Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 82 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Anordnung der Ein- und Ableitungskanäle durch den Schieber
rotirender Maschinen.
Die Neuerung an der in Fig. 8 und
9 Taf. 6 dargestellten rotirenden Dampfmaschine von Carl Meiſsner in Altona (*D. R. P. Nr. 3772 vom 14.
Juli 1878) besteht in der Anordnung der Ein- und Ableitungskanäle durch den
Schieber, wie dieselbe aus der Zeichnung ersichtlich ist.
Ueber Leistung und Brennmaterialverbrauch von Kleinmotoren;
von E. Brauer und Dr. A. Slaby.
Die Verfasser haben die sehr dankenswerthe Arbeit unternommen, eine Reihe von
Versuchen und Messungen an Maschinen auf möglichst gründliche und sorgfältige
(streng wissenschaftliche) Weise auszuführen. Das erste Heft dieser
„Versuche“ ist kürzlich (bei Jul. Springer
in Berlin) erschienen und daraus nachstehende Zusammenstellung der hauptsächlichsten
Resultate für Kleinmotoren (vgl. 1878 230 289. 373. 1879
231 119. 486. 232 108.
200) entnommen. Die Tourenzahl ist im Mittel für eine Minute angegeben. Die
verwendeten Steinkohlen (S in der Tabelle) sind
Zwickauer (ohne nähere Bezeichnung); für einzelne Maschinen muſsten Kokes benutzt
werden, deren Brennwerth gleich dem der Steinkohlen angenommen ist, während das zum
Anheizen erforderliche Holz seinem halben Gewicht Steinkohlen gleichgesetzt wurde.
(Bei Versuch 8 ist als Brennmaterial Holz [H], bei den Versuchen 12 bis 14 Leuchtgas
[L in cbm] angewendet).
Maschine
Nominelle Groſse
Kolbendurch-messer
Kolbenhub
Dauer desVersuches
Tourenzahl
Mittlere Brems-leistung
NutzbareMittelspannung
Mittlere indicirteLeistung
Wirkungsgrad
Kuhlwassermengefür 1 Stundeund
1e
Brennmaterialverbrauch
für 1 Stundeund 1e wah-rend Betrieb
zum Anheizen
für 1e und10
stundigenArbeitstagmit Anheizen
e
m
m
Stdn.
Min.
e
k auf 1qc
e
l
k oder cbm
k
Lehmann
1
0,372
0,175
1
–
105
1,31
0,516
2,36
0,55
163,4
4,5 S
–
–
„
1
0,372
0,175
5
15
96
1,06
0,403
1,59
0,67
–
7,0 S
20,0 S
88,4 S
„
2
0,525
0,220
1
12
89
2,30
0,557
5,42
0,42
357,6
4,3 S
–
–
„
2
0,525
0,220
8
7
71
2,00
0,538
4,07
0,49
–
4,15 S
32,6 S
57,8 S
„
4
0,680
0,260
55
85
5,47
0,649
11,99
0,46
180,48
4,0 S
–
–
„
4
0,680
0,260
27
78
6,08
0,712
12,07
0,50
–
–
–
–
Stenberg
0,5
0,261
0,140
41
123
0,68
0,466
0,99
0,69
207,5
–
–
–
„
0,5
0,261
0,140
4
30
122
0,57
0,433
0,88
0,65
–
12,5 H
13,1 H
148 H
„
1–1,5
0,350
0,200
6
55
83
1,26
0,586
2,17
0,58
–
5,3 S
31,0 S
77,6 S
Rennes
1
0,261
0,297
6
30
97
0,58
0,284
1,00
0,58
0
7,3 S
14,2 S
97,7 S
Brown
3,5
0,406
0,415
5
28
78
2,17
–
0,75
0,75
0
4,43 S
7,4 S
47,7 S
Otto
2
0,140
0,280
1
30
180
2,08
4,338
3,20
0,65
–
1,14 L
–
–
„
4
0,170
0,345
1
32
159
3,98
4,390
6,03
0,66
–
1,07 L
–
–
„
2
0,140
0,280
1
–
172
2,29
3,876
3,19
0,72
–
1,00 L
–
–
Neuerungen an Bandwebstühlen.
Albert Schmitz in Barmen (*D. R. P. Nr. 2700 vom 8.
December 1877) verwendet für seine Bandstühle eine kreisbogenförmige
Schiffchenbewegung und erreicht dadurch eine weit gröſsere Ausnutzung solcher
Webstühle, weil auf die gleiche Breite derselben sich jetzt 9 statt wie bisher nur 6
Gänge herstellen lassen. Die hin und her gehende Zahnstange treibt kleine Getriebe,
welche auf senkrechten Spindeln stecken und jedes auf einem Kreisabschnitt gezahnte
Schiffchen in demselben Bogen fortbewegen. Die Schützen treten somit in die
Kettenzwischenräume schief zum Schuſsfaden stehend ein, benöthigen demnach weniger
Kettenbreite und unbenutzte Stuhlbreite als die gradlinig, parallel zum Schuſs hin
und her bewegten Schützen.
Bandstühle mit Eintragung des Schuſsfadens durch eine Nadel.
Alb. Schmitz und Friedr. Suberg in Barmen (*D.
R. P. Nr. 3025 vom 1. Januar 1878) verwenden hierzu eine Vorrichtung, welche sich an
jedem Webstuhl leicht anbringen läſst. Der Schuſs wird zweimal in dasselbe Fach
gelegt, einmal von rechts nach links und das zweite Mal von links nach rechts hin
laufend. Damit er sich während der Umkehr seiner Bewegung nicht zurückzieht, läuft
rechtwinklig zur Ebene des Gewebes an der linken Leiste desselben eine kleine
Schütze auf und ab. Der Schuſs derselben durchsticht jedesmal den schleifenförmig
daliegenden Schuſsfaden und hält ihn somit fest. Nach den ersten beiden Schüssen
senkt sich das Schiffchen, um sich nach dem zweiten Schuſsfadenpaar wieder zu heben.
Der Schuſs läuft von einer groſsen Spule ab und wird durch einen Finger (eine krumme
Nadel) geführt, welcher horizontal hin und her schwingt und dabei den Faden im Fache
hin und her legt.
E. L.
Zur Geschichte des Flaschenverschluſses.
Die Erfindung der Korkstöpsel wird dem Benediktinermönch Perignon, welcher von 1668 bis 1715 Kellermeister auf dem seinem Orden
gehörenden Vorwerk Hautvillers war, zugeschrieben, demselben, der die Bereitung des
Schaumweines erfand. Jedenfalls kannten die alten Griechen und Römer Korkstöpsel
nicht; sie verschlossen die irdenen oder die damals noch sehr theuren und seltener
gebrauchten gläsernen Gefäſse, welche sie auf Reisen mitnahmen und die mit
Weidenzweigen, Bast, Stroh oder Schilf umwunden waren, mit einem zinnernen
Mundstück. Die Anfertigung dieser Flaschen spielte u.a. in Athen eine groſse Rolle;
eine solche Flasche wurde „Pytine“ genannt; von ihr stammen die heutigen sogenannten Demijohns (und sprachlich die „Bouteille“?) ab. Lange Zeit, vielleicht Jahrtausende hindurch,
bildete ein in Oel getauchter Flachsstopfen (wohl von stupa,
stuppa) den Flaschenverschluſs. (Hannoversches
Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1879 S. 346.)
Rostschutz.
G. und A. S. Bower in St. Neots, England (D. R. P. Nr. 5239 vom 8. October 1878) wollen Gegenstände aus Eisen
und Stahl dadurch vor dem Verrosten schützen, daſs sie über dieselben bei hoher
Temperatur Kohlensäure leiten. Es soll sich eine Schicht von magnetischem Eisenoxyd
bilden, während Kohlenoxyd entweicht (vgl. 1878 230
508).
Ein eigenthümliches Siliciumeisen.
Ein brüchiges, beim starken Erhitzen mit lebhafter Flamme brennendes Eisen von 6,50
sp. G. bestand nach J. L. Smith (Chemical News, 1879 Bd. 38 S. 299) aus:
Eisen
84,021
Silicium
15,102
Graphit
0,601
Mangan
Spur
––––––
99,724.
Kochende Salpetersäure oder Salzsäure greifen dasselbe nur wenig an, Königswasser
etwas stärker, Brom und Jod so gut wie gar nicht; Fluorwasserstoffsäure löst es
dagegen leicht.
Neues Goldvorkommen.
Im Alluvium von Venezuela hat man neuerdings Goldklumpen bis zu 750g schwer aufgefunden. Dieselben sind nach G. Attwood (Chemical News,
1879 Bd. 39 S. 161) meist mit einer braunen Schicht von Eisenoxyd, Kalk, Magnesia,
Kieselsäure und fein vertheiltem Golde überzogen. Auſserdem hat man in der Nähe
mehrere Gold führende Quarzadern aufgefunden.
Atomgewicht des Antimons.
F. Keſsler zeigt, daſs das Atomgewicht des Antimons
nicht 120, wie neuerdings mehrfach angenommen wurde, sondern 122 ist. (Vom Verfasser
gef. eingesendete Schrift: Ist das Atomgewicht des Antimons
120 oder 122? Bochum 1879.)
Gaiffe's Verbesserung des Leclanché-Elementes.
Der Braunstein wird in mehreren tiefen Löchern untergebracht, welche in dem als
negative Elektrode dienenden und zugleich die Rolle eines porösen Gefäſses
spielenden Kohlencylinder des Leclanché-Elementes ausgehöhlt worden sind. Die Kohle
taucht in eine als Erregungsflüssigkeit verwendete Lösung von Zinkchlorür. Die
positive Elektrode (den negativen Pol) bildet ein amalgamirter Zinkstab. Die
Zinkchlorürlösung enthält 15 bis 20 Proc. Zinksalz, das frei von Blei und möglichst
neutral sein muſs. Um zwischen Kohle und Braunstein einen guten Contact zu erhalten,
muſs letzterer in kleineren Partien eingetragen und eingedrückt werden; auch soll er
körnig sein, da die Wirkung des Pulvers wesentlich geringer ist.
Die elektromotorische Kraft dieses Elementes ist das 1½fache des Daniell'schen, seine
Constanz verhältniſsmäſsig groſs, die Polarisation tritt langsam ein und
verschwindet während der Ruhe fast vollständig wieder. Es nutzt sich nur während der
Stromschlieſsung ab, weil die schwache Zinklösung weder auf den Braunstein, noch auf
das Zink wirkt. Andererseits sind die Doppelsalze nicht zu fürchten, weil die zu
ihrer Bildung erforderlichen Bedingungen in dem Elemente nicht gegeben sind. Die
starke Anziehung des Zinkchlorürs auf das Wasser vermindert die Verdunstung der
Erregungsflüssigkeit sehr. Das Zinkoxyd fällt als Pulver auf den Boden des Glases,
sowie es sich bildet. Die sich etwa bildenden Oxychlorüre vermehren den Widerstand
des Elementes nicht.
Gaiffe hat nach dem Bulletin de
la Société d'Encouragement, 1879 Bd. 6 S. 113 solche Elemente von 125 bis
225mm Höhe hergestellt, theils für
medicinische, theils für telegraphische Zwecke. (Vgl. übrigens auch Leclanché 1879 231 378.)
E–e.
Ueber die Musik der Farben und deren Bewegung; von Ayrton und
Terry.
Die Musik ist die Kunst, ohne Inanspruchnahme einer Verstandesthätigkeit unmittelbar
auf den Geist durch das Ohr zu wirken. Die analogen Künste, welche sich an das Auge
wenden, die Kunst, durch aufeinander folgende Bewegungen oder durch auf einander
folgende Farben auf den Geist zu wirken, sind, wenigstens in der europäischen
Cultur, wenig oder gar nicht ausgebildet. Wendet man sich an das Auge, so wendet man
sich, wie in der Malerei und Sculptur, stets auch an den Verstand, und andererseits
verzichtet man dabei auf das Moment der Zeitfolge. Die Verfasser haben einen Apparat
ersonnen und, unterstützt durch den inzwischen verstorbenen Japanesen Karaguchi, in Japan gebaut, welcher gestattet, einem
groſsen Publicum auf einer weiſsen Wand äuſserst mannigfaltige Bewegungen eines
kleinen Schattens vorzuführen. Die wesentlichen Theile dieses Apparates sind eine
Walze, deren Querschnitt an verschiedenen Stellen verschiedene Formen hat, nämlich diejenigen
Formen, welche ein Kreis annimmt, wenn er Transversalschwingungen ausführt und dabei
einen bis fünf Knotenpunkte enthält; dadurch lassen sich beim Drehen der Walze
einigen auf ihr gleitenden Rollen pendelartige Bewegungen (einfach harmonische
Schwingungen) von verschiedener Periode, Amplitude und Phase ertheilen, und diese
Bewegungen werden mit Hilfe einer Schnur und einiger fester Rollen summirt. Diesem
Apparat für „Bewegungsmusik“ soll demnächst ein „farbenmusikalisches
Instrument“ folgen. (Nach dem Philosophical
Magazine, 1879 Bd. 7 S. 117 durch die Beiblätter zu
den Annalen der Physik, 1879 S. 334.)
Magisch leuchtende Zifferblätter.
H. B. Némitz in Paris (D. R. P. Nr. 5458 vom 22. August
1878) führt Uhren aus mit im Dunkeln leuchtenden Zifferblättern. Zu deren
Herstellung werden die Ziffern. Inschriften u. dgl. auf eine dazu geeignete
Glasscheibe gezeichnet, dann diese selbst oder eine zweite Glasscheibe mit einer der
bekannten phosphorescirenden Verbindungen des Schwefels mit Uran, Calcium, Barium,
Magnesium, Strontium o. dgl. und einem Terpentinöl- oder Alkoholfirniſs überzogen,
endlich beide Scheiben luftdicht auf einander befestigt. Die Scheibe leuchtet
schwach im Dunkeln, während sich die Ziffern schwarz abheben.
Ueber die Färbung des Chlorsilbers im Sonnenlicht.
Nach Versuchen von Tommasi (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 136) zeigte sich
der Chlorgehalt eines 2 bis 3 Monate lang dem Lichte ausgesetzten Chlorsilbers um
etwa 1,5 Proc. vermindert; die Verminderung stieg aber auf 12 Proc. wenn die Proben
30 Tage lang unter Wasser belichtet waren. Unter gesättigtem Chlorwasser färbte sich
Chlorsilber nur schwach violett. Werden 0g,5
Chlorsilber in ein Röhrchen von 6cc Inhalt
eingeschmolzen und so dem Sonnenlichte ausgesetzt, so färbt es sich violett, nimmt
aber im Dunkeln allmälig wieder seine weiſse Farbe an, und es kann dieser Versuch
mit dem gleichen Röhrchen öfters wiederholt werden. In trocknem Zustande violett
gewordenes Chlorsilber entfärbt sich auch, wenn es im Dunkeln mit gesättigtem
Chlorwasser geschüttelt wird. Wird eine Silberplatte 10 bis 15 Minuten lang in eine
gesättigte Lösung von Eisenchlorid eingetaucht, so überzieht sie sich mit einer sehr
dünnen Schicht von violettem Subchlorür, welche, mit Wasser abgewaschen und dann
getrocknet, im Sonnenlichte sich weiſs färbt. Ebenso wirkt blaues Licht, weniger
energisch das violette und nur sehr schwach das rothe, gelbe und grüne Licht.
Verhalten von Leim gegen Chromate unter dem Einflusse des
Lichtes.
Nach den Versuchen von J. M. Eder (Journal für praktische Chemie, 1879 Bd. 19 S. 294) ist
die Wirkung des Lichtes auf ein Gemenge von Chromaten mit Leim ein einfacher
Reductionsproceſs, indem die Chromsäure zu Chromoxyd reducirt wird, welche mit dem
Bichromat chromsaures Chromoxyd bildet. 3 Proben Chromgelatine hatten nach dem
Belichten und Auswaschen folgende Zusammensetzung:
Chromsäure
7,03
5,93
1,84
Chromoxyd
15,68
12,47
3,36
Aschenbestandtheile
2,09
1,81
2,26
Gelatine
75,20
79,79
92,54
––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00.
Die beiden ersten waren zwei Wochen., die dritte Probe war nur 5 Tage belichtet. Das
chromsaure Chromoxyd ist somit ein wesentlicher Bestandtheil der belichteten
Chromatgelatine. Schon eine geringe Menge Chromoxyd genügt aber, den Leim in
kochendem Wasser unlöslich zu machen.
Weitere Versuche zeigten, daſs die im Lichte unlöslich gewordene Gelatine eine
Verbindung von Chromoxyd mit unverändertem Leim ist.
Feuerlöschmittel.
Nach dem englischen Patent Nr. 1277 vom 1. April 1878 preſst W. Johnstone in Philadelphia ein Gemisch aus gleichen Theilen
Kaliumchlorat, Harz, Kaliumnitrat und Braunstein mit etwas Wasserglas in Formen.
Nach dem Trocknen wird die Masse, durch Schnellzünder verbunden, an der Zimmerdecke
aufgehängt. – Die Wirkung dürfte doch wohl weniger günstig sein als die der
bekannten Sätze, welche Schwefligsäure entwickeln.
Neues Verfahren der Schnellgerberei.
Dr. Ch. Heinzerling in Biedenkopf (D. R. P. Nr. 5298 vom
3. November 1878) schlägt vor, die in bekannter Weise enthaarten und geschwellten
rohen Häute in eine 5 bis 10proc. Alaunlösung zu legen, welcher man Zinkstaub oder
zerschnittenes Zinkblech zusetzt, damit sich amorphe Thonerde auf der Faser
niederschlägt. Nun werden die Häute in eine Lösung von dichromsaurem Kalium, Natrium
oder Magnesium mit Alaun oder schwefelsaurem Aluminium je nach der Art der Häute
längere oder kürzere Zeit eingelegt. Bei Oberleder, welches schwarz gemacht werden
soll, ist es zweckmäſsig, nach einigen Tagen der Chromflüssigkeit einige Procent
Ferrocyankalium zuzusetzen. Die Häute werden dann kurze Zeit in eine Lösung von
Chlorbarium, essigsaurem Blei oder Seife eingelegt und nach dem Trocknen wie
lohgares Leder gefettet.
Zur quantitativen Bestimmung des Mangans.
Nach den Untersuchungen von H. Rose besteht der von Wähler zuerst beobachtete schwarze Niederschlag,
welcher beim Fällen der mit Silbernitrat versetzten Lösung eines Manganoxydulsalzes
durch Alkali entsteht, aus einer Verbindung entsprechend der Formel Ag4O.Mn2O3. C. Röſsler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S.
925) benutzt nun diese Reaction in folgender Weise zur Bestimmung des Mangans.
Zu der in einem Halb- oder Viertelliterkolben befindlichen Manganoxydulsalzlösung,
welche weder Chlor, Brom und Jod, noch eine Silberlösung reducirende organische
Stoffe enthalten darf, setzt man eine bestimmte Menge Zehntelnormal-Silberlösung,
jedoch etwas mehr, als zur Ausfällung des Mangans erforderlich ist. Nun erhitzt man
den Kolben auf dem Wasserbade, lallt völlig mit kohlensaurem Natrium aus, fügt für
je 5cc Silberlösung 1cc Ammoniakflüssigkeit von 0,958 sp. G. hinzu, kühlt ab und füllt zur
Marke. Alsdann filtrirt man durch ein Faltenfilter in ein trocknes Becherglas und
bestimmt in einem abgemessenen Volum mittels Rhodankalium nach vorheriger Ansäuerung
mit Salpetersäure das Silber nach Volhard (1877 224 462). Durch eine einfache Rechnung erfährt man dann
diejenige Menge Silberlösung, welche zur Fällung des vorhandenen Mangans
erforderlich war. Bei dem geringen Rauminhalt, welchen der Niederschlag einnimmt,
kann dieser bei der Berechnung selbstredend auſser Acht gelassen werden. Da die
Verbindung auf 1 Atom Mangan 2 Atome Silber enthält, so entspricht 1cc der Silberlosung 2mg,75 Mangan.
Die Methode ist auch anwendbar bei Gegenwart von Eisen, ohne daſs es hierbei
nothwendig ist, dasselbe zuvor abzuscheiden. Das Eisen muſs in diesem Falle in Form
eines Oxydsalzes vorhanden sein, erforderlichen Falles durch etwas Salpetersäure in
solches übergeführt werden. Bei der Bestimmung des Mangans in Spiegeleisen ist
jedoch zu berücksichtigen, daſs die bei der Lösung desselben in Salpetersäure sich
bildenden organischen Stoffe reducirend auf die Silberlösung einwirken. Zur
Vermeidung dieses Fehlers lose man daher in einem Halbliterkolben das lein
pulverisirte Eisen in Salpetersäure von 1,2 sp. G. auf, stumpfe die freie Säure mit
kohlensaurem Natrium ab, gebe die erforderliche Menge essigsaures Natrium hinzu und
erhitze zum Kochen. Alsdann kühle man ab, füge Wasser zu bis zur Marke, schüttle um,
filtrire und behandle nun einen abgemessenen Theil des Filtrates in der oben
angegebenen Weise. Die organischen Stoffe sind dann mit dem basischen Eisenacetat
niedergeschlagen.
Darstellung von Kaliumnitrit.
Die Herstellung von salpetrigsaurem Kalium durch Reduction des Kaliumnitrates mit
fein vertheiltem Kupfer geschieht nach H. Müller und
C. Pauly (Archiv der
Pharmacie, 1879 Bd. 14 S. 245) in folgender Weise. In eine mäſsig
concentrirte Lösung von Kupfervitriol wird bis zur völligen Ausfällung mit Wasser
angeriebener Zinkstaub allmälig eingetragen. Das gefällte Kupfer wird mit Wasser,
dann mit verdünnter Salzsäure ausgezogen und mit so viel gepulvertem Salpeter
gemischt, daſs auf je 250 Th. Kupfervitriol 100 Th. Salpeter kommen. Das Gemisch
wird in einem blanken, eisernen Tiegel zur Trockne gebracht, dann nach und nach in
einen glühenden Tiegel eingetragen. Nach beendeter Reaction wird die Masse mittels
eines Spatels herausgenommen, mit Wasser ausgekocht und die Lösung eingedampft.
Darstellung der schwefelsauren Thonerde aus Bauxit; von F.
Laur.
200k Schwefelsäure von 1,5255 sp. G. werden in
einer genügend groſsen, mit Blei ausgeschlagenen Holzkufe durch frei einströmenden
Dampf zum Kochen erhitzt und dann 110 bis 130k
gemahlener Bauxit in die kochende Flüssigkeit eingetragen. Um die anfänglich
stürmische Reaction zu dämpfen und das Ueberlaufen der Flüssigkeit zu verhindern,
müſsen einige Minuten nach Beginn der Reaction 60 bis 65l Wasser zugefügt werden. Da diese Lösung der schwefelsauren Thonerde
einen wenn auch geringen, so doch für die Zwecke der Färberei nicht zulässigen
Gehalt an Eisen besitzt, digerirt man sie mit 3 bis 5k Zinkblech, 5 Stunden heiſs oder 2 Tage kalt. Während dieser Zeit soll
sich angeblich das Eisen in Form eines schwarzen Pulvers ausscheiden und sich
zusammen mit Kieselsäure und mit unzerlegtem Bauxit auf dem Boden des Gefäſses
absetzen. Die klare Flüssigkeit wird sodann abgegossen oder abgezogen, durch
Abdampfen auf 1,4493 sp. G. gebracht und schlieſslich in die bekannte Tafelform
gegossen. Der bei dieser Darstellung der schwefelsauren Thonerde selbstverständliche
Gehalt derselben an schwefelsaurem Zink wäre für die Verwendung in der Färberei
bedeutungslos. (Nach dem Technologiste, 1879 S. 6. Vgl.
Bichon 1878 227 74.
382.)
Kl.
Darstellung von krystallisirtem chromsaurem Barium.
Durch Zusammenschmelzen von 2 Aeq. Chlorbarium mit je 1 Aeq. chromsaurem Kalium und
Natrium erhielt L. Bourgeois nach den Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 382 pistaziengrüne,
lebhaft glänzende Krystalle von Bariumchromat BaCrO4.
Ueber Milchsäuregährung.
Ch. Richet (Comptes rendus,
1879 Bd. 88 S. 750) zeigt, daſs die Milchsäuregährung durch den Sauerstoff der
atmosphärischen Luft wesentlich beschleunigt wird; bis 44° nimmt die Lebhaftigkeit
der Gährung zu, über 52° nimmt sie ab. Werden die Eiweiſsstoffe durch Sieden
coagulirt, so wird die Gährungsfähigkeit vermindert.
Ueber Bodenanstriche für eiserne Schiffe.
Nach Berichten von J. V. Wiersda (in der holländischen
Zeitschrift „De Zee“ durch die Mittheilungen aus dem
Gebiete des Seewesens, Pola 1879 S. 243) wurde in Amsterdam behufs Prüfung
verschiedener Anstriche der Boden eines eisernen flachen Bootes nach sorgfältigem
Abschrappen in Felder von etwa 1qm eingetheilt. An
einem trockenen Tage trug man auf jedes dieser Felder einen anderen Anstrich auf;
dies geschah genau nach den Gebrauchsanweisungen der verschiedenen Lieferanten. Zwei
Felder wurden ohne Anstrich gelassen, und zwar hatte das eine Feld ganz, das andere
theilweise unter Wasser zu kommen, damit man die Wirkung des Wassers auf die
unangestrichene Fläche mit jener auf die angestrichene vergleichen könne. Als die
verschiedenen Anstriche genügend trocken waren und man behufs besserer
Unterscheidung bei
etwaigem Aufholen des Bootes die Ränder der Felder mit Kohlentheer begrenzt hatte,
wurde dasselbe am 31. Mai 1878 so vorsichtig als möglich im sogen. „Pijp“ des Oosterdoks in das Wasser
gelassen. Nachdem es beiläufig 3½ Monate vollkommen ruhig hier gelegen hatte, wurde
das Boot aufgeholt und es ergaben sich bezüglich der Anstriche die nachfolgenden
Resultate.
1) Unangestrichene Fläche: Unter und an der Wasserlinie voll Gräsern und Muscheln und
stark oxydirt, über der Wasserlinie stark oxydirt.
2) Zwei Anstriche Bleiweiſs in ungekochtem Leinöl und darauf zwei Anstriche Zinkweiſs
in ungekochtem Leinöl, nachher Talg: Weder unter, noch an der Wasserlinie Ansätze,
eine Stelle von unbedeutender Dimension ausgenommen, auf welcher einige Muscheln
saſsen. Doch waren mehrere Stelleu mit Schleim bedeckt, was als Beginn eines
Ansatzes betrachtet werden kann. Oberhalb der Wasserlinie (über welche nur ein
kleiner Theil der Felder reichte) war der weiſse Anstrich schmutzig, jedoch ohne
Ansatz oder Rost.
3) Heyl's Antifouling
Composition, eine Lage Nr. 1, eine Lage Nr. 2: Boden und Wasserlinie ganz
ohne Ansätze, jedoch deutliche Spuren von Rost, besonders an der letzteren.
4) Dubois' Peinture hydraulique, eine Lage „1e couche“,
darauf 2 Lagen „2ème couche“: Wie bei 3, ganz
ohne Ansätze, aber stärkere Spuren von Oxydation als bei jenem Anstrich.
5) Hoeg's Composition, zwei Lagen Nr. 1 roth, zwei Lagen
Nr. 2 gelb: Unter und an der Wasserlinie viele Gräser, doch wenige Schalthiere; hier
und da Rost. Ueber Wasser gut erhalten, doch etwas Grasansätze.
6) Mac Innes' Composition, zwei Lagen „Protecting Coating“, eine Lage „Antifouling Composition“ (grün): Unter und an der Wasserlinie hier
und da Gräser, keine Muscheln, doch starke Ansätze von Schleim. Ober der Wasserlinie
viele Risse.
7) Rahtjen's Composition, eine Lage Nr. 1, eine Lage Nr.
2: Unter Wasser kein Ansatz von Rost, ober und an der Wasserlinie ein kleiner
Rostflecken.
8) Drei Lagen „Black Varnish“, nachher Graphit: Unter Wasser voll Gräsern und
zwischen diesen dicker Rost; ober Wasser (nur eine kleine Fläche lag blos)
rostig.
9) „Silicate-Marine Red“, zwei Lagen: Unter und an der Wasserlinie ohne
Ansätze, jedoch rostig. Ober Wasser die rothe Farbe sehr gut erhalten.
10) Eisenminium in gekochtem Leinöl, zwei Lagen: Unter und an der Wasserlinie (nur
ein kleiner Theil lag blos) hier und da kleine Blasen, welche, sobald sie sich
öffnen, das Oxydiren herbeiführen müſsen. Ober Wasser sehr gut erhalten.
11) Englisches oder rothes Bleiminium (in gekochtem Leinöl) zwei Lagen. Unter und an
der Wasserlinie alles rostig und mit Gras und Muscheln bedeckt; ober Wasser nicht
angegriffen.
Trocken-Copirverfahren.
V. Kwaysser und R. Husak in
Semil, Böhmen (D. R. P. Nr. 5271 vom 30. August 1878) geben für die Vervielfältigung
von Schriftstücken, Zeichnungen u. dgl. folgende Vorschrift (vgl. Hectograph 1879
232 81): Ein etwa 3cm tiefer Blechkasten ist zur Hälfte gefüllt mit einer erkalteten Lösung
von 1 Th. Gelatine, 4 Th. Glycerin von 30° B. und 2 Th. Wasser. Die verwendete Tinte
besteht aus 1 Th. Methylanilinviolett in 7 Th. Wasser und 1 Th. Alkohol gelöst, oder
2 Th. essigsaures Rosanilin, gelöst in 10 Th. Wasser und 1 Th. Alkohol. Die mit
dieser Tinte hergestellten Schriftstücke, Zeichnungen u. dgl. legt man auf die
erwähnte Gelatineplatte, drückt sanft auf und hebt ab. Von dem so erhaltenen Negativ
lassen sich auf jedes Papier, ohne dieses vorher anzufeuchten, etwa 50 Abdrücke
durch einfaches Auflegen und Andrücken herstellen.