Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 406 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Berechnung der Heizfläche für Pappentrockenmaschinen.
Prof. Dr. E. Hartig hat kürzlich an einer Kunze'schen Pappentrockenmaschine (*1876 222 224) 504) Beobachtungen angestellt, um den
Wärmedurchgangs coefficienten für gusseiserne, von feuchter Pappe bedeckte Wandungen
zu bestimmen und dadurch ein Mittel an die Hand zu geben, welches die Berechnung der
zum Trocknen von Pappen u. dgl. auf dampfgeheizten Cylindern erforderlichen
Oberfläche ermöglicht. Bezeichnet nach der Quelle (Civilingenieur, 1877 S. 543):
T die Temperatur des Heizdampfes,
die sich aus der beobachteten Spannung ergibt,
t die Anfangstemperatur der zu
trocknenden Pappen, die mit der Temperatur der umgebenden Luft als übereinstimmend
angenommen werde,
F die benutzte Gesammtheizfläche
der Maschine, gleich dem Product aus Pappenbreite und Länge der berührten
Walzenumfänge =0,7 \times 11,3 \times 0,98=7^qm,35,
Qk das Gewicht der stündlich zugeführten feuchten Pappe,
αQk die stündlich durch Verdampfung entfernte Wassermenge,
μc die stündlich auf 1qm Walzenumfläche
und für 1° Temperaturdifferenz beförderte Wassermenge,
so besteht die Gleichung
F\,(T-t)\,\mu=Q\,(100-t+537\alpha), woraus der Coefficient
sich berechnet: \mu=\frac{Q\,(100-t+537\alpha)}{F\,(T-t)}
Führt man diese Rechnung für die von Hartig angestellten
Beobachtungsreihen durch, so gelangt man zu den in folgender Tabelle enthaltenen
Zahlenwerthen.
Art der Pappe
Gewicht der stünd-lich zugeführtennassen
Pappe
WasserverlustderGewichtseinheit
DampfspannungUeberdruck
Temperatur desHeizdampfes
Temperatur derumgebenden Luft
Coefficientfür denWärmedurchgang
Dünnste Pappe, mittlere Sorte1.
Passage2. „ Stärkste Pappe1.
Passage2. „
Qk146273234281192
α0,3940,2420,2420,1760,217
pat1,221,101,282,001,90
T0124122125134133
t03030313232
μ56,576,763,957,845,4
Als Mittelwerth der fünf berechneten Zahlen ergibt sich μ = 60, mit dessen Benutzung nunmehr die zutreffende Berechnung der für
gegebene Verhältnisse erforderlichen Heizfläche möglich ist. Es ergibt sich nämlich
unter Beibehaltung der oben angeführten Bezeichnungen
F=\frac{Q\,(100-t+537\alpha)}{60\,(T-t)}.
Flügelsauger für unreine Luft.
Im Metallarbeiter, 1877 S. 353 ist ein durch ein kleines
Kreiselrad betriebener Flügelsauger von Ch. Delsaux
beschrieben, welcher zur Abführung unreiner Luft, namentlich auch aus Abtritten,
dient. Das Aufschlagwasser wird der Wasserleitung entnommen und wirkt stossend gegen
die muldebförmig ausgehöhlten Flügel des Kreiselrades. – Der Sauger muss in vielen Fällen für
verwendbar anerkannt werden; doch würde der Wasserverbrauch erheblich verringert
werden können, wenn man das Wasser in bekannter Weise drückend statt stossend zur
Wirkung kommen liesse.
H. F.
Ueber die Entstehung von Bränden in Mahlmühlen.
Weber (Zeitschrift für
technische Hochschulen, 1878 S. 51) zeigt, dass die sogen.
Selbstentzündungen in den Mahlmühlen (vgl. 1872 206 417)
der Entzündung des Mehls taubes durch starke Funken zuzuschreiben sind. Bei
Anwendung von Weizenmehl findet die Explosion erst dann statt, wenn 1l Luft 25 bis 30mg Staub enthält. Als Schutzmittel wird empfohlen, die Quarzstücke aus dem
Getreide zu entfernen, den Luftraum der Mehlbahn mehrere Male zu Unterbrechen,
ferner die Mehlstaubfilter von Joacks und Behrns in Lübeck u.a.
Petzold's Stahldrahtbesen für Kesselröhren.
Zum Reinigen von Kesselröhren und zum Auskehren von Schlamm, welker sich auf den
unteren Platten der Dampfkessel ansetzt, hat Ernst
Petzold in Chemnitz (D. R. P. Nr. 342 vom 22. August 1877) einen
zweckmässig eingerichteten Stahldrahtbesen erfunden. Derselbe besteht aus einer mit
vielen Löchern versehenen gekrümmten Buchenholzplatte; in jedem der Löcher sitzt
Radial ein Bündel von 6 bis 8 Stahlborsten (je nach der Grösse des Besens 75 bis
125mm lang) derart, dass die Enden in einer
Cylinderfläche liegen. Die forsten haben einen rechteckigen Querschnitt von 2mm Länge, 0mm,5
Breite und sind so eingesetzt, dass sie in der Richtung, in welcher der Besen bewegt
wird, federn. Ein starker gusseiserner Deckel hält die Borstenbündel fest, genützt
das Holz vor dem Verziehen und gestattet durch zwei mit viereckigen Löchern
versehenen Oesen die Befestigung der Bürste an einer Holzstange, Reiche letztere da,
wo der Raum beengt ist, auch aus zwei Hälften bestehen kann. An beiden Seiten des
Holzes sind noch Rollen angebracht, welche das Einschieben des Besens in das Rohr
erleichtern. Die Dimensionen des Besens sind so gewählt, dass derselbe durch eine
Ausputzthür von 0m,28 Höhe und 0m,42 Breite in das Rohr gebracht werden kann.
Um das Rohr zu reinigen, schiebt man den Besen durch die Ausputzthür so in das Rohr,
dass die beiden Rollen auf der Rohrwand laufen. Wenn der Besen bei
Flammenrohrkesseln am Ende des Rohres angekommen ist, bei Cornwallkesseln, wenn
derselbe an die Feuerbrüke anstösst, dreht man ihn um 1800, so dass die Borsten nach
unten stehen und zieht ihn wieder vor; es wird sich ein grosser Theil Asche vor dem
Besen herschieben. Dies wiederholt man 2 oder 3 Mal, bis das Rohr sauber ist. Wenn
sich nach langem Gebrauch die Stahlborsten etwas nach der einen Seite gebogen haben,
so dreht man den Besen um, d.h. bringt die Stange an der andern Seite an, so dass
die Borsten bei weiterm Gebrauch von selbst wieder gerade werden. Wo der Besen den
Zweck hat, bei den verschiedensten Arten Dampfkesseln das Ausbringen des Ott
festgebrannten Schlammes zu ermöglichen, wird er in beschriebener Weise, aber durch
das Mannloch eingeschoben; letzteres muss in der Nähe des tiefsten Punktes, wo die
Schlammablagerung stattfindet, angebracht sein. Die Preise eines Besens schwanken
zwischen 38 M. für 0m,25 Rohrdurchmesser und 51 M.
für 0m,9 und mehr.
Zur Verhütung der Kesselsteinbildungen.
Unter der Bezeichnung „Antiincrustateur Neron“ wird im Journal des fabricants de papier, 1877 S. 323 ein angeblich erfolgreiches
Mittel gegen Kesselsteinbildungen empfohlen, ohne dass jedoch angegeben ist, woraus
dasselbe besteht.
Leistung eines amerikanischen Drahtwalzwerkes.
Nach dem Warrington Guardian hat die Pearson and Knowles Coal and Iron Company in Warrington
kürzlich ein Drahtwalzwerk nach J. J. Blecky's Patent
aufgestellt, welches
sowohl in Bezug auf Arbeitsleistung als in Betreff der Länge des in einem Stück
ausgewalzten Drahtes Ausserordentliches leistet. Dasselbe besteht aus 4 über
einander liegenden Walzen und hat in einer Woche in zwei zehnstündigen Schichten
über 40t Puddeldraht ausgewalzt, von welchem die
Rolle 20 bis 32k wog. Die durchschnittliche
Leistung der Walzenstrasse, während einer ganzen Woche betrug über 18t in 10stündiger Schicht. Ein bedeutender Vortheil
bei der gedachten Einrichtung besteht darin, dass nur die Hälfte des in
Drahtwalzwerken des alten Systemes erforderlichen Arbeiterpersonals zur Verwendung
kommt.
–r.
Ueber Blitzableiter-Anlagen.
Melsens bespricht in einem gef. eingesendeten Werke
eingehend die verschiedenen Blitzableitersysteme, dann speciell die
Blitzableiteranlage des Stadthauses (Hotel de rille) in
Brüssel. Da ein kurzer Auszug nicht wohl möglich, so kann hier nur auf das mit 19
Steindrucktafeln versehene Buch (Melsens: Des
paratonneres. Bruxelles 1877) selbst verwiesen werden.
Johnson und Phillips' Isolator.
Die Feuchtigkeit zurückstossenden Flüssigkeiten hat man in Isolatoren schon früher zu
verwenden versucht. Johnson und Phillips liessen sich mehrere Formen von Isolatoren patentiren, bei denen
sie dasselbe erstrebten. Die eine Form zeigt eine Porzellanglocke, deren unterer
Rand nach innen umgebogen ist, in die so gebildete Rinne wird Oel oder eine andere
isolirende Flüssigkeit gegossen. Bei einer andern Form befindet sich unter der
Porzellan-Doppelglocke eine mit der Oeffnung nach oben gerichtete Glocke, in welche
das Oel gegossen wird und in dieses taucht der innere Mantel der Doppelglocke
hinein. Die dritte Form bildet eine gewöhnliche, nur mit der Oeffnung nach
obengestellte Porzellanglocke, in deren Höhlung das Oel eingegossen wird, worauf ein
lose auf den Träger aufgesteckter Metalldeckel über die Höhlung gestürzt wird; ein
oberhalb des Deckels auf den Träger aufgeschobener Kautschukring soll das Eintreten
des Regens in die Oelkammer verhüten; eine Windfahne am Deckel endlich macht diesen
durch den Wind beweglich, so dass er selbstthätig die Spinnweben beseitigt. Die
Prüfung einiger solcher Isolatoren auf die Isolation im Januar und Februar 1877
lieferte günstige Ergebnisse. (Nach dem Telegraphic
Journal, 1877 Bd. 5 S. 244.)
Striedinger und Dörflinger's elektrischer
Stromschliesser.
J. H. Striedinger und A.
Dörflinger in New-York haben unterm 2. Januar 1877 Nr. 185 841 ein Patent
in Amerika erhalten auf einen Apparat zur gleichzeitigen Schliessung von mehreren
Stromkreisen, welcher bei der Sprengung des Hallett's Reef bei Hellgate, New-York,
am 24. September 1876 benutzt wurde (vgl. 1876 222 186).
Der durch diesen Stromschliesser gebotene Vortheil liegt zunächst darin, dass er
nahe an den gelegten Minen aufgestellt werden kann, also die Anwendung von nur
kurzen Leitungen zu den Mine hin und von kleinen Batterien gestattet und eine
befriedigende Wirkung jedem Stromkreise sichert, Die gleichzeitige Entzündung aller
Minen in allen Stromkreisen sichert ferner der ganzen Sprengung besseren Erfolg, wie
der bisherigen Verlegung aller Minen in einen
Schliessungskreis. Bei Hellgate-Sprengung waren die Minen in 22 Stromkreise
vertheilt; jede Gruppe hatte eine besondere Batterie von 40 bis 44 Elementen, die
kräftig genug war, um etwa 160 Zünder zu entzünden. Im Ganzen wurden über 3600
Zünder mit Hilfe von 960 Elementen entzündet.
Der Stromschliesser besteht aus einem im Grundriss dreiseitigen Gerüste, innerhalb
dessen ein in den drei den Eckpunkten des Grundrisses entsprechens den Kanten des
Gerüstes geführtes dreiseitiges Fallgatter aufgehängt ist. An dem Gatter sind in geeigneter
Weise stiftförmige Metallcontacte angebracht, an welche die einen Pole der Batterien
geführt sind; von dem andern Pole jeder Batterie läuft ein sich verzweigender oder
nicht verzweigender Draht nach den einzelnen Zündern der Minen und dann nach einem
Contactnäpfchen, welches an dem Gerüste befestigt ist und sich genau unter dem
Contactstifte des ersten Poles derselben Batterie befindet. Beim Herabfallen des
Gatters treten daher alle Contactstifte in das Quecksilber in ihren Näpfchen ein und
schliessen ihre Stromkreise. Das Gatter hängt an einer nach seiner Mitte geführten
Schnur oder Kette; in diese aber ist eine kleine Patrone gelegt, welche aus
beliebiger Entfernung durch Schliessung eines elektrischen Stromes entzündet werden
kann, worauf dann das Gatter herabfällt und alle Stromkreise zugleich schliesst.
Anstatt mittels der Patrone kann das Gatter auch auf irgend eine andere Weise zum
Herabfallen gebracht werden.
Edison's sprechender Phonograph.
Thomas A. Edison in New Jersey fixirt (nach dem Scientific American, 1877 Bd. 37 S. 384) mittels des
Phonographen die menschliche Rede, indem er einen mit Zinnfolie bedeckten
Messingcylinder auf einer Schraubenspindel dreht, während in ein dem Cylinder
gegenüber liegendes Mundstück gesprochen wird; wobei macht ein mit der das Mundstück
nach dem Cylinder hin abschliesenden Metallplatte verbundener Metallstift den Worten
entsprechende Eindrücke in die Folie, da in dem Cylinder eine Nuth in einem
Schraubengange eingearbeitet ist, welcher mit der Spindel gleiche Ganghöhe hat. Die
von diesen Eindrücken gebildete Schrift soll aber nicht von der Folie abgelesen,
sondern es soll gegen den Cylinder mit der Folie eine Metallspitze durch eine feine
Feder angedrückt und so durch die Eindrücke in Schwingungen versetzt werden, welche
einer zweiten Metallplatte mitgetheilt werden und mittels derselben die durch die EindrückeEindrüke fixirten Worte wieder ertönen lassen. Bei letzterem muss natürlich der
Cylinder gleich schnell wie während des Sprechens gedreht werden, wenn die Worte in
derselben Tonhöhe wieder erscheinen sollen. Nach einem frühern Vorschlage (Scientific American, 1877 Bd. 37 S. 304) sollte anstatt
der Zinnfolie ein Papierstreifen verwendet werden, der in seiner Mitte einen etwas
erhöhten V-förmigen Strich besass, wie wenn man beim Morse-Telegraphen den Streifen
bei beständig angezogenem Anker laufen läset.
E–e.
Die Compasspflanze.
In den Prairien des südwestlichen Theiles der Vereinigten Staaten Amerikas, besonders
in Texas und Oregon, wächst eine Pflanze, welche die Eigenthümlichkeit haben soll,
ihre Blätter nach Norden zu drehen, und welche daher den Reisenden als Compass
dient, wenn kein anderes Mittel anwendbar, um die Richtungen zu erkunden. Es gehört
diese Pflanze zu der grossen Familie der Compositen und heisst Silphium laciniatum. Dieselbe ist perennirend und
erreicht eine Höhe von 2 bis 3m; sie hat tief
fiederspaltige Blätter und grosse gelbe Blüthenköpfe, in denen die Randblüthen
weiblich, die Scheibenblüthen männlich sind. Schon seit längerer Zeit ist die
Polarität an den Blättern dieser Pflanze den Jägern und anderen Prairiebewohnern
bekannt gewesen, welche, wenn sie ihren Weg auf den Prairien in dunkler Nacht
verloren, leicht die Richtung desselben wieder finden, indem sie nach der
Blattrichtung an genannter Pflanze fühlen. Während bei den meisten Pflanzen die
Blätter so gerichtet sind, dass sie mit den flachen Seiten nach dem Himmel und nach
dem Erdboden gerichtet sind, so haben die Wurzelblätter der Compasspflanze ihre
scharfen Seiten nach oben und unten gerichtet und zeigen zu gleicher Zeit mit ihren
beiden Enden nach Norden und Süden, so dass also die beiden flachen Seiten nach West
und Ost gerichtet sind. Genauere Untersuchung und Bestätigung dieser Angaben
erscheinen sehr wünschenswerth. (Nach dem Ausland, 1877
S. 999.)
Kupferauslaugung mittels Eisenchlorür.
A. Hauch fügt seinen früheren Mittheilungen über
Extraction armer Malachite (1877 224 230) in der Berg- und
Hüttenmännischen Zeitung, 1877 S. 308 noch einige weitere Bemerkungen
hinzu, denen wir der Vollständigkeit halber entnehmen, dass die zur Verwendung
kommende Eisenchlorürlauge mindestens 18° B. stark sein soll und im Ueberschusse –
wegen Vorhandenseins der Carbonate von Kalk, Magnesia und Eisen – anzuwenden ist. Um
schneller zu extrahiren, schlägt Verfasser statt der früher beschriebenen
Vorrichtungen einfache Bottiche und Rührwerke vor, welche a. a. O. abgebildet
sind.
Ueber die Aufnahmefähigkeit des schmelzenden Glases von Thon,
Quarz oder Kieselsäure.
Dr. Carl Bischof hat nach einem gef. eingeschickten
Sonderabdruck aus der Glashütte mit dem schon früher
(1873 208 51) untersuchten und einem grünen Flaschenglase
von F. Siemens folgender Zusammensetzung:
Kieselsäure
69,42
Thonerde
0,32
Eisenoxyd
4,77
Manganoxyd
2,58
Kalk
11,48
Magnesia
0,09
Natron
11,57
––––––
100,23
entsprechende Versuche gemacht, welche zu nachfolgenden
Resultaten führten.
Schmelzendes Glas kann Thon und dessen Hauptbestandtheile in bedeutender Menge
aufnehmen; die aufgenommene Menge ist bei derselben Temperatur eine verschiedene je
nach der Beschaffenheit der Materialien wie auch der Glasart; der Thon wird in
grösserer Menge von dem Glase aufgenommen als jeder der Bestandtheile für sich.
Unter den verschiedenen Thonen tritt im Allgemeinen eine gewisse Sättigung damit um
so eher ein, je feuerfester derselbe ist. Bei dem
grünen Thon macht sich dieselbe später geltend als bei dem gebrannten.
Unter den verschiedenen Quarzarten lassen sich Unterschiede, die jedoch nicht sehr
beträchtlich sind, wahrnehmen. In Betreff der Aufnahme reiner Thonerde und reiner
Kieselerde ist das Verhältnis von den Glassorten deutlich abhängig. So vermag das
Fahdt'sche Glas entschieden weniger Kieselsäure
aufzunehmen, hingegen wird das Siemens'sche eher durch
die Thonerde gesättigt. Das früher durch Thonerde gleichsam gesättigte Siemens'sche Glas wird auch früher durch Thon
gesättigt.
Ueber das specifische Gewicht des Portlandcementes.
Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1877 S. 265) bemerkt im Anschluss an die
Untersuchung von Seger (1877 225 568), dass er bereits früher das specifische Gewicht von Cement aus
Dolomit mit Thon bestimmt und in einzelnen Fällen bis 3,2 gefunden habe (vgl. 1873
209 287).
Im Allgemeinen wird das specifische Gewicht der Cemente vom fast Garen ein wenig bis
zum Scharfen gesteigert und nimmt beim anfangende! Ueberscharfen wieder etwas
ab.
Ist aus Dolomit erzeugter Cement zu derselben Dichte wie Portlandcement erbrannt, so
kann man mit demselben, sofern er langsam bindend ist, auch ebenso hohe Festigkeiten
erzielen. So erhielt z.B. Erdmenger bei verschiedenen
Proben – nach der Absaugungsmethode – von reinem dolomitischem Portlandcement in 7
Tagen Festigkeiten von 28 bis 56k und zwar waren
die höheren Festigkeiten von 40 bis 56k die
häufigeren. Der Cement enthielt 22 bis 26 Proc. Magnesia. Es sind hier in der That,
wie Rud. Dyckerhoff bereits richtig ausgeführt, vor
Allem die Schwere und das langsame Abbinden massgebend, also Factoren, die nebst der
sonstigen Güte des Cementes ganz vornehmlich die Erzeugung eines recht dichten,
schweren Probekörpers ermöglichen. So zeigten auch z.B. obige
Kalkmagnesia-Portlandcementproben bei sehr hohen Festigkeiten stets auch ein hohes
Gewicht. DagegenDagegegen bleiben alle Romancemente, gleichviel ob Magnesia enthaltend oder nicht.,
im reinen Zustande angewendet, erheblich an Festigkeit zurück gegenüber bis zur
Sinterung Gebranntem. Erdmenger erhielt u.a. folgende
specifische Gewichte:
Romancement aus derGegend von Hof:
Dolomitischer Roman-cement aus dem
Alten-burg'schen:
Romancement ausBayern:
I.
II
2,74
2,73
2,35
2,85
2,81
2,63
2,79
Normaler guter Port-andcement:
Dolomitischer Portland-cement:
Ueberbranntes vonPortlandcement:
Stücken 3,15
Stücken 3,18
2,87
Zerfallenes 2,69
Zerfallenes 2,72
Portlandcement:
Dolomitischer Portlandcement:
Ungares
2,67
Kern ungar, äussere Kruste
Kern ungar, äussere Kruste
bereits gar
3,09
schon gar
2,77
„ „ „
3,07
kaum genügend gar
3,00
„ „ „
3,10
eben gar
3,21
genügend gar
3,16
gut gar
3,12
gut scharf
3,20
etwas schärfer
3,07
„ „ „
3,24
sehr scharf
3,12
und
3,14
Anfang von Ueberbrennen
3,05
Durch Lagern nimmt das specifische Gewicht der Cemente ab, wie Erdmenger bereits früher in D.
p. J. 1875 215 538. 216 63 gezeigt hat. Etwas gelagerter Cement, der sich dadurch eher
verbessert, als verschlechtert hat, müsste dem ganz frischen an Güte nachgestellt
werden, sollte das specifische Gewicht einen massgebenden Factor für die
Werthbeurtheilung abgeben, ferner können zwei verglichene Cementsorten von der
Fabrik ab gleiches specifisches Gewicht gehabt haben, der eine ist aber vielleicht
beim Händler bereits länger auf Lager gewesen, möglicherweise auch in einem
ungünstigeren Lagerraume, und in Folge dessen nun leichter als der andere, braucht
aber deshalb noch keineswegs geringwerthiger zu sein. Ferner erbrennen sich
höherthonige Zemente im Allgemeinen leichter als kalkreiche; das Cementpulver fällt
daher oft grade von jenen, sobald der Thongehalt nicht zu hoch genommen wird, sehr
schwer aus. Gleichwohl stehen sie an Festigkeit den höher kalkhaltigen nach;
wenigstens ist dies für verhältnissmässig kürzere Fristen wiederholt nachgewiesen.
Sehr oft wird der schwerere Cement im reinen Zustande auch rohere Festigkeit ergeben
als leichterer, sofern beide Sorten annähernd gleich langsam bindend sind, der
schwerere nicht etwa erheblich schneller abbindet. Indess, ob der schwerere Cement
auch am bebten und den meisten Sand verkittet, ist immer noch die Frage, da hierbei
es vor Allem mit darauf ankommt, ob auch wirklich möglichst alle 100 Proc. des
Cementes als verbittende Substanz auftreten können oder nicht. Die Güte der
Rohmaterialien na die Vollkommenheit der Fabrikationsweise bringen sich hier mehr
zur Geltung. Zeigt er sich auch hier überlegen, so liegt eben ein ganz vorzüglicher
Cement vor; ein solcher wird stets auch ein hohes specifisches Gewicht haben.
Nach allem Vorgebrachten kann also das specifische Gewicht kaum zum Massstabe für die
Güte eines Portlandcementes dienen, ausgenommen es fiele auffallend gering aus.
Unter 3,00 sollte dasselbe nicht herabgehen. Der beste Werthmesser bleibt hohe
Festigkeit bei hohem Sandzusatz und bei möglichst lange ausgedehnter
Beobachtungszeit.
Zur Geschichte der Thermometer.
Es scheint jetzt festzustehen, dass Galilei der erste
Erfinder des Thermometers war, und zwar vor 1596. Dieses Thermometer war nach
Mittheilung von P. G. Tait (Handbuch enthaltend Aufsätze über die exacten Wissenschaften und ihre
Anwendungen. [London 1876.] Deutsche Ausgabe von Rudolf Biedermann, S. 162) ein Luftthermometer und bestand aus einer Kugel
mit einer Röhre, die in eine Flüssigkeit tauchte. Es wurde zuerst benutzt, die
Temperatur eines Kranken zu bestimmen, der zu diesem Zweck die Kugel in den Mund
nahm. Aehnlich war das später zu gleichem Zweck verwendete Thermometer von Sagredo.
Thermometer mit einer in Glas eingeschmolzenen Flüssigkeit wurden zuerst unter der
Leitung Rinieri's (gestorben 1647) von Giuseppe Moriani, einem geschickten Glasbläser,
ausgeführt. Im J. 1829 wurden einige dieser Thermometer von Antinori aufgefunden und mit anderen Thermometern verglichen, so dass man
jetzt die veröffentlichten Beobachtungen von Rinieri
deuten kann. Die Florentiner Akademie fand mit diesen Thermometern u.a., dass das
Schmelzen des Eises immer bei derselben Temperatur stattfinde.
Newton (Philosophical
Transactions für 1701) schlug [das Schmelzen des Eises und das Sieden des
Wassers als Normaltemperaturen vor. Im J. 1714 lieferte dann Fahrenheit in Danzig das erste Thermometer mit gleichförmiger Theilung
(vgl. 1877 225 272).
Einfluss sehr niederer Temperaturen auf die Bakterien.
Bekanntlich verfallen Bakterien schon bei 0° in die Kältestarre. Nach den neuesten
Versuchen von A. Frisch mit Microcoscus, Bacterium und Bacillus werden
dieselben aber selbst bei – 87,5° nicht getödtet. Von der Kälte wird man sich daher
keine desinficirende Wirkungen versprechen dürfen. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften.
Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 3. Abtheilung, 1877 Band 75 S. 257.)
Hadernvergiftung.
Wie die Wiener medicinische Wochenschrift berichtet,
sind in der Papierfabrik Schlöglmühl zwei junge Mädchen, die mit der Bearbeitung der
Hadern beschäftigt waren, am Milzbrand verstorben. Das Blut derselben enthielt eine
zahllose Menge von Milzbrandbakterien (vgl. 1877 226
215). Zur Verhütung derartiger Vergiftungen sollten verdächtige Lumpen immer
desinficirt werden, etwa mit Kalkmilch oder Phenol, bevor sie in Arbeit genommen
werden.
Quantitative Bestimmung von Eisen, Chrom und Uran.
A. Bitte (Comptes rendus,
1877 Bd. 85 S. 281) schlägt vor, die drei Metalle aus ihren Lösungen mit Ammoniak
als Oxyde zu fällen, durch Kochen das überschüssige Ammoniak zu entfernen, den
Niederschlag auszuwaschen und zu glühen. Nun wird derselbe in einer Porzellanröhre
im Wasserstoffstrom erhizt; Eisen wird reducirt, Uran gibt Oxydul, Chromoxyd bleibt
unverändert. Hierauf wird gewogen und dann im Porzellanrohr in einem
Chlorwasserstossstrom erhitzt, wodurch Eisen als Chlorür verflüchtigt wird, während
die beiden anderen Oxyde unverändert bleiben. Dieselben werden nochmals im
Wasserstoffstrom erhitzt, gewogen, mit Salpetersäure behandelt, worauf Urannitrat in
Lösung geht, Chromoxyd aber zurückbleibt.
Ueber die Zusammensetzung der molybdänsauren Salze.
Durch Reduction der Molybdänsäure in Wasserstoff hat C.
Rammelsberg (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1877 S. 1776) das Atomgewicht des Molybdän zu 96,18
bestimmt.
Das phosphormolybdänsaure Ammoniak verliert über Schwefelsäure seinen ganzen
Wassergehalt und ist alsdann bei 100° beständig, gibt aber bei 120° schon Ammoniak
ab. Dasselbe besteht aus:
Molybdänsäure
86,45
Phosphorsäure
3,90
Ammoniumoxyd
3,25
Wasser
5,77
–––––––
100,37.
Das Kaliumsalz verliert sein Wasser völlig erst bei 120 bis 140°, ist dann aber
selbst bei starkem Erhitzen beständig und daher bei Phosphorbestimmungen (vgl. 1877
325 160) der Ammoniakverbindung vorzuziehen. Dasselbe besteht aus:
Molybdänsäure
84,43
Phosphorsäure
3,78
Kali
6,86
Wasser
5,55
–––––––
100,62.
Beide Salze entsprechen hiernach der Formel:
3R2O + P2O5 + 22MoO3 + 12H2O.
Reagenspapier.
Die Papier- und chemische FabrikFarbik von Eugen Dieterich in Helfenberg bei Dresden
liefert neuerdings blaue und rothe Lackmusstreifen, auf einem und demselben Bogen
ungeleimten Papieres mittels einer Maschine sehr sauber ausgeführt. Dieses
Reagenspapier wird beim Gebrauche so geschnitten, dass sich auf dem zur Vorprüfung
bestimmten Abschnitte desselben gleichzeitig der blaue und rothe Streifen befindet,
somit durch eine Probe auf Säure oder Alkali gleichzeitig reagirt wird.
Säurebildung in der Kornschlempe.
Wohl die meisten der auf Hefe arbeitenden Spiritusbrennereien verwenden heute zum
Zukühlen der Kornmaischen die Schlempe. Dieselbe wird zu diesem Zwecke direct vom
Apparate in grössere Behälter gepumpt, geklärt und gekühlt der Maische zugegeben.
Kalte Schlempe unter dem Mikroskop betrachtet, zeigt neben Kugelbakterien
verschiedene Arten von Stäbchenbakterien, Bacillusformen, mehr oder weniger
zahlreiche Mengen von Milchsäureferment. Um zu ergründen, bei welchen Temperaturen
diese Fermente entstehen und vorzüglich welche Säureveränderungen dieselben in der
Schlempe verursachen, wurden von M. Stumpf (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1878 S. 3) die
folgenden Untersuchungen veranstaltet, nachdem vorher beobachtet worden war, dass
ein stärkeres oder schwächeres Auftreten von Milchsäureferment in keinem
wesentlichen Verhältniss zur Säuremenge der betreffenden Schlempen stand. Die Säure
derselben fiel trotz aller Fermente stets niedriger aus, als die der zur Erzeugung
der Schlempe dienenden Maischen.
Schlempe mit 72°, dem Schlempebehälter entnommen, zeigte bereits
Bakterienentwicklung, namentlich Kugelbakterien, weniger Milchsäureferment und
sonstige Stäbchenbakterien. Zur Säurebestimmung erforderten 20cc derselben 1cc,35 Normalnatron. Nach 24 Stunden zeigte das Mikroskop eine
ausserordentliche Vermehrung der Bakterien, namentlich des Milchsäurefermentes;
20cc erforderten jetzt 1cc Natron.
Weitere Versuche zeigten., dass die Bakterien selbst nach 1stündigem Knochen nicht
sämmtlich getödtet waren; am raschesten verloren die Bacillus ihre Beweglichkeit. Hiernach werden die Bakterien im
Colonnenapparat nicht getödtet und gelangen so aus der vergohrenen Maische direct in
die Schlempe. Die Hefenmaischen zur sogen. Kunsthefe säuern demnach viel stärker;
das Abgekühlte saure Hefengut gebraucht 2cc,5
Normalnatron, die Zunahme der Mauerung der Schlempe beträgt dagegen 0cc,15 Natron.
Das Reifen und die Krankheiten des Cantal-Käses.
Der französische Minister für Ackerbau und Handel hatte Duclaux beauftragt, die Fabrikation des Cantal-Käses an Ort und Stelle zu
studiren, um etwaige Verbesserungen vorzuschlagen. Die Comptes rendus, 1877 Bd. 85 S. 1171) bringen folgende Nachricht von den
ersten Resultaten seiner Beobachtungen.
Duclaux bespricht zunächst die chemischen Unterschiede
zwischen frischem und reifem Käse. Entgegen den Ansichten, welche über diese Frage
herrschen, glaubt er, dass bei dem Reifwerden des Käses, wenigstens des
Cantal-Käses, die Fette eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Menge derselben
ändert sich sehr wenig. Die einzige Veränderung, welcher sie unterworfen sind, ist
eine mehr oder weniger weit gegangene Verseifung, die im Cantal-Käse nie mehr als 10
Proc. der Fette beträgt, in den reinen Käsen jedoch unter Einwirkung der
Schimmelpilze bis auf 50 Proc. steigen kann. Diese Verseifung ändert ein wenig den
Geschmack der Fette, aber sehr wenig die Mengenverhältnisse, weil die in Aether
lösliche Fettsäure ganz bedeutend gegen das unlösliche Glycerin vorherrscht.
Der wesentlichste Vorgang beim Reifen der Cantal-Käse, und ohne Zweifel vieler
anderer, ist die stufen weis fortschreitende Umwandlung des im Wasser unlöslichen
Caseïns in ein Albumin, welches in Wasser löslich ist, oder vielmehr in lösliche
Albumine, denn es gibt zwei Körper dieser Gruppe. Der eine gerinnt in der Wärme und
entspricht dem Eieralbumin; der andere unterscheidet sich von allen bis jetzt
bekannten Albuminen dadurch, dass er sich in warmem Wasser und in verdünnten Säuren
löst. Dagegen theilt er die anderen Eigenschaften der Albumine, d.h. er bildet
Niederschläge mit Tannin, Bleiessig, Kupfervitriol, Chromsäure, Alkohol, den sauren
Lösungen von Ferrocyankalium und von Sublimat. Sein Drehungswinkel beträgt ungefähr
– 33°, und ist demnach sein albuminoider Charakter unverkennbar. Diese beiden
Albumine nun sind es, welche nach und nach an die Stelle des Caseïns treten, sich
zur Hälfte im Constitutionswasser des Käses auflösen und ihm seine theilweise
Durchsichtigkeit, seine Weichheit und seine Eigenschaft, im Munde wie Butter zu
zerschmelzen, geben, weil im Munde die beiden zur Auflösung erforderlichen
Bedingungen, Feuchtigkeit und Wärme, vorhanden sind.
Der übrige Theil der interessanten Abhandlung bespricht die leichte Zersetzbarkeit
des Cantal-Käses selbst und einige Gründe für dieselbe, welche wegen ihrer
Unabgeschlossenheit keiner ausführlichen Berichterstattung geeignet erscheinen.
S–t.
Ueber das Nachreifen der Trauben.
E. Pollacci hat aufs Neue die Frage geprüft, ob von der
Pflanze abgetrennte Trauben noch einige Zeit nachreifen, wie dies z.B. bei Aepfeln
und Birnen der Fall ist. Von mehreren Traubensorten wurden die unreifen Beeren mit
der Schere abgelöst und von jeder Sorte drei gleiche Mengen gesammelt. Von einer
Menge wurde stets sogleich Zuckergehalt und Gesammtsäuremenge bestimmt. Von den
beiden anderen Portionen wurde die eine im Schatten, die zweite in der Sonne
aufbewahrt und nach 10 bis 12 Tagen die gleichen Daten bestimmt, Es zeigte sich in
der That eine kleine Zuckerzunahme und Säureabnahme, und zwar waren die Differenzen
für die in der Sonne aufbewahrten Beeren grösser, als für die im Schatten
aufbewahrten. (Berichte der deutsche chemischen
Gesellschaft, 1878 S. 154.)
Behandlung von Gypsabgüssen behufs deren Erhaltung.
Nach dem vom Verein zur Beförderung des Gewerbfleisses (Verhandlungen 1877 S. 383) prämiirten Verfahren von W. Reissig werden Gypsabgusse gegen Abwaschungen
widerstandsfähig gemacht durch Tränken mit einer Lösung Kaliumsilicat, besser noch
mit Barytwasser. Zur Darstellung des Barytwassers schüttelt man in einer gut
verstopften Flasche 1 Th. krystallisirtes Barythydrat mit etwa 20 Th. Regenwasser
oder destillirtem Wasser so lange, als sich noch etwas löst, und lässt dann die
Flüssigkeit absetzen. Wenn sie klar geworden ist, so trägt man sie mittels eines
weichen Schwammes oder durch Uebergiessen auf die Gypsflächen auf, so lange diese
noch aufsaugen und trocknet dann die Gegenstände in massiger Wärme. Zieht dann, bei
abermaliger Befeuchtung, das Barytwasser noch sehr leicht ein, so kann man sie damit
nochmals übergehen; es ist dies aber in den meisten Fällen kaum nöthig. Nach
vollständiger Trocknung werden die Abgüsse mit einer warmen Losung von stearinsaurem
Natron in starkem Weingeist behandelt, oder aber, wo es auf Billigkeit ankommt, mit
Seifenspiritus.
G. Leuchs empfiehlt zu gleichem Zwecke Barytkalkwasser,
F. Filsinger tränkt die Gypsabgüsse mit
Barytwasser, dann zur Neutralisation des Kalkes mit einer kaltgesättigten
Borsäurelösung. Solche mit Baryt und Borsäure behandelte Gypsfiguren lassen sich
leicht mit lauwarmem Seifenwasser abwaschen.
Eine neue Zeichenkohle.
J. Heilmann in Gebhardsdorf, Schlesien, hat sich eine
Kohle patentiren lasen, welche (nach der Papierzeitung,
1877 S. 679) aus Holzstoff hergestellt und als „Patentirte
Zeichen-Reiss-Kohle“ in den Handel gebracht wird. Die Herstellungsweise ist
folgende: Holzstoff aus Linden-, Weiden- oder auch Pappelholz wird in mit Rillen von
Bleistiftstärke versehene Metallformen gepresst, an der Luft getrocknet und in
Retorten verkohlt; dann werden die Stifte Mittels Feilen abgeputzt, in Papier
gehüllt und in Schächtelchen zu 25 Stück verpackt. Da das Holz durch die Umwandlung
in Holzstoff zu einer gleichartigen Masse geworden und theilweise von seinen
inkrustirenden Bestandtheilen befreit ist, wirkt die Kohle sehr gleichmässig und
fein. Glasige, also kratzende Stellen kommen nicht darin vor, sie nützen sich
vielmehr vollständig ab. Der Umstand, dass die Holzfaser keine fremden Beimischungen
hat, gibt der Kohle die Eigenschaft, dass man sie mit jeder Flüssigkeit besuchten
kann, um jede Art von Zeichnung damit herzustellen. So lässt sie sich z.B., mit
Glycerin befeuchtet, als schwarze Kreide gebrauchen, mit Leinölfirniss zur
Herstellung unauslöschlicher Zeichnungen, mit Leimwasser zu unverwischbaren
Zeichnungen u.s.w. Ferner werden diese Zeichenstifte in Farbentönen vom tiefen
Schwarz bis zum hellen Catechubraun hergestellt – ein angenehmer und zugleich
praktischer Umstand, weil ein mit brauner Kohle ausgeführter Entwurf nicht nur
besser aussieht, sondern auch den Augen des Zeichners wohlthuender ist.
Gewinnung von Anilinfarbstoffen; nach J. Wolffund R.
Betley.
Nach dem englischen Patente vom 4. Januar 1876 werden 3 Th. Anilin, 1. Th.
Nitrobenzol und 2 Th. Salzsäure auf 190 bis 240° erhitzt; das Product wird, wenn
eine Probe desselben mit Wasser sich gelbbraun färbt, mittels heissen Wassers unter
Druck ausgezogen. Der Auszug wird entweder sogleich zum Färben verwendet, oder durch
Behandlung mit einem alkalischen Carbonat in feste Form überführt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S.
1756.)
Bronzefarben.
Die Farbennüancen der Bronzepulver lassen sich, wie J. J.
Hess im Metallarbeiter mittheilt, am besten
vorherbestimmen, wenn man eine gegebene Menge Metallpulver in einer wohlverkorkten,
starken Flasche mit einer ebenfalls bestimmten Menge Schwefelwasserstoffgas recht
oft schüttelt. Nach 24stündiger Behandlung giesst man das benetzte, geschwefelte
Pulver auf ein dichtes Tuch und bedeckt es. Das überschüssige Wasser tropft dabei
ab, und man kann durch möglichstes Ausbreiten und schwaches Abpressen die Trocknung
in gewöhnlicher Temperatur so viel als möglich beschleunigen. Sodann erwärmt man das Pulver in einer
recht trockenen, reinen Eisen – oder Kupferblechpfanne, welche in einer grössern,
mit heissem Oele gefüllten hängt, bis die gewünschte Farbe erscheint. Dieser letzte
Punkt ist sehr heiklig, und nur durch die Praxis lässt sich die nöthige Sicherheit
und Vollkommenheit erlangen, denn die Farbe ist je nach der Zusammensetzung der
Legirung, sowie nach der Stärke der Schwefelung verschieden. Für die nachstehenden
Farben ist die Zusammensetzung der Legirungen folgende:
Reichsgelb
82,33
Proc.,
Kupfer
16,69
Proc.,
Zink
0,16
Proc.
Eisen
Lichtgrün
84,32
„
„
15,02
„
„
0,63
„
„
Citron
84,50*
„
„
15,30
„
„
0,07
„
„
Rothkupfer
99,90
„
„
–
„
„
–
„
„
Orange
98,93
„
„
0,73
„
„
–
„
„
Bleichgelb
90,00
„
„
9,60
„
„
–
„
„
Carmoisin
98,22
„
„
0,50
„
„
0,30
„
„
Englische Composition
96,46
„
Zinn
2,39
„
„
0,56
„
„
Physikalische Eigenschaften einiger Holzarten.
Th. Hoh veröffentlicht (im 11. Bericht der
naturforschenden Gesellschaft in Bamberg S. 59) Versuche über die Eigenschaften
einiger Hölzer, denen, wir folgende Angaben entnehmen. Das specifische Gewicht ist
für
Erlenholz
0,553
Weissbuche
0,739
Eichenholz
0,660
Birke
0,753
Ahornholz
0,674
Rothbuche
0,770
Fichtenholz
0,704
Zwetschenbaum
0,829
Kirschbaum
0,709
Ebenholz
1,115.
Die Widerstände, welche sie trocken dem Zersägen entgegenstellen, wachsen nach
folgender Reihenfolge: Fichte, Erle, Kirsche, Birke, Eiche, Weissbuche, Rothbuche,
Ahorn, Zwetsche, Ebenholz; feucht dagegen: Fichte, Eiche, Erle, Birke, Weissbuche,
Kirsche, Rothbuche, Zwetsche, Ahorn, Ebenholz. Die Biegungselasticität gibt folgende
aufsteigende Reihe: Ebenholz, Eiche, Ahorn, Zwetsche, Kirsche, Weissbuche, Birke,
Fichte, Erle, Rothbuche; die Wasseraufnahmefähigkeit: Ebenholz, Weissbuche,
Zwetsche, Ahorn, Fichte, Eiche, Rothbuche, Kirsche, Birke, Erle.
Einfuhr von Büchern, Bildern u. dgl. nach England.
Die Einfuhr fremder Bücher nach England belief sich i. J. 1876 auf 693t im Werthe von 150099 Pfd. St. Dieselben kamen
der Hauptsache nach aus Frankreich und Deutschland. Die Ausfuhr betrug 410t im Werthe von 881839 Pfd. St., wovon nach
Australien für 334136, nach Indien für 79778, nach Britisch-Nordamerika für 68102,
nach Britisch-Mittel – und Südamerika für 40007 gingen. Nach den Vereinigten Staaten
gingen für 191966 Pfd. St. An Stichen und Bilddrucken wurden 5654377 Stück im Werthe
von 50017, meist aus Frankreich und Deutschland, eingeführt und für 72563
ausgeführt. Gemälde, Zeichnungen und Photographien wurden für 549561 Pfd. St.,
vorwiegend aus Frankreich und Belgien, eingeführt und für 301945 ausgeführt. Andere
Kunstwerke kamen im Werthe von 129629 zur Einfuhr.
––––––––––
Berichtigung. In G.
Schmidt's Abhandlung ist S. 322 Z. 3 v. u. zu lesen „anormalen“
statt „normalen“.