Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 509 |
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Miscellen.
Miscellen.
Stellbare Achslagerung für Ventilatoren.
Es ist bekannt, daſs die Centrifugalventilatoren nach längerem Gebrauche beim
Anlaſsen jedesmal stark zu schlagen beginnen und überhaupt immer geräuschvoller
arbeiten; dies entsteht durch seitliches Spiel der Achse in den Lagern, dadurch
hervorgerufen, daſs sich die Anlaufsstellen der Lager in Folge des immer mehr oder
weniger einseitig wirkenden Riemenzuges rasch ausreiben. Bei den bis jetzt allgemein
angewendeten feststehenden, unbeweglichen Lagern lieſs sich dem nicht anders
abhelfen, als durch Einbringung neuer Lagerfutter; bei der neuen Anordnung von G. Schiele und Comp. in Bockenheim (*D. R. P. Nr. 1651
vom 21. December 1877) wird dagegen eine mit Rothguſs ausgefütterte Büchse
angewendet, welche gleich einer Stopfbüchse durch Schrauben nachgezogen werden kann
und sich somit immer fest gegen den Anlauf der Ventilatorspindel anlegen kann.
Backenfeder für mechanische Webschützen.
Diese Erfindung bezieht sich auf die bekannten Stahlschützen (*1872 203 4) der Sächsischen
Maschinenfabrik in Chemnitz. Es befindet sich an der Vorderseite derselben
eine Stahlfeder, welche die Zunge des Schützenkastens nach vorn drückt und hierdurch
den Stuhl in Gang erhält. Dies erfolgt so lange, als der Schuſsfaden nicht gerissen
ist. Reiſst der Schuſs, so wird die Schützenfeder durch den Druck der Zungenfeder
zusammengedrückt und stellt die alsdann nicht nach auſsen gedrückte Zunge den
Webstuhl ab.
Selbstverständlich haben solche Federn sehr viel zu leiden; sie sind starken Stöſsen ausgesetzt und
brechen deshalb oft; dies aber führt zu groſsen Beschädigungen der Kettenfäden und
zur Entwerthung der betreffenden Waare. Der Patentinhaber J.
Walther in Crimmitschau (* D. R. P. Nr. 2376 vom 16. October 1877) schützt
nun die Schützenfeder durch zwei Stück vorgelegte, in der Mitte durch Gelenke mit
einander verbundene Platten, welche mit der Feder in solcher Weise zusammengefügt
sind, daſs sie ihre Function, wie sie der Gang des Webstuhles erfordert, immer noch
sicher erfüllen kann.
Spülmaschine von H. G. Warburton in Leicester.
Die vorliegende Maschine (*D. R. P. Nr. 1385 vom 19. November 1877) hat den Zweck,
das Aufhaspeln des zum Stricken bestimmten Fadens nicht auf Holzspulen, sondern auf
Papierhülsen zu bewirken. Sie ist für die Strumpfgarne bestimmt, ist aber ebenso
auch für andere Fäden verwendbar. Die hölzernen Spulen und die bisher benutzten
cylindrischen Papierhülsen, von denen sich die Fäden nicht immer leicht abziehen
lieſsen, sind durch conische Papierhülsen ersetzt, so daſs also die Transportspesen,
die zufolge des Gewichtes der Holzspulen entstehen, wesentlich kleinere werden. Eine
sehr starke Kreuzung des Fadens nach vorn und hinten zu verhindert ebenso eine
Lösung der Bewickelung.
Die Maschine ist eine Trommelspulmaschine mit liegenden Spindeln und sind die
aufliegenden Röhren und ebenso die treibenden Trommeln nach derselben Seite hin im
Durchmesser zunehmend. Der Fadenführer erhält seine Bewegung durch eine Trommel mit
rechts- und linksgängigem Schraubengang, so daſs er also gleichmäſsig oder
wenigstens nahezu gleichmäſsig der ganzen Spulenlänge nach hin und her läuft. Die
Räderübersetzung zwischen der Trommel welle und der Fadenführertrommel ist eine sehr
kleine, so daſs der Fadenführer sehr schnell läuft und das Garn in Folge dessen in
steil liegenden Windungen nach vorn und hinten gekreuzt über einander aufgewickelt
wird.
Nähnadeln mit keilförmigem Oehr.
Die Nähnadeln von M. Demmer in Inden bei Aachen (*D. R.
P. Nr. 973 vom 4. September 1877) besitzen anstatt des gewöhnlichen runden oder
ovalen Auges ein keilförmiges Oehr, welches an seinem unteren Ende kreisförmig, oval
oder viereckig erweitert ist. Es soll dadurch das bei gewöhnlichen Nähnadeln leicht
eintretende Zerschneiden und Zerreiben des Fadens verhindert und der Gebrauch des
Fadens bis zu seinem äuſsersten Ende ermöglicht werden, und zwar letzteres dadurch,
daſs der durch die weite Oeffnung eingefädelte Faden sofort in den oberen Schlitz
eingeklemmt wird und, da dann ein Hin- und Herbewegen nicht stattfinden kann, das
Einklemmen auch am äuſsersten Ende des Fadens thunlich ist. Endlich soll die
Benutzung von Fäden verschiedener Dicke bei derselben Nadel, ohne die bei
gewöhnlichen Nadeln auftretenden Uebelstände, wie z.B. das leichte Entschlüpfen des
Fadens u. dgl., möglich gemacht werden.
Tebelmann's Preſstücher.
Preſstücher für Filterpressen werden gewöhnlich in ihrer am stärksten beanspruchten
und der Abnutzung unterworfenen Mitte durch aufgenähte Zeugstreifen von 10 bis 20cm Breite verstärkt. L.
Tebelmann in Vegesack (D. R. P. Nr. 2233 vom 5. Februar 1878) fertigt nun
derartige Tücher an, bei welchen die Verstärkungsstreifen eingewebt sind, und ist im
Stande, diese Preſstücher billiger zu liefern, als die nach dem alten Verfahren
garnirten.
Verhütung der Verstopfung von Rohrleitungen.
Das Absetzen von Sand, Schlamm o. dgl. in Rohrleitungen für Wasser oder andere
Flüssigkeiten glaubt F. Lobe in Malapane (*D. R. P. Nr.
501 vom 2. Juli 1877)
durch Einschaltung eines von ihm construirten „Einschalterohres“ in die
Leitung verhindern zu können. Dieses Rohr erhält an seinem inneren Umfang unter
einem Winkel von 45° Spiralgänge angegossen, deren innerer, dem Rohrmittel
zugekehrter Rand am oberen Theil des Rohrumfanges am weitesten von diesem absteht,
während sich derselbe gegen den unteren Theil des Umfanges immer mehr der Rohrwand
nähert, bis er endlich in diese verläuft, so daſs die Spiral Windungen an der
tiefsten Stelle des Rohrumfanges unterbrochen sind. Der Hohlraum des Rohres zerfällt
dadurch in einen Cylinder von parabolischem Querschnitt und mehreren schraubenartig
gewundenen Kammern, welche hinter einander sattelförmig auf diesem cylindrischen
Raum liegen.
Sobald eine Flüssigkeit in das „Einschalterohr“ tritt, wird ein Theil
derselben sich zunächst geradlinig durch den cylindrischen Raum fortbewegen können,
während der andere Theil in die oberen Kammern tritt und dadurch gezwungen wird,
eine schraubenartige Bewegung anzunehmen. Da nun der Raum der Kammern gröſser
gemacht ward als der cylindrische, so wird der obere Strom das Uebergewicht über den
unteren erlangen und den letzteren in Folge dessen mitreiſsen, bis dieser
schlieſslich seine Schraubenbewegung theilt. Sobald aber die ganze durch das
„Einschalterohr“ flieſsende Flüssigkeitsmenge eine derartige Bewegung
angenommen hat, werden alle festen Bestandtheile, welche sich aus derselben durch
ihr Gewicht abzusetzen suchen, mitgerissen und immer wieder nach oben geführt. Dies
wird in Folge des Beharrungsvermögens auch noch der Fall sein, wenn die Flüssigkeit
das „Einschalterohr“ wieder verlassen hat und den gewöhnlichen glatten
Rohrstrang durchströmt. Ist dieser sehr lang, so wird die schraubenartige Bewegung
allmälig wieder in die geradlinige übergehen; selbstverständlich muſs dies dann
durch neuerliche Zwischenlegung eines „Einschalterohres“ verhindert werden.
So beugt man dem Absetzen fester Beimengungen beständig vor, bis dieselben mit der
Flüssigkeit endlich den Rohrstrang verlassen. Die Bedingungen für ein derartiges
Fortführen fester Stoffe mit Flüssigkeiten sind ein nicht zu groſses specifisches
Gewicht der ersteren, dann kleines Volum ihrer Theile und endlich deren Fähigkeit,
in der Leitungsflüssigkeit leicht zu suspendiren.
Niederschläge von Kohlenstoff im Hohofenschacht.
An dem Hohofen Nr. 4 der Crane Eisenwerke zu Catasauqua, Pa., wurde im November
vorigen Jahres, bei Gelegenheit einer nothwendig gewordenen Reparatur des
Gasabzugskanales im oberen Schacht, nachstehende von J.
Gayley im Engineering and Mining Journal, 1878
Bd. 25 S. 216 mitgetheilte merkwürdige Erscheinung beobachtet (vgl. 1877 223 473).
Der Ofen, welcher mit verschlossenem Gichtapparat versehen und unterhalb desselben
bis auf eine Tiefe von etwa 2m,44 zum Schutz der
Steine gegen mechanische Verletzung mit einem guſseisernen Cylinder bekleidet war,
muſste zu dem oben angedeuteten Zwecke bis unter diesen Cylinder niedergebrannt
werden. Dabei fand sich, daſs am unteren Rande desselben ringsherum vor den Köpfen
der ihm zunächst liegenden Steinschicht sich ein wulstiger Ansatz einer schwarzen
Masse gebildet hatte, welche hauptsächlich aus Kohlenstoff bestand und etwa 3 bis 4
Proc. Eisen enthielt. Der Niederschlag war unmittelbar unter dem Gasabzugskanal am
stärksten und hatte dort unter Ausübung einer gewaltigen mechanischen Kraft zwei auf
einander liegende Steinschichten um einige Centimeter von einander gedrängt und sich
in die entstandene Fuge hineingeschoben. Allem Anschein nach war dies auch die
Veranlassung zu der Reparaturbedürftigkeit des Gaskanales, dessen Gewölbe an der
Einmündung in den Ofenschacht so zusammen gedrückt worden war, daſs es jeden
Augenblick einzustürzen drohte. Die von dem Ansatz losgebrochenen Stücke bestanden
meist aus pulverförmiger Kohle von graphitischem Glanz und waren an der Oberfläche
durchsetzt mit Eisenoxyd, welches nach dem Inneren zu allmälig an Menge abnahm.
Die Ursache dieser Bildung lag jedenfalls in dem darüber befindlichen Eisenmantel, welcher, nachdem er
theilweise oxydirt worden war, Veranlassung zur Zersetzung des aufsteigenden
Kohlenoxydgases geboten hat. Diese Erscheinung ist bekanntlich zuerst durch Bell beobachtet und nachher von Grüner untersucht worden. Jedenfalls gewinnt dieselbe durch den in der
Verschiebung der Steinlagen liegenden physischen Einfluſs ein ganz besonderes
Interesse.
Zur Herstellung von Fluſsstahl.
F. Osann in Düsseldorf (D. R. P. Nr. 1325 vom 26. Juli
1877) legt der gewöhnlichen Auskleidung der Bessemerbirne und des Ofenherdes beim
Siemens-Martin-Proceſs mit kieseligem Futter die Hauptschuld bei, weshalb eine
Reduction des Phosphorgehaltes im Eisen bis jetzt nicht nach Wunsch erreicht worden
ist. Sehr basische Schlacken haben bekanntlich die Eigenschaft, Phosphor in hohem
Grade aufzunehmen, und bei gut geleitetem Puddelproceſs kann man ⅘ des in dem
Roheisen enthaltenen Phosphors in die Schlacke überführen. Auf Grund dieser
Erfahrung schlägt Osann vor, den Bessemerbezieh.
Siemens-Martin-Proceſs nicht ununterbrochen auszuführen, sondern zunächst den Raum,
in welchem das geschmolzene Eisen behandelt werden soll, mit einem plastischen
Kohlenfutter auszukleiden, damit die sich bildende Schlacke vorerst durchaus keine
Oxydation erfahre. Ein solches Futter wird leicht hergestellt aus zerkleinerter Koke
oder gemahlenem Graphit in Mischung mit Hartpech, denen als Binde- oder
Auflösungsmittel Theeröl oder Erdöl dient. Die gut zusammenballende Masse wird in
den Herdofen ähnlich wie das sonst übliche Kieselfutter fest eingestampft.
Nach dem Einschmelzen des Eisens in dem nach obiger Vorschrift ausgekleideten Ofen
entläſst man dasselbe in einen zweiten auf gewöhnliche Weise ausgefütterten
Schmelzraum, woselbst die Vollendung des Processes unter Zusatz der nothwendigen
Materialien vor sich gehen soll. Man bedient sich zu diesem Zwecke einer Gieſspfanne
mit durchlochtem Boden und Stopselverschluſs, welche entweder transportabel ist und
in diesem Falle die geschmolzene Masse direct aus der Birne oder dem Flammofen
aufnimmt und in den zweiten Behälter überführt, oder weiche stationär in
unmittelbarer Nähe des letzteren angebracht ist und mittels einer Rinnenleitung aus
dem ersten Schmelzraum gespeist wird. Die Oeffnung, durch welche die geschmolzene
Masse aus der Gieſspfanne abflieſst, muſs natürlich hinreichend groſs sein- durch
rechtzeitiges Schlieſsen derselben mittels des Stöpsels hat man es in der Hand, nur
das flüssige Eisen, nicht aber die Schlacke, in den zweiten Schmelzraum
überzuführen. Sollte es sich herausstellen, daſs auf die angegebene Weise bei der
ersten Schmelzung ein pappiger Zustand des entkohlten Metalles eintritt, so müſste
man freilich besondere Einrichtungen treffen, um die gefrischten Massen aus der
Birne oder dem Flammofen herauszunehmen.
Platinapparate mit gewelltem Boden.
In der chemischen Fabrik zu Griesheim befinden sich zum Concentriren von
Schwefelsäure drei solcher Apparate (*1876 221 541),
jeder zu 900 × 450mm im Boden, mit zwei offenen
Platinpfannen zu 1250 × 450mm Grundriſs und 120mm noch Letztere sind mit Wasserkühlung für die
Dämpfe versehen und circulirt das Wasser, ähnlich wie bei den Glocken der Schalen
von Faure und Kessler, zwischen doppelten Wandungen;
ein 52mm weites Bleirohr leitet das
Nichtcondensirte ins Freie ab. Die niedergeschlagene Flüssigkeit sammelt sich in
einer Wasserverschluſsrinne und flieſst beständig daraus ab.
Zu diesen Apparaten gehört noch ein System von 6 Bleipfannen mit 23qm Heizfläche. Die ursprüngliche Feuerung mit
einem Rost von 450 × 1800mm ist in eine
Kohlenoxydgasheizung umgeändert, welche sich bewährt hat.
Man concentrirt in jedem System täglich 6000k Saure
vom 1,843 sp. G. aus Kammersaure von 1,55 sp. G. und bedarf hierzu 1300 bis 1350k Saar-Forderkohle. Die Bleipfannen, von der
abgehenden Wärme geheizt, entlassen die vorgewärmte Säure mit 125 bis 135° und 1,68
sp. G. bei 15° gemessen; die erste Platinpfanne bringt die Säure auf 1,74 sp. G.,
welche letztere mit 195° in die zweite Platinpfanne gelangt, wo das specifische
Gewicht auf 1,81, die Temperatur auf 240 bis 250° steigt. Unter dem gekühlten
Bleidach der ersten Pfanne hat man 90°, unter dem der zweiten 130°. Das Destillat
ist bei jener Wasser, bei dieser Säure von 1,03 sp. G.; das Destillat des
Platingefäſses selbst hat 1,45 sp. G. – Das letztere wiegt einschlieſslich aller
Bestandtheile etwa 18k, jede Pfanne 9 bis 10k. (Nach Chemische
Industrie, 1878 S. 194.)
Ueber die Zusammensetzung des käuflichen kohlensauren
Ammoniaks; von H. Volger.
Nach den Untersuchungen des Verfassers haben die weiſsen, krystallinischen,
durchscheinenden Massen (I) und das nach der Verwitterung derselben zurückbleibende
weiſse Pulver (II) folgende Zusammensetzung:
I
II
Kohlensäure
55,43
55,83
Ammoniak
32,31
21,48
Wasser
12,15
22,68.
Die Zusammensetzung der ersteren entspricht der Formel NH4
O,CO2 + HO,CO2
+ 2(NH3
,CO2), die des zweiten
NH4
O,CO2
+ HO,CO2 oder H.NH4CO3. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 453.)
Ueber Einfluſs der Farbe des Bodens auf dessen
Erwärmung.
Durch eine groſse Reihe von Versuchen zeigt E. Wollny
(Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik,
1878 S. 43), daſs die Farbe der Oberfläche auf die Erwärmung des Bodens im trocknen
Zustande einen wesentlichen Einfluſs hat, wo das Verhalten der mineralischen
Bestandtheile ein annähernd gleiches und die Menge der organischen Substanzen
(Humus) so gering ist, daſs zwar die Farbe dadurch dunkler wird, aber die
specifische Wärme und die Wärmeleitung dadurch keine bedeutende Abänderung erfahren.
Wird diese Grenze im Humusgehalt überschritten, oder treten in den sonstigen
physikalischen Eigenschaften der Böden gröſsere Unterschiede auf, so kann der
Einfluſs der Farbe vermindert, auch wohl vollständig beseitigt werden.
Die Aenderungen des Klima und die wahrscheinliche Dauer der
geologischen Zeit.
S. Haughton (Nature, 1878
Bd. 18 S. 266) führt aus, daſs der jetzige Zustand der Erdoberfläche sehr
verschieden ist von dem in den früheren geologischen Perioden, als das Klima
vorwiegend von der inneren Wärme der Erde und nicht, wie jetzt, von der Wärme der
Sonne abhing. Er berechnet ferner, daſs für die ganze geologische Zeit mindestens
200 Millionen Jahre erforderlich waren.
Anwendung der Wage zur Bestimmung des specifischen Gewichtes
der Erde.
Nach dem Gravitationsgesetz müssen beim Wiegen auf einer Wage, deren eine Schale
weiter vom Erdmittelpunkt entfernt ist als die andere, zwei gleiche Gewichte einen
entsprechenden Unterschied zeigen. Th. v. Jolly (Annalen der Physik, 1878 Bd. 5 S. 112) hat nun in der
That mittels einer Wage, deren Schalen einen Höhenunterschied von 5m,29 hatten, für 1k einen Gewichtsunterschied von 1mg,5
gefunden; nach dem Gravitationsgesetz hätte derselbe 1mg,652 betragen müssen.
Günstige äuſsere Verhältnisse würden auch erlauben, einen Versuch der Wägung der Erde
auszuführen, d.h. zu bestimmen, wieviel Mal mehr materielle Punkte die Erde besitzt
als ein Körper bekannter Groſse und bekannter Dichtigkeit. Bei gleicher Aufstellung der Wage
und bei den eben erwähnten Versuchen würde eine unter der unteren Wagschale
aufgestellte, aus Bleibarren gebildete Kugel eine entsprechende Vermehrung des
Zuges, also Erhöhung des Gewichtes erzeugen. Unter Zugrundelegung der für die
mittlere Dichtigkeit der Erde aufgefundenen Zahl laſst sich der Halbmesser einer
Bleikugel bestimmen, welche eine Gewichtszunahme eines Kilogrammstückes um 1mg bewirken könnte. Es ist dem Verfasser einige
Aussicht zur Ausführung des Versuches gegeben, welcher dann rückwärts auf einem
neuen Wege zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit der Erde benutzt werden
könnte.
Jod in Seepflanzen des stillen Meeres.
Nach einer Analyse von W. B. Bones gab die Asche einer
Abart von Laminaria, welche an den Küsten von Kalifornien in groſser Menge bis zu
1m,5 Länge wächst:
Eisen
Spuren
Aluminium
0,093
Calcium
9,870
Magnesium
5,320
Silicium
1,210
Natrium
8,110
Kalium
15,580
Jod
0,995
Schwefelsäure
26,275
Phosphorsäure
3,240
Kohlensäure
16,670
Chlor
5,700
Brom
Spuren
–––––––
Verlust
93,06 6,94
100,00.
Der Aschengehalt betrug 15 Proc. der getrockneten Pflanze.
Wir entnehmen die Analyse dem Scientific American
Supplement, 1878 S. 2265, verweisen aber, was den Jodgehalt anbetrifft,
welchen unsere Quelle doppelt so hoch findet als den aller sonst bekannten Analysen,
auf die Untersuchung asturischer Vareche (1877 226 599),
welche 0,982 und 2,5 Proc. Jod aufweisen.
Analysen von Buttersalz.
Bekanntlich wird in vielen Gegenden, namentlich in Nord Westdeutschland, der Dehler
begangen, daſs nicht genügend reines Salz zum Salzen der Butter verwendet wird, so
daſs sonst feine Butter an Werth verliert. Nach P.
Petersen (Milchzeitung, 1878 S. 613) hat nun
das Buttersalz der Saline Lüneburg und der bahnen der Actiengesellschaft G. Eqestorff's Salzwerke
in Hannover folgende Zusammensetzung:
Lüneburg
Hannover
Chlornatrium
96,63
96,79
Schwefelsaures Calcium
1,11
0,64
Chlormagnesium
0,38
0,48
Schwefelsaures Natrium
0,16
0,33
Wasser
1,72
1,76
–––––––
–––––––
100,00
100,00.
Beide sind demnach als rein zu empfehlen.
Die Verarbeitung der Hammelfüſse in Paris.
In einer Abtheilung des neuen Schlachthauses von Villette werden, wie Th. Chateau berichtet, von der Firma Artus und Comp. die Füſse sämmtlicher Hammel, welche in den drei
Pariser Schlachthäusern (Villette, Grenelle und Villejuif) geschlachtet werden, das
sind jährlich 6 Millionen Füſse, verarbeitet. Die Füſse werden zunächst in Wasser,
das durch Dampf auf 75 bis 80° erwärmt ist, ungefähr 20 Minuten abgebrüht; es wird
hierdurch erreicht, daſs sich Wolle und Hufe leicht entfernen lassen. Nachdem dies
durch Handarbeit bewerkstelligt ist, werden die Füſse mit Dampf ausgekocht, einmal
um das in ihnen enthaltene Fett zu gewinnen und zweitens, damit dieselben einen
gewissen Grad von Gare erlangen, der für ihre weitere Verarbeitung in bestimmten
Industriezweigen erwünscht ist. 400 Hammel klauen geben 1 bis 2l Fett. Daſselbe hat ein specifisches Gewicht von
0,915. So wie es gewöhnlich in den Handel kommt, erscheint es graulich opalisirend;
läſst man es sich ruhig klären, setzt es der Kälte aus und filtrirt es dann
mehrmals, so wird es blaſsgelb bis fast farblos. (Neue
Wochenschrift für den Oel- und Fettwaarenhandel, 1878 S. 303 und 311.)
Nahrungsbedürfniſs des Menschen.
J. König stellt in einer groſsen Anzahl von Tabellen die
Analysen der Nahrungsmittel zusammen (vgl. 1877 226 107).
Indem wir auf dieses empfehlenswerthe BuchJ. König: Chemische Zusammensetzung der Nährungs- und
Genuſsmittel (Berlin 1878. Verlag von J.
Springer). verweisen, mögen hier nur einige Angaben über
die Menge der täglich verzehrten Nahrung Platz finden.
Es verzehrt täglich ein
Eiweiſs
Fett
Kohle-hydrate
Nährstoff-verhältniswie 1:
Mann bei mittlerer Arbeit, nach Moleschott
g130
g 84
g404
4,2
Arbeiter, nach Pettenkofer und
Voit, bei Ruhe
137
72
352
3,5
Desgleichen bei Arbeit
137
173
352
4,8
Junger Arzt, nach Forster
131
95
332
3,8
Englischer Arbeiter, nach Payen
140
34
435
3,5
Französischer Arbeiter, nach Payen
138
80
502
4,7
Nordischer Arbeiter, nach Payen
198
109
710
3,5
Italienischer Arbeiter, nach Ranke
167
117
675
5,3
Deutscher Soldat im Frieden, nach Voit
117
26
547
5,1
A. Voit bezeichnet als Normalnahrung für einen kräftigen
Arbeiter 118g Eiweiſs, 56g Fett und 500g
Kohlehydrate, also ein Verhältniſs der Stickstoff haltigen zu den Stickstoff freien
Nährstoffen wie 1 : 5.
Bestimmung von Eiweiſs in thierischen Flüssigkeiten.
Ch. Tanret empfiehlt zur Eiweiſsbestimmung im Harn eine
Lösung von Jodkaliumquecksilberjodid. (Centralblatt für die
medicinische Wissenschaft, 1877 S. 493.)
W. Leube untersuchte den Harn eines Bataillons Soldaten
in folgender Weise. Der frisch gelassene Harn wurde filtrirt, eine Probe davon im
Reagensglase zum Sieden erhitzt, mit Salpetersäure versetzt, nochmals aufgekocht und
mit einer anderen nicht gekochten Probe desselben Urins zum Vergleich gegen eine
schwarze Fläche gehalten. Zeigte sich dabei eine Trübung in dem gekochten Urin, so
wurde der Harn etwas eingedampft, mit ein Paar Tropfen Essigsäure versetzt und der
Niederschlag absitzen gelassen. Die überstehende Flüssigkeit wurde hierauf
abgegossen und durch Wasser ersetzt. Dies wurde so lange wiederholt, bis das über
dem Niederschlag stehende Wasser möglichst farblos blieb. In einzelnen Proben wurde auſserdem
Flüssigkeit und Niederschlag erst neutralisirt und der letztere auf dem Filter heiſs
ausgewaschen. Eine Probe des ausgewaschenen Niederschlages wurde nun mit dem Millon'schen Reagens geprüft (Purpurfärbung zeigt
Eiweiſs); eine andere mit Kalilauge gekocht und nach dem Erkalten mit einigen
Tropfen Kupfervitriollösung versetzt (Violettfärbung). Er fand so, daſs in weitaus
der Mehrzahl der Fälle der Urin der Gesunden frei an Eiweiſs ist; in seltenen Fällen
tritt bei sonst vollständig normalem Verhalten des Körpers eine ganz geringgradige,
aber unzweifelhafte Albuminurie (0,1 Proc.) auf, welche verhältniſsmäſsig häufig
sich einstellt, wenn körperliche Anstrengungen der Urinabscheidung vorangehen. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 524.)
Zur völligen Abscheidung des Eiweiſses aus Milch, Blut u. dgl. wird nach F. Hofmeister die betreffende Lösung zunächst durch
Kochen unter gleichzeitigem vorsichtigem Säurezusatz von der Hauptmenge des
Eiweiſses befreit, darauf das Filtrat mit Bleihydrat versetzt, einige Minuten im
Kochen erhalten und wieder filtrirt. Die erhaltene Flüssigkeit wird durch Einleiten
von Schwefelwasserstoff von gelöstem Blei, durch Aufkochen von überschüssigem
Schwefelwasserstoff befreit und erweist sich nun auch den empfindlichsten Reagentien
gegenüber als eiweisfrei.
Enthält die ursprüngliche Lösung schwefelsaure oder phosphorsaure Salze in groſser
Menge, so empfiehlt es sich, vor dem Kochen mit Bleihydrat einige Tropfen einer
Bleizuckerlösung zuzusetzen. Das Bleioxyd macht nämlich aus den Sulfaten und
Phosphaten die Alkalien frei, welche, wenn sie in gröſserer Menge vorhanden sind
einen wenngleich sehr geringen Antheil des Eiweiſses in Form von Albuminat in Lösung
erhalten. Zusatz von Bleizucker führt sie in essigsaure Salze über und macht sie so
unschädlich. (Chemisches Centralblatt, 1878 S.
635.)
Ueber Ponsälion und Cyanon; von L. Thompson.
Wird ein Schwefelkohlenstoff-haltiges Leuchtgas durch eine alkalische Lösung von
Cyanquecksilber geleitet, so entsteht eine weiſse Trübung, welche rasch durch Gelb,
Braun und Grau in Schwarz übergeht; wird der Niederschlag, so lange er noch weiſs
ist, ausgewaschen und getrocknet, so explodirt er beim Erwärmen. Es scheint ein
Gemisch eines Schwefel – und eines Cyan-haltigen Körpers zu sein. Diese
Cyanverbindung, die der Verfasser „Cyanon“ nennt, kann auch als Kupfersalz
dargestellt werden, welches vielleicht als Ursache der beim Löthen alter Gasometer
oft auftretenden Explosionen anzusehen ist.
Läſst man den durch Schütteln von Schwefelkohlenstoff mit einer Lösung von
Cyanquecksilber in überschüssigem Aetzkali entstandenen, oben erwähnten schwarzen
Niederschlag einen Tag stehen, so wird er scharlachroth. Die Zusammensetzung soll
der Formel HgS3
CH entsprechen. Thompson
nennt ihn „Ponsäilon“, nach Pons Aelii, dem
alten Namen von Newcastle-on-Tyne. (Chemical News, 1878
Bd. 37 S. 95.)
Neue Resorcinfarbstoffe von Girard, Willm und Bouchardat in
Paris.
22 Th. Resorcin werden mit 15 Th. Phtalsäure auf 200° erhitzt, das erhaltene Product
in einer alkalischen Flüssigkeit gelöst, die Lösung mit Hyposulfit und freiem Chlor
behandelt, sodann angesäuert und vom entstandenen Niederschlag abfiltrirt. Der so
gewonnene Körper hat von den Erfindern (Englisches Patent vom 14. December 1876) den
Namen „gelbes Aureosin“ erhalten. In alkalischer Lösung erscheint er gelbgrün
im reflectirten, rosafarbig im durchgelassenen Lichte. – Beim Substituiren von
Hypobromit oder Hypojodit für die analoge Chlorverbindung wird „rothes
Aureosin“ erhalten. – Alis den beiden neuen Farbstoffen entstehen durch
Oxydation mittels verdünnter Salpetersäure und Niederschlagen des in Lösung
befindlichen Oxydationsproductes gelbes und rothes „Rubeosin“. (Vgl. D. R. P.
Nr. 2618 vom 4. August 1877.)
Der Schwefel als Mordant auf Wolle; von Vaucher.
Daſs eine vorhergehende Behandlung der Wolle mit unterschwefligsaurem Natron und
Schwefelsäure nach der Angabe von Lauth (1875 218 354) nicht blos für das Färben derselben mit
Methylgrün, sondern auch für das Färben mit Eosin (vgl. 1877 226 112) vortheilhaft ist, bestätigt Vaucher
im Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 642, indem er des
Näheren ausführt, daſs Eosin auf derartig mit Schwefel präparirter Wolle ein sehr
lebhaftes Gelbrosa färbt, wie ein solches auf nicht präparirtem Stoff nur mit einem
Gemenge von Eosin und von irgend einem gelben Farbstoff erhalten werden kann. In
ähnlicher Weise liefert Phosphin auf präparirter Wolle ein Mandaringelb, auf
unpräparirter Wolle eine röthliche Havannanüance. Anilinbraun, Fuchsin und
Anilinviolett färben mit Schwefel mordancirte Wolle intensiver, als nicht
mordancirte. Das Safraninrosa auf ersterer zeichnet sich durch ein ganz besonderes
Feuer aus. Anilinblau und Pikrinsäure machen keinen Unterschied, ob die Wolle nach
Lauth's Verfahren vorbereitet ist oder nicht.
Kl.
Herstellung von Steindruckfarbwalzen.
R. Lauham in London (D. R. P. Nr. 2262 vom 2. Februar
1878) überzieht statt mit der bisher angewendeten, mit Leder überzogenen
Flanellunterlage den eisernen Kern der Walze zunächst mit einer Schicht
vulkanisirtem Kautschuk, welcher dann mit einer Lösung vom besten Flaschenkautschuk
in Aether, Naphta, Theeröl, Terpentinöl, Schwefelkohlenstoff u. dgl. gleichmäſsig
überstrichen wird.
Herstellung einer Schleifgrundfarbe.
Nach E. Leſsmann in Landshut (D. R. P. Nr. 1832 vom 28.
August 1877) mischt man:
k
Geschlämmten Graphit
22,5
Ocker
22,5
Schlämmkreide
4,8
Silberglätte
0,6
Zinkvitriol
0,6.
Zum Auftragen auf Holz, Eisen u.s.w. reibt man das Gemisch mit
2 Th. Terpentin und 1 Th. Firniſs zu einer dickflüssigen Masse an. Dieselbe wird
viermal aufgetragen, nach dem Trocknen mit Bimsstein abgeschliffen, mit der
Grundfarbe, dann mit der Auftragfarbe überstrichen und schlieſslich lackirt.
Zur Kenntniſs des Cementes.
Der S. 67 dieses Bandes mitgetheilte Bericht des österreichischen Cement-Ausschusses
hat bei der Schluſsabstimmung (in der Vereinsversammlung am 30. November d. J.) in
einem Absatz des Beschlusses VI eine neue, vom Ausschuſs durch seinen
Berichterstatter, Ingenieur E. Gärtner, vorgeschlagene
Fassung erhalten. Es ist daher S. 69 Z. 11 und 12 v. o. zu lesen: „Jeder Prüfung sind 10 Probekörper zu unterziehen; die
Durchnittsziffer aus den 6 höchsten Resultaten ist als die maſsgebende
anzusehen.“ (Statt „Für jede Prüfung sind 10 Probekörper
anzufertigen, und sollen überhaupt alle Festigkeitsangaben das Mittel aus zehn
Proben repräsentiren.“)
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Berichtigung. In dem Bericht über Reinigung der Städte Bd. 227 S. 404 Z. 15 v. o. ist zu
lesen „1k Stickstoff und 1k Phosphate“ statt „100k Stickstoff und 100k Phosphate“.