Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 489 |
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Miscellen.
Miscellen
Elliptischer Dampfschieberkasten und Dampfschieber.
Um den etwas zweifelhaften Vortheil zu erzielen, „den Schieberkasten, den
Schieberkastendeckel und den Schieber selbst in ihren Haupttheilen auf der
Ovaldrehbank fertig stellen zu können, so daſs diese Theile zum Zusammenpassen
einer Nacharbeit durch die Hand nicht bedürfen“, empfiehlt A. L. G. Dehne in Halle a. S. (* D. R. P. Kl. 47 Nr.
11757 vom 13. Mai 1880) die Schieber und Schieberkasten statt rechteckig elliptisch
herzustellen und die Einströmkanäle entsprechend zu krümmen, so daſs der Schieber
ebenso wie ein geradlinig begrenzter Schieber auf der ganzen Abschluſslinie zu
gleicher Zeit öffnet und schlieſst. – Dieser Zweck wird doch einfacher durch den
Webb'schen Rundschieber (1877 226 * 21) erreicht.
Closet-Abfallröhren mit Heizung.
Zur Vermeidung des Einfrierens der Wasserröhren bezieh. der Abfallröhren bei den
Hauswasserleitungen u. dgl. sind zwei Constructionsmethoden die Regel; die eine will
das zu schützende Rohrsystem nach jedem Gebrauch durch irgend welche Mittel vom
Wasser entleeren [vgl. Fried und Rouvel (1880 238 * 278),
sowie die sogen. Entluftungsventile für Wasserleitungen, welche beim Absperren des
Haupthahnes selbstthätig Luft in die Rohrleitung einführen, den äuſseren Luftdruck
in derselben herstellen und das Wasser dadurch aus der Leitung in entsprechende
Behälter u.s.w. drücken, also die Wassersäcke in den Leitungen nach dem Schlieſsen
des Haupthahnes vermeiden sollen]; die zweite Methode will das Einfrieren durch eine
Heizung der Leitungsröhren verhindern (vgl. Petersen
1881 239 * 103).
Die hier zu betrachtende Anordnung schlieſst sich der letzteren Methode an und wendet
sich vorzugsweise gegen das Einfrieren der Closet-Abfallröhren und deren unangenehme
Folgen. Es ist dies eine Construction von Wilhelm
Weisbarth in Offenbach a. M. (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 12023 vom 13. April
1880), bei welcher wir auf dessen früheren Vorschlag zur Vermeidung der schädlichen
Folgen der Rohrbrüche (1880 238 434) verweisen. Der
Genannte legt auch hier die eigentliche Fallröhre in eine zweite Röhre ein, durch
welche von einer speciell dafür bestimmten Feuerung im Keller die warme
Verbrennungsluft aufwärts steigt und über Dach ausströmt. Bei Wasserclosets ist mit
dieser Anordnung der Vortheil verbunden, die in den Closeträumen angebrachten
Wasserleitungsröhren mehr als sonst gegen Einfrieren zu schützen; gleichfalls wird
durch die neue Einrichtung eine ausgiebige Ventilation der betreffenden Räume
ermöglicht.
Weisbarth hat zwei verschiedene Ausführungsformen seiner
Erfindung angegeben, welche ihm für die Praxis als die passendsten erscheinen. Er
setzt die Fallröhren wie üblich aus mehreren Muffenröhren zusammen, so daſs sie sich
äuſserlich von den gewöhnlichen nicht unterscheiden. Dieselben bestehen jedoch in
der einen Ausführungsweise aus zwei sich umschlieſsenden, verschieden groſsen,
excentrisch zu einander liegenden Röhren, welche in einem Stück gegossen sind. In
dem so gebildeten sichelförmigen Zwischenraum streichen die Verbrennungsgase eines
im Keller befindlichen Ofens in die Höhe und erwärmen nicht nur die Fall- und
Wasserröhren, sondern auch den Abortsraum selbst. – In der zweiten Ausführung liegen
die sich umschlieſsenden Röhren concentrisch zu einander und steht die innere mit
der äuſseren durch kurze Rippen oder Stege in Verbindung. Sonst ist die Einrichtung
die gleiche, daſs die innere Röhre die Fäll röhre bildet und zwischen dieser und der
umschlieſsenden die Heizluft passirt. (Eine Abänderung geht dahin, daſs die eiserne
runde Fallröhre in einem dreieckigen Guſseisenkanal eingeschlossen wird, in welcher
Form sich die ganze Röhre in einer Ecke des Lokals anbringen und leicht maskiren
läſst.) Die einzelnen Rohrstücke, welche ebenso gut aus Steingut wie Eisen
herstellbar sind, werden wie üblich mit Muffen versehen, um sie in der gewöhnlichen
Weise mit Cementmörtel auf einander setzen zu können. In der Fabrikation bieten
diese Doppelröhren keine Schwierigkeiten dar und können ebenso leicht als glatte
gerade Stücke oder als Bogenröhren oder mit Abzweigungen u. dgl. versehen, gegossen
werden. Die Anbringung und Fertigstellung ist gleichfalls nicht schwierig und lassen
sich die Röhren bei vorkommenden Reparaturen ebenso leicht aus einander nehmen wie
die seither üblichen einfachen Röhren.
Mg.
Registrir-Galvanometer von Hopkins.
Ein gewöhnliches verticales Galvanometer mit einem astatischen Nadelpaar und einem
langen Aluminiumzeiger steht so neben einer Walze, daſs das Zeigerende nur wenig
entfernt von derselben ist und in einer zu ihrer Achse parallelen Ebene schwingt.
Die Walze ist von Messing und wird durch ein Uhrwerk, welches drei Sätze Räder hat,
getrieben. Ein erstes Paar Räder verbindet die Walzenachse mit der
Minutenzeigerachse, so daſs hierdurch die Walze in der Stunde einmal umgedreht wird;
ein zweites Räderpaar dreht die letztere in 12 Stunden und ein drittes in 6 Tagen
einmal um. Diese Räder können beliebig auf die Achse der Walze aufgesteckt werden;
dieselbe kann also mit jeder gewünschten Schnelligkeit rotiren. Die Walze ist mit
Papier überzogen, welches in der einen Richtung (durch mit den Grundflächen der
Walze parallele Kreise) mit Stunden- und Minuteneintheilung versehen ist, während in
der anderen Richtung der Bewegung des Zeigers entsprechende, in Grade eingetheilte Curven
laufen. Zur Kennzeichnung des vom Zeiger zurückgelegten Weges wird nun ein
Funkeninductor benutzt, der einen beständigen Funkenstrom zwischen dem der Walze
zugebogenen Ende des Zeigers und dieser Walze erzeugt.
Das Instrument ist besonders zur Untersuchung der Eigentümlichkeiten verschiedener
Batterien geeignet. Man hat die zu untersuchende Batterie nur durch die
Galvanometerspulen zu schlieſsen und die Walze sowie den Inductionsapparat in
Thätigkeit zu setzen, so wird sich mittels des Funkenstromes bei eintretenden
Stromschwankungen durch Bewegung des Zeigers auf der Walze eine Curve aufzeichnen,
welche ein treues Bild von den in der Batterie stattgehabten Vorgängen liefert.
(Nach dem Scientific American, 1880 Bd. 43 S. 218.)
Dochte aus Metallfäden.
J. P. Kuhlen und Söhne in Rheydt (D. R. P. Kl. 4 Nr.
11880 vom 5. Mai 1880) empfehlen die Anwendung von Metallfäden in Verbindung mit
Baumwolle, Wolle, Filz oder anderen saugfähigen Stoffen zur Herstellung von Dochten
für Erdöl und andere flüssige Brennstoffe.
Zur Verwendung von Siliciumeisen.
Die Unlöslichkeit des 6 bis 12 Proc. Silicium enthaltenden Roheisens (vgl. S. 84 d.
Bd.) in Mineralsäuren macht dasselbe nach H. Uelsmann
in Königshütte (D. R. P. Kl. 12 Nr. 12 464 vom 15. Juni 1880) geeignet zur
Herstellung von Gefäſsen und Apparaten zur Herstellung oder Aufbewahrung von
Säuren.
Herstellung runder Stereotypplatten mit eingegossenen geätzten
Zinkplatten.
Das von der Maschinenfabrik Augsburg in Augsburg (D. R.
P. Kl. 15 Nr. 11830 vom 18. Juni 1880) patentirte Verfahren betrifft die Herstellung
einer Stereotypplatte für Rotationsdruckmaschinen, bei welcher sowohl Letternsatz,
als Illustration sich auf ein und derselben Platte befinden. Die Herstellung solcher
Platten beginnt damit, daſs die geätzte ebene Zinkplatte auf einem Biegeapparat
genau nach der Krümmung des Druckcylinders gebogen wird, so daſs die Bildseite auf
der äuſseren Krümmung der Platte liegt. Die innere oder concave Seite wird mit einem
Zinnüberzug versehen. Ist dies geschehen, so kann die für den Rotationsdruck
erforderliche Papiermatrize vom Satze hergestellt werden, was auf bekannte Weise
geschieht, nur mit dem Unterschiede, daſs man vorher in den Satz, wo das spätere
Bild erscheinen soll, eine Holztafel, welche der Zinktafel entspricht, einsetzt und
diese mit in die Matrize aufnimmt. Die fertige Papiermatrize wird wie gewöhnlich in
den Gieſsapparat gebracht und die gebogene Zinkplatte mit der Bildseite nach unten
auf die durch die Holzplatte erzeugte glatte Fläche der Matrize gelegt und an den
Seiten der Matrize mit derselben verklebt, damit kein Metall hinter oder unter das
Bild laufen kann. Das eingegossene Schriftmetall füllt die Eindrücke der
Papiermatrize, welche die Lettern hervorgebracht haben, aus; gleichzeitig wird das
Zinn auf der Zinkplatte geschmolzen, so daſs nach dem Erkalten die Stereotypplatte
und die Zinkplatte ein Stück bilden.
Ueber das Stuppfett.
G. Goldschmiedt und M. v.
Schmidt (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 1)
haben aas in Idria bei der Quecksilbergewinnung erhaltene Stuppfett (1880 238 235) genauer untersucht. Dasselbe bestand annähernd
aus:
Chrysen
0,1
Proc
Pyren
20,0
Idryl
12,0
Anthracen
0,1
Phenantren
45,0
Diphenyl
0,5
Acenaphten
0,003
Proc.
Naphtalin
3,0
Methylnaphtalin
0,005
Aethylnaphtalin
0,003
Diphenylenoxyd
0,3
Chinolin
0,003
Unorganisch
0,5
Die in Arbeit genommenen 32k
Stuppfett enthielten nur 150g mineralische
Bestandtheile und darin 76,35 Proc. Quecksilber, theils metallisch, theils an
Schwefel gebunden, auſserdem Eisen, Mangan, Thonerde, Kalk und Magnesia. Ein
Ausbringen dieser geringen Quecksilbermenge dürfte nicht lohnend sein. Auch die
technische Verwerthung der organischen Bestandtheile des Stuppfettes ist vorläufig
aussichtslos.
Uebermangansaures Zink.
Das im Handel vorkommende übermangansaure Zink ist nur theilweise löslich und enthält
zuweilen nur 62 Procent der reinen Verbindung. Die käuflichen Lösungen haben sehr
verschiedenen Gehalt an Salz, so daſs es vor ihrer Anwendung als Arzneimittel
erforderlich ist, eine Gehaltsbestimmung mit Eisensulfat oder Oxalsäure auszuführen.
Zu raschen Bestimmungen empfiehlt sich die folgende Gehaltstabelle von J. Biel (Archiv der
Pharmacie, 1881 Bd. 15 S. 142) nach dem specifischen Gewicht bei 15°:
Proc.
Sp. G.
Proc.
Sp. G.
Proc.
Sp. G.
Proc.
Sp. G.
1
=
1,010
10
=
1,101
19
=
1,200
28
=
1,307
2
1,019
11
1,111
20
1,211
29
1,319
3
1,029
12
1,122
21
1,223
30
1,332
4
1,039
13
1,133
22
1,234
31
1,344
5
1,049
14
1,144
23
1,246
32
1,357
6
1,059
15
1,155
24
1,258
33
1,370
7
1,069
16
1,166
25
1,270
34
1,383
8
1,080
17
1,177
26
1,282
35
1,395
9
1,090
18
1,188
27
1,294
36
1,408
Ersatzmasse für Guſseisen, Stein, Thon und Cement.
W. Sonnet in Düsseldorf (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11 763 vom
6. Mai 1879) will 60 bis 80 Th. Hochofenschlacke, 10 bis 20 Th. Sodarückstände oder
Alkalien, 1 bis 20 Th. Kalk, 1 bis 10 Th. Braunstein und 1 bis 10 Th. Diabas in
einem kleinen Hochofen oder höheren Cupolofen zusammenschmelzen, so daſs die Masse
etwa folgende Zusammensetzung hat:
Kieselsäure
60
Kalk
10
Thonerde
10
Eisen- und Manganoxyd
8
Alkalien
12
––––
100.
Die Masse soll hart und so zähe sein, daſs sie sich wie Stahl
abdrehen läſst, gegen Luft, Wasser und Säuren so widerstandsfähig sein, daſs sie für
Gas- und Wasserleitungsröhren, für Bausteine, Treppenstufen und dergleichen
Gegenstände verwendet werden kann.
Masse zur Herstellung von Billardbällen.
H. Ainmiller in Salzburg (D. R. P. Kl. 39 Nr. 12123 vom
4. Juni 1880) läſst 80 Th. Knochengallerte (russischen Leim) und 10 Th. Kölner Leim
mit 110 Proc. Wasser aufquellen, erhitzt im Wasserbade und fügt 5 Th. Schwerspath, 4
Th. Kreide und 1 Th. gekochtes Leinöl hinzu. Man taucht nun kleine, aus derselben
Masse hergestellte Stäbe ein, läſst die daran hängen gebliebene Masse trocknen,
taucht wieder ein u.s.f., bis man den rohen Ball erreicht hat. Ist dieser nach 3 bis
4 Monaten völlig trocken, so legt man ihn, entsprechend abgedreht, eine Stunde lang in ein Bad
von essigsaurer Thonerde, läſst wieder trocknen und polirt nun wie eine
Elfenbeinkugel.
Zur Verarbeitung von Kautschuk.
J. Levinstein in Berlin (D. R. P. Kl. 39 Nr. 12090 vom
3. December 1879) hat gefunden, daſs an der Luft eingetrockneter Oelfirniſs nicht
auf Kautschuk einwirkt. Um danach Kautschukgegenstände mit Oelfirniſs färbe zu
verzieren, werden die Farben auf Papier, Gewebe oder dünne Häute gedruckt, welche
durch Ueberstreichen von Stärke, Eiweiſs, Leim o. dgl. gegen das Eindringen des
Firnisses gesichert sind. Man läſst die so hergestellten Zeichnungen an der Luft
völlig trocknen, erweicht sie dann mit Benzol oder Naphta und drückt sie auf die
ebenfalls erweichte Oberfläche des Kautschuks. Nach Verflüchtigung der
Erweichungsmittel werden die Unterlagen der Farben entfernt und die Gegenstände
vulkanisirt.
Zur Heizkraftbestimmung.
Um die Heizkraft der Brennstoffe zu bestimmen, werden nach Lebaigue (Répertoire de Pharmacie, 1880 Nr. 6
durch Archiv der Pharmacie, 1881 Bd. 15 S. 148) 0g,2 sehr fein geriebene und gesiebte Kohlen mit
2g reinem Kaliumnitrat in einem Glasmörser
innig zusammengerieben. Um die Wirkung des Nitrats auf die Kohle zu mildern, werden
noch 5g Natriumsulfat zugemischt und das Ganze in
einem silbernen Tiegel langsam geschmolzen. Ist die Masse weiſs geworden und kann
kein Ueberspritzen eintreten, so wird bis zum Schmelzen stark erhitzt. Noch heiſs in
eine Porzellanschale gebracht, welche 100g
destillirtes Wasser enthält, löst sich die ganze Masse leicht ab, so daſs 120g Flüssigkeit durch Abspülen erhalten werden. Mit
Lackmuspapier gebläut und zum Kochen erhitzt, wird mit Schwefelsäure, welche im
Liter 61g,65 H2SO4 enthält, titrirt. – Die Angabe, daſs
dem Sättigungsgrade die Heizkraft entspreche, ist mit Vorsicht aufzunehmen (vgl. F. Fischer: Chemische Technologie der Brennstoffe, S.
129).
Sicherheitsfeueranzünder.
C. A. Greiner in Nürttingen, Württemberg (D. R. P. Kl.
10 Nr. 12186 vom 30. April 1880) schmilzt 300 Th. Harz bezieh. Colophonium, 15 Th.
Rohparaffin mit 15 Th. fettem Oel, mischt 100 Th. gemahlene Korkabfälle und 75 Th.
Sägespäne zu und preſst in entsprechende schmale Streifen, welche an der Spitze mit
einer Zündmasse versehen sind, bestehend aus 4 Th. chlorsaurem Kalium, 2 Th.
chromsaurem Kalium, 2 Th. Mennige, 1 Th. Schwefel, 1 Th. Kreide, 1 Th.
Keupersandstein und 1 Th. Gummiarabicum.
Die Packete sind mit einer Reibfläche versehen aus 1 Th. amorphem Phosphor, 1 Th.
Schwefelantimon und 1 Th. Schwefelkies.
Zur Behandlung von Pflanzenfasern.
Um die Fasern von Nessel, Flachs, Hanf, Jute u. dgl. spinnfähig zu machen, soll man
sie nach B. Thümmler und F. E.
Seidel in Dresden (D. R. P. Kl. 29 Nr. 11729 vom 21. Januar 1880) in eine
10procentige Kalkmilch legen, mit verdünnter Natronlauge kochen, mit Chlorkalk und
Chloräther, oder Chlormagnesia (bezieh. Chlorkalk und Bittersalz) und Chlorsäure
bleichen, dann durch ein Säure- und ein Sodabad ziehen und schlieſslich noch
Glycerindämpfe darauf einwirken lassen.
Hopfenpech.
J. Hitz in Prag (D. R. P. Kl. 6 Nr. 12 213 vom 12. Mai
1880) macht den Vorschlag, gutes Brauerpech ½ Stunde lang mit 5 Proc. Hopfen
zusammen zu schmelzen, durch ein feines Drahtgewebe zu sieben und schlieſslich noch
0,01 Proc. Hopfenöl zuzusetzen. Dieses Pech soll dazu beitragen, das Bier haltbar
und aromatisch zu machen.
Herstellung von Eisen freiem Alaun.
Chadwich in Manchester und J. W.
Kynaston in St. Helens, England (D. R. P. Kl. 75 Nr. 11137 vom 10. October
1879) wollen den fein gemahlenen Bauxit mit 3 bis 5 Proc. Arsenigsäure versetzen und
dann mit so viel Schwefelsäure von 1,45 sp. G. behandeln, daſs eine neutrale Lösung
entsteht. Nun wird mit Wasser zum specifischen Gewicht von 1,2 verdünnt und so lange
kohlensaures Calcium hinzugefügt, als sich die Lösung noch dunkel färbt. Nach dem
völligen Klären wird das Arsen mit Schwefelwasserstoff, der Rest des Eisens mit
Ferrocyankalium gefällt. – Nach einem zweiten Verfahren wird der Bauxit mit 5 bis 10
Proc. Oxalsäure und der gleichen Menge Salzsäure behandelt, wodurch das Eisen
entfernt werden soll.
Zur Verarbeitung von Erdharz.
Um aus dem bei der Paraffin- und Mineralölfabrikation gewonnenen Erdharz (vgl. S. 414
d. Bd.) ein für den Bau von Straſsen, Fuſsböden, Dächern u. dgl. geeignetes Material
herzustellen, wird das Erdharz geschmolzen und nun nach und nach mit der 2 ½ bis 3½
fachen Menge von glühenden Braunkohlekokes, wie derselbe die Theerschweelapparate
verläſst, gemischt. Vortheilhaft ist dann noch, scharfkörnigen Sand zuzusetzen und
die Masse längere Zeit auf heiſsen Platten zu erwärmen. Nach H. Randhahn in Waldau bei Osterfeld (D. R. P. Kl. 80 Nr. 12050 vom 5. Mai
1880) ist dieses Gemisch dem Asphalt sehr ähnlich, erstarrt beim Erkalten zu einer
gleichförmigen, zähen und harten Masse, welche erst kurz vor dem Schmelzpunkt
erweicht.
Zur Reinigung der Luft.
R. Neale in London (* D. R. P. Kl. 30 Nr. 12399 vom 18.
August 1880) will zur Reinigung der Luft in Eisenbahn-Tunneln, Hospitälern, Kirchen,
Fabriken, Theatern, Bergwerken, Schiffen oder Taucherglocken dieselbe mit
verschiedenen Chemikalien, namentlich Kalk, Chlorkalk, Blei, Chlorblei, essigsaurem
Kalium, Essigsäure, Jod, Mangan (wohl Braunstein), Sauerstoff oder sonstigen
Stoffen, behandeln. Um das Kohlenoxyd zu beseitigen, soll dasselbe zunächst durch
Gasflammen, Platinschwämme oder mittels elektrischer Ströme glühend gemachter
Kohlenspitzen zu Kohlensäure verbrannt und dann mit kaustischen Alkalien oder Kalk
absorbirt werden.
Zur Herstellung von Superphosphat.
Wenn fein gemahlene Kalkphosphate mit verdünnter Schwefelsäure behandelt werden, so
bleiben oft 10 bis 20 Procent der Gesammtphosphorsäure ungelöst, falls die
mineralischen Phosphate nicht staubfein gemahlen waren. H. und E. Albert in Biebrich a. Rh. (D. R. P.
Kl. 16 Nr. 12501 vom 19. Mai 1880) erreichen nun eine vollständige Aufschlieſsung
dadurch, daſs sie die Kalkphosphatmehle etwa 1 Stunde nach ihrer Mischung mit
Schwefelsäure durch einen Naſsmahlgang laufen lassen. Hierzu eignet sich am besten
ein solcher mit laufendem Bodensteine und ruhendem stellbarem Obersteine. Durch
Filterpressen mit Auswaschung läſst sich aus dieser aufgeschlossenen Masse die
gesammte Phosphorsäure gewinnen, soweit sie nicht als Thon- und Eisenphosphat in
schwerlöslicher Form vorhanden ist.
Zur Bestimmung der gebundenen Kohlensäure.
Durch Einwirkung von übergmangansaurem Kalium und Schwefelsäure auf Gallussäure wurde
von Oser (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 135) eine gelbgefärbte
krystallinische Verbindung, die Tetrahydroellagsäure,
C14H10O8, erhalten. J. Oser
und W. Kalmann (Monatshefte für
Chemie, 1881 S. 50) haben nun dieselbe mit der 5 fachen Menge Aetzkali
geschmolzen, bis die Schmelze an den Rändern der Silberschale eine dunkel
rothviolette Färbung zeigte und eine Probe beim Sättigen mit Schwefelsäure einen
grünlichgelben Niederschlag lieferte. Durch Umkrystallisiren aus kochendem Wasser
erhält man diesen neuen Stoff in grünlichgelben, mikroskopischen Nadeln, dessen Analyse zur
Formel C14H10O8 führte, so daſs beim Schmelzen mit Alkali nur eine
moleculare Umlagerung stattgefunden hatte.
In wässeriger Lösung gibt diese Verbindung mit Eisenchlorid eine rothbraune Färbung,
mit Eisenvitriol eine olivengrüne Lösung. Setzt man zu der in Wasser aufgerührten
Verbindung nach und nach Kali- oder Natronlauge, so erhält man eine olivengrüne
Lösung, die mit überschüssigen Aetzalkalien beim Schütteln mit atmosphärischer Luft
karminroth wird. Wenige Tropfen dieser rothen Lösung genügen, um eine groſse Menge
von Wasser deutlich damit roth zu färben. Kohlensäure ändert diese Farbe nicht,
Mineralsäuren führen sie in Gelb über. Nach diesen Eigenschaften empfiehlt sich die
durch Aetzalkalien an der Luft oxydirte Lösung nach der genauen Neutralisation durch
Säuren als Indicator bei der Titrirung von Soda und Potasche, indem man damit neben
der auſsergewöhnlich scharfen Fixirung des Neutralisationspunktes auch noch den
Vortheil hat, die beim Titriren frei werdende Kohlensäure, welche die Farbe hier
ganz unbeeinflufst laſst, nicht durch Kochen entfernen zu müssen. Die
Empfindlichkeit des Körpers gegen alkalisch reagirende Substanzen ist so groſs, daſs
die geringsten Mengen derselben, welche in der Luft enthalten sind, beim Auswaschen
der Rohsubstanz auf dem Filter eine Rothfärbung des letzteren hervorrufen. Diese
Reaction beschränkt sich nicht blos auf die Alkalien und deren Carbonate; sie wird
schon durch geringe Mengen von Calcium- oder Magnesiumcarbonat, die im Wasser,
gleichgültig ob für sich oder in Kohlensäure gelöst, vorhanden sind, hervorgerufen.
Diese rothe Lösung eignet sich daher auch zur Bestimmung der gebundenen Kohlensäure
im Wasser.
Herstellung von Schwefelsäure-Anhydrid.
Nach J. A. W. Wolters in Dresden (D. R. P. Kl. 12 Nr.
12295 vom 7. Januar 1880) wird wasserfreies schwefelsaures Alkali (R2S2O7) mit Schwefelsäurehydrat versetzt und hieraus,
nach eintretender theilweiser Umsetzung in saures schwefelsaures Alkali (RHSO4) und freies Anhydrid, letzteres abdestillirt: R2S2O7 + H2SO4 = 2RHSO4 + SO3. Das zurückbleibende saure Salz wird durch
Erhitzen wieder in wasserfreies saures Salz (Pyrosulfat) übergeführt und dient durch
Wiederholung des Processes aufs neue zur Darstellung von Anhydrid.
Herstellung von Brenztraubensäureäther.
um Brenztraubensäureäthyläther darzustellen, versetzt man nach C. Böttinger (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 316) ein Gemisch gleicher
Raumtheile Brenztraubensäure und Alkohol vorsichtig mit dem halben Volumen
concentrirter Schwefelsäure. Die wieder erkaltete Flüssigkeit wird in Aether
gegossen, welches auf Wasser schwimmt. Brenztraubensäureäthyläther, kleine Mengen
Essigäther, etwas Alkohol werden von dem Aethyläther aufgelöst und bleiben nach
dessen Verdunsten zurück.
Zur Kenntniſs des Benzidins.
Durch Einwirkung von Chlor und Brom auf Benzidin entstehen nach A. Claus und E. Risler
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1881 S. 82) sehr schön gefärbte Flüssigkeiten, deren Farbstoffe jedoch äuſserst
zersetzlich sind. Mit überschüssigem Chlorwasser wurde ein rother, leicht
veränderlicher Niederschlag erhalten, dessen Zusammensetzung der Formel C12H7Cl3N2O entspricht.
Herstellung von Indigblau und verwandter Farbstoffe.
A. Baeyer in München (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 12 601
vom 18. Juni 1880) verwandelt Orthonitrozimmtsäure oder deren Homologe und
Substitutionsproducte in Orthonitrophenylpropiolsäure, deren Homologe und
Substitutionsproducte, löst dieselben in kalter concentrirter Schwefelsäure und
setzt Eisenvitriol hinzu, oder bringt die genannte Säure in ein Gemisch von
concentrirter Schwefelsäure und Eisenvitriol. Bei dieser Reaction werden Indigblau
oder Homologe und Substitutionsproducte derselben nach folgender Gleichung gebildet: 2C9H5NO4 = C16H10N2O2 + 2CO2 + O2, indem der Eisenvitriol der
Orthonitrophenylpropiolsäure Sauerstoff entzieht. In entsprechender Weise stellt er
aus Orthonitrozimmtsäure einen blauen Farbstoff, welcher mit dem Indigo verwandt
ist, dar, indem er diese Säure, ein Salz oder einen Aether derselben mit
Schwefelsäure von 66° B. übergieſst und entweder in der Kälte stehen läſst, oder
z.B. mehrere Stunden auf etwa 50° erwärmt. Auf Wasserzusatz fällt der Farbstoff in
blauen Flocken aus, welche zur Reinigung mit Wasser gewaschen werden (vgl. S. 402 d.
Bd.).
Herstellung von Druckerschwärze.
Nach J. J. Wilhelm in Homburg v. d. Höhe und F. Rohnstadt in Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12
282 vom 25. December 1879) schmilzt man Steinkohlentheer mit 6 bis 15 Proc.
Colophonium, mischt 10 Proc. Paraffinöl hinzu und gieſst durch ein Sieb. Der
abgekühlte Firniſs wird mehrere Mal unter Umrühren mit Chlorkali und Salzsäure
versetzt, bis das entwickelte Chlor den Theergeruch vollständig gedeckt hat. Man
erwärmt, setzt 20 bis 25 Proc. rohes Glycerin und 12 bis 18 Proc. Ruſs hinzu und
reibt auf einer Walzmaschine fein. Je nach der gewünschten Farbe kann man in dem
Glycerin vorher Nigrosin, Anilinblau oder Anilinviolett lösen.
Nach dem Zusatzpatent Nr. 12286 vom 9. Januar 1880 ab werden 100k Steinkohlentheer unter Umrühren mit 2,5 bis 3k Schwefelsäure nach und nach versetzt und langsam
bis zum Aufsteigen erhitzt; vom Feuer abgenommen, werden unter Umrühren 4k Soda zugesetzt, nochmals aufgekocht und dann
rasch erkalten lassen. Man bringt nun 600g
Salzsäure und 100g Chlorkali hinzu, oder leitet
Chlor in die Masse; dann wird der schwarze Firniſs mit 2,5 bis 3k Schweinefett und 4 bis 5k Glycerin oder statt dessen mit 8 bis 10k Seife aufgekocht und, nachdem derselbe ganz
dünnflüssig geworden ist, durch ein Tuch filtrirt. Für feinere Farben können bei
dieser Behandlung 2 bis 5k Blauholzextract, um dem
Firniſs eine noch schönere Schwärze zu geben, gelöst werden und hat man es in der
Hand, mit Zusatz von Chromkali, Alaun, Weinstein oder Kupferwasser die Farbe in
jedem beliebigen Ton des Kohl-, Blau- oder Violettschwarz zu ziehen. Der filtrirte
schwarze Firniſs wird alsdann unter Zusatz von 0,1 bis 0,2 Th. Ruſs gut gerieben und
zum Versand als fertige Buchdruckerschwärze in Fässer abgefüllt. Will man die Töne
der feineren Farben noch erhöhen, so löst man in dem Glycerin vor dem Zusetzen des
Theers einige Gramm Anilinschwarz, Blau, Violett u.s.w. auf und setzt das Glycerin
in dieser Lösung dem Theerfirniſs zu.
Herstellung von Metallfarbstiften zur Glasmalerei.
Nach H. Drenckhahn und M.
Meixner in Basel (D. R. P. Kl. 70 Nr. 12662 vom 23. Mai 1880) nimmt man 2
Th. Stearinöl und 6 Th. Stearin, erwärmt und fügt so lange Metallfarbe zu, bis man
aus der erhaltenen Masse Stifte oder Stäbe formen kann. In gleicher Weise läſst sich
auch Paraffin mit Glycerin oder Essig mit Gummi als Bindemittel verwenden. Die
Gegenstände aus Glas oder Porzellan erhalten zunächst einen Ueberzug von Terpentinöl
auf die schon fertig eingebrannte Glasur, so daſs sie nach dem Bemalen mit den
Farbstiften nach einmaligem Einbrennen fertig sind.
Ueber das Härten und Färben von Sandsteinen.
Um Sandsteine zu härten, tränkt sie Ch. Moreing in
Spring Gardens, London (D. R. P. Kl. 80 Nr. 12605 vom 17. Juli 1880) mit einer
Lösung von Soda, Potasche, Chlornatrium, Salpeter, Wasserglas o. dgl., trocknet und
brennt beinahe bis zur Verglasung. Man kann der Lösung auch etwas Alaun oder Borax
zusetzen und wird namentlich empfohlen, eine Lösung gleicher Theile Kochsalz und
Alaun mit 1 bis 2 Proc. Borax zu verwenden. Zur Färbung der Steine setzt man der
Lösung salpetersaures Eisen, Zinn oder andere Metalloxyde zu.