Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 329
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Miscellen. Miscellen. Die Erweiterung der archimedischen Körperreihe; von H. Haedicke, Lehrer an der k. Fachschule zu Hagen. Im Journal S. 165 d. Bd. ist der Nachweis enthalten, daſs sich die bekannte Körperreihe: Kegel, Kugel, Cylinder, leicht durch Einschaltung der parabolischen Pfeilspitze und des halben Paraboloids auf das Verhältniſs 1 : 2 : 3 : 4 : 6 erweitern läſst. (Die um ihre Scheiteltangente rotirende Parabel, welche den 5. Körper bildet, ist nicht ½ter Ordnung, wie in dem früheren Artikel irrthümlich angegeben, sondern 10. Ordnung.) Textabbildung Bd. 237, S. 328 Es ergibt nun eine einfache Betrachtung der dem genannten Artikel beigegebenen und beistehend modificirten Figur, daſs der fünfte Körper bereits darauf vertreten ist, nämlich durch den von der Halbkugel abgedeckten Halbcylinder, welchen Körper ich „Kugelkappe“ nennen will. Der Inhalt desselben ergibt sich der genannten Zusammensetzung gemäſs zu: 1/12 a3π + ⅛ a3π = 5/24 a3π. Damit ist dann die erweiterte Körperreihe elementar vervollständigt: Parabolische Pfeilspitze : Kegel : Paraboloid . Ellipsoid : Kugelkappe : Cylinder = 1 : 2 : 3 : 4 : 5 : 6. Gleichzeitig ergibt sich der Restkörper zwischen Halbcylinder und Halbkugel als die Einheit, nämlich zu 1/24 a3π, ist also inhaltsgleich mit der parabolischen Pfeilspitze und den zwischen den Oberflächen je zweier Körper liegenden Schalen. Die Oberflächen der 5 ersten Körper theilen mithin den ganzen Körper (Cylinder) in 6 gleiche Theile, welche sich durch entsprechende Summation auch wieder zu ⅓, ½, ⅔ und ⅚ desselben vereinigen lassen. Schmid's Wassermotor zum Betriebe der Förderung und unterirdischen Wasserhaltung in der Grube Anxbach. In der Erzgrube Anxbach bei Linz am Rhein dient ein von A. Schmid in Zürich construirter Wassermotor (1874 212 * 5. 1875 215 * 15) zum Betriebe der Förderung und unterirdischen Wasserhaltung in dem bis zu 40m abzuteufenden Gottessegenschachte. Die Betriebswasser (0cbm,30 in der Minute) werden von Tage aus durch eine 414m lange Röhrenleitung mit 119m Gefälle in die Grube nach der Maschinenstube neben der Schachthängebank geführt und flieſsen dann von der Maschinenstube aus durch den Windstollen ab. Die Haupteigenthümlichkeit dieses Motors, welcher nur einen Raum von 950mm Länge, 850mm Breite und 850mm Höhe beansprucht, liegt, wie bekannt, in der Wasservertheilung vor und hinter dem Kolben, hervorgebracht durch die oscillirende Bewegung des Cylinders. Die Kanäle, durch welche das Wasser aus- und einströmen muſs, sind im Verhältniſs zur Kolbenquerschnittsfläche sehr groſs, weshalb das Wasser einen bequemen Durchgang hat und somit die Kolbengeschwindigkeit der Maschine bedeutend variiren kann, ohne daſs der Nutzeffect wesentlichen Schwankungen ausgesetzt würde. Nach Versuchen von Prof. Dr. Zeuner stellt sich der Nutzeffect bei dem Motor auf 80 bis 90 Proc. Zum Umsteuern der Maschine dient ein Kolbensteuerapparat, der es ermöglicht, mittels desselben die Zulaſs- und Auslaſsleitung am Cylinder zu vertauschen, also in jedem Augenblick dem Kolben durch einfaches Umstellen des Steuerhebels eine andere Bewegungsrichtung zu geben. Der Steuerapparat ist vollkommen entlastet und daher ein leichtes und sanftes Umsteuern möglich. Wegen des Wechsels der Zulaſsleitung bei geänderter Bewegungsrichtung sind am Cylinder zwei Druckwindkessel angebracht. Der Cylinderdurchmesser des Motors beträgt 110mm, der Hub 150mm, die Maschine macht 120 Touren in der Minute. Um der Fördertrommel eine passende Geschwindigkeit zu geben, war man gezwungen, ein doppeltes Zahnradvorgelege anzuwenden. An dem einen freien Ende der Seiltrommelwelle befindet sich eine Kurbelscheibe; der Zapfen derselben ist für verschiedene Hübe verstellbar. Im Falle man nur mit der Wasserhaltung arbeiten will, wird durch eine Klauenkupplung die Seiltrommel auſser Thätigkeit gesetzt. Die aus schmiedeisernen Gasröhren hergestellte Druckleitung wird als Gestänge benutzt. Man war im Zweifel, ob die Gasröhren für diesen Zweck genügen würden, und machte, um sich hiervon zu überzeugen, vorher auf der Hütte Phönix zu Laar bei Ruhrort Zerreiſsversuche mit denselben. Es wurde bei einem Rohr von 40mm lichter Weite eine absolute Festigkeit von 50kr 1qmm gefunden. Diese dünnwandigen leichten Rohre haben sich im Betriebe durchaus bewährt. Den Motor (jedoch ohne Steuerapparat) lieferte die Firma W. Joh. Schuhmacher in Köln, die übrige maschinelle Anlage wurde von Hrn. Spannagel, Ingenieur der Actiengesellschaft Phönix in Laar, construirt und in den Werkstätten dieser Gesellschaft ausgeführt; der Motor wurde im J. 1878 dem Betriebe übergeben und konnten mit seiner Hilfe 20m abgeteuft werden. Die Pumpe hebt bei 12 Hüben in der Minute 0cbm,11 Wasser auf 20m Höhe; zu gleicher Zeit vermag die Maschine die beim Abteufen fallenden Gesteinsmengen mittels eines 0cbm,10 fassenden Kübels bis zur Hängebank zu heben, für Wasserverbrauch des Motors bei dieser Leistung beträgt 0,25 bis 0cbm,30 in der Minute. Mit Einschluſs der Zufluſsleitung von 295m Länge und der Druckleitung von 119m Länge kostete diese ganze Maschinen-, Förder- und Pumpenanlage einschlieſslich Aufstellung und Einbauen der Pumpe 3950 M. (Nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1880 S. 261.) Gelenk- oder Senkheber; von C. Fürstenau. Der in der Chemiker-Zeitung, 1880 Nr. 27 als Neuerung erwähnte Apparat con Fr. Ulrich, bestimmt zur Trennung einer Flüssigkeit von einem darin gesunkenen Niederschlag, veranlaſst mich zwei Vorrichtungen zu erwähnen, welche, wie es scheint, noch nicht so allgemein bekannt sind, wie sie es verdienen, obschon sie schon seit vielen Jahren in der Farbenbereitung angewendet werden. 1) Ein in stumpfem Winkel gebogenes Gas- oder anderes Rohr wird in der Seitenwand des Fällungs- oder Sinkgefäſses mittels einer Stopfbüchse wasserdicht, aber beweglich befestigt. Das Abziehen der Flüssigkeit geschieht durch Neigung des längeren Rohrschenkels unter den Flüssigkeitsstand. 2) In der Seite oder dem Boden des zu entleerenden Gefäſses wird ein Rohrstutzen von Metall oder Steinzeug befestigt, an welchem, im Gefäſs, ein Kautschukrohr angebunden ist. Dieses Rohr wird mit einer gewöhnlichen oder einer Kautschukschnur in die Flüssigkeit versenkt. Beide Vorrichtungen sind leicht und billig herzustellen, das Material kann den Erfordernissen, welche die abzuziehende Flüssigkeit bedingt, angepaſst werden, die Reinigung und das Auseinandernehmen bieten keinerlei Schwierigkeit und beide haben innerhalb der corrodirenden Flüssigkeiten keine Schraubenverbindungen. Doppelt wirkende einstieflige Luftpumpe von Alex. Rediker. Der Stiefel der Luftpumpe ist oben durch einen einschraubbaren Deckel geschlossen, durch welchen die Kolbenstange der Luftpumpe luftdicht führt; doch mündet dicht unter diesem Deckel eine feine verdeckte Rinne, welche an der Seite des Stiefels hinläuft und den oberen Raum des Stiefels mit dem Hahn verbindet. Ihre Mündung liegt in einem Winkel von 90° von der Mündung der Durchbohrung entfernt, welche vom unteren Stiefelraume zum Hahne führt. Dieser Hahn hat zwei Durchbohrungen, deren Mündungen in demselben Querringe ebenfalls in einer Entfernung von 90° liegen müssen und von denen eine etwas gebogen ist, um die andere nicht zu treffen. Von dieser führt eine Längsbohrung nach dem Mittelpunkte der hinteren Fläche des Hahnes und steht hierdurch mit der Röhre in Verbindung, welche zum Recipienten führt. Die andere Querbohrung communicirt mit der äuſseren Luft. Um auch noch die in der Seitenrinne befindliche Luft auspumpen zu können, ist in dieser ein Hahn mit doppelter Bohrung angebracht, welcher im Anfang des Pumpens den oberen Raum des Stiefels mit dem Hahn in Verbindung läſst, ihn aber am Ende desselben durch eine Drehung mit der äuſseren Luft verbindet und so die einfach wirkende Luftpumpe wieder herstellt. Dieser Hahn muſs am untersten Ende der Rinne angebracht sein. Die Bewegung der Luftpumpe kann auf eine der gewöhnlichen Arten geschehen und durch dieselbe zugleich die Drehung des Hahnes bewirkt werden. Heizöfen für Badewannen. Albert Widmann in Eſslingen a. N. (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 9289 vom 16. August 1879) verwendet einen niedrigen, neben der Badewanne aufgestellten Heizkessel, dessen Hohlraum in gewöhnlicher Weise mit der Wanne mittels zweier Röhren in Verbindung steht. In dem Kessel befindet sich eine entsprechend niedrige Feuerbüchse, von welcher aus ein schraubenförmig gebogenes Rohr die Rauchgase durch den Wasserraum führt. Das Wasser erhält seine Wärme sonach sowohl von den Flächen der Feuerbüchse, als auch von denjenigen des genannten schraubenförmigen Rohres. J. Kneip in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 9677 vom 11. October 1879) läſst die Rauchgase von dem im unteren Theile der Feuerbüchse befindlichen Feuer ohne weiteres senkrecht nach oben steigen, bringt aber in der oberen Hälfte der Feuerbüchse zahlreiche glatte, mit dem die Feuerbüchse umgebenden Wasser in Verbindung stehende Röhren an. Das Entruſsen beider Heizungen dürfte recht schwer, wenn nicht theilweise unmöglich sein. H. F. Berichterstattung für Zeitungen mittels Telephon. Die Times vom 27. Mai d. J. enthält einen Artikel über die telephonische Berichterstattung, welche von ihr eingerichtet worden ist, damit sie den neuesten und vollständigsten Bericht über die Parlamentsreden bringen kann. Dazu wurden die nöthigen Drähte unterirdisch am Themseufer entlang vom Parlamentshause bis zur Druckerei der Times gelegt und an jedem Ende ein laut sprechendes Edison'sches Telephon aufgestellt. Dadurch ist der Setzer in unmittelbare Verbindung mit dem Berichterstatter im Parlamente gebracht, und es können die Heden von ½ bis ¾ Stunden mehr als früher noch berichtet und abgedruckt werden. Das von dem Berichterstatter Niedergeschriebene wird unmittelbar in das Telephon gelesen und am anderen Ende der Linie befindet sich der Setzer an der Typensetzmaschine mit dem Ohr am Telephon. Am vortheilhaftesten wird das Telephon über und hinter dem Setzer angebracht und zwei Röhren von ihm aus nach den Ohren des Setzers geführt. Der Setzer hat auch ein Telephon zum Sprechen, einen Taster zum Läuten mittels einer Klingel und eine Klingel, welche vom Parlament aus geläutet wird. Besondere Signale auf den Klingeln sind verabredet; mittels derselben meldet der Setzer, daſs er bereit ist, hört dann einen Satz, meldet, daſs er ihn verstanden hat, setzt das Gehörte und fordert mittels der Klingel den Sprechenden auf, fortzufahren. Etwaige unverständliche Worte werden auf ein besonderes Klingelsignal wiederholt. Die jetzt in der Times-Druckerei verwendeten Typensetzmaschinen erlauben das Setzen von Manuscript von etwa 100 Zeilen stündlich und ermöglichen beinahe die doppelte Leistung, wenn dem Setzer das Manuscript dictirt wird. Bei der Handsetzerei sind ungefähr 40 und ausnahmsweise und für kurze Zeit 50 Zeilen die höchste Leistung. E–e. Ueber den elektrischen Leitungswiderstand der Kohle. Werner Siemens (Monatsschrift der Berliner Akademie, 1880 S. 1) zeigt, daſs die Leitungsfähigkeit der Kohlenstäbe mit steigender Temperatur zunimmt; die mittlere Widerstandszunahme betrug für 1° 0,000331. Die bessere Leitungsfähigkeit der Kohle bei höherer Temperatur läſst sich durch die Annahme erklären, daſs die Kohle, wie krystallinisches Selen, eine latente Wärme enthaltende allotrope Modifikation eines hypothetischen metallischen Kohlenstoffes ist. Hierfür spricht auch das Verhalten der Kohlenstäbe bei der Erzeugung des elektrischen Lichtes. Bekanntlich werden hierbei von der helleuchtenden positiven Kohle zur negativen Kohlentheilchen übertragen und man bemerkt deutlich durch ein lichtschwächendes Glas, daſs es wesentlich die oft wechselnden Stellen der positiven Kohlenoberflächen sind, von denen der Davy'sche Bogen gröſstentheils ausgeht, die sehr hell leuchten. Es ist also nicht, wie wohl angenommen wird, das Aufschlagen der durch den Bogen losgerissenen und transportirten Kohlentheilchen auf die negative Kohle, sondern das Loslösen derselben von der positiven Kohle, was das Licht wesentlich erzeugt. Diese Wärmeerzeugung an der Trennungsstelle der losgelösten von der festen Kohle ist kaum anders zu erklären als dadurch, daſs der Kohlenstoff durch den elektrischen Strom in metallischer Form fortgeführt wird, daſs mithin die latente Wärme der Kohle an der Trennungsstelle frei wird und dadurch diese vorzugsweise erhitzt. Das elektrische Leuchten der Gase bei niederer Temperatur. Hasselberg (Vierteljahresschrift der Astronomischen Gesellschaft, 1880 Bd. 14 S. 356) zeigt, daſs stark verdünnte Gase schon bei Temperaturen unter 100° dem Einfluſs des elektrischen Stromes zum Leuchten gebracht werden können, fiese Beobachtung läſst das Kometenspectrum, welches bekanntlich mit demjenigen der Kohlenwasserstoffe übereinstimmt, als ein elektrisches erscheinen, so daſs das Leuchten der Kometen und Nebelflecke keineswegs eine hohe Temperatur derselben voraussetzt. Verfahren zum Bleichen von geschliffenem Holz. Nach dem Patente der Gesellschaft für Holzstoffbereitung in Grellingen bei Basel (D. R. P. Kl. 55 Nr. 9922 vom 7. November 1879) wird der fertige, noch feuchte Holzstoff entweder in Form von Zeug durch einen Kasten geleitet, oder der aus der Maschine kommende Stoff als Brei in den Kasten fallen gelassen, welcher in beiden Fällen mit gasförmiger Schwefligsäure gefüllt ist. Dann muſs der feuchte Holzstoff noch 15 bis 20 Tage lagern. Formmaterial für Stahlgüsse. Zur Herstellung von Formen für einen vollständig von Schlacken freien Stahlguſs soll man nach H. D. Cowing in Cleveland, Nordamerika (D. R. P. Kl. 31 Nr. 10 114 vom 15. März 1879) Bergkrystall oder Quarzsand pulvern, von Eisenoxyd und sonstigen Fluſsmitteln befreien und dann mit Melasse, Sauerbier, Mehl oder einem ähnlichen Bindemittel mischen. Schutz des Eisens gegen Rost. Um auf dem Eisen eine schützende Schicht von magnetischem Oxyd Fe3O4 (vgl. 1880 236 * 301) herzustellen, verfährt G. Bower (1879 233 83) nach der Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1880 S. 239 in folgender Weise. In einem Regenerativofen werden die Heizgase mit der nöthigen Luft gemengt, in einen Verbrennungsraum und sodann in einen darüber liegenden zweiten Raum geleitet, der mit dem zu bedeckenden Eisen gefüllt ist. Nach der Benutzung streichen die Gase um eine Anzahl Rohre, durch welche die zum Verbrennen der Gase nöthige Luft einströmt und entweichen von da in den Kamin. Die zu bedeckenden Gegenstände werden so dicht als erforderlich auf einander, ohne Zwischenmittel, in den Ofen gesetzt und, nachdem die Kammer geschlossen, mit einem Ueberschuſs von Gas zur Kirschrothglut erhitzt; sodann wird der Luftschieber weiter geöffnet und die Flamme vollständig geklärt. Die Temperatur wird durch den Kaminschieber regulirt. Nachdem während 30 Minuten der Oxydationsproceſs vor sich gegangen, werden Kamin und Luftschieber vollständig geschlossen, der Gasschieber und eine kleine Oeffnung in der Kammerthür geöffnet. Die Kammer füllt sich mit Gas und der Reductionsproceſs beginnt. Nachdem derselbe 30 Minuten gedauert, wird der Oxydationsproceſs wieder eingeführt u.s.f.; 9 bis 10 Wechsel sind für groſse Gegenstände genügend, für kleine werden einige mehr erfordert. Der letzte Wechsel ist natürlich immer der zur Reduction. Das Eisen wird ohne alle weitere Vorsicht aus dem Ofen gezogen und ist nach dem Erkalten mit einer nach Belieben dickeren oder dünneren Schicht einer äuſserlich schön blaugrauen Schicht von Fe3O4 bedeckt. Guſssand, der etwa dem Eisen anhängt, bildet kein Hinderniſs, die Umwandlung geht unter demselben ebenfalls vor sich. Verfälschung von Wasserglas. F. Jean (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 929) hat ein aus Bayern bezogenes Wasserglas untersucht; dasselbe enthielt: Gebundenes Natron als Silicat 8,54 Natriumcarbonat 6,36 Natron, an Fettsäure gebunden 0,24 Fettsäure 1,76 Kieselsäure 21,40 Eisenoxyd, Thonerde, Kalkspuren 0,74 Alkalisulfate und Chloride 0,66 Wasser 60,05 Nicht bestimmt 0,25 Zur Chemie der Platinmetalle. Nach Th. Wilm (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1198) sind alle Platinmetalle, welche durch Zink fein vertheilt ausgefällt wurden in Salpetersäure so löslich, daſs sich aus einem solchen Gemenge das Palladium allein nicht durch diese Säure ausziehen läſst. Reines Palladium ist selbst als dünnes Blech schwierig löslich in Salpetersäure, alle anderen Platinmetalle dagegen in einigermaſsen zusammenhängendem Zustande vollkommen unlöslich. Die Trennung des Palladiums allein aus einer Lösung, welche neben anderen Platinmetallen noch unedle Metalle – wie Kupfer, Blei u.a. – enthält, durch Schütteln der Lösung mit Quecksilber, gelingt nicht, da Quecksilber auſser Palladium sämmtliche in ihr befindliche Platinmetalle niederschlägt, indem es mit letzterem wahrscheinlich ein Amalgam bildet. Aus den mit Quecksilber niedergeschlagenen Platinmetallen läſst sich durch einfaches Abdestilliren lind nachheriges Glühen kein von Quecksilber freies Metall erhalten, da ein Theil des Quecksilbers sich hierbei fest mit den Platinmetallen vereinigt. Ueber die Veränderung des Schieſspulvers in Metallpatronen. Nach E. Potier (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1348) wurden mit den Patronen, welche unmittelbar vor den betreffenden Versuchen im März d. J. angefertigt waren, eine mittlere Kugelgeschwindigkeit von 430m,2 erzielt, mit den i. J. 1879 angefertigten 424m,3, vom J. 1877 nur 420m,4 und vom J. 1876 je nach dem Alter 418,6 und 415m,5. In ähnlichem Verhältniſs nahm mit dem Alter der Patronen die Trefffähigkeit ab. Die Zusammensetzung des Pulvers war: HerstellungderPatronen Kohlenstoff Schwefel Kupfer Zink Schwefel-kalium Kalium-sulfat Kalium-carbonat Ammonium-sesqui-carbonat Salpeter 1877 14,994 7,708 0,219 0,131 0,154 1,185 0,557 74,984 1876 14,975 7,663 0,339 0,184 0,131 1,545 0,383 74,741 1876 14,967 7,632 0,359 0,188 0,176 1,743 Spuren 0,236 74,678 Nicht in Metallhülsen aufbewahrtes Schieſspulver hielt sich dagegen unverändert. Zur Aufrahmung in thönernen Satten. Es ist bereits mehrfach beobachtet, daſs das Material der Aufrahmgefäſse einen wesentlichen Einfluſs auf die Ausrahmung und den Verlauf der Abkühlung der Milch ausübt. M. Schrodt (Milchzeitung, 1880 S. 373) hat nun eine gröſsere Reihe diesbezüglicher Versuche angestellt, von welchen der folgende zur Erläuterung des Verfahrens ausführlicher angegeben werden mag. Die verwendete Morgenmilch hatte ein specifisches Gewicht von 1,0305, eine Temperatur von 26°, während die Lufttemperatur am Boden des Kellers von 10,5 bis 12° schwankte: Holzbütten Thonbütten Blechbütten Milch-Temperatur beim Abrahmen 10,5° 10,5° 10,5° Menge der Milch    7,30k    4,60k    5,25k Menge des Rahms     0,997   0,74     0,705 Menge der Magermilch     6,290     3,790     4,525 Verlust     0,013     0,070     0,020 Fettgehalt der Milch     3,120 Proc. Fettgehalt der Magermilch     0,755 Proc.   0,60     0,539 Proc. Ausrahmungsgrad 79,15 84,18 85,10 Die verwendeten Holzbütten hatten eine innere Höhe von 9cm,3, einen oberen lichten Durchmesser von 40cm und unten 38cm, die entsprechenden Gröſsenverhältnisse für die thönernen Satten waren 10, 39 und 27cm,5 für die Blechsatten 7,5, 39,5 und 28cm. Bei 24 stündiger Aufrahmung ergaben 9 Versuchsreihen in Durchschnitt für Holzbütten 79,55, für Thonbütten 82,75 und für Blechbütten 84,37 Proc. Ausrahmung. Bei 36 stündiger Aufrahmungsdauer gaben 5 Versuche im Mittel für Holzgefäſse 82,65, für Thongefäſse 86,85 und für Blechgefäſse 86,88 Proc. Bei dieser längeren Aufrahmungsdauer stehen sich daher Blech und Thon gleich, dagegen geben Holzgefäſse immer eine 4 bis 5 Proc. geringere Ausbeute. Ueber das Fluid Meat. S. Darby (Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 208) glaubt entgegen der Angabe von Rubner (1880 235 246) mit der Herstellung des „Fluid Meat“ einem wirklichen Bedürfnisse abgeholfen zu haben. – M. Rubner (daselbst S. 212) zeigt dagegen, daſs die Zusammensetzung des Präparates sehr wechselt, indem die Analyse eines in München eingekauften „Fluid Meat“ im Vergleich mit dem früheren und der von Darby mitgetheilten Analyse folgende Resultate ergaben, In 100 frisch In 100 trocken In 100 organisch trocken Pepton N Asche Pepton N Pepton Rubner 1 79,21 23,8 10,36 18,64 30,1 12,73 36,9 Darby   – 11,68   53,97 14,50   66,98 Rubner 2 69,38 37,4 11,42 17,62 53,9 13,84 65,4 welche die Schluſsfolgerungen Rubner's bezüglich des Nährwerthes selbstverständlich in keiner Weise andern. Ueber den Nährwerth der Fettsäuren. J. Munk (Medicinisches Centralblatt, 1880 S. 280) hat durch Versuche nachgewiesen, daſs freie Fettsäuren als solche im Darme emulgirt, resorbirt und dann in Fett umgewandelt werden, so daſs sie bei der Ernährung das Fett völlig ersetzen können. Das specifische Drehungsvermögen der Lactose. E. Meiſsl (Journal für praktische Chemie, 1880 Bd. 21 S. 97) hat mit einem Wild'schen Polaristrobometer die specifische Drehung der Lactose, des Spaltungsproductes des Milchzuckers bestimmt zu (α) D == 83,883 – 0,0785 P – 0,209 t, wenn die Lösung bei t° P Gewichtsprocent Lactose enthält. Den Gehalt von 100cc erhält man auch bis auf 0g,1 genau, wenn man annimmt, daſs bei 17,5° ein Drehungsgrad: innerhalb   5° und 15° = 0,620g Lactose in 100cc Lösung 15 30 = 0,615 100 30 45 = 0,610 100 45 60 = 0,605 100 entspricht. Um die Gewichtsmenge Lactose in 100cc zu finden, hat man also blos die bei 17,5° abgelesenen Drehungsgrade mit dem entsprechenden Factor zu multipliciren. Ueber das Schwefeln der Weinreben. J. Moritz (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1880 S. 1) zeigt, daſs sich aus dem auf die Reben gestreuten pulverigen Schwefel Schwefligsäure entwickelt, welchem voraussichtlich die bekannte Wirkung auf den Traubenpilz Oidium Tuckeri zuzuschreiben ist. Herstellung der Weinsäure- und Traubensäureäther. Nach R. Anschütz und A. Pictet (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1175) übergieſst man die gepulverte Säure mit dem gleichen Gewicht des betreffenden Alkohol es und leitet unter Kühlung bis zur völligen Sättigung Salzsäure ein, läſst mindestens 24 Stunden stehen, saugt durch die von etwa ungelöster Säure abgegossene Flüssigkeit einen trockenen Luftstrom und befreit alsdann das Reactionsproduct durch Erhitzen der Flüssigkeit auf dem Wasserbad unter stark vermindertem Druck völlig von Alkohol und wässeriger Salzsäure. Man setzt abermals die gleiche Menge Alkohol zu, leitet von neuem Salzsäure ein, läſst 24 Stunden stehen, trocknet wiederum sorgfältig und destillirt schlieſslich im Vacuum. Aus dem verbleibenden Destillationsrückstand kann durch Behandeln mit Alkohol und Salzsäure unter den angegebenen Bedingungen eine weitere Menge Aether gewonnen werden. Zur völligen Reinigung wird der Rohäther einmal der fractionirten Destillation im stark luftverdünnten Raum unterworfen. Nach diesem Verfahren beträgt die Ausbeute bis 70 Procent der berechneten Menge an Säure freiem Aether von gleichbleibendem Siedepunkte. Bis jetzt wurde so der Methyl-, Aethyl- und Normalpropyläther der gewöhnlichen Weinsäure, sowie der Methyläther der Traubensäure dargestellt. Sie lassen sich alle im reinen Zustande fast unzersetzt destilliren und reagiren neutral, ertheilen aber Wasser eine stark saure Reaction. Synthetische Herstellung der Citronensäure. E. Grimaux und P. Adam (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1252) haben β-Dichloraceton durch Cyanwasserstoff in Dichloracetoncyanhydrin und dieses durch Salzsäure in Dichloroxyisobuttersäure übergeführt. Diese wird mit Natriumcarbonat neutralisirt und mit Cyankalium erhitzt, mit Chlorwasserstoff gesättigt und 15 Stunden im Wasserbade erhitzt. Behandelt man diese Flüssigkeit jetzt mit Kalkmilch, so erhält man citronensaures Calcium. Danach kann die Citronensäure als zweifach carboxylirte Oxyisobuttersaure angesehen werden. Desinfection mit Phenol und Schwefligsäure. Schotte und Gärtner (Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1880 S. 337) haben gefunden, daſs zur Desinfection inficirter Wollhemden bei gewöhnlicher Temperatur für 1cbm Luft 12,5 bis 15g Phenol erforderlich waren, wenn das Gewebe feucht war, trocken 15g und mehr, während selbst 6,5 Vol. Proc. Schwefligsäure (entsprechend 92g Schwefel für 1cbm) hierzu nicht ausreichten. Sie halten es daher nicht für thunlich, Schiffsräume mit derartigen Dämpfen zu desinficiren (vgl. 1879 234 * 462). Alkalimetrische Bestimmung von Sulfaten. Natriumsulfat zersetzt sich mit Bariumsulfat nach folgender Gleichung: Na2SO4 + (x + 1) BaO2H2 + yH2O = 2 NaOH + xBaO2H2 + BaSO4 + yH2O. J. Groſsmann (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 114) versetzt nun die neutrale Lösung von 3g,55 Natriumsulfat mit einer überschüssigen Menge einer Bariumhydratlösung von bekanntem Gehalt, füllt zu 500cc auf und filtrirt. Im Niederschlage befinden sich Schwefelsäure, Thonerde und Eisenoxyd. 250cc des Filtrates werden mit Kohlensäure gesättigt, zum Sieden erhitzt, auf 500cc aufgefüllt und filtrirt. Der Niederschlag enthält auſser Bariumcarbonat auch den Kalk. Titrirt man nun 250cc des Filtrates mit Viertel-Normalschwefelsäure, so gibt die Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter mit 2 multiplicirt den Procentgehalt an Natriumsulfat. Bei den Versuchen wurden jedoch 1,3 Proc. zu wenig gefunden. Ein untersuchtes Sulfat (saltcake) enthielt: Feuchtigkeit 0,49 Unlösliches 0,29 Schwefelsäure, frei 0,38 Aluminiumsulfat 0,23 Eisensulfat 0,42 Calciumsulfat 1,17 Natriumchlorid 2,00 Natriumsulfat als Rest 95,02 –––––– 100,00. Zur Untersuchung von Bromkalium. In 10procentiger Ammoniakflüssigkeit ist Jodsilber fast unlöslich und in 15 bis 17procentiger Ammoniumcarbonatlösung ist auch das Bromsilber unlöslich. H. Hager empfiehlt in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1880 S. 85 zur Untersuchung des für Arzneizwecke bestimmten Bromkaliums folgendes Verfahren. Man zerreibt 5 bis 6 der gut gemischten Krystalle und löst 0g,1 dieses Pulvers in 10 bis 12cc Ammoniakflüssigkeit, gibt dazu nur einen Tropfen Silbernitratlösung und schüttelt nun. Eine nicht verschwindende Trübung zeigt die Gegenwart von Jodkalium. Die Reaction ist ausreichend scharf. Zur Prüfung auf Chlor löst man 0g,1 des gepulverten Bromkaliums in 2 bis 3cc Wasser und versetzt mit einer Lösung von etwa 0g,16 Silbernitrat in 3 bis 4cc Wasser. Dann gibt man 10 bis 12cc Ammoniumcarbonatlösung hinzu, schüttelt einige Mal um und filtrirt nach etwa 10 Minuten. Eine Trübung beim Neutralisiren mit Salpetersäure zeigt einen Chlorgehalt an. Ueber die Bestimmung des Schwefels in Pyriten. A. Houzeau (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 870) schmilzt 1g Schwefelkies mit 4g Salpeter und 3g Soda im Platintiegel, löst in Wasser, filtrirt, füllt zu 500cc auf und titrirt die Schwefelsäure in 10cc Lösung mit Chlorbarium unter Anwendung des Gravivolumeters (vgl. 1879 234 * 127). Ein neues Aluminiumsulfat. Durch Erhitzen des Ammoniakalauns hat P. Marguerite (Comptes rendus, 1880 Bd. 90) ein neues Aluminiumsulfat der Formel Al2O3.2SO3.6H2O erhalten. Er gibt schlieſslich folgende Reihe von Aluminiumsulfaten: Formel Zusammensetzung Al2O3 SO3 H2O Einfach basisches Sulfat   Al2O3,3SO3,  9H2O 15,32 36,03 48,65 Anderthalb basisch.   Al2O3,2SO3,  6H2O 21,34 33,47 45,18 Zweifach basisches 2Al2O3,3SO3,18H2O 18,69 21,97 59,34 Desgleichen 3Al2O2,4SO3,15H2O 26,24 27,44 46,32 Dreibasisches 6Al2O3,6SO3,27H2O 29,65 23,25 47,10 Basische Salze 4Al2O3,3SO3,18H2O 31,50 18,50 50,00     „          „ 3Al2O3,2SO3,  9H2O 38,73 20,25 41,02     „          „ 5Al2O3,3SO3,18H2O 36,50 17,15 46,35     „          „ 2Al2O3,  SO3,  8H2O 35,67 13,99 50,34     „          „ 5Al2O3,2SO3,18H2O 38,69 12,14 49,17. Ueber Igasurin. Das von Desnoix aus Nux vomica dargestellte, angeblich neue Alkaloid „Igasurin“ ist nach den Versuchen von W. A. Shenstone (Journal of the Chemical Society, 1880 Bd. 37 S. 235) lediglich ein Strychnin haltiges Brucin. Zur quantitativen Bestimmung der Arsenigsäure. Enthält eine Lösung auſser Arsenigsäure keine andere Stoffe, welche ammoniakalische Silberlösung in der Kochhitze reduciren, so geht nach L. Mayer (Journal für praktische Chemie, 1880 Bd. 22 S. 103) die Reduction nach folgender Gleichung vor sich: As2O3 +  2Ag2O = As2O5 + 2Ag2. Das nach halbstündigem Kochen ausgeschiedene Silber wird mit warmem Ammoniak und etwas Salmiak haltigem Wasser ausgewaschen. Etwa in Form eines Spiegels abgesetztes Silber wird in Salpetersäure gelöst, als Chlorsilber gefällt und dem übrigen Silber hinzugefügt, da es beim Glühen durch die Filterkohle reducirt wird. – Will man diese Methode auf die Bestimmung von Arsenigsäure neben Arsensäure anwenden, so bestimmt man durch Kochen mit ammoniakalischer Silberlösung die Arsenigsäure, welche nach der Reduction des Silbers in Arsensäure übergeht und nun gemeinschaftlich mit der ursprünglich vorhandenen Arsensäure bestimmt werden kann. Aus der Differenz ergibt sich dann die Menge der letzteren.