Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 585 |
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Miscellen.
Miscellen.
Grosse Wasserhaltungsmaschine.
Dick und Stephenson, Inhaber der Airdrie Engine Works in
Glasgow lieferten vor Kurzem für die neuen Stanrigg-Gruben (Vereinigte Staaten) eine
Wasserhaltungsmaschine, welche vor wenigen Tagen in Betrieb gesetzt worden ist. Der
Schacht, auf welchem die Maschine steht, ist 274,m2 tief und hat 3 Pumpensätze. Der Dampfcylinder hält 1m,676 im Durchmesser und die Pumpen haben 3m,657 Hub. Der Cylinder nebst Zubehör wiegt
ungefähr 18t der Balancier besteht aus
schmiedeisernen Platten von 9m,14 Länge und 38mm Dicke. Die Pumpen sind nach dem Plungersystem
angefertigt und auf einen Ueberdruck von fast 30at
gepresst. Die Inanspruchnahme derselben beläuft sich auf ungefähr 11k,2 auf 1qc. Die
Pumpengestänge bestehen aus verlaschtem Fichtenholz von 10m,97 Länge Querschnitt von 305 × 305mm. Die Inbetriebsetzung dieser Maschine fand ohne
Schwierigkeit und mit voller Regelmässigkeit statt, so dass das erste Wasser schon nach
wenigen Minuten aus der Tiefe zur Erdoberfläche befördert war.
Querschnitt für Fabrik-Schornsteine.
Für den 22m hohen Schornstein der Xantener Dampf-Bierbrauerei, zu dessen Ausführung nur
gewöhnliche Feldbrandsteine zur Verfügung standen, ist der nebenstehend skizzirte,
nach Wissen des Verfassers bis dahin noch nicht ausgeführte Querschnitt zur
Anwendung gelangt. Derselbe hat sich nicht blos für die äussere Erscheinung als sehr
günstig erwiesen, sondern auch den Vortheil gewährt, dass keine angearbeitete
Steinfläche zu Tage tritt. (Deutsche Bauzeitung, 1877
S. 484.)
Textabbildung Bd. 237, S. 586
Ueber Verschmelzung kieselhaltiger Eisenerze im
Hohofen.
Die Hohofenanlage der Katahdin Iron Company zu Bangor
(Me., Nordamerika) verschmilzt, wie O. W. Davis im Engineering and Mining Journal, 1877 Bd. 24 S. 273
berichtet, zwei verschiedene Sorten Brauneisenstein, welche in einem Pyritlager
vorkommen. Trotz aller bis jetzt angestellten Versuche ist es nicht möglich gewesen,
mit den vorhandenen Erzen eine gute Eisenqualität zu erblasen, weil das Roheisen
stets in hohem Grade Silicium enthielt. Die eine der beiden Eisensteinsorten kommt
im Liegenden des Pyritlagers vor, während die andere, aus wässeriger Lösung
niedergeschlagen, sich in dem Pyritbett vertheilt findet. Als durchschnittliche
Zusammensetzung derselben kann man folgende annehmen:
Erste Sorte
Zweite Sorte
Eisenoxyd
75,95
Proc.
71,05
Proc.
Thonerde
0,07
1,82
Kalk
0,16
1,63
Kieselsäure
0,17
8,65
Phosphorsäure
0,14
0,05
Schwefelsäure
0,69
1,02
Wasser u. organische Substanzen.
22,34
10,12
Als Zuschlag dienten drei verschiedene Sorten Kalkstein, welche in ungefähr gleichem
Verhältniss mit einander vermischt wurden und deren Analyse ergab:
A
B
C
Kohlensaurer Kalk
89,68
83,78
56,89
Proc.
Kohlensaure Magnesia
2,60
3,19
10,60
Kieselsäure
6,32
11,06
22,40
Der Ofen war 10m,67 hoch und im Kohlensack 2m,64 weit. Der Wind trat durch vier Formen von
89mm Durchmesser, mit einer Pressung von 0,07
bis 0at,11 und einer Temperatur von 325 bis 370°
ein. Bei leichten Erzgichten fiel grob kristallinisches Nr. 1-Eisen von sehr weicher
Beschaffenheit und nachstehender Zusammensetzung:
Kohlenstoff (meist als Graphit)
3,21 Proc.
Silicium
4,03
Schwefel
0,06
Phosphor
0,05.
Wie schon oben angedeutet, wurde jede nur denkbare Mischung von Zuschlag und Erzen
versucht, um den Siliciumgehalt des Roheisens zu vermindern und den
Kohlenstoffgehalt zu erhöhen, jedoch stets ohne Erfolg. Eine genaue Untersuchung des
Pyritlagers ergab, dass dasselbe meistens aus Einfachschwefeleisen in
krystallinischem und körnigem Zustand besteht, welches sehr porös ist und eine Menge
von Kanälen enthält, die ihm das Ansehen geben, als ob bedeutende Gasentwicklungen
darin stattgefunden hätten. Sämmtliche Proben, selbst diejenigen, welche in einer
Tiefe von 0m,6 unter der Oberfläche von dem Lager
frisch losgeschossen worden wo reu, zeigten Spuren, einer beginnenden Zersetzung.
Man hat gefunden, dass dieses Lager eine Verbindung von Schwefel, Eisen und
Kieselsäure enthält. Sowohl in dem Pyrit als in den Erzen befinden sich Rückstände
von Vegetabilien und Felsmassen. Der häufigste Begleiter der Erze ist Feldspath,
welcher jedoch wenig Glimmer und Quarz enthält. Die oben genannte Verbindung von
Schwefel, Eisen und Kieselsäure erzeugt durch Oxydation wirkliche Eisensilicate,
welche bei der Schmelzung im Hohofen reducirt werden und silicirtes Eisen bilden,
bei voll ständiger Abwesenheit von Mangan.
Die Untersuchung der Niederschläge auf den Warmwind-Leitungsröhren ergab in 100 Th.
2,21 Th. kohlensaures Kali neben Schwefelkalium und kieselsaurem Kali. Das Eisen
enthielt keine Spur von Arsenik, Kupfer oder Titan. Da bei der Weiterverarbeitung
dieses Eisens sämmtliches Silicium in Kieselsäure übergeht und sich mit gebildetem
Eisenoxydul zu Schlacke vereinigt, so war der geringst mögliche Verlust im
Puddelofen auf 100 Th. Roheisen 8,93 Th. Kieselsäure, welche sich mit 11,29 Th.
Eisenoxydul verbanden und 20,20 Th. Schlacke bildeten.
Der ungewöhnlich hohe Siliciumgehalt des obigen Eisens hat also unzweifelhaft seinen
Grund darin, dass die Kieselsäure in Erz nicht, wie dies gewöhnlich der Fall, an die
das Eisen begleitende Gangart, sondern an das Eisenselbst gebunden ist
–r.
Arent's Heberabstich beim Bleischmelzen.
Der von Arent erfundene und seit 1871 in Nordamerika auf dem Eureka Consolidated Works in Utah angewendete Heberabstich hat sich gut
bewährt, wenigstens beim Verschmelzen solcher Erze, bei denen keine Steinbildung ein
tritt. Im Wesentlichen beruht die Einrichtung darin, dass der kürzere Schenkel einer
Heberöhre in den innern Herd so weit hineinragt, dass immer noch eine gewisse Menge
geschmolzenen Bleies in demselben verbleiben kann. Steigt das Bleibad, so füllt sich
der kürzere Schenkel, und bei noch höherem Steigen entleert sich sodann der Herd
ununterbrochen und selbstthätig. Die Schlacke fliesst dabei durch ein Auge unter dem
Tümpel aus, dessen Lage durch Pressung des Windes und specifisches Gewicht der
Schlacke bestimmt ist. Ist Stein in grösserer Menge vorhanden, so wird auch dieser
zeitweise durch den Heber abfliessen müssen; da er aber leicht erstarrt, so
verstopft er denselben, und ist für solche Erze die Vorrichtung nicht geeignet.
Hauptvortheile des Heberabstiches sind: Vermeidung von Ansätzen im Herde; eine
Betriebsunterbrechung beim Abstechen und das hastige, ungeregelte Arbeiten fallen
weg; Reparaturen im Herde werden seltener, und findet nie ein Durchblasen durch den
Vorherd statt. (Nach der Metallurgical Review, 1877 Bd.
1 S. 34.)
Das Meteor von Sokol-Banja.
Am 13. October 1877 fiel in der Gegend von Sokol-Banja ein etwa 80k schwerer Meteorstein nieder. Derselbe besteht
nach S. M. Losanitch (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 96 aus 3,8 Proc.
metallischem Eisen und 96,2 Proc. Silicat. Die Eisenstückchen bestehen aus 78,13
Proc. Eisen, 21,7 Proc. Nickel und 0,17 Proc. Kupfer. (Vgl. 1877 225 512.)
Ueber Plastilina.
Unter dem Namen Plastilina kommt jetzt als Ersatz des
Modellirthones eine Substanz im Handel vor, welche den Vorzug hat, ihre dem Thone
völlig gleiche Plasticität dauernd zu bewahren, daher nicht des lästigen Anleuchtens
bedarf. Nach F. Giesel (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 310) besteht diese
Masse aus:
Fettsäure und Fette
51,2
Zinkoxyd
5,2
Schwefel
30,0
Thon
13,4
–––––
99,8.
Die nach Aussage von Bildhauern empfehlenswerthe Masse kann dadurch hergestellt
werden, dass man 300g Oelsäure mit 43g Zinkoxyd erhitzt und die geschmeidige Masse mit
130g Olivenöl und 60g Wachs zusammenschmilzt, schliesslich 250g Schwefel und 118g Thon, beide fein gepulvert, einträgt und das Ganze gut durchknetet.
Der Wasserkobold.
Das Wasserfeuerwerk wird von den meisten Schriftstellern geringschätzig behandelt,
oft sogar kaum erwähnt, wohl deshalb, weil sie nie ein grosses Wasserfeuerwerk
gesehen haben. A. Bau (Pyrotechnisches Centralblatt, 1878 S. 3) empfiehlt nun einen neuen
Feuerwerkskörper, Kobold genannt, dessen Wirkung darin besteht, dass ein Feuerstrahl
unter Schnauben und Stöhnen sich langsam über dem Wasser im Halbkeise bewegt und in
dem Augenblick, wo er wieder im Wasser verschwindet, scheinbar an seiner ersten
Stelle auftaucht. Zur Herstellung gebraucht man einen runden Pfahl von leichtem
Holz, 70cm lang und 7cm im Durchmesser. Quer auf diesen nagelt man drei je 30cm lange dünne Latten, so dass sich eine in der
Mitte und je eine 5cm von den Enden des Pfahles
befindet. Die Stellung der drei Latten zu einander muss so sein, dass sie von der
Seite gesehen ein reguläres Dreieck bilden. Man theilt deshalb den Umfang des
Pfahles in 3 Theile, zieht durch jeden Theilstrich eine Linie dem Pfahl entlang und
nagelt von obigen Latten je eine quer auf jeden Strich. Die letzteren dürfen 5mm dick und lern breit sein. Auf jede bindet man
eine Treibhülse, 30cm lang und von 14 bis 16mm Kaliber. Die Hülsen werden mit folgendem
Treibsatz:
Mehlpulver
32
Th.
Kohle, mittelfein
4
Salpeter
3
Schwefel
1
25cm hoch festgeschlagen und
erhalten in dem übrigen Raum einen Knall von feinem Jagdpulver. Für sogen.
Brillantsatz ist dagegen die nachstehende Mischung zu empfehlen:
Mehlpulver
8
Th.
Kohle, mittelfein
1
Gussstahlspäne oder Lyoner Fäden
2
Beim Anbinden der Hülsen hat man genau darauf zu achten, dass alle nach einer
Richtung hin treiben. Sie werden durch eine Stopine, die man an der Mittelhülse
etwas vorstehen lässt, verbunden. Zum Anzünden ergreif man das Ende des Pfahles,
entzündet die Stopine und schleudert den Körper ins Wasser. Die beiden im Wasser
liegenden Feuerstrahlen drehen die Maschine und bringen das schnarchende Geräusch
hervor. Sobald der dritte über dem Wasser sichtbare Strahl verschwindet, taucht ein
neuer auf, was dem Körper ein eigenthümliches Ansehen gibt.
Herstellung von unverbrennlichem Papier.
L. Navarro und J. S.
Fuentes (Journal des fabricants de papier,
1878 S. 56) wollen Papier dadurch unverbrennlich machen, dass sie es mit Lösungen
von schwefelsaurem Ammoniak, schwefelsaurem Magnesium und Borax behandeln. – Das
Unverbrennlichmachen organischer Stoffe mittels borsaurem Magnesium wurde bereits
von Patera (1872 203 481)
empfohlen, ist daher keineswegs neu.
Zur Kenntniss des Buchenholztheeröles.
Soweit bis jetzt bekannt ist, stellt das Buchenholztheeröl ein Gemenge einsäuriger
und zweisäuriger Phenole, bezieh. ihrer Methylderivate dar. Die Gegenwart einerseits
von Phenol, Kresol und Phlorol (letzteres als Methyläther), andererseits von
Brenzcatechin, Homobrenzcatechin (beide als Methyläther) ist über allen Zweifel
festgestellt. Man durfte daher in den hochsiedenden Fractionen des Holztheeres
zunächst die höheren Homologen der einsäurigen und zweispurigen Phenole erwarten; allein das Steigen des
Siedepunktes konnte auch durch die Anwesenheit Sauerstoff-reicherer Verbindungen,
also dreisäuriger und vielleicht selbst noch mehrsäuriger Phenole bedingt sein. A. W. Hofmann weist nun in den Berichten der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1878 S. 329 nach, dass in der That in dem sauren, zwischen
240 und 290° siedenden Antheile eines Theeröles solche dreisäurige Phenole vorhanden
sind, dass ferner das Cedriret von Reichenbach identisch ist mit dem Corulignon Liebermann's. (Vgl. S. 578 d. Bd.)
Zur Verhütung der Kesselsteinbildungen.
Luques (Moniteur industriel
belge, 1878 S. 143) empfiehlt gegen Kesselsteinbildungen das schwere
Steinkohlentheeröl, von ihm Cresyloleum genannt, in die
Kessel zu bringen; der Kalk soll dadurch in Suspension erhalten werden. – Selbst
wenn letztere Angabe richtig wäre, so könnte dieses angebliche Mittel doch nicht
empfohlen werden; das Speisewasser ist zu reinigen, bevor es in den Kessel
kommt.
Ueber eine Constante der Nichtzuckerzusammensetzung im
gewöhnlichen ersten Producte.
A. Gawalowski (Zeitschrift des
Vereines für Rübenzuckerindustrie im Deutschen Reiche, 1877 S. 825) will
gefunden haben, dass in wirklichen ersten Producten aller österreichischen
Zuckerfabriken die Asche zu dem organischen Nichtzucker in einem constanten
Verhältniss steht. F. Strohmer (Organ für Rübenzuckerindustrie der österreichisch-ungarischen Monarchie,
1878 S. 48) zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Auch die folgenden
Rübenzucker-Analysen von C. Scheibler sprechen gegen
die Annahme Gawalowski's.
Erstes Product
Zucker
Wasser
Asche
Organ. fremde Stoffe
Gefunden
berechnet
Feinweisses
96,8
1,19
0,76
1,25
1,14
Weisses
95,5
1,74
1,24
1,52
1,86
Ordinär weisses
94,7
1,93
1,43
1,94
2,15
Blondes
93,8
2,43
1,76
2,01
2,64
Feingelbes
92,6
2,70
1,88
2,82
2,82
Gelbes
91,1
3,42
2,62
2,86
3,93
Ordinär gelbes
90,6
3,57
2,69
3,14
4,04
Die Zuckerrübenernte des Jahres 1877.
H. Briem (Organ für Rübenzucker
der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1878 S. 21) stellt in folgender
Tabelle das Ernteergebniss für 1876 und 1877 zusammen und führt aus, wie dasselbe
von den meteorologischen Verhältnissen abhängig sei.
Jahrgang
Auf 1ha Rübenin 100k
Zusammensetzung desSaftes
Auf 100
ZuckerkommenNichtzucker
Erntefür 1hain 100k
Wärmemittel vonMai bis October
Regenmengeauf 1ha von Maibis October
Mittlere Boden-feuchtigkeit
Balling
Zucker
Nichtzucker
Quotient
Zucker
Nichtzucker
hl
Proc.
1876
543
13,7
10,77
2,93
78,6
27
56,3
15,2
15,90
22210
8,3
1877
496
16,2
12,85
3,35
79,3
26
61,2
15,9
15,63
25040
8,1
DifferenzvomVorjahre
– 47
+ 2,5
+ 0,8
+ 0,42
+ 4,9
+ 0,7
– 0,27
+ 2830
– 0,2
Zur Geschichte des Bieres.
Der Gebrauch des Bieres ist, wie C. Reischauer
C. Reischauer: Die Chemie des Bieres. Aus dem
Nachlass des Verfassers herausgegeben von Vict.
Griessmayer. 340 S. in 8. Mit 11 Holzschnitten-Preis 5 M. (Augsburg
1878. Lampart und Comp.). – Das von Griessmayer mehrfach ergänzte Buch behandelt die Chemie des Bieres
in umfassendster Weise und verdient daher allgemeinste Beachtung der
Chemiker und Bierbrauer. hervorhebt, schon ein sehr alter. So
erzählt Tacitus in seinem Buche über die Sitten der
alten Deutschen: „Potus humor ex hordeo aut frumento, in
quandam similitudinem vini corruptus“, und weiter, dass unsere
tapferen Vorfahren zwar einfach und anspruchslos im Essen waren, weniger aber im
Trinken dieses Getränkes aus Gerste oder auch aus Weizen. Diodorus Siculus (30 v. Chr.) berichtet, dass bereits Osiris (1960 v. Chr.) in Egypten ein aus gemalztem
Getreide erzeugtes Bier einführte. Archilochus (720 v.
Chr.), Aeschylus und Sophokles († 400 v. Chr.) kennen einen Gersten wein (Vinum hordeaceum) und Herodot (450 v. Chr.) erzählt, dass die Egypter Wein aus Gerste
herstellten. Die Spanier kannten das Bier, wie Plinius
berichtet, als celia oder ceria, die Gallier unter dem Namen cerevisia.
In England und Flandern war das Bier zur Zeit der Geburt Christi allgemein im Gebrauch.
Während alte Zunftbücher Gambrinus, König von Brabant
(1200 n. Chr.) den Erfinder des Bieres nennen, steht es fest, dass den Chinesen das
Bier seit undenklichen Zeiten bekannt war. Berühmt war im Alterthum namentlich die
Bauerei zu Pelusium, Stadt an einer Nilmündung.
Was frisst der Hering.
Nach C. Möbius bilden die Hauptnahrung der Heringe, die
in der Nord- und Ostsee gefangen werden, einige Arten sehr kleiner Krebse aus der
Ordnung der Spaltfüssler (Copepoden). Im Februar 1872
wurden in der Kieler Bucht sehr viele Heringe gefangen. Fast alle, welche Verfasser
öffnete, um ihre Nahrung kennen zu lernen, hatten ihren Magen mit Spaltfüsslern
angefüllt, die fast ausschliesslich einer einzigen Art (Temora longicornis) angehörten. In dem Magen eines grossen Herings, der
prall mit Temorabrei angefüllt war, betrug die Zahl der verschluckten Krebse nach
einer sicheren Zählung 60895 Stück. Ein anderer Hering hatte 19170 Stück im Magen.
Drei Wochen hindurch wurden in der Kieler Bucht fast jeden Tag gegen 240000 Heringe
gefangen. Frass jeder von diesen täglich nur 10 000 Spaltfüssler, was gewiss sehr
niedrig angeschlagen ist, so wurden an einem Tage 2400 Millionen verzehrt und in
drei Wochen 43000 Millionen Stück. Die oberen Wasserflächen waren so dicht belebt
von diesen Krebschen, dass man sie mit feinmaschigen Netzen leicht zu Tausenden
fangen konnte. Diese Beispiele zeigen, dass unsere flachen Küstenmeere trotz ihrer
Armuth an Arten ungeheure Mengen thierischer Individuen erzeugen. (Industrieblätter, 1878 S. 82.)
Werthbestimmung des Essigs.
Nach dem Vorschlage von C. Jehn (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 2108) bringt man
in ein mit Kautschukstopfen geschlossenes und mit Gasleitungsrohr versehenes Glas
eine hinreichende Menge Natriumbicarbonat, dann ein genau 10cc des zu untersuchenden Essigs enthaltendes
Gläschen, verschliesst das Glas und schüttelt um. Die Kohlensäure tritt durch das
Gasleitungsrohr in einen Wasser enthaltenden und mit doppelt durchbohrtem Kork
verschlossenen Kolben; das Gasleitungsrohr mündet direct unter dem Stopfen. Die
eintretende Kohlensäure treibt ein entsprechendes Volum Wasser aus, welches durch
ein bis auf den Boden des Kolbens reichendes und durch die zweite Bohrung des Korkes
gehendes Abflussrohr in einen kalibrirten Cylinder fliesst. Um auch durch jeden
Nichtchemiker die Bestimmung vornehmen lassen zu können, ist die Kalibrirung des
Cylinders gleich so getroffen, dass die Zahlen derselben den Gehalt an C2H4O2 auf Hundert angeben.
Wendet man ein von einfach kohlensaurem Natron freies Bicarbonat an, so kann man nach
Angabe des Verfassers sehr rasch eine Reihe technisch genügend scharfer Bestimmungen
ausführen.
Zur Analyse des Butterfettes.
M. Kretschmar (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 2091) hat nach der Hehner'schen Methode (1876 225 404) 226 103) in nachweisbar feinem
Butterfett an unlöslichen Fettsäuren gefunden im Monat Juni 89,34, Juli 89,45,
August 89,57, November 89,20 Proc. Da die Butter jedesmal frisch untersucht wurde,
so kann eine Butter wohl nur dann sicher als verfälscht angesehen werden, wenn sie
über 90 Proc. unlösliche Fettsäuren enthält.
Eine untersuchte Kunstbutter war im Aeusseren von reiner Butter nicht zu
unterscheiden, auch liess der Geschmack nichts zu wünschen übrig, so dass eine
Verfälschung mit demselben ohne weiteres kaum zu beweisen gewesen wäre. Die Analyse
von zwei aus verschiedenen Gefässen genommenen Proben ergab dagegen 95,5 und 95,1
Proc. unlösliche Fettsäuren, zwei Proben Schweinfett 95,8 und 95,5 Proc.
Nicht uninteressant ist die Uebereinstimmung der Zusammensetzung des Menschenfettes mit den übrigen Thierfetten. Von Fleisch
befreites Fett einer vollständig frischen weiblichen Leiche (die Person war
plötzlich ohne vorher gehende Krankheit gestorben) wurde auf dem Wasserbade
ausgeschmolzer, durch. Decantiren von der geringen Menge anhaftenden Wassers befreit
und durch ein trockenes Filter filtrirt. Das schwach gelbliche und vollkommen
geruchlose Fett enthielt an unlöslichen Fettsäuren 95,4 und 95,2 Proc.
Es sei noch bemerkt, dass die Temperatur, bei welcher das Trocknen der erhaltenen
Fettsäuren geschieht, nicht ohne Wichtigkeit ist. Trocknet man bei 100 oder 110°, so
findet nach einiger Zeit in Folge von Oxydation Gewichtszunahme statt. Es ist ferner
zu berücksichtigen, dass die Analyse der Oele eine besondere Sorgfalt erfordert, da
die hier resultirenden Säuren oder Säuregemische nicht krystallisiren, sondern
flüssig bleiben und zuletzt leicht mit durch das Filter gehen.
Spannungscoëfficient der atmosphärischen Luft unter
verschiedenen Breiten.
Die einzelnen Versuchsergebnisse für den Spannungscoefficienten αp der Luft zwischen 0° und 100°, d.h. bis zur
Siedetemperatur des Wassers bei 760mm unter 45°
Breite zeigen eine grosse Uebereinstimmung, wenn man eine Correction für die
geographische Breite des Beobachtungsortes und die absolute Quecksilberausdehnung
anbringt. Es ist:
Beobachtungszahl
Beobachtetes αp
Corrigirtes αp
Magnus
8
0,36651
0,36700
Regnault
15
0,36650
0,36694
Jolly
20
0,36696
0,36702
Im Mittel also αp = 0,3670, statt
des gewöhnlich angenommenen 0,3665. Nach den Versuch von Mendelejeff (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft 1878 S. 81) ist die absolute Volumänderung 0,3681.
Neues Element mit Eisenlösungen; von Luigi Ponci.
Ponci stellt in ein Glas, welches mit einer Lösung von
Eisenchlorid (35° B.) gefüllt ist, einen Stab von Bunsen'scher oder Gasretorten-Kohle und einen Thoncylinder voll
Eisenchlorürlösung (35° B.), in welchem sich ein Eisenblech befindet. An den
Kohlensstab ist eine messingene Klemmschraube geklemmt, an das Eisenblech der
Leitungsdraht direct gelothet. Die elektromotorische Kraft (nach der Ohm'schen Methode) ist in Jacobi'schen Einheiten (1/12 Daniell) gleich 10,55 bis 11,5 oder 0,9 D. (Nach
L'Elettricista, 1877 Bd. 1 S. 334 durch Beiblätter zu Poggendorff's Annalen, 1878 S. 42.)
Radde's internationale Farbenscale.
Nachdem die zuerst in D. p. J. 1877 223 536 beschriebene grosse Ausgabe von Radde's Farbenscale in Fachkreisen reichen Beifall
gefunden und sich in denselben Bahn gebrochen hat, wurden vielseitig Wünsche nach
einer kleineren Taschenausgabe derselben laut, welche theils durch handlicheres
Format einen bequemeren Gebrauch, theils durch geringeren Preis die Einführung der
neuen Erfindung in die weitesten Kreise, insbesondere auch in die Schule gestatten
würde. Diesen Wünschen trägt die soeben erschienene „Taschenausgabe von Radde's internationaler Farbenscale“ in
vollstem Masse Rechnung. Durch Aufgeben der Beweglichkeit der Gammen und durch
Verringerung der Breite derselben wurde die gedrängteste Form ohne Verminderung des
Inhaltes ermöglicht. Die Farbenscale in dieser neuen, zu dem billigen Preis von 6
Mark erhältlichen Ausgabe bildet ein auf Calicot gezogenes Farbenband von etwa
120cm Länge und 24cm Breite, welches zusammengelegt in einem Futteral bequem in der Tasche
getragen werden kann.
Kl.
Farbensinn der Bienen und Wespen.
Neuerdings hat Sir John Lubbock eine Reihe sinnreicher
Experimente über die Gewohnheiten der Bienen und Wespen gemacht, insbesondere
darüber, wie die genannten Insekten die verschiedenen Farben unterscheiden. Beim
ersten Versuche breitete er in der Nahe eines Bienenstockes kleine Mengen von Honig
auf verschieden gefärbten Schachteln aus, auf weissen, gelben, orange, grünen,
blauen und rothen. Der grösste Theil der Bienen besuchte die gelben und
Orange-Schachteln und zeigte so eine ausgesprochene Vorliebe und Sympathie für diese
zwei Farben. Darauf machte er einen noch instructiveren Versuch; er legte gleiche
Mengen von Honig in ein von blauem und ein von gelbem Papier gemachtes Gefäss; dann
brachte er eine Biene an das blaue Gefäss, und nachdem diese dann dort von selbst
schon zwei Besuche gemacht hatte, wechselte er die beiden Gefässe, indem er das
gelbe an die Stelle des blauen und das blaue an die Stelle des gelben setzte. Nichts
destoweniger fuhr die Biene fort, das blaue Gefäss zu besuchen. Die Umwechselung
wiederholte er dann mehrere Male und immer mit dem gleichen Erfolge. Analoge
Versuche machte er mit einer Wespe, und diese benahm sich ganz ebenso wie die Biene.
Dadurch ist deutlich die Function der gefärbten Blüthentheile erwiesen; es dienen
diese Organe den bestäubenden Insekten als Wegweiser, wonach sie ihre Besuche auf
bestimmte Blüthenarten beschränken können, und bei dem Bestäubunggeschäft
beträchtlich Zeit und Mühe gespart wird. (Ausland, 1878
S. 40.)
Berichtigungen.
Neuerungen bei Schiffsmaschinen, S. 207 Z. 12 v. o. lies
„Hochdruckcylinder“ statt „Niederdruckcylinder“.
Thallmayer's Ellipsograph S. 339 Z. 11, 15 und 16 v. o.
lies „cos (α + β)“ statt „cos
(α – β)“.
Parker und Weston's Dampfpumpe S. 422 Z. 6 und 5 v. u.
lies „schon im kleinen Cylinder“ statt „und
ausserdem ein kleiner Cylinder“.
Thallmayer's Apparate für Parabeln (S. 430) Taf. 28 in
Fig. 8 lies „nL
L“ statt „z z“.