Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 88 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Arbeitsleistungen der Menschen nach den
eingenommenen Nahrungsmitteln.
Hierüber veröffentlicht Prof. M. Rühlmann im Hannoverschen Wochenblatt, 1880 S. 465 und 485 eine auf
zuverlässige Daten sich stützende Betrachtung, welcher auszugsweise folgendes
entnommen ist.
Nach genauen Bestimmungen hat ein felddienstmäſsig ausgerüsteter preussischer
Infanterist zu tragen:
1) Auf dem Leibe
5,520k
2) Tornister und dessen Inhalt
8,134
3) Sonstige Belastung
15,436
––––––––––––––––
Summe aller Belastungen
29,090k.
Rechnet man das Eigengewicht des Mannes zu 70k, so beträgt das fortzubewegende Gewicht des
Infanteristen in Kriegsausrüstung 99k,09, wofür
rund 100k gesetzt werden kann. Da die
vorschriftsmäſsige Schrittlänge des Infanteristen 80cm beträgt und in der Marschcolonne jede Minute 100 Schritte zu machen
sind, so berechnet sich die secundliche Geschwindigkeit der fortschreitenden
Bewegung zu 1m,33.
Um aus den angegebenen Werthen die Gröſse der mechanischen Arbeit des Mannes zu
ermitteln, benutzt Verfasser eine von Poisson
aufgestellte Formel für die Schrittarbeit des Menschen: L = W (e + h), worin e die Gröſse
ist, um welche der Mensch bei jedem Schritt seinen Schwerpunkt hebt, und h die Höhe bezeichnet, welche der horizontalen
Geschwindigkeit des Fortschreitens entspricht. Unter Voraussetzung einer Hüftenhöhe
des Mannes von 0m,95 berechnet sich e zu 0m,07 und h zu 0m,09; es
beträgt somit die mechanische Arbeit, welche der Soldat jeden Schritt verrichtet:
100 (0,084 + 0,09) = 17mk,4. Bei dem angenommenen
Marschcolonnenschritt hätte daher der Infanterist an mechanischer Arbeit zu leisten
29mk in der Secunde, d. i. also fast 0e,4, während gewöhnlich die secundliche
Arbeitsleistung eines Arbeiters nur gleich 10 bis 12mk oder etwa 0e,14 gesetzt wird (vgl.
auch Hartig 1880 237 474).
Diese Arbeit beträgt in der Stunde 104400mk,
während eines 3stündigen ununterbrochenen Marsches 313200mk, während eines 4stündigen ununterbrochenen
Marsches 417600mk. Dagegen beträgt die tägliche
Arbeit:
im Maximum an der Kurbel (nach Christian)
352000mk
beim
Bergsteigen (nach Dupin und Saussure)
328000
„
Treppensteigen (nach Navier)
280800
„
„ (nach Coulomb)
235200
Hieraus ist ersichtlich, welche Leistung den Infanteristen im Kriegsstande zugemuthet
wird, dabei noch gar nicht in Betracht gezogen, daſs obige Arbeitsberechnung nur für
horizontalen Weg gilt, dann daſs weder Hitze, noch Staub, Geruch, Hackentritte u.
dgl. in Betracht gezogen sind.
Um das sogen. Güteverhältniſs (den Wirkungsgrad, den Nutzeffect) der Arbeit eines
Mannes festzustellen, kann man als ungefähre Mittelzahl annehmen, daſs ein gesunder,
mittelstarker Mann binnen 24 Stunden etwa 0k,252
Kohlenstoff zu Kohlensäure verbrennt und zugleich 0k,01558 Wasserstoff in Wasser umwandelt. Da nun durch das Verbrennen von
1k Kohlenstoff 8080° und durch das Verbrennen
von 1k Wasserstoff 34462° entwickelt werden, so
erhält man für die gesammte Menge dieser Verbrennungs- (Ernährungs-) Wärme: 0,252 ×
8080 + 0,01558 × 34 462 = 2573,08. Nun entspricht 1c einer Arbeitsgröſse von 425mk; es ist
somit die Ernährungswärme eines Mannes gleich einer mechanischen Arbeitsgröſse von
2573,08 × 425 = 1093559mk.
Die oben angegebene gröſste Arbeit der Menschenarbeit beim Bergsteigen entspricht
daher einem Güteverhältnisse von (328000 : 1093559) = 0,30.
Das Güteverhältniſs des Infanteristen beim 3stündigen Marsche auf der Horizontale in
Kriegsrüstung erhält man ebenso zu (313200 : 1093559) = 0,28.
Nimmt man hiervon 0,29 als Mittelwerth, so ergibt sich, daſs etwa 71 Proc. Wärme
durch Transpiration, durch die Excremente u. dgl. für die Kraftentwicklung des
Menschen verloren gehen.
Die Frage, welche Menge von Nahrungsmitteln ein mittelstarker Mann einnehmen müsse,
um eine bestimmte mechanische Arbeit dauernd zu leisten, erörtert Verfasser a. a. O.
S. 485 und berechnet für die von Navier angegebene
Tagesleistung von 280800mk beim Treppensteigen
einen Bedarf von 1k,14 Brod und 0k,31 Fleisch; in guter Uebereinstimmung damit
steht, daſs die tägliche Ration eines Soldaten im Kriege festgesetzt ist auf 1k Brod und 0k,25
Fleisch, ferner aus 25g Salz, 15g Kaffee, 120g Reis und 150g
Graupen oder in 300g Hülsenfrüchte oder in 2k Kartoffeln.
Der Indicator und sein Diagramm.
Dieses mit groſser Sachkenntniſs von Moritz R. v.
Pichler geschriebene Werkchen (Wien 1880. Verlag von Karl Gerold's Sohn) behandelt zunächst die Einrichtung
des Indicators und zwar speciell in der von dem Mechaniker E. Kraft und Sohn in Wien verbesserten Thompson'schen Form (vgl. 1877 223 * 39. 226 * 459). Diese Verbesserungen bestehen hauptsächlich
in der Anordnung des Dampfcylinders und dessen Verbindung mit der
Papiertrommelstütze, ferner in der Construction der Federn. Bemerkenswerth und
nachahmenswert ist auch, daſs bei diesen neuen Instrumenten von dem bisher
festgehaltenen Gebrauche einer gleichmäſsig eingetheilten Federscale abgegangen ist
und statt dessen für jede Feder ein genau nach den thatsächlichen Setzungen
derselben eingetheilten Maſsstab mitgeliefert wird. Die Regeln über die Handhabung
des Instrumentes enthalten manchen beachtenswerthen Wink und die Besprechung der
Erscheinungen der verschiedenen Diagramme, welche den Haupttheil der Abhandlung
bildet, ist in höchst lehrreicher Weise durchgeführt, hätte übrigens noch gewonnen,
wenn das „Rankinisiren“ der Diagramme etwas eingehender behandelt wäre. Zum
Schlusse ist noch eine praktisch eingerichtete Tabelle zum Berechnen des
Dampfverbrauches nach der Warrington'schen Methode
gegeben.
M-M.
Sturm's Schutzvorrichtung für Locomotiv-Feuerbüchsen.
Von der Ansicht ausgehend, daſs die durch den Aschenkasten zutretende kalte Luft die
Hauptursache des Reissens der Boxwände und des Leckens der Siederohre sei, schlägt
Sturm in Ludwigshafen (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 10377 vom 17. Januar 1880) vor,
unterhalb des Mantelringes, in den Aschenkasten hineinragend, einen Schutzrahmen
anzuordnen. Derselbe besteht aus vier in den Ecken zusammenstossenden und hier
verschraubten guſseisernen Platten, welche etwa 300 bis 400mm breit vorstehen und so die eintretende Luft
gegen die Mitte des Rostes zu leiten.
Aus- und Einkuppeln von Eisenbahnwagen während der
Fahrt.
Um auf Eisenbahnstationen bei durchfahrenden Schnellzügen das Aus- und Einsteigen zu
ermöglichen, ohne den Zug anhalten zu müssen, schlägt Pr.
Hanrez in der Revue universelle, 1880 Bd. 7 *
S. 419 folgende Anordnung vor.
Auf jeder der betreffenden Zwischenstationen steht für den bezüglichen Eisenbahnzug
ein sogen. „Wartewagen“ bereit, bestehend aus mehreren Abtheilungen mit
Durchgang und einem Gepäckraum, sowie mit einer Platform zum Ueberschreiten auf die
Wagen des Schnellzuges, welche ebenfalls nach amerikanischem System mit Durchgang
eingerichtet sein müssen. Der Wartewagen enthält noch einen Maschinenraum mit einer
kleinen Dampfmaschine, welche nach Bedarf mit zwei Rädern des Wagens oder mit einer
im Maschinenraum angeordneten Seiltrommel gekuppelt werden kann; letztere faſst
reichlich 100m Drahtseil, an dessen äuſserem Ende
ein Ring befestigt ist. Bei der Umdrehung der Trommel werden durch Räderübersetzung
zwei Zahnstangen in Bewegung gesetzt, welche beim Ablaufen des Seiles ein System
starker Blattfedern zusammendrücken, oder Luft in einem Behälter
zusammenpressen.
Der Wartewagen steht, wenn er den Eisenbahnzug erwartet, auf einem Nebengleis,
welches in der Richtung des Zuges mit dem durchgehenden Gleise durch eine Weiche
verbunden ist. Zwischen beiden steht ein Pfahl und an diesem ist ein mit
Gegengewicht verbundener Hebel vertical drehbar befestigt, dessen zweiter Arm als
Zapfen in einen Ansatz des Ringes am Seil tritt, so daſs letzterer vertical
senkrecht zur Zugrichtung steht. Seinerseits hat der letzte Wagen des durchgehenden
Zuges einen nach hinten seitwärts hervortretenden Haken, welcher im Vorbeifahren den
Ring vom Zapfen streift. Infolge dessen wickelt sich das Seil von der Trommel ab,
jedoch wegen des wachsenden Widerstandes mit abnehmender Geschwindigkeit, so daſs
der Wagen selbst dem entsprechend allmählich eine immer gröſsere Geschwindigkeit
annimmt. Ist diese der des Zuges gleich geworden, so wird die Seiltrommel mit der
Maschine des Wagens
gekuppelt und das Seil aufgewunden, wodurch der Wartewagen an den Zug gebracht wird.
Mit diesem wird er gekuppelt, die Fahrgäste steigen über, das Gepäck wird
übergeladen; ebenso gehen die Reisenden, welche aussteigen wollen, mit ihrem Gepäck
auf den Wartewagen über; dieser wird losgekuppelt und fährt mit Hilfe seiner
Maschine nach der eben verlassenen Station zurück.
Der Constructeur geht, gestützt auf die mit selbstthätigen Bremsen erzielten
Resultate, von der Voraussetzung aus, daſs ein mit 60km fahrender Zug auf 100m zum Stehen
gebracht werden, daſs also umgekehrt auch ein stillstehender Zug auf die gleiche
Weglänge ohne Stoſs die Geschwindigkeit von 60km
annehmen kann. Auſserdem ist Vorsorge getroffen, daſs nicht durch eine Zugwirkung,
welche von der Achse des Gleises abweicht, der letzte Wagen des Zuges zum Entgleisen
gebracht wird. Wünschenswerth ist endlich, daſs das Ab- und Aufwickeln des Seiles in
gerader Strecke erfolge, deren Länge sich zu höchstens 1km berechnet.
Federapparat zur elastischen Spannung der Ketten eines
Kettendampfers.
Die stossweise Beanspruchung der Ketten, welche beim Anhub oder beim Abstellen der
Maschine eines Kettendampfers, sowie beim plötzlichen Auftreten von Hindernissen
hervorgerufen werden kann, sucht die Prager
Maschinenbau-Actiengesellschaft (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 7794 vom 18. Mai
1879) durch Anbringung elastischer Spannvorrichtungen zu hindern, welche theils
zwischen den beiden treibenden Kettentrommeln, theils an den Rollenträgern der
Auflauf- und Ablaufstellen der Kette angebracht sind. Die zwischen den beiden
Kettentrommeln frei liegenden Kettenwindungen erhalten eine Einsenkung mit Hilfe von
Spannrollen, deren gemeinschaftliche Achse durch Stangen mit Federbelastung nach
abwärts gezogen wird. Bei der Beanspruchung der Kette sucht sich dieselbe gerade zu
strecken und übt dadurch einen je nach der Gröſse der Kettenspannung gröſseren oder
geringeren Druck auf die Belastungsfedern des Spannrollensystemes aus. Erst wenn der
Gegendruck der Federn der entsprechenden Componente der Kettenspannung das
Gleichgewicht hält, beginnt die eigentliche Wirkung der Kette, welche somit niemals
plötzlich angestrengt werden kann.
Die Träger der Leitrollen für die auflaufende und ablaufende Kette sind nicht
unmittelbar am Schiffskörper befestigt, sondern sie hängen mittels Federn an
Rollenlagern, welches sich bei Wendungen des Schiffes seitlich verschieben können.
Die elastische Verbindung des Leitrollenträgers mit dem Rollenlager läſst ein
Niederdrücken des ersteren beim Anspannen der Kette zu. Hört die Ketten Spannung
auf, so wird ihre Leitrolle mit dem Träger durch die Federn wieder gehoben. Diese
elastischen Auflager hindern also eine plötzliche Beanspruchung der Kette in
ähnlicher Weise wie die vorbeschriebenen zwischen den Ketten trommeln angeordneten
Spannrollen.
Siemens und Halske's elektrischer Hammer.
Unter der Benennung „elektrischer Hammer“ haben sich Siemens und Halske in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 9469 vom 22. October
1879) eine Vorrichtung patentiren lassen, die im Wesentlichen aus drei Spulen und
einer hohlen Stange aus Eisen oder weichem Stahl besteht, welche sich im Inneren der
Spulen in der Achsenrichtung derselben hin und her bewegen kann. Durch einen die
mittlere Spule beständig durchlaufenden Strom von unveränderlicher Richtung wird die
Stange magnetisirt; durch die beiden äuſseren Spulen sendet eine
Wechselstrommaschine oder eine Batterie kräftige Wechselströme, weshalb die beiden
äuſseren Spulen die Stange abwechselnd in sich hineinziehen und ihr so eine rasche
und kräftige hin- und hergehende Bewegung ertheilen. Nach der einen Seite hin
begrenzt eine als elastisches Polster wirkende Spiralfeder die Bewegung. Durch ein
Schaltrad und ein Stück Schraubengang kann der Stange die beim Bohren von Gestein
mit derselben nöthige schrittweise Drehung ertheilt werden. Ist aber das Bohren im
Gestein so weit fortgeschritten, daſs der Bohrer das Gestein nicht mehr erreicht, so trifft ein
Anschlag an der einen der die Stange führenden Verlängerungen auf die obere Spule
und verschiebt dadurch alle drei Spulen in ihrem Gestell, worin sie nur durch
Reibung fest gehalten werden.
Elektrisches Schloss von Stutz.
In dem elektrischen Schlosse von Alf. Stutz in
München (* D. R. P. Kl. 68 Nr. 9815
vom 24. October 1879) legt die Abreissfeder des Elektromagnetes den Anker
desselben von der Seite her in einen Einschnitt des Schlossriegels ein. Geht ein
Strom durch den Elektromagnet und zieht dieser seinen Anker an, so kann eine
kräftige Spiralfeder den Riegel in seiner Führung zurück-, aus dem an der Thür
sitzenden Kloben herausziehen, und das Schloss ist geöffnet. Beim Zufallen der Thür
wirkt eine an dieser angebrachte Stahlfeder auf eine schräge Fläche am Riegel und
schiebt denselben wieder in den Kloben hinein, so daſs der Anker sich wieder
sperrend in den Einschnitt des Riegels einlegen kann. An Schränken wird an Stelle
der den; Riegel bewegenden Feder an der Thüre in dem Schlosse selbst ein kleines
Excenter angebracht, das von auſsen mittels eines vierkantigen Stiftes umgedreht
wird und dabei den Riegel in den Kloben schiebt.
E–e.
Schmiermittel.
Nach K.
Drechsler in Dresden (D. R. P. Kl. 22 Nr. 10375 vom 17. December 1879) wird ein
pulveriges Schmiermittel für Achsen, Wellen u. dgl. dadurch hergestellt, daſs man
Graphit mit Eiweiss oder Eigelb innig mischt, nach dem Trocknen fein zerreibt und
dann auf die sich langsam drehenden Maschinentheile aufstreut.
Lagercomposition.
Zur Herstellung von Lagermassen, welche keiner Schmierung bedürfen und sich wenig
abnutzen, mischt G. Lieckfeld in
Hannover (D. R. P. Kl. 47 Nr. 10509
vom 26. Februar 1880) Graphit mit Wasserglas zu einem steifen Brei. Die
Masse wird auf die Reibungsfläche aufgetragen und nach der bald eintretenden
Erhärtung wie gewöhnlich durch Feilen, Drehen u. dgl. bearbeitet.
Verfahren zum Versilbern von Metallwaaren.
Um Metallwaaren aus einer Legirung von Nickel, Kupfer und Zink, in Oesterreich
Packfong oder Alpacca, in Deutschland Neusilber, in England German silver, in Frankreich Maillechort
genannt, mit einem festhaftenden Silberüberzug zu versehen, werden sie nach H.
Krupp in Wien (D.
R. P. Kl. 48 Nr. 9976 vom 21. Januar 1879) galvanisch vernickelt, dann
verkupfert und schlieſslich galvanisch versilbert.
Zusammenschweiſsen pulverförmiger Körper durch Druck.
Fortgesetzte Versuche von W. Spring (Bulletin de l'Académie
de Belgique, 1880 Bd. 49 S. 319) zeigen, daſs bei Anwendung eines bis zu
25000at reichenden Druckes pulverförmige
krystallinische Körper zusammenschweiſsen. Von den amorphen schweiſsen einige
leicht, z.B. Wachs, andere nicht, z.B. Kohle. Spring
vergleicht dieses Zusammenschweiſsen mit dem Zusammenflieſsen zweier sich
berührender Tropfen einer Flüssigkeit.
Wandputz für feuchte Wände.
Statt auf den Kalkmörtel eine besondere Schicht Gyps aufzutragen, um einen glatten
Wandputz zu erhalten, bringt man nach J. Barrière in
Bordeaux, Frankreich (D. R. P. Kl. 80
Nr. 10417 vom 19. September 1879) auf die zu putzende Wand zwei Lagen
gewöhnlichen Kalkmörtels, überstreicht die letzte mit einem Reibescheit aus Stahl
und trägt eine dritte Lage sehr fetten Kalkes auf, welchem man etwas Alaun zusetzt.
Dieses Verfahren soll namentlich für feuchte Wände
brauchbar sein.
Herstellung eines neutralen Gemisches von schwefelsaurem
Aluminium und Zinksulfat zur Papierfabrikation.
Um für die Papierfabrikation eine völlig neutrale Masse herzustellen, welche
Ultramarin und Anilinfarben nicht verändert, soll man nach R. A.
Fisher in Philadelphia (D. R. P. Kl. 55 Nr. 10397 vom 28. Januar 1880) in der
Lösung von schwefelsaurer Thonerde unter Erwärmen Zinkoxyd bis zur völligen
Neutralisation lösen.
Ueberziehen von Faserstoffen mit Seide.
P. Magnier und L. F. Dörflinger in
Paris (D. R. P. Kl. 29 Zusatz Nr.
10416 vom 15. October 1879) wollen die Seide, statt wie früher in
Essigsäure (vgl. 1879 234 432), in Ammoniakflüssigkeit
bei 1900 unter Druck auflösen und damit die Faserstoffe überziehen, um ihnen nach
Behandlung mit Anilinfarben ein seidenartiges Aussehen zu geben.
Verwerthung kurzer Thierhaare.
Um kurze, rauhe Thierhaare wie Wolle zum Verspinnen, Verweben oder Verfilzen geeignet
zu machen, soll man sie nach G. Hamilton in Brooklyn, Amerika (D. R. P. Kl. 29 Nr. 10415 vom 15.
October 1879) mit einer dünnen Alkalilösung, dann mit verdünnter Säure
behandeln.
Verfahren zum Ueberziehen von Geweben mit Cellulose.
K. F.
Hartmann in Wüstewaltersdorf (D. R. P. Kl. 8 Nr. 10080 vom 16. Januar 1880) macht den
Vorschlag, möglichst fein zerkleinerte Cellulose mit Kartoffelmehl gemischt zum
Kochen zu bringen, diese Masse dann mittels Walzen auf leichten baumwollenen oder
leinenen Geweben zu vertheilen und dann in leicht geheizten Räumen zu trocknen.
Diese Appreturmasse soll sich dadurch vor mineralischen Beschwerungsmitteln
auszeichnen, daſs sie nicht stäubt und sich schwieriger auswaschen läſst.
Steifekocher für Hutmacher.
Um den bisherigen hohen Spiritusverlust beim Kochen der sogenannten Steife für
Filzhüte u. dgl. zu vermeiden, verwendet H. Bolze in
Braunschweig (* D. R. P. Kl. 41 Nr.
9988 vom 20. November 1879) in Verbindung mit dem bekannten Kochapparat –
wie derselbe ähnlich auch in Farbküchen verwendet wird – eine Kühlschlange, in
welcher die entweichenden Spiritusdämpfe niedergeschlagen werden, um dann wieder zum
Kocher zurückzukehren. Im Innern des geschlossenen Kochapparates befindet sich ein
Schwimmer, welcher den Heizdampf absperrt, sowie in Folge zu starker
Wärmeentwicklung die Steife überkochen würde, bezieh. zu steigen beginnt.
Verfahren zu Durchlässigkeitsbestimmungen von
Bodenarten.
H. Fleck (Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 42) findet,
daſs das Aspirationsverfahren für Durchlässigkeitsbestimmungen von Bodenarten oder
Baumaterialien nicht verwerthbar erscheint. Er preſst daher Luft durch die in einen
Glascylinder eingefüllten und durch Aufklopfen möglichst dicht gelagerten Bodenarten
und findet dann, daſs die Ausströmungszeiten gegebener gleicher Luftmengen bei
gleicher Höhe der Bodenschichten dem Manometerstande umgekehrt proportional ist. Bei
gleicher Geschwindigkeit gleicher Luftmengen verhalten sich die Widerstände der Höhe
der Bodenschichten direct proportional. Als Vergleichsmaterial verwendet er weiſsen
Senfsamen.
Bei vergleichenden Durchlässigkeitsprüfungen ergab sich z.B. bei einer
Luftgeschwindigkeit von 8l in 11 Minuten für:
350mm
Schicht
Senfkörner
3mm
Manometerstand
350
„
gelben Sandes
208
350
„
weiſsen Sandes
357
Die Durchlässigkeit des gelben Sandes betrug demnach: D1 = (3 × 100) : 208 =
1,44 Proc., jene des weiſsen Sandes: D2 = (3 × 100) : 357 = 0,84 Proc.
Ueber die Lupinenkrankheit der Schafe.
J. Kühn berichtet in der Milchzeitung, 1880 S. 460, daſs es durch reichliche Verabreichung der in
den Lupinenkörnern vorkommenden Alkaloidsubstanzen wohl möglich ist, das Leben der
Schafe zu gefährden, daſs aber derartig erkrankte oder gestorbene Thiere nicht die
geringste Spur der für die Lupinose charakteristischen Gelbsucht erkennen lassen.
Dagegen wurde nachgewiesen, daſs ein durch Glycerin ausziehbarer Stoff in solchem
Lupinenfutter vorkommt, welches erfahrungsmäſsig Lupinose hervorbringt und auch bei
den Versuchen in Halle das Absterben von Thieren mit allen Anzeichen der Gelbsucht
veranlasste. Wenn auch die Natur dieses Giftes noch nicht erkannt ist, so wurde doch
festgestellt, daſs seine Wirkung durch das Dämpfen der Lupinen aufgehoben wird.
Für halbreife Lupinen wird dieser schädliche Stoff voraussichtlich auch durch den
Selbsterhitzungsproceſs zerstört. Hierzu empfiehlt Kühn
folgendes Verfahren. Man lasse die Lupinen in der Schotenentwickelung nicht zu weit
voranschreiten; sie werden am zweckmäſsigsten zu mähen sein, wenn der zweite Trieb
eben abgeblüht hat. Man Jasse sie im Schwad liegen, bis nach wiederholtem Wenden die
Blättchen stark welk, aber noch keineswegs dürr geworden sind. Die Stengel und
stärkeren Aeste sind dann noch reichlich mit Vegetationswasser versehen. In diesem
Zustande werden die Lupinen nach völligem Abtrocknen aller von Regen oder Thau
herrührenden Feuchtigkeit in einen genügend groſsen cylindrischen Haufen von etwa
6m Durchmesser und 6m Höhe zusammengebracht. Die Lupinen werden in
dünnen Schichten ausgebreitet und festgetreten. Dieses Festtreten muſs auf allen
Punkten, in der Mitte wie am Rand, möglichst gleichmäſsig und recht energisch
ausgeführt werden. Hat der Haufen die genügende Höhe erreicht, so wird er ganz eben
abgeschlossen. Darauf breitet man bis zu einer Mächtigkeit von 0,8 bis 1m loses Wirrstroh auf, das ebenfalls
schichtenweise möglichst festgetreten wird und gleichfalls in einer ebenen Fläche
endet. Der so hergestellte diemenartige, aber oben ganz platte und an der Seite
senkrechte Haufen bleibt dann sich selbst überlassen; nach etwa 6 Wochen ist der
Brennproceſs vollendet. Es ist wichtig, daſs ein solcher Brennhaufen möglichst bald
vollendet werde, man verwende daher ausreichendes Arbeitspersonal.
Reismehl als Futter für Kühe.
Aus Versuchen von M. Schrodt (Milchzeitung, 1880 S. 485)
hat sich ergeben, daſs ein vollständiger Ersatz der Kleie durch Verabreichung von
Reismehl in Verbindung mit Rapskuchen-Fütterung nicht günstig auf eine vermehrte
Milch- und Fettproduction gewirkt hat, daſs dagegen eine mäſsige Fütterung von
Reismehl (1k,5) in Verbindung mit Kleie und
Rapskuchen eine Vermehrung des Milchertrages hervorgerufen hat, auf die
Fettproduction aber von keinem Einfluſs gewesen ist (vgl. 1879 231 558).
Zur Kenntniſs der Fettsäuren.
F. Krafft (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 S. 1413) hat ein Gemenge von laurinsaurem und
ameisensaurem Calcium bei nur 15 bis 25mm Druck
der trockenen Destillation unterworfen. Das wasserhelle Destillat, nach dem
Erstarren auf poröser Thonplatte von anhaftendem Oel befreit und dann rectificirt
oder umkrystallisirt, bildet blendend weiſse, fast geruchlose, krystallinische
Blättchen von Laurinaldehyd C12H24O, welches bei 44,5° schmilzt und
unter 22mm Druck bei 142° siedet.
Das in entsprechender Weise hergestellte Myristinaldehyd
C14H28O schmilzt
bei 52,5° und siedet unter 22mm Druck bei 168°.
Das durch Destillation von palmitinsaurem und ameisensaurem Calcium in gleicher
Weise erhaltene Palmitinaldhyd C16H32O bildet
perlmutterglänzende Blättchen, welche bei 58,5° schmelzen und unter 22mm Druck bei 192° sieden.
Stearinaldehyd C18H36O krystallisirt aus Aether in bläulich schillernden
Krystallblättchen, welche bei 63,5° schmelzen, unter 22mm Druck bei 212° und unter 100mm bei
260° sieden. Seine Herstellung aus stearinsaurem und ameisensaurem Calcium durch
trockene Destillation ist schon schwierig.
Nach Versuchen von A. Cahours und F. Demarcay (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 331) bilden
sich bei der Destillation der Verseifungsproducte neutraler Fettkörper mit
überhitztem Wasserdampf Kohlenwasserstoffe der Sumpfgasreihe und Fettsäuren,
namentlich Valeriansäure, Capronsäure, Oenanthylsäure und Caprylsäure.
Wahrscheinlich wird ein Theil der Oelsäure durch die Wärme gespalten in niedere
Fettsäuren und gesättigte Kohlenwasserstoffe der Sumpfgasreihe.
Gewinnung von Glycerin aus Seifenlauge.
Um aus den Abfalllaugen der Seifenfabriken das Glycerin zu gewinnen, soll man
dieselben nach dem Vorschlage von K. Thomas, W. J.
Füller und S. A. King in Bristol, England (D. R. P. Kl. 23 Nr. 9979 vom 30.
September 1879) eindampfen, bis sich ein groſser Theil der Salze
ausgeschieden hat, und die Mutterlauge in eine andere Pfanne ablassen. Nun fügt man
die 8 fache Menge des in der Lauge vorhandenen Kaliumhydrates und Kaliumcarbonates
an Fettsäuren hinzu, kocht und läſst dann abkühlen. Die gebildete Seife wird
abgeschöpft, die Flüssigkeit filtrirt und je nach Erfordern raffinirt, destillirt
oder concentrirt.
Ueber die Bedeutung des Kalkes für den thierischen
Organismus.
Nach den Untersuchungen von E. Voit (Zeitschrift für
Biologie, 1880 S. 55) entwickeln sich junge Thiere, deren Knochen noch
nicht ausgewachsen sind, bei an Kalk armem, jedoch im Uebrigen ausreichendem Futter,
denn der ganze Körper und die einzelnen Organe, auch das Skelett, nehmen an Masse
wie normal zu. Es findet aber in Folge des Kalkmangels, unter gleichzeitiger Abnahme
des Kalkgehaltes der übrigen Gewebe, die normale Verknöcherung des Skeletts nicht
statt und es treten alle Erscheinungen der rhachitischen Erkrankung auf, und zwar um
so früher, je gröſser das Kalkbedürfniſs oder je rascher das Wachsthum des Thieres
ist, also früher bei Thieren gröſserer Race.
Verfahren zur Conservirung von Butter.
Th. F.
Wilkins in London (* D. R. P. Kl. 53 Nr. 10073 vom 28. November 1879) schlägt
vor, Butter dadurch zu conserviren, daſs 240 bis 150 Theile derselben mit 1 Th.
Metaphosphorsäure gemischt werden, welch letztere vorher in gleichen Theilen Wasser
zu lösen ist.
Ueber die Wickersheimer'sche Conservirungsflüssigkeit.
O. Jacobsen (Archiv der Pharmacie, 1880 Bd. 13 S. 332)
zeigt, daſs die im Patent (1879 234 432) angegebene
gleichzeitige Anwendung von Alaun und Potasche völlig zwecklos ist, da die Thonerde
ausgefällt wird. Dem entsprechend werden auch die von der Firma Pätz und Flohr in Berlin seit einiger Zeit in den
Handel gebrachten Flüssigkeiten offenbar ohne Alaun nach folgenden Vorschriften
hergestellt:
Flüssigkeit zum
Injiciren
Hineinlegen
Arsenige Säure
16g
12g
Chlornatrium
80
60
Schwefelsaures Kali
200
150
Salpetersaures Kali
25
18
Kohlensaures Kali
20
15
Wasser
10l
10l
Glycerin
4
4
Käufliches Methylalkohol
0,75
0,5
Ph. Stein bespricht im Deutschen
Montagsblatt die Wickersheimer'sche
Flüssigkeit und weist dabei nach, daſs die Priorität der Erfindung, soweit sie
überhaupt neu ist,
zweifellos dem Prof. Karl Bischoff gebührt, während
allerdings dem Präparator Wickersheimer das Verdienst
bleibt, dieses Verfahren, wenn auch als Patent, weiteren Kreisen zugänglich gemacht
zu haben.
Arsenige Säure wurde übrigens bereits seit längerer Zeit (vgl. 1864 173 398), Alaun und Salpeter von Gannal (vgl. F. Fischer: Verwerthung der
städtischen und Industrie-Abfallstoffe, 1875 S. 84), Methylalkohol von Bobierre (1846 100 424),
Glycerin von Jüdell (1877 224 544) angewendet.
Verhalten der Stärke gegen Glycerin.
Wenn man in 1k concentrirtes Glycerin etwa 60g zerriebene Stärke einrührt und das Ganze in
einer Porzellanschale unter fortwährendem Umrühren erhitzt, so findet nach K. Zulkowsky (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 S. 1395) zunächst ein starkes Aufquellen der
Stärkekörnchen statt. Bei etwa 130° bildet das Gemisch einen zähen, durchscheinenden
Kleister, welcher bei 170° dünnflüssig wird. Auf 190° erhitzt geht dann
Kartoffelstärke sehr rasch, Weizenstärke nach etwa 1 Stunde in die lösliche
Modification über. Die Flüssigkeit wird nun auf 120° abgekühlt und dann in eine 2
bis 3 fache Menge starken Weingeist eingegossen. Nach dem vollständigen Absitzen des
gebildeten Niederschlages wird die Flüssigkeit abgehoben und neuer Alkohol
aufgegossen, wodurch der Niederschlag dichter wird, welcher dann noch auf einem
Kattunfilter so lange mit Weingeist gewaschen wird, bis er kein Glycerin mehr
enthält.
Diese in Wasser leicht lösliche Stärke läſst sich in verschlossenen Gefäſsen
unverändert aufbewahren, wird in wässeriger Lösung mit Jod prachtvoll blau gefärbt
und eignet sich daher für jodometrische Untersuchungen. Beim Trocknen verliert sie
ihre Löslichkeit, muſs daher gleich nach dem Auswaschen verschlossen werden. Die
wässerige Lösung dreht die Polarisationsebene stark nach rechts, α (γ) = + 206,8°.
Herstellung von Zinkweiss.
Nach C.
Komorek in Oberhausen II (D. R. P. Kl. 22 Nr. 10079 vom 6. Januar 1880) wird
geschmolzenes und möglichst bis zum Siedepunkt erhitztes Zink in eine Bessemerbirne
abgelassen, deren Futter vorher auf Weiſsglut gebracht ist. Nun wird wie beim
Bessemerproceſs geblasen und das gebildete Zinkoxyd in passende Flugstaubkammern
geleitet. Zur Erhaltung der Temperatur sollen dem Winde gepulverte, Sauerstoff
abgebende Salze mit Kohlenstaub zugemischt werden. Es sollen auf diese Weise 95
Procent des angewendeten Zinks in Form von Zinkweiss erhalten werden.
Um Erze in Zinkweiss überzuführen, soll man den Boden der Birne mit einer Schicht
glühenden Kokes bedecken, etwa 30k auf 1qm, dann für dieselbe Fläche 120k eines Gemisches von 3 Th. Erz und 1 Th.
Kokesstaub aufschichten. Der durchgeblasene Wind soll nicht so stark sein, daſs er
die Beschickung mit herausschleudert.
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Berichtigungen. In der Abhandlung von J. Wiesner über die technische
Rohstofflehre (Bd. 237) ist zu lesen S. 321 Z. 16 v. u. „passende“ statt „mir passende“, S. 322 Z. 12 v. o. „Technologe“ statt „Technologie“, S. 403 Z. 8 v. o. „wahren“ statt „rohen“, S. 404 Z. 15 v. o. „Ursachen“ statt „Versuchen“ und Z. 19 v. o. „dessen“ statt „deren“, S. 405 Z. 8 v. o. „von“ statt „in“, S. 469 Z. 2. v. u. „1849“ statt „1879“, endlich S. 470 Z. 7 v. u. „schon“ statt „sehr“.