Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 424 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Zapfenreibung.
R. H. ThurstonFriction and Lubrication. Determinations of the laws
and coefficients of friction by new methods and with new apparatus. By
Robert H. Thurston. 212 S. in 8. Mit 22 Textabbildungen. (New-York
1879. Verlag der „Railroad Gazette“.) Wochenschrift
des Vereines deutscher Ingenieure, 1880 S. 98.macht
folgende Angaben über die Abhängigkeit der Reibungscoefficienten von der Pressung
und Geschwindigkeit.
1) Einfluſs der Pressung. Versteht man unter p den
mittleren specifischen Zapfendruck in Pfund auf 1 Quadratzoll englisch
(p=\frac{P}{F}, wo P der totale
Zapfendruck, F die Projection der Auflagefläche auf
eine Ebene senkrecht zur Richtungslinie von P ist), so
zeigt sich unter normalen Verhältnissen eine Abhängigkeit des Reibungscoefficienten
f von der Pressung allein nach der Gleichung:
f=\frac{\alpha}{\sqrt{p}},
wobei die Constante a für sehr
gute Schmiermaterialien = 0,08 bis 0,10 ist. Doch gilt diese Formel nur bis etwa p = 500 Pfund auf 1 Quadratzoll (35k/qc); bei höheren
Pressungen nimmt die Reibung mit p nicht mehr ab,
sondern rasch zu, indem jetzt die Wirkung der Adhäsion zurückzutreten scheint. (Für
Metermaſs, p in k auf 1qc ausgedrückt, wird a = 0,021 bis
0,027.)
In ähnlicher Weise kann der Reibungscoefficient der Ruhe bezieh. für das Anlassen
nach der Formel:
f_1=a_1\,\sqrt[3]{p}
bestimmt werden, mit a1 = 0,015 bis 0,02 (oder wenn p in k auf 1qc berechnet wird, mit a1 = 0,037 bis 0,05).
2) Einfluſs der Geschwindigkeit. Bei einer constanten Belastung von 200 Pfund auf 1
Quadratzoll (14k/qc) und den gewöhnlich bei Maschinen eingehaltenen
Reibungsgeschwindigkeiten von 100 bis 1200 Fuſs in der Minute (0,5 bis 6m in der Secunde) nimmt die Reibung mit wachsender
Geschwindigkeit v zu; nach Thurston kann:
f=0,0015\,\sqrt[3]{v}
gesetzt werden, wenn v in Fuſs
engl. für die Minute verstanden ist. (v in Meter für
die Secunde ausgedrückt, gibt f=0,0043\,\sqrt[3]{v}.)
3) Sind Pressung und Geschwindigkeit zugleich veränderlich, so wird annähernd für
englisches bezieh. metrisches System:
f=0,02\,\frac{\sqrt[3]{v}}{\sqrt{p}}\ \mbox{bis}\
0,03\,\frac{\sqrt[3]{v}}{\sqrt{p}}\ \mbox{bezieh.}\
f=0,027\,\frac{\sqrt[3]{v}}{\sqrt{p}}\ \mbox{bis}\
0,041\,\frac{\sqrt[3]{v}}{\sqrt{p}}.
4) Einfluſs der Temperatur. Die Erhitzung der Zapfen vermehrt die Reibung im
Verhältnisse des Quadrates der Temperaturzunahme, so lange die Temperatur ungefähr
bei 100° F. (37,8° C.) und die Geschwindigkeit unter 100 Fuſs in der Minute (0m,5 secundlich) liegt, während bei höheren
Geschwindigkeiten die entgegengesetzte Wirkung eintritt und der Coefficient nahezu
proportional der Quadratwurzel der Temperaturzunahme abnimmt. Die Temperatur der
kleinsten Reibung ergibt sich, bei etwa 200 Pfund auf den Quadratzoll,
näherungsweise aus:
t^{\circ}\ \mbox{Fahrenheit}=15\,\sqrt[3]{v}\
\mbox{oder}=88\,\sqrt[3]{v},
für v in Fuſs in der Minute,
bezieh. für v in Meter und für die Secunde.
Umhüllung von Dampfleitungen mit Schlackenwolle.
Im Saarbrücker Bezirke sind mehrere Fälle nachgewiesen, daſs guſseiserne, mit
Schlackenwolle umhüllte Dampfleitungsrohre für unterirdische Maschinenanlagen unter
dieser Hülle stark verrostet waren. Anfänglich hatte man die Ansicht, der
Schwefelcalciumgehalt der Hochofenschlacke, aus welcher die Schlackenwolle
hergestellt wird, sei die Ursache vom Zerfressen des Guſseisens; eine genauere
Analyse hat jedoch keine schwefelsauren Salze nachgewiesen, und ist nunmehr nur
anzunehmen, daſs die hygroskopische Eigenschaft der Schlackenwolle Veranlassung zum
Rosten des Eisens gibt. Um nun diese unangenehme Eigenschaft abzuschwächen und
Feuchtigkeit so viel als thunlich abzuhalten, ist für die erwähnte schmiedeiserne
Dampfleitung in den Kreuzgräbenschächten der Grube Sidzbach-Altenwald nachstehend beschriebene Umhüllung angewendet
worden.
An den Enden der einzelnen Röhren und in der Mitte derselben sind guſseiserne,
zweitheilige Muffen aufgeschraubt, welche zur Einlage von hölzernen Bindelättchen
dienen. Der Raum zwischen diesen und den Rohrwandungen wird mit Schlackenwolle fest
ausgestampft, etwa 50mm dick, und dann das Ganze
an verschiedenen Stellen mit Eisendraht umwunden, so daſs die Umhüllung fest mit dem
Rohre verbunden ist. Die hölzernen Bindelättchen werden vor der Verwendung mit Theer
getränkt und nachher das ganze Rohr, d.h. die äuſsere Umhüllung, nochmals mit Theer
angestrichen. Als letzte Umhüllung dient eine Hülse aus Eisenblech von 1mm,5 Stärke, welche an verschiedenen Stellen
ebenfalls mit Eisendraht umwickelt ist. Die Enden der Hülsen stecken in den Muffen.
Auch diese werden mit Theer angestrichen.
Die Versuche, welche rücksichtlich der Wärmeausstrahlung gemacht wurden, indem man
einen ganzen Tag lang Dampf durch die Röhren strömen lieſs, ergaben ein sehr
günstiges Resultat. Die Kosten der Umhüllung sind allerdings hoch und betragen für
das Rohr:
70k Schlackenwolle für 1
Rohr von 5m Länge, 1k zu 10 Pf.
7,00 M.
0cbm,0415 Latten, 1cbm 40 M.
1,66
3 guſseiserne Flanschen 21k
Gewicht, 1000k Umguſs zu 63 M.
1,32
Werth des Guſseisens 21k,
1000k zu 45,50 M.
0,95
6 Stück Schrauben, 1k zu 30
Pf.
0,30
3qm,5 Blech, 1mm,5 dick, 1qm zu 11k,6 = 40k,60, 1000k zu 200 M.
8,12
Arbeitslohn, für 1 Rohr zu umhüllen
1,50
Theeren der Latten und des Rohres
0,50
–––––––––––––––––––
Zusammen
21,35 M.
Bei einer Oberfläche des Rohres von 1qm,57 stellt sich mithin die Umhüllung von 1qm auf 13,50 M. und eines laufenden Meter Rohr auf
4,27 M. Ein Rohr von 100mm lichter Weite wiegt
ohne Umhüllung 55k, mit Umhüllung 213k. (Nach der Zeitschrift
für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1879 S. 267.)
Einfuhr und Ausfuhr von Lumpen, Papier- und Pappwaaren im
deutschen Zollgebiet für die Zeit vom 1. Januar bis Ende März 1880.
Nachstehende aus dem statistischen Amte stammende Zahlen können, wie die Papierzeitung, 1880 S. 416 mittheilt, auf volle
Zuverlässigkeit Anspruch machen, da die Ausfuhr seit dem 1. Januar 1880 dem
Declarationszwang unterliegt.
Waarengatlung
Ein-fuhr(E)Aus-fuhr(A)
Einfuhr und Ausfuhr im freien Verkehr von
bezieh. nach
den deutschen Zoll-ausschlüssen
Dänemark
Norwegen
Schweden
Ruſsland
OesterreichUngarn
Schweiz
Frankreich
Belgien
den Nieder-landen
Groſsbritannien
Italien
den Ver. Staatenvon Amerika
den übrigenLändern
Summe
Bremen
Hamburg-Altona
den übrigenZollausschl.
Mengen von 100k Netto
Lumpen aller Art.
EA
26844423
605934173
157676
800316
2–
r
2760417
45361511
16302253
102721232
173191176
1094328255
603–
–17145
49490
–96986
82758
Graues Lösch- u. Pack- papier aller Art.
EA
7358
3776793
–21
–55
––
5538
213
6972265
3391130
327515
6943985
1283553
1003218
–228
14316
6172
1 274622660
Pappe aller Art und Preſsspäne
EA
57417
10623693
1236
55203
–177
86
–1561
6243968
102880
52458
114955
3224092279
6211
14267
30145
–37965
2 2224
Anderes Parier
EA
1652064
46511605
728
5474
–163
–406
7375
20561216
10881154
7182833
2972075
1094879
1995325
3274
6452
7683
3 513234006
Paniertaneten
EA
9291
412221
–6
–126
–35
–20
–40
3722
2476
170352
104831
71240
31191
–235
–45
4
3716911
1 Darunter: Graues Lösch- und gelbes rauhes
Strohpapier 473; anderes Packpapier, ungeglättet 1543; desgl., geglättet 730 (Mengen
zu 100k). – 2
Darunter: Pappe, auſser Glanz- und Lederpappe; auch Dachpappe 1972; Glanz- und
Lederpappe; Preſsspäne 252 (Mengen zu 100k). – 3 Darunter: Druck- und Schreibpapier 3901;
Löschpapier, mit Ausschluſs des grauen, und Seidenpapier 399; lithographirtes,
bedrucktes, linürtes u. dgl. Papier 363; Gold- und Silberpapier; durchschlagenes
Papier u. dgl. 469 (Mengen zu 100k).
Horizontales Stromrad.
Ein fälschlich als „Turbine“ bezeichnetes horizontales Stromrad von Austruy in Marvejols, Frankreich (* D. R. P. Kl. 88 Nr.
8974 vom 29. August. 1879) besteht aus einer Anzahl Flügel, welche mit dem Radstern
so verbunden sind, daſs sie auf und ab schwingen können. Die verticale Radwelle ist
am Ufer gelagert, so daſs nur etwa die Hälfte der Flügel (Schaufeln) in den Strom
reicht. Während sie von diesem getrieben werden, heben sie sich, indem sie hierbei
auf den ansteigenden Theil einer ringförmigen Leitschiene gleiten, allmählich aus
dem Wasser auf das Ufer, wogegen die nächsten Schaufeln beim Verlassen des Ufers an
der hier abwärts geneigten Leitschiene in den Strom tauchen. – Das Rad laſst sich
auch an Kanälen anordnen, in welchem Falle die Schaufelform dem Kanalquerschnitt
anzupassen ist.
Neuerungen an Webereimaschinen. (Patentklasse 86.)
Die Neuerung an der schottischen Schlichtmaschine von
Kloeber und Comp. in Oelsnitz i. V. (* D. R. P. Nr.
8908 vom 10. Mai 1879) gestattet, die Kette in gröſserer Breite als der normalen
Arbeitsbreite aufzubäumen. Zu diesem Zweck sind Getriebe und Lager des Kettenbaumes
verstellbar, so daſs mit Hilfe von beizustellenden Böcken ein längerer oder kürzerer
Kettenbaum eingelegt werden kann. Ist der Kettenbaum länger als der Führungsbaum der
Maschine, so werden die Kettenfäden mittels eines verstellbaren Kammes in richtiger
Lage auf den Kettenbaum aufgebäumt.
Apparat zur Fadenappretur an Spulmaschinen von H. F. Küchenmeister in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 8630
vom 1. Juli 1879). Diese Spulmaschine hat stehende Spindeln und Reibungsrollen und
läuft der zugeführte Faden, welcher appretirt und von Flocken u.s.w. gereinigt
werden soll, durch ein Auge, hierauf um eine Spannrolle nach dem Anfeuchtetrichter,
von diesem durch ein geschlitztes Blech, welches die anhaftenden Unreinigkeiten
beseitigt und zuletzt nach der Fadenführerrolle und auf die Spule. Der Trichter ist
unten cylindrisch geformt und enthält eine schwach gespannte Spiralfeder, welche
einen leicht beweglichen Holzcylinder nach oben treibt. Man füllt nun entweder den
unteren Trichtertheil mit der Appreturflüssigkeit, oder man legt gefettete
Wollabfälle auf den Holzkolben. Der Faden gleitet darüber hinweg und wird hierbei
durch ein Eisen niedergedrückt, welches seitlich in senkrechter Richtung geführt ist
und durch seine Schwere auf das Garn wirkt.
Die Maschine zur Herstellung von Schaftlitzen von Eduard Winckler in Paris (* D. R. P. Nr. 8520 vom 28.
Februar 1879) dient zur Erzeugung von solchen Litzen, deren knotenlose Schleife aus
einem besonderen Faden gebildet ist; die Artigen Schleifen werden in bekannter Weise
mit den Litzen zu einem Geschirr vereinigt. Die Maschine führt die nöthigen
Bewegungen zur Bildung der Schleife selbstthätig aus und beginnt, nachdem eine
solche fertig gestellt, die Arbeit von neuem.
Die Herstellung der Schleife geschieht auf einer an ihrem Ende conisch zulaufenden
Spindel, welcher eine bestimmte Anzahl von Umdrehungen ertheilt wird, um einen
Faden, aus welchem die Schleife gebildet werden soll, zu einem Ringe aufzuwickeln,
worauf der Faden durch eine Schere abgeschnitten wird. Alsdann wird der Ring von
einem mit der Spindel verbundenen Band nach und nach unter fortwährender Drehung des
Ringes bis zu dem Ende der Spindel bewegt. Dort angelangt, ist der Ring zu einer
Schleife gedreht und geeignet, in die Litzen eingesetzt zu werden.
Die Neuerungen an Webstühlen von Fr. Th. Schmidt und Th. Speight in Bradford (* D. R. P. Nr. 9479 vom 17. Juni 1879) beziehen sich: auf die Construction und
Anwendung metallener Litzen, welche durch Umbiegen nach der schmalen Kante unten und
oben mit Haken versehen sind und in verschiedenen Sätzen (als groſse, kleine, feine,
grobe) angewendet werden können, aus denen jede beliebige Zahl Litzen, je nach der
Beschaffenheit des zu verwebenden Stückes, entfernt oder eingesetzt werden kann;
ferner auf einen Mechanismus zum Anhalten des Webestuhles mittels der Litzen, indem dieselben
niederfallen, wenn ein oder mehrere Kettenfäden gerissen sind.
Mechanischer Teppich-Webstuhl von Ph. Schöller in Düren (* D. R. P. Nr. 8670 vom 6. März
1879). Zur Herstellung der Plüschteppiche auf diesem Webstuhl sind keine mit Muster
bedruckte Ketten erforderlich, sondern nur zwei Ketten von gleichem (leinenem,
baumwollenem o. dgl.) Material. Zur Erzeugung der Plüschoberfläche werden die
Wollfäden den Farben des Musters entsprechend neben einander auf Walzen aufgewickelt
und von diesen in Form ösenähnlich gestellter Noppen in das Grundgewebe eingewebt,
so daſs der Verbrauch an Wolle auf die Schauseite beschränkt ist.
Der Webstuhl besitzt keine Schützen zum Einführen der Eintragfäden, sondern die
letzteren werden von den im Stuhl aufgesteckten Rollen genommen, der Stelle des
Eintrages, ob Ober- oder Unterschuſs, entsprechend hingehalten und durch einen
hakenförmigen Schuſsholer doppelt durchgezogen. Die an der Seite des Schuſsholers
dadurch entstehende offene Kante wird durch ein Eckfadenschiffchen (ähnlich wie bei
Nähmaschinen) eingebunden.
Der Mechanismus zum Abschneiden der Noppen von der Wollfadenwalze besteht aus einem
flachen, über die ganze Breite des Stoffes reichenden Stahlmesser und einer
rotirenden Schneidscheibe, welche an der Kante des Messers entlang läuft.
Die Verbesserungen an dem Bandwebstuhl von F. Fosdick in Fitchburg (* D. R. P. Nr. 8536 vom 23.
Juli 1879) beziehen sich auf die Schützen- und Aufwindebewegung: Die Schütze wird
sicher durch die Kehle geführt und ebenso wieder los gelassen mit Hilfe von zwei
hin- und hergehenden Haltern; dieselben bringen die Schütze bis zur Mitte ihres
Weges und laufen hierauf wieder zurück, so daſs also der eine Halter die erste
Hälfte des Schützenlaufes und der andere die zweite Hälfte derselben bewirkt. Die
Bewegung dieser Theile ist eine vollständig sichere; sie arbeiten ohne Klemmungen
und übermäſsige Reibung und auch dann noch zuverlässig in den Führungscurven die
Schützen geradlinig bewegend, wenn eine Abnutzung entstanden ist. – Eine andere
Einrichtung an diesem Stuhle führt die Aufwindung der Waare herbei; dieselbe
bestimmt gleichzeitig die Schuſsdichte und wirkt vom Rietblatt aus, so daſs
Schuſsstreifen vermieden werden.
E. L.
Hardtmuth's Radirgummi.
Da beim Radiren hauptsächlich die Kanten und Ecken des Gummi wirksam sind, suchen L. und C. Hardtmuth in Budweis (* D. R. P. Kl. 70 Nr.
9256 vom 9. September 1879) die Wirksamkeit von Radirgummi dadurch zu erhöhen, daſs
sie mehrere achtseitige prismatische Gummistäbchen an einander legen und durch eine
Fassung von Holz, Metall, Hörn o. dgl. vereinigen. Es können auch mehrere Reihen
solcher Stäbchen durch eine Hülse verbunden werden; auch die Bildung eines Bündels
von elliptischem oder kreisförmigem Querschnitt aus solchen Stäbchen ist von den
Erfindern vorgesehen.
Neuerungen an Wagen. (Patentklasse 42.)
Um viele Fehlerquellen der gewöhnlichen Wage unschädlich zu machen, will L. Reimann in Berlin (* D. R. P. Nr. 7147 vom 2. März
1879) den Gleichgewichtszustand an derselben immer unter denselben Bedingungen
hervorbringen, also die Wage immer derselben Gesammtbelastung aussetzen, wie schwer
auch der zu wiegende Körper sei. Die an dem einen Wagebalkenende aufgehängte Schale
wird deshalb von vorn herein der gröſsten zulässigen Belastung entsprechend mit
Gewichten beschwert und sammt diesen durch ein am anderen Wagebalkenende befestigtes
Gewicht ausbalancirt. Ist der zu wägende Körper dann auf die Wagschale gebracht, so
werden von der letzteren so viele Gewichte weggenommen, bis wieder Gleichgewicht
herrscht; die weggenommenen Gewichte geben das Gewicht des Körpers an.
Die Decimalwage wurde von Fr. Schuseil in Petersburg (*
D. R. P. Nr. 7721 vom 22. Januar 1879) dahin verbessert, daſs der Hauptwagebalken
nicht fest im Gestell
der Wage, sondern in einer Gabel gelagert ist, welche mittels eines Hebels gehoben
und gesenkt werden kann. Dadurch ist es ermöglicht, die Brücke auf ihren Rahmen
niederzulassen und die Tragschneiden des Brückenbalkens auſser Berührung mit ihren
Pfannen zu bringen, wenn die Wage nicht im Gebrauch ist.
Dem Vorgange Reimann's ähnlich verfährt H. Pfitzer in Leipzig (* D. R. P. Nr. 7378 vom 30. März
1879 und Zusatz * Nr. 9308 vom 6. September 1879) bei Tafel- und Brückenwagen mit
Laufgewicht. Das letztere wird, um immer dieselbe Schneidenbelastung zu erzielen,
zunächst bis an das äuſserste Wagebalkenende gestellt und nach Aufbringen der Last
auf die Wage so weit gegen den Unterstützungspunkt des
Wagebalkens geschoben, daſs dieser sein durch die Last gestörtes Gleichgewicht
wieder erlangt.
Säureheber von Hugo Alisch in Berlin.
Dieser Apparat (* D. R. P. Kl. 64 Nr. 9133 vom 14. October 1879) besteht aus einem
oberhalb der Säureflasche o. dgl. angebrachten Sammelbehälter, dessen Boden durch
ein Glasrohr mit der Flasche (Ballon) in Verbindung steht und an dessen Deckel sich
ein Dreiweghahn befindet, mittels dessen man den Behälter je nach Belieben mit einer
Luftpumpe oder mit der äuſseren Luft in Verbindung setzen kann. Geschieht letzteres,
so wird die Flüssigkeit aus dem Ballon in den Sammelbehälter gezogen. Bringt man
nun, nachdem letzterer gefüllt ist, die Luftpumpe auſser Wirkung, so kann man
mittels eines im Boden des Sammelbehälters angebrachten Hahnes die Flüssigkeit
beliebig abzapfen. Ein an der Mündung der Verbindungsröhre angebrachtes Kugelventil
verhindert ein Zurückflieſsen der Flüssigkeit in den Ballon.
Ueber die Wärmeleitung in Flüssigkeiten.
Nach den Untersuchungen von F. H. Weber (Naturforscher, 1880 S. 137) ist die
Wärmeleitungsfähigkeit der Flüssigkeiten abhängig von der specifischen Wärme der
Volumeinheit. In folgender Tabelle sind die Wärmeleitungsfähigkeiten k, die specifischen Wärmen der Volumeinheiten γ (Dichte mal specifische Wärme) und der Quotient aus
diesen beiden Werthen angegeben:
k
y
k : y
Schwefelkohlenstoff
0,0250
0,325
0,0769
Benzin
0,0200
0,270
0,0741
Wasser
0,0745
1,000
0,0745
Kupfervitriollösung
0,0710
0,984
0,0722
Zinkvitriollösung I
0,0711
0,976
0,0729
Zinkvitriollösung II
0,0698
0,973
0,0721
Zinkvitriollösung III
0,0691
0,962
0,0718
Kochsalzlösung
0,0692
0,942
0,0735
Alkohol
0,0292
0,450
0,0649
Aether
0,0243
0,378
0,0643
Chloroform
0,0220
0,346
0,0636
Citronenöl
0,0210
0,358
0,0587
Olivenöl
0,0235
0,429
0,0548
Glycerin
0,0402
0,738
0,0545.
Das Wärmeleitungsvermögen ist somit der specifischen Wärme der
Volumeinheit proportional. Die Gröſse der innern Reibung zäher Flüssigkeiten
(Glycerin u. dgl.) übt nur einen geringen Einfluſs auf die Wärmeleitungsfähigkeit
aus. Das Wärmeleitungsvermögen der Flüssigkeiten wächst mit steigender
Temperatur.
Temperatur der zugefrorenen Seen.
F. A. Forel (Comptes
rendus, 1880 Bd. 90 S. 322) hat am 25. Januar d. J. die Temperaturen des
Züricher Sees, welcher eine Eisdecke von 10cm
Dicke hatte, bestimmt:
Tiefe
Temperatur
Tiefe
Temperatur
Tiefe
Temperatur
0m
0,2°
50m
3,6°
100m
3,9°
10
2,6
60
3,7
110
3,9
20
2,9
70
3,7
120
4,0
30
3,2
80
3,8
130
4,0
40
3,5
90
3,8
Demnach ist die alte Theorie, nach welcher die ganze
Wassermasse bis 40 abgekühlt wird und erst dann die obern Schichten, welche ihren
Dichten entsprechend über einander gelagert bleiben, in der That richtig.
Untersuchung von Erde auf Leuchtgas.
Bei den Erdarbeiten für das Wasserwerk in Crefeld wurde fast überall ein
unverkennbarer Gasgeruch bemerkt. E. Königs (Correspondenzblatt des Vereines analytischer Chemiker,
1880 S. 59) hat nun zur Nachweisung einer Inficirung des Erdreiches durch Stoffe der
Gasfabrikation je 6l desselben in einem Kruge mit
etwas Schwefelsäure versetzt und dann Dampf eingeleitet. In dem zuerst übergehenden
Destillat konnte Naphtalin nachgewiesen werden.
Zur Werthbestimmung der Getreidekörner.
Bekanntlich wird meist das Gewicht von 1hl Getreide
als Maſsstab für die Werthbestimmung desselben benutzt. E.
Wollny (Hopfenzeitung, 1879 S. 711) zeigt nun,
daſs dieses Volumgewicht nicht in Zusammenhang steht mit der Gröſse der Körner und
ihrer chemischen Zusammensetzung, so daſs das Volumgewicht für die Erkennung des
Werthes der Getreidekörner nicht verwerthbar ist, wohl aber das absolute Gewicht,
d.h. die Gröſse und Schwere der Körner. Die groſsen Körner sind im Allgemeinen
reicher an Stärke, Zucker und Gummi, die kleinen an Eiweiſsstoffen und Holzfaser.
Demnach werden sich die groſsen Körner bei der Gerste und dem Weizen für die
Malzbereitung als am brauchbarsten erweisen, indem sie die gröſste Ausbeute an
Extract liefern werden. Der hohe Gehalt an Holzfaser und die damit in Verbindung
stehende geringere Verdaulichkeit kleiner Haferkörner werden dieselben als Futter
weit weniger geeignet erscheinen lassen, als die groſsen. Bei gleicher Gröſse und
Schwere wird dasjenige Korn die gröſste Menge werthbildender Stoffe einschlieſsen,
welches sich mehr der Kugelgestalt nähert, d.h. die kurzen bauchigen Körner werden
den langen und schmalen vorzuziehen sein.
Nachweisung von Wasser in Alkohol und Aether.
Mischt man eine Lösung von 2 Th. Citronensäure und 1 Th. Molybdänsäure, verdampft bis
zum beginnenden Schmelzen und erwärmt mit 30 bis 40 Th. Wasser, so erhält man nach
C. Mann (Chemikerzeitung, 1880 S. 307) eine Verbindung, welche wasserfrei
dunkelblau gefärbt ist, durch Wasser aber fast farblos wird. Tränkt man mit der
Lösung Filtrirpapier und trocknet bei 100°, so erhält man ein blaues Reagenzpapier,
welches in wasserfreiem Aether oder Alkohol nicht verändert wird, in wasserhaltigem
dagegen, namentlich beim Erwärmen, die Farbe verliert.
Neues Sprengmaterial.
Kürzlich fanden in Kalk bei Deutz in der Nähe einer der Fabrikanlagen von Gebrüder Krebs und Comp. Versuche mit einem neuen, von
dem technischen Director der Dynamit- und Lithofracteur-Fabrik dieser Firma
erfundenen, dem sogen. „Atlas-Dynamit“, statt, welche zum Zwecke hatten, den zugezogenen
Sachverständigen die Ueberlegenheit dieses neuen Dynamits über das bisherige Dynamit
La. Qualität, 80 Proc. Nitroglycerin haltend, der neuen Nobel'schen Sprenggelatine
an Kraft gleichkommend, zu veranschaulichen. Die Sprengkraft ist wesentlich
bedeutender als die des allerbesten Dynamits, wie Beobachtungen am Brisanzmesser und
das aus der Explosion entstandene Zerstörungswerk deutlich ergaben. Während die
Explosion eines gleichen Gewichtstheiles Ia. Dynamit nämlich nur eine Vertiefung in der betreffenden Blei
platte und Ablösung eines kleinen Theiles des Randes derselben zur Folge hatte,
wurde in Folge der Explosion des Atlas-Dynamits die Bleiplatte nicht allein tief
eingedrückt, sondern in sich zerrissen. Auch von den so unangenehm auf die Lungen
wirkenden Rückständen der Dynamitexplosion war bei der Explosion des neuen
Sprengstoffes nichts zu bemerken. Das Atlas-Dynamit soll noch die weitere gute
Eigenschaft haben, daſs es bei jeder, auch der niedrigsten, Temperatur explodirt;
das für den Arbeiter so gefährliche „Aufthauen“ würde daher bei Anwendung von
Atlas-Dynamit-Patronen unnöthig sein. (Glückauf, 1880
Nr. 35).
Zur Abscheidung Ton Schwefel- und Kupferkies.
Um aus einem Erzgemenge Schwefel- und Kupferkies abzuscheiden, wird dieses nach C. Haber in Ramsbeck, Westfalen (D. R. P. Kl. 40 Nr.
9166 vom 21. August 1879) schwach geröstet, worauf die genannten Kiese mittels
Magnete ausgezogen werden.
Bleianalysen.
Nach E. Priwoznik (Berg- und
hüttenmännisches Jahrbuch, 1880 S. 41) hatten raffinirtes Weichblei der
Silberhütte in Przibram (I) und Blei aus Kapnik in Ungarn (II) folgende
Zusammensetzung:
I
II
Schwefel
–
0,0028
Kupfer
0,00096
0,1360
Wismuth
0,00161
0,0052
Silber
0,00190
0,0023
Eisen
0,00079
0,0010
Zink
0,00100
–
Antimon
0,00277
1,6060
Blei (aus dem Abgange)
99,99097
98,2467.
Werthbestimmung der Bleimennige.
Bleisuperoxyd zersetzt sich mit Oxalsäure in Bleioxyd, Kohlensäure und Wasser nach
der Formel PbO2 + H2C2O4 =
PbO + 2 CO2
+ H2
O. Unter Benutzung dieser Reaction empfiehlt F. Lux in der Zeitschrift für
analytische Chemie, 1880 S. 153 folgendes maſsanalytische
Untersuchungsverfahren.
Von der zu untersuchenden Mennige werden 2g,07 in
einer etwa 300cc fassenden Porzellanschale mit 20
bis 30cc verdünnter Salpetersäure übergossen und
unter Umrühren gelinde erwärmt. Ist die Mennige in Bleinitrat und ungelöstes
Bleisuperoxyd zerlegt, so fügt man 50cc einer
Fünftelnormal Oxalsäurelösung hinzu und erhitzt zum Sieden. Das Bleisuperoxyd wird
sofort zerlegt und zu einer klaren, farblosen Flüssigkeit gelöst, während
Schwerspath, schwefelsaures Blei, Thon, Sand, Eisenoxyd und dergleichen Zusätze
zurückbleiben. Man bestimmt nun in der siedenden Lösung mit
Fünftelnormal-Chamäleonlösung die überschüssige Oxalsäure. Die Anzahl gebrauchter
Permanganatlösung werden von 50 abgezogen, der Rest ergibt in Procent das als
Superoxyd vorhandene Blei.
Da die Zersetzung der Oxalsäure in salpetersaurer Lösung durch Chamäleon langsam
stattfindet, so setzt man besser sofort 5 bis 10cc
Permanganatlösung zu; die Entfärbung tritt dann sofort ein, ebenso bei weiterem
Zusatz von Chamäleon, bis sie gegen Ende langsamer verläuft. Man betrachtet die
Titration als beendet, wenn die durch 2 Tropfen Chamäleon bewirkte Rosafärbung
innerhalb einer halben Minute nicht völlig verschwunden ist.
Nachdem die Flüssigkeit durch einige Minuten langes Kochen oder durch einen Tropfen
Oxalsäurelösung entfärbt ist, wird dieselbe mit Ammoniak bis fast zur
Neutralisation, dann mit essigsaurem Ammon oder Natron in genügender Menge versetzt
und in bekannter Weise mit Chromatlösung, welche im Liter 14g,761 K2Cr2O7 enthält,
titrirt. Die Anzahl verbrauchter Cubikcentimeter gibt in Procent den
Gesammtbleigehalt. Wird von diesem das als Superoxyd vorhandene Blei abgezogen, so bleibt die als
Oxyd vorhandene Bleimenge, und es läſst sich nun leicht die Zusammensetzung der
Mennige berechnen. Diese Bestimmung würde nur dann nicht genau sein, wenn die
Mennige mit kohlensaurem Barium verfälscht wäre, was wohl kaum vorkommen dürfte.
Nachfolgende Analysen verschiedener Mennigsorten des Handels zeigen, wie weit
dieselben meist von der theoretischen Zusammensetzung Pb3O4 entfernt sind.
Pb3O4
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
PbO2
34,89
33,6
26,7
26,5
24,7
24,7
24,3
23,5
23,4
23,0
22,7
22,4
20,5
20,4
18,9
18,3
17,5
PbO
65,11
65,0
70,3
71,9
69,9
73,4
69,0
70,9
69,4
64,1
71,1
64,1
71,7
75,6
77,2
73,5
75,1
Verunrei-nigungen
–
1,4
3,0
1,6
5,4
1,9
6,7
5,6
7,2
12,9
6,2
13,5
7,8
4,0
3,9
8,2
7,4
Verfahren zur Reinigung von Mineralölen.
Um Mineralöle von ihrem Kreosotgehalt und dem damit verbundenen unangenehmen Gerüche
zu befreien, werden sie nach C. A. Riebeck in Halle (D.
R. P. Kl. 23 Nr. 9078 vom 12. Juli 1879) mit einer Lösung von Chlorkalk in Spiritus
und Aetznatron gewaschen. Je nach dem mehr oder minder stark vorhandenen Gerüche
werden 5 bis 9 Th. Lösung auf 100 Th. Oel verwendet.
Zur Untersuchung des schwefelsauren Chinins.
Um im officinellen schwefelsauren Chinin, welches nicht mehr als 2 Proc. Cinchonidin
enthält, den Gehalt an dieser Verunreinigung zu bestimmen, schüttelt man nach G. Kerner (Archiv der
Pharmacie, 1880 Bd. 13 S. 186) zur Herstellung einer Normalchininlösung
5g reines Chininsulfat mit Wasser und filtrirt
nach 12 bis 18 Stunden. 10cc des Filtrates werden
aus einer in 0cc,05 getheilten Bürette mit 5cc Ammoniakflüssigkeit von 0,92 specifischem
Gewicht versetzt und geschüttelt, bis der anfangs gebildete Niederschlag fast gelöst
ist, und dann noch weiter Ammon zugefügt, bis die Flüssigkeit völlig klar ist, wozu
im Ganzen etwa 6cc Ammonflüssigkeit verbraucht
werden. Das auf den Grad seiner Reinheit zu untersuchende Chininsulfat wird
ebenfalls 12 Stunden mit 10 Th. kaltem Wasser digerirt und vom Filtrat 10cc mit derselben Ammoniakflüssigkeit wie vorher
behandelt. Bei Cinchonidingehalt wird jetzt eine gröſsere Menge Ammoniak bis zur
völligen Klärung der Flüssigkeit verbraucht, und zwar ist für je 0cc,288 Ammoniakflüssigkeit 1mg Cinchonidinsulfat, für die angewendete Menge
Chininsulfat demnach 0,1 Proc. in Rechnung zu bringen.
Ueber das Leuchten des Johanniswürmchens.
Die das Leuchten des Johanniswürmchens Lampyris
bedingende Phosphorescens des fünften bis siebenten Bauchringes ist nach Belesme (Naturforscher,
1880 S. 193) nicht einer im Käfer fertigen Substanz zuzuschreiben. Vielmehr bildet
sie sich in den lebenden Zellen, sobald diese ein Reiz trifft, und verbindet sich
dann sofort jnit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft, welcher für das
Zustandekommen des Leuchtens unbedingt erforderlich ist.