Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 445 |
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Miscellen.
Miscellen.
Neuerungen an Dampfmaschinen.
Automatisch arbeitende Ausströmventile für
Dampfmaschinen. Eine ganz neue und vielleicht bedeutungsvolle Idee ist in
der Dampfmaschinen-Steuerung von Fr. Schmidt
Maschinenfabrik in Neustadt-Magdeburg (*D. R. P. Nr. 1920 vom 13. November 1877),
verkörpert. Hier wird nämlich nur die Einströmung und zwar mittels flacher, durch
Zahnsegmente bewegter Schieber von auſsen gesteuert, die Ausströmung dagegen durch
zwei an den beiden Cylinderenden angebrachte Ventile besorgt, welche durch einen im
Ausströmkanale gelagerten doppelsinnigen Hebel derart verbunden sind, daſs beim
Schlieſsen des einen Ventiles das andere geöffnet wird. Wenn daher das auf der
Arbeitsseite des Cylinders befindliche Ausströmventil durch den Dampfdruck
niedergepreſst wird, ist das zweite Ausströmventil dem austretenden Vorderdampf geöffnet, bis endlich an
dieser Seite Dampf eintritt erfolgt, worauf das hier befindliche Ausströmventil
sofort geschlossen, das andere dagegen voll geöffnet wird.
Dampfkolben-Verpackung. O. Kuers in Sternberg (*D. R. P.
Nr. 206 vom 18. August 1877) schlägt eine neue Dampfkolbenpackung vor, bei welcher
einerseits der metallene geschlitzte Kolbenring beibehalten, andererseits aber
hinter demselben eine Hanfpackung angebracht ist, welche durch Anpressen des
Kolbendeckels entsprechend gespannt wird.
Metall-Liderung für Stopfbüchsen. Die Gebrüder Jellinghaus in Camen (* D. R. P. Nr. 1666 vom
23. Januar 1878) verfertigen Stopfbüchsen, welche in zahlreichen Durchbohrungen
kleine Metallpfropfen ein geschliffen haben, die sich unter dem Einflüsse des von
auſsen auf sie wirkenden Dampfdruckes fest gegen die Kolbenstange anpressen und so
dichten Abschluſs bewirken. Die Stopfbüchse paſst dem entsprechend mit ihrem
äuſseren Umfange nicht genau in die Stopfbüchsenbohrung, so daſs der Dampf von
auſsen auf sie wirken kann; am vordem Ende hat die Stopfbüchse eine conische
Erweiterung, mit welcher sie dampfdicht gegen den Cylinderdeckel verschraubt wird.
Eine weitere Packung und ein Nachziehen der Stopfbüchsen ist hier selbstverständlich
nicht erforderlich.
Rotirende Dampfmaschine.
Nachdem die bis jetzt mit Dampfturbinen erzielten ökonomischen Resultate
begreiflicher Weise äuſserst ungünstig waren, schlägt A.
Müller in Köln (*D. R. P. Nr. 196 vom 26. Juli 1877; nach dem Patentblatt, 1878 S. 397 erloschen) vor, statt eines
einzigen Turbinenrades deren mehrere in einem gemeinschaftlichen Gehäuse
anzubringen, welches durch fixe Leitschaufelapparate in eine entsprechende Zahl von
immer gröſser werdenden Kammern getheilt ist. Auf diese Weise findet bei der
kleinsten Kammer der eintretende Dampf (oder auch Druckwasser) immer gröſsere
Durchgangsquerschnitte und gibt somit den auf gemeinsamer Welle auf einander folgend
festgekeilten Turbinenrädern einen groſsen Theil seiner Arbeit ab. Es wäre
interessant, nähere Versuchsresultate über diesen Motor zu erfahren.
Textabbildung Bd. 230, S. 446
Continuirliche Trockenmaschine für geleimte Ketten.
Die H. Thomas'sche Maschinenbauanstalt in Berlin (*D. R. P. Nr. 1817 vom 10. December 1877)
verwendet bei ihrer Maschine einen Trockenkasten, wie man ihn in nahezu ähnlichen
Dimensionen in der Leimmaschine der Sächsischen
Maschinenfabrik in ChemnitzVgl. E. R. Lembcke: Die Vorbereitungsmaschinen in der mechanischen Weberei. 236 S. in gr.
8 mit 30 lithographirten Tafeln. (Leipzig 1877. Arthur Felix.) In dem vorliegenden Handbuch bietet der Verfasser,
Lehrer an der höheren Webschule zu Chemnitz, eine Anleitung zur Kenntniſs,
Wahl, Aufstellung und Behandlung der einschlägigen Maschinen, dessen Studium
nicht allein Studirenden, sondern auch Praktikern der Weberei groſsen Nutzen
gewähren kann, deshalb sehr empfohlen zu werden verdient. Neben allen
bewährten Anordnungen, welche in ausführlichen Constructionszeichnungen
dargestellt sind, ist auch vieles beachtenswerthe Neue vorgeführt, alles mit
groſser Sachkenntniſs und unter Beifügung werthvoller Erfahrungs- und
Betriebsdaten behandelt.J. Z. benutzt.
Die Kette wird oben eingeführt und geht über Leitrollen hin und her nach unten, woselbst sie
getrocknet austritt. Unterhalb des Trockenkastens liegt ein Heizapparat mit 5
Heizröhren, welche in zwei Etagen angeordnet sind, oben 2 Stück und unten 3 Stück,
und welche durch Kniestücke so mit einander verbunden sind, daſs directer oder auch
Abgangs-Dampf alle Rohre nach einander durchstreicht. Das Condensationswasser wird
an dem Ende der Leitung durch einen Wassertopf abgeführt. Die Heizfläche der Rohre
ist durch senkrecht auf die Rohre aufgesetzte Strahlplatten möglichst vergröſsert.
Ein Ventilator treibt in den unteren Heizraum Luft hinein, welche erwärmt in die
Trockenkammer streicht. Die Führungsrollen des Kettengarnes sind hohl; man kann sie
ebenfalls mit Dampf heizen, in welchem Falle sie nur mit Stopfbüchsenlagerungen zu
versehen und durch Kautschukrohre mit dem Dampfrohre in Verbindung zu bringen sind.
Für schwache Garne gibt man zur Vermeidung einer Streckung derselben den
Führungswalzen Drehung durch Reibungsantrieb oder durch Bänder. Um die Heizluft
möglichst nach der Mitte der Trockenkammer hin zu treiben, sind hölzerne Wedel
(Breter, die um Zapfen drehbar sind) zwischen den Führungswalzen angebracht, welche
man durch einen Mechanismus bewegt.
Coulon's Gewichts- und Preiswage.
Wie der Name andeuten soll, wird mit der von G. L. C.
Coulon in Paris (*D. R. P. Nr. 1592 vom 20. November 1877) angegebenen Wage
das Gewicht einer Waare, zugleich auch der Preis der abgewogenen Menge bestimmt. Das
Wiegen geschieht ohne Gewichtsstücke mit Hilfe eines Laufgewichtes; die Wagen sind
in Gröſsen ausführbar von 200g und selbst weniger
bis zu 50k Belastungsgewicht. Der Preis wird mit
Hilfe eines festsitzenden Zählers bestimmt, auf dessen Theilung der Zeiger eines
Reitergewichtes im Augenblick des erzielten Gleichgewichtes hinweist. Ohne Zähler
gibt der auf dem Wagebalken verschiebbare Reiter das Gewicht an. Für verschiedene
Preissätze hat der Zähler verschiedene Eintheilungen.
Elektro-magnetischer Fahrkartenzähler.
Um die Anzahl der bei jedem Zuge ausgegebenen Fahrkarten und danach das Erforderniſs
an Personenwagen für diesen Zug rechtzeitig ermitteln zu können, wodurch gewisse,
weiter unten näher bezeichnete Vortheile erreicht werden, ist am Personen-Bahnhofe
der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Wien ein
elektro-magnetischer Fahrkartenzähler eingerichtet worden. Zu diesem Behufe ist die
Datumpresse einer jeden der drei Billeten-Kassen mit einem elektrischen Contacte
versehen, der beim Markiren einer Fahrkarte, durch die dabei ausgeführte Bewegung
des Stempels, zum Schlüsse gebracht werden muſs. An dem fixen Ständer desselben sind
ferner Tasterknöpfe für die verschiedenen Klassen angebracht, durch welche es
ermöglicht wird, wenn im Bedarfsfalle an einer Kasse Fahrkarten für die
verschiedenen Klassen ausgegeben werden sollen, eine und dieselbe Presse für die
Markirung am Zähler verwenden zu können.
Von den in den Kassalocalen befindlichen Datumpressen führen drei Leitungen (für jede
Wagenklasse eine) zu dem am Perron in der unmittelbaren Nähe des den Zug
abfertigenden Beamten aufgestellten uhrförmigen Zähler, der ein 100theiliges
Zifferblatt und die entsprechende Zeigerzahl enthält. Die Zeiger sind mit Scheibchen
versehen, welche die Nummer der betreffenden Wagenklasse tragen. Mit dem Zeiger für
die dritte Klasse, für welche die gröſste Zahl von Karten ausgegeben wird, ist noch
ein kleinerer, nicht numerirter Zeiger verbunden, welcher die Anzahl der ganzen
Umläufe des ersteren, bezieh. die Anzahl der Hunderte von ausgegebenen Karten dieser
Klasse anzeigt.
Sämmtliche Zeiger müssen nach Abgang eines jeden Zuges wieder auf den Nullpunkt
zurückgestellt werden.
Diese Einrichtung, welche schon unter normalen Verhältnissen vorzügliche Dienste
leistet, da bei einer unvermuthet groſsen Anzahl von Reisenden ein sonst erst im
letzten Augenblicke vor Abgang des Zuges sich als nothwendig erweisendes Anschieben
von Wagen vermieden wird, womit leicht Zugsverspätungen verbunden sind, ist
besonders dann von groſsem Werthe, wenn bei einem besonders starken Andränge von
Reisenden, wie er zu gewissen Gelegenheiten vorzukommen pflegt, mehrere Züge in
rascher Folge abgefertigt werden müssen, da durch diese Einrichtung die denkbar
schnellste Verständigung des Verkehrsbeamten über die Anzahl der erforderlichen
Wagen erzielt wird und sowohl einem Platzmangel für die Reisenden, als auch einer
unter solchen Verhältnissen oft fühlbaren Verschwendung an Personenwagen vorgebeugt
und somit eine unnütze Belastung des Zuges vermieden wird.
Diese Einrichtung wurde über Anregung des Betriebs-Oberinspectors Gustav Kuttilek durch die Mechaniker Mayer und Wolf in Wien ausgeführt.
Sparkochherde.
Der von W. Simmer in Linden vor Hannover (*D. R. P. Nr.
743 vom 7. August 1877) hergestellte Herd besteht aus einem viereckigen Kasten von
Eisenblech, in den ein Blechkasten a geschoben wird,
über welchem der Rost r liegt. Der Blechkasten ist zur
Hälfte mit Asche angefüllt, auf welche glühende Holzkohlen geschüttet sind. Die
letzteren werden mit Torf- und Kohlengruſs überstreut; auf den Rost werden die
Kochtöpfe gestellt. Die Glut der Holzkohlen und des aufgeschütteten Torf- und
Kohlengruſses kocht die in den Töpfen befindlichen Speisen, während die
Verbrennungsgase durch ein Rohr f entweichen.
Textabbildung Bd. 230, S. 448
R. Pauly in Berlin (*D. R. P. Nr. 981 vom 20. September
1877) hat den Herd dadurch verbessert, daſs er denselben mit Doppelthüren versieht,
auch eine Vorrichtung anbringt, um die Asche bequemer zu entfernen. Diese meist mit
Braunkohlenkoke, sogen. Groude, geheizten Oefen zeichnen sich allerdings durch
Sparsamkeit aus; rasche Hitze, wie sie z.B. zum Braten erforderlich ist, geben sie
nicht.
Die übrigen patentirten Herde von S. Meyer in Bremen
(*D. R. P. Nr. 266 vom 5. September 1877), C. G.
Hilbert in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 267 vom 6. September 1877), O. Elterich in Nürnberg (*D. R. P. Nr. 1098 vom 26.
September 1877) und H. Liebau in Magdeburg-Sudenburg
(*D. R. P. 1524 vom 15. Juli und Zusatz Nr. 2056 vom 20. December 1877) zeigen
nichts besonders Bemerkenswerthes.
Zur Verarbeitung von Braunkohle und Torf.
H. Rittler in Brünn (D. R. P. Nr. 1841 vom 10. Januar
1878) empfiehlt als Bindemittel für Kohlenbriquettes Gallerte von Carraghenmoos zu
verwenden, allein oder zusammen mit Lehmwasser, Stärke, Pech, Wasserglas u. dgl.
A. de Boischevalier in Stolberg (*D. R. P. 160 vom 21.
August 1877) hat sich einen kleinen Klüttenformungsapparat für Braunkohlen
patentiren lassen, H. Billeter in Aschersleben (*D. R.
P. Nr. 713 vom 12. Juli 1877) eine doppeltwirkende Preſsvorrichtung an Braunkohlen,
Naſspressen, G. Mügge in Plagwitz (*D. R. P. Nr. 1442
vom 22. November 1877) einen selbstthätigen Abschneideapparat für solche Pressen. –
L. Tralls in Adolfshöhe bei Fürstenwalde (*D. R. P.
Nr. 1183 vom 4. Juli 1877) verbindet eine Schneckenpresse mit einem Trockenapparat, in
welchem die Luft verdünnt wird; R. Linke in Posen (*D.
R. P. Nr. 88 vom 1. August 1877) trocknet die Braunkohlen-Preſssteine in
Trommeln.
Torfmaschinen haben Mecke und Sander in Ocholt (*D. R. P. Nr. 466 vom 21. August 1877) und W. A. Brosowsky in Jostenitz bei Stettin (*D. R. P. Nr.
1293 vom 2. Juli 1877) neuerdings angegeben.
Nichtleitende Masse zur Verhinderung der
Wärmeausstrahlung.
Nachfolgendes Gemisch wird von F. Leroy in London (D. R.
P. Nr. 2041 vom 16. November 1877) als eine Verbesserung der bekannten Leroy'schen
Masse (vgl. 1870 197 184. 1873 207 506) bezeichnet. Daſselbe besteht aus 448 Thonbrei, 80 Th. Papierteig,
10 Th. Wollstaub, 10 Th. Hanf, 8 Th. Cocosfaser, 55 Th. Holzkohle, 23 Th. Sägespäne,
8 Th. Mehl und 22 Th. Theer. Nach gehöriger Mischung soll das Gemenge in einen
Gährungsbehälter gebracht und einer Wärme ausgesetzt werden, welche die Gährung (?)
veranlaſst, wodurch die Masse gleichmäſsig klebend wird.
Herstellung emaillirter Eisenwaaren.
Nach F. G. und W. F.
Niedringhaus in St. Louis, Nordamerika (D. R. P. Nr. 1270 vom 13. November
1877), wird dadurch ein dauerhafterer und hübscherer Emailüberzug erzielt, daſs
während des Emaillirungsprocesses eine Oxydation auf der metallischen Grundfläche
hervorgerufen wird. Zunächst werden 100k reines
Silicat (soll wohl Quarz sein? Ref.), 5 bis 10k
Natronsalpeter, 30k Soda, 10k Potasche, 50k
Borax und 8k Braunstein gemischt, völlig
geschmolzen und dann 10 Stunden lang mit 6k Thon
unter Zusatz von Wasser gemahlen. In diese breiige Masse werden die im Säurebade
gereinigten und mit Wasser abgewaschenen eisernen Gegenstände eingetaucht und dann
in einem Trockenraume bei 52° getrocknet, was etwa 4 Stunden dauert. Bei diesem
Trocknen bilden sich durch Oxydation des Eisens – angeblich durch die in dem Email
enthaltene Säure (?) – röthliche Rostflecke, welche nach dem etwa 8 Minuten
dauernden Erhitzen im Brennofen die Bildung einer gefleckten Emaillirung von
bräunlichem Aussehen veranlassen. Zur Erzielung eines bläulichen Emails, verwendet
man statt des Braunsteins 2k kohlensauren Kobalt.
Die fertigen Gegenstände bringt man zur langsamen Abkühlung in einen
Glaskühlofen.
E. C. Quinby und J. C.
Whiting in St. Louis (D. R. P. Nr. 1816 vom 28 September 1877) schmelzen
ihr Email aus 45k,3 Silicat, 16k Soda, 34k
Borax, 4,5 bis 9k Gyps, 1k,1 arseniger Säure zusammen, granuliren und
mahlen 45k,3 dieser Masse mit 2k,25 weiſsem fettem Thon, 226g kohlensaurer Magnesia und 57g schwefelsauer Magnesia unter Zusatz der
erforderlichen Wassermenge. Diese Masse wird in bekannter Weise aufgetragen, bei 38
bis 77° getrocknet und innerhalb 4 Minuten in einer rothglühenden Muffel
eingebrannt. Je niedriger die Trockentemperatur, um so gröſser sind die erwähnten
rothbraunen Rostflecke. Die Patentinhaber behaupten, daſs durch den Arsenzusatz das
Email besonders fest auf dem Eisen hafte.
Bronziren mittels Wasserglas.
Um Holz, Porzellan, Glas und Metall mittels Wasserglaslösung zu bronziren,
überstreicht man nach Böttger in Frankfurt a. M. (D. R.
P. Nr. 2463 vom 12. März 1878) die Gegenstände mit Kaliwasserglas von 30° B. und
pudert das betreffende Bronzepulver auf.
Ueber die Schmelzpunkte der Salze.
Erhitzt man eine geringe Menge Salz in einem Platintiegel über einer Bunsen'schen
Gasflamme und wirft den Tiegel ins Wasser, sobald das Salz schmilzt, so kann man nach Th. Camelly (Journal of the
Chemical Society, 1878 Bd. 14 S. 489) aus der Temperaturzunahme des Wassers
und der specifischen Wärme des Platins die Anfangstemperatur des Tiegels und damit
die Schmelztemperatur des Salzes berechnen. Er fand z.B. folgende Schmelzpunkte:
Salpetersaures Silber
224°
Salpetersaures Natrium
330
Salpetersaures Kalium
353
Chlorsaures Kalium
372
Jodkalium
639
Bromkalium
703
Chlorcalcium
723
Chlorkalium
738
Chlornatrium
776
Kohlensaures Natrium
818
Kohlensaures Kalium
838
Schwefelsaures Natrium
865.
Alaunhaltiges Schieſspulver.
F. Thewaag in Holzhausen (D. R. P. Nr. 1451 vom 14.
December 1877) will ein Schieſspulver aus 397k
Kohle, 429k Salpeter, 252k Schwefel und 538k Alaun herstellen, welches beim Explodiren nicht knallt.
Ueber den Einfluſs von kochsalzhaltigem Weichwasser auf die
Malzbereitung.
Geiſsler hat Gerste mit gewöhnlichem Wasser, dann unter
Zusatz von 0,03 und 0,05 Proc. Kochsalz geweicht. Es zeigte sich, daſs durch das
Kochsalz die Quellenreife und der Beginn der Keimung verzögert wurde; die
Entwicklung des Wurzelkeimes war durch das Kochsalz gehemmt, der Entwicklung des
Blattkeimes dagegen bedeutender Vorschub geleistet. Dieser Umstand zwang zur
früheren Unterbrechung des Wachsthumprocesses, noch bevor der gewünschte Grad der
Auflösung erzielt war, weil sonst die schon am Ende der Körner angelangten
Blattkeime hervorgeschossen wären.
Nach der Analyse des erhaltenen Darrmalzes hat das Kochsalz zunächst eine
Verminderung in der Extractausbeute veranlagst und den Zuckergehalt im Wurzeextract
herabgesetzt. Dagegen ist der Stickstoffgehalt vom Darrmalze der mit Kochsalz
geweichten Gerste höher geworden. Diese Erscheinung dürfte sich aus der geringeren
Entwicklung der Wurzelkeime erklären. Es entfällt weniger Stickstoff durch die
Wurzelkeime, die stickstoffhaltigen Körper werden aber durch das Kochsalz löslicher
gemacht, und man erhält stickstoffreichere Würzen, die diastatischen Wirkungen sind
aber in diesen Würzen schwächer. (Nach den Lintner'schen Mittheilungen aus dem Weihenstephaner
Laboratorium, 1878 S. 20.)
Darstellung von Glucose aus Getreide.
Getreide, z.B. Reis in Körnern, wird nach dem Vorschlage von S. H. Johnson in London (*D. R. P. Nr. 1346 vom 3. August 1877) mit 2proc.
Salzsäure digerirt, dann zur möglichst vollständigen Entfernung der
stickstoffhaltigen Bestandtheile und der ätherischen Oele mit reinem Wasser
ausgewaschen, bis dieses keine saure Reaction mehr annimmt. Nun wird das Getreide
nochmals mit einer 1 bis 2 proc. Säure übergössen; die Stärke der Säure und die
Dauer der Digestion ist für jedes Getreide und für die angewendete Temperatur durch
Vorversuche festzustellen. Die mit Säure, getränkten Körner werden dann in einem
Gefäſs aus Bronze oder mit Blei oder Kieselemail ausgelegtem Guſseisen durch
eingeführten Dampf bei 3,5 bis 7at in Glucose
verwandelt, was bei Reis schon innerhalb 5 bis 15 Minuten erfolgt. Der erhaltene Syrup
zeigt nicht die Bitterkeit der auf gewöhnlichem Wege ohne vorheriges Ausziehen der
Getreidekörner hergestellten Glucose; er wird in bekannter Weise neutralisirt und im
Vacuum concentrirt.
Ausbessern von Platingefäſsen.
Th. Garside (Chemical News,
1878 Bd. 38 S. 65) hat ein kleines Loch in einer Platinschale dadurch ausgebessert,
daſs er von derselben einen Gypsabguſs anfertigte, nun ein Stückchen Platinblech und
die durchlöcherte Stelle des Tiegels mit Seesand putzte, das Blech auf das Loch
legte und durch Erhitzen mit einem Löthrohr und vorsichtiges Aufklopfen mit einer
Schere anschweiſste.
Zur Herstellung von Schwefelsäure.
E. A. Parnell in Swansea (D. R. P. Nr. 1351 vom 8.
September 1877) schlägt vor, Zinkblende mit einer concentrirten Zinkvitriollösung in
dem Verhältniſs zu mischen, daſs auf 1 Mol. ZnS 3 Mol. ZnS4O4 kommen, die Masse zu trocknen, in
einem geschlossenen Ofen zu erhitzen und die entwickelte schweflige Säure in
Bleikammern auf Schwefelsäure zu verarbeiten.
J. A. W. Wolters in Kalk (D. R. P. Nr. 3110 vom 5. März
1878) macht den Vorschlag, wasserfreies saures schwefelsaures Natrium vorsichtig zu
schmelzen, dann mit der entsprechenden Menge wasserfreiem Magnesiumsulfat zu mischen
und etwas stärker zu erhitzen, worauf Schwefelsäureanhydrid überdestillirt. Die
zurückgebliebene Doppelverbindung von schwefelsaurem Natrium-Magnesium wird in
bekannter Weise auf wässerigem Wege wieder zerlegt und kann immer wieder zur
Darstellung des Anhydrids dienen. Als besonderer Vorzug wird hervorgehoben, daſs die
Destillation des Schwefelsäureanhydrids bei verhältniſsmäſsig niedriger Temperatur
vor sich geht, so daſs die verwendeten Apparate nur wenig abgenutzt werden.
Herstellung von chromsaurem Kalium oder Natrium.
Um das Chrom besser auszunutzen und den durch die bisher angewendete hohe Temperatur
bedingten Verlust an Alkalien zu vermeiden, empfiehlt C. S.
Gorman in Irving (D. R. P. Nr. 1968 vom 23. Januar 1878 und Englisches
Patent Nr. 2781 vom 21. Juli 1877), das Chromerz mit Kalk und Potasche in den
bisherigen Verhältnissen etwa 7 Stunden auf Rothglut zu erhitzen, aus dem Ofen
herauszunehmen, mit weiteren 10 bis 20 Proc. Potasche zu mischen und nun bei 450 bis
650° die Oxydation zu Ende zu führen. Oder es werden 300 Th. Chromerz mit 200 Th.
Aetzkalk oder 358 Th. kohlensauren Kalk bei Weiſsglut zur völligen Zersetzung des
Erzes erhitzt. Nun wird die Masse aus dem Ofen genommen, mit der erforderlichen
Menge kohlensaurem oder schwefelsaurem Kalium oder kohlensaurem Natrium gemischt,
noch mit 25 bis 50k gebrannten Kalk versetzt und
bis zur Beendigung der Chromatbildung auf 450 bis 650° erhitzt.
C. Drummond in Irvine und W. J.
A. Donald in Glasgow (Englisches Patent Nr. 2594 vom 5. Juli 1877) wollen
100 Th. gepulvertes Chromerz, 250 Th. Kalk und 125 Th. Kaliumsulfat oder 100 Th.
Natriumsulfat mit 40 Th. Schwefelsäure mischen und glühen.
Herstellung von kohlensaurem Strontium; von H. Grüneberg in
Köln.
Nach dem Deutschen Reichspatent Nr. 1995 vom 1. Januar 1878 ab wird gepulverter
Cölestin oder gefälltes Strontiumsulfat mit der äquivalenten Menge Magnesit naſs
gemengt und dann erwärmt; die Umsetzung in Strontiumcarbonat und Magnesiumsulfat,
welches ausgewaschen wird, geht glatt vor sich.
Neuer Indicator zur Acidimetrie und Alkalimetrie; von H.
Bornträger.
Als Indicator für die Alkalimetrie in farblosen Flüssigkeiten bei Gegenwart von
Ammoniumverbindungen empfiehlt Verfasser in der Zeitschrift
für analytische Chemie, 1878 S. 459 frische, zerschnittene
Apfelsinenschalen mit einer geringen Menge absoluten Alkohol 24 Stunden lang
auszuziehen. Da das ätherische Oel in Gegenwart von Wasser störend ist, so scheidet
man besser den Indicator durch Schütteln des Extractes mit dem gleichen Volum Aether
ab. Man erhält alsdann unter dem Aether eine schwere gelbe Flüssigkeit von etwa
1,014 sp. G., welche man nach Entfernung der Aetherschicht als Indicator benutzen
kann. Dieselbe liefert mit Wasser vermischt eine farblose Flüssigkeit, welche durch
Säuren gar nicht, durch Alkalien dagegen schön citronengelb gefärbt wird.
Stickoxydulverbindungen.
Beim Schmelzen von salpetersaurem Natrium mit Eisenfeilspänen hat A. E. Menke (Chemical
News, 1878 Bd. 37 S. 270) die Natriumverbindung des Stickoxyduls NaNO.3H2O in weiſsen, leicht in Wasser löslichen Nadeln
erhalten.
Verfahren zum Entfärben von Diamanten.
Ch. Riballier in Paris (D. R. P. Nr. 2046 vom 25.
November 1877) empfiehlt graue oder braune Diamanten dadurch zu entfärben, daſs man
sie mit kohlensaurem Kalk und Kohlenpulver in luftdicht verschlossenen Tiegeln
erhitzt und dann langsam erkalten läſst.
Herstellung von Hausenblasesurrogat, Gelatine und Leim aus
Fischen.
Nach C. A. Sahlstrom in Stockholm (D. R. P. Nr. 1705 vom
8. December 1877) werden die Fische in frischem Wasser ausgelaugt, dann 3 bis 4
Stunden in eine Lösung von 85g Chlorkalk in 30l Wasser gelegt, abgespült, 30 Minuten in eine
Lösung von 5g übermangansaurem Kalium in 25 bis
30l Wasser gelegt und schlieſslich mit
Salpetrigsäure behandelt. Zur Darstellung derselben sind für je 40k Fische 300 bis 400g Salpetersäure erforderlich. Nach dem Abspülen werden die zu
Hausenblasesurrogat bestimmten Theile bei schwacher Hitze getrocknet und gepreſst.
Das Uebrige wird 10 bis 12 Stunden auf 40 bis 50° erwärmt, durch ein Sieb gegeben
und zu Leim und Gelatine eingetrocknet.
Ueber das Vorkommen von Furfurol im käuflichen Eisessig; von
V. Meyer.
Ein anscheinend tadelloser 99 bis 100proc. Eisessig färbte sich mit Anilin prachtvoll
roth. Weitere Untersuchungen ergaben, daſs derselbe in 1l etwa 108mg Furfurol enthielt. (Nach
den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft,
1878 S. 1870.)