Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 309 |
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Miscellen.
Miscellen.
Schnelle Arbeit.
Wir lesen in der Mining and Scientific Press:
„Donnerstag Abend, am 15. November 1877, stehen in dem Werkstättenhof der
Michigan-Central-Eisenbahn zu Jackson, Nordamerika, zwei Locomotivkessel,
vollkommen fertig gestellt, aber ohne Verbindung mit irgend einem Theile des
Wagens oder des Mechanismus. In einem nahen Werkstättenraume liegen die Rahmen,
Cylinder, Schieber, Stangen und Hebel, sammt den zugehörigen Rädersätzen, alles
hergerichtet zur Zusammenstellung, aber kein einziges Stück vorher besonders
nachgemessen oder mit anderen zusammengepasst.“
„Den nächsten Morgen hatte sich eine zahlreiche Gesellschaft versammelt, um, der
Einladung entsprechend, zu sehen, in welch kürzester Zeit eine Locomotive fertig
montirt werden könnte. Punkt 7 Uhr früh öffneten sich die Thore und je 14
Monteure sprangen zu zwei Kesseln und machten sich, vom Ehrgeiz einander
obzusiegen beflügelt, an ihre Arbeit. Winden werden angesetzt, die Kessel
gehoben, die Rahmen daran geschraubt und auf die Räder gesetzt, gleichzeitig die
Cylinder gelegt, Stangen und Steuerung eingehängt und die tausend verschiedenen
Dinge angebracht, welche zu einer dienstfähigen Locomotive gehören. Schon ist
der Kessel mit Wasser gefüllt und, noch ehe der Rost vollendet, wird zu feuern
begonnen, der Dampfdruck steigt, der Führer betritt seinen Stand, noch zwei
Minuten, um die letzten Muttern und Keile anzuziehen, und die Pfeife ertönt, der
Regulator wird geöffnet: „das Dampfross schnaubt seinen ersten Athemzug“,
unter den Jubelrufen der Glücklichen, welche dieser wundervollsten Leistung in
der Geschichte des Locomotivbaues beiwohnen konnten.“ Denn die erste
Maschine war in 2 Stunden 55 Minuten betriebsfertig montirt worden, die andere
folgte wenige Minuten später.
Wir hoffen, dass unsere amerikanischen Freunde sich bei dieser Erzählung genau an der
Wahrheit gehalten haben. Wenn man auch erwägt, dass die amerikanischen Locomotiven
bedeutend einfacher construirt und speciell leichter zu montiren sind wie die
unserigen, so bleibt die Thatsache doch immer noch bewunderungswerth genug und wohl
geeignet, zur Nachahmung anzuregen.
M-M.
Tragbare Strassenbahn.
Seit einiger Zeit wird das System beweglicher Strassenbahnen des Franzosen Decauville vielfach besprochen und auch mehrfach
ausgeführt. Die bewegliche Schienenbahn besteht aus einzelnen Theilen von 3, 2,5 und
1m,25 Länge, welche mit 400mm Spur aus Eisenschienen – Im von 5k Gewicht – durch eiserne Querbänder
zusammengefügt sind und bequem von einem Arbeiter getragen werden können, indem er
sich zwischen die Schienen stellt und mit jeder Hand eine Schiene erfasst. Diese
Bahntheile werden bei gutem Untergrund unmittelbar auf denselben gelegt und dadurch
mit einander verbunden, dass die an einem Ende der Schienen innen angenieteten
Laschen unter die Köpfe der anstossenden Schienen eingeschoben werden. Hierdurch
wird genügende Steifigkeit erzielt, um mehrere Bahnabschnitte gleichzeitig aufheben
zu können, so dass eine Strecke von 300m in 5/4 Stunden von 4
Mann 30m weiter verlegt werden kann. Dadurch
schliesst sich Decauville's System ausserordentlich
leicht den Bedürfnissen der Landwirthschaft und landwirthschaftlicher Industrie an,
indem es nach Arbeitsvollendung auf einem bestimmten Grunde sofort an andern Stellen
verwendbar wird.
Die Wagen, welche zur Befahrung dieser Bahn dienen, sind je nach den Zwecken sehr
verschieden construirt. In allen Fällen haben sie ein gleichartiges Untergestell mit
vier gusseisernen Rädern und tragen 300 bis 400k.
Alle diese Details sind mit grosser Sorgfalt behandelt und den verschiedensten
Bedürfnissen angepasst, so dass wir speciell hierin die wesentlichste Bedeutung
dieses Systems zu finden glauben; zu diesem Zweck sind Schienentheile für
Wegübergänge, Kreuzungen und Drehscheiben ausgeführt und zwar stets derart, dass sie
von einem Mann getragen werden können. Als Zugkraft werden bis jetzt, wenn die Wagen
nicht direct von den Arbeitern geschoben werden, meistens Pferde angewendet; doch
soll auch eine Locomotive von 400mm Spur und
1250k Gesammtgewicht construirt werden, um
grössere Züge zu beiordern. (Nach dem Iron, 1877 Bd. 10
S. 356.)
Automatische elektrische Bremsung von Eisenbahnzügen.
Auf der französischen Nordbahn werden seit mehr als Jahresfrist die neuerdings
verbesserte elektrische Bremse von Achard und eine
pneumatische Bremse versuchsweise verwendet, welche im Princip schon 1860 von den
französischen Ingenieuren Du Tremblay und Martin angewendet, von dem Ingenieur Smith aber von neuem erfunden und in ihren
Einzelnheiten abgeändert wurde. Beide Bremsen lassen sich leicht in Thätigkeit
versetzen, die erste durch Umstellen eines elektrischen Commutators, die zweite
durch Oeffnen eines Hahnes oder eines Dampfschiebers. Der Commutator kann an
beliebiger Stehe im Zuge angebracht werden, auch an mehreren Orten. Bei der
pneumatischen Bremse ist der Schieber auf der Maschine, zur Hand des
Maschinenführers; der Schieber lässt den Dampf aus dem Kessel nach einem Ejector mit
doppelter Düse strömen, welcher die Luft aus einem Röhrennetz und einer Anzahl unter
den einzelnen Wagen angebrachter zusammendrückbarer Säcke aussaugt; der durch den
Atmosphärendruck eingedrückte Sackboden bewegt den Bremshebel und legt gewöhnliche
Bremsklötze auf die Räder (vgl. *1877 223 28). Diese
Bremsen hat man mittels der seit 3 Jahren auf der Nordbahn verwendeten Lartigue'schen Locomotivpfeife (vgl. 1874 213 356) 1877 226 321) in
selbstthätige umgewandelt, indem man die Bewegung, welche die Pfeife öffnet,
zugleich zum Umstellen des Commutators und zur Bewegung des Schiebers verwerthet.Das Oeffnen der Bremse
kann dagegen nur der Locomotivführer oder sein Stellvertreter mit der Hand bewirken.
So kann man einen mit 80km Geschwindigkeit
fahrenden Zug unter den ungünstigsten Verhältnissen auf weniger als 450m Entfernung oder in 30 Secunden zum Stillstand
bringen. Bei der automatischen Einrichtung, sendet die auf Halt stehende
Signalscheibe den bremsenden Strom; dieser könnte aber auch von dem Bahnhofsvorstand
oder einem Signalwärter entsendet werden, ebenso bei Anwendung der auf der Nordbahn
benutzten Prudhomme'schen Zugtelegraphen von jedem
Wagen des Zuges aus. In gleicher Weise könnte man durch eine grössere Anzahl von
Contactstellen auf der Bahn den Zusammenstoss zweier Züge unmöglich machen, indem
man dafür sorgt, dass jeder Zug, welcher auf eine bereits von einem andern Zuge in
gleicher oder in entgegengesetzter Richtung befahrene Strecke fährt, von letzterem
selbstthätig gebremst wird. Ebenso könnten zwei Züge, welche aus Versehen auf
dieselbe Strecke einer eingleisigen Bahn eingelassen werden, noch von den
Nachbarstationen aus gebremst werden. (Nach dem Moniteur
industriel belge, 1877 Bd. 4 S. 267.)
Telephon.
Um stärkere Inductionsströme als bei Bell's Telephon (S.
51 d. Bd.) zu erhalten, hat Trouré ein Telephon
hergestellt, bei welchem die zur Aufnahme des Schalles bestimmten Eisenplatten fünf
Seiten eines Würfels bildeten, dessen sechste Seite offen blieb und dazu diente, die
Stimme des Sprechenden auf die fünf Platten gleichzeitig wirken zu lassen. Wurden
die isolirten Drahtumwindungen, welche sich auf den einzelnen, den Eisenplatten
gegenüberstehenden Magnetkernen befinden, unter einander und mit einer zur
Fortleitung des Schalles bestimmten Leitung verbunden, ergab sich eine sehr
beträchtliche Steigerung der Wirkung, so dass die Sprache von dem entfernten Orte
lauter und deutlicher hörbar wurde. Auch war es möglich, die Umwindungen auf den
Magnetkernen zu theilen und die eine Hälfte der mit einander verbundenen
Inductionsrollen mit einer, die andere Hälfte derselben in gleicher Weise mit einer
zweiten Leitung zu verbinden. Auf diese Weise wurden der Schall und die gesprochenen
Worte von einer Stelle gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten vernehmbar. Es wird
angenommen, dass man auf ähnliche Weise durch Verkupplung mehrerer Telephone mit
einander die Wirkung derselben noch erhöhen und an mehrere entfernte Orte
gleichzeitig dieselbe Mittheilung gelangen lassen kann. Auf einer
Telephonzwischenstation würde man so auch ein eingelangtes Telegramm zugleich nach
der nächsten Station weiter und nach der vorhergehenden zurück sprechen können.
(Nach Comptes rendus 1877 Bd. 85. S. 1023.)
Neulich wurde das Unterseekabel zwischen St. Margareth (auf der englischen Seite) und
Sangate (auf der französischen Seite) mit Telephonen verbunden, und im Beisein der
Telegraphendirectoren von Dover und Calais liess man den Apparat zum ersten Mal
arbeiten. Das Resultat war ein überaus befriedigendes; einem regelmässigen
telephonischen Verkehr zwischen der englischen und französischen Küste steht nichts
im Wege.
In New-York wurde Anfang December 1877 eine American Speaking
Telephone Company gegründet, welche Telephone der neuesten und besten
Construction anfertigen und auf den zahlreichen Privattelegraphenlinien der Gold and Stock Telegraph Company in New-York und den
benachbarten Städten einführen will. Die letztgenannte Gesellschaft hat sich durch
Vertrag mit der Western Union Telegraph Company die
Möglichkeit zur Anlage solcher Linien in allen den Städten, wo diese Gesellschaft
Linien besitzt, gesichert, (Nach dem Journal of the
Telegraph, December 1877 S. 357.)
Ackermann's Telelog.
Mit dem Namen Telelog belegt der badische Artillerielieutenant H. Ackermann einen für den Kriegs gebrauch bestimmten,
mit Hilfe des Telegraphentechnikers W. Fein in
Stuttgart hergestellten Telegraph, dessen Empfänger eine einfache elektromagnetische
Klingel mit einzelnen Schlägen ist und auf Ruhestrom eingeschaltet wird. Das den
Empfänger enthaltende hölzerne Kästchen hat auf seiner vordern Fläche einen Knopf,
mittels dessen ein federnder Contact unterbrochen wird, wenn man ein Zeichen geben
will. Das zu verwendende Kabel enthält ausser zwei 0,mm5 dicken, die Hin- und Rückleitung bildenden isolirten Kupferdrähten
noch eine starke Hanfschnur, welche dem Kabel die nöthige Widerstandsfähigkeit
ertheilen soll; das Ganze ist mit Leinwandband umwickelt und getheert. Die auf
Blechtrommeln gewickelten, 200m langen
Kabelstücken haben an jedem Ende eine halbe Verschraubung, bestehend aus
Hartgummicylindern, durch welche die Kupferdrähte hindurchgeführt sind und die an
dem einen Kabelende in conische Stifte auslaufen, welche beim Zusammenschrauben in
conische Löcher an einem andern Ende eintreten. Das Kästchen wird mittels eines
Hakens an der Brust befestigt; es ist 20cm hoch,
hat einen quadratischen Querschnitt von 11cm
Seitenlänge und wiegt 1k,8. Das Telegraphiren
nimmt blos das Gehör in Anspruch, lässt also die Augen dem Mann verfügbar, zu
persönlicher Deckung gegen feindliche Geschosse. Der Telelog soll besonders zur
telegraphischen Verbindung einer Batterie mit dem Posten verwendet werden, welcher
die Schüsse der Batterie zu beobachten hat, um das Einschiessen der Batterie zu
beschleunigen. Die für den Telelog zu benutzende galvanische Batterie besteht aus 20
Elementen in einem Kasten mit 20 Fächern; die Zinkcylinder sind an den Holzdeckel
festgeschraubt, während eine Kupferschale, mit Kupfervitriol gefüllt, am Boden jedes
Faches liegt. Als Füllung dient eine 25 proc. Bittersalzlösung. Diese Batterie
reicht auf 3000m Entfernung und bleibt für
gewöhnlich in, der feuernden Batterie aufgestellt. (Eine ausführlichere
Beschreibung, Preis 1,20 M., ist im Verlag von W.
Hanemann in Rastatt erschienen.)
E–e.
Zur Statistik der Hohöfen.
Ende 1876 waren nach Engineering, 1878 Bd. 25 S. 10
Hohöfen vorhanden: in Grossbritanien 968, in den Vereinigten Staaten Nordamerikas
713, in Deutschland 456, in Oesterreich 180, in Frankreich 150, in Belgien 54 und in
Luxemburg 23, zusammen mit einer Leistungsfähigkeit von jährlich 20000000t Roheisen.
Nach dem Iron Age waren im Anfange 1877 in Nordamerika
vorhanden:
Holzkohlen
Anthracit
Kokes
Zusammen
Hohöfen
285
223
207
715
davon in Betrieb
73
87
84
244
deren Wochenproduction
6630
16460
21660
44750t
die der übrigen Oefen
15275
25910
25985
67170t.
Die Gesammtleistung aller nordamerikanischen Hohöfen würde 111920t betragen. (Die Tonne ist hier mit 1016k zu rechnen.)
Kupferhüttenprocess am Lake Superior für gediegenes Kupfer;
von KupelwieserDas Hüttenwesen mit besonderer Berücksichtigung des
Eisenhüttenwesens in den Vereinigten Staaten Amerikas.
Oesterreichischer officieller Bericht über die Weltausstellung in
Philadelphia 1876, Heft 4. (Wien 1877. Faesy
und Frick..
Die an den Gruben ausgehaltenen grossen massigen Stücke mit 96 bis 97 Proc., sowie
die durch Aufbereitung erhaltenen Sande mit 80 bis 85 Proc. und die Schlämme mit 30
bis 40 Proc. Kupfer werden von der Detroit and Lake Superior
Copper Smelting Company auf den Hütten zu Hankok (mit 8 Raffiniröfen und 3
Schachtschmelzöfen zum Schlackenschmelzen) und zu Detroit (mit 4 Raffiniröfen und 2
Schachtöfen) für Rechnung der Gruben gegen eine Vergütung (für 1 Nettotonne von
907k Erz 18 Doll. und für jede Tonne
aufzuarbeitender Schlacken 13 Doll.) raffinirt. Der Rafininirofen, im Allgemeinen
von gewöhnlicher Einrichtung, hat nur ein theilweise abhebbares Gewölbe zum Eintragen grosser
Kupferstücke mittels eines Krahnes und die Feuerbrücke mit Schlitz zur Zuführung
erwärmter Oxydationsluft. Man setzt 7600 bis 8200k
(8,5 bis 9 Nettotonnen) ein, und zwar die gröbsten Stücke zu unterst, dann folgen
die anderen Erzsorten nach der Korngrösse, sowie 50 bis 60k Kalkstein und 4 bis 5 Karren reichere Schlacken.
Chargiren 2 Uhr Nachmittags, 6 Minuten langes langsames Feuern, Nachts 2 Uhr
Schlackenziehen nach eingetretenem Fluss, noch mehrmalige Wiederholung desselben bis
gegen 7 Uhr Morgens, Zutritt von Oxydationsluft und Rühren während 1,5 Stunden, bis
genommene Proben einen Ueberschuss von Kupferoxydul im Kupfer anzeigen (8 oder 9 Uhr
Morgens), dann Schlackenziehen, Einwerfen von Reductionskohle, Polen mit Birkenholz
während etwa 1 Stunde, öfteres Probenehmen, dann 2stündiges Ausschöpfen, so dass die
Charge um 12 Uhr vollendet ist und nach etwa 2 Stunden der am Boden u.s.w.
ausgebesserte Ofen wieder besetzt werden kann. Das Kupfer wird theils zu
quadratischen Stangen von 10 bis 18cm Seitenlänge
und 1m,2 Länge für Drahtfabrikation, meist aber zu
kleinen eingekerbten Zainen von etwa 7k,7 Gewicht
gegossen. Der Aufwand an bituminösen Kohlen in 24 Stunden beträgt 3620k, bei Erfolg von 6630k, der Arbeitslohn für die Charge 19 Doll., Hüttenkosten für 1 Tonne Erz
8,60 und für 1 Tonne Kupfer 10,56 Doll. Da die Gruben für 1 Tonne verarbeiteter Erze
18 Doll. bezahlen, so haben die Hütten, welche jährlich 17000 bis 18000 Tonnen Erze
verarbeiten, einen bedeutenden Gewinn. Die Schlacken mit 8 bis 12 Proc. Kupfer
werden in Makensie-Schachtöfen von 3m Höhe bei oblongem Querschnitt von 0,7 und 1m,27 im Gestell und 1,07 und 1m,68 im Schachte umgeschmolzen. Das Gestell ist
0m,864 hoch und der Wind wird durch einen um
den Ofen herum gehenden Schlitz zugeführt. Die 0m,526 hohe und aus hohlen Gusseisenkasten gebildete Rast wird durch Wasser
gekühlt. Man setzt in 10 bis 12 Stunden 20 Tonnen Schlacken, mit 35 bis 40 Proc.
Kalkstein beschickt, durch.
Im J. 1875 wurden am Obernsee 15985 und in den übrigen Districten 2156 Tonnen Kupfer
gewonnen. Der höchste Preis für 1 Pfund (0k,454)
war 23,3, der niedrigste 21 Cents, in den Sommermonaten 1876 nur 18 Cents.
Analysen verschiedener alter, in den pr. Provinzen Brandenburg
und Posen gefundener Bronzen.
Diese auf R. Virchow's Veranlassung von E. Salkowsky (Verhandlungen der
Berliner Ethnographen-Gesellschaft durch die Allgemeine Chemikerzeitung, 1877 S. 366) analysirten Bronzeproben waren
entnommen: 1) von einem kleinen (20cm hohen und
oben 22cm weiten) eimerförmigen Schmuckbehälter
(Schmukcyste) aus der Nähe von Primentdorf (Posen); 2) von einem daselbst
vorgefundenen Armringe; 3) von einem verzierten Bronzeeimer von Meyenburg
(Priegnitz); 4) von einem im Gräberfelde von Zaborowo (Posen) gefundenen Messer; 5)
von einer daselbst ausgegrabenen Ampel; 6) von einer Pincette ebendaher; 7) von
einem bei Belitz (Brandenburg) in einer Graburne gefundenen Halsringe (torques); 8) von einem Kessel aus dem Pfahlbau am
Dabersee (Brandenburg).
Nr.
Kupfer
Zinn
Blei
Eisenhal-tiger Kobalt
Eisenhalt.Nickel
Zink
1
87,90
11,25
Spur
0,32
–
?
2
87,74
11,37
0,10
0,50
–
?
3
86,63
12,93
0,16
–
Spur
–
4
93,66
6,14
Spur
0,40
–
?
5
89,85
8,15
0,95
–
0,31
–
6
84,84
13,80
0,59
0,35
–
–
7
85,26
13,87
0,39
0,36
–
–
8
100,12
0,20
Spur
Spur Eisen
–
In einer dunkel stahlgrauen, gussstahlharten, alten Bronze von Zaborowo fand O. Liebreich 56,0 Kupfer, 1,5 Zinn, 4,0 Kobalt, 14,0
Nickel, 0,4 Eisen 12,0
Arsen, 1,5 Antimon, 0,75 Schwefel. Die bedeutende Härte theilt diese antike Bronze
mit neueren graufarbigen Bronzen.
C. Virchow untersuchte nachstehende alte Bronzen aus der
Mark Brandenburg und der Provinz Posen:
Nr.
Kupfer
Zinn
Eisen
Kobalt u.Nickel
Arsen
Silber
Wismuth
1
91,09
8,72
0,19
0,0022
Spur
–
–
2
90,78
4,13 (mit Sb)
0,72
1,05
2,85
0,48
Spur
3
94,27
3,72 (mit Sb)
Spur
–
1,83
0,08
Spur
4
95,60
4,37 (mit As)
0,4
–
–
Spur
Spur
1: starkoxydirter „Metallklumpen“ aus dem Gräberfelde von Blossin
(Brandenburg); 2: aus dem Gräberfelde von Seelow (Brandenburg); 3: Bruchstücke eines
dicken Kopfringes von Zaborowo (Posen); 4: Fragmente eines dünnen Kopfringes,
ebendaher.
Obschon aus diesen Analysen eine sehr verschiedenartige Zusammensetzung der einzelnen
Bronzen und eine grosse Mannigfaltigkeit ihrer Mischungsverhältnisse hervorgeht, so
ergibt sich doch für die sämmtlichen aufgeführten Fundstätten die Uebereinstimmung,
dass eine der römischen oder der späteren Bronzen gleichkommende Mischung nicht
aufgefunden worden ist.
Photometrische Temperaturbestimmung; von Dr. Kollmann.
Durch eine Mittheilung von P. v. Tunner ist es zuerst
bekannt geworden, dass man auf einem russischen Schienenwalzwerk eine einfache
photometrische Methode benutzt, um die Eisenbahnschienen stets auf ganz genau
gleiche Längen zu schneiden. Man beobachtet nämlich die glühenden Schienen durch ein
dunkles Glas und, sobald sich dieselben auf eine bestimmte Temperatur abgekühlt
haben, können sie durch das Glas nicht mehr gesehen werden. Nimmt man z.B. ein
tiefblaues oder ein orangegelbes Glas, so ist die Schiene noch ganz rothglühend in
dem Augenblicke, wo das von ihr ausgestrahlte Licht in dem dunkeln Glase
verschwindet. Es lässt sich nun annehmen, dass der Lichtschein zweier Schienen bei
der Beobachtung durch dasselbe dunkle Glas bei gleicher Temperatur der Schiene nicht
mehr zu sehen sein wird, und man hat also ein sehr einfaches Mittel, die Schienen
stets in derselben Temperatur zu schneiden, indem man jede Schiene nach Beendigung
des Walzens so weit sich abkühlen lässt, bis man sie aus bestimmter Entfernung durch
das dunkle Glas nicht mehr sieht. Die Farbe des Glases hat man in jedem Falle so zu
wählen, dass das Verschwinden des Lichtscheines bei derjenigen Wärme der Schiene
eintritt, bei welcher man dieselbe auf genaue Länge schneiden will. Bei guter
Beobachtung müssen dann alle Schienen stets genau dieselbe Länge erhalten. Der
Betriebsbeamte versieht sich zu grösserer Schnelligkeit der Beobachtung einfach mit
einer Brille von entsprechend gefärbtem Glase. Die Methode ist also ähnlich (im
Princip aber verschieden von) derjenigen, welche seit langer Zeit beim Beobachten
der Bessemerflamme benutzt wurde. Allerdings wird die Sicherheit der Beobachtung
durch die verschiedene Beleuchtung bei Tag und bei Nacht, sowie bei hellem und
dunklem Wetter etwas beeinflusst; indessen muss man bei verschiedener Beleuchtung
ein etwas anders gefärbtes Glas nehmen, und die Praxis wird leicht über diese
Schwierigkeit hinweghelfen. Jedenfalls lässt sich diese einfache empirische Methode
auch beim Schneiden von Laschen, Rundeisen, Profileisen u.s.w., wo es sehr vielfach
auf genau gleiche Längen der Walzstücke ankommt, mit Vortheil anwenden, und es ist
zu wünschen, dass die deutschen Walzwerke die Methode annehmen.
Will man die Gleichheit höherer Temperaturen bis zu gewisser Grenze feststellen, so
braucht man nur entsprechend gefärbte Gläser anzuwenden, welche man auch durch
Aufeinanderlegen mehrerer farbiger Gläser erreichen kann. Es wird sogar für
specielle Verhältnisse möglich sein, ein sehr schnell anzeigendes Pyrometer
herzustellen, indem man für gewisse Temperaturen, die einmal mittels des Siemens'schen Pyrometers bestimmt werden müssen, Gläser von ganz
bestimmter Färbung vorrichtet, durch welche das Eisenstück bei der betreffenden
Temperatur nicht mehr gesehen werden kann. (Nach der Berg-
und Hüttenmännischen Zeitung, 1877 S. 437.)
Den bisherigen Erfahrungen zufolge (vgl. 1877 225 278)
können derartige Temperaturbestimmungen auf Genauigkeit keinen Anspruch machen.
F.
Gasexplosionen.
Die Ansicht Galloway's, dass die Gegenwart von Grubengas
nothwendig sei, um eine mit Kohlenstaub angefüllte Atmosphäre überhaupt explosiv zu
machen, wird in St. Etienne nicht als absolut richtig betrachtet. Man führt in der
Société de l'Industrie minérale 2 oder 3 Fälle an,
in welchen eine Explosion in Fabriken erfolgt ist, blos dadurch, dass eine Flamme in
Raume gebracht wurde, deren Luft mit organischen Staubtheilchen im Zustande feinster
Vertheilung – Mehl, Stärke (vgl. 1872 206 417) –
geschwängert war. Es wäre demnach wohl denkbar, dass sich der Kohlenstaub durch das
Auspfeifen eines schlecht besetzten Sprengschusses in gleicher Weise entzünden
könne. –
Wenn die angeführten Fälle wirklich auf die Gegenwart fein zertheilter Mehl – oder
Stärketheilchen zurückgeführt werden können, so dürfte doch nach Ansicht des
Referenten daraus nicht geschlossen werden, dass die Gegenwart von Grubengas oder
eines andern explosiven Kohlenwasserstoffes nicht nothwendig sei, um den ersten
Anstoss zur Entzündung zu geben. Es erscheint sehr gut denkbar, dass fein zertheilte
organische Stoffe eine Zersetzung erleiden, die zur Bildung von brennbaren, bezieh.
explosiven Gasen führt. Tritt eine Zersetzung schon in der festen Kohle ein, so ist
anzunehmen, dass fein zertheilte Kohle (Kohlenstaub) noch viel rascher zersetzt
wird, wie dies ja auch durch die Selbstentzündung des Kohlenkleins schon ersichtlich
ist. Referent glaubt daher, dass Galloway's Ansicht
durch die angeführten Explosionen nicht entkräftet wird.
W. K.
Untersuchung von Kautschukröhren.
Eine Anzahl von Kautschukröhren, die zu Gasleitungen verwendet werden sollten, zeigte
folgenden Aschengehalt:
Aschengehalt
Sp. Gew.
Beschaffenheit des Kautschuks.
0,66 2,83
0,980,99
Sehr gute Röhren.
2,00
1,05
Röhren gewöhnlicher Art.
19,00
1,20
Grauschwarz, geringe Sorte.
24,6025,00
1,171,20
Grauschwarz, leicht ritzbar aber elastisch.
34,30
1,26
Grau, sehr schlecht.
38,60
1,52
Roth, nach kurzer Zeit zerbrechlich, sehr schlecht
Die Asche bestand aus Zinkoxyd, Kreide und Eisenoxyd; in den rothen Röhren herrschte
das Eisenoxyd vor.
Reiner Kautschuk hat 0,92 bis 0,90 spec. Gew.; es genügt bekanntlich für praktische
Zwecke, zu prüfen, ob derselbe auf Wasser schwimmt; sinkt er unter, so ist er als
verfälscht anzusehen. (Nach dem Moniteur industrielle
belge, 1877 S. 306.)
Veränderung von Talg im Seewasser.
Vor Kurzem wurden aus den Trümmern eines Schiffes, welches i. J. 1702 an der
spanischen Küste scheiterte, Talgkerzen heraufgebracht. Nach J. H. Gladstone (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1877 S. 1764) erschien dieser Talg als eine schwere, brüchige
Masse, die sich bei der Analyse als Gemenge von Natron – und Kalksalzen ergab; es
haben somit Natrium und Calcium die dreiatomige Gruppe C3H5 ersetzt. Es verdient als
bemerkenswerth hervorgehoben zu werden, dass, obgleich der Talg 173 Jahre lang mit
einer unbeschränkten
Masse von Seewasser in Berührung gewesen, doch nur etwa die Hälfte desselben eine
Veränderung erlitten hat.
Zur Verwerthung der Weinhefe.
Bei der Destillation von Weinhefe erhält man nach P.
Müller (Bulletin de la Société chimique de
Paris, 1877 Bd. 28 S. 58) einen Amylalkohol-freien Branntwein von
eigenthümlichem Geruch.
Zur Herstellung von Weinsäure werden theils diese Destillationsrückstände, theils die
ausgepresste Hefe verwendet. Im Allgemeinen geben 10hl Wein etwa 40l Hefe, aus der durch
Auspressen 26l eines geringen Weines erhalten
werden. Hefe aus den besten Weinen enthält nur 4 Proc., die der gewöhnlichen Weine
bis 20 Proc. Weinstein, so dass nur letztere vortheilhaft verwendet werden können.
Man behandelt sie zunächst mit verdünnter Salzsäure, neutralisirt die abfiltrirte
Lösung mit Kalk und verarbeitet den so gefällten wein sauren Kalk in bekannter
Weise.
Maizena-Schwindel; von G. C. Wittstein.
Die seit Jahren als Geheimmittel verkaufte sogenannte Maizena wird in neuester Zeit
in überschwenglicher Weise als Präparat aus dem Mais zu hohem Preise von England und
Amerika aus angerühmt, und zwar als ausgezeichnetes Nahrungsmittel.
Ich kaufte mir ein Originalpacket und fand durch mikroskopische und sonstige
Untersuchung, dass diese Maizena nichts anderes ist als das Stärkemehl der Maiskörner.
Es kostet noch einmal so viel als Weizenstärkemehl, dreimal mehr als Weizenmehl, und
sein Nahrungswerth steht tief unter dem des Weizenmehles.
Ueber Milchfälschung.
In welcher Ausdehnung die Milchfälschung allenthalben betrieben wird, davon nur zwei
Beispiele. In Basel waren von 175 Proben in die Stadt gebrachter Milch, welche in
den Jahren 1865 und 1866 unter Leitung von Prof. Goppelsröder untersucht wurden, nur 18 Proc. unverfälscht, alle übrigen
mehr oder weniger gewässert oder entrahmt, und in nicht wenigen Fällen betrug der
Wasserzusatz 20 bis 40 Proc. Aus London berichtet J. Alfred
Wanklyn, städtischer Chemiker zur Prüfung der Nahrungsmittel, in seinem
1874 erschienenen Werkchen über Milchanalyse, dass er die Milch aus allen Londoner
Arbeitshäusern bis auf eines untersucht und von den 65 Proben nur sechs ganz normal,
alle übrigen mehr oder weniger verfälscht gefunden habe. Aehnlich lauten die
Berichte aus allen Orten, wo regelmässig Milchuntersuchungen gemacht werden. Dem
Geldwerthe nach berechnet sich das Nahrungsmaterial, welches auf solche Weise der
Bevölkerung einer grösseren Stadt, und zwar hauptsächlich dem ärmeren und
arbeitenden Theile, entzogen wird, auf Tausende und Hunderttausende. Könnte man aber
den Schaden, welcher dadurch an Gesundheit und Arbeitskraft entsteht, in Zahlen
ausdrücken, so würden noch weit höhere Summen herauskommen, wie Heussner in der Vierteljahrschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1877 S. 43
ausführt.
Leider geschieht in den deutschen Städten zur Abstellung dieses Uebelstandes bis
jetzt so gut als nichts. Theils mag diese Unthätigkeit auf mangelndem Verständniss
für die Wichtigkeit der Sache, theils aber auf den erheblichen sachlichen
Schwierigkeiten beruhen, welche einer ausreichenden Milchcontrole im Wege stehen. An
eine derartige Concentrirung und Ueberwachung des Milchhandels, wie sie beim
Fleische mit Hilfe von Schlachthäusern erreichbar ist, kann bei der Milch, die wegen
ihrer grossen Zersetzbarkeit den Consumenten unverzüglich ins Haus geliefert werden
muss, selbstverständlich nicht gedacht werden. Man ist daher auf einzelne
unvermuthet vorgenommene Revisionen angewiesen, und der Nutzen der Controle ist in
erster Linie abhängig von der Häufigkeit, mit welcher diese Revisionen genommen werden, und in zweiter
von der Zweckmässigkeit des dabei geübten Verfahrens (vgl. 1877 223 113).
Die Milch ist bekanntlich eine wässerige Auflösung von Käsestoff, Milchzucker und
verschiedenen Salzen, welche durch zahllose beigemengte Fetttröpfchen weiss und
undurchsichtig erscheint. Käsestoff, Milchzucker und Salze sind schwerer als Wasser
und ertheilen der Milch ein höheres specifisches Gewicht, welches allerdings durch
das leichtere Fett wieder ein wenig herabgesetzt wird. Die Milch verschiedener Kühe
zeigt erhebliche Unterschiede in ihrer Zusammensetzung, welche hauptsächlich von
Race und Schlag bedingt sind, aber auch durch Fütterungsweise, Gesundheitszustand
u.a. beeinflusst werden. Auch bei einer und derselben Kuh ist die Morgenmilch
weniger reich als die Abendmilch, die beim Beginne des Melkens gewonnene dünner als
die zuletzt kommende; namentlich zeigen sich im Fettgehalte grosse Unterschiede
(vgl. 1877 224 655) 225 517).
Da die im Handel vorkommende Milch aber in der Regel ein Gemisch aus den Erträgen
mehrerer Kühe darstellt, so gleichen sich hierdurch die erwähnten Unterschiede in
der Zusammensetzung so weit aus, dass erfahrungsgemäss bestimmte Grenzen für
dieselben aufgestellt werden können.
Die gewöhnlicheren Verfälschungen sind ausser Wasser nun Zusatz von Mehl, ausserdem
in Basel kohlensaure Alkalien und Buttermilch, in Wien Stärke, Eier, Zucker und
Borax. In Hamburg hat man neuerdings sehr fein geschlämmte Infusorienerde als Zusatz
der Milch nachgewiesen.
Zur Erkennung der beiden Hauptverfälschungen, Wässern und Abrahmen der Milch, werden
namentlich die sogen. Milch wagen verwendet, bekanntlich kleine Scalenaräometer;
beim Gebrauch derselben ist auf die Temperatur der Milch Rücksicht zu nehmen. Alle
diese Milchwagen, auch die von Quevenne (1842 84 55), sind aber nur bedingungsweise zuverlässig.
Zusätze von Stoffen mit annähernd gleichem Gewichte wie die normale Milch, z.B. von
Molke oder Buttermilch, werden der Milchwage gänzlich entgehen. Ist eine Milch durch
Zusatz von Wasser zu leicht geworden, so wird eine schwerere Substanz wie Zucker
oder Borax, darin aufgelöst, ihr das richtige Gewicht zurückgeben; ist sie durch
Abrahmen zu schwer geworden, so wird ein entsprechender Wasserzusatz genügen, um sie
wieder zu erleichtern. Dass dies keine müssigen Befürchtungen sind, geht aus den in
Stuttgart gemachten Erfahrungen hervor. Hier wurde früher ausschliesslich die Mollenkopf'sche Milchwage benutzt; man sah sich aber
genöthigt, das Verfahren aufzugeben, weil man entdeckte, dass verschiedene Verkäufer
mit der Milch wage in der Hand die Fälschungen vornahmen. Nicht zu verwundern, dass
man unter diesen Umständen in Stuttgart wie auch an verschiedenen andern Orten, z.B.
Rostock und Mülhausen, auf die Controle mittels der Milch wage ganz verzichtete und
die Polizeibeamten nur zur Entnahme der Proben verwendet, die Untersuchung selbst
aber in das Laboratorium wissenschaftlich gebildeter Sachverständiger verlegte. Auch
in London, wo man der Wanklyn'schen Broschüre zufolge
ähnliche Erfahrungen mit der Milchwage gemacht hat, wird allgemein in dieser Weise
verfahren, und zwar bedient man sich hier wie in Rostock ausschliesslich der
chemischen Analyse zu den Milchuntersuchungen.
Zu vorläufigen Untersuchungen durch Polizeibeamte wird die Milchwage nichts
destoweniger zunächst noch unentbehrlich sein, wenn es auch als wünschenswerth
bezeichnet werden muss, dass die aräometrische mit der optischen (1877 225 283) Milchprobe Hand in Hand gehe (1877 223 113). –
Nach E. Reichardt (Archiv der
Pharmacie, 1876 Bd. 209 S. 440) hatten zwei Milchproben folgende
Zusammensetzung:
I
II
Butterfett
3,41
4,02
Käsestoff
2,37
3,92
Milchzucker
6,13
6,60
Wasser
88,09
85,46
––––––––––––––––
100,00
100,00.
Probe I zeigte mit der Milchwage 17,5, Probe II dagegen 19,0 Grad.
Analysen von phosphorsaurem Kalk.
Nivoit (Annales des Mines,
1877 Bd. 11 S. 323) hat mehrere Proben von phosphorsaurem Calcium untersucht. Knoten
dieses Minerales aus der Kreide von Mons bestanden aus:
Glühverlust
25,55
Sand und Thon
1,30
Eisenoxyd
0,90
Kalk
51,60
Phosphorsäure
20,35
Schwefelsäure
0,12
Chlor
0,25
Fluor
0,18
–––––––
100,25.
entsprechend einem Gehalt von 44,42 Proc. Tricalciumphosphat;
die organischen Stoffe enthielten 0,35 Proc. Stickstoff.
Vier Phosphate aus dem Grünsand des Meuse-Departement zeigten folgende
Zusammensetzung:
Glühverlust
15,00
9,60
10,50
8,00
Sand und Thon
27,98
23,80
31,03
39,80
Phosphorsäure
18,72
22,03
18,78
16,30
Schwefelsäure
–
2,12
0,89
0,92
Eisenoxyd
4,30
11,30
15,65
10,60
Kalk
31,00
29,33
20,80
22,00
Magnesia
2,10
Spuren
Spuren
0,89
Sonstiges
0,90
1,81
2,35
1,49
–––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00.
Zur Bestimmung der Essigsäure; von Carl Jehn.
Eine einfache und sehr schnelle Bestimmung des Essigs auf seinen Procentgehalt an
Essigsäureanhydrid wird in der Essigspritfabrik von L.
Goldschmidt ausgeführt. Dieselbe beruht auf der Zersetzung von NaHCO3 durch den betreffenden Essig und Messung des
entwickelten Volums CO2.
Für die Technik ist, um auch durch jeden Nichtchemiker die Bestimmung ausführen
lassen zu können, folgende Einrichtung getroffen: In einen mit Kautschukpfropfen
geschlossenen und mit Gasleitungsrohr versehenen Glashafen wird hinreichende Menge
Bicarbonat geschüttet, ein genau 10cc des zu
untersuchenden Essigs enthaltendes Gläschen hineingestellt und nach Verschluss des
Glashafens durch Umschütteln die Kohlensäure-Entwicklung eingeleitet. Die
Kohlensäure tritt durch das Gasleitungsrohr in ein mit Wasser gefülltes und mit
doppelt durchbohrtem Kork verschlossenes Gefäss und vertreibt aus demselben
natürlich ein entsprechendes Volum Wasser, welches durch ein Abflussrohr in einen
kalibrirten Cylinder fliesst. Die Zahlen der Kalibrirung geben die Procente an
wasserfreier Essigsäure an. (Nach dem Archiv der
Pharmacie, 1877 Bd. 7 S. 414.)
Zur Bestimmung der Salpetersäure.
J. M. Eder bespricht in einer ausführlichen Arbeit (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S. 267) die
verschiedenen Methoden zur Bestimmung der Salpetersäure. Nach seinen Versuchen ist
das Princip derjenigen Methoden, welche sich auf Ueberführung der Salpetersäure in
Ammon gründen, vollkommen richtig und alle Angriffe darauf sind völlig unbegründet.
Bei Ausserachtlassung der nothwendigen Vorsichtsmassregeln geben die Methoden
unzulängliche Resultate, welche zu irrigen Schlüssen Veranlassung gegeben haben;
hält man aber diese Bedingungen ein, dann liefert die Methode ganz treffliche
Resultate, welche hinter den genauesten Methoden der Salpetersäure-Bestimmung in
keiner Richtung zurückstehen.
Das Abflusswasser aus Färbereien, Zeugdruckereien und
Bleichereien.
Es ist leicht einzusehen, dass, wo mehrere benachbarte Färbereien, Druckereien und
Bleichereien denselben Fluss benutzen, die am untern Theil des Flusses gelegenen
Fabriken zeitweilig durch die von oben herunter gelangenden Verunreinigungen des
Wassers auf das Unangenehmste in ihrem Betrieb gestört werden. Man setze z.B. den
Fall zweier benachbarten Bleichereien, so ist es selbstverständlich, dass der Inhalt
der Kalk- und Sodakufen von der obern Fabrik unter Tags nicht in den wenn auch gut
ziehenden und reichlich Wasser führenden Fluss abgelassen werden darf. Derselbe muss
vielmehr in einen gemauerten Behälter geleitet werden, welcher nur während der Nacht
in den Fluss geleert werden darf. Aber die in den Kochkufen abgewässerte und hernach
zur Reinigung in den Fluss gelangende Waare führt immer noch so viel Soda,
namentlich aber Kalk mit sich, dass es der weiter unten gelegenen Bleicherei
unmöglich gemacht ist, zu gleicher Zeit ihre Baumwolle aus der letzten Säure zu
waschen. Bei einigem guten Willen ist es denkbar, dass die beiden Fabriken sich über
die Zeit ihrer verschiedenen Operationen verständigen; wird jedoch derselbe Fluss
von mehr als zwei Fabriken, darunter namentlich Färbereien und Druckereien, benutzt,
so ist eine solche Verständigung nicht mehr ausführbar.
Der Manufacturist, 1877 S. 552 enthält die Mittheilung
eines Praktikers über die Vorkehrungen, die er getroffen, um selbst mit reinem
Wasser arbeiten und um den weiter unten gelegenen Fabriken wieder ein reines Wasser
zukommen lassen zu können. Er leitet das aus mehreren Schwarzdruckereien und
Bleichereien zu ihm herunterfliessende Wasser zur Klärung in einen Behälter. Dann
wird es filtrirt, 10 bis 15 Millionen Liter täglich, und ohne weiteres in der
Baumwoll-Bleicherei und Färberei verwendet. Das im eigenen Etablissement
verunreinigte Wasser wird gesammelt und in 3 verschiedene Behälter geleitet. Der
eine derselben nimmt alle von der Krapp-, Garancine- oder Alizarinfärberei
herrührenden Verunreinigungen auf. In den zweiten Behälter fliessen alle meist mit
Farbstoffen geschwängerten Seifeflüssigkeiten. Derselbe ist in zwei Hälften
getheilt, wovon jede etwa 120cbm Flüssigkeit
fasst. Die in der einen Hafte eingelaufene Seifenflüssigkeit wird mit Chlorcalcium
unter Zugabe von etwas Kalk versetzt, wodurch alle färbenden, fettigen und faserigen
Substanzen niedergeschlagen werden. Ueber Nacht lässt man absitzen, um den andern
Tag das Klare abzulassen, während der im Behälter zurückbleibende Niederschlag in
ein hölzernes Fass gebracht und mit Salzsäure zersetzt wird. Der Gesammtinhalt des
Fasses kommt sodann auf ein Flanellfilter; die ablaufende Chlorcalciumlösung wird
wieder zum Niederschlagen einer neuen Menge Seifeflüssigkeit benutzt; die auf dem
Filter zurückbleibende, fettige, schmutzige, gefärbte Masse aber wird in Fässer
gefüllt und verkauft.
Der dritte Behälter nimmt alle nicht für die beiden angeführten Behälter bestimmten
Abflusswässer auf, Waschwässer, saure und alkalische, sowie die ausgebrauchten
Holzflotten. Hier neutralisiren sich die Säuren und Alkalien gegenseitig, oder wird
der Neutralisation nach Bedürfniss durch Zusatz von Salzsäure oder von Soda
nachgeholfen. Gleichzeitig setzen sich die Farbstoffe vollständig zu Boden. Speciell
für Schwarzfärbereien empfiehlt es sich, eine ganz geringe Menge Kalk hinzuzufügen,
wodurch die das Abflusswasser schwarz färbenden Substanzen gänzlich aus demselben
niedergeschlagen werden.
Kl.
Neue Filzteppiche.
Gebrüder E. Trotry Latouche in Rueil (Frankreich) haben
sich in England nach dem Textile Manufacturer, 1878 S.
154 folgendes Verfahren zur Herstellung von Filz-Decken oder -Teppichen patentiren
lassen: Ein Stück roher oder gefärbter oder bedruckter Filz wird in Bänder oder
Streifen von z.B. 10 bis 15mm Breite zerschnitten.
Die Breite richtet sich nach der Stärke des herzustellenden Teppichs. Hierauf locht
man die Bänder und legt sie scharf gegen einander in solcher Weise, dass ihre
Breitendimension zur Höhe wird, so dass also ihre rechte und linke Seite zur
oberen und unteren werden. Zulezt verbindet man die aufgestellten Streifen mittels
Durchziehen von Schnüren oder Durchstecken von Drähten möglichst dicht mit einander,
damit der aufrecht stehende Filz die nöthige Festigkeit erhält, dem Gewicht, welches
er zu tragen bestimmt ist, zu widerstehen.
Solche Teppiche oder Filzdecken, die sich ausgezeichnet für Wagen- und Gepäckdecken
eignen, sind bei weitem nicht den Beschädigungen unterworfen als die gewöhnlichen
Filzteppiche, die wollenen Filze oder die Plüschteppiche. Sie sind so dick, dass sie
Luftströmungen ziemlich widerstehen, dabei sehr elastisch, und, was das Muster
betrifft, sind Farbe und Zeichnung nahezu unzerstörbar, halten ebenso lange als der
Stoff selbst; letzteres begründet sich dadurch, dass man den Filz vor dem
Zerschneiden färbt. Streifige oder gesprenkelte Muster lassen sich sofort dadurch
herstellen, dass man Filzstreifen von verschiedener Farbe nimmt.
E. L.
Verbrauch von Genussmitteln in Deutschland.
Vergleicht man schätzungsweise die Mengen und Werthe, welche Deutschland im
Durchschnitt der 5 Jahre 1866 bis 1870 und der 2 Jahre 1874 und 1875 für den Kopf
der Bevölkerung an Zucker, Kaffee, Tabak, Bier und Branntwein verbraucht hat, so
ergeben sich folgende Zahlen:
1866 bis 1870
1874 und 1875
Zucker
4k,69
oder
2,26 M.
7k,00
oder
3,38 M.
Kaffee
2k,15
„
2,80
2k,28
„
4,74
Tabak
1k,40
„
1,54
1k,92
„
2,66
Bier
55l,00
„
8,80
931,00
„
14,88
Branntwein
6l,50
„
1,82
9l,00
„
2,52
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
17,22 M.
28,18 M.
Deutschland würde hiernach bei einer Bevölkerung von rund 42 Millionen im
Durchschnitt der beiden Jahre 1874 und 1875 für die in Rede stehenden fünf
Genussmittel (ohne die Preiserhöhung durch Steuern und Detail vertrieb zu rechnen)
etwa 1184 Millionen Mark verausgabt haben, wovon über die Hälfte auf Bier kommt.
Wäre der Verbrauch innerhalb der Mengen und Preise des Durchschnittes der J. 1866
bis 1870 geblieben, so hätte die nämliche Verausgabung den Betrag von etwa 723
Millionen Mark nicht überschritten. Die grosse Steigerung dieser Ausgaben um
jährlich ungefähr 461 Millionen Mark ist ganz vorwiegend nur durch die
ausserordentliche Zunahme des Verbrauches namentlich des Bieres in den Kreisen der
grossen Masse der Bevölkerung herbeigeführt worden. Die Preissteigerung hat nur beim
Artikel Kaffee wesentlich mitgewirkt. Daraus ergibt sich nach der Deutschen Industriezeitung, 1877 S. 422, dass entweder
der wirthschaftliche Nothstand Deutschlands seit 1873 längst nicht so schlimm
gewesen sein muss, als behauptet wurde, oder dass die Bevölkerung i. J. 1874 und
1875 für entbehrliche Genussmittel mehr verausgabt hat, als der wirthschaftlichen
Lage des Landes entsprochen hätte.
Berichtigungen. S. 176 Z. 11 v. o. ist als Bandzahl
„219“ statt „209“ zu lesen. – Der S. 190 mitgetheilte Kleberprüfer ist längst
bekannt und in D. p. J. * 1849 111 117 als Boland's Aleurometer
beschrieben.