Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 258 |
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Miscellen.
Miscellen.
Zur Quadratur des Kreises; von Josef Baader.
Man schneide auf dem Durchmesser AB des vorliegenden
Kreises (= D) im Punkte F
ein Achtel ab, errichte in F und B Senkrechte, mache BG =
AF =⅛ D und ziehe die
Linie AG. Dieselbe schneidet im Punkte E der Senkrechten in F ein
Achtel von BG = 1/64 D ab; dann trägt man
endlich von E nach aufwärts die Länge AF = ED =⅛ D auf und hat in der Verbindungslinie BD die Seite des gesuchten Quadrates vom Inhalt ¼ πD
2:
B\,D^2-B\,F^2+D\,F^2=D^2[(7/8)^2 +
(9/64)^2]=\frac{3217}{4096}\,D^2=0,7854004\,D^2.
Der genaue Werth von ¼ π beträgt
0,7853975, somit die Differenz nur 0,0000029 : 0,7853975, d. i. weniger als 0,0004
Proc.
Textabbildung Bd. 236, S. 258
Abgesehen von der für alle praktischen Fälle weitaus genügenden Genauigkeit hat die
Baader'sche Construction den Vorzug, daſs sie sich
einfach mit Lineal und Zirkel ausführen läſst und daſs die einzig nothwendige
Theilung ⅛ D direct construirt werden kann.
Dagegen können solche Lösungen der Rectification und der Quadratur, bei denen
Theilungen in 3 bis 60 gleiche Theile vorkommen (wir verweisen nur auf die im Journal of the Franklin Institute, 1879 Bd. 108 S. 45
und 105 von P. E. Chase gegebene Lösung), nicht einmal
ein theoretisches Interesse hervorrufen. Kann man doch auch, falls die Zahl π so schwer zu behalten sein sollte, die Rectification
sehr einfach mit dem Stechzirkel- und die Quadratur mit der Papierschere
bewerkstelligen. (Vgl. 1880 235 * 400.)
M–M.
Schärfen von Feilen und anderen gezahnten Werkzeugen.
B. C. Tilghman in London hat bei dem Richardson'schen
Verfahren zum Schärfen von Feilen mittels des Sandstrahles (vgl. 1879 231 * 25) eine Verbesserung des Gebläses (* D. R. P. Kl.
49 Nr. 9147 vom 28. September 1879) vorgenommen. Bei dem vorgeschlagenen, nach Art
eines Injectors construirten Sandstrahlgebläse wird Dampf durch das innere Rohr und
ein Gemenge von Wasser und Sand durch ein das erstere umgebendes ringförmiges Rohr
geführt, in so fern es sich um die Benutzung eines Sandstrahles von kreisförmigem
Querschnitt handelt. Für flache Strahlen von geringer Dicke benutzt man ein
Mundstück, das aus einer Reihe von parallel neben einander liegenden Löchern
besteht, welche nach einer Seite hin sich conisch erweitern und sich hier an den
Dampfraum anschlieſsen; auf der anderen Seite münden die Löcher in ein flaches Rohr
von rechteckigem Querschnitt, das dem Sandstrahl Form und Richtung gibt. Die
Mischung von Sand und Wasser tritt durch einen länglichen, vor dem Mundstück schräg
nach der Achse desselben aufsteigenden Schlitz ein und wird mittels des Dampfes
durch das flache Rohr in einem breiten, dünnen Strahle hinausgeschleudert.
Webstuhl-Absteller beim Brechen eines Kettenfadens.
Herbert Portway in Bradford bewirkt das Abstellen des
mechanischen Webstuhles beim Brechen eines Kettenfadens durch eine mechanische
Vorrichtung (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 1955 vom 5. September 1877) und neuerdings durch
einen elektrischen Apparat (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 4299 vom 16. Juni 1878). Bei
dieser letzteren
Vorrichtung ist die Metalllitze des Fadens senkrecht beweglich in solcher Weise,
daſs sich der hindurchgeführte Faden zufolge seiner Spannung hoch hält und zwar
jedesmal nur, wenn sich der Flügel tief stellt. Reiſst ein Faden, so fällt die
zugehörige Litze herab und berührt einen im Schafte liegenden horizontalen
Metallstab. Da nun dieser und ebenso der metallene Träger der Litze mit
Leitungsdrähten einer Batterie in Verbindung stehen, wenn sich der Flügel senkt, so
wird die Litze des gebrochenen Fadens den Strom schlieſsen. Hierdurch wird ein in
der Nähe des Ausrückers angebrachter Elektromagnet thätig, zieht seinen Anker an und
stellt den letzteren so, daſs ein an dem Ladenklotz befestigter Buffer gegen die
Ankerplatte stöſst und dadurch den Federhebel auswirft.
Durchschnittspreise von Roheisen im Groſshandel im J.
1879.
Mark für 1000k
Jahres-durchschnitt1879
1) Berlin
Bestes schottisches Gieſsereieisen Nr. 1 (Langloan)Englisches
(Middlesbrough) Nr. 3
74,42 55,58
2) Breslau ab Werk
PuddeleisenGieſsereieisen
51,67 56,75
3) Dortmund ab Werk
Bessemer-Roheisen aus dem Bezirk der RuhrWestfälisches Puddeleisen
1 „ „ „
64,18 53,23
4) Düsseldorf ab Werk
Bestes deutsches Puddeleisen
„ „ Gieſsereieisen
56,08 62,55
5) Hamburg
Schottisches Nr. 1Middlesbrough Nr. 1
64,59 53,51
6) Lübeck
Geschmiedetes schwedisches Stabeisen, 1a,
Stockholm 3 Monat ZielStabeisen für Juni und Juli noch zollfrei, es unterlag dem am 31. Mai
eingeführten Roheisenzoll noch nicht; seit 15. Juli 1879 beträgt der
Zoll für 1000k Brutto 25
M.
201,88
Jan.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Oct.
Novbr.
Decbr.
1)
64,0048,00
68,0049,00
64,0045,00
65,0048,00
65,0048,00
73,0054,00
73,0054,
74,0056,00
76,0058,00
85,0065,00
91,0067,00
95,0075,00
2)
51,5055,50
51,0053,50
49,0051,00
48,5052,50
49,5053,50
49,5054,50
50,5054,50
49,5053,50
51,0058,00
56,0060,00
56,0066,50
58,0068,00
3)
65,0054,00
65,0054,00
65,0053,00
65,0052,50
63,0052,00
62,0052,00
62,0052,00
61,0050,50
58,0049,50
60,0051,00
80,0065,00
––
4)
56,0059,50
55,0059,00
54,5059,00
54,0058,50
53,5058,00
53,50–
53,50–
53,5062,50
52,5061,50
53,5066,00
63,5068,00
70,0073,50
5)
60,5051,00
60,0051,00
60,5051,00
60,5051,00
60,5051,00
59,6050,25
59,0048,50
59,0048,50
66,0053,25
76,7562,60
72,0061,00
80,6763,00
6)
200,00
200,00
195,00
195,00
192,50
190,00*
190,00*
210,00
210,00
210,00
210,00
220,00
(Aus dem Decemberheft 1879 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches.)
Verfahren zum Auswalzen von Röhren aus Ringen.
Nach dem von S. Fox in Leeds (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 8720 vom 5. September 1879) angegebenen
Verfahren werden Röhren hergestellt aus entsprechend groſsen, maſsiv geschmiedeten
oder gegossenen Ringen in der erforderlichen Hitze durch Auswalzen in der
Längsrichtung über einen aus einander zu nehmenden Kern auf die erforderliche Länge
und durch darauf folgendes Auswalzen in zweiter Glühhitze zur Erreichung des
gewünschten Durchmessers. Der auszuwalzende Ring wird auf einen Dorn gezogen und
dann zwischen zwei halbrund kalibrirten Walzen zum Rohr auf eine bestimmte Länge gestreckt; der Dorn
wird während der Operation gedreht, so daſs die ganze Fläche des Rohres gleichmäſsig
gewalzt wird. Der Dorn ist cylindrisch, aber aus conisch auf einander gelegten
Theilen zusammengesetzt, so daſs er leicht zerlegbar ist und aus dem Rohr entfernt
werden kann. Nach dieser ersten Operation wird das Rohr über eine Walze gezogen und
durch den Druck und Betrieb einer zweiten Walze auf den gewünschten Durchmesser
gewalzt.
Steinschleifmaschine von Michael Hirschbeck in
Solnhofen.
Der Stein wird durch Kurbel und Pleuelstange hin- und hergezogen; die auf dem Stein
wirkende Schleifscheibe wird durch einen ähnlichen Mechanismus in einer Richtung
rechtwinklig zur ersteren bewegt. Die an der Pleuelstange befindliche Schieberstange
ist dort, wo sie an den Steinhalter angreift, mit mehreren Einschnitten versehen, in
welche man eine Sperrung einlegen kann, um verschiedene Einstellungen ausführen zu
können. Die Schleifscheibe besteht aus einem Rahmen, in welchen eine Anzahl
Hartguſsblöcke eingesetzt ist. Dieselbe ist an zwei Seiten in Schlittenführungen
gehalten und kann mit diesen gehoben werden. (* D. R. P. Kl. 67 Nr. 9122 vom 20.
Juli 1879.)
Mialovich's Signalapparat für Fahrschächte.
Um von der in einem Schachte aufgehenden und der niedergehenden Förderschale aus
Signale zu geben, spannte Hüttenmeister Mialovich in
Kalusz eine mit Kupferdraht in Windungen von 4 bis 5mm Abstand umwickelte Leitschnur aus Hanf zwischen den beiden
Förderschalen, legte dieselbe oben und unten über eine messingene oder mit Metall
beschlagene hölzerne Contactrolle und führte an die Achsen der beiden Rollen die
Poldrähte einer Batterie. Da in den Stromkreis eine elektrische Klingel
eingeschaltet, an jeder Förderschale aber in einer dem Fahrenden bequemen Lage ein
Taster angebracht war, mittels dessen die durch die Leitschnur oben und unten bis an
die Förderschale reichende und in letzterer durch isolirte Drähte bis zum Taster
fortgeführte Leitung geschlossen werden konnte, so konnten durch Drücken auf diesen
Taster und dadurch bewirktes Schlieſsen des Stromes auf der Klingel Signale gegeben
werden. – Mialovich hatte ein Modell seines Telegraphen
schon i. J. 1877 zur landwirtschaftlichen Ausstellung in Lemberg geschickt, i. J.
1878 aber wurde sein Telegraph in einem 120m
tiefen Schachte in Kalusz mit einer 360m langen
Leitung ausgeführt. (Nach der Oesterreichischen Zeitschrift
für Berg- und Hüttenwesen, 1879 * S. 164.)
E–e.
Deprez's Elektromotor.
Um in einer elektro-magnetischen, bezieh. magneto-elektrischen Maschine nicht blos
die Polenden der Hufeisenmagnete wirken zu lassen, legt Marcel Deprez in seinem im Bulletin du Musée de
l'Industrie de Belgique, 1879 Bd. 76 S. 297 ff. ausführlicher beschriebenen
und abgebildeten Elektromotor eine Siemens'sche Inductionsspule der Länge nach
zwischen die Schenkel der Hufeisen, so daſs die Inductorachse diesen Schenkeln
parallel läuft. Soll der Motor als elektro-magnetische Maschine benutzt werden, so
gibt ihm Deprez einen höchst einfachen
Centrifugalregulator; derselbe besteht blos aus einer kupfernen Feder, welche mit
dem einen Ende auf dem Inductor festgeschraubt und mit dem einen Ende der Bewicklung
leitend verbunden ist, während sie mit einer Stellschraube am freien Ende auf einem
kleinen, auf die Commutatorachse aufgelötheten Platincontacte aufliegt; bei zu
groſser Geschwindigkeit der Drehung hebt die Centrifugalkraft die Feder vom Contacte
ab und unterbricht dadurch den durch die Spule geführten und dieselbe in Umdrehung
versetzenden galvanischen Strom. Wird die Maschine nicht als Motor, sondern als
magneto-elektrischer Stromerzeuger benutzt, so braucht man nur die Stellschraube an
der Feder so einzustellen, daſs sie den Contact nicht verlassen kann. Die Maschine
wird vorwiegend in zwei Gröſsen gebaut und liefert in der kleineren Gröſse mit 1 bis
5 Bunsen'schen Elementen bezieh. 0,04, 0,20, 0,45, 0,75 und 1mk,10 in der Secunde, in der gröſseren dagegen mit
2 bis 8 Elementen 0,40, 0,75, 1,10, 1,50, 1,90, 2,30 und 2mk,70.
Elektrische Sonne.
Vor einiger Zeit hat Lontin in der Industrieausstellung
in den Champs Elysées in Paris ein aus 4 Voltaischen Bögen gebildetes elektrisches
Licht in Form eines vollen Kreises gezeigt. Dasselbe wurde mit Hilfe von 4
Kohlenstäben erzeugt, welche radial gestellt waren, sich aber natürlich in der Mitte
nicht berührten. Die zwei einander gegenüber liegenden Stäbe wurden an denselben Pol
der Lichtquelle gelegt, so daſs sich von jeder Kohle zu deren beiden Nachbarn ein
Lichtbogen bildete. Diese 4 Lichtbögen vereinigten sich zu einem vollen Kreise und
lieferten ein Licht von auſserordentlicher Helligkeit.
Dauer der Guttapercha.
In einem vor der Society of Arts gehaltenen Vortrage hat
W. H. Preece folgende Angaben über die Dauer der
Guttapercha gemacht: Der Luft ausgesetzt und in Tunneln aufgehängt, scheint sie sich
10 Jahre zu halten; in unseren Eisenröhren, unter dem Einflüsse der Temperatur- und
Feuchtigkeitswechsel in denselben hat sie anscheinend eine Dauer von 20 Jahren; in
der See, wo sie einer stets gleichen Temperatur und gleichen Verhältnissen
unterworfen ist, scheint sie eine unbegrenzte Dauer zu haben. Einer der letzten an
mit Guttapercha bedeckten Drähten beobachteten Mängel besteht darin, daſs sie an
manchen Stellen allmählich verzehrt wird, ähnlich wie
nackte Drähte an der Luft vom Rost zerfressen werden; dies geschieht aber nur an
gewissen Orten, z.B. in gewissen Theilen des Landes, North Wales, Dublin, Kent.
Ueberall da, wo man diese Erscheinung beobachtet hat, da hat man auch Schwärme eines
sehr kleinen, weiſsen Insektes, der Templetonia
crystallina, gefunden, welche zur Gattung Erdfloh (spring-tail) gehört. Dieses Insekt scheint die Guttapercha sehr zu lieben
und hält sich nicht mehr beim Drahte auf, wenn es die Guttapercha weggefressen
hat.
E–e.
Transportgefäſs für Pulver.
Zum Aufbewahren und Transport von Schieſspulver u. dgl. empfiehlt E. Ritter in Ehrenfeld bei Köln (* D. R. P. Kl. 81 Nr.
8907 vom 1. Mai 1879) gelöthete Blechgefäſse, welche ein Gefäſs aus Papiermasse eng
umschlieſsen.
Herstellung von Filterplatten aus Infusorienerde und
Gyps.
Nach G. W. Reye und Söhne in Hamburg (D. R. P. Kl. 12
Nr. 9094 vom 30. August 1879) wird 1 G.-Th. Gyps mit 3 G.-Th. Infusorienerde und
Wasser zu einem Teig angemacht, aus welchem die Filterplatten geformt werden. Diese
können nach dem Gebrauch durch Abwaschen oder Ausglühen gereinigt werden. Mit
Carbolsäure getränkt, sollen sich die Platten auch für Desinfectionszwecke
eignen.
Tanningehalt der Sumachblätter.
H. Macagno (Chemical News,
1880 Bd. 41 S. 63) hat durch Titration mit Kaliumpermanganat den Gerbsäuregehalt der
Sumachblätter zu verschiedenen Zeiten ihres Wachsthums bestimmt. Danach enthielten
dieselben an dem oberen (I) und unteren (II) Theile der Zweige:
Im J. 1879
Wasser
Tannin
Mittel
I
II
I
II
Wasser
Tannin
10. Juni
58,15
60,23
24,93
17,45
59,19
21,19
16. „
57,12
63,40
24,92
16,11
60,30
20,51
27. „
52,47
63,44
25,82
15,27
57,95
20,54
14. Juli
51,15
62,24
24,75
10,81
56,69
17,78
29. „
49,80
60,33
23,80
9,44
55,06
16,62
11. August
48,15
61,80
21,91
8,77
54,97
15,34
Der Tanningehalt der Sumachblätter nimmt also mit dem Wachsthum und Alter ab.
Ueber den böhmischen Thee; von Anton Belohoubek.
Seit einigen Jahren wird in mehreren Districten Böhmens als Thea chinensis ein Strauch kultivirt, dessen Blätter, als grüner und als
schwarzer Thee zubereitet, bereits vielfach, selbst im Auslande, im Handel
anzutreffen sind und sowohl an und für sich in Dosen auf Art der üblichen
„chinesischen“ gefüllt, als Thee verkauft, als auch zum Fälschen echten
chinesischen Thees verwendet werden. A. Vogel hat
seinerzeit die Pflanze als Lithospermum officinale
erkannt und Verfasser hat es nun unternommen, den böhmischen Thee einer näheren
Untersuchung zu unterziehen. Theïn oder irgend ein anderes Alkaloid wurde nicht
vorgefunden, sondern nur Cellulose, Schleimstoff, Gummi, einige Glucosen, Fett,
ätherisches Oel, Harz, Gerbstoff, Chlorophyll, Eiweiſskörper, Huminkörper,
organische Salze (namentlich Oxalate), unorganische Körper und Wasser; auſserdem
scheint etwas Dextrin und irgend ein Glucosid darin enthalten zu sein.
Die Ergebnisse der quantitativen Untersuchungen sind ihrer Wesenheit nach nachstehend
verzeichnet und mit der durchschnittlichen Zusammensetzung des chinesischen Thees
verglichen:
Böhmischer
Chinesischer
Cellulose
5,9637
21,3067
Gerbstoff
8,2547
13,7842
Fett
9,2910
3,7683
Aetherisches Oel
0,6700
Andere N-freie organische Substanzen
26,4941
24,1286
Theïn
1,7690
Eiweiſsstoffe
24,5406
19,9067
Asche
20,5960
5,3415
Wasser
9,8599
9,3350
–––––––––––––––––––––
100,0000
100,0000.
Im Uebrigen verweist das Chemische Centralblatt, 1880 S.
152 auf die umfangreiche, mit einer Tafel Abbildungen versehene Abhandlung in dem
Archiv technické Mikroskopie a Zboziznalstvi, 1879
Bd. 1.
Vorkommen des Vanillins in gewissen Rübenrohzuckern.
In verschiedenen Rübenrohzuckern hat C. Scheibler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S.
335) Vanillin nachgewiesen. Es scheint, daſs die Muttersubstanz für das
Rübenvanillin nicht in dem unlöslichen Rübenmark, sondern unter den löslichen
Nichtzuckerbestandtheilen des Rübensaftes zu suchen ist.
Mangan haltiger Absatz eines Brunnens.
Ein schwarzer Absatz in äuſserst leichten kleinen Schuppen, welcher sich in groſser
Menge in einem Brunnen Hannovers abgesetzt hatte, bestand nach A. Stromeyer (Correspondenzblatt der analytischen Chemiker, 1880 S. 35) aus:
Manganhyperoxyd
58,43
Manganoxydul
13,89
Eisenoxyd
0,63
Kieselsäure (in Kali löslich)
3,50
Sand
1,50
Wasser
22,05
––––––
100,00.
In 1l des zuvor filtrirten
Wassers fanden sich 0,002 kohlensaures Eisenoxydul und 0,004 kohlensaures
Manganoxydul.
Analyse von Steinsalz.
Nach B. E. Sloan (Chemical
News, 1879 Bd. 40 S. 187) hat das Steinsalz von Saltville in Virginien
folgende Zusammensetzung:
NaCl
89,21
KCl
Spur
CaSO4.2H2O
4,86
Fe2O3
0,84
SiO2
4,53
–––––
99,44
Strontium, Barium und Lithium fehlen.
Ueber die Hühner-Cholera.
Toussaint hat gezeigt, daſs die so genannte
Hühnercholera, welche zuweilen unter dem Geflügel groſse Verheerungen anrichtet,
durch einen mikroskopischen Organismus veranlaſst wird. Pasteur zeigt in dem Comptes rendus, 1880 Bd.
90 S. 239, daſs sich dieses Mikrobion sehr gut in der Brühe von Hühnermuskeln
kultiviren läſst und daſs wenige Tropfen dieser Kultur, auf Brod gegeben, die Hühner
so stark inficirt, daſs ihre mit den Organismen durchsetzten Excremente die
Krankheit fortpflanzen. Bei Ausbruch der Krankheit ist jedenfalls für die gröſste
Reinhaltung des Hofes zu sorgen.
Gegen den Schimmel und Rost der Rosen.
Der Rosenschimmel (Erysiphe pannosa) überzieht nur die
Oberfläche der Blätter und jungen Triebe der Rosen und Pfirsiche. Er tritt besonders
in heiſser und trockener Jahreszeit auf und überwintert mit seinen Dauersporen,
welche sich im Herbste an den jungen Trieben der befallenen Pflanzen als kleine,
braune Pusteln zeigen. Zur Vertilgung des Pilzes bestreut man die kranken Pflanzen
während des Morgenthaues mit Schwefelblumen. Oder man kocht 1k Kalk mit 3k
Schwefel und 5l Wasser etwa 1 Stunde lang,
verdünnt mit 100l Wasser und besprengt damit die
Pflanze. Alle Zweige schimmelkranker Rosen, an denen sich im Herbste Wintersporen
zeigen, müssen nach den Industrieblättern, 1880 S. 78
abgeschnitten und verbrannt werden.
Der Rosenrost (Phragmidium rosarum) wächst im Innern des
Gewebes der Blätter und Zweige von Rosen und Brombeeren. Die rothen, mehlartigen
Rosthäufchen, welche sich im Laufe des Sommers auf den Blättern und Zweigen der
pilzkranken Pflanzen zeigen, sind die Sommersporen der ersten Form des Pilzes, aus
denen sich sofort die zweite Form des Pilzes entwickelt, die im Herbste die Dauer-
oder Wintersporen als schwarzbraune Flecke auf den Blättern erzeugt. Nachdem die
Dauersporen in den trockenen abgefallenen Rosenblättern überwintert sind, entsteht
aus ihnen im Frühjahr wieder die erste Pilzform. Das sicherste Mittel gegen die
Verbreitung des Pilzes ist, daſs alle Blätter und jungen Zweige, auf denen sich im
Sommer Rost zeigt, sofort abgeschnitten und verbrannt werden und daſs ein Gleiches
mit allen im Herbste abgefallenen trockenen Blättern der pilzkranken Rosen
geschieht. – Brombeersträuche sind aus der Nähe mit Rost befallener Rosen zu
entfernen.
Herstellung von Ameisensäure.
Schon i. J. 1855 hat Berthelot nachgewiesen, daſs
Kohlenoxyd von feuchtem Alkali bei 100° unter Bildung von ameisensaurem Salz
absorbirt wird: CO + KOH = KCHO2. V. Merz und J. Tibirica
zeigen nun in den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 S. 23, daſs die Bildung von ameisensaurem Salz rasch
erfolgt, wenn zu lockerem Natronkalk feuchtes Kohlenoxyd bei einer 220° nicht
überschreitenden Temperatur geleitet wird. Bei höheren Temperaturen wird das
gebildete Formiat wieder unter Bildung von Carbonat und freiem Wasserstoff zersetzt.
Es dürfte sich empfehlen, auf diese Weise Ameisensäure zu technischen Zwecken
herzustellen.
Verfahren zur Entfernung pectinartiger Stoffe aus
anorganischen Salzlösungen.
Den Salzlösungen – namentlich Soda- und Potaschelösungen, welche in der Bleicherei
und Färberei abfallen, – setzt man nach A. Rümpler in
Hecklingen, Anhalt (D.
R. P. Kl. 75 Nr. 9075 vom 15. Juni 1879) Magnesia, Magnesiumcarbonat oder
Magnesiahydrat zu und erhitzt zum Kochen. Schon bei 60 bis 70° beginnt ein
Niederschlag sich zu bilden, der aus den Pectinstoffen und Magnesia besteht. Den
Niederschlag löst man in Salzsäure, filtrirt von den ungelöst gebliebenen
Pectinstoffen und fällt aus der Lösung mit Kalk die Magnesia, zunächst nur einen
geringen Theil, der noch etwas organische Substanz enthält, dann die ganze Menge.
Die zuerst gefällte, organische Stoffe enthaltende Magnesia dient als Dünger, die
reinere dient wiederum dem Reinigungsverfahren. Man kann auch den Schlamm einfach im
Flammofen glühen, um eine allerdings durch Kohle und Salze verunreinigte Magnesia zu
erhalten, die vor ihrer Verwendung gewaschen werden muſs.
Neue Phenolfarbstoffe.
Bringt man 1 Mol. Phenanthrendisulfosäure mit 2 Mol. Resorcin zusammen, erwärmt auf
dem Wasserbade, mischt gut und steigert dann die Temperatur allmählich höher, so
findet nach E. Fischer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 317) bei 195 bis
200° eine der Phtalsäureresorcin-Reaction ähnliche Einwirkung unter Entwicklung von
Wasserdämpfen statt. Die erhaltene spröde, cantharidenglänzende Masse gibt beim
Zerreiben ein dunkel rothbraunes Pulver, dessen Lösungen fast noch stärker
fluoresciren als die entsprechenden Fluoresceïnlösungen. Die alkalischen Lösungen
des Reactionsproductes, Phenanthrensulfeïnresorcin, sind im durchfallenden Lichte
blutroth, im reflectirten satt grün gefärbt. Die Bildung desselben läſst sich durch
die Gleichung ausdrücken: 2C6H6O2
+ C14H8(SO3H)2 – 3H2O = C26H16O7S2.
Um das Sulfeïn rein zu erhalten, wurde die Rohschmelze mit Wasser ausgekocht, in
Ammoniak gelöst und mit Salzsäure gefällt, wobei es sich in gelben Flocken
ausschied. Es löst sich schwer in kaltem, etwas leichter in heiſsem Wasser mit
goldgelber Farbe; in Alkohol ist es leichter löslich. Diese Lösungen färben Seide
gelb, die alkalischen roth.
Uebergieſst man das Sulfeïn mit Alkohol und setzt allmählich unter Umschütteln sein
gleiches Gewicht an Brom zu, so wird dasselbe unter Temperaturzunahme aufgenommen
und es bildet sich eine tief violettrothe Lösung, die beim Eingieſsen in Wasser eine
körnige Ausscheidung des Brom haltenden Sulfeïns gibt. Dasselbe ist in Wasser
schwerer löslich als das an Brom freie Sulfeïn, löst sich dagegen ziemlich leicht in
heiſsem Alkohol und ist ein dunkel violettrothes Pulver. Seine alkalischen Lösungen
sind bläulichroth und färben Seide ebenso. Setzt man zu dem mit Alkohol übergossenen
Sulfeïn etwas mehr als sein Gewicht an Rosanilin, so entsteht eine prachtvoll
kirschrothe Lösung des auch in kaltem Wasser ziemlich löslichen Salzes, welches
Seide prächtig roth färbt.
Ein etwas bläuliches gefärbtes Product erhält man aus dem entsprechenden Brom
haltigen Körper.
Zur technisch leicht ausführbaren Darstellung der Phenanthrendisulfosäure wird das
Phenanthren sulfirt, in Wasser gegossen, mit Kalk neutralisirt, vom ausgeschiedenen
Gyps abgepreſst, die Kalksalzlösung mit viel Kalkmilch versetzt und durch Einleiten
von Kohlensäure der Kalk gefällt, welcher die Verunreinigungen mit niederreiſst. Bei
Anwendung einer genügenden Menge Kalk erhält man schon beim ersten Male eine kaum
gelblich gefärbte, blau fluorescirende Kalksalzlösung. Diese wird mit einer zur
Zersetzung des Kalksalzes unzureichenden Menge Schwefelsäure versetzt, vom
Calciumsulfat wieder abgepreſst, das Filtrat möglichst stark eingedampft und die
Disulfosäure mit Alkohol ausgezogen, wobei das nicht zersetzte Kalksalz und das
Calciumsulfat zurückbleiben.