stumpfheiten entstehen können, da die
Masse nicht so hart ist wie Gutta-percha; sie nimmt jedoch den trocken
aufgetragenen Graphit sehr gut an.
Die Formmasse ist wie folgt zusammengesetzt:
12 Gewichtstheile
weißes Wachs,
4
„
Asphalt,
4
„
Stearin,
2
„
Talg.
Diese Bestandtheile werden in folgender Ordnung zusammengeschmolzen: 1) Asphalt,
indem derselbe unter obigen Stoffen am schwersten schmilzt; 2) Wachs, 3) Stearin und
zuletzt Talg. Ist die ganze Masse gehörig im Flusse und sind die verschiedenen
Bestandtheile durch fleißiges Umrühren gehörig mit einander verbunden, dann wird so
viel feiner Kienruß beigemischt, bis die Masse eine schöne schwarze Farbe erhält.
Zuletzt mengt man etwas Gyps, welcher fein gesiebt seyn muß, bei, um der Masse mehr
Körper zu geben. Auch verhindert die Beimischung des Gypses das Ankleben an das
Original. Der Gyps muß jedoch mit der übrigen Masse tüchtig verrührt und verarbeitet
werden; doch darf man auch nicht zu viel Gyps beimischen, weil dadurch die Masse zu
trag flüssig werden würde.
Auch kann man von Gyps-Originalen Formen aus dieser Masse gießen. Man muß das
zu formende Gyps-Modell in lauwarmes Wasser legen, bis dasselbe gänzlich
durchgedrungen ist, was dadurch erkannt wird, daß sich keine Luft mehr aus dem Gyps
entwickelt. Nimmt man nun das Gyps-Modell aus dem Wasser, so darf kein Wasser
auf der Oberfläche stehen bleiben. Nun wird die flüssig gemachte Masse aufgegossen,
jedoch darf sie auch hier nicht zu heiß seyn und wird sich nach dem Erkalten leicht
von dem Modelle losheben. Besonders ist dieses Verfahren bei kleinen
Relief-Gegenständen zu empfehlen.
Auch kann man noch einen anderen Weg einschlagen. Man tränkt das Gyps-Modell
mit Leimwasser; doch auch hier darf auf der Oberfläche kein Leim stehen bleiben. Bei
diesem Verfahren muß vor dem Gusse das Modell mit etwas Oel bestrichen werden. Hat
man das Leimwasser mit einem weichen Pinsel aufgetragen, dann muß das Modell wieder
getrocknet werden. Auch kann man statt des Leimes eine Auflösung von Gummi arabicum
oder Hausenblase anwenden.
Wenn die Kupferniederschläge von diesen Formen aus vorstehender Masse abgenommen
sind, kann man die Formen immer wieder gebrauchen; sollte aber durch das öftere
Umschmelzen die Masse etwa zu spröde geworden seyn, so kann man etwas gelbes Wachs
und Talg beimischen.
Für kleine Gegenstände, als: Münzen, Medaillen etc., kann man wohl auch Wachs und
Stearin ohne alle andere Beimischung gebrauchen. Sowie aber der Gegenstand die Größe
nur von mehreren Zollen Durchmesser hat, sind beide Stoffe aus dem Grunde
unbrauchbar, weil sie sich beim Erkalten zu sehr zusammenziehen, schwinden, wodurch
die Formen Risse bekommen. Alle empfohlenen Massen habe ich geprüft, keine aber so
bewährt gefunden, als oben angegebene, nach meiner Zusammensetzung: denn nicht
allein, daß diese Masse, wenn selbige bei ihrer Bereitung richtig behandelt wurde,
beim Formen leicht zu handhaben ist, sondern sie formt auch das Feinste auf das
Allergenaueste.