Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 561 |
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Miscellen.
Miscellen.
Verbesserung beim Gieſsen von Stahlblöcken.
W. Dongherty in Cedar Lake (New Jersey) erhielt kürzlich
ein Verfahren patentirt, um das Schwinden sowie Blasen- und Saumbildungen bei
Stahlblöcken zu vermeiden. Die allgemein übliche Methode, Guſsstahl in dickwandige
guſseiserne Formen zu füllen, veranlaſst stets ein Abschrecken und in Folge dessen
die oben erwähnten Uebelstände, welche bei der Weiterverarbeitung des Stahles nicht
unwesentliche Verluste verursachen können. Um diese Uebelstände zu vermeiden, gieſst
Dongherty den Stahl in Formen von Eisenblech,
welche eine solche Wandstärke erhalten, daſs sie während des Guſses nicht schmelzen,
dahingegen aber mit der Stahlmasse vollständig zusammenschweiſsen und mit ihr ein
Ganzes bilden. Eine plötzliche Abschreckung und Formveränderung findet dadurch nicht
mehr statt, und da bei der Weiterverarbeitung der Blöcke unter Hammer und Walze der
gröſste Theil der Blechhülle durch Oxydation und mechanische Abreibung verloren
geht, so wird die Homogenität der Masse durch das beschriebene Verfahren keineswegs
beeinträchtigt.
Die Kupfererze des Districtes von Aroa in Venezuela.
Die Kupfererze des Districtes Aroa in der Provinz Barquisemeto (Venezuela) sind seit
langer Zeit bekannt, und in den Bergen findet man überall die Zeichen früherer
Industrie. Einer gröſseren Arbeit über diese Erze (Inauguraldissertation von A. Schottky, vom Verfasser gef. eingeschickt) entnehmen
wir folgende Angaben.
Derber, gelber Kupferkies der Aroa-Mine zeigte folgende Zusammensetzung:
Probe A
Probe B
Gangart und Kieselsäure
0,404
0,597
Kohlensäure
3,355
2,881
Schwefelkobalt
0,799
0,755
Kalk
1,009
1,144
Magnesia
0,896
0,884
Eisenoxydul
7,940
10,192
Eisenoxyd
0,218
–
Eisen
30,801
28,522
Kupfer
18,556
19,114
Schwefel
35,999
35,460
––––––––––––––––––
99,977
99,729,
besteht daher aus Kupferkies, gemischt mit Eisenkies.
Schwerer, schwarzer Kupferkies von 4,465 sp. G. bestand aus:
Probe A
Probe B
Gebundenes Wasser
1,695
1,695
Gangart und Kieselsäure
0,842
0,755
Schwefelkobalt
0,168
0,445
Kalk
0,588
0,494
Magnesia
0,152
0,240
Eisenoxydul
2,217
10,745
Eisenoxyd
13,119
6,026
Kupferoxydul
10,308
6,468
Kupfer
29,744
32,670
Eisen
15,396
13,795
Schwefel
25,724
26,438
––––––––––––––––––
99,953
99,771.
Derbes, dunkelrothbraunes Rothkupfererz, von 3,880 sp. G. bestand aus:
Probe A
Probe B
Königswasser-lösung
Salpeter-säurelösung
Gebundenes Wasser
6,370
7,465
7,465
Gangart und Kieselsäure
6,552
4,748
22,374
Kohlensäure
2,624
3,188
3,188
Schwefelsäure
0,838
1,521
1,521
Eisenoxyd
51,070
45,879
28,194
Kupferoxydul
19,483
20,126
20,126
Kupferoxyd
11,834
14,946
14,802
Kalk
0,241
0,379
0,254
Magnesia
0,661
1,252
1,654
––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,673
99,504
99,578.
Ein Rothkupfererz der Titiara-Mine von 3,614 sp. G. bestand aus:
Gebundenes Wasser
8,802
Gangart und Kieselsäure
7,418
Kohlensäure
3,677
Schwefelsäure
0,251
Kupfer, metallisch
0,172
Kupferoxydul
11,487
Kupferoxyd
17,308
Eisenoxyd
46,908
Thonerde
3,121
Kalk
0,342
Magnesia
0,312
––––––
99,798.
Nachstehend folgt die Zusammensetzung von drei anderen Rothkupfererzen, und zwar von
einem dichten (A) und einem krystallinischen Erze der Cumaragua-Mine (B) und einem
krystallinischen Erze der Titiara-Mine (C):
A
B
C
Gebundenes Wasser
7,714
6,812
5,040
Gangart und Kieselsäure
3,629
2,959
12,572
Kohlensäure
5,115
7,296
10,828
Schwefelsäure
0,406
1,373
0,401
Thonerde
2,065
–
–
Manganoxyduloxyd
0,040
–
–
Zinkoxyd
0,526
–
–
Kalk
0,523
0,297
0,298
Magnesia
0,836
0,506
0,649
Kupferoxydul
10,565
22,499
11,059
Kupferoxyd
15,135
44,009
56,096
Eisenoxyd
39,193
14,215
1,946
Kupfer
3,832
–
0,188
Eisen
5,611
–
–
Schwefel
4,723
–
–
Chlor
–
0,173
–
––––––––––––––––––––––––
99,913
100,139
99,977
Specifisches Gewicht
3,699
3,774
3,570.
Kleine, wohlausgebildete, blaue Krystalle stehen, wie ihre folgende Zusammensetzung
zeigt, in der Mitte zwischen Malachit und Lasur, indem sie ⅔ basisch kohlensaures
Kupfer 3CuCO3.2H2CuO2 bilden:
Kupferoxyd
48,040
Kohlensäure
15,533
Gebundenes Wasser
5,970
Gangart (bei 100°)
28,357
Eisenoxyd
2,002
Kalk
0,028
–––––––
99,930.
Eisenindustrie im Königreich Siam.
Die Geographische Gesellschaft in Paris veröffentlicht im Bulletin de la Société d'Encouragement, 1878 Bd. 5 S. 274 einige
Mittheilungen über den Stand der Eisenindustrie im Lande der Konys (Königreich
Siam), denen wir folgendes entnehmen.
Dort, wo in den stark beholzten Thalniederungen reiche Eisenerzlager vorkommen,
vereinigen sich die Bewohner eines Dorfes zu deren Ausbeutung. Es wird eine
provisorische Hütte zum Schutz gegen die Witterung gebaut und mit der
Meilerverkohlung begonnen, in ganz ähnlicher Weise, wie dies bei uns geschieht. Der
zum Schmelzen der Erze bestimmte Ofen erhält ein rechteckiges Gehäuse aus
Bambusstämmen von 2m Länge und 1m Breite und wird innerlich mit einer dicken
Schicht feuerfester Thonerde bekleidet. Auf der Sohle befindet sich eine der
Längenrichtung des Ofens nachlaufende Rinne, welche zum Schlackenabfluſs dient. Die
Ofenhöhe beträgt etwa 0m,7. Als Gebläse dient je
ein an den langen Seiten aufgestellter dreieckiger, mit einer Hirschhaut
überspannter Holzkasten, dessen eine Seite, parallel zur Ofenwand, mit 26 thönernen
Düsen versehen ist. Diese münden mit einem Abstand von etwa lern in ebenso viele in
der Ofenseite befestigte thönerne Windzuleitungsröhren. Die den Gebläsekasten
überspannende Hirschhaut kann durch einen an einem hölzernen Bogen befestigten
Strick angezogen werden, wodurch bewirkt wird, daſs eine gewisse Luftmenge durch die
Düsen in den Kasten einströmt, um unmittelbar darauf durch einen Druck mit dem Fuſs,
welchen der zur Bedienung des Gebläses bestellte Arbeiter ausübt, in den Ofen
gepreſst zu werden. Der Gebläsekasten ist ebenfalls innerlich mit feuerfester Masse
gefüttert. In dem Ofen selbst werden abwechselnd dünne Lagen von Holzkohle und bis
zu Nuſsgroſse zerkleinerten Eisenstein eingetragen. Jede Schmelzung, welche Morgens
früh beginnt, dauert einen Tag, und das Product derselben, ein unreines, mit
Schlacke und Kohle durchsetztes Eisen, ist der Reihe nach Eigenthum einer der zur
Gesellschaft gehörigen Personen. An dem auf die Schmelzung folgenden Tage werden
Ofen und Gebläse abgerissen und neu zugestellt. Von den Kosten eines solchen
Betriebes legen sich die Interessenten keine Rechnung und verhandeln die gewonnenen
Eisenmassen gegen Producte ihres eigenen Bedarfes. Die Weiterverarbeitung des
erwähnten Eisens erfolgt auf Schmiedeherden von ebenso alter und unvollkommener
Einrichtung wie die beschriebenen Schmelzöfen.
–r.
Aetzflüssigkeit für verschiedene Metalle.
A. Herrburger empfiehlt im Chemischen Centralblatt, 1878 S. 480 folgende Aetzflüssigkeiten für Stahlwaaren: 40g
reine concentrirte Essigsäure und 10g absoluter
Alkohol werden mit 10g Salpetersäure gemischt;
oder aber man löst 20g Soda und 50g Jodkalium in 400cc Wasser. Zum Aetzen von schwächeren Linien verdünnt man diese Lösung
noch mit 400cc Wasser.
10g rauchende Salpetersäure mit 50g Essigsäure gemischt, wirkt auf Stahl in ½ Minute
so kräftig, wie gewöhnliche Salpetersäure von gleicher Stärke auf Kupfer in 10
Minuten. Für schwächere Töne, sowie um mit mehr Sicherheit und Bequemlichkeit zu
ätzen, vermischt man sie noch mit destillirtem oder Regen-Wasser.
Eine Aetzflüssigkeit für Kupfer wird folgendermaſsen
bereitet: 100g rauchende Salzsäure verdünnt man
mit 700g Wasser und setzt eine siedende Lösung von
20g chlorsaurem Kali in 200g Wasser zu. Diese Lösung kann man noch mit 1000
bis 2000g Wasser verdünnen, um damit die
schwächeren Partien zu ätzen. Durch längere Dauer oder durch Zusatz von stärkerer
Flüssigkeit bringt man die tieferen Töne hervor.
Für Zink, besonders für Zinkographie, siedet man in
560g Wasser etwa 40g zerstoſsene Galläpfel auf ein Drittel ein,
filtrirt das Decoct durch Leinwand und gieſst 2 Tropfen Salpetersäure, sowie 3 bis 4
Tropfen Salzsäure dazu. Bei sehr feinen Arbeiten ist es rathsam, diese ziemlich
kräftig wirkende Aetze noch bedeutend zu verdünnen und nur einige Minuten auf Zink
einwirken zu lassen,
worauf man es nach sorgfältigem Abspülen mit Wasser mit frisch verdünnter Lösung von
arabischem Gummi bedeckt.
Bis jetzt wurde zum Aetzen in Kupfer und Stahl hauptsächlich die mehr oder weniger
verdünnte Salpetersäure allein in Anwendung gebracht. Diese hatte aber den
Miſsstand, daſs sie auf dem Metalle Gasblasen bildete, wodurch die Aetzung
unvollkommen wurde, und daſs sie ferner durch Dämpfe die Arbeiter sehr belästigte.
Durch die Anwendung der obigen Gemische werden nicht allein diese Uebelstände
vermieden, sondern die dadurch erzeugten Linien sind tiefer und viel schöner als bei
dem älteren Verfahren mit verdünnter Salpetersäure. Als ein sehr zweckmäſsiges
Hilfsmittel beim Aetzen gröſserer Flächen empfiehlt sich die Anwendung einer
Tintenscale, dergleichen sich viele Graveure auf einem schmalen Stahl- oder Kupfers
treuen anzufertigen pflegen. Eine solche Scale ist gewöhnlich in 10 bis 20 Quadrate
eingetheilt und zu einer Hälfte mit einfachen, zur anderen Hälfte mit gekreuzten
Schraffirungen ausgefüllt. Nachdem man von 5 zu 5 oder von 10 zu 10 Minuten immer
ein solches Quadrat abdeckte, genau die Dauer des Aetzens darunter vermerkte und das
nachfolgende ätzt, läſst man sich schlieſslich Abdrücke davon machen, die man in
vielen Fällen gleich einer Musterkarte verwenden kann.
Barothermograph von P. Schreiber.
Schon früher hat P. Schreiber in Carl's Repertorium, Jahrg. 1875 ein Instrument beschrieben, welches aus
der Combination des Luftthermometers mit dem Wagebarometer entsteht und sich dadurch
auszeichnet, daſs man direct groſse Bewegungen mit bedeutender bewegender Kraft
erhält, welche sich zu autographen Aufzeichnungen besonders gut eignen. Das
Instrument besteht aus einem Luftthermometer von nahezu constantem Volum., mit
welchem die Temperatur der Atmosphäre bestimmt werden soll und bei dem das Manometer
durch eine Art Wagebarometer gebildet wird. Verfasser beschreibt jetzt eingehend a.
a. O., 1878 S. 471 diesen nunmehr von G. Lorenz in
Chemnitz ausgeführten und von der Seewarte in Hamburg für 3500 M. angekauften
Apparat, auf welche Abhandlung hier jedoch nur verwiesen werden mag.
Zur Galvanoplastik des Kobaltes.
A. Gaiffe (Comptes rendus,
1878 Bd. 87 S. 100) empfiehlt, Clichés u. dgl. galvanoplastisch mit einer 0mm,025 dicken Schicht Kobalt zu überziehen, da es
viel widerstandsfähiger sei als Kupfer, Eisen und Nickel.
E. Becquerel (Comptes
rendus, 1878 Bd. 87 S. 130) erinnert daran, daſs sein Vater bereits i. J.
1862 (vgl. Comptes rendus, Bd. 55 S. 18) dahin zielende
Vorschläge gemacht habe.
Pardon's Militärtelegraph.
Pardon, Director der Telegraphenwerkstätte bei der
Eisenbahncentralstation Mailand, hat einen auch in Paris ausgestellten
Feldtelegraphen hergestellt, welcher mit Magnetinductionsströmen arbeitet und bei
einem Widerstande von 1000km Normaleisendraht (von
4mm) noch nicht versagte. Der Inductor besteht
aus einem Bündel Jamin'scher Hufeisenmagnete, trägt auf
den Polen zwei gerade Inductionsspulen, deren Kerne von den Hufeisen inducirt sind.
Vor den freien Kernenden liegt ein Eisenanker an dem einen Ende eines Hebels, dessen
anderes Ende mit einem Knopfe versehen ist; drückt man den Knopf nieder, so wird der
Anker von den Polen losgerissen und erregt einen Inductionsstrom in den Spulen;
läſst man den Knopf los, so führt eine kräftige Feder den Anker an die Pole zurück,
und es entsteht ein entgegengesetzter Strom in den Spulen. In der Ruhelage stellen
Contactfedern unter dem Knopfe die unmittelbare Verbindung der Linie mit dem
Empfänger her; beim Arbeiten hebt der Fingerdruck das die Federn tragende
Ebonitstück und unterbricht den Contact.
Der Empfänger ist ein eigenthümlicher polarisirter Farbschreiber. Die Kerne seines
Elektromagnetes sitzen auf den Polen eines Stabmagnetes, ihre Enden besitzen also
entgegengesetzten Magnetismus. Die Spulen liegen horizontal über einander und
zwischen den Kernenden schwingt eine magnetisirte Stahlzunge, welche an ihrem
anderen Ende die Schneide trägt, die den Papierstreifen gegen das Farbscheibchen zu
bewegen hat. In der Ruhe liegt die Stahlzunge an dem ihr entgegengesetzt polaren
obern Kernende, an welches sie auch eine schwache Feder andrückt. Der beim
Niederdrücken des Tasters entsendete Strom vernichtet den Magnetismus der Kerne und
legt die Zunge an den untern Kern, führt also den Streifen an das Farbscheibchen.
Die Zunge bleibt beim Aufhören des Stromes am untern Kern liegen, weil die schwache
Feder allein sie nicht abzureiſsen vermag; kommt aber darauf ein Strom von
entgegengesetzter Richtung, so verstärkt er den Magnetismus der Kerne so weit, daſs
die Zunge sich wieder an den oberen Kerne legt. Das Gewicht des Ganzen erreicht noch
nicht 10k und kann somit bequem von einem Soldaten
getragen werden. Die mit diesem Telegraphen von den italienischen Genie-Truppen
angestellten Versuche sind günstig ausgefallen. (Nach L'Elettricista, 1878 S. 340.)
E–e.
Ueber die Undurchsichtigkeit von glühendem Eisen und
Platin.
Entgegen der gewöhnlichen Annahme zeigt G. Govi (Comptes rendus, 1877 Bd. 85 S. 699), daſs Eisen und
Platin selbst bei den höchsten Temperaturen auch nicht die geringste Menge Licht
hindurchlassen.
Mosandrum, ein neues Element.
J. L. Smith (Comptes
rendus, 1878 Bd. 87 S. 146. 148) hat ein dem Cer ähnliches Metall in einem
amerikanischen Columbit entdeckt, welches er Mosandrum nennt.
Pelletierin.
Tanret (Comptes rendus,
1878 Bd. 86 S. 1270) hat aus der Granatwurzelrinde, dem bekannten Mittel gegen den
Bandwurm, ein flüchtiges, öliges Alkaloid abgeschieden, welches er Pelletier zu Ehren „Pelletierin“ nennt. Dasselbe
bildet mit Säuren krystallisirte Salze.
Künstliche Darstellung des Quarzes.
Erhitzt man nach P. Hautefeuille (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1133. 1194) Kieselsäure
mit wolframsaurem Alkali mehrere Tage auf 750°, so erhält man wohl ausgebildete
Quarzkrystalle, durch Erhitzen auf etwa 1000° aber schon nach wenigen Stunden
Krystalle von Tridimit.
Ueber Reben und Wein.
Den Verhandlungen des 3. Congresses des deutschen
Weinbauvereines in Freiburg (vgl. Annalen der
Oenologie, 1878 S. 222 bis 265) entnehmen wir folgende Mittheilungen.
Entrinden von Rebensetzlingen. Nach dem Berichte von Dr.
Dael v. Koeth hat man in neuerer Zeit für das
Setzen von Blindholz ein von dem bisherigen abweichendes Verfahren vorgeschlagen.
Danach werden die Schnittreben vor dem Setzen zunächst in von der Sonne erwärmtem
Wasser eingeweicht und alsdann wird die Rinde, welche sich nach dem Einweichen
leichter loslöst, mit einem scharfen Messer bis auf das eigentliche Holz abgeschält,
2 bis 3cm aber über dem Boden und unter demselben
belassen. So entrindete Setzlinge sollen leichter, schneller und sicherer anschlagen
und mehr Wurzeln, insbesondere an den entrindeten Stellen, ansetzen als nicht
abgeschälte Schnittlinge. Sie sollen sich schneller und besser entwickeln und so starke Triebe
hervorbringen, daſs sie schon im Herbste des ersten Jahres das Aussehen 2jähriger
Reben hätten und der Strenge des Winters, sowie den Frühjahrsfrösten vollständig zu
widerstehen vermöchten. Abgesehen davon, daſs durch jene Methode das unangenehme
Nachsetzen für ausgebliebene Stöcke erspart bleibe, soll sie es auch ermöglichen,
daſs die Stöcke 1 Jahr früher als gewöhnlich Trauben hervorbringen. – Der
Vortragende führt aus, daſs dieses Entrinden nicht empfehlenswert!! sei, weil es die
Entwicklung der Thau- und Seitenwurzeln begünstige, die der Fuſswurzeln' aber hemme,
so daſs der Stock früher oder später Noth leiden werde. – Reich hat dagegen von dem Entrinden sehr günstige Erfolge beobachtet.
Ueber den Zusammenhang zwischen den Laubarbeiten am Weinstock
und dem Zuckergehalt des Mostes. H. Müller führt aus, daſs der Zucker unter
dem Einfluſs von Licht und Wärme in den Blättern gebildet wird und von hier in die
Beeren wandert. Diese Wanderung findet auch statt, wenn die Trauben nicht von den
Sonnenstrahlen getroffen werden; ja es ist eine allzu starke Einwirkung des Lichtes
auf die Trauben sogar von ungünstigem Einfluſs, weil dadurch die Häute derselben
dicker werden. Dagegen wird das Reifen der Traube durch Wärme sehr begünstigt. Es
ergeben sich hieraus die praktischen Folgerungen, daſs man dem Weinstock nicht zu
viel Laub lassen soll, da sonst die den Trauben zunächst stehenden und ihnen
vorzugsweise Zucker liefernden Blätter in Schatten kommen, daſs man aber auch nicht
zu stark schneiden darf, um nicht die Anzahl der Zucker bildenden Blätter zu sehr zu
beschränken. – Blankenhorn führt aus, daſs die Trauben
reif sind, sobald sich in den Beerenstielchen kein Stärkemehl mehr findet:, H. W. Dahlen, daſs weitere Versuche nothwendig seien
zur endgültigen Entscheidung dieser Frage der Laubarbeit.
Erfrieren der Reben. Nach H. W.
Dahlen ist in den letzten Jahren das Räuchern der Reben (vgl. 1874 214 498) von nur geringem Erfolg gewesen, wohl nur in
Folge mangelhafter Ausführung. Durch Ausstrahlung können sich die. Blätter oft auf 2
bis 3° unter 0 abkühlen, während die umgebende Luft noch 2° warm ist. Diese
Wärmeausstrahlung kann durch zeitig angestellte Räucherungen vermieden und hierdurch
ein Erfrieren der Pflanze verhindert werden. Es ist also dringend erforderlich, im
Falle man durch Räucherungen die Rebe gegen Frostschaden schützen will,
festzustellen, ob in einer kühleren Nacht die Blätter des Weinstockes einer
Wärmeausstrahlung unterworfen sind, indem ein einfaches Ablesen der Lufttemperatur
keinen Anhaltspunkt gibt, um die Notwendigkeit der Vornahme des Räucherns erkennen
zu lassen. Ob eine Wärmeausstrahlung der Blätter stattfindet, ist leicht dadurch zu
ermitteln, daſs man ein Thermometer in ein Blatt einwickelt, dieses oben und unten
zubindet und später die Temperatur abliest. Ferner spannt man über mehrere
Weinstöcke einen Papier- oder Musselinschirm aus und beobachtet, unter Zuhilfenahme
eines andern Thermometers, die unter demselben bemerkbare Temperatur; ferner
ermittelt man gleichzeitig den Wärmegrad der Luft. Ergibt sich nun hierbei, daſs die
Temperatur des Blattes unter den Temperaturgrad der umgebenden Luft sinkt, während
sich an dem unter dem Schirm aufgestellten Thermometer ein Steigen des Quecksilbers
bemerkbar macht, so muſs man zur Anzündung der Rauch erzeugenden Feuer schreiten, um
ein Erfrieren zu verhindern. Stellt man diese Beobachtungen nicht an, so kann es
leicht vorkommen, daſs die Reben schon erfroren sind, wenn die Rauch erzeugenden
Feuer angezündet werden. Die Anwendung von Schirmen u. dgl. ist kaum durchzuführen,
so daſs allgemeine Räucherung wünschenswerth ist. – Nach den Untersuchungen von H. Müller ist die bisherige Ansicht, daſs beim
Gefrieren der Pflanzen in den Zellen sich Eis bilde und diese hierdurch zerrissen
werden, schon deshalb unrichtig, weil sich das Eis gar nicht innerhalb der Zellen,
sondern zwischen denselben bildet. In den Intercellularräumen entstehen zuerst
kleine Eiskrystalle; immer neues Wasser tritt durch die Wände aus den Zellen heraus
und schieſst an das bereits vorhandene Eis an, so daſs allmälig ziemlich groſse, mit
unbewaffnetem Auge sichtbare, durch das Pflanzenge webe zerstreute Eisdrusen
entstehen. Da dieses Eis aus reinem Wasser entsteht, so ist klar, daſs beim Gefrieren der
Zelleninhalt concentrirter wird. Je tiefer die Temperatur sinkt, um so mehr Wasser
tritt aus den Zellen heraus und um so gröſser werden die Eisstücke. Diese
Wasserentziehung kann wahrscheinlich bei ganz niederer Temperatur so weit schreiten,
daſs innerhalb der Zellen chemische Zersetzungen vor sich gehen, welche den Tod
derselben herbeiführen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daſs bei den bei uns in
Betracht kommenden Kältegraden eine solche Art. des Erfrierens stattfindet. Läſst
man eine Pflanze langsam aufthauen, so verschwinden die Eiskrystalle, ohne daſs das
Auftreten von flüssigem Wasser bemerkbar wird. Es wird dieses von den Zellen
sogleich aufgenommen. Erfolgt jenes Aufthauen langsam, so stirbt die Pflanze meist
nicht ab; vollzieht es sich jedoch rasch, so scheinen durch die schnelle
Wasseraufnahme Structurveränderungen in den Zellen vor sich zu gehen, wodurch der
Tod derselben herbeigeführt wird; die Pflanze erfriert. Zwar ist dieser letztere
Vorgang nicht vollständig aufgeklärt; allein es ist Thatsache, daſs die Pflanzen in
den meisten Fällen nicht durch das Gefrieren selbst, sondern durch das rasche
Aufthauen aus dem erstarrten Zustande getödtet werden.
In den Annalen der Oenologie, 1878 S. 207 bezieh. 266
bespricht G. Bauer in einem durch gute Abbildungen
erläuterten Aufsatze die natürlichen Feinde der Phylloxera und G. Briosi die Phytoptose des Weinstockes – eine
Krankheit, die von einem Acarus, dem Phytoptus, hervorgerufen wird. Auf beide umfassende
Abhandlungen kann hier nur verwiesen werden.
Ueber den Farbstoff des Weines.
A. Gautier (Comptes rendus,
1878 Bd. 86 S. 1507. Bd. 87 S. 64) hat aus den Trauben und dem Weine von Carignan
den Farbstoff als violettrothes Pulver abgeschieden, unlöslich in Wasser und Aether,
in Alkohol mit prächtig carminrother Farbe löslich. Die Zusammensetzung entspricht
der Formel C21H20O10. Der Farbstoff eines früher
untersuchten Weines (Gamay) entsprach der Formel C20H20O10,
der eines anderen (Grenache) C23H22O10. Auſserdem hat
er ein indigoblaues Pulver aus dem Carignanwein abgeschieden von der Formel C63H60FeN2O30.
Ammoniakgehalt des Meerwassers.
Nach L. Dieulafait enthält 1l Meerwasser aus dem Mittelländischen Meere an der französischen Küste
0,22, aus dem Golf von Bengalen 0,13 und von der Küste von Cochinchina 0mg,36 Ammoniak. Bezüglich der geologischen
Folgerungen, welche der Verf. aus dem Ammoniakgehalt der salzführenden Schichten
zieht, muſs auf die Quelle (Comptes rendus, 1878 Bd. 86
S. 1470) verwiesen werden.
Zersetzung von kohlensaurem Barium.
Nach den Versuchen von Isambert (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 332) Wird kohlensaures Barium durch Glühen
für sich fast gar nicht zersetzt, leicht, wenn dasselbe mit Kohle gemischt ist. Auch
das Ueberleiten von Stickstoff beschleunigt die Zersetzung.
Erstarrungstemperatur von Gemischen von Fettsäuren.
Nach Leon DrouxRud. v. Wagner: Jahresbericht über die Leistungen
der chemischen Technologie mit besonderer Berücksichtigung der
Gewerbestatistik für das Jahr 1877. 1143 S. in gr. 8. Mit 45 Holzschnitten.
(Leipzig 1878. Otto Wiegand.)
verwenden die nach seinem System (*1876 219 518)
arbeitenden Stearinkerzenfabriken folgende Tabelle über die Erstarrungstemperaturen
der Fettsäuregemische:
Temperatur
Feste
Flüssige
Temperatur
Feste
Flüssige
Fettsäuren
Fettsäuren
45,5°
55
45
40,6°
41
59
45,2
54
46
40,0
40
60
44,8
53
47
39,7
39
61
44,5
52
48
39,3
38
62
44,2
51
49
39,0
37
63
44,0
50
50
38,7
36
64
43,8
49
51
38,4
35
65
43,6
48
52
35,6
30
70
43,4
47
53
32,5
25
75
43,2
46
54
29,0
20
80
43,0
45
55
25,0
15
85
42,4
44
56
20,0
10
90
41,8
43
57
12,0
5
95
41,2
42
58
5,0
0
100
Löslichkeit der Salicylsäure und Benzoesäure in Wasser.
Nach E. Bourgoin (Comptes
rendus, 1878 Bd. 87 S. 62) lösen sich in 1000 Th. Wasser bei den
verschiedenen Temperaturen folgende Mengen Salicylsäure:
0°
1,50
30°
3,90
55°
9,80
5
1,65
35
4,65
60
12,55
10
1,90
40
5,55
65
15,25
15
2,25
45
6,65
70
19,90
20
2,70
50
8,00
100
79,25.
25
3,25
Nur bei höheren Temperaturen ist die Löslichkeit der Benzoesäure wenig geringer.
Ueber die Entstehung der Borsäure.
L. Dieulafait erklärt in den Annales de Chimie et de Physique, 1877 Bd. 12 S. 318 die Entstehung der
Borsäure in Staſsfurt wie in Toscana aus Meerwasser als Boracit abgesetzt. Dem
Vulkanismus fällt in Toscana nur die Rolle zu, aus Chlormagnesium Salzsäure
abzuscheiden, welche den Boracit zersetzt, worauf die freie Borsäure mit den
Wasserdämpfen verflüchtigt wird (vgl. 1878 228 380).
Ueber den Werth der Magnesia als Gegengift gegen arsenige
Säure.
Ph. de Clermont und J.
Frommel (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 332)
führen aus, daſs Schwefelarsen mit Magnesiumhydrat leicht lösliches Sulfarsenit und
unlösliches Arsenit gibt: 2As2S3 + 5MgO.H2O = Mg3(AsS3)2 + 2MgHAsO3. Das
lösliche Sulfarsenit gibt beim Kochen (vgl. S. 302 d. Bd.) unlösliches Arsenit:
Mg3(AsS3)2 + 7H2O = MgHAsO3 + 6H2S + MgO. Die
Verfasser meinen, daſs Magnesia kein so gutes Antidat gegen Arsen sei, als meist
angenommen werde.