Titel: | Analyse des Butterfettes mit besonderer Rücksicht auf Verfälschungen. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Miszellen, S. 405 |
Analyse des Butterfettes mit besonderer Rücksicht auf
Verfälschungen.
Nach O. Hehner (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877
S. 145 bis 156) scheiterten alle auf die physikalischen Eigenschaften des
Butterfettes, wie Löslichkeit im Alkohol, Aether und Petroleumäther, Schmelzpunkt
u.s.w. gegründeten Methoden zur Auffindung fremder Fette in der Butter an dem
Umstande, daß es leicht ist, durch Mischen von flüssigen und festen Fetten Producte
herzustellen, die sich in ihrem Aeußern und allen physikalischen Eigenschaften
durchaus nicht von Butter unterscheiden. Im Gegentheile wurde gar manche echte
Butter als verfälscht betrachtet, weil ihr Geruch und ihr Aussehen auf die
Anwesenheit von Talg zu deuten schien. Alle Butter aber ohne Ausnahme, selbst die
beste, nimmt durch längeres Liegen an der Luft den Geruch des Talges im stärksten
Maße an und wird blendend weiß, wie dieser.
Hehner und A. Angell haben nun
gefunden, daß die Menge der flüchtigen Säuren im Butterfett weit größer ist, als
bisher angenommen, ferner, daß die Quantität derselben sehr constant und nahezu
unabhängig ist von der Race der Kühe, dem Futter und der Bereitungsweise der Butter;
auch das Alter der Butter ist hierauf ohne Einfluß. Durch Destillation der
verseiften Butter mit Schwefelsäure erhielten sie in 8 Versuchen 4,8 bis 7,5 Proc.
flüchtige Fettsäure; auf diese Weise konnten somit keine übereinstimmenden Resultate
erhalten werden.
Da alle thierischen Fette, mit Ausnahme der Butter, aus Tristearin, Tripalmitin und
Triolen bestehen, so müssen dieselben, verseift und mit Schwefelsäure versetzt,
zwischen 95,28 und 95,73 Proc. Fettsäuren geben. Schweineschmalz, Hammeltalg und
ähnliche Fette lieferten denn auch bei directen Versuchen bis auf 0,1 Proc. genau
95,5 Proc. unlösliche Fettsäuren, reine Butter dagegen zwischen 85,4 bis 86,2, im
Mittel 85,85 Proc.;
von anderer Seite wurden bis 87,5 Proc. gefunden. Eine Butter, welche über 88 Proc.
Fettsäure liefert, kann somit als verfälscht bezeichnet werden. Zur Berechnung der
Menge der fremden Fette ziehe man von der gefundenen Procentzahl 87,5 ab,
multiplicire mit 100 und dividire mit 8 (= 95,5 – 87,5). Da eine Butter nie
mit wenigen Procenten eines fremden Fettes, sondern wenn überhaupt mit mindestens
einem Drittel verfälscht wird, so wird man kaum jemals im Zweifel bleiben, ob eine
Verfälschung vorliegt oder nicht.
Hehner empfiehlt nun folgendes Verfahren: Die Butter wird
geschmolzen, das aufschwimmende Fett von dem im Durchschnitt 15 Proc. aus Wasser,
Salz, Kaseïn u.s.w. bestehenden Bodensatz abgegossen und durch ein trocknes
Filter filtrirt.
Man bringt nun 3 bis 4g dieses reinen
Butterfettes in eine kleine Schale, fügt 50cc Alkohol und 1 bis 2g reines
Aetzkali zu und erwärmt auf dem Wasserbade etwa 5 Minuten lang. Nun fügt man
tropfenweise destillirtes Wasser zu; entsteht hierdurch eine Trübung von
ausgeschiedenem unzersetztem Fett, so erhitzt man länger, bis weiterer Wasserzusatz
die Flüssigkeit nicht mehr trübt.
Die klare Seifelösung wird zur Entfernung des Alkohols auf dem Wasserbade bis zur
Syrupconsistenz eingedampft, sodann der Rückstand in etwa 100 bis 150cc Wasser gelöst. Zu der klaren Flüssigkeit
fügt man zur Zersetzung der Seife verdünnte Salzsäure oder Schwefelsäure bis zur
stark sauren Reaction. Hierdurch scheiden sich die unlöslichen Fettsäuren als käsige
Masse ab, welche zum größten Theile rasch zur Oberfläche steigt. Das Erhitzen wird
eine halbe Stunde lang fortgesetzt, bis die Fettsäuren zu einem klaren Oele
geschmolzen sind und die saure wässerige Flüssigkeit sich fast völlig geklärt
hat.
Man dringt die Flüssigkeit nun auf ein gewogenes, dann angefeuchtetes dichtes Filter
und wäscht Schale, Glasstab u.s.w. mit kochendem Wasser gut nach. Reagirt das
Filtrat nach längerm Auswaschen mit kochendem Wasser nicht mehr sauer, so läßt man
alles Wasser abtropfen und taucht den Trichter in kaltes Wasser, bis die Fettsäuren
erstarrt sind. Das Filter wird nun aus dem Trichter herausgenommen, in ein gewogenes
Becherglas gesetzt und im Wasserbade bis zu constantem Gewicht getrocknet, dann
gewogen.