Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 376 |
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Miscellen.
Miscellen.
Mannlicher's Repetirgewehr.
Dieses System bildet eine neue und originelle Erscheinung auf dem Gebiete der
Handfeuerwaffentechnik, indem durch dasselbe eine bisher unbekannte Gruppe von
Gewehrmechanismen vertreten wird, jene der Repetirgewehre mit unter dem Laufe
liegendem, einfachem Rohrmagazin und Kolbenverschluſs ohne Zubringermechanismus.
Das Zubringen der Patronen aus dem mit Spiralfeder und Nachschieber versehenen
Magazinsrohre in die Höhe der Gehäusebohrung behufs Mitnahme derselben in die
Ladekammer erfolgt ohne Hinzufügung eines einzigen Bestandtheiles zu dem
gewöhnlichen Einzelladermechanismus, blos durch Benutzung desjenigen Theiles der
Patrone, welcher auch die wichtige Function des Auswerfens zu vermitteln hat,
nämlich des Patronenwulstes. Hierbei entfällt nicht nur der sonst übliche schlitten-
oder löffelförmige Zubringer sammt seinen Nebenbestandtheilen, sondern es gewinnt
hiedurch begreiflicherweise die Waffe nicht nur an Einfachheit, sondern auch an
Solidität und Sicherheit der Wirkung.
Als die geeignetste und in Beziehung auf Patronenzahl den praktischen Anforderungen
noch genügende Anordnung des Magazins hat sich jene des einfachen Rohrmagazins im
Vorderschaft erwiesen, da sie gleichzeitig eine verhältniſsmäſsig einfache
Durchbildung des Mechanismus zuläſst. Der angewendete Kolbenverschluſs hat zwar in
Verbindung mit der oben erwähnten Anordnung eines im Vorderschaft liegenden
Rohrmagazins einen besonderen Zubringermechanismus nothwendig gemacht; doch kann
diese Nothwendigkeit durch die Anordnung eines einfachen Rohrmagazins im Kolben mehr
oder weniger umgangen werden, wenn man sich dann mit der Unterbringung einer weitaus
geringeren Patronenzahl begnügen will.
Mannlicher's System besitzt nun dadurch, daſs es sich
die typische Form der modernen Patrone zu Nutze macht, die Vortheile beider
Anordnungen, die der gröſseren Patronenzahl im Magazin und der Vermeidung des manche
andere Uebelstände bedingenden Zubringermechanismus, und kann daher wenigstens die
principielle Bedeutung desselben auf keinen Fall in Abrede gestellt werden.
Auch in der übrigen Construction bezüglich der Arretirung, Abstellung und des
Auswerfens der leeren Patronen zeigt die neue Waffe, soweit dieselbe bei der hohen
Entwicklungsstufe der neueren Kolben Verschlüsse noch denkbar ist, bemerkenswerthe
Verbesserungen und ist auch die geringe Gesammtzahl der Bestandtheile (36 d. i. etwa
die Hälfte jener der modernen Constructionen) und die bequeme Montirungsweise sehr
zu beachten.
Selbstthätiger Zuführungsapparat für
Papierstoff-Raffineure.
Textabbildung Bd. 237, S. 376Für die Erzeugung eines guten, gleichmäſsigen Strohganzstoffes ist es von
besonderer Wichtigkeit, daſs der Raffineur mit der für seine jeweilige Einstellung
erforderlichen Menge Halbstoff gleichmäſsig versorgt werde. Die Handregulirung
erfordert die peinlichste Aufmerksamkeit und die Zuführung mittels eines mit
veränderlicher Geschwindigkeit sich umdrehenden Schaufelrädchens genügt auch nicht
vollkommen. Die Thode'sche Papierfabrik in Hainsberg
bei Dresden (*D. R. P. Nr. 907 vom 10. August 1877) benutzt daher den beistehend
skizzirten Apparat.
Hier gelangt der Halbstoff aus dem Vorrathsbehälter B
durch eine Stopfpumpe aus der Rinne A – nicht wie
früher direct in das Auge des Raffineur – sondern in einen Kasten C und aus diesem durch einen Gummischlauch d und die Steinbüchse p in
das Auge und zwischen die Mahlflächen. Im oberen Ende der hohlen Säule, auf welcher
der Kasten C ruht, steckt ein ausziehbares,
entsprechend abgedichtetes Abfallrohr, dessen Stellung mittels Schraube c nach Bedarf genau geregelt werden kann. Der Stoff
stellt sich nach dem Gesetze für communicirende Röhren im Kasten C und im Raffineurauge gleich hoch. Man hat somit nur
darauf zu achten, daſs der Halbstoff dem Kasten C stets
im Ueberfluſs zugeführt werde, daſs das Abfallrohr die erforderliche Stellung
erhalte, dann wird der Stoff im Raffineur gleichmäſsig hoch stehen, während der
überschüssige Stoff durch das Abfallrohr und die hohle Säule in den Vorrathsbehälter
B zurückflieſst.
Herstellung von Geweben mit krummlinig verlaufenden
Kettenfäden.
Nach Wilh. Freund in Falkenstein (*D. R. P. Nr. 2683 vom
28. März 1878) werden hinter dem gewöhnlichen feststehenden Rietblatt des Webstuhles
ein oder zwei nach rechts und links hin bewegliche Blätter in der Lade angebracht:
die geradlinig laufenden Kettenfäden sind in das feststehende, die krummlinig einzuwebenden in die
verschiebbaren Blätter eingezogen und hat jedes Blatt dem entsprechend groſse
Lücken. Verschiebt man nach jedem Schuſs das eine oder beide bewegliche Blätter in
der dem Muster entsprechenden Weise, so werden die betreffenden Fäden mehr oder
weniger nach rechts oder links hin eingebunden, so daſs sie sehlangenförmig oder
gebrochen im Gewebe liegen. Der Apparat für die Verschiebung der Blätter ist eine
entsprechend eingerichtete Stellvorrichtung, welche mit einer Scale versehen ist, um
die Gröſse der Verschiebung sofort ablesen zu können.
Maschine zum Strecken von Geweben.
Die verschiedenen bisher angewendeten Maschinensysteme zum Strecken von Geweben in
die Breite beruhen auf einer Anordnung von geriffelten cylindrischen Segmenten,
welche bei ihrer Längsverschiebung durch die Riffeln den Stoff ausziehen. Dieses
Strecken ist sehr unregelmäſsig und beschädigt sehr leicht die Waare. Dies zu
verhüten, wenden Pierron und Dehaitre in Paris (*D. R. P. Nr. 2379 vom 6. November 1877) Streckcylinder
an, welche aus einer Anzahl unbekleideter oder mit Gummibekleidung überzogener Stäbe
bestehen, die mittels einer schraubenförmigen Rinnenführung bei der Drehung des
Cylinders eine Längsverschiebung erhalten, so daſs der an der Oberfläche der Stäbe
anhängende Stoff gestreckt wird.
Messerkopf für Holz-Raspelmaschinen.
Um Farbhölzer derart in Späne zu verwandeln, daſs diese die geeignetste Form zum
Ausziehen der Farbe haben, wendet H. A. Matthaes in
Dresden (*D. R. P. Nr. 3476 vom 26. Januar 1878) einen Messerkopf mit schief zur
Drehungsachse liegenden Schneidmessern an, durch welchen das Holz nicht
rechtwinklig, sondern in einem zweckentsprechenden Winkel zu der Längsrichtung der
Holzfaser abgetrennt wird. Die äuſsere Oberfläche des Messerkopfes ist durch zwei
mit den kleineren Durchmessern gegen einander gekehrten abgestutzten Kegelflächen
gebildet, über welche die Messer schief zu den Erzeugenden der Kegelflächen
vorstehen.
Drahtstiftmaschine für mehrere Drähte.
Von G. H. Meyer in Tarnowitz (*D. R. P. Nr. 3174 vom 10.
Mai 1878) wurde eine Anordnung einer Drahtstiftmaschine angegeben, durch welche bei
jeder Umdrehung der Hauptwelle und bei jedem Schlag mehrere Stifte gefertigt werden
können. Die Abschneidvorrichtung wirkt horizontal und können deshalb mehrere Drähte
vertical über einander und unter sich parallel der Maschine zur Verarbeitung
zugeführt werden. Der Richtapparat besteht aus 5 Rollen mit verticalen Achsen. Jede
Rolle enthält so viel Ringnuthen, als Drahte zugeführt werden sollen;
Vorschubschlitten und Bruststück der Abschneidvorrichtung enthalten die gleiche Zahl
Führungslöcher, so daſs die Drähte in genau paralleler Richtung der Zange und
Abschneidvorrichtung zukommen. Wegen der Unebenheiten in den Drähten enthält der
Druckhebel der Vorschubstange ein Einsatzstück mit einer entsprechenden Anzahl durch
starke Spiralfedern an den Draht gedrückter gezahnter Backen.
Thermotelegraph.
Der vom Eisenwerk Kaiserslautern in Kaiserslautern (*D.
R. P. Nr. 2210 vom 1. September 1877) patentirte Thermotelegraph soll selbstthätig
den Eintritt einer bestimmten höheren und einer bestimmten tieferen Temperatur durch
zwei verschiedene Glockensignale anzeigen (vgl. 1874 211
159. *213 390. *1875 216 398).
Er besteht aus einer U-förmigen Röhre, deren Schenkel oben in zugeschmolzene weitere
Gefäſse enden. Das gröſsere der beiden Gefäſse enthält als thermometrische Substanz
Alkohol, einen Isolator der Elektricität, und ist damit vollständig ausgefüllt; wenn
sich daher der Alkohol ausdehnt, so treibt er einen Quecksilberfaden vor sich her, vor dessen Ende sich
wieder Alkohol befindet, ohne indeſsen das zweite weitere Gefäſs auszufüllen. In
beide Gefäſse sind Platindrähte eingeschmolzen, deren Länge so bemessen ist, daſs
der Quecksilberfaden den einen gerade bei der bestimmten höhern, den andern bei der
tiefern Temperatur berührt und dadurch, da noch ein dritter Platindraht in den Bug
der U-Röhre eingelassen ist, welchen das Quecksilber nie verläſst, eine Batterie
durch die eine oder die andere von zwei verschieden gestimmten elektrischen Klingeln
hindurch schlieſst.
Sollen die beiden Temperaturen bei demselben Thermotelegraphen veränderlich gewählt
werden können, so werden die beiden Gefäſse aus Stahl hergestellt, in ihre oberen
Enden Pfropfe aus Hartgummi eingeschraubt, und in diese verschiebbare Stahldrähte
eingelegt, in welche die Platindrähte eingeschraubt sind.
Verbesserung des Leclanché-Elementes.
Nach den Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 329 hat Leclanché den Widerstand seines Elementes dadurch von
dem Leitungsvermögen des Gemisches aus Manganhyperoxyd und Kohle unabhängig gemacht,
daſs er aus ihm in einer hydraulischen Presse Tafeln von etwa 0,5 Quadratdecimeter
Flächeninhalt herstellte und auf die Platte aus Retortenkohle aufklammerte. So hängt
der innere Widerstand nur von dem Leitungsvermögen der als Erregungsflüssigkeit
dienenden Salmiaklösung ab, welches durch das sich bildende Zinkchlorür sich eher
vergröſsert als verringert. Das Depolarisationsvermögen der aus dem Gemisch
hergestellten Tafel ist also allein veränderlich, und wird stets wirksam sein, da es
noch mehr als ausreichend ist, wenn das Gemisch nicht mehr als einige Zehntel
Mangansuperoxyd enthält.
Ist ein Element ausgenutzt, so braucht man nur die depolarisirende Tafel
auszuwechseln. Das Gewicht und das Volum des depolarisirenden Gemisches hat Leclanché um mehr als die Hälfte vermindert, und den
Widerstand vermag er durch Vermehrung oder Verminderung der Zahl der
depolarisirenden Tafeln beliebig zu verkleinern oder zu vergröſsern; die Elemente
können beständig angesetzt bleiben, weil bei ihnen die innere chemische Wirkung
gleich Null ist, so lange der Strom nicht geschlossen ist. Ein bloses Stückchen von
einer Tafel des Gemisches vermag die Kohlenplatte in weniger als 1 Minute zu
depolarisiren.
Ueber Gas-Puddelöfen.
Die Ungarische berg- und hüttenmännische Zeitung bringt
einen interessanten Vergleich zwischen den Betriebsresultaten der Puddelöfen älteren
Systemes und denjenigen mit Generatorfeuerung auf dem Walzwerke zu Salgo-Tarjan
(vgl. 1878 228 185). Erstere werden dort mit Braunkohle
geheizt und liefern im groſsen Durchschnitt, bei einem Aufwand von etwa 112 Proc.
Roheisen und 250 bis 300 Proc. Kohle, jährlich etwa 600t Luppen für einen Ofen. Das zu solchem Betriebe erforderliche
Arbeiterpersonal besteht aus 6 Mann für 24 Stunden, und die Reparaturkosten des
Ofens betragen für 100k Production ungefähr 2 bis
3 kr. ö. W. Der Betrieb ist einfach und das zur Verwendung kommende Roheisen
meistens grau oder halbirt.
Durch die Anlage von Regenerativ-Puddelöfen hat sich die Productionsfähigkeit über
das Dreifache vermehrt, und es sind nahezu 10 Proc. an Arbeitslöhnen erspart worden,
denn das Gesammtarbeiterpersonal für den Ofen und 24 Stunden beträgt 13½ Mann. Der
Kohlenverbrauch, eingerechnet Kesselheizung, beziffert sich auf 240k für 100k
Luppen. Der gröſste Vortheil aber wird erzielt durch den verminderten Abbrand.
Während sonst, wie schon oben angedeutet, etwa 12 Proc. vom Gewichte des Einsatzes
verloren gehen, werden hier aus 102 bis 103k
Roheisen 100k Luppen hergestellt. Dies ist bei
rationellem Betrieb durchaus kein überraschendes Resultat, weil man sich den
Puddelproceſs so geleitet denken kann, daſs das in der ersten Periode desselben
oxydirte Eisen später wieder reducirt wird. Jedenfalls ist das höhere Ausbringen bei dem neuen
Betriebe nicht in dem Zuschlag fremden Eisens zu suchen.
Ein fernerer Vortheil des Gaspuddelns besteht darin, daſs nicht Bestandtheile der
Heizkohle, wie Schwefel, Phosphor und Silicium in den Puddelraum gelangen können,
und daſs die Temperatur durch Gasfeuerung diejenige des Kohlenfeuers bedeutend
übertrifft. Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen, daſs bei der Gasfeuerung,
bis jetzt wenigstens, das Zulassen einer überschüssigen Luftmenge innerhalb gewisser
Grenzen, ähnlich wie dies bei der directen Kohlenfeuerung geschieht, nicht möglich
ist, ohne eine bedeutende Temperaturverminderung herbeizuführen und dadurch den
ganzen Proceſs zu beeinträchtigen. Denn der Puddelproceſs besteht seinem innersten
Wesen nach nur in der Desoxydation der Schlacke durch das Eisen und Reoxydation der
ersteren durch die den Ofen durchziehenden Gase. Wenn diese nicht die nöthige Menge
Sauerstoff mit sich führen, um den seitens der Schlacke zur Oxydation der das Eisen
verunreinigenden Bestandtheile an letztere abgegebenen Sauerstoff regelmäſsig zu
ersetzen, so entsteht im Puddelofen eine saure fressende Schlacke, welche nicht nur
den Ofen angreift, sondern auch ein ungares faulbrüchiges Product zur Folge hat.
Dieser Mangel, d.h. das Hinderniſs, welches der Zufuhr genügend groſser
Sauerstoffmengen in den Puddelraum beim Betriebe von Regenerativ-Puddelöfen entgegen
steht, ist bis jetzt nicht gehoben. Der vortheilhafte Betrieb solcher Oefen
beschränkt sich daher bis zur Gegenwart auf solche Roheisensorten, welche
verhältniſsmäſsig wenig fremde Bestandtheile enthalten, unter denen namentlich das
Silicium ins Auge zu fassen ist. Da, wo man Gelegenheit hat, solches Eisen zu
verarbeiten, sind Gaspuddelöfen unstreitig am Platze, weil Massenproduction,
geringer Kohlenverbrauch, Ersparniſs an Arbeitslöhnen und unbedeutende
Reparaturkosten dieselben vor dem gewöhnlichen Puddelofen mit Kohlenfeuerung
auszeichnen.
Der Regenerativ-Puddelofen (Nr. 2) zu Salgo-Tarjan ergab für das J. 1877 folgende
Betriebsresultate:
Anzahl der Chargen
3206
Gesammteinsatz
1840795k
Gesammtausbringen
1787995k
Gewichtsverlust (Abbrand)
2,9 Proc.
Generatorkohle
2720166k
„ für 100k Eisen
152k
Keselkohle
1589624k
„ für 100k
88k
Reparaturkosten
1261 fl. 99 kr. ö. W.
„ für 100k
7 kr.
Chargenzahl für die Schicht
6 bis 7 zu je 600k
Production für die Schicht
3500 bis 4100k.
Ein anderer Gaspuddelofen (Nr. 3), welcher im August 1877 in Betrieb gesetzt wurde,
lieferte bis eingeschlossen Januar 1878 folgende Resultate:
Anzahl der Chargen
1578
Gesammteinsatz
927050k
Gesammtausbringen
910465k
Gewichtsverlust (Abbrand)
1,95 Proc.
Generatorkohle
1254000k
„ für 100k
138k
Kesselkohle
775870k
„ für 100k
86k
Reparaturkosten
448 fl. 83 kr.
„ für 100k
4,9 kr.
Die Anlagekosten dieser Regenerativgas-Puddelöfen betrugen
beim Puddelofen selbst für den Ofen 7971 fl., beim Gasgenerator für den Generator
1309 fl. Da für jeden Ofen 2½ Generatoren erforderlich sind, so betragen die
Gesammt-Baukosten einer Ofenanlage rund 11250 fl. (Nach der Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines für Steiermark und
Kärnten, 1878 S. 208.)
– r.
Bestimmung des Eisenoxyduls in Silicaten.
C. Dölter (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1879 S. 50) zeigt, daſs man beim Aufschlieſsen der
Silicate mittels Fluorwasserstoff und nachherigem Titriren mit Chamäleonlosung nur
dann genaue Resultate erhält, wenn die überschüssige Fluſssäure vor dem Zusatz des
Permanganates völlig verdampft wird.
Behandlung phosphorhaltiger Mineralien mittels schwefliger
Säure unter Druck.
Die Gesellschaft Th. Pilter in Paris (D. R. P. Nr. 2661
vom 22. Juli 1877) schlägt vor, Phosphorsäure-haltige Gesteine, namentlich
natürliche Phosphate mit weniger als 25 Proc. phosphorsaurem Kalk, in guſseisernen
Gefäſsen unter hohem Druck mit einer wässerigen Lösung von Schwefligsäure zu
behandeln. Die Reaction wird durch folgende Gleichung ausgedrückt: Ca3(PO4)2 + CaCO3 + (n + 2)
SO2 + (n + 2) H2O = CaH4(PO4)2 + (n + 2) CaSO3 + nCO2 + nH2O. Die
erhaltene Lösung wird zur Ausscheidung des schwefligsauren Kalkes erwärmt, dann zur
Herstellung von Superphosphat abgedampft und mit Gyps gemischt, oder aber zur
Gewinnung von zweibasisch phosphorsaurem Kalk mit Kalkmilch gefällt.
Ueber das Vorkommen Zink-haltiger Verunreinigungen.
H. Fleck (Correspondenzblatt des
Vereines analytischer Chemiker, 1878 S. 18) hat mehrfach Zink-haltigen Wein
beobachtet, der voraussichtlich irgendwie mit Zinkgefäſsen in Berührung gekommen
war. Ferner hat sich ergeben, daſs Blei-freie Eisenglasuren durchweg Zink enthalten.
Kocht man in damit glasirten Eisengefäſsen Essig, so löst dieser Zink. Nach Fleck ist das Vorkommen des Zinkes in den Eisenglasuren
durch die der Glasurarbeit vorausgehende Behandlung der Eisenflächen mit
Chlorzinklösung als Beizmittel bedingt. Diese Art der Behandlung des Eisens vor der
Glasirung findet aber bis jetzt wohl in allen Fabriken statt, welche emaillirte
Eisengeräthe herstellen, und deshalb wird man in den meisten Fällen die Glasuren
zinkhaltig finden und Zink gelöst in saurer Flüssigkeit wahrnehmen, die in derartig
emaillirten Gefäſsen gekocht wurden. Fleck schlägt nun
für diesen Zweck eine salzsaure Zinnchlorürlösung vor.
Verzinkte Röhren geben an ein Leitungswasser schon bei einem Gehalt desselben von 1
Vol.-Proc. Kohlensäure deutliche Mengen Zink ab.
Zur Geschichte des Wasserglases.
Während bereits dem Basilius Valentinus i. J. 1520 eine
an der Luft zerflieſsliche Verbindung der Kieselsäure mit Kali bekannt war, die
sogen. Kieselfeuchtigkeit (vgl. 1863 168 394), stellte
zuerst Fuchs (1825 17 465.
1826 21 91. 192. 1856 142 367)
durch Zusammenschmelzen von 2 Th. Potasche und 3 Th. Quarz eine an der Luft nicht
zerflieſsliche, dennoch im Wasser lösliche Verbindung her, welche er deshalb
„Wasserglas“ nannte. Zur Herstellung des Natron Wasserglases wandte er,
wie nach ihm Buchner (1857 143 45; vgl. 1862 166 361), dann auch
Glaubersalz an. Die directe Verwendung des Kochsalzes zu Wasserglas verspricht auch
nach den Versuchen von Gossage (*1863 168 224) und A. Ungerer
(*1870 197 343) wenig Erfolg.
Continuirliche Oefen zum Schmelzen von Wasserglas sind von Balmain und Parnell (1849 112 393) und Capitaine
(*1877 224 295) angegeben (vgl. 1872 205 44).
J. v. Liebig (1857 143 210.
237), Capitaine (1876 222
363) und R. Meyer (1878 227
285) beschäftigten sich mit der Herstellung des Wasserglases auf nassem Wege aus
Infusorienerde, Bergeat (1858 150 394) empfahl hierfür die aus Kaolin durch Schwefelsäure abgeschiedene
Kieselsäure. Flückiger
(1870 198 236) und Heintz (1871
200 396) untersuchten das Verhalten des Wasserglases
gegen Salze.
Die Verwendung des Wasserglases zum Tränken von Baumaterialien, um dieselben
widerstandsfähiger zu machen, wurde schon von Fuchs
empfohlen, dann von Kuhlmann (1855 137 288. 1856 139 368. 371.
1863 169 297), Marquart
(1856 140 441), Bühler (1868
187 84), Flückiger (1870
198 236), Baerle (1876
219 373), Zwick (1877
225 112), Frühling (1875
217 421) u.a. (1869 191
253) besprochen. Dalemagne (1860 157 154. 1861 160 50), Olfers (1865 176 229) und Uhr (1868 187 181) empfehlen
dasselbe für Bildhauerarbeiten.
Nachdem das Wasserglas auf den Vorschlag von Fuchs von
Kaulbach (1856 142 387)
und Weber (1863 167 400) zur
Stereochromie verwendet war, gaben Fr. Kuhlmann (1855
137 358. 436), Creuzburg
(1857 144 292) und Lielegg
(1859 153 53) Vorschriften für Wasserglasanstriche auf
Wandflächen, Resch (1863 167
279), Baerle und Sponnagel
(1876 219 373) u.a. (1867 183
167) auch für Holz. Bewährt hat sich der von Fuchs
empfohlene Wasserglasanstrich für Holz und Theaterdecorationen als Flammenschutz
(vgl. 1858 149 194. 1865 177
492), neuerdings auch wieder bei einem Brande in der van
Bärle'schen Wasserglasfabrik in Worms. Auch zum Anstreichen eiserner Oefen
ist es verwendet.
Kuhlmann (1855 137 362)
schlug das Wasserglas als Befestigungsmittel in der Färberei und Druckerei vor; Grüne (1856 140 287), Marquart (1856 140 441), Puscher (1870 196 175. 373)
u.a. (1863 170 154) sprechen sich günstig darüber aus.
Baudrimont (1855 137
463) verfertigt mittels desselben eine unauslöschliche Tinte.
Artus (1857 146 155) tränkt
mit demselben Papier, um es für Fett undurchdringlich zu machen. Jonas (1856 142 214) u.a.
(1874 211 77) verwenden es zu Kitt, Rösler (1860 156 400) beim
Copuliren als Klebmittel. Haidinger (1848 108 78) conservirt mit demselben Conchilien, ein
Ungenannter (1857 143 238) Eier.
R. Wagner (1857 145 238)
empfiehlt es statt Borax zum Löthen, Merz (1860 155 237) zur Herstellung von Flintglas. Seb. Leibl in München verwendete es schon i. J. 1829
zur Herstellung Blei-freier Glasuren für Töpfergeschirr (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1856 S. 90). Constantin (1875 216 93)
empfiehlt diese Verwendung von Neuem. Ransome (*1857
145 289. 1863 167 343.
1869 192 121) stellt mit Wasserglas künstliche Steine
her.
Zur Herstellung eines wetterbeständigen unlöslichen Steingusses will E. Meyer in Cöpenick (D. R. P. Nr. 3241 vom 12.
September 1877) zunächst 7 Th. Kalkhydrat und 5 Th. vorher schwach geglühten Talk
mischen, hiervon 1 Theil mit 1 Th. Kreide, 2 Th. Sand, 2 Th. Quarz- oder Glaspulver,
6 Th. pulverisirtem Fluſsspath und mit so viel Kaliwasserglas von 1,3 sp. G.
mischen, daſs eine breiartige Masse entsteht, die sich leicht in Formen gieſsen
läſst, und welche in 10 bis 40 Minuten erstarrt. Nach dem Trocknen an der Luft
werden die Abgüsse abwechselnd mit verdünntem Wasserglas und
Kieselfluorwasserstoffsäure getränkt. In gleicher Weise kann auch ein Gemisch von
gleichen Theilen gepulvertem Glas und Fluſsspath mit concentrirtem Wasserglas
behandelt werden. – Für Stereochromie empfiehlt Meyer
ein Gemisch von 2 Th. Fluſsspath, 1 Th. Quarz oder Glas und 1 Th. der betreffenden
färbe, mit concentrirtem Wasserglas angerührt.
Um Holz u. dgl. gegen Feuer zu schützen, soll dasselbe mit verdünntem, dann mit
concentrirtem Wasserglas und schlieſslich mit Kieselfluorwasserstoffsäure getränkt
werden.
Kunheim (1857 143 238. 145 315) und Rigler (1859
151 79) machten den Vorschlag, das Wasserglas zum
Reinigen der Wäsche zu verwenden; auch Grothe (Chemisches Centralblatt, 1876 S. 92) ist dafür (vgl.
1878 227 281). Der Unfug, Seife damit zu verfälschen
(vgl. 1865 178 416), hat leider einen immer gröſseren
Umfang angenommen (vgl. 1876 222 501. 1878 229 303).
Leigh (1856 142 449) schlug
das Wasserglas als Schlichte für Baumwollgarn vor. Zum Tränken des Cylinderleders an
Spinnereimaschinen soll es sich bewährt haben (vgl. 1870 195 374). Corput (1859 153 390. 1876 220 373) schlug dasselbe zum
Reinigen des Kesselspeisewassers, Knop (1857 144 399) sogar als Düngemittel vor.
F.
Zur Untersuchung des Bieres auf Salicylsäure.
Da nach dem Genuſs von Salicylsäure haltigem Biere in wenigen Stunden 50 bis 60 Proc.
derselben durch den Harn ausgeschieden werden, in welchem durch Eisenchlorid noch
0,0012 Proc. Salicylsäure nachweisbar sind, so empfiehlt Blas im Journal für praktische Chemie, 1879
Bd. 19 S. 42 das zu prüfende Bier zu trinken und dann den Harn darauf zu
untersuchen. Es gelingt nach Blas, Salicylsäure, auch
wenn man davon nur 25mg in Bier genossen hat, mit
Sicherheit nachzuweisen. Zweckmäſsig ist, den vor dem Genuſs des Bieres gelassenen
Urin mit Eisenchlorid zu prüfen, da zufällig darin enthaltenes Phenol oder ein
Rhodansalz, welche beide aber nur ausnahmsweise vorkommen, eine ähnliche Färbung wie
Salicylsäure veranlassen könnten. Von dem am besten etwa 3 Stunden nach dem Genuſs
des Bieres aufgesammelten Urin werden 20cc mit
einigen Tropfen Eisenchlorid versetzt, welches zunächst einen gelblichweiſsen
Niederschlag von phosphorsaurem Eisen erzeugt. Derselbe hindert nicht die
Beobachtung der Salicylsäure-Reaction; nach Ausfällen der phosphorsauren Salze
genügt ein Tropfen Eisenchlorid, um die intensiv violette Färbung hervorzurufen.
Zur Bestimmung der Salpetersäure mittels
Kaliumbichromat.
Diese i. J. 1861 von Persoz vorgeschlagene Bestimmung
wird nach E. Pfeiffer (Archiv
der Pharmacie, 1878 Bd. 213 S. 539) in folgender Weise ausgeführt. 2g des zu untersuchenden Salpeters werden im
Platintiegel geschmolzen; nach dem Erkalten werden 6 bis 8g frisch geschmolzenes Kaliumbichromat zugefügt,
dann wird gewogen. Nun erwärmt man langsam bis zur dunkeln Rothglut, legt aber
zwischen Tiegel und Deckel ein Platindreieck, damit die Säuredämpfe leicht
entweichen können. Der innere Rand des Tiegels sowie der Boden des Deckels dürfen
nur die braungelbe Farbe des geschmolzenen Kaliumbichromates zeigen; hat sich dort
oder gar am äuſsern Rand von Chromoxyd grün gefärbte Masse angesetzt, so muſs der
Versuch wiederholt werden; es kommt dies jedoch fast nur vor, wenn die Flamme zu
groſs gemacht wurde, oder den salpetrigsauren Dämpfen nicht Gelegenheit zum raschen
Entweichen geboten war. Weder Alkalichlorid noch das seltener beim Salpeter
vorkommende Alkalisulfat erleiden bei diesem Versuche eine Veränderung, so daſs
derselbe für niedergrädige Producte ein gleich genaues Resultat wie für ein fast
reines Product ergibt.
Die Berechnung der Resultate einer Salpeteranalyse geschieht so, daſs man die beim
alkalischen Titer sich ergebende CO2 von dem
gefundenen Gewichtsverlust abzieht und den Rest als N2O5 zuerst mit dem durch PtCl4 gefundenen Kalium verrechnet. Etwaiger Ueberschuſs
von N2O5 kommt dann
als Natriumnitrat in Rechnung; Ueberschuſs an Kalium aber wird zuerst der SO3, dann erst dem Chlor und ein noch bleibender Rest
erst der CO2 zugetheilt.
Verfahren, künstliches Schwefelzink abzurösten.
Bei der Herstellung der Doppelniederschläge von Schwefelzink und schwefelsaurem
Barium oder Calcium aus Zinksalzen und den entsprechenden Sulfiden fällt auch freier
Schwefel mit nieder. Um dieses Gemenge völlig abzurosten, wird es nach dem
Vorschlage von C. A. F. Meiſsner in Schöningen (*D. R.
P. Nr. 3589 vom 13. Juni 1878) in einer weiſsglühenden Muffel mit überhitztem
Wasserdampf von mindestens 4000 behandelt, Schwefelzink geht in Zinkoxyd über, der
Schwefel entweicht als Schwefelwasserstoff oder schweflige Säure.
Zur Kenntniſs des schwefelsauren und kohlensauren
Natriums.
Wird eine bei 30° gesättigte Lösung von schwefelsaurem Natrium erhitzt, so scheidet
sich bekanntlich ein Salz aus, welches bisher meist als wasserfrei angesehen wurde.
J. Thomsen (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 2042) zeigt, daſs die
Zusammensetzung desselben der Formel Na2SO4.H2O entspricht.
Das sich beim Erhitzen geschmolzener krystallisirter Soda ausscheidende Salz hat die
Formel Na2CO3.2H2O; an trockner Luft verliert es leicht 1 Mol.
Wasser.
Ueber das specifische Gewicht des Paraffins; von E.
Sauerlandt.
Weiſse Paraffine aus galizischem Ozokerit von 65 bis 82° Schmelzpunkt hatten bei 20°
folgende specifische Gewichte:
Paraffin
vomSchmelz-punkt
Gefundenes specifisches Gewicht bei 20°
in
Durchschnitt
Wasser
Amylalkohol
verdünntemAethyl-alkohol
56°
0,913
0,912
0,912
0,912
61
0,921
0,923
0,922
0,922
67
0,927
0,927
0,926
0,927
72
0,934
0,937
0,935
0,935
76
0,940
0,938
0,939
0,939
82
0,943
0,944
0,943
0,943
Nach Albrecht (1875 218 280)
hat Paraffin aus Braunkohlentheer von 56° Schmelzpunkt ein specifisches Gewicht von
0,912, ist also dem aus Ozokerit dargestellten Paraffine in dieser Beziehung gleich.
(Zeitschrift für Paraffinindustrie, 1878 S.
81.)
Ueber das Wachs von Ficus gummiflua; von F. Kessel.
Das Wachs, vielleicht der getrocknete Milchsaft, von Ficus
gummiflua in Java wird von den dortigen Eingeborenen als Leuchtstoff
verwendet. Daſselbe ist spröde, chocoladebraun, wird in der Wärme klebrig und
schmilzt zwischen 60 und 70°. Kochendes Wasser zieht einen braunen Farbstoff aus;
von dem zurückbleibenden weiſsen Wachse löst Aether etwa 95 Proc. Der in kaltem
Aether nicht lösliche Theil schmilzt bei 62°; seine Zusammensetzung entspricht der
Formel C27H56O. Der
leicht lösliche Theil schmilzt bei etwa 73° und entspricht der Formel C15H30O. Bei der
trocknen Destillation des Wachses erhält man brennbare Gase, einen öligen und einen
krystallisirbaren Körper. Letzterer schmilzt bei 62° und siedet bei etwa 350°. Seine
Zusammensetzung entspricht der Formel x(C6H12O).
Magenstein eines Pferdes.
Nach Peters hatte der 4k schwere Magenstein eines vorwiegend mit Kleie gefütterten Pferdes
folgende Zusammensetzung:
Wasser
4,22
Organische Substanzen
6,20
Phosphorsaure Ammoniak-Magnesia
87,37
Phosphorsaurer Kalk
0,11
Phosphorsaures Eisenoxyd
0,29
Kieselsäure
1,36
Kali- und Natronsalze u. s. w
0,45
––––––
100,00.
Als Entstehungsursache ist jedenfalls die Kleie zu bezeichnen,
welche viel phosphorsaure Magnesia enthält. (Landwirthschaftliches Centralblatt für die Provinz Posen, 30. November
1878.)
Zur Erkennung der Chromate und der freien Chromsäure.
Eine Kaliumbichromatlösung, mit schwefelsaurem Mangan versetzt, gibt nach E. Donath (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1879 S. 78) sofort einen schwarzbraunen Niederschlag
von Mn2CrO5.2H2O, wenn neutrales Chromat vorhanden ist. In einer
Monochromatlösung erkennt man geringe Mengen von Bichromat durch Fällung von braunem
H2Cr4O9, wenn man dieselbe mit einer kochenden Lösung von
Natriumhyposulfit mischt. Freie Chromsäure in einer Bichromatlösung erkennt man
durch Ausscheidung von Jod beim Zusatz von Jodkalium.
Ueber Zinksulfhydrat; von J. Thomsen.
Wenn eine verdünnte Lösung von Zinksulfat mit einer äquivalenten Menge einer
Schwefelnatriumlösung versetzt wird, bildet sich ein Niederschlag, der die ganze
Zink- und Schwefelmenge enthält, und eine neutrale Lösung von Natriumsulfat; der
Niederschlag ist wasserhaltiges Schwefelzink. Wenn die Zinksulfatlösung mit einer
äquivalenten Menge einer Natriumsulfhydratlösung niedergeschlagen wird, ist die
Zersetzung ebenfalls vollständig; der Niederschlag enthält die ganze Zinkmenge, und
die Lösung reagirt schwach sauer; der Niederschlag ist wahrscheinlich
Zinksulfhydrat. Wenn dagegen eine Zinksulfatlösung mit dem
doppelten Aequivalent einer Lösung von Natriumsulfhydrat versetzt wird, erhält
man keinen Niederschlag, sondern eine klare oder schwach opalisirende
Flüssigkeit. Die Lösung gibt sowohl mit Natron, als mit Säuren einen Niederschlag
von Schwefelzink oder wahrscheinlicher Zinksulfhydrat. Auch zersetzt sich die Lösung
nach Verlauf einiger Stunden allmälig, indem sich ein schleimiger Niederschlag
bildet, der durch Erwärmen der Flüssigkeit sich wieder löst. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S.
2044).
Darstellung der Sulfosäuren des Alizarins und
Purpurins.
Die Oesterreichische Alizarinfabrik von Przibram und
Comp. in Wien (D. R. P. Nr. 3565 vom 4. April 1878) erzeugt durch
Einwirkung von Schwefelsäure auf künstliches oder vom Krapp abstammendes Alizarin,
Purpurin und die damit verwandten Farbstoffe, wie Iso-, Anthra-, Flavopurpurin
u.s.w., die Sulfosäuren dieser Farbstoffe, um dieselben direct auf gebeizten Stoff
oder in der Form eines Thonerde-, Zinn- oder Chromsalzes, d.h. als fertige Farblacke
auf ungeheizten Stoff zu färben oder zu drucken und darauf ein Scharlach, Orange
oder Granatroth zu erzeugen. Dieselben Sulfosäuren eignen sich auch für das Färben
von Violett, Braun und Schwarz. Die erzielten Farben lassen sich durch Seife,
Oelemulsionen und Fettsäuren verschönern, nüanciren und befestigen.
Um die Sulfosäuren darzustellen, wird 1 Th. getrocknetes Alizarin oder Purpurin mit
etwa 3 Th. rauchender Schwefelsäure (mit 20 Proc. Anhydrid) unter fortgesetztem
Rühren bei 100 bis 150° einige Stunden lang erhitzt, bis eine in Wasser gegossene
Probe sich vollständig darin löst. Ist der Ueberschuſs der Schwefelsäure mittels
Kalk oder Baryt entfernt, so hat man zunächst die Sulfosäure, welche, mit einer
geeigneten Base neutralisirt und dann zur Trockne gebracht, einen Farblack, wie z.B.
die Alizarinsulfosäure den Alizarincarmin, liefert.
Kl.
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Berichtigungen. In der Miscelle Quantitative Spectralanalyse S. 287 Z. 10 v. u. ist zu lesen „Rhodanür“ statt „Rhodamir“; in Lunge's Apparat zur Schätzung der Luft-Kohlensäure, S. 331 Z. 13 v. o. „Smith“ statt „Schmidt“.