Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 409 |
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Miscellen.
Miscellen.
Greſser's Herstellung von Hartwalzen.
Nach Greſser in Grafenberg bei Düsseldorf (D. R. P. Kl.
31 Nr. 9896 vom 17. October 1879) besteht das neue (vgl. jedoch Brissot 1876 221 484) Verfahren darin, daſs man
zunächst eine eiserne Form, deren Hohlraum den Kern darstellt, mit Guſsstahl oder
Flufseisen füllt, nach dem Erhärten des Metalles die Eisenform abzieht und dann die
guſseiserne Schale um den Kern gieſst, ohne diesen von
Neuem anzuwärmen, also unter Benutzung der ihm vom Gieſsen her verbliebenen
Hitze. (Vgl. auch 1876 222 187.)
Radreifen-Versicherung durch Löthung.
R. Daelen sen. in Düsseldorf (* D. R. P. KL 20 Nr. 10046
vom 6. Januar 1880) gibt folgendes Verfahren an: Der ausgedrehte Radreifen, welcher
das gewöhnliche Profil beibehält, wird nach entsprechender Erwärmung in ein Zinnbad
o. dgl. eingetaucht und so lange herumgedreht, bis seine innere Fläche mit Zinn
überzogen ist. Hierauf wird der Reifen auf eine geheizte Platte gelegt und der
Radstern eingelegt; durch einen aufgelegten Ring wird eine Rinne gebildet, welche
mit flüssigem Zinn gefüllt wird, um alle Fugen zu füllen. Während des Biegens auf
der geheizten Platte nimmt allmählich auch der Radstern eine höhere Temperatur an,
preſst sich gegen den Reifen und entfernt so das überflüssige Zinn, während das
übrig bleibende eine feste Löthung zwischen Radstern und Reifen hervorbringt. Der
Radreifen soll auch hier noch um ein gewisses Schrumpfmaſs kleiner ausgedreht werden
wie der Radstern; doch bildet das zwischen beiden befindliche Zinnband eine
Sicherung gegen Ueberspannung und dadurch bedingtes Reifsen.
B. C.
Ventil von A. Gunthorpe und B. Henoch in London.
Dieses Ventil (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 9095 vom 30. August 1879) ist den bekannten
Lippenventilen (1857 144 * 327. 1872 205 * 498) aus Kautschuk nachgebildet; es besteht aus
zwei gekrümmten Metallflügeln, welche sich an ihrer Basis, wo sie um Gelenke drehbar
sind, dem Rohrumfange anschlieſsen, in den seitlichen und oberen gegenseitigen
Berührungsstellen aber geradlinig begrenzt sind. Blasrohrklappen bei Locomotiven
zeigen ähnliche Formen.
Zusammengesetzte Maschinentreibriemen.
Aehnlich wie man bereits Lederriemen mit Drahtgurten und Metallbändern verbunden hat
(vgl. 1879 231 * 225), suchen nun C. H. Benecke und Comp. in Hamburg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 7984 vom 8.
Februar 1879) Lederriemen mit Riemen aus Kautschuk, Hanf oder Haaren zu combiniren,
wobei sie von der Absicht ausgehen, einen Treibriemen zu schaffen, welcher alle
Vorzüge der einzelnen Riemenstoffe vereint und frei von deren Uebelständen ist.
Verschluſs für Diffusionsgefäſse.
E. R. v. Skoda in Pilsen (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 9148 vom
7. October 1879) wendet zum Verschluſs der unteren Entleerungsöffnung von
Diffusionsgefäſsen einen Deckel von der Form eines Kugelabschnittes an, welcher sich
um eine unter der
Oeffnung gelagerte wagrechte Achse drehen läſst. Der Deckel kann durch Stützen
entweder unmittelbar mit dieser Achse verbunden sein, oder es können die auf der
Achse befestigten Stützen einen Querhebel und dieser erst den Deckel tragen. Der
letztere läſst sich dann beim Oeffnen mit Hilfe des durch Schraube mit Handrad
stellbaren Querhebels zunächst etwas vom Gefäſs abheben. Die Dichtung des Deckels
gegen den Gefäſsmantel erfolgt in bekannter Weise mittels eines Schlauches. Als
Hauptvortheil dieses Verschlusses wird groſse Leichtigkeit der Bewegung selbst
groſser Deckel angeführt.
Tränken der Gährbottiche mit Paraffin.
Nach dem Vorschlage von Prof. Stahlschmidt in Aachen (D.
R. P. Kl. 6 Nr. 10110 vom 27. Januar 1880) werden die an der Luft getrockneten
Gährbottiche mit dem offenen Ende nach unten so lange über ein Kohlenbecken gesetzt,
bis sich die Faſsdauben von auſsen heiſs anfühlen. Dann werden sie innen mittels
Pinsel mit geschmolzenem Paraffin getränkt.
Die so behandelten Bottiche lassen sich leicht reinigen, entwickeln nach dem
Gebrauche keinen Geruch und sehen nach der Reinigung wie neu aus. Nach 4jährigen
Erfahrungen in der Brauerei Dittmann und Sauerländer in
Aachen hat sich dieses Verfahren sehr gut bewährt.
Zur Herstellung von Wachstuch.
Durch die bisherige Anwendung von Mehlkleister wird das Wachstuch nach Angabe von Max Gräbner in Reudnitz-Leipzig (D. R. P. Kl. 8 Nr. 10
206 vom 7. Mai 1879) brüchig. Dieser Uebelstand soll durch Anwendung einer Gallerte
aus den Hörnern der Wiederkäuer beseitigt werden. – Von dieser Gallerte werden 32l mit 0k,5 Borax
und 16l Leinölfirniſs, dann mit 30k in Wasser eingeweichten Kaolin (China clay) gemischt, mit der erforderlichen Menge
Naphta verdünnt und dann mittels der Grundirmaschine auf das Rohgewebe übertragen.
Dann werden 75k mit Wasser eingeweichter Kaolin
mit 33k Leinölfirniſs gemischt, die erforderliche
Mengen Naphta und Grundfarbe zugesetzt und ebenfalls durch die Grundirmaschine
aufgetragen. Das so vorgerichtete Wachstuch wird nun in bekannter Weise mit einem
Muster versehen, worauf mittels der Grundirmaschine der Lack aufgetragen wird.
Zur Verwerthung von Lederabfällen.
Zur Herstellung von Messerheften, Stiefelabsätzen, Knöpfen u. dgl. werden nach J. S. Hyatt in Paris (D. R. P. Kl. 39 Nr. 10 328 vom
11. October 1879) Lederabfälle aller Art 1 Stunde lang in Wasser von 66° gelegt,
damit sich das Fett abscheidet, dann getrocknet, gepulvert und in entsprechenden
Formen, welche durch Dampf auf 116 bis 121° erhitzt sind, unter 360at gepreſst. Sollen andere Stoffe zugemischt
werden, so müssen die Formen auf 143 bis 149° erhitzt werden.
Beschleunigtes Gerbverfahren.
S. Ullmo in Lyon (D. R. P. Kl. 28 Nr. 9919 vom 12.
September 1879) bringt Häute nach der gewöhnlichen Behandlung in flieſsendem Wasser
in ein luftdicht verschlossenes Walkgefaſs, welches für je 100k Häute einen Auszug enthält von 30k Dividivi, 20k
Eichenwurzelrinde, 30k Alaun, 15k gesäuertes Gerstenmehl und 1k schwefelsaures Kupfer. Nachdem das Walkfafs 24
Stunden gedreht ist, werden die Häute sammt der Gerbflüssigkeit in eine gewöhnliche
Kufe gebracht, während 15 bis 20 Tagen täglich aufgeschlagen und wieder
eingestoſsen. Dann werden die Häute mit Lohe in eine gewöhnliche Grube gebracht,
worauf sie nach 15 bis 20 Tagen gar gegerbt sind. Kalbfelle sollen nach diesem
Verfahren in 3 bis 6 Wochen, Ochsenhäute in 1 bis 3 Monaten fertig gegerbt sein.
Dividivi kann durch Catechu, Eichenwurzelrinde durch grüne Eichenrinde, Alaun durch
schwefelsaure Thonerde, Kupfervitriol durch Zinkvitriol oder schwefelsaures Ammonium
ersetzt werden.
Bondi's Zugtelegraph.
Nach einem am 13. April d. J. zu Wien im „Club österreichischer
Eisenbahnbeamten“ gehaltenen Vortrage beabsichtigen (seit 1876) der
Professor am Staatsgymnasium in Triest C. Bondi und
sein Bruder E. Bondi in Graz, die Möglichkeit des
Signalisirens von einzelnen Signalposten nach dem Zuge dadurch zu beschaffen, daſs
sie den einen Schienenstrang eines Geleises in hinter einander liegende, gegen die
Erde und durch zwischen ihnen liegende Schienenstrecken auch gegen einander isolirte
Abschnitte zerlegen und diese abwechselnd mit dem positiven und negativen Pole einer
Stromquelle (Batterie oder Inductor) verbinden; über eine den zwischenliegenden
Schienenstrecken entsprechende Länge des Zuges läuft eine elektrische Leitung,
welche den Stromkreis schlieſst, sowie die Räder der beiden Wagen, woran sie endet,
auf Abschnitten von entgegengesetzter Polarität laufen. Ein anderer vom ersteren
unabhängiger Stromschluſs soll durch zwei isolirte Schienengruppen in beiden
Strängen durch die Achse eines Räderpaares hergestellt werden und zur selbstthätigen
Stellung von Zugdeckungssignalen Verwendung finden, während in den ersteren
Stromkreis je ein Apparat (z.B. Morse) am Signalposten und auf dem Zuge
eingeschaltet werden soll. (Nach der Oesterreichischen
Eisenbahnzeitung, 1880* S. 335.)
E–e.
Das elektrische Licht in den Bergwerken.
Eine neue Verwendung hat das elektrische Licht kürzlich in den pennsylvanischen
Anthracitgruben zur Beleuchtung der Stollengänge und Abbauräume gefunden. Das
elektrische Licht besitzt einige vor allem in durch schlagende Wetter gefährdeten
Gruben besonders werthvolle Eigenschaften, welche hoffen lassen, daſs man es künftig
mehr und mehr verwenden wird, wenn man es erst billiger wird erzeugen und mehr
vertheilen können. Es erfordert keinen Sauerstoff zum Verbrennungsproceſs und
verdirbt deshalb die Luft nicht; wenn man die Lampe in eine Glaskugel einschlieſst,
hat man keine Entzündung der Grubengase zu befürchten. Da man auſserdem die groſsen
Räume in den Bergwerken beleuchten und die Decke bis in ihre kleinsten Einzelheiten
prüfen kann, um ihre Haltbarkeit aufs genaueste zu bestimmen, so lassen sich die
Unglücksfälle vermeiden, welche nur zu oft aus der Ablösung von Kehlenstücken von
der Decke entstehen.
Die Lampenconstruction ist von Brush, welche gegenwärtig
eine der verbreitetsten in Amerika ist und in Boston und New-York zur Beleuchtung
einiger Straſsen verwendet wird. Die dynamo-elektrische Maschine ist über Tag
aufgestellt, nahe bei dem Motor; dieselbe ermöglicht die gleichzeitige Speisung von
6 Lampen in demselben Stromkreise. Jede dieser Lampen läſst sich leicht an einen
anderen Platz bringen, ohne den Strom zu unterbrechen, und in gleichem Schritt mit
dem Fortschreiten der Arbeit vorschieben. Der Leitungsdraht der Maschine geht in
Schächten hinab und durchzieht die Stollen, um zu den zu beleuchtenden Stellen zu
gelangen. Dann führt er in die Schächte zurück und wieder hinauf zur Maschine. Nach
den Mittheilungen im Engineering and Mining Journal ist
es Brush jetzt gelungen, eine Maschine zu construiren,
welche 750 Umdrehungen in der Minute macht und im Stande ist, gleichzeitig 18 Lampen
in demselben Stromkeise zu speisen, wobei sie nur 16e bedarf. Dieser Erfolg dürfte bei weitem gröſser sein als alle bis jetzt
erzielten.
Die Zwischenstations-Correspondenz mit Meyer's mehrfachem
Telegraph.
Nachdem Bernh. Meyer bereits i. J. 1874 darauf
hingedeutet hatte, daſs er seinen vierfachen Telegraphen (vgl. 1875 215 * 310. 1878 229 * 530)
auch m Zwischenstationen zu verwenden beabsichtige,
wurde bei ihm im Mai 1879 seitens der kaiserlichen deutschen Telegraphen-Verwaltung
die Einrichtung seiner Telegraphen zur gleichzeitigen Correspondenz zwischen mehreren in dieselbe Telegraphenleitung eingeschalteten
Orten angeregt Meyer veröffentlichte darauf einen Artikel im Journal télègraphique, 1879 Bd. 4 S. 412 über diesen
Gegenstand und bald darauf wurden die Stationen Frankfurt a. d. Oder und Liegnitz in
die mit Meyer's Telegraphen besetzte Leitung
Berlin-Breslau aufgenommen. Die dazu nöthigen Veränderungen an den Apparaten
bespricht der Telegraphencontrolor J. N. Teufelhart in
der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1880 S. 204 und
weist zugleich nach, warum es zweckmäſsiger gewesen wäre, einen einzigen der vier in den vier Stationen aufgestellten
Telegraphen zur Entsendung des Correctionsstromes zu verwenden und somit von diesem
aus nach jedem Schlittenumlaufe die drei anderen elektrisch corrigiren zu lassen,
während Meyer durch den Apparat in Breslau jenen in
Liegnitz corrigiren läſst, sowie durch den Liegnitzer den Frankfurter und endlich
durch den Frankfurter den Berliner, wobei es sich als schwierig erwiesen hat, die
vier Telegraphen dauernd in synchroner Uebereinstimmung
zu erhalten.
Bezeichnen wir Breslau, Liegnitz, Frankfurt und Berlin der Reihe nach mit A, B, C und D und stellen
wir die Verbindung der drei Leitungsabschnitte Breslau-Liegnitz, Liegnitz-Frankfurt
und Frankfurt-Berlin zu den vier sich periodisch wiederholenden Zeiten, während
welcher die Arme auf den Vertheilerscheiben über dem ersten, dem zweiten, dem
dritten und dem vierten Quadranten dieser Scheiben laufen, durch vier besondere
Linien I, II, III und IV dar, so ergibt sich folgendes Bild:
Textabbildung Bd. 237, S. 412
Man ersieht hieraus, daſs A und B mit einander sprechen können, wenn die Vertheilerarme auf den I. und II.
Quadranten laufen, A und C, wenn die Arme auf dem IV., A und D, wenn sie auf dem III. Quadranten laufen; ferner ist
B mit C verbunden,
während die Arme über den I., B mit D, während sie über den II. Quadranten hinstreichen;
endlich sind noch C und D
in telegraphischer Verbindung, so lange die Arme sich über den I. und IV. Quadranten
der Vertheilerscheiben bewegen.
E–e.
Ueber den Mechanismus des Schluckens.
Im Gegensatz zu Arloing, welcher in einer Luftverdünnung
die treibende Kraft für den festen oder flüssigen Bissen gefunden hatte, zeigen F. Falk und H. Kronecker
(Naturforscher, 1880 S. 276), daſs umgekehrt eine starke, stofsende
Bewegung der Zungenwurzel – ähnlich dem Gange eines Spritzenstempels – und eine
hierdurch bedingte, sich bis in die Nähe des Magens durch die Speiseröhre
fortpflanzende Drucksteigerung die Haupttriebkraft beim Schlucken des Menschen und
des Hundes sei. Falk hat diesen Versuch in der Sitzung
der physiologischen Gesellschaft zu Berlin vom 14. Mai 1880 an sich selbst
vorgezeigt und manometrisch eine starke Druckzunahme nachgewiesen, die bis 20cm Wasser und mehr beträgt. Der Magen hingegen
bleibt beim Schlucken schlaff und die geschluckte Flüssigkeit flieſst ohne
Beschleunigung in denselben.
Zur Kenntniſs der Meteoriten.
Am 10. Mai 1879 fiel bei Estherville auf der Grenze von Jowa und Minesota ein
Meteorit, dessen einzelne 1 bis 198k schwere
Stücke theilweise 6km von einander entfernt
aufgefunden wurden. Die Metallmasse desselben besteht nach J. L. Smith (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 959) aus:
Eisen
92,00
Kobalt
0,69
Nickel.
7,10
Kupfer
Spur
Phosphor
0,112.
Als Mineralien enthielt der Meteorstein Bronzit, Enstatit, Peridot, Olivin und wenig
Troilit.
Australischer Guano.
Auf Veranlassung des belgischen Generalconsuls in Melbourne hat Chevron (Revue universelle, 1880 Bd. 7 S. 437) Guano
von den australischen Inseln Maiden, Lacepede und Huon untersucht. Die Proben
enthielten:
Malden
Lacepede
Huon
Wasser
4,76
6,78
9,74
Organische Stoffe
7,24
10,54
19,90
Darin Stickstoff
0,30
0,65
1,16
Kieselsäure
0,04
1,88
0,08
Eisenoxyd
0,13
1,61
0,24
Kalk
44,96
41,03
37,60
Magnesia
2,10
0,55
0,09
Kali
0,23
0,21
0,28
Natron
0,26
0,20
0,18
Phosphorsäure
32,04
35,22
28,59
Schwefelsäure
1,09
0,50
0,44
Kohlensäure
7,23
1,05
3,01
Chlor
0,26
0,42
0,11
Fluor
Spur
Spur
Spur
Australischer Guano enthält demnach nur wenig Kali und Stickstoff, letzteren
namentlich sehr wenig als Ammoniak und Nitrat.
Die Ton Aluminium und Magnesium eingeschlossenen Gase.
Durch Erhitzen von 200g oder 80cc Aluminium auf Weiſsglut im Vacuum erhielt Dumas (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1027) 89cc,5 eines Gases, bestehend aus 1cc,5 Kohlensäure und 88cc Wasserstoff.
Bei gleicher Behandlung von 20 und 40g Magnesium
wurden 16,4 und 31cc,5 Gase erhalten bestehend
aus:
Wasserstoff
12,3
28,1
Kohlenoxyd
4,1
1,9
Kohlensäure
–
1,5
Ein Theil des Magnesiums sublimirte dabei in silberweiſsen, glänzenden
Krystallen.
Zur maſsanalytischen Bestimmung des Bleies.
Das von H. Schwarz (1863 169
284) angegebene Verfahren zur maſsanalytischen Bestimmung des Bleies hat W. Diehl (Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S.
306) dahin abgeändert, daſs er das Blei aus essigsaurer Lösung mit Kaliumdichromat
ausfällt und die überschüssige Chromsäure mit unterschwefligsaurem Natrium
zurücktitrirt.
Um zunächst das Verhältniſs der Natriumhyposulfitlösung (4 bis 5g in 1l) zu der
verwendeten Zwanzigstelbichromatlösung (7g,38 in
1l) festzustellen, verdünnt man 20 bis 30cc Bichromat mit 300cc Wasser, setzt 20 bis 25cc verdünnte
Schwefelsäure (1 : 2) hinzu, kocht und läſst tropfenweise die
Natriumhyposulfitlösung zulaufen bis zur völligen Entfärbung, nach der
Zersetzungsgleichung: 4K2Cr207 + 3Na2S2O3 + 13H2SO4 = 4K2SO4 + 4Cr2(SO4)3 + 3Na2SO4 + 13H2O.
Erze schlieſst man mit Königswasser und verdünnter Schwefelsäure auf, concentrirt
durch Abdampfen, bis die Schwefelsäure sich zu verflüchtigen beginnt, verdünnt mit
Wasser, kocht auf, um das schwefelsaure Eisenoxyd in Lösung zu bringen, läſst
erkalten und filtrirt durch ein glattes Filter ab, welches man mit Schwefelsäure
haltigem Wasser auswäscht. Zu dem Rückstand im Kolben fügt man 15cc einer Lösung von neutralem essigsaurem Ammon,
verdünnt mit etwa 50cc Wasser, kocht, filtrirt
dann durch dasselbe Filter, in welches man einen Tropfen Ammon gebracht hat, in
einen unterstehenden Kolben, wiederholt dies mit 5cc essigsaurem Ammon und wäscht schlieſslich mit kochendem Wasser, welchem
man etwas vom letzteren Salz zugesetzt hat, aus.
Um die letzten Bleireste vom Filter zu bekommen, wäscht man dieses noch mit wenig
heiſser verdünnter Salzsäure und dann mit kochendem Wasser nach. Die erhaltene
Lösung des Bleisulfates in essigsaurem Ammon säuert man mit 5 bis 10 Tropfen
Essigsäure an und titrirt kalt mit Kaliumbichromat. Bei gutem Schütteln setzt sich
der Niederschlag leicht ab. Man läſst etwa 2cc
Chromatlösung im Ueberschuſs zuflieſsen, um der Löslichkeit des Bleisalzes
vorzubeugen, schüttelt gut um, läſst eine halbe Stunde stehen, filtrirt durch ein
Doppelfilter, wäscht dieses mit kaltem Wasser aus und titrirt die Lösung nach dem
Ansäuern mit Schwefelsäure in angegebener Weise mit unterschwefligsaurem
Natrium.
Zur Kenntniſs der Kartoffelknollen.
Wenn man Kartoffeln zerreibt, auspreſst, den Rückstand durch rasches Auswaschen mit
kaltem Wasser von seiner Stärke und den löslichen Bestandtheilen befreit, dann die
abgepreſste Kartoffelfaser mit 10 procentiger Kochsalzlösung bei gewöhnlicher
Temperatur einige Zeit in Berührung läſst, so erhält man nach Ph. Zöller (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 S. 1064) einen fast neutralen Auszug, welcher keine
anderen Eiweiſsstoffe enthält als Globulin.
Das Vorkommen in verdünnter Kochsalzflüssigkeit leicht löslicher Eiweiſssubstanzen in
den Pflanzen erklärt zum Theile die früheren Erfahrungen über den Einfluſs des
Kochsalzes auf die Richtung des Pflanzenwachsthumes und die Stoffwanderung in den
Pflanzen. Wird dem Boden Kochsalz gegeben, so nimmt die Pflanze eine erhöhte Menge
davon auf, das oberirdische Wachsthum wird hierdurch und zwar auf Kosten des
unterirdischen begünstigt und die oberen Theile der unter Kochsalzeinfluſs
gewachsenen Pflanzen sind reicher an Stickstoff.
Ueber die Röstproducte des Kaffees,
Beim Rösten der Kaffeebohnen hat O. Bernheimer (Monatshefte
für Chemie, 1880 S. 456) auſser Kohlensäure 0,48 Proc. Palmitinsäure, 0,18
Proc. Kaffein und 0,05 Procent eines bei 195 bis 1970 siedenden Oeles –
„Kaffeol“ genannt – erhalten, dessen Untersuchung zur Formel C8H10O2 führte und welches als Methylabkömmling des
Saligenins anzusehen ist. Auſserdem enthielt das Destillat Essigsaure, wenig
Hydrochinon, Methylamin und Spuren von Pyrrol und Aceton.
Da nach Rochleder das Fett der grünen Bohnen vorwiegend
Palmitinsäure enthält, so gehen beim Rösten die Fettsäuren anscheinend unverändert
über. Das Kaffein ist in den Bohnen als kaffeegerbsaures Kaffeinkali enthalten,
welches sich schon beim schwachen Erhitzen zersetzt, worauf sich das Kaffein bei der
Rösttemperatur theilweise verflüchtigt. Die Kaffeegerbsäure bleibt gröſstentheils in
den gerösteten Bohnen zurück, ein kleinerer Theil hat beim Rösten wohl zur Bildung
des Kaffeols gedient. Methylamin ist schon oft als Zersetzungsproduct des Kaffeins
beobachtet, während das Hydroehinon wohl auf die in den grünen Bohnen vorhandene
Chinasäure, das Pyrrol auf das Legumin zurückzuführen sind.
Herstellung yon Cantharidin,
E. Dieterich (Pharmaceutische Centralhalle, 1880 S. 87)
läſst 1k gröblich gepulverten Canthariden mit
50g Kaliumhydrat und 6l Wasser 5 Stunden digeriren, dann 5 Minuten
schwach kochen, erkalten, den Rückstand auspressen, um ihn nochmals in derselben
Weise mit 208 Kali zu behandeln. Das Filtrat wird auf 3 Dialysatoren von 60cm Durchmesser, die in entsprechend groſsen,
flachen, glasirten Eisenblechschalen hängen, gebracht und unter Ersatz des
verdunstenden Wassers 5 bis 6 Tage digerirt. Die dialysirte Flüssigkeit wird, mit
verdünnter Schwefelsäure neutralisirt, mit gewaschenem Holzkohlenpulver gemischt zur
Trockne verdampft. Der Rückstand wird mit etwas kohlensaurem Barium zerrieben und
dann mit Essigäther ausgekocht. Der Essigäther wird schlieſslich abdestillirt, wobei
das Cantharidin als Rückstand bleibt. Es stellt so nach Abwaschen mit Weingeist
gelblich gefärbte Krystalle dar, die durch einmaliges Umkrystallisiren aus
Essigäther blendend weiſs werden. Die Ausbeute beträgt etwa 2g,8.
Zur Herstellung von Essigäther.
J. A. Pabst (Bulletin de la Société chimique, 1880 Bd.
33 S. 350) erwärmt in einer Flasche ein Gemisch von 50cc Schwefelsäure und 50cc Alkohol auf
140° und läſst dann allmählich ein Gemisch von 1l
96procentigem Alkohol und 1l 93procentiger
Essigsäure einflieſsen. Anfangs destillirt etwas Aether, dann geht ein etwa 85 Proc.
Essigäther haltiges Gemisch über. Dieses wird mit einer concentrirten Lösung von
Chlorcalcium gewaschen und über festes Chlorcalcium rectificirt.
Essigsäuremethyläther kann in gleicher Weise hergestellt werden.
Herstellung von Acetal.
Leitet man in eine Lösung von Aldehyd in Alkohol unter starker Abkühlung
Phosphorwasserstoff ein und setzt dann Wasser hinzu, so scheidet sich Acetal aus.
Die Ausbeute dieser Herstellungsweise soll nach R. Engel
(Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 692) gut sein.
Ueber krystallisirte Oxalsäure.
Löst man nach A. Villiers (Comptes rendus, 1880 Bd. 90
S. 821) Oxalsäure in 12 Th. concentrirter Schwefelsäure, so krystallisiren langsam
farblose, rhombische Octaeder von reiner Oxalsäure H2C2O4
heraus, welche stark hygroskopisch sind und an feuchter Luft zerfallen. Bisher
kannte man nur Krystalle nach der Formel H2C2O4.2H2O.
Herstellung von Emetin.
Potwyscotski (Pharmaceutische Zeitschrift für Ruſsland,
1880 S. 4) zieht 100 Th. gepulverte Ipecacuanha mit Aether, dann mit Petroleumäther
aus, verdunstet den Rest des Aethers aus dem Pulver und behandelt dieses nun mit
85procentigem Weingeist. Die alkoholische Lösung wird zum Syrup verdunstet mit 10
bis 13 Th. Eisenchlorid in concentrirter Lösung und dann mit gepulvertem
Natriumcarbonat bis zur stark alkalischen Reaction versetzt. Die breiige Masse wird
mit heiſsem Petroleumäther ausgezogen. Aus der Lösung scheidet sich beim Erkalten
reines Emetin in weiſsen Flocken aus, während das im Handel vorkommende Gerbsäure
haltig ist.
Ueber den Säuregehalt des Ameisenspiritus.
Der nach Vorschrift der deutschen Pharmacopoe hergestellte Ameisenspiritus enthält
nicht 10 Proc. Ameisensäure, wie sonst allgemein angenommen wurde, sondern nach F. Gerhard nur 0,73 bis 0,82 Proc. Säure.
Ueber die Zusammensetzung des kohlensauren Ammoniaks.
E. J. Maumene (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 926) hat
zwei äuſserlich sehr verschiedene Ammoniumcarbonate I und II untersucht:
I
II
Berechnet
Kohlensäure
45,14
45,96
45,52
Ammoniak
21,49
22,31
23,44
Wasser
33,37
31,73
31,04
–––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00.
Beide entsprechen daher der Formel:
2NH3,3CO2 + 5
HO oder (NH4)4H2(CO3)3.H2O.
Zur Herstellung von Phosphor.
Aehnlich wie Brisson (Wagner's Jahresbericht, 1870* S.
200) will J. P. Serve nach dem Englischen Patent Nr. 49
vom 4. Januar 1879 Phosphorit und sonstige Phosphate mit Kohle und Quarz zu Ziegeln formen
und diese in einem Schachtofen mit abwechselnden Schichten Kohle oder Koke erhitzen.
Kohlenoxyd und Phosphordämpfe entweichen und werden letztere in einem Röhrenkühler
verdichtet.
Aufbereitungsverfahren für Blende und Schwefelkies.
Wenn nach C. Meineke in Oberlahnstein (D. R. P. KL 1
Zusatz Nr. 10 053 vom 30. Mai 1879) Spatheisenstein geglüht und dann mit kaltem
Wasser abgelöscht wird, so zerfällt er zu Pulver und läſst sich durch nasse
Aufbereitung von Zinkblende und andern Erzen trennen (vgl. 1880 235 165). – In entsprechender Weise lassen sich auch
Zinkblende und Schwefelkies aufbereiten, wenn ihnen durch Destillation oder Röstung
ein Theil ihres Schwefels entzogen ist.
Ueber den Verbrennungsrückstand des Schwefels.
Beim Verbrennen von reinem Schwefel bleibt immer ein geringer schwarzer Rückstand,
welcher nach H. Ch. Jones (Chemical News, 1880 Bd. 41
S. 244) von concentrirten Säuren nicht angegriffen wird, sich nicht in
Schwefelkohlenstoff löst, beim Erhitzen an der Luft oder Schmelzen mit Salpeter aber
verschwindet.
Auftreten von freiem Schwefel bei der Destillation von
Steinkohlentheer.
In einem Rohre, welches die unverdichteten Gase und Dämpfe von den Vorlagen einer
Theerdestillation dem Schornsteine zuführt, hatte sich ein mehrere Centimeter dicker
Absatz gebildet, welcher nach A. Kehlstadt (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1345) vorwiegend aus reinem
Schwefel bestand. Derselbe hat sich wahrscheinlich aus dem bei der Destillation
entweichenden Schwefelwasserstoff und der Schwefligsäure in Gegenwart von
Wasserdampf gebildet.
Ueber Platinotypie.
Nach einem Bericht von C. Fabre (Photographische
Correspondenz, 1880 S. 38) löst man 500g
reines Eisenchlorid in 1l Wasser, fällt mit einer
Lösung von kohlensaurem Natrium aus, wäscht den Niederschlag gut aus und löst heiſs
in einer concentrirten Oxalsäurelösung auf, ohne aber dieselbe im Ueberschuſs zu
nehmen. Dann fügt man 10g Platinchlorid hinzu,
filtrirt heiſs und füllt mit destillirtem Wasser zu 200cc auf. Das gut geleimte Papier läſst man auf diesem Bade 5 Minuten lang
schwimmen und dann unter Lichtabschluſs trocknen; es scheint mit dem Alter an Güte
zu gewinnen. Das trockene Papier wird unter einem Negative dem Lichte ausgesetzt;
das Bild läſst sich bald wahrnehmen und das Copiren muſs so lange fortgesetzt
werden, bis die weiſsen Stellen schwach grau gefärbt sind. Die Dauer der Belichtung
trägt durchschnittlich den dritten Theil der gewöhnlich für gesilberte und mit
Ammoniak geräucherte Albuminpapiere erforderlichen Zeit. Das Blatt wird nunmehr in
folgende Hervorrufungsflüssigkeit getaucht: 25g
Oxalsäure, 2g Natriumplatinchlorid in 250cc Wasser gelöst, oder 25g oxalsaures Natron, 1g,5 Platinchlorid in 200cc Wasser
gelöst. Dieses Hervorrufungsbad muſs auf 50 bis 60° erwärmt werden; das Bild
erreicht bald die nöthige Intensität, wird hierauf gewaschen und getrocknet.