Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 280 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Quecksilber-Motor.
Th. A. Shinn (*D. R. P. Nr. 1323 vom 22. December 1877)
will in einer Retorte Quecksilber verdampfen, den Dampf in einer bestimmten Höhe
unter Anwendung eines Kühlapparates wieder verdichten und durch das niedertropfende
Quecksilber ein Schaufelrad treiben. – Ob dieser Vorschlag jemals praktisch
ausgeführt wird, ist fraglich.
Strieder's metallische Dichtung.
Statt der bisherigen Verwendung von Kupferdraht u.a. zur metallischen Dichtung von
Rohrleitungen und Maschinenbestandtheilen will J.
Strieder in Elberfeld zu gleichem Zweck Röhren aus Blei oder einer weichen
Metallcomposition benutzen, welche mit einem nachgiebigen vegetabilischen Material
wie Hanf, Baumwollschnüren o. dgl. gefüllt sind. Nach Meinung des Erfinders (D. R.
P. Nr. 1052 vom 13. Juli 1877) kann diese metallische Dichtung in längeren Stücken
angefertigt werden. Die Verbindung der Enden eines Dichtungsringes erfolgt durch
Zusammenlöthen, Ineinanderstecken oder auch nur durch Aufeinanderlegen derselben. Auch kann man zwei
Ringe mit stumpf zusammengestoſsenen Enden so in einander legen, daſs die Stoſsfugen
gegen einander versetzt sind. Die Nachgiebigkeit solcher in allen Lagen leicht
anzubringender Dichtungsringe ist eine derartige, daſs schon bei leichtem Anziehen
der Flanschenschrauben eine gute Dichtung erzielt wird, ohne daſs damit die Grenze
der Nachgiebigkeit erreicht zu sein braucht. Später eintretende Undichtheiten können
deshalb durch Anziehen der Schrauben beseitigt werden. Auch läſst sich ein Ring, so
lange er nicht ganz zusammengedrückt ist, mehrere Male gebrauchen. Endlich soll der
Preis der Dichtung im Verhältniſs zu anderen Materialien ein sehr billiger sein.
Neuerungen im Eisenbahnbetrieb.
Heizergehilfe. Um das Anheizen der Locomotiven zu
beschleunigen, schlägt O. Gehauer in Prag (* D. R. P.
Nr. 916 vom 5. September 1877) vor, in den Heizhäusern eine eigene Dampfleitung
anzubringen, welche zu allen Locomotivständern führt und durch geeignete Biegestücke
mit den hier befindlichen Locomotiven verbunden werden kann. Die Verbindung findet
an einem im Schnelldampfrohre (Hilfsgebläse) der Maschine eingeschalteten Stutzen
statt, der ein mit Kappe verschlieſsbares Gewinde zum Verkuppeln und auſserdem ein
Ventil trägt, das die Leitung zum Rauchfang unterbricht.
Auf diese Weise wird die stabile Dampfleitung, „der Heizergehilfe“, einerseits
mit einer schon im Dampf befindlichen Locomotive, andererseits mit einer
anzuheizenden verbunden. Durch den Schnelldampfhahn der angeheizten Maschine tritt,
bei abgesperrter Verbindung zum Rauchfang, der Dampf in die stabile Leitung und von
hier wieder zur anzuheizenden Locomotive, bei welcher man das zum Rauchfang führende
Ventil etwas öffnet, damit sowohl einerseits das Kesselwasser in Wallung gerathe und
angewärmt, andererseits durch die Blasrohrwirkung das Feuer angefacht werde.
Das Patent erstreckt sich auf das im Wesen hier beschriebene Anheizen der Dampfkessel
überhaupt.
Radflanschen-Benetzer für Locomotiven. Es ist bekannt,
daſs schon seit längerer Zeit erfolgreiche Versuche gemacht worden sind, die
Spurkränze der Vorderräder von Locomotiven zu schmieren, und daſs bei zahlreich
vorkommenden scharfen Curven die günstigsten Resultate damit erzielt wurden. J. Dürr in Kaiserslautern hat nun die Einrichtung dahin
modificirt (*D. R. P. Nr. 158 vom 14. August 1877), daſs er statt Oel oder feste
Schmiere einen Wasserstrahl anwendet (vgl. 1876 220 91),
welcher gleichzeitig die Schiene und den Spurkranz bespritzt, und hat damit bei
einer 3monatlichen Versuchszeit gegenüber einem unbeleuchteten Vorderrade die
doppelte Kilometerzahl vor dem Abdrehen erzielt.
Das Wasser wird vom Tender entnommen und zwar mit Hilfe je eines rechts und links
angebrachten Ventiles, die mittels einer vor den Tenderbrustbaum hervortretenden
Bufferstange nur dann geöffnet werden, wenn Maschine und Tenderbrust schief gegen
einander zu stehen kommen. In Folge dessen findet die Wasserschmierung nur in der
Curve, wo sie allein nöthig ist, statt.
Folgende Radreifen-Befestigung für Eisenbahnräder von
C. Kesseler in Berlin (* D. R. P. Nr. 1876 vom 7.
November 1877) verdient nähere Beachtung. Der Radstern wird an den äuſseren Rändern
schwalbenschwanzförmig abgedreht; dem entsprechend erhält der Radreifen auf der
einen Seite einen Vorsprung, welcher beim Aufziehen den betreffenden Theil des
Radsternes übergreift. Um nun auf der andern Seite einen gleichen Schluſs zu
erzielen, und so den Radreifen durch Schwalbenschwanzverbindung beiderseits
festzuhalten, wird der Radreifen auf dieser Seite derart schief eingestochen, daſs
die Rinne in eine Flucht mit der schwalbenschwanzförmigen Erweiterung des Radsternes
fällt und ein Blechring, der zur Ermöglichung des Einbringens aufgeschlitzt ist,
sich fest gegen den Radstern und in die Nuth des Reifens legt. Wird nun noch der
Schluſsring durch Eintreiben eines Keiles in die gespaltene Stelle am Zurückgehen
verhindert, so ergibt sich in einfacher und billiger Weise eine absolut verläſsliche
Verbindung (vgl. * 1875 216 19).
B–C.
Flaschenverschluſs von W. Macvay und R. Sykes in
London.
Textabbildung Bd. 230, S. 282Der Verschluſs von Flaschen für moussirende Getränke mittels Kugeln, welche
durch den in der Flasche herrschenden Ueberdruck gegen eine Verengung des
Flaschenhalses gedrückt werden, ist nicht mehr neu. In den englischen Trinkhallen
der Wiener Weltausstellung konnte man beispielsweise einen solchen Verschluſs an
Flaschen für ein moussirendes Ingwerbier (Ginger-Ale) finden (vgl. *1876 221 113. 222 192).
Zweifelsohne muſs die Verläſslichkeit derartiger Verschlüsse gewinnen, wenn der Sitz
für die Kugel aus einem elastischen Material besteht. Dieser Anschauung dürfte denn
auch die beistehend skizzirte Einrichtung (* D. R. P. Nr. 785 vom 13. September
1877) entsprungen sein. Der als Sitz für die Kugel dienende Gummiring b legt sich gegen einen vorspringenden Rand a im Flaschenhals und wird von einem durchbohrten
Gewindepfropfen c aus Holz, Metall o. dgl.
niedergehalten, welchen man in das im Flaschenhals eingegossene Gewinde schraubt.
Der Pfropfenrand erhält entweder kleine Bohrungen, um ihn mittels eines
Zinkenschlüssels fassen zu können, oder auch nur eine Randrirung am äuſseren
Umfang.
Ueber mechanische Tüllstickerei.
Die Industrie der mechanischen Tüllstickerei, deren Erzeugnisse als Vorhänge, groſse
Fuſsdecken und sonstige Gegenstände der Zimmerausstattung allgemein bekannt sind,
datirt aus dem J. 1850. Seit dieser Zeit und insbesondere innerhalb der letzten 12
Jahre, hat sie bedeutende Fortschritte gemacht. Die Maschine, deren man sich auf dem
Continente anfänglich dazu bediente, kam aus England. Es ist der Bobbinetstuhl,
dessen Kettenfäden, 1200 bis 1500 an der Zahl, in gröſseren oder geringeren
Abständen, je nach der Feinheit des Spitzengrundes, in einer Verticalebene
angeordnet sind. Zwischen diesen Kettenfaden gleiten in einem horizontalen Kamme als
Führung jene Spulen hin und her, welche, indem sie ihre Fäden um die Kettenfäden
schlingen, den einfachen Tüll bilden. Mit diesen Fäden vereinigt sich in den
Stickmaschinen ein dritter Faden, der sogen. Sticker, welcher die Stelle des
Schuſsfadens eines gewöhnlichen Webstuhles vertritt und neue Gebilde erzeugt, deren
Gestaltung von der Gruppirung der Nadeln eines Jacquardmechanismus abhängt. Der Lauf
des stickenden Fadens quer durch die Kette erstreckt sich von einem Kettenfaden zum
andern; er kann je nach den Bedürfnissen der Fabrikation 2 oder 3 Fäden umfassen. So
lange die Jacquardvorrichtung nicht auf diesen Faden wirkt, so folgt er demjenigen
Kettenfaden, mit welchem er durch die beide bedeckenden Spulfäden verbunden ist. Der
Einschuſs ist also auf eine besondere Weise, ohne die gewöhnliche Verschlingung, mit
der Kette vereinigt. Man wird daher leicht begreifen, daſs die stickenden Fäden
zwischen zwei auf einander folgenden Kettenfäden beliebige volle Partien bilden,
während der Spulfaden sie nur mit der Kette vereinigt, indem er diese umschlingt,
und daſs endlich die parallelen Kettenfäden bald sichtbar hervortreten, bald von dem
Stickfaden bedeckt sind. So entstehen nach Maſsgabe des durch die Jacquardkarten
repräsentirten Musters jene durchbrochenen Gebilde. Diese aus beinahe
ausschlieſslich rectangulären Elementen zusammengesetzten Muster sind dadurch noch
vervollkommnet worden, daſs man den Kettenfäden durch Heranziehung eines andern
Jacquard eine gewisse Biegung gab. Der hervorragendste Fortschritt in dieser
Beziehung war die Erfindung der unter dem Namen „fond
filet“ eingeführten Vorrichtung ums J. 1872, welche mittels eines
Spulfadens zwei Kettenfäden unter einem Winkel von 45° vereinigt. Ein von Ch. Babey in Calais angefertigter Rouleaux-Vorhang aus
jener Epoche ist das Vorzüglichste, was in dieser Art je geleistet worden ist. Der
„fond filet“ verleiht nicht allein dem
matten Muster eine ganz eigenthümliche Zartheit, sondern die Kettenfäden lassen sich
auſserdem in den Zwischenräumen nach complexen Regeln und unter mannigfachen
Neigungen gruppiren.
Mit diesen Hilfsmitteln, welche eine Durchbrechung des Musters in verschiedenartiger
Weise gestatteten, ist es im J. 1874 gelungen, die alten venetianischen Stickereien,
insbesondere die des Museums zu Cluny nachzumachen. Die letzten von Babey im J. 1877 ausgeführten Muster zeigen uns getreue
Nachahmungen jener Kunststickereien, welche wir in den Gemälden der venetianischen
Meister bewundern. Ohne den so luftigen, aus freier Hand geklöppelten Spitzen zu
gleichen, bei denen ein begrenzender Faden sich um das Muster zieht, bilden diese
Producte unzweifelhaft eine kostbare Zimmerzierde, und ihre mechanische Fabrikation
ist äuſserst merkwürdig.
Man hat die mechanische Tüllstickerei versuchsweise auch auf Atlas in Anwendung
gebracht und haben diese Fabrikate hauptsächlich in Südamerika Absatz gefunden.
Durch die Verbindung des Colorites mit dem Reichthum des Musters hat Babey ein neues Ziel angestrebt. Es handelte sich dabei
um die Ermittlung von Farben, welche durch einfaches Auftragen festhaften. Die
Anwendung von holzessigsaurem Eisen und der Anilinfarben hat dabei eine wesentliche
Rolle gespielt. Bei der Veränderlichkeit der Dimensionen des betreffenden Gewebes
konnte freilich die Farbe nur aus freier Hand aufgetragen werden, wodurch das
Fabrikat vertheuert wurde. Dieser Umstand brachte den Erfinder auf den Gedanken, die
Partien durch die stickenden Fäden ganz ausfüllen zu lassen, ihnen das Korn des d'Aubusson'schen Teppiches zu geben und auf die
betreffenden Stellen farbige Muster aufzudrucken, welche dem Ganzen ein Teppich
ähnliches Aussehen gaben. Mit Hilfe der Nähmaschine konnten endlich die
Stickereigebilde mit einer weiſsen oder farbigen Gimpe eingefaſst werden. Der erste
im J. 1875 angefertigte Vorhang mit aufgedruckten und in Farbe gestickten Partien
hat auf der Ausstellung in Philadelphia 1876 eine Medaille erhalten. (Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1878 Bd. 5 S.
170.)
A. P.
Achtfaches Telephon.
Cox Walker, der Elektriker von Cooke und Söhne in New-York, hat den Ton der Telephone dadurch lauter zu
machen gewuſst, daſs er den tönenden Platten zwar nur 38 bis 50mm Durchmesser gibt, bei welcher Gröſse die
Sprache am deutlichsten ausfällt, daſs er aber zunächst zwei solche Platten
anwendete, und die Schallwellen diesen gemeinschaftlich und umgekehrt von ihnen dem
Ohre zuführte. Bei der Ausführung legte er über die beiden von Spulen umgebenen Pole
eines Hufeisenmagnetes (anstatt eines Magnetstabes) eine gröſsere Platte, zwickte
sie aber zwischen den Polen und um diese herum lest, so daſs sie nicht als Ganzes
schwingen konnte. Dabei machten die Platten einen Winkel mit den Achsen der den
Schall leitenden Gänge des Mundstückes. Von dem Erfolg befriedigt stellte Walker darauf in gleicher Weise Telephone mit 4 und 8
Platten her. Die ans Ohr zu setzende Mündung verzweigt sich bei diesen Telephonen in
2, 4 oder 8 Gänge, welche den Schall der Mitte jeder Platte oder von dieser dem Ohre
zuführen; die Spulen sind einfach hinter einander geschaltet. (Engineer, 1878 Bd. 46 S. 108.)
E–e.
Temperatur der Sonne.
Nach umfassenden Versuchen von F. Rosetti (Il nuovo Cimento, 1878 Bd. 3 S. 238) hegt die wahre
Temperatur der Sonne zwischen 12000 und 20000° (vgl. 1876 222 189).
Neue Elemente.
Das angeblich neue Element „Mosandrum“ (1878 229
565) ist nach Marignac's Untersuchungen (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 282) identisch mit
„Erbium“, also nicht neu.
Marc Delafontaine (Comptes
rendus, 1878 Bd. 87 S. 559) hat im Samarskit ein neues Element aufgefunden,
welches er „Philippium“ nennt (nach Philipp Plantamour). Es gehört zum Yttrium, Erbium und
Therbium, hat ein Atomgewicht zwischen 90 und 95. Das ameisensaure Philippium
krystallisirt leicht in kleinen glänzenden, rhomboidalen Prismen und ist weniger
löslich als das Yttriumformiat.
Zur Behandlung der Wolle.
Um die Wolle von den Schafhäuten vollkommen im Zustande des Vlieſses abzunehmen und
eine gründliche Waschung, Entfettung und Bleichung derselben innerhalb weniger
Minuten zu erzielen, verfahren P. und A. Puech in Mazamet nach dem ihnen ertheilten Patente
(D. R. P. Nr. 813 vom 16. October 1877) folgendermaſsen. Man legt die trocknen
fremden Felle 8 bis 10 Minuten in ein 50 bis 60° warmes Bad von Wasser mit etwas
Soda und Seife; für einheimische Felle genügen 3 bis 5 Minuten. Dann läſst man sie
zwischen einer Walzenpresse durchgehen, wäscht sie in einer Wollwaschmaschine und
legt sie 10 Minuten lang in laues Wasser. Nun werden sie wieder durch eine
Walzenpresse getrocknet, in einer Schlagmaschine heftig geschüttelt, damit sich die
Wolle wieder aufrichtet, dann auf der Fleischseite mit einer Enthaarungsflüssigkeit
bestrichen, so daſs die Wolle abgenommen werden kann. Die Wolle wird dann nochmals
gewaschen, gepreſst und getrocknet.
Ist sie zum Kämmen bestimmt, so wird sie nach dem Zusatzpatent Nr. 1317 vom 29.
November 1877 nicht getrocknet, sondern noch feucht den Kammmaschinen übergeben.
Eine Composition zum Einfetten der Wolle (D. R. P. Nr. 538 vom 17. August 1877) wird
hergestellt durch Lösen von 1 Th. gepulvertem Colophonium in 1 Th.
Ammoniakflüssigkeit und 10 Th. Wasser. Die erhaltene gallertartige Masse wird durch
ein feines Sieb gegeben, mit gleichen Theilen Rüböl oder Olein und 1 Proc. Glycerin
gemischt und schlieſslich beim Gebrauch noch mit der Hälfte Wasser versetzt. Die
Patentinhaber, J. Jungst und Chr. Heinzerling in Biedenkopf (vgl. 1877 226
439) nennen dieses Gemisch Olival.
A. A. Plantrou in Reims (D. R. P. Nr. 108 und 543 vom 5.
und 21. August 1877) schlägt zur Reinigung der Textilstoffe Natronwasserglas mit
Ammoniakflüssigkeit vor, welche bekanntlich längst zu diesem Zwecke angewendet
werden; indeſs hat die besondere Art des Verfahrens den Patentschutz erlangt. So
hüllt z.B. das Natron Wasserglas die Strohtheilchen u. dgl. in Wollgeweben ein,
bedeckt sie mit einer festwerdenden Kruste, so daſs jene ohne vorherige Verkohlung
pulverisirbar gemacht und dergestalt entfernt werden sollen.
Chemische Constitution der Wolle.
Nach den in den Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 767
veröffentlichten Untersuchungen von P. Schutzenberger
gibt Wolle, mit ihrem 3 bis 4fachen Gewichte Bariumhydrat und Wasser auf 150 bis
1800 erhitzt, wie ein Eiweiſskörper Ammoniak, Essigsäure, Kohlensäure, Oxalsäure und
Amidoderivate. 100g Merinowolle gaben z.B. 5,2 bis
5g,3 Stickstoff als Ammoniak, 4,24 bis 4g,3 Kohlensäure, 5,68 bis 5g,77 Oxalsäure, 3,18 bis 3g,2 Essigsäure, 1 bis 1g,5 Pyrrol; das zurückgebliebene feste
Amidogemenge gab 47,85 Kohlenstoff, 7,69 Wasserstoff und 12,63 Stickstoff. Der
Rückstand der australischen Wolle enthielt Caproylleucin, Caproylleucin, Tyrosin,
Butyrylleucin, Valerylleucin, Propionylleucin, Butyrylleucein, Valerylleucein und
Glycoprotein, also dieselben Stoffe, welche Eiweiſs gibt. Schutzenberger berechnet daraus für Wolle die chemische Formel C230H381N70O77S6.
Ueber die Zusammensetzung des Wassers der Hunyadi-Janos
Bittersalzquellen bei Budapest; von R. Fresenius.
Nach der neuesten Analyse dieses bekannten Wassers enthält 1l folgende Bestandtheile, berechnet als
wasserfreie Bicarbonate und Salze (in Gramm):
Schwefelsaures Natron
19,662123
Schwefelsaure Magnesia
18,449451
Schwefelsaurer Kalk
1,321938
Schwefelsaures Kali
0,132943
Chlornatrium
1,424068
Doppelt-kohlensaure Magnesia
1,114434
Doppelt-kohlensaures Eisenoxydul
0,002840
Kieselsäure
0,011218
–––––––––
Summe
42,119015
Kohlensäure, völlig freie
0,012683
–––––––––
Summe aller Bestandtheile
42,131698.
Ferner Spuren von Lithion, Strontian, Phosphorsäure,
Salpetersäure, Borsäure, Brom, Jod, organische Stoffe und Stickstoff. Fresenius zeigt durch verschiedene Reactionen, daſs der
alkalisch reagirende Bestandtheil dieses Wassers Magnesiumbicarbonat ist, welches
sich beim Kochen als basisch kohlensaure Magnesia abscheidet, während aller Kalk als
schwefelsaurer gelöst bleibt. (Zeitschrift für analytische
Chemie, 1878 S. 461. Vgl. 1878 230 139.)
Ueber die Löslichkeit des Kalkes in Wasser.
Nach den Versuchen von A. Lamy (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 333) ist die Löslichkeit des Kalkes
verschieden nach der Abstammung desselben, der Dauer der Einwirkung u. dgl.
Nachfolgende kleine Tabelle gibt den Kalkgehalt von 1k Kalkwasser bei verschiedenen Temperaturen, und zwar unter I des durch
Glühen von aus Nitrat gefälltem Carbonat hergestellten, unter II von geglühtem
Marmor und unter III entwässertes Kalkhydrat.
Temperatur
I
II
III
g
g
g
0°
1,362
1,381
1,430
10
1,311
1,342
1,384
15
1,277
1,299
1,348
30
1,142
1,162
1,195
45
0,996
1,005
1,033
60
0,844
0,868
0,885
100
0,562
0,576
0,584
Zur Untersuchung der Chinaalkaloide; von M. Rozsnyay.
Nach den Versuchen des Verfassers zeigt eine 5proc. Lösung im Polarisationsapparat
folgende Ablenkungen: Chinin links – 22°, Conchinin rechts + 31, Cinchonidin links –
14 und Cinchonin rechts + 25°. Er zeigt an Beispielen wie man hiernach den Gehalt
der käuflichen Alkaloide mittels des Polarisationsapparates bestimmen kann. (Nach
M. Rozsnyay: Studien über die qualitative und
quantitative chemische Analyse der Chinaalkaloide. [Arad 1878. Ungerleider und Hatos.] Vom Verfasser gef.
eingesendet.)
Verfahren, Stärkemehl durch Einwirkung von Kohlensäure in
Dextrin oder Traubenzucker überzuführen.
F. M. Bachet und F. D.
Savalle in Paris (D. R. P. Nr. 1837 vom 9. December 1877) haben gefunden,
daſs Stärke, Gerste, Mais u. dgl. mit Wasser zerrieben und bei 60° in einem
verschlossenen Gefäſs mit Kohlensäure behandelt, dann mit Hefe unter gewöhnlichen
Umständen in Gährung versetzt, so viel Alkohol gibt, als dem ganzen Stärkegehalt des
so behandelten Stoffes entspricht.
Ueber Trauben und Wein.
Im Schluſsbericht der bereits (1878 229 565) erwähnten
Verhandlungen des 3. Congresses des deutschen
Weinbauvereines finden sich noch folgende interessante Mittheilungen.
Neſsler bespricht das Keltern
des Rothweines. Die Lösung des rothen Farbstoffes ist nach seinen Versuchen
von der Temperatur abhängig; bei 0 bis 10° färbt sich die Flüssigkeit wenig, bei 15
bis 20° stark. Bei letzterer Temperatur genügen 8 bis 10 Tage, um den Farbstoff
völlig zu lösen. Jedenfalls müssen die Trester in der Flüssigkeit untergetaucht
gehalten werden, die Luft muſs, namentlich bei hohem Wärmegrade abgehalten sein, um
die Bildung von Essigsäure zu verhüten. Bei sehr niedriger Wärme und spätem Keltern
sind Senkböden anzuwenden, um das Vermodern der oberen Trester zu verhindern. Im
südlichen Frankreich läſst man die gährende Flüssigkeit bei 20 bis 30° nur 4 bis 5
Tage mit den Hülsen und Kämmen in Berührung. – Kageneck
erwärmt seinen Gährkeller auf 16° und kann so schon nach 8 Tagen abkeltern, um einen
guten dunkeln Wein zu erhalten. Als geeignete Gährtemperatur bezeichnet Neſsler 15 bis 18°, Andere haben selbst mit 35° noch
gute Resultate erzielt.
Das Lüften von Mosten mit hohem Zucker – und
Eiweiſsgehalt ist nach einstimmigem Urtheil der Versammlung italienischer Oenologen
in Florenz von auſserordentlicher Wichtigkeit und wirkt namentlich vor und bis zur
Mitte der Gährung günstig, kann jedoch gegen Ende derselben leicht nachtheilig
werden. A. Blankenhorn glaubt dem entsprechend, daſs
auch bei uns für weniger hochfeine Weine das Lüften empfehlenswerte sei, namentlich
bei hohem Eiweiſs- und Zuckergehalt. Nach seinen Untersuchungen enthalten die
Trauben folgenden Procentgehalt an Stickstoff:
Im frischen Zustand
In der Trockensubstanz
Ruländer
0,2538
1,5867
Traminer
0,2236
1,4247
Sylvaner blau
0,2036
1,3185
Burgunder
0,2022
1,2827
Riesling
0,1930
1,2095
Sylvaner grün
0,1601
1,1953
Muskateller
0,1396
1,1689
Gutedel
0,1409
1,0835.
Auch die Weine aus Stickstoff-reichen Trauben enthalten mehr
Stickstoff als die aus Stickstoff-ärmeren. Dieser Gehalt an Eiweiſs, der die Weine
zu Krankheiten geneigt macht, wird durch das Lüften möglichst entfernt.
F. Holl empfiehlt die Verarbeitung der abfallenden Hefe auf Alkohol, Weinöl, Weinsäure und
Rebenschwarz; 100k Hefe sollen sich hiernach in
folgender Weise verwerthen lassen:
14k weinsauren Kalk
12,60
M.
7l Branntwein
4,00
Weinöl
1,00
50k Hefe
3,40
–––––––––––
21,00
M.
Die Frage über die Anwendung der Cementfässer (1875 218 84) ist nach Neſsler
noch nicht spruchreif. Selbst bei der Herstellung der Cementbehälter müſsten noch
eine Menge von Dingen berücksichtigt werden, deren Nichtbeachtung einen so
empfindlichen Körper, wie der Wein ist, geschmacklich benachtheiligen könne, was man
jedoch stets zu verhindern suchen müsse. Neſsler
bespricht die nachtheiligen Einwirkungen, welche das Losspringen des Weinsteines und
die in dem Cement vorfindlichen Stoffe, wie Kalk, Eisen u.a. auf den Wein haben, und
gedenkt der erheblichen Nachtheile, welche die in feuchten, dumpfigen Localen
liegenden Cementbehälter hervorrufen können. Schon bei den Holzfässern sei der
Schimmel im höchsten Grade nachtheilig, jedoch lieſse sich derselbe zur Noth wieder
entfernen, was bei Cementbehältern viel schwerer sei.
Bezüglich des Conservirens des Weines sprach man sich
allgemein gegen das Pasteurisiren und die Anwendung der
Salicylsäure aus. Das in Deutschland am meisten angewendete Verfahren, den Wein vor
Nachgährung und vor Krankheiten zu schützen, besteht darin, die erste Gährung
richtig zu leiten und den Wein öfter abzulassen, um hierdurch die Hefe und alle jene
Stoffe zu entfernen, welche nachtheilig auf den Wein einwirken können.
In wieweit es sich empfiehlt, in Deutschland amerikanische
Reben, die gegen die Phylloxera widerstandsfähiger sind, einzuführen,
gingen die Ansichten noch aus einander, ebenso über die sonstigen, gegen die
Phylloxera zu ergreifenden Schutzmittel.
Zur Bestimmung des Traubenzuckers.
E. O. Erdmann erinnert daran, daſs man mit dem Wasserlein'schen Polarisationsapparat nur etwa die
Hälfte des wirklich vorhandenen Traubenzuckers findet, daſs daher die Apparate von
Wild und Laurent (*
1877 223 608) vorzuziehen sind.
Herstellung eines neuen Faserstoffes aus Hopfenranken.
Nach J. D. Nördlinger in Stuttgart (D. R. P. Nr. 860 vom
23. September 1877) werden Hopfenstengel oder Ranken in einem geschlossenen Topfe
oder Kessel etwa ¾ Stunden in Wasser gekocht, welchem etwas Seife und Soda zugesetzt
ist. Hierauf werden die so vorgerichteten Stengel in reinem Wasser ausgewaschenen,
die Fasern abgezogen, aufs Neue in Wasser mit einem Zusatz von Weinessig oder
Essigsäure ¾ Stunden lang gekocht, zuletzt diese in reinem Wasser ausgewaschen,
getrocknet und sind dann zum Hecheln fertig. Die so erhaltene Faser soll dem Flachs
ähnlich sein, an Weichheit und Haltbarkeit, aber die übrigen Faserstoffe
übertreffen.
Verfahren zum Schütze gegen Hausschwamm.
Dr. H. Zerenner in Magdeburg (D. R. P. Nr. 378 vom 10.
Juli 1877) empfiehlt gegen Hausschwamm die Holztheile mit Wasserglas, dem 6 Proc.
Kochsalz und 3 Proc. Borsäure zugesetzt ist, zu bestreichen, zur Fuſsbodenfüllung
aber Infusorienerde zu verwenden, der ebenfalls 6 Proc. Kochsalz und 3 Proc.
Borsäure zugesetzt wurde. Die Infusorienerde soll dadurch wirken, daſs sie alle
Feuchtigkeit anzieht und so die Holztheile trocken hält. Wodurch dann aber die
Infusorienerde dieses Wasser wieder los werden soll, um später neue Wassermengen
aufsaugen zu können, ist nicht angegeben.
Mittel gegen Sauerwurm und Blattläuse.
Als Mittel gegen Blattläuse, Sauerwurm an Rebenblüthen und andere Insecten empfiehlt
Neſsler in der Weinlaube, 1878 S. 250 ein Gemisch von 1l 90proc. Weingeist, 2l Wasser und
360cc Amylalkohol, mittels Oelkännchen
aufzuspritzen.
Bernsteinseife.
O. Thümmel in Berlin (D. R. P. Nr. 1893 vom 23. December
1877) erhitzt gleiche Theile gepulverten Bernstein- und Cocosnuſsöles auf 125°,
setzt noch allmälig 50 Proc. Cocosöl zu, läſst erkalten, fügt nochmals gleiche
Theile Cocosnuſsöl und 5 Proc. Palmenöl hinzu und verseift das Gemisch.
Verfahren zur Erzeugung eines höheren Glanzes bei der
Verzinnung des Weiſsbleches.
Die Westfälische Union in Hamm (* D. R. P. Nr. 1620 vom
3. Januar 1878) erzielt dadurch einen so schönen Glanz des Weiſsbleches, wie er
angeblich auf andere Weise nicht erreicht wird, daſs die Bleche, sobald sie aus dem
heiſsen Zinnbad durch die Walzen in die Höhe steigen, durch einen aufgeblasenen
kalten Luftstrom rasch abgekühlt werden.
Zur Bestimmung freier Mineralsäuren.
P. Spence und A. Esilman
(Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 211) benutzen zur
Nachweisung freier Mineralsäuren in verschiedenen Handelsproducten die bekannte
Erscheinung, daſs die gelbe Farbe von essigsaurem Eisenoxyd durch freie Essigsäure
oder saure Sulfate nicht, von freier Schwefelsäure, Salzsäure oder Salpetersäure
aber augenblicklich entfärbt wird. Als Normallösung verwenden sie 10 Th. Eisenalaun,
8 Th. krystallisirtes essigsaures Natron in 1000 Th. einer 8proc. Essigsäure.
Ueber die Schädigung der Gerste durch Auswachsen auf dem
Felde.
Nach den Untersuchungen von Lauenstein und M. Märcker (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1878 S. 62) hatte Gerste ausgewachsen, verglichen mit
normaler, folgende Zusammensetzung:
Ausgewachsen
Normal
Rohfaser
5,91
6,14
Fett
1,80
2,07
Mineralstoffe
3,46
3,25
Stickstofffreie Exactstoffe
76,05
76,66
Stickstoffhaltige Stoffe
12,78
11,88
––––––––––––––––––––––
100,00
100,00.
Die ausgewachsenen Gerstenkörner enthielten 18,64 Proc. die
nicht gewachsenen nur 11,62 Proc. wasserlösliche Stoffe von folgender
Zusammensetzung (Zucker auf Maltose berechnet):
Ausgewachsen
Normal
Lösliche Stärke
1,17
1,76
Dextrin
0
1,10
DextroseMaltose
4,92 7,32
12,24
0 3,12
Sonstige lösliche Stoffe
5,23
5,64
–––––––––––––––––––––––––––
18,64
11,62
Stärkewerth aller Kohlehydrate
70,41
69,87 Proc.
Für die Praxis des Brennereigewerbes ergibt sich hieraus, daſs ausgewachsene Gerste
noch ebenso viel zur Alkoholerzeugung geeignete Stoffe enthält als nicht gewachsene;
zur Stärkefabrikation ist ausgewachsenes Getreide jedoch offenbar nicht
geeignet.
Zur Beurtheilung des Futterwerthes ist die Beschaffenheit der Stickstoffverbindungen
wesentlich. 100 Th. trockene Gerste enthielt nun:
Ausgewachsen
Normal
Gesammtstickstoff
2,045
1,900
Stickstoff
als
Salpetersäure
Spuren
Spuren
„
„
Amide
0,454
0,028
„
„
Ammoniak
0,044
0,045
„
„
lösliches Eiweiſs
0,036
0,087
„
„
unlösliches Eiweiſs
1,511
1,740
–––––––––––––––––––––
2,045
1,900
Da somit ein groſser Theil des Stickstoffes beim Auswachsen
bereits in Amide übergeführt war, so hatte der Nahrwerth wesentlich abgenommen. Da
ferner die Keimfähigkeit der ausgewachsenen Gerste bedeutend geringer war als die
der gewöhnlichen, so ist erstere für Brauerei- und Brennereizwecke um so weniger
geeignet, als die gewachsene Gerste auch noch zahlreiche Pilzsporen trug.