Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 546 |
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Miscellen.
Miscellen.
Zusammengesetzte Jacquardkarten für immerwährenden
Gebrauch.
Jacquardkarten, welche für immerwährenden Gebrauch bestimmt sind, stellt J. P. Gaillot in Reims (* D. R. P. Kr. 3172 vom 24.
April 1878) auf folgende Weise her: Ein 4 bis 5mm
starkes Metallblech ersetzt die Pappkarte und ist so oft gelocht, als die Maschine
Nadeln oder Platinen hat. Jedes Loch führt den Aufgang der entsprechenden Platine
herbei, jede geschlossene Oeffnung bewirkt die Senkung derselben. Den Verschluſs
dieser Oeffnung heiſst der Erfinder Platine und ist diese ein kleines, etwa 1mm starkes Metallblech, welches auf die Oeffnung
gelegt und in der Weise festgehalten wird, daſs es zwei kleine Knaggen besitzt,
welche sich in die Kartenöffnung legen; ihre Länge ist etwas gröſser, als die
Kartenstärke beträgt. Durch hinter die Karte in die Knaggen gesteckte Nadeln wird
die Befestigung der Platinen vollendet. Die Anordnung der Knaggen ist eine solche,
daſs sie zu den Kartenöffnungen parallele Reihen bilden und zwei Stück Nadeln,
welche etwas länger als die Karten sind, für eine solche genügen.
E. L.
Zur Statistik der „Western Union Telegraph
Company“.
Das in New-York erscheinende Journal of the Telegraph,
Bd. 11 S. 305 hat kürzlich den offiziellen statistischen Nachweis über den Umfang
und Verkehr der „Western Union Company“, der gröſsten amerikanischen
Telegraphengesellschaft, veröffentlicht. Wir entnehmen demselben nachfolgende
Zusammenstellung für die J. 1866 bis 1878 mit dem Hinweise, daſs das Geschäftsjahr
dieser Gesellschaft mit dem 30. Juni schlieſst.
Jahr
Linien-lange
Draht-lange
Aem-ter
Telegramme
Einnahme
Ausgaben
Ertrag
km
km
Dollars
Dollars
Dollars
1866
60156
121802
2250
–
–
–
–
1867
74463
137259
2565
5879282
6568925,36
3944005,63
2624919,73
1868
80760
157058
3219
6404595
7004560,19
4362849,32
2641710,87
1869
83843
168307
3607
7934933
7316918,30
4568116,85
2748801,45
1870
87077
180550
3972
9157646
7138737,96
4910772,42
2227965,54
1871
90172
194969
4606
10646077
7637448,85
5104787,19
2532661,66
1872
99830
220780
5237
12444499
8457095,77
5666863,16
2790232,61
1873
105823
248592
5740
14456832
9333018,51
6575055,82
2757962,69
1874
115202
282810
6188
16329256
9262653,98
6755733,83
2506920,15
1875
117211
288863
6565
17153710
9564574,60
6335414,77
3229157,83
1876
118335
295841
7072
18729567
10034983,66
6635473,69
3399509,97
1877
123844
312724
7500
21158941
9812352,61
6672224,94
3140127,67
1878
130356
331841
8014
23918894
9861355,23
6309812,53
3551542,70
E–e.
Pulvermacher's neues galvanisches Element.
Dieses Element, mit einer Erregungsflüssigkeit, befand
sich auf der Pariser Ausstellung 1878 und wurde von Du
Moncel in der französischen Akademie besprochen. Als positiver Pol dient
ein Zinkstab in einer porösen Zelle, welche mit verdünnter Schwefelsäure,
kaustischer Potasche- oder Salmiaklösung gefüllt ist. Aeuſserlich ist die Zelle
spiralförmig in vielen Windungen mit einem in kleine Schlingen gelegten Silberdrahte
bewickelt–, die Windungen liegen so weit aus einander, daſs zwischen ihnen keine
Capillarwirkungen auftreten können; dagegen berührt der Draht in unzähligen Stellen
die durch die Poren der Zelle dringende Flüssigkeit, und an allen diesen Stellen übt
die umgebende Luft ihre oxydirende Wirkung aus und depolarisirt das Element. Der Zinkstab ist oben
mit Kautschuk bedeckt, zum Schutz gegen zufälligen kurzen Schluſs; die poröse Zelte
aber umgibt ein Hartgummiring, im sie gegen Verletzungen zu schützen. In einem
Stromkreise von 10 Ohms Widerstand verminderte sich in 10 Minuten die
elektromotorische Kraft um etwa 16 Proc. nahm aber nach 3 Minuten Ruhe ihre frühere
Gröſse wieder an. Die elektromotorische Kraft betrug bei Füllung mit kaustischer
Potasche 1,5 Volts mit verdünnter (1:10) Schwefelsäure nahezu 2 Volts. Ein Element
mit 14cm hoher und 35cm weiter Zelle hatte einen Widerstand von 1,3 Ohms. (Nach dem Engineer, * 1878 Bd. 46 S. 143.)
Zur Herstellung der internationalen Maſse.
Die zur Herstellung der internationalen Maſse (vgl. 1874 211 155) verwendete Legirung wird von Johnston und
Mathey in London durch Zusammenschmelzen von Platin und Iridium
dargestellt. Nach H. Sainte-Claire Deville und E. Mascart (Comptes
rendus, 1879 Bd. 88 S. 210) hatte dieselbe folgende Zusammensetzung:
I
II
Platin
89,40
89,42
Iridium
10,16
10,22
Rhodium
0,18
0,16
Ruthenium
0,10
0,10
Eisen
0,06
0,06
–––––
–––––
99,90
99,96
Daraus ergibt sich:
Ver-hältniſs
Spec. Gew.bei 0°
Volum
Platiniridium (10:100)
99,33
21,575
4,603
Iridiumüberschuſs
0,23
22,380
0,010
Rhodium
0,18
12,000
0,015
Ruthenium
0,10
12,261
0,008
Eisen
0,06
7,700
0,008
–––––––
––––––
99,90
4,644
Das specifische Gewicht bei 0° berechnet sich somit nach der ersten Analyse zu
21,510, nach der zweiten zu 21,515, gefunden wurden 21,508 und 21,516.
Zur Herstellung des Normalgewichtes wurde auch das specifische Gewicht des
Quecksilbers von 0°, verglichen mit Wasser von 4°, zu 13,5962 bestimmt; Regnault fand früher 13,5959, so daſs 13,6 angenommen
werden kann.
Herstellung von künstlichem Asphalt.
V. L. Daguzan in Paris (D. R. P. Nr. 4999 vom 8. October
1878) erhitzt Steinkohlen- oder Holztheer in einem Kessel bis zur völligen
Verdampfung des Wassers, fügt feingepulverten Marmor oder Kalkstein, welcher vorher
geröstet wurde, und dann 5 Proc. Eisenoxyd, kieselsaures Kali, schwefelsauren Kalk
u. dgl. hinzu und mischt gut.
Quantitative Bestimmung von Cadmium.
Nach F. Beilstein und L.
Jawein (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1879 S. 759) löst man das gefällte Schwefelcadmium oder
Cadmiumoxyd in Salpetersäure, neutralisirt mit Kali und fügt so lange
Cyankaliumlösung hinzu, bis der Niederschlag sich eben gelöst hat. Man verdünnt so
weit, daſs 75cc Lösung etwa 200mg Cadmium enthalten. Nun stellt man das
Becherglas mit der Cadmiumlösung in eine Schale mit kaltem Wasser, setzt die mit 3
Bunsen'schen Elementen verbundenen Platinelektroden ein und bedeckt das Glas. Gegen
Ende des Versuches spült man die Deckgläser, Elektroden und die Wände des
Becherglases rein ab, läſst den Strom noch einige Zeit durchstreichen und nimmt dann
die Elektroden heraus. Von der völligen Fällung überzeugt man sich durch Prüfen der
Lösung mit Schwefelwasserstoff. Das niedergeschlagene Cadmium wird mit Wasser,
hierauf mit Alkohol abgewaschen und durch Einführen in eine erhitzte Platinschale
getrocknet.
Zur Nachweisung von Kobalt.
Geringe Mengen von Kobalt können auch in Gegenwart von Nickel nach G. Papasogli (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 297) durch die blutrothe Färbung
erkannt werden, welche in alkalischen Lösungen von Kaliumkobaltcyanür durch gelbes
Schwefelammonium erzeugt wird. Selbst 0cc,5 einer-
Lösung mit 0mg,05 Kobalt gibt beim Aufschichten
des Schwefelammoniums an der Berührungsfläche die genannte Färbung. Dieselbe
verschwindet langsam in der Kälte, rascher beim Erwärmen.
Ueber die Herstellung von Jodkalium.
Von den verschiedenen in Vorschlag gebrachten und in die Praxis eingeführten Methoden
zur Gewinnung von Jodkalium kommen nach E. Schering
(Chemische Industrie, 1879 S. 2) für die
Herstellung im Groſsen hauptsächlich folgende in Betracht.
1) Die Umsetzung von Jodbarium, aus Schwefelbarium und Jod, mit schwefelsaurem Kadi.
Dabei ist die Darstellung eines hochprocentigen Schwefelbariums schwierig, die
Schwefelwasserstoff-Entwicklung und das Auswaschen des schwefelsauren Bariums
lästig. Vortheilhaft erscheint jedoch hierbei die Anwendung des schwefelsauren
Kalis, welches billiger und reiner als kohlensaures Kali im Handel zu haben ist,
sowie der Umstand, daſs der bei der Operation erhaltene gefällte schwefelsaure Baryt
sich sehr gut wieder zur Darstellung von Schwefelbarium eignet, so daſs der ganze
Proceſs in Bezug auf das verwendete Baritsalz als ein geschlossener erscheint. Man
erhält auch nach dieser Methode, falls die Operationen richtig vorgenommen und
namentlich keine Schwefelverbindungen unzersetzt geblieben sind, sehr schöne
wasserhelle Laugen, welche die im Handel vielfach gewünschten porzellanartigen
Jodkaliumkrystalle liefern.
2) Eintragen von Jod in Kalilauge, Trocknen und Schmelzen des aus Jodkalium und
jodsaurem Kalium bestehenden Salzrückstandes mit Kohle. Hierbei läſst sich zwar
sofort eine sehr concentrirte Jodkaliumlauge erhalten, dagegen ist eine vorherige
Darstellung von Kalilauge erforderlich; ferner ist das Eintrocknen der Lösung und
das Schmelzen sehr lästig, so daſs Schering der 3.
Methode den Vorzug gibt.
3) Nach derselben wird Eisenjodürjodid mit kohlensaurem Kali umgesetzt (vgl. 1847 103 465. 1849 113 464. 1857
143 281. 1865 177 251.
1866 181 218). Die Lösung ist in wenigen Stunden
herzustellen, das Fällen und Auswaschen des Niederschlages ist rasch ausgeführt.
Zur Erzielung der schönen würfelförmigen porzellanartigen Jodkaliumkrystalle, wie sie
im Handel verlangt werden, hat man bei der 1. Methode darauf zu achten, daſs die
Schwefelbariumlösung durch das Jod vollständig zersetzt wird; gehen alkalische
Schwefel Verbindungen in die Jodkaliumlauge über, so erhält man unansehnliche
glasartige Krystalle. Enthält die Lauge Schwefeleisen, welches, wie es scheint, in
concentrirter heiſser Jodkaliumlösung löslich ist, so scheidet sich dasselbe beim
Erkalten aus und ertheilt den Jodkaliumkrystallen eine bläuliche Färbung. War Jod,
selbst in geringen Mengen, überschüssig angewendet, so gehen häufig die im
Schwefelbarium enthaltenen anderen Metalle in Lösung und man erhält in diesem Falle
ebenfalls unansehnliche und häufig sogar gefärbte Jodkaliumkrystalle. Die 2. Methode
kann bei ungleichmäſsigem Schmelzen eine Jodsäure haltige, bei Verwendung nicht ganz
Schwefelsäure freier Kalilauge Schwefelkalium enthaltende Jodkaliumlauge liefern.
Beide in gleichem Maſse schädliche Verunreinigungen sind vor der Krystallisation zu
entfernen. Die 3. Methode liefert dagegen sofort eine reine Lauge. Die schönen
porzellanartigen Krystalle werden nur erhalten, wenn die Laugen keine
Schwefelverbindungen enthalten und die gehörige Alkalinität, bestimmte Concentration
und langsames Erkalten beobachtet werden. Der von manchen Fabrikanten zu gleichem
Zweck beliebte Zusatz von etwas jodsaurem Kalium ist verwerflich, da solches
Jodkalium mit der Zeit stets gelb wird.
Schering hat ferner nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 156 gefunden,
daſs das im Handel vorkommende Jod oft Blei haltig ist und somit auch ein Blei
haltiges Jodkalium gibt. Zur Abscheidung des Bleies muſs die Jodkaliumlösung stark
verdünnt und dann mit Schwefelwasserstoff behandelt werden; aus concentrirten
Lösungen fällt das Blei nicht heraus.
Gutes Jodkalium soll völlig trocken sein, kein kohlensaures Kalium enthalten, sich
daher gegen Bariumsalze völlig indifferent verhalten; dagegen lassen sich Spuren von
Chlor nicht vermeiden, da das Jod selbst Chlor haltig ist.
Herstellung von reinem Kaliumcarbonat und Kaliumhydrat.
Nach E. Meyer in Cöpenick (D. R. P. Nr. 5061 vom 19.
October 1877) gelingt die Abscheidung des Natriumcarbonates vollständig, wenn die
Lösung des Kaliumcarbonates bis zu 1,6 sp. G. eingedampft wird. Die von der völlig
ausgeschiedenen Soda heiſs abgegossene Lösung erstarrt beim Erkalten zu einer
Krystallmasse von K2CO3.2H2O und gibt nach dem Calciniren eine
Natrium freie Potasche. Die Reinigung der Melassenpotasche gelingt erst dann, wenn
die Schwefelverbindungen der Melassenkohle durch Glühen in Sulfat übergeführt
sind.
Um auch die Chlorverbindungen abzuscheiden, benutzt Meyer die Schwerlöslichkeit des kohlensauren Kaliums in Aetzkali. Die beim
Leblanc'schen Proceſs erhaltene Potaschenlauge wird bis zu 1,47 bis 1,56 sp. G.
eingedampft; beim Abkühlen scheiden sich wieder groſse Krystalle von K2CO3.2H2O aus, die nach dem Glühen eine Natrium freie
Potasche mit nur 0,1 bis 0,2 Proc. Chlorkalium geben; durch nochmaliges
Umkrystallisiren erhält man reines Kaliumcarbonat.
Beim Eindampfen der zurückgebliebenen Laugen scheidet sich das Kaliumcarbonat fast
völlig aus und dann beim Erkalten das Aetzkali in groſsen, blätterigen Krystallen
von KOH.H20. Werden die Krystalle bei 40 bis 60°
getrennt, so bleiben die Chlor- und Schwefelverbindungen in der Mutterlauge.
Zur Kenntniſs des Chlorkalkes.
Nach Konigel-Weisberg (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 511) ist die Einwirkung des
Chlorgases auf Strontiumhydrat (S. 284 d. Bd.) genau dieselbe wie auf Bariumhydrat.
Läſst man Brom auf Kalk einwirken, so findet sich alles aufgenommene Brom im activen
Zustande; der erhaltene Bromkalk konnte 20 Minuten lang in wässeriger Lösung gekocht
werden, ohne daſs eine erhebliche Abnahme an wirksamem Brom stattfand.
Ueber pechschweiſsige Schafwolle.
Bekanntlich besteht das gewöhnliche Wollfett aus Cholesterin, gröſstentheils in
Verbindung mit Fettsäuren und Isocholesterin, welches dieselbe
Elementarzusammensetzung hat als das Cholesterin und völlig solchen Verbindungen
angehört (vgl. 1878 229 446). Während das bisher
untersuchte Wollfett aus sogen, leicht löslichem Fettschweiſs gewonnen war, haben
jetzt E. Schulze und J.
Barbieri (Journal für Landwirtschaft, 1879 S.
125) auch das Wollfett aus dem schwer löslichen oder bösartigen Fettschweiſs
untersucht, welcher weniger häufig ist als jener. Er läſst sich durch Wasser nur
sehr unvollständig entfernen, so daſs die damit behaftete Wolle nach der Fluſswäsche
noch sehr reich an Fett ist; in ungewaschenem Zustande fühlt sie sich klebrig an
(daher die Bezeichnung Pechschweiſs). Eine solche pechschweiſsige Wolle aus
Mecklenburg gab beim Ausziehen mit Aether 34 Proc. Fett, welches bei 44° schmolz.
Dasselbe bestand wie die früher untersuchten Fettsorten hauptsächlich aus
Verbindungen des Cholesterins, Isocholesterins und eines unkrystallinischen
Alkoholes mit Oelsäure und Hyanasäure (C25H50O2),
wahrscheinlich auch noch anderen Fettsäuren der Formel CnH2nO2.
Dagegen ergab die Gesammtzusammensetzung der pechschweiſsigen Wolle folgende
Zahlen:
Pech-schweiſsige
Von Land-schafen
Von Ram-bouilletschafen
Hygroskopisches Wasser
13,28
23,48
12,28
Fett
34,19
7,17
14,66
In Wasser löslich (Wollschweiſs)
9,76
21,13
21,83
In Alkohol löslich
0,89
0,35
0,55
In verdünnter Salzsäure löslich
1,39
1,45
6,64
Reine Wollfaser
32,11
43,20
20,83
Sand, Schmutz und Verlust
8,38
–
–
–––––––––
100,00
Aehnliche Verhältnisse gaben zwei andere Wollen mit schwer löslichem Fettschweiſs.
Vergleichen wir hiermit die Zusammensetzung der gewöhnlichen Wollen, von denen zwei
Analysen beigefügt sind, so enthält pechschweiſsige Wolle viel mehr Fett, aber nicht
halb so viel wasserlösliche Bestandtheile als die Wolle von Landschafen und
Rambouilletschafen. Ferner enthält der wässerige Auszug der gewöhnlichen Wolle
beträchtliche Mengen von Kaliseifen, der der pechschweiſsigen Wolle enthielt keine
Seifen. Es kann nicht bezweifelt werden, daſs die in der Rohwolle enthaltenen Seifen
bei der Fluſswäsche die Ablösung des Fettes und des Schmutzes von der Wollfaser in
hohem Grade begünstigen. Aus dem Mangel an Seifen und der gleichzeitigen Ueberladung
mit Fett erklärt sich daher die Eigenschaft der pechschweiſsigen Wolle, durch
Waschen mit Wasser nur sehr unvollständig von Fett und Schmutz befreit zu
werden.
Zur Behandlung von Seife.
J. Hilgers in Reinbrohl (* D. R. P. Nr. 4357 vom 12.
März 1878) stellt dadurch schwimmende Badeseife her, daſs er in dieselbe ein
passendes Stück Kork oder aber kleine Hohlräume einpreſst.
J. Br. Mackey und J.
Sellers (Englisches Patent Nr. 934 vom 7. März 1878) setzen der fertigen
Seife chlorsaures Kalium hinzu, in der Meinung, daſs dieses beim Waschen Sauerstoff
entwickle und die Reinigung befördere.
Ch. B. Cooper und Ch. W.
Smith (Englisches Patent Nr. 945 vom 8. März 1878; vgl. 1878 229 303) wollen die Seife desinficirend machen durch
Zusatz von Borax, Campher, Ammoniumcarbonat und sonstigen harmlosen Stoffen.
Zur Desinfection.
A. Pöhl und A. Meltzer in
Petersburg (* D. R. P. Nr. 4265 vom 19. Mai 1878) schlagen vor, Terpentinöl,
Bergamottöl oder Eucalyptusöl dem Einfluſs von Luft und Licht auszusetzen, dann mit
angesäuertem Wasser zu schütteln und die erhaltene wässerige Lösung von
Wasserstoffsuperoxyd in dem zu desinficirenden Räume mittels eines kleinen Apparates
zu zerstäuben. Dadurch soll die Luft ozonisirt und desinficirt werden.
C. Rennard (Industrieblätter, 1879 S. 98) glaubt die desinficirende Wirkung dieses
bereits von Kingzett empfohlenen Terpentinölwassers
bestätigen zu können. Dagegen ist zu bemerken, daſs die Ansichten über die
desinficirenden Eigenschaften des Ozons mindestens noch getheilt sind (vgl. 1876 220 285).
Die Behörden empfehlen zur Desinfection von Kleidungsstücken die Anwendung von
Schwefligsäure,; hergestellt durch Verbrennen von 15g Schwefel auf 1cbm Luft und 6stündige
Einwirkung (Industrieblätter, 1879 S. 74).
Th. Taylor hat dagegen empfohlen, verdächtige
Postsendungen, Briefe u. dgl. einen Augenblick in Gasolin zu tauchen; in wenigen
Minuten sollen dieselben wieder trocken und desinficirt sein.
C. L. Kirschbaum (Mittheilungen
des Gewerbevereines für Nassau, 1879 S. 24) empfiehlt Schwefelkohlenstoff
namentlich als Insecten tödtendes Mittel für Motten u. dgl.
Ueber Gährung.
Nach J. Schiel (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 508) genügte ein Strom von zwei
Bansen'schen Elementen, um in einer Zuckerlösung, die mit Hefe, etwas Fleischsaft
und der Leitung wegen noch mit etwas phosphorsaurem Ammoniak versetzt worden war,
das Entstehen von Bakterien ohne Beeinträchtigung der Gährung zu verhindern. Nach
Beendigung der Gährung war durch das Mikroskop keine Bakterienbewegung in der
Flüssigkeit wahrzunehmen.
Gefährliche Wurst.
Bei dem am 28. Mai und 2. Juni 1878 in Kloten (Schweiz) abgehaltenen Sänger- und
Jugendfeste erkrankten sofort 290, später noch 412 Personen am Typhus nach dem
Genüsse von Würsten. Die Untersuchung ergab, daſs letztere Fleisch enthalten hatten,
welches von einem typhuskranken Kalbe stammte. Die Verkäufer dieses Fleisches wurden
zu je 2 Jahren Zuchthaus und zur Zahlung von 60000 Franken an die Beschädigten und
deren Hinterlassenen verurtheilt. (Industrieblätter,
1879 S. 182.)
Zur chemischen Zusammensetzung des Meerwassers.
O. Jacobsen zeigt, daſs die Meerwassersalze überall im
Wesentlichen dieselbe Zusammensetzung haben. 1l
Meerwasser enthält 22 bis 31, im Mittel 27mg
kohlensauren Kalk. Das Verhältniſs des Chlores zum Salzgehalt beträgt 1,81 und der
Schwefelsäuregehalt des Meerwassersalzes beträgt 6,5 Proc. (Jahresbericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen
Meere, Kiel 1878 S. 287.)
Verfahren zur Herstellung farbiger Photographien.
Nach J. B. Germeuil-Bonnaud in Paris (D. R. P. Nr. 5186
vom 19. October 1878) erhält man in folgender Weise viel vollkommenere Photographien
als nach dem bisherigen Verfahren. Das Albuminpapier läſst man zunächst in einer
Lösung von 30g Glycerin, 50g einer 6proc. Silbernitratlösung und 500cc Wasser 2 Minuten lang eintauchen, dann
trocknen. Es wird nur so lange belichtet, bis eben das Bild zum Vorschein kommt;
dann werden die mit 5g Glycerin, 5g arabischem Gummi und 500cc Wasser angeriebenen Farben in gewöhnlicher
Weise aufgetragen. Das Bild wird nun getrocknet, mit Ammoniaksalz haltigem Eiweiſs
albuminirt, nochmals ins Silberbad gebracht und unter dem Negativ belichtet, so daſs
auch die Halbtinten vollkommen entwickelt werden, schlieſslich fixirt.
Verfahren zum Bedrucken von Metallplatten.
Nach Bockmühl und Karthaus
in Barmen (D. R. P. Nr. 5110 vom 17. October 1878) wird die Lithographie und der
Umdruck zur Vervielfältigung der zu druckenden Figuren in gewöhnlicher
Steindruckmanier ausgeführt. Der Umdruck wird erst auf Papier übertragen und von
diesem auf die mit krystallischer Oberfläche versehene Metallplatte aufgedruckt. Das
Umdruckpapier wird mit Wasser abgelöst, der Druck bei 250° getrocknet und
schlieſslich mit einem Spirituslack überzogen. Das Verfahren soll namentlich für
Knöpfe verwendbar sein.
Arsenhaltige Wasserfarben.
Der chemischen Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege in Dresden wurden vor
einiger Zeit Theile der Brust- und Baucheingeweide, sowie des Gehirnes eines jungen
Maschinen-Ingenieurs zur Untersuchung auf Giftinhalt übersendet. Der junge Mann,
welcher seit Michaelis vorigen Jahres in der Maschinenfabrik seines Vaters mit
Zeichnungen zu Entwürfen von Maschinen oder Maschinentheilen beschäftigt war, vorher
ein deutsches Polytechnicum mit gutem Erfolg besucht und sich in der letzten Zeit
seines Aufenthaltes auf demselben ebenfalls mit der Anfertigung von
Maschinenzeichnungen beschäftigt hatte, war an seinem Arbeitstisch plötzlich
umgesunken und verschieden und wurde von seinem Vater, der ihn noch wenige Minuten
vorher in dem Hofraum,
der Fabrik mit Arbeitern in Unterredung gesehen hatte, in dem Zeichenzimmer todt auf
dem Fuſsboden liegend aufgefunden.
Die Untersuchung von Fleck ergab (nach der Chemikerzeitung, 1879 S. 233), daſs die Speiseröhre
kein Arsenik, der Magen nur Spuren, Dünndarm, Nieren, Lunge, Herz und Gehirn aber
entschieden Arsen enthielten, doch so, daſs nicht der einmalige Genuſs einer zur
Vergiftung hinreichenden Menge desselben anzunehmen war, sondern eine allmälige
Vergiftung. Es ergab sich nun, daſs die von dem Verstorbenen benutzten Wasserfarben
meist Arsen haltig waren. So enthielt eine Probe Sepia 2,08, eine rothbraune Farbe
3,15 Proc. arsenige Säure. Es wurde ferner festgestellt, daſs der junge Mann schon
auf dem Polytechnikum die üble Gewohnheit hatte, den mit Farbe getränkten Pinsel
zwischen den Lippen zuzuspitzen und so die Arsen haltigen Farben in den Mund zu
bringen.
Fleck untersuchte nun eine Reihe dunkler Wasserfarben,
zunächst solche mit dem Stempel Chenal Paris und der
Randschrift Richard; dieselben enthielten folgende
Mengen arseniger Säure:
Sepia colorée
1,10
Proc.
Sepia naturelle
0,98
Terre de Sienne brulée
1,76
Terre de Sienne
2,23
Brun de Vandick
0,81
Ocre brun
0,52
Vert de Vessie
0,82
Bistre
0,67
Rouge IndienOcre de rue bruléeTerre de
CasselTerre d'OmbreOcre de rueTerre d'Ombre brulée
weniger als
0,50
Ferner Terre de Sienne von J. M. Paillard 3,14 Proc. Von
Hornemann's technischen Farben (Hannover) enthielt
Terra Sienna 1,19 Proc., die übrigen nur Spuren arseniger Säure.
Da diese Verbindungen des Arsens mit Eisenoxyd im sauren Magensaft löslich sind, so
scheint dieser Vergiftungsfall darauf hinzudeuten, daſs das allmälig aufgenommene
Arsen sich in den Organen anhäuft und schlieſslich das Leben gefährdet. Vorsicht ist
hier jedenfalls geboten.
Verfahren, Jute zu bleichen.
Nach Dr. J. Bidtel in Colin an der Elbe (D. R. P. Nr.
5269 vom 15. August 1878) wird die Jute 2 bis 3 Stunden mit Natronlauge gekocht,
ausgewaschen, dann 1 Stunde mit einem schwachen Säurebade behandelt und nochmals
ausgewaschen. Nun wird die Jute 12 Stunden in ein mit Schwefelsäure versetztes Bad
von Anilin gelegt, ausgewaschen, ½ Stunde mit einer Lösung von mangansaurem Natron
und Chlormagnesium behandelt, ausgewaschen und dann mit unterschwefligsaurem Natron
behandelt, welchem schlieſslich noch ein Bad von verdünnter Salzsäure folgt.
––––––––––
Berichtigung. Das von G.
Hose auf eine „verticale Turbine mit Regulirungsvorrichtung durch Veränderung der Zahl der
wirksamen Leitschaufeln“ (vgl. * 1878 229 23) erlangte deutsche Reichspatent hat das kaiserliche Patentamt am 7.
November 1878 für nichtig erklärt und das Reichs-Oberhandelsgericht am 6. Mai 1879
diese Entscheidung bestätigt, nachdem die Firma Nagel und
Kaemp in Hamburg den Nachweis erbracht hatte, daſs die von Hose als neu und eigenthümlich bezeichneten
Constructionseinzelheiten schon mehrere Jahre vorher von ihr ausgeführt wurden und
von Hose im Wesentlichen entlehnt, wenn nicht entnommen
sind. (Vgl. auch * 1876 219 13.)
Die Red.