Titel: | Elektro-harmonischer Telegraph oder Telephon von Gray. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, Miszellen, S. 529 |
Elektro-harmonischer Telegraph oder Telephon von Gray.
Anfang September d. J. hatte Elisha Gray aus Chicago
seinen elektro-harmonischen TelegraphenVergl. die Vorschläge von Lacour in diesem
Journale, 1875 217 428 und 218 314. in Newyork ausgestellt. Seit etwas mehr als einem JahreIm Telegrapher (August 1874 Bd. 10 S. 184) findet
sich eine Notiz über Gray's Telephon, woraus hervorgeht, daß Gray damals Inductionsströme benutzte, in die
secundäre Spule die Telegraphenleitung einschaltet und das Ende derselben
einem Mann in die linke Hand gibt, welcher seine rechte Hand auf einen
Resonator legt. Dann gibt der Resonator durch die Erzitterungen der Hand des
Mannes den Ton wieder, welcher jenem der vibrirenden Feder entspricht, die
den primären Strom schließt und unterbricht. bemüht sich Gray mit Erfolg, seinen Apparat zu
vervollkommnen. Gray's erste Versuche zeigten, daß
mehrere Töne zugleich sich eben so leicht wie einzelne Töne auf dem Leitungsdrahte
fortgeben ließen, und darauf gründete er die Benützung seines Telegraphen zur
Beförderung mehrerer Telegramme. Der Apparat wurde am 11. September auf der Linie
Boston-Newyork probirt und arbeitete befriedigend. Vier verschiedene
Mittheilungen wurden von Boston aus gleichzeitig befördert und in Newyork von vier
Telegraphisten mittels vier Klopfern (sounders)
aufgenommen. Der Hauptsache nach waren die Signale gut, nur zeigte sich ein Streben
zur Verkürzung derselben, dem man durch Abänderung der Empfänger begegnen zu können
hofft.
Die Einrichtung des Apparates ist sehr einfach. Das Niederdrücken jedes Tasters setzt
einen selbstschwingenden Elektrotom in Thätigkeit, welcher auf einen gewissen Ton
gestimmt ist und sich von jedem der Töne der anderen Elektrotome unterscheidet.
Diese verschiedenen Gruppen elektrischer Schwingungen lassen sich durch denselben
Leitungsdraht fortpflanzen, ohne sich zu vermischen. Auf der Empfangsstation spricht
jeder der Empfänger nur auf die Schwingungen an, für welche er bestimmt ist, nicht
aber auf die anderen. Wenn man auf der sprechenden Station an dem Elektrotom den
Stromkreis behufs der Bildung von Signalen unterbricht und schließt, so werden die
Signale von den Empfängern der Empfangsstation wiedergegeben.
Der günstige Ausfall der Versuche am 11. September, bei denen die Telegraphenleitung
240 englische Meilen (zu 1609m) lang war,
läßt werthvolle Erfolge für die Zukunft hoffen. (Journal of
the Telegraph, September 1875 S. 281.)
E–e.