Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 480 |
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Miscellen.
Miscellen.
Berechnung des Dampfverbrauches für die Pferdekraft; von J.
Warrington.
Denkt man sich eine Maschine, deren Kolben mit gespanntem Wasser von 1 Pfund Druck
auf 1 Quadratzoll statt mit Dampf betrieben wird, so beträgt die Wassermenge für die
Stunde dem Gewichte nach 859375 Pfund für 1e.Für Atmosphären und Cubikmeter wäre diese Zahl
26127, entwickelt (1qm Kolbenfläche, vm Kolbengeschwindigkeit in 1 Secunde):
\frac{1 \times 10334 \times v}{75}=1^e.Daher benöthigtes Volum fv=\frac{75}{10334} Cubikmeter für 1 Secunde,benöthigtes Volum 60 × 60 × fv=60 \times 60\,\frac{75}{10334} Cubikmeter für 1
Stundeoder benöthigtes Druckwasser=60 \times 60\,\frac{75}{10334}\,1000
Kilogramm,benöthigtes Wasser=26127^k von 1at
Druck. Wäre die Spannung höher als 1 Pfund, so wird der Verbrauch um so
viel mal geringer, als die Spannung jene von 1 Pfund übersteigt.
Wird Dampf statt Wasser benutzt, so bleibt der Verbrauch dem Volum nach mit jenem an
gleichgespanntem Wasser völlig gleich, aber sein Gewicht wird in dem Verhältniſs kleiner,
als Dampf von der betrachteten Spannung leichter ist als Wasser.
Hieraus folgt, daſs die Zahl 859375, dividirt durch die mittlere Nutzspannung aus dem
Diagramme, und der Quotient, dividirt durch das relative Volum der End- oder
Ausströmspannung, den theoretischen Dampfverbrauch in Pfund für eine Pferdekraft und
Stunde gibt.
So sind die Zahlen der folgenden Tabelle entstanden und jede unter W gibt sofort den Verbrauch einer Maschine, in welcher
die Endspannung und die mittlere Spannung einander gleich sind und den darüber
stehenden Zahlen der Spalte P entsprechen. Die fernere
Benutzung derselben ist auf die Thatsache begründet, daſs (wenn die mittlere
Spannung von der Endspannung abweicht) sich der benöthigte Verbrauch zum Verbrauch
unter einer andern Spannung W umgekehrt verhält, wie
die mittlere Spannung zu der vorausgesetzten unter P.Die Zulässigkeit
dieses Vorganges wird am besten ersichtlich, wenn man sich ein Diagramm der
specifischen Dampfgewichte zeichnet. Trägt man die Spannungen als Abscissen
und die zugehörigen Gewichte von 1cbm
Dampf als Ordinaten auf und verbindet die Endpunkte, so erhält man eine
schief ansteigende Linie, welche innerhalb der vorkommenden Grenzen mit
einer Geraden derart nahe zusammenfällt, daſs die Abweichung praktisch
belanglos bleibt.
Bruchstück der Tabelle:
P
=
12
18
24
30
45
60
Pfund
Spannung,
W
=
36,00
35,22
34,59
34,08
33,22
32,77
„
Dampfverbrauch.
Beispiel: In einem Diagramm beträgt die mittlere Spannung 31 und die Entspannung 18
Pfund. In der Tabelle steht 35,22 unter 18. Daher verbraucht die Maschine
\frac{35,22 \times 18}{31}=20,45 Pfund Dampf für 1 Stunde und
1e indicirt.
Falls sich die Vorausströmung im Diagramme stark bemerkbar macht und auch die
Compression bedeutend wird, ist der Wasserverbrauch, wie folgt, richtig zu
stellen.
Der Zug der Expansionslinie wird über den Abfall der Vorausströmung hinweg bis zur
letzten Ordinate verlängert; der sich ergebende Schnittpunkt heiſse a. Durch ihn wird eine Parallele zur Atmosphärenlinie
gezogen; diese schneidet die Compressionslinie auf der Gegenseite in einem Punkte
b und die erste (Null-) Ordinate in c.
Würde die Compression nur bis b steigen, also die
Compression gleich der Endspannung sein und dabei b und
c zusammenfallen, so wären Verlust und Gewinn durch
die schädlichen Räume einander gleich. Wächst die Compression, so wird der
Dampfverbrauch um so viel geringer, als ab kürzer ist
als ac. Daher gibt der wie oben abgeleitete
Dampfverbrauch, multiplicirt mit dem Verhältniſs von ab
zu ac, den wahren Verbrauch unter Rücksicht auf
Compression und lineares Voreilen.
Wenn der Abfall wegen des Vorausströmens gröſser wäre als der Gewinn durch die
Compression, was wohl nur selten eintritt, so wird die Compressionscurve verlängert,
bis sie die Horizontale durch a schneidet; dieser Punkt
heiſst wieder b, und der Verbrauch wird um ab : ac gröſser als der
ursprüngliche.
Man wird diese Rechnungsart weit einfacher und bequemer finden als die sonst
benutzten Vorgänge, und speciell sei hervorgehoben, daſs das Diagramm einer Maschine
selbst (dessen Hohenmaſsstab bekannt sein muſs) alle Daten enthält, welche zur
Berechnung des Dampfverbrauches nöthig sind. Cylindergröſse, Geschwindigkeit u. dgl.
sind zu wissen nicht noth. Aber selbst der Einfluſs des schädlichen Raumes entfällt,
wenn die Compression bis zur Höhe des Enddruckes steigt.
Für Metermaſs lautet die Tabelle:
P
=
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4at
über das Vacuum
W
=
15,87
15,51
15,24
15,0
14,90
14,75
14k,61
Dampfverbrauch.
Die Ableitung dieser Tabelle ist nach dem Vorhergehenden leicht:
Ist der Druck
1
2
3
4at
so werden
im Wassermotor benöthigt
26127
13063
8709
6534k
für die Stunde und
weil Dampf
1646
857
585
447mal
leichter ist als Wasser,
so folgt Dampfbedarf
15,87
15,24
14,9
14k,61
für 1 Stunde als Quotient.
Diese Werthe sind wohl kleiner als die direct umgerechneten Angaben des englischen
Originales. Die Abweichung erklärt sich dadurch, daſs die englische Pferdekraft (550
Fuſspfund engl. = 76mk) um 1,4 Proc. gröſser ist
als die metrische.
Beispiel: Mittlere Spannung 2at, Enddruck 1at,5 über das Vacuum.
Dampf für 1 Stunde und 1e
indicirt: \frac{15,51 \times 1,5}{2}=11^k,64.
Selbstverständlich gelten diese Werthe ohne Rücksicht auf die unvermeidlichen
Dampfverluste, welche gesondert hinzuzurechnen sind. (Aus dem S. 311 d. Bd.
angeführten Berichte Radinger: Dampfmaschinen und
Transmissionen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika.)
Selbstthätige Spannstäbe von L. Robertshaw in Thorntow bei
Bradford.
Diese Breithalter sind den Stachelscheiben-Breithaltern von J. Mathis (*1864 172 411) nachgebildet. Die
Waare läuft bei letzteren über schräg gestellte, schwache und mit Stacheln besetzte
Ringe hinweg und wird durch einen darüber liegenden Deckel in möglichst dichte
Berührung mit den Ringen gebracht. Robertshaw (D. R. P.
Nr. 1263 vom 19. October 1877) ersetzt die Metallringe durch solche aus Glas,
Hartglas, Porzellan, Thon u.s.w. Ferner wird der Spannstab in solcher Weise am
Webstuhlgestell befestigt, daſs er während des Webens der Waarenstellung sich
möglichst anpaſst; auch ist dem Spannstab eine kleine horizontale Hin- und
Herbewegung dadurch gestattet, daſs er an einer schwachen federnden Stange
angeschraubt ist, ferner eine Auf- und Abbewegung, weil der Sperrstab gelenkartig
mit einem horizontal Stehenden Zwischengestell verbolzt ist.
Ueber den Kraftbedarf von Aufbereitungsmaschinen.
Zur Ermittlung des Kraftbedarfes verschiedener Aufbereitungsmaschinen hat J. Habermann in Przibram eine Reihe von
dynamometrischen Versuchen angestellt und deren Resultate ausführlicher in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1877 S. 517 veröffentlicht.
Die conische Waschtrommel im Adalberti-Waschwerke,
welche 1m,369 kleinsten, 1m,817 gröſsten Durchmesser und 3m Länge hat, aus 52mm starken Pfosten hergestellt, mit 6mm
starkem Blech ausgekleidet und mit zwei Frictionsringen von je 325k armirt ist, bedarf sammt Eintragschuh und
rotirendem Klaubetisch von 4m,43 Durchmesser bei
10 bis 12 Umgängen der Trommel in der Minute 3e,296. Der zugehörige Classirungsapparat, bestehend aus zwei Doppel- und einer
einfachen Siebtrommel mit 0m,8 kleinstem und 1m gröſstem Durchmesser der inneren, bezieh. der
einfachen Trommel und 1m,264 Länge erfordert für
30 Umdrehungen in der Minute 2e,658.
Eine zweisiebige Grobkorn-Setzmaschine mit 1m,264 Sieblänge, 0m,5 Siebbreite, 65mm Kolbenhub
beansprucht bei 130 Hüben beim Setzen von 32mm
Korn 2e,437.
Eine viersiebige Feinkorn-Setzmaschine mit 1m Sieblänge, 0m,5 Siebbreite, 13mm Kolbenhub benöthigte
bei 170 bis 180 Hüben in der Minute 1,56 bis 1e,73.
Ein stetig wirkender Stoſsherd aus gehobelten
guſseisernen Platten von 1040k Plattengewicht
brauchte bei 150 Ausschüben in der Minute zu 13mm
0e,9.
Eine Walzenquetsche mit 46mm,8 Walzendurchmesser und 31mm,6
Walzenbreite verlangte bei 36 Umgängen der Walzen in der Minute beim Quetschen des
Mittelkorns von 12mm Korngröſse 2e, beim Quetschen von 26 bis 39mm groſsen Stücken 5e.
Ein sechsstempliges Pochwerk mit schmiedeiserner
Pochwelle von 440k Gewicht, 6 guſseisernen
Doppeldaumen und einer Zwischentransmission mit Zahnradübersetzung erforderte bei 50
Hüben zu 210mm der 152k schweren Stempel 3e,276, während drei
Eisen dieses Pochwerkes 2e,393 bedurften.
Eine hölzerne Pochwelle von 5m,21 Länge, 0m,6
Durchmesser für 12 Stempel und ein Wasserrad von 5m,34 Durchmesser und lm Breite mit 2
Räderübersetzungen ins Langsame von je 150mm
Breite und 0,234 bezieh. 1m,170 Durchmesser
erforderte bei 12 Umgängen der Pochwelle in der Minute beim leeren Gange 3e,32. Drei Pochstempel mit derselben Welle und
leerem Wasserrade brauchten bei je 152k Gewicht
jedes Stempels bei 48 Anhüben zu 260mm in der
Minute 3e,99 und sechs Pochstempel unter gleichen
Verhältnissen 4e,65.
Bei der Wäsche im Stefani-Waschwerke mit treppenförmigem Trommelsystem und Klaubband ohne
Ende (*1877 223 300) erfordert dieses Band 0,5,
ferner die Siebtrommeln 1,31, zusammen also 1e,81.
Der magnetische Separationstrommelapparat (*1877 224 602) erfordert bei 6 bis 8 minutlichen Umgängen 0e,3.
Eine Backenquetsche mit Sortirrätter (*1877 224 601) bedarf beim Leergange etwa 10e; der Arbeitsgang konnte wegen zu schwachem
Dynamometer nicht gemessen werden.
Neuerburg's Kohlen-Verladetrichter.
Der letzte Absatz auf S. 427 d. Bd. soll folgendermaſsen lauten: „Ist der Trichter
im unteren Theile geschlossen, so wird das Niveau der in ihm angesammelten
Kohlen bald die Spirale erreichen und das Material dann seitlich bezieh. nach
innen von der Spirale, in der Höhe des jeweiligen Standes der vorhandenen
Massen, abrutschen und so allmälig ohne eintretende Zertrümmerung den ganzen
Trichter füllen.“
Analysen von Kupfer.
Nachfolgende Analysen von Kupferproben der kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven wurden
nach gef. Mittheilung von Prof. C. Himly (Untersuchungen und Arbeiten aus dem Universitätslaboratorium
in Kiel, 1878 S. 4) in der Weise ausgeführt, daſs das Kupfer aus dem
Verlust berechnet wurde. Eisen und Silber wurden in salpetersaurer Lösung ganzer 10
bis 20g schwerer Stücke bestimmt, Nickel aus mit
Schwefelsäure zersetztem Feilpulver. Zur Bestimmung von Arsen und Antimon wurde das
Kupfer in einer Platinschale in Salpetersäure gelöst, abgedampft, mit überschüssigem
Natron zur Trockne verdampft und geglüht. Aus der wässerigen Lösung wurde die
Arsensäure in bekannter Weise mit Magnesiamischung gefällt, die Antimonsäure von dem
Kupferoxyde durch Weinsäure getrennt.
Probe
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
Nr. 7
Nr. 8
Nr. 9
Nr. 9 M
Nr. 9 A
Nr. 0
Silber
0,010
0,060
0,273
0,025
0,037
0,012
0,023
0,032
0,050
0,020
0,080
Nickel
0,081
0,001
0,040
0,064
0,234
0,021
0,334
0,021
0,630
0,012
0,030
Arsenik
0,321
0,230
0,001
0,800
0,124
0,021
0,214
0,026
1,811
0,012
0,030
Antimon
–
0,009
Spur
0,311
0,040
0,030
0,254
0,051
1,200
0,040
0,111
Eisen
0,020
0,064
0,010
0,022
0,022
0,021
0,033
0,011
0,052
0,011
0,010
Wismuth
Spur
Spur
Spur
Spur
Spur
Spur
Spur
Spur
0,006
Spur
Spur
Blei
Spur
–
–
Spur
–
Spur
Spur
–
Spur
–
Spur
Kupfer-glimmer
–
–
–
–
0,678
–
0,321
–
0,212
–
–
Kupfer
99,568
99,636
99,676
98,778
98,865
99,895
98,821
99,859
96,039
99,905
99,386
Kohlen-Widerstand.
Um eine rasche Regulirung der Ausgleichswiderstände bei der Doppeltelegraphie zu
ermöglichen, hat Edison nach dem Scientific American, 20. Juli 1878 Bd. 39 S. 35 einen
Kohlen-Rheostaten von folgender Einrichtung entworfen. Ein hohler Vulcanitcylinder
ist auf den vorstehenden cylindrischen Theil einer Messingplatte aufgeschraubt.
Zwischen diesen Theil und eine Deckplatte kommen 50 Scheiben, welche aus einem durch
Anstreichen und Trocknen gut mit Reiſsblei erfüllten Seidenstück geschnitten sind.
In das conische Loch auf der Oberseite der Deckplatte setzt sich die Spitze einer
Schraube ein, welche ihr Muttergewinde in dem auf das Vulcanitrohr aufgeschraubten
Deckel hat und gegenüber einem Index mit einer in eine Schneide auslaufenden
Theilscheibe versehen ist, damit man daran den Grad der Zusammendrückung der
Seidenscheiben ablesen kann. Messingplatte und Deckel nehmen die Stromzuführungen
auf. Der Widerstand soll sich in einem solchen Rheostaten zwischen 400 und 6000 Ohms
nach Belieben abändern lassen.
Edison's Phonometer.
Mit dem Namen Phonometer belegt Edison ein kleines
Maschinchen, womit er die mechanische Arbeit, welche den mit der menschlichen Stimme
hervorgebrachten Tönen innewohnt, messen kann. Aehnlich wie der Phonograph (vgl. S.
236 d. Bd.) hat dieses Maschinchen ein Mundstück, welches durch eine in verticaler
Ebene liegende Membran abgeschlossen ist; auf die Membran legt sich unter
Vermittelung eines Stückchens Kautschuckröhre eine an der Fuſsplatte befestigte
Feder. Ein an dieser Feder sitzender Sperrkegel wirkt auf ein mit Sperrzähnen
versehenes oder blos oberflächlich rauh gemachtes Rädchen auf der Achse eines
Schwungrades. Ein in das Mundstück kommender Ton versetzt die Membran in
Schwingungen, welche das Schwungrad rasch umlaufen machen. Wenn der Ton dauernd ist,
so gehört ein ziemlicher Druck auf das Schwungrad dazu, um die Maschine aufzuhalten.
Leicht soll man mit dieser Maschine Löcher in ein Bret bohren können. (Nach dem Scientific American, 27. Juli 1878 Bd. 39 S. 51.)
Leistungsfähigkeit der hauptsächlichsten photographischen und
photomechanischen Druckverfahren; von A. Ott.
Für das Portraitfach nimmt der Silberdruck für kleine Formate noch immer den ersten
Rang ein und wird in Folge seiner Billigkeit und bequemen Ausübung trotz der
Fortschritte auf verwandten Gebieten wohl noch für lange Zeit seine Stelle
behaupten.
Für gröſsere Formate, z.B. für solche von 18 × 21cm
an, hat ihm der Pigmentdruck neuerdings eine nicht zu unterschätzende Concurrenz
bereitet, und es ist die Zeit wohl nahe bevorstehend, wo man Vergröſserungen nur
noch in Kohle ausführen wird. Gründe hierfür sind auſser der allerdings nicht
unbegrenzten Haltbarkeit der Pigmentbilder ihre groſse Plasticität, welche
namentlich bei gröſseren Formaten einen auſserordentlich belebenden Eindruck
hervorruft und wohlthuend auf das Auge wirkt, sowie der Umstand, daſs die Retouche
sehr leicht gehandhabt werden kann. Photographen, welche dem Pigmentdruck seine
Lebensfähigkeit absprachen, werden zweifelsohne ihre Täuschung bereits erkannt und
bereut haben, nicht schon früher Freunde dieses Proceſses geworden zu sein.
Der Woodbury-(Relief-)Druck kommt dem Pigmentdruck wohl am nächsten, obgleich seine
Resultate sich nicht mit demselben messen können. Doch gehört schon eine ziemliche
Uebung dazu, um eine Woodbury-Typie als solche zu erkennen. Der damit Vertraute wird
jedoch immer eine gewisse „Trockenheit“, wenn man es so nennen kann, darin
gewahren. Ein Kohledruck ist saftiger und wärmer. Für eine beschränkte Anzahl von
Abdrücken lohnt sich die Woodbury-Typie nicht, sondern höchstens für Auflagen von
über 250; dann ist er allerdings bedeutend billiger als Kohledruck und kaum ein und
ein halb Mal so theuer als Lichtdruck. Er empfiehlt sich deshalb schon zur
Illustration von Büchern und Zeitschriften. Bemerkt sei noch, daſs in Folge
technischer Schwierigkeiten selten Formate von über 24 × 30cm hergestellt werden.
Einen ganz gewaltigen Aufschwung hat in den letzten Jahren der Lichtdruck genommen,
und es scheint derselbe mit jedem Tage mehr an Verbreitung zu gewinnen. Ganz
besonders eignet sich der Lichtdruck zur Wiedergabe von Aufnahmen nach der Natur,
Gemälden und Compositionen, welche in gröſserer Auflage gewünscht werden. Verwendbar
ist er natürlich zur Wiedergabe von bildlichen Darstellungen jeder Art; doch wird
man die billigere Photolithographie zur Vervielfältigung von Plänen, Karten und
Zeichnungen vorziehen. Ein gut ausgeführter Lichtdruck kommt der besten Photographie
nicht allein gleich, sondern übertrifft eine solche noch durch seine Dauerhaftigkeit
und den Umstand, daſs er, sowie er aus der Presse kommt, fertig und verwendbar ist,
ohne einer nachträglichen Operation, ausgenommen etwa dem Lackiren, zu unterliegen.
Neuerdings wird das betreffende Verfahren öfters zur Vervielfältigung von Ansichten
nach der Natur benutzt, und wir würden uns nicht wundern, wenn nächstens ein
unternehmender Photograph seinen Kunden 50 Visitenkarten im Lichtdruck zu demselben
Preise verabfolgen würde, wie sie jetzt für 12 Stück auf Albuminpapier im
Silberdruck angefertigt werden.
In Bezug auf die Photolithographie sei bemerkt, daſs sie sich nur für Abbildungen in
Strich- oder Kornmanier eignet, dann aber billiger kommt als Lichtdruck. In neuerer
Zeit werden namentlich Landkarten auf photolithographischem Wege vervielfältigt.
Einen sehr plastischen Eindruck gewinnt man, wenn man das Terrain erst in Gyps als
Relief ausführt und die hiernach aufgenommene Photographie auf Stein überträgt.
Werden auſserdem entsprechende Farben aufgetragen, so gewinnt eine solche Karte eine
sehr belebende Frische. Für den geographisch-naturwissenschaftlichen
Anschauungsunterricht sind solche Karten von besonderer Wichtigkeit.
Wir haben bis jetzt kein Verfahren kennen gelernt, welches Platten liefert, die an
Stelle des Holzschnittes zu treten vermögen, d.h. zwischen die Lettern einer
Buchdruckerpresse geschoben werden können, und doch wäre ein Proceſs, durch den auf
photochemischem Wege dieselben Resultate wie durch den Holzschneider unter Ersparung
von Zeit und Kosten erzielt würden, wie Jeder zugeben muſs, äuſserst wünschenswerth.
Diese Lücke füllt die Photozinkographie, auch Chemiegraphie aus, welche nicht allein
mit den besten Resultaten der Holzschneidekunst wetteifern kann, sondern sie in
Bezug auf treue Wiedergabe der Originalien noch übertrifft. Ja noch mehr: selbst
Kreidezeichnungen, die bisher nur lithographisch vervielfältigt werden konnten,
lassen sich chemigraphisch ganz vorzüglich herstellen, und es ist hierdurch dem
Buchdruck ein neues lohnendes Feld eröffnet worden.
Wir haben noch der Photostereotypie zu erwähnen, welche ebenfalls an Stelle der
Xylographie tritt, allein bis jetzt hauptsächlich nur in Amerika, cultivirt wird.
(Nach dem Photographischen Archiv, 1878 S. 121.)
Zur Untersuchung von Sprenggelatine.
Bei der chemischen Untersuchung von Sprenggelatine, ein Gemenge von Nitroglycerin und
Nitrocellulose, ist es schwer, die Bestandtheile von einander durch einfache Lösung
zu trennen, wenn man nach F. Heſs (Mittheilungen über Gegenstände des Artilleriewesens,
1878 S. 122) nicht folgendes Verfahren einschlägt.
Das mehr oder weniger gelatinöse Gemenge wird bei 40 bis 50° mit etwa dem 20fachen
Gewicht von wasserfreiem Methylalkohol ausgezogen. Das gesammte Nitroglycerin und
die niederen Nitrirungsstufen der Nitrocellulose lösen sich, die höher nitrirten
Theile und die etwa beigemengte einfache Cellulose bleiben zurück. Handelt es sich
nicht um eine Trennung der einzelnen Bestandtheile der Nitrocellulose von einander,
sondern nur um Trennung des Sprengöles von der letzteren, so versetzt man die das
Ungelöste noch enthaltende Flüssigkeit mit einem Ueberschuſs von Chloroform, durch
welchen die in Lösung gegangenen Partien der Nitrocellulose sofort wieder in Form
schleimiger Massen gefällt werden. Nachdem sich der Niederschlag gesetzt hat, wird
durch ein bei 100° getrocknetes und gewogenes Leinenläppchen filtrirt, mit
Chloroform unter beständigem Durchkneten des Niederschlages (mit einem Glasstabe)
gewaschen und das Filter, nachdem man es bei 100° getrocknet hat, wieder gewogen. Die
Gewichtszunahme des Filters gibt die Menge der gesammten Nitrocellulose, während
jene des Nitroglycerins aus der Holzgeist und Chloroform enthaltenden Lösung durch
langsame Verdunstung bestimmt wird.
Wirkung der Luftelektricität auf das Wachsthum der
Pflanzen.
Grandeau (Comptes rendus
1878 Bd. 87 S. 60) findet, daſs Pflanzen unter dem Einfluſs der atmosphärischen
Elektricität 50 bis 60 Proc. mehr lebende Substanz erzeugen, als wenn sie demselben
entzogen werden. Ohne Elektricität aufgewachsene Pflanzen enthalten mehr Asche und
weniger Wasser als unter gewöhnlichen Verhältnissen.
Ueber die Temperatur von Wien nach 100jähr.
Beobachtungen.
Dr. Hann legte in der Sitzung der Akademie der
Wissenschaften am 16. November 1877 einen Bericht vor, welchem wir nach der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architectenvereines, 1878 S. 116 folgende Angaben entnehmen.
Nach den tabellarischen Zusammenstellungen beträgt die mittlere Jahrestemperatur von
Wien 10,02°, der kälteste Monat ist danach der Januar mit –1,61° und der wärmste der
Juli mit +20,83° im Mittel. Die mittlere Tagestemperatur erreicht ihr Minimum mit
–2,5° am 7. Januar und ihr Maximum am 1. und 2. August mit +21,4°; die
Jahresschwankung beträgt sonach 23,9°. Die Periode der Wärmezunahme umfaſst 207
Tage, während die Wärmeabnahme nur 158 Tage, d. s. 1½ Monate kürzer währt. Die
Temperatur schreitet aber nicht etwa regelmäſsig progressiv vom Minimum zum Maximum
fort und so wieder zurück, sondern es treten besonders im aufsteigenden Arm der
Wärmecurve bemerkenswerthe Störungen ein, welche auf eine gewisse Constanz in ihrem
Eintreffen schlieſsen lassen. So beginnt z.B. mit dem 8 Februar ein Wärmerückgang,
der erst am 15. wieder ausgeglichen ist; ebenso kommen Ende Februar und Mitte April
erwähnenswerthe Unterbrechungen vor. Der stärkste Wärmerückgang ist zwischen dem 13.
und 22. Juni beobachtet worden. (Dove hat dies durch
den Eintritt unserer Sommerregen erklärt.)
Die allgemeine Aufmerksamkeit hat bisher immer die Periode der gefürchteten
Eismänner, d. i. die dritte Pentade des Mai, auf sich gezogen; sie ist deshalb zu
einer traurigen Berühmtheit gelangt, weil in dieser Jahreszeit, wo die mittlere
Temperatur noch niedrig ist, durch starke nächtliche Wärmestrahlung bei heiterem
Himmel und verminderter relativer Feuchtigkeit in der eben rasch entwickelten, noch
zarten Vegetation sehr leicht schädliche Fröste eintreten können. Besonders
auffallend ist die rasche Aufeinanderfolge sehr kalter Maimonate seit 1871. Im J.
1876 war er um 3,7°, im J. 1874 sogar um 4,7° kälter als im Mittel; in diesem Jahre
überhaupt der kälteste Mai in der 100jährigen Reihe. Eine völlig genügende Erklärung
des ziemlich constanten Eintrittes dieser Temperaturdepression ist bisher nicht
gegeben worden. Erwähnenswerth sind noch die starken negativen Abweichungen des
Februar 1865 und 1870, im Mittel 4,4°.
Nach dem Jahresmittel würde sich das J. 1822 als das wärmste, die J. 1829 und 1838
als die kältesten ergeben. Die kältesten Dezember hatten die J. 1778 und 1840, die
kältesten Januare die J. 1830 und 1838. Ein ausgezeichnetes Weinjahr muſs das J.
1811 gewesen sein, da in demselben sowohl die Monate Mai und Juni, als auch der
October unter 100 als die wärmsten obenan stehen. Im J. 1807 dürfte in Wien der
August bei der mittleren Monatstemperatur von 26,4° recht unbequem gewesen sein.
Da es dem Verfasser nicht gelang, eine ausgesprochene Relation zwischen der
Fleckenfrequenz auf der Sonne und der Temperatur zu Wien mit Bestimmtheit
festzustellen, so untersuchte er die Frage, ob man aus dem Temperaturcharakter einer
bestimmten Jahreszeit mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den der folgenden oder
nächstfolgenden schlieſsen könne, und fand, daſs wenn die Temperaturabweichung
einer Jahreszeit eine beträchtliche Gröſse (1° und darüber) erreicht, die
Wahrscheinlichkeit, daſs die folgende Jahreszeit im selben Sinne vom Mittelwerthe
abweicht, 0,68 ist; die Wahrscheinlichkeit, daſs auf einen sehr kalten oder warmen
Winter ein kühler, bezieh. ein heiſser Sommer folgt, ist sogar 0,70. Hingegen
beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Uebereinstimmung der Temperaturanomalie des
Winters mit der des vorausgegangenen Sommers blos 0,45. Die Wahrscheinlichkeit, daſs
auf einen kalten Winter wieder ein kalter folgt, ist nur 0,24; die
Wahrscheinlichkeit der Aufeinanderfolge zweier warmer Winter hingegen nur 0,21.
Die Staubfälle auf dem Atlantischen Ocean.
Nach den Untersuchungen von G. Hellmann (Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften,
Mai 1878 S. 364) stammt das Material der rothen Staubfälle, welche auf dem
Atlantischen Ocean in der Höhe der Capverdischen Inseln oft beobachtet werden, der
Hauptsache nach aus Afrika und zwar der westlichen Sahara. Der diesem gelegentlich
beigemischte südamerikanische Staub verdankt seinen Ursprung oberen
Luftströmungen.
Zur Kenntniſs der Meteoriten.
Nach den Beobachtungen von H. Hauenschild (Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt, 1878 S.
172) rühren die fingerförmigen, rundlichen Eindrücke auf den Cementklinkern
lediglich von den Wirbeln der Feuerungsluft her, welche bei etwa 2000° (?) die
halbweichen Cementsteine treffen. Dadurch wird auch die Annahme von Daubrée bestätigt, daſs die gleichen Eindrücke auf den
Meteoriten durch Wirbel stark erhitzter und comprimirter Luft erzeugt werden.
Zur Verwerthung der Bodenwärme.
In Pest wird gegenwärtig von Zsigmondy ein artesischer
Brunnen gebohrt, der bis jetzt bereits fast 1000m
tief ist. Derselbe liefert täglich 700cbm Wasser
von 77°; doch soll noch so tief gebohrt werden, daſs die Temperatur von 81° erreicht
wird. Das erhaltene Wasser soll namentlich für die öffentlichen Bäder verwendet
werden.
Feldversuche über die zweckmäſsigste Verwendung künstlicher
Düngemittel für Kartoffeln.
Nach den Versuchen von A. Pagel (Biedermann's Centralblatt, 1878 Bd. 2 S. 573) brachten im Allgemeinen die
höchsten Erträge die stickstoffreichen Düngemittel hervor, bisweilen sogar die
einseitige Stickstoffdüngung. Der Chilisalpeter übertraf bei einseitiger
Stickstoffdüngung das schwefelsaure Ammoniak in seiner Wirkung. Reine
Phosphatdüngung wirkte bisweilen gar nicht, oder doch sehr wenig. Bei Mischung von
Superphosphat mit Chilisalpeter oder schwefelsaurem Ammoniak zeigte sich in der
Wirkung kein Unterschied.
Gewinnung von Theobromin aus Cacaoschalen.
Dragendorff empfiehlt im Archiv
der Pharmacie, 1878 Bd. 213 S. 1 zur Herstellung des Theobromin,
Cacaoschalen 3mal mit Wasser auszukochen, die Lösung mit Bleiessig (auf 5k Schalen 4k,5
Bleiessig aus 930g Bleiacetat und 312g Bleioxyd) zu fällen, im Filtrat den
Bleiüberschuſs durch verdünnte Schwefelsäure zu entfernen, dann dasselbe mit
Magnesia zu neutralisiren, abzudampfen und schlieſslich mit gebrannter Magnesia zur
Trockne zu bringen. Nun wird einige Mal mit 80proc. Weingeist ausgekocht, aus dem
Filtrat der Alkohol
abdestillirt; das aus der erkalteten syrupartigen Flüssigkeit auskrystallisirte
Theobromin wird in wässeriger Lösung mit Thierkohle entfärbt, dann zur
Krystallisation verdampft. Die Rentabilitätsrechnung stellt sich
folgendermaſsen:
k
4,5
Cacaoschalen
1,62
M.
0,94
essigsaures Blei
0,94
0,3
Bleiglätte
0,30
1,0
Alkohol (Verlust)
1,00
Thierkohle, Magnesia u.s.w.
0,50
––––––––
4,36
M.
Der Verkaufswerth der erhaltenen 13g,5 Theobromin
beträgt 25 M.
Ueber das Vorkommen von Kohlenstoff in der Corona der
Sonne.
J. N. Lockyer hat nach den Proceedings of the Royal Society, 1878 Bd. 27 S. 308 gefunden, daſs die
Sonne, und zwar über der Chromosphäre, Kohlenstoffverbindungen enthält.
Löslichkeit des Phosphors in Essigsäure.
G. Vulpius (Archiv der
Pharmacie, 1878 Bd. 213 S. 38) hat gefunden, daſs Essigsäure erhebliche
Mengen Phosphor löst. Auf Zusatz von Wasser wird derselbe wieder abgeschieden.
Ueber die salpetrigen Gase aus Salpetersäure und Stärke und
diejenigen in den Schwefelsäurekammern.
G. Lunge (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1229) findet, daſs die aus Stärke und
Salpetersäure erhaltenen Dämpfe der Formel N2O3, nicht N2O4, entsprechen, und daſs auch in Fabrik-Nitrosen nur
Spuren von höheren Oxydationsstufen des Stickstoffes als N2O3 vorhanden sind. Diese finden sich nur
bei schlechtem Betriebe, namentlich bei zu groſsem Sauerstoffüberschuſs und zu viel
Dampf in der letzten Kammer.
Wirkung der Wärme auf den Durchgang der Gase durch
Capillarröhren.
Nach den Versuchen von F. Guthrie (Philosophical Magazine, Juni 1878 S. 433) wirkt die
Wärme auf einen Luftstrom nur durch Vermehrung der Reibung der Gase hemmend; dagegen
wurde die (namentlich bei Feuerungsrosten allgemeine) Annahme nicht bestätigt, daſs
die Ausdehnung der Luft beim Erwärmen auf die rückwärts befindliche Luft wirken und
ihr Ausflieſsen hindern könne.
Guthrie fand, daſs die Luftmenge, welche durch eine
Capillarröhre geht, annähernd im umgekehrten Verhältniſs zum Quadrate der absoluten
Temperatur steht und direct wie der Druckunterschied an den beiden Enden der
Capillarröhre sich verhält.
Versuche mit Athmungs- und Beleuchtungsapparaten für
Bergwerke.
Umfassenden Versuchen von J. Waydowicz (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
1878 S. 259) entnehmen wir die Mittheilung, daſs die Tyndall'sche Rauchmaske viel gröſsere und wichtigere Dienste bei
ausbrechenden Bränden leistet als der Athmungs- und Beleuchtungsapparat von Rouquayrol-Denayrouze. (Vgl. *1876 220 359).
Zur Geschichte der Thonindustrie.
Einem Vortrage über die Höhlenmenschen und die Pfahlbauern Mitteleuropas von R. Virchow (Correspondenzblatt
der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Jahrg. 1877) entnehmen wir
die Mittheilung, daſs die Höhle von Thayingen (an der Schaffhausener Eisenbahn)
nicht blos den Menschen als Zeitgenossen des Rennthieres kennen lehrt, sondern daſs
sich auch aus den dortigen Funden ergibt, daſs eine gewisse Reihe von Höhlenstämmen
existirt hat, bei welchen der Kochtopf oder der Topf überhaupt, also die Benutzung
des Thones zur Herstellung von Geräth, noch nicht bekannt war (vgl. 1878 228 65). Mit einer gewissen Sicherheit reichten diese
Beobachtungen eigentlich nur so weit rückwärts, als das Vorkommen der Höhlenhyäne
nachgewiesen werden konnte, während gerade in den Höhlen der Rennthierzeit, also in
einer späteren Periode der quaternären Zeit, überall Topfüberreste erscheinen. – Der
Mangel von Topfgeräth in einer Rennthierhöhle würde also ein ungemein werthvolles
Merkmal darbieten, um die Stellung dieser Höhle innerhalb der prähistorischen
Entwickelung zu bezeichnen.
Zur Geschichte der Post; von Postrath Tybusch.
Die Zahl der jährlich auf der ganzen Erde beförderten Briefe beträgt 4000 Millionen.
Die deutsche Post allein befördert jährlich 300 Millionen Familienbriefe. Das vom
Generalpostmeister eingerichtete Postmuseum zeigt die Entwickelung des Postwesens
bei den einzelnen Völkern. Sie beginnt mit den spärlichen Ueberlieferungen des
Alterthums. Ein Probeblatt aus Orissa in Ostindien repräsentirt die ursprüngliche
Erscheinung des Schreibmaterials. Dann folgen Wachstafeln, wie sie zuerst im 6. Buch
der Ilias genannt werden. Der egyptische Papyros war lange Zeit sehr theuer. Ein
mittelgroſses Blatt kostete zu Perikles' Zeit 4,50 M.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. tauchte das Pergament auf, 1314 n. Chr. das Lumpenpapier
in Italien. Die erste deutsche Papierfabrik wurde in Mainz errichtet. Seit dem 14.
Jahrhundert beginnen die Briefe die heutige Form anzunehmen. 1820 wurden die
Briefcouverts erfunden, Dr. Stephan erfand i. J. 1866
die Correspondenzkarte, von denen schon jährlich allein in Europa 400 Millionen
Stück versendet werden. – Was die Arten der Briefbeförderung anbelangt, so benutzte
der Orient die Taube zuerst als Boten. Cyrus richtete
zuerst reitende Posten ein. In Griechenland benutzte man Läufer und Schiffe. Rom
behalf sich zur Zeit der Republik mit Privatboten. Briefe aus Afrika brauchten 15
bis 20 Tage, aus Asien 40 Tage. Cäsar's Berichte aus
Gallien gingen 12 Tage. Augustus richtete die erste
öffentliche Briefbeförderung ein. Die reitenden Boten hieſsen equites positi, daher der Name Post. Sie hatten
unterwegs Stationshäuser, um welche stets ein reges Leben herrschte. Die Pariser
Universität richtete zuerst im Mittelalter (um 1296) Botenposten ein. Sie sind die
Vorboten des modernen Postwesens. 1451 wurde die Thurn und
Taxis'sche Post von Kaiser Maximilian
eingerichtet. Diese einheitliche Zusammenfassung des Verkehrswesens im Reiche war
von groſser Bedeutung. 1517 entstand die erste fahrende Post zwischen Brüssel und
Wien. Die erste Schnellpost wurde Ende der zwanziger Jahre in Preuſsen eingerichtet,
sie brauchte 15 Tage von Petersburg bis Paris. 1850 entstand der
deutsch-österreichische Postverein; vom 1. Januar 1868 datirt die norddeutsche
Bundespost, vom J. 1871 die deutsche Reichspost. Der Welt-Portosatz ist heute
vollendete Thatsache. Der Weltpostverein umfaſst 1¼ Million Quadratmeilen der
bewohnten Erde.
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Berichtigung. Der letzte Titel auf S. 400 d. Bd. soll
lauten: „Bestimmung des weinsauren Kalkes im rohen Weinstein.“