Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 82 |
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Miscellen.
Miscellen.
Dampfkessel-Explosionen.
Nach einem Berichte von E. B. Märten im Engineering, 1880 Bd. 29 S. 187 fanden in England
Explosionen und hierbei Verunglückungen statt:
Im J. 1873
78
57 Todte und
85 Verwundete
1874
76
77
198
1875
68
81
142
1876
39
93
110
1877
44
54
75
1878
46
47
84
1879
30
38
53.
Als Explosionsursache der 30 Dampfkessel des letzten Jahres wird für 8 Kessel äuſsere
Corrosion und für 7 Kessel innere Corrosion angegeben. – In Deutschland explodirten
i. J. 1878 18 Dampfkessel, davon 2 in Folge innerer und 4 durch äuſsere Corrosion
des Bleches. (Vgl. F. Fischer 1878 230 38.)
Kettenschiff mit Wasserkraftbetrieb.
Der schon mehrfach aufgetauchte Gedanke, zur Bewegung von Fahrzeugen gegen den Strom
die Strömung selbst als treibende Kraft zu benutzen, wird neuerdings von F.
Kiste in Partenkirchen (* D. R. P. Nr. 8178 vom 15. Juni 1879) zu verwirklichen
gesucht. Von drei Kähnen wird ein Doppelrahmen getragen, auf welchem zwei durch eine
doppelt gekröpfte Welle verbundene Stromräder, sowie die Leitrollen für die Kette
gelagert sind. Durch die Kurbelwelle werden nun mittels Stangen zwei Haken in
sinnreicher Weise so bewegt, daſs sie wechselweise die Kette fassen, wobei das
Schiff durch die Rückbewegung der betreffenden Kurbel an der Kette entlang gezogen
wird, und wieder loslassen. Auch ist Vorsorge getroffen, daſs beim zufälligen
Auslassen eines Hakens keine Rückbewegung des Schiffes eintreten kann.
Bezüglich des Effectes, der sich mit solchen Vorrichtungen erzielen läſst, verweisen
wir auf eine Mittheilung von Cl. v. Bechtolsheim in der
Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, *
1880 S. 79, wo derselbe als ganz geringfügig nachgewiesen wird.
Hubzähler mit Dampfdruck-Indicator.
Der gewöhnliche Hubzähler ermöglicht nur die Beobachtung der Umdrehungszahlen einer
Maschine; für die Heizercontrole ist es aber unzweifelhaft von Werth, auſserdem auch
die Schwankungen des Dampfdruckes festzustellen. Zu diesem Zweck wurden vielfach
sogen, registrirende Manometer (vgl. * 1873 208 171) in
Anwendung gebracht, bei welchen ein unter der Wirkung des Kesseldruckes stehender
Schreibstift bei jeder Druckänderung an einem Papiercylinder entlang gleitet,
welcher durch ein Uhrwerk gedreht wird. F. Laſs in
Hamburg (* D. R. P. Nr. 7501 vom 23. April 1879) ist nun auf den Gedanken gekommen,
den Dampfdruck-Indicator mit dem Tourenzähler der Dampfmaschine zu verbinden und auf
diese Weise einen möglichst billigen Controlapparat zu schaffen. Das Zählwerk hat
die gewöhnliche Einrichtung; durch die Achse, welche die Zehner-Zählscheibe trägt,
wird bei jeder Umdrehung (also immer nach 100 Umdrehungen der Kurbel) eine Klinke
hin und her geschoben und damit ein auf einer benachbarten Achse lose sitzendes
Schaltrad um einen Zahn geschaltet. Mit dem Schaltrad ist eine Rolle verbunden, auf
welche sich ein Streifen Metallpapier nach Maſsgabe ihrer Drehung aufwickelt. Auf
diesem Streifen gibt ein durch einen kleinen Dampfkolben eingestellter Stift den
Dampfdruck an. Der Kolben ist durch eine passende Feder belastet.
Stopfbüchse für Pumpen.
K. Pellenz in Manderscheid, Rheinpreuſsen (* D. R. P.
Nr. 8122 vom 29. October 1878) dichtet bei Hubpumpen die Kolbenstange mittels einer
Stopfbüchse, deren aus einem Gummiring bestehende Liderung durch den in das Innere
der Pumpe reichenden Stopfring nur dann zusammengedrückt wird, wenn der Druck in der
Pumpe letzteren nach auſsen zu treiben sucht. Diese Dichtung wirkt demnach wie ein
Lederstulpen, hat jedoch den Vortheil, daſs sie noch bei verhältniſsmäſsig dünnen
Kolbenstangen angewendet werden kann.
Garntrockenmaschine von C. H. Weisbach in Chemnitz.
Dieselbe (* D. R. P. Nr. 4714 vom 18. August 1877) gehört zu den rotirenden
Maschinen. Die Strähne werden radial oder im Winkel zu den Armen des Rahmens
aufgespannt und drehen sich mit letzterem. Ein Windflügel an der Achse des Apparates
beschleunigt den Luftzug und demzufolge die Trocknung. Die inneren Haspel eines
jeden Strähnes sind mit Zahnrädern verbunden, welche bei jeder Umdrehung des Rahmens
mit einem feststehenden Stift des Gestelles eingreifen und hierdurch sich jedes Mal
um ein Achtel drehen. Der Strähn folgt dieser Bewegung und wird dadurch
umgezogen.
Mechanischer Webstuhl zur Herstellung von Möbelplüsch.
Burchartz und Bingen in Elberfeld (* D. R. P. Nr. 5618
vom 10. März 1878) verwenden zur Fabrikation von Möbelplüschen mechanische
Webstühle, welche die fertige Waare vollständig selbstthätig herstellen. Der
Arbeiter hat nur die Schuſsspule im Schiffchen auszuwechseln; das Einlegen der Ruthe
mit Rinne und das Schneiden der Plüsche von Hand kommt gänzlich in Wegfall. Sind die
ersten 6 bis 7 Ruthen von Hand eingeführt worden, so besorgt ein Support diese
Manipulation weiterhin vollständig selbstthätig. Nachdem immer zwei Stück auf
einander folgende Schuſsfäden eingeschlagen sind, kommt eine Ruthe, alsdann wieder
zwei Schuſs, dann eine Ruthe u.s.w. Der dritte Schuſs bleibt jedesmal aus, weil eine
kleine, auf der Kurbelwelle sitzende Knagge den Schnellerdaumen aus der
Schlagstellung bringt und die Schütze somit keinen Stoſs erhält. Die Ruthen sind
glatt, mit Schloſs und Messer versehen, in drei Punkten gestützt und werden in einer
Nuth geführt, mittels einer Federweiche abgelenkt und durch einen Support
bewegt.
E. L.
Vorrichtung an Uhren zur Verhütung einer
Federüberspannung.
A. Pätow und W. Rohde in
Berlin (* D. R. P. Nr. 8639 vom 7. August 1879) haben zur Verhütung einer
Federüberspannung bei Uhren folgende Sicherung getroffen. Das Federhaus ist von dem
Federhausrade getrennt und wird in letzterem beim Aufziehen der Feder nur durch die
Reibung gehalten, welche ein zwischen beide gelegtes Stück alter Uhrfeder
hervorbringt. Ist die Feder völlig aufgezogen und wird der Uhrschlüssel noch weiter
gedreht, so reicht die Reibung nicht mehr hin, das Federhaus an der Drehung zu
hindern, und diese Drehung, welche das vollendete Spannen der Uhrfeder anzeigt, wird
durch einen am Federhausdeckel angebrachten, durch das Zifferblatt hindurchgehenden
Stift, welcher vor dem Zifferblatt einen kleinen Zeiger trägt, mittels des letzteren
sichtbar gemacht.
Nivellirapparat von A. Agner in Grimma.
Zwei Maſsstäbe, der eine in Centimeter, der zweite auch in Millimeter getheilt,
werden in geeignetem Abstand lothrecht aufgestellt und dazwischen eine getheilte
Schnur oder ein Bandmaſs mittels Hülsen und Klemmschrauben an den Stäben
verschiebbar mäſsig gespannt. In der Mitte des Bandmaſses oder der getheilten Schnur
wird mittels Oehren eine Libelle eingehängt. Das eine Ende des Bandmaſses wird mit
der Klemme auf der in Centimeter getheilten Latte auf einen Theilstrich gestellt und
festgeklemmt; das zweite Ende wird jedoch so lange verschoben, bis die Libelle
einspielt. Die Differenz der beiden an den Latten gemachten Ablesungen gibt den
Höhenunterschied der beiden Terrainpunkte, in welchen die Latten aufgestellt wurden. Die Maſsstäbe sind
mittels Senkeln lothrecht zu stellen. Auch kann an die Libelle eine Vorrichtung
angebracht werden, um sie in der Mitte der Schnur fest zu halten. (* D. R. P. Nr.
3456 vom 7. April 1878.)
R.
Siemens und Halske's transportabler Morsetelegraph.
Um die Unbequemlichkeiten und Fehlerquellen zu beseitigen, welche mit der
Einschaltung eines transportablen Telegraphenapparates verknüpft sind, ganz
besonders, wenn derselbe Apparat bald in eine Arbeitsstromlinie, bald in eine
Ruhestromlinie einzuschalten ist, haben Siemens und
Halske in Berlin (* D. R. P. Nr. 7629 vom 13. April 1879) einen
transportablen Morsetelegraph hergestellt, bei welchem durch eine einzige
Hebelbewegung die Umschaltung des Empfängers für Ruhe- oder Arbeitsstrom, sowie die
gleichzeitig nöthige Umwandlung der Lage und Arbeitsweise des Tasters und der
Selbstauslösung bewirkt wird, während die sichere und fehlerfreie Einschaltung des
Apparatsatzes in die Leitung durch einfache Kupplungen zu vollziehen ist.
Mittels des Hebels, der nach Bedarf auf A oder R (Arbeitsstrom, Ruhestrom) gestellt wird, dreht man
eine isolirte kurze Welle, in welche eine Anzahl von Contactstücken eingelassen sind
und je nach der Stellung der Welle durch drei auf diesen schleifenden Contactfedern
mit den übrigen Apparattheilen und den Enden der Elektromagnetspulen in leitende
Verbindung gesetzt werden.
Am Ende der Welle sitzt ferner ein Excenter, welches bei beabsichtigter Schaltung auf
Arbeitsstrom einen kleinen, noch über dem Tasterhebel angebrachten Hilfshebel so
weit niederdrückt, daſs der Tasterhebel blos der Wirkung der zwischen Achse und
Ruhecontact sich anheftenden Feder unterworfen ist, wie ein gewöhnlicher Morsetaster
für Arbeitsstrom. Bei Stellung auf Ruhestrom dagegen läſst das Excenter den
Hilfshebel frei und die an demselben sich anheftende Feder zieht ihn nun nicht nur
mit dem anderen Ende auf den Tasterhebel nieder, sondern drückt, zufolge ihrer viel
stärkeren Spannung, selbst den Tasterhebel auf den Arbeitscontact. nieder und
befähigt ihn so zum Arbeiten mit (amerikanischem) Ruhestrom.
Ein zweites auf jener Welle angebrachtes Excenter verschiebt unter Mitwirkung eines
Hebels und einer Spiralfeder eine Stange auf und nieder und stellt so mittels eines
Hebels in der einen Lage der Welle das eine, in der andern das zweite Sperrhäkchen
derart, daſs dasselbe den Auslösungsstift der Selbstauslösung des
Morse-Schreibapparates fangen kann und dann der Ankerhebel des Schreibapparates in
dem einen Falle bei der Ankeranziehung, im andern beim Abfallen des Ankers das
Laufwerk des Schreibapparates auslöst; ersteres ist bei Arbeitsstrombetrieb,
letzteres bei Ruhestrombetrieb nöthig.
Zur Verbindung mit der Leitung endlich werden die schon in diesem Journal (1879 232 279) erwähnten Klammern, welche sowohl bei
eindrähtigen wie zweidrähtigen Kabeln brauchbar sind und ein durch Sectoren
gebildetes Maul besitzen, mit den Mäulern in einander gesteckt und durch Stifte mit
einander verbunden, wobei mit der mechanischen Verbindung zugleich und selbstthätig,
unter Vermittlung passend angebrachter Federn, auch die elektrischen Verbindungen
hergestellt werden.
E–e.
Apparat zur Erzeugung hoher Wärmegrade.
Der Apparat von Hans Wegener in Weitendorf (D. R. P. Nr.
8829 vom 19. August 1879) besteht aus einem cylindrischen Kessel, in welchem der zu
erhitzende Körper der Wirkung eines Knallgasgebläses unter Druck angesetzt wird. Der
Druck wird durch wiederholte Explosionen kleiner Mengen Schieſsbaumwolle
hervorgebracht, welche in dem Kessel mittels einer durch einen elektrischen Strom
glühend gemachten Platinspirale entzündet werden. Das Knallgas wird durch Zersetzung
von Wasser mittels einer elektrischen Batterie erzeugt. Jedesmal, bevor man ein
Stückchen Schieſsbaumwolle verbrennt, schaltet man ein neues Element in die Batterie
ein, so daſs also der Druck in dem Cylinder und die Menge des Knallgases in gleichem
Verhältniſs wachsen.
Ueber die Bildung der Steinkohle.
Wenn Bruchstücke junger Coniferen im Wasser liegen, so entwickelt sich daran der
Erreger der Buttersäuregährung, Bacillus Amylobacter,
welcher die Gewebe angreift und die Zellenmembran unter Buttersäurebildung völlig
auflöst, bis schlieſslich von der ganzen Wurzel nur die Cuticula und die Gefäſse
übrig bleiben. Zugleich hinterläſst der Bacillus im Innern des zerstörten Organes
sichtbare Spuren seiner Thätigkeit. Man findet in den Lücken des Gewebes dünne Fäden
in lebhafter Theilung, einzelne Stäbchen, welche sich krümmen oder eine glänzende
Spore am Ende tragen. Nach beendeter Zersetzung findet man in der die verschwundenen
Zellen ersetzenden Flüssigkeit eine sehr groſse Anzahl freier Sporen zusammengeballt
oder frei herumschwimmend.
Ph. v. Tieghem (Comptes
rendus, 1879 Bd. 89 S. 1102) hat nun in Dünnschliffen, welche von B. Renault aus Gesteinen der Steinkohlenformation
hergestellt wurden, sehr zahlreiche Coniferenwurzeln gefunden, welche groſse
Aehnlichkeit mit Taxus und Cypressen haben. Dabei wurde dieselbe Zerstörung der
Gewebe beobachtet, welche als letzten Rest nur die Cuticula und die Gefäſse
zurücklassen, indem sich dieselben Spuren fanden, von der lebhaften Entwicklung des
Bacillus im Innern der angegriffenen Organe als dünne, in Glieder getheilte Fäden
oder gekrümmte Stäbchen, von welchen oft jedes eine Spore trägt, oder aber zahllose
freie Sporen, welche theils als wolkige Flocken in der die Lücken ausfüllenden
Kieselsäure eingebettet, theils an der Cuticula und den Gefäſsen angeklebt sind. In
den Sümpfen der Steinkohlenperiode sind demnach die Pflanzen durch denselben
Organismus zerstört, als dieses noch heute geschieht.
Zum Imprägniren von Holz.
J. D. Francks in Hannover (* D. R. P. Nr. 8166 vom 3.
April 1878) behandelt das Holz zunächst mit Wasserdampf bei 1 bis 2at Ueberdruck, um die löslichen Stoffe zu
entfernen, dann mit einem Gemisch von 5 Th. Kalkmilch und 1 Th. Urin abwechselnd
unter Druck und Luftverdünnung.
Zur Eisfrage.
Eine österreichische Brauerei war genöthigt, neben reinem Donaueis auch Eis aus dem
durch thierische und gewerbliche Abfallstoffe stark verunreinigten Wienflusse zu
verwenden. Die Folgen zeigten sich aber schon bei den ersten Gährungen empfindlich.
Die bisher wunderschönen Hefen degenerirten bald und die ganzen Gährungen zeigten
sich nicht mehr so kräftig und schön wie bisher; selbst die Gährkellerräume, welche
bis dahin einen frischen gesunden Geruch aufgewiesen, zeigten bald den bekannten
muffigen Modergeruch, der offenbar auf die Gährungen nachtheilig wirken muſs. Diese
Uebelstände verschwanden, als wieder reines Donaueis beschafft wurde. (Nach der Zeitschrift für Bierbrauerei, 1879 S. 642.)
Luftkühlapparat.
Der Luftkühlapparat von O. Kropff in Nordhausen (* D. R.
P. Nr. 6833 vom 5. Februar 1879) hat die Aufgabe, groſse Luftmengen auf 1 bis 2°
abzukühlen, um sie Gähr- und Lagerkellern zuzuführen. Zu diesem Zweck wird die Luft
in langen, auf und ab gehenden Röhren zunächst einem Regen von Brunnenwasser, dann
einem solchen von Eiswasser entgegengeführt.
Herstellung von Fleischmehl.
Nach M. Meinert in Leipzig und C. Warnecke in Hamburg (D. R. P. Nr. 8599 vom 4. December 1878) wird das
fettfreie Fleisch mit 2 bis 3 Proc. Salz bestreut, dann bei etwa 50 bis 600
vorgetrocknet, bei 1000 völlig getrocknet und schlieſslich gemahlen. Um Insekten
abzuhalten, sollen die Räume, in denen das Fleisch bearbeitet wird, so stark mit
Schwefelkohlenstoffdampf erfüllt werden, als die Arbeiter vertragen können.
Verfahren zur Reinigung von Spiritus.
Nach J. E. Berlien in Altona (D. R. P. Nr. 7809 vom 14.
März 1879) versetzt man je 10 000l Rohspiritus mit
20 bis 50g salpetersaurem Silber und rectificirt.
Zur Reinigung von Feinsprit genügt ein Zusatz von 0,1 bis 1g Silbernitrat, um jeden Übeln Geruch zu
beseitigen.
Neue Erklärung der Farbe des Himmels.
Ausgehend von der bekannten Young-Helmholtz'schen Theorie der Farbenwahrnehmung, nach
welcher im Auge drei verschiedene Arten von Nerven vorhanden sind, roth, grün und
violett empfindende, hat E. L. Nichols eine neue
Erklärung für die blaue Farbe des Himmels gegeben, welche, im Gegensatz zu den bis
jetzt aufgestellten physikalischen, als physiologische bezeichnet werden kann und
auf Folgendem beruht.
Nach Helmholtz ist die Empfindung der drei verschiedenen
Nerven nicht direct proportional der Intensität der Strahlen; vielmehr ist das
Verhältniſs zwischen Empfindung und Intensität des Lichtes für die „rothen“
Nerven ein anderes wie für die „grünen“ und für diese wieder ein anderes als
für die „violetten“, und zwar sind die violetten Nerven für schwache Strahlen
sehr empfindlich, während die grünen und rothen von ihnen nicht beeinfluſst werden;
hingegen nimmt mit steigender Intensität die Thätigkeit der „grünen“ und
„rothen“ Nerven zu, und die violetten werden geblendet und unwirksam; bei
sehr intensivem Lichte sind die „rothen“ Nerven am empfindlichsten, während
die beiden anderen unwirksam sind. Zeichnet man sich die Curven für die Empfindung
bei zunehmender Intensität vom blauen und gelben Lichte, so findet man, daſs bei
schwachen Intensitäten der blaue Eindruck stärker ist als der gelbe; die Curven
schneiden sich dann bei zunehmender Intensität und jenseits dieses Punktes
übertrifft die gelbe Empfindung die blaue.
Hieraus folgert Nichols, daſs weiſses Licht immer mehr
und mehr blau erscheinen wird, je mehr seine Intensität abnimmt, und diese Regel
findet ihre Anwendung auf das Himmelslicht; je schwächer das Licht ist, das vom
Himmel reflectirt wird, desto mehr muſs die blaue Färbung des letzteren zunehmen,
selbst in den Fällen, wo das Licht in seiner Zusammensetzung durch den Proceſs der
Reflexion keine Aenderung erleidet. Dieser Vorgang, für welchen man in der Natur
eine Reihe von Beispielen findet, ist die Umkehr der wohl bekannten Erscheinung,
daſs blaues Licht bei entsprechender Steigerung der Intensität der Strahlen sich in
weiſses verwandelt, indem die grün und roth empfindenden Nerven von den intensiven
Strahlen mit afficirt werden. Bei abnehmender Stärke werden erst die roth und grün
empfindenden Nerven zu wirken aufhören, das Gelb wird aus dem weiſsen Lichte
schwinden und es bleibt das Blau. (Nach dem Philosophical
Magazine, 1879 Bd. 8 S. 425 durch den Naturforscher, 1880 S. 34.)
Künstliches Platineisen.
Schmilzt man nach H. Sainte-Claire Deville und H. Debray (Comptes rendus,
1879 Bd. 89 S. 587) Platin mit 10 Th. Pyrit und 1 Th. Borax zusammen, so erhält man
Schwefelplatin in grauen krystallinischen Nadeln, welche von Königswasser nicht
angegriffen werden. Bei Anwendung hoher Temperaturen bildet sich auſserdem eine
Legirung von Platin mit etwas über 11 Proc. Eisen, welche nicht magnetisch ist. In
entsprechender Weise wurde Schwefelruthenium und krystallisirtes Ruthenium
erhalten.
Passivität des Eisens.
Nach L. Varenne (Comptes
rendus, 1879 Bd. 89 S. 783) bildet sich beim Eintauchen des Eisens in
rauchende Salpetersäure eine Schicht Stickoxyd, welche die Säure von dem Eisen
abhält. Durch Rütteln des Gefäſses oder beim Durchleiten eines Gasstromes wird die
Passivität aufgehoben; auch im luftverdünnten Raum wird das Eisen sofort von der
Säure angegriffen.
Ueber Wolframbronze.
Die zuerst von Wähler durch Reduction von schmelzendem
saurem wolframsaurem Natrium im Wasserstoffstrome dargestellte, schöne, goldgelbe
Verbindung, welcher man nach Malaguti allgemein die
Formel Na2WO4.WO3.WO2 beizulegen
pflegt, wird bekanntlich weder durch Alkalien, noch durch Säuren – Fluſssäure
ausgenommen – angegriffen.
J. Philipp und P. Schwebel
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1879 S. 2234) haben nun gefunden, daſs diese Bronze durch Erhitzen mit einer
Silberlösung leicht unter Abscheidung von metallischem Silber zersetzt wird;
ammoniakalische Silberlösung bewirkt diese Zersetzung schon in der Kälte. Die
dadurch ermöglichte Analyse der Wolframbronze führte zur einfachen Formel NaWO3.
In ähnlicher Weise wie auf ammoniakalische Silberlösung wirkt die fein gepulverte
Wolframbronze übrigens auch auf die alkalischen Lösungen anderer Verbindungen ein;
so wird u.a. in der Siedehitze aus alkalischen Kupferlösungen Kupfer, aus
alkalischen Quecksilberlösungen Quecksilber reducirt. In kochender alkalischer
Lösung von Ferridcyankalium, auch in einer solchen von unterchlorigsaurem Natrium
löst sich die Wolframbronze ohne weiteres auf.
Verfahren, um Anilinbronze irisirend zu machen.
E. Lewinsohn in Berlin (* D. R. P. Nr. 7948 vom 13. März
1879) bringt die mit einer Lösung von 300g Fuchsin
und 200g Schellack in 3l Alkohol bestrichenen künstlichen Blumen, Gräser
u. dgl. in einen Kasten, auf dessen Boden sich eine Schicht Chlorkalk befindet,
welcher von unten erwärmt wird. Je nach der gewünschten Farbenveränderung läſst man
die Gegenstände längere oder kürzere Zeit in dieser Chloratmosphäre.
Zur Bestimmung des Chroms.
Th. Wilm zeigt in den Berichten
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 2223, daſs bei der
Bestimmung des Chromoxydes durch Fällen mit Ammoniak stets aus den verwendeten
Glasgefäſsen gelöster Kalk mit niederfällt, welcher beim Glühen Calciumchromat
bildet und dadurch Fehler bis zu 2,6 Proc. bewirkt.
Zur Kenntniſs der Salpeterbildung.
In Fortsetzung ihrer Versuche (1879 234 431) über die
Bildung der Salpetersäure im Boden zeigen Th. Schlösing
und A. Müntz (Comptes
rendus, 1879 Bd. 89 S. 891 und 1074), daſs Kanalwasser nach dem Erhitzen
auf 1100 unverändert bleibt, wenn keine Sporen aus der Luft hinzutreten können. Fügt
man aber etwas Ackererde hinzu und leitet atmosphärische Luft hindurch, so treten
bald Nitrate auf. Gleichzeitig bilden sich längliche Organismen, welche den
Bacterien sehr verwandt sind, sich aber durch Knospenbildung vermehren, häufig in
Form zweier länglicher oder runder, an einander gereihter Zellen auftreten und bei
100° rasch getödtet werden.
Wie bei allen durch Organismen hervorgerufenen Processen ist auch hier die Temperatur
von groſsem Einfluſs auf die Salpeterbildung. Unter 5° ist sie fast Null; erst bei
12° wird sie merklich, um bei 37° ihren Höhepunkt zu erreichen und bei 55° völlig zu
erlöschen.
Sehr wesentlich ist der Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes, eine Bedingung, die
im lockeren Boden am vollkommensten erreicht wird. Bei Flüssigkeiten steht dem
entsprechend, unter sonst gleichen Bedingungen, die Menge des gebildeten Salpeters
im directen Verhältniſs zur Ausdehnung der Oberfläche. Eine fernere Bedingung für
die Salpeterbildung ist ein gewisser Feuchtigkeitsgrad des Bodens. Trocknet die Erde
aus, so werden die Organismen getödtet, die Salpeterbildung gehemmt; zu groſse
Feuchtigkeit hindert den Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes. Erforderlich ist
auch eine schwach alkalische Reaction; doch hemmt bereits ein Gehalt von 0,3 Proc.
kohlensaures Alkali die Salpeterbildung.
Unbedingt erforderlich für die Lebensthätigkeit der Salpeter bildenden Organismen
sind organische Stoffe; doch entwickeln sich in einem Boden, welcher besonders reich
an diesem ist, Mucor-Arten, welche die genannten Organismen tödten und so die
Salpeterbildung hindern.
Bei niederen Temperaturen und mangelhaftem Luftzutritt bilden sich vorwiegend
salpetrigsaure Verbindungen.
Nachweisung von Chlor neben Brom und Jod.
Nach G. Vortmann (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 325) werden Jodide durch Mangan-
und Bleihyperoxyd schon in neutraler Lösung theilweise zersetzt; wird aber
Essigsäure zugefügt und gekocht, so wird das Jod völlig ausgeschieden. Bleihyperoxyd
oxydirt hierbei einen Theil des Jods zu Jodsäure, Manganhyperoxyd nicht.
Bromide werden in neutraler Lösung weder durch Mangan-, noch durch Bleihyperoxyd
zersetzt. In essigsaurer Lösung wirkt nur letzteres ein; es entweicht Brom;
Bromsäure bildet sich nur in Gegenwart gröſserer Mengen von Bromiden.
Chloride werden in essigsaurer Lösung durch keines der beiden Hyperoxyde angegriffen.
Will man daher auf Chlor in Gegenwart von Bromiden und Jodiden prüfen, so muſs man
die essigsaure Lösung mit Bleihyperoxyd kochen, bis die Flüssigkeit nach dem
Absitzen farblos ist und nicht im mindesten mehr nach Brom oder Jod riecht. Das
Brom, sowie ein Theil des Jods entweichen als solche, der Rest des Jods bleibt als
jodsaures Blei beim überschüssig zugesetzten Bleihyperoxyd. Filtrirt man ab und
wäscht den Niederschlag gut aus, so hat man alles Chlor frei von Brom und Jod im
Filtrat.
Man kann auf diese Art das Chlor auch quantitativ bestimmen. Bei gröſseren Mengen von
Chlor neben Jod ist es besser, Manganhyperoxyd statt Bleihyperoxyd zu nehmen, da man
sonst, um die Abscheidung des schwer löslichen Chlorbleies zu verhindern, die
Flüssigkeiten zu stark mit Wasser verdünnen müſste. Ebenso ist es gut, bei
Bestimmung gröſserer Mengen von Chlor neben Brom mit dem Bleihyperoxyd auch etwas
schwefelsaures Kali zuzusetzen, so daſs man schlieſslich im Filtrate alles Chlor an
Kalium gebunden hat.
Zur Herstellung von Zündhölzern.
Sudheim und Koppen in
Cassel (D. R. P. Zusatz Nr. 7784 vom 4. April 1879) überziehen die nach dem früher
angegebenen Verfahren (1879 233 429) hergestellten
Zündhölzer mit Schwefel, allein oder in Verbindung mit Phenanthren oder Naphtalin.
Zum Schutz gegen Feuchtigkeit werden die Hölzchen auſserdem mit einer Lösung von
Nitrocellulose unter Zusatz von westindischem Copal oder Canadabalsam in
Aetherweingeist überzogen.
Sprengzündhütchen.
Bei den Sprengzündhütchen von Braun und Bloem in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 8356 vom 14.
Februar 1879) ist der Sprengkapsel eine ringförmige oder sternförmige Abschwächung
des Bodens gegeben. Durch Einschieben einer kräftigen, oben conischen, im Boden
durchlochten Kupferkapsel ist ein möglichst kräftiger Verschluſs der Zündmasse
bewirkt. Ferner ist der untere Theil der Kapselcylinder in der Wandung verstärkt,
der obere Theil ist verengt. Solche Zünder durchschlagen angeblich schon mit 0g,2 Zündmasse ein 0mm,75 dickes Eisenblech und bei verstärkter Kupferkapselwandung mit 0g,4 Ladung ein 2mm dickes Blech. Die aus den Eisenplatten herausgerissenen Stücke
entsprechen der runden oder sternförmigen Abschwächung des Bodens.