Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 77 |
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Miscellen.
Miscellen.
Hahn's Dampfwasserstrahlmotor.
E. J. Hahn in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 46 Nr.
11343 vom 19. December 1879) denkt sich eine kleine Turbine durch Wasser bethätigt,
welches aus einem Dampfkessel durch den Dampfdruck gegen den Motor getrieben wird.
Das Aufschlagwasser soll sich dann in einer selbstthätigen Schwimmervorrichtung
sammeln, welche oberhalb des Kessels aufgestellt ist, so daſs es bei jedesmaliger
Verbindung dieser Vorrichtung mit dem Kessel von selbst in diesen zurückläuft. – Der
Plan sei hier der . . Curiosität wegen mitgetheilt.
Bohrmaschinen.
Eine interessante Construction einer Radialbohrmaschine von Wm. Sellers und Comp. in Philadelphia ist im Scientific American, 1881 Bd. 44 * S. 54 mitgetheilt. Dieselbe zeichnet
sich namentlich durch die ausschlieſsliche Bewegungsübertragung mittels Riementrieb
aus. Die Bohrspindel liegt in einem supportartigen Stück, welches in einer
Schlittenführung des kranartigen, seitlich beweglichen und vertical verschiebbaren
Querarmes gleitet. Diese auf – und niedergehende Bewegung des Seitenarmes geschieht
durch die Transmission selbst von einem handlich angebrachten Hebel aus; die
Bewegung des Bohrsupportes bewirkt eine bei den Seherischen Hobelmaschinen bekannte
Vorrichtung (Welle mit Schraubengetriebe). Die Bohrspindel wird durch Riemen so
angetrieben, daſs sie mittels eines Handrades augenblicklich angehalten oder in
Bewegung gesetzt werden kann. Die Uebertragung der Bewegung auf die Spindel von
einer Leitrolle aus gestattet eine Variirung der Bohrgeschwindigkeit in den
weitesten Grenzen.
Im Engineering, 1880 Bd. 30 * S. 296 ist eine sehr
schwer gebaute Bohrmaschine mit zwei Bohrspindeln beschrieben, welche von Rob. Daglish und Comp. in St. Helens (Lancashire) zum
Gebrauch in der eigenen Fabrik gebaut wurde. Die beiden Spindeln können bis zu 0m,75 sich genähert und von einander auf 2m,4 entfernt werden. Jede Spindel vermag ein Loch
von 45cm Tiefe und 5cm Weite zu bohren. Die Bohrspindeln haben ihren besonderen Antrieb und
zwar erfolgt derselbe von einer horizontalen Welle aus, welche an ihren äuſseren
Enden Stufenscheiben trägt; von dieser Welle aus geschieht der Antrieb der
Bohrspindeln mittels Kegelräder bezieh. Schraubengetriebe und zwei Paar verticaler
Wellen, wodurch die Abstellung oder Ingangsetzung jeder einzelnen Bohrspindel
ermöglicht wird. Diese eigenartige Radübertragung gestattet auch, die horizontale
Bewegung der Bohrsupporte (eine verticale Bewegung ist nicht vorgesehen) von der
Maschine aus geschehen zu lassen.
Mg.
Eiserne Panzer für Brückenpfeiler.
Um steinerne oder hölzerne Brückenpfeiler gegen das Unterspülen zu sichern und deren
Beschädigung durch Eis zu hindern, will Conrad Weiſs in
München (* D. R. P. Kl. 19 Nr. 12288 vom 25. Mai 1880) dieselben mit Eisenpanzern
versehen, welche bei gröſseren Pfeilern aus Blech herzustellen wären, bei kleineren
Pfeilern aber auch durch ein Guſsstück gebildet sein könnten. Die Panzerung soll an
der Basis pflugscharartig vorgeschoben sein und in der Stromrichtung in scharfen Kanten
auslaufen. Dadurch wird das Wasser allmählich seitwärts geleitet und von unten nach
oben gedrängt, so daſs auch das Eis an der Pfeilerstirn gebrochen und seitlich am
Pfeiler gehoben, also für denselben unschädlich gemacht wird. Der kantige Auslauf an
der Rückseite des Pfeilers hätte die Aufgabe, Wirblungen des Wassers zu verhindern.
Der Panzer kann auch eine Verlängerung nach unten erhalten, welche in das Fluſsbett
zu versenken wäre. Der Spielraum zwischen Panzer und Pfeiler wird zweckmäſsig
ausgefüttert oder mit Beton ausgefüllt.
Herstellung von plastischen, aufrollbaren Landkarten und
Plänen aus Gummi.
L. Deichmann und G. Mallin
in Cassel (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 12099 vom 19. Mai 1880) wollen Reliefkarten und
Pläne aus Gummi nach folgendem Verfahren herstellen. Nach Maſsgabe genauer
Schichtenpläne sollen die einzelnen Schichten aus Holzfurnürplatten ausgeschnitten
und auf einander geleimt werden. Die treppenförmigen Absätze an den einzelnen
Schichtenbrettchen sollen mit Wachs, Kitt, Gyps u. dgl. ausgefüllt und die auf diese
Weise erhaltenen sehr genauen Reliefs in Gyps, Zink, Eisen u. dg], umgeformt werden.
Nach diesen Modellen sind dann aus Eisen oder Stahl Matrizen und Patrizen
herzustellen so, daſs zwischen den zusammengehörigen Formtheilen ein geringer
Spielraum bleibt, in welchen bei sehr erhöhter Temperatur Gummi gepreſst wird. Die
auf diese Weise erhaltenen Gummikarten nehmen nach jeder Deformirung die
ursprüngliche Gestalt wieder an, können also anstandslos aufgerollt oder in Büchern
und Mappen gepreſst werden.
Akustische Vorkehrungen zur Vertheilung des Schalles.
Um eine gleichförmige Vertheilung des Schalles über das Innere von groſsen Räumen
(Kirchen, öffentlichen Hallen u. dgl.) zu ermöglichen und die Vermischung directer
und reflectirter Schallwellen zu verhindern, spannt A. C.
Engert in Bromley, England (D. R P. Kl. 37 Nr. 12367 vom 25. Juni 1880)
nach der Längsseite dieser Räume eine Anzahl von Stahl- oder Eisendrähten, bis sie
so gestimmt sind, daſs sie Luftschwingungen aufnehmen, wie sie von der stärksten
Rückkehrwelle hervorgebracht werden und welche sonst die richtige Vertheilung des
Schalles über alle Theile des Gebäudes störten. Jeder Draht ist an einem Ende an
einem starken Stift oder einer Trommel befestigt, bei deren Drehung mittels einer
Kurbel er gespannt wird. Sperrrad und Klinke hindern das Rückdrehen der Trommel,
sichern also die Spannung des Drahtes. Die Drähte pflanzen die etwa auftretenden
Rückkehrwellen 15mal so schnell fort als die Luft, weshalb der Nachhall vermieden
wird.
Sollen die von Kuppeln und Bögen, Ecken oder Vertiefungen von Gebäuden
zurückgeworfenen Schallwellen abgeschwächt werden, so können auch auch hier Drähte
gespannt werden, welche dann mit den horizontal gespannten und gestimmten Drähten
nahe an deren Ende durch Zwischendrähte mit eingeschalteten Spiralfedern zu
verbinden sind. Bei besonders hohen Räumen wendet der Erfinder zwei oder mehrere
Lagen horizontaler Drähte an, welche ebenfalls unter einander durch Zwischendrähte
und Spiralfedern verbunden werden. Die obere Lage von Drähten kann auch durch einen
besonderen Raum oder durch einen Kasten geführt werden, welcher mit einem dämpfenden
Material ausgekleidet ist, um die Vibration zu schwächen.
Eine ähnliche Anordnung von Drähten will Engert auch
benutzen, um den Schall von einem Raum nach einem anderen fortzupflanzen.
Optische Telegraphie.
Nach der Erfindung des Photophons hat man neuerdings der optischen Telegraphie wieder
einige Aufmerksamkeit gewidmet und die Möglichkeit durch das Licht dem
Morse-Alphabet gleichende Zeichen auf gröſsere Entfernungen zu geben, wieder in
Betracht gezogen. Man hat dies auf zwei Arten zu erreichen gesucht: durch Verwendung
einer gleichmäſsigen Lichtquelle und beweglichen Lichtschirmen und mittels einer schwachen
Lichtquelle, welche durch beliebiges Einführen von Sauerstoffgas stark leuchtend
gemacht wird. E. Mercadier hat nun kürzlich der
Akademie der Wissenschaften zu Paris (vgl. Revue
industrielle, 1881 S. 17) einen Apparat vorgeführt, welcher die
Lichtzeichen durch eine einfache Erdölflamme, in welche ein Sauerstoffstrom
eingeführt wird, erzeugte. Dieser Gedanke ist jedoch keineswegs neu, sondern schon
in den J. 1870/71 von Crova und Le Verrier mit Vortheil verwendet worden. Die Genannten wollten eine
optische Telegraphie für Tag und Nacht hauptsächlich für belagerte Plätze und Armeen
herstellen und es war die Anordnung ihres Signalsystemes genau dieselbe wie die von
Mercadier. Die ersten Versuche wurden im December
1870 zwischen Nimes und Redessan gemacht und es waren die mit Sauerstoffgas
erzeugten Zeichen selbst am hellen Tage deutlich zu erkennen. Auſserdem wurden noch
andere Versuche mit gleich günstigen Ergebnissen gemacht. Die Einführung des
Sauerstoffgases in die Flamme kann entweder unter schwachem Drucke durch ein weites
in Mitte der Flamme befindliches Mundstück geschehen, oder durch eine
augenblickliche Wirkung des Tasters auf das Oeffnen oder Schlieſsen des Zutrittes
des Sauerstoffgases. So erhält man ein sehr helles aber kleines Licht, welches die
Parallelrichtung der Strahlen durch den Spiegel erleichtert, während die erste
Anordnung eine unregelmäſsige groſse Flamme gibt, welche die Klarheit der Signale
beeinträchtigt.
Verfahren zur Herstellung von Formen für
Falzziegelpressen.
Zum Ersatz der Gypsform wird nach W. Olschewsky und H. Dueberg in Berlin (D. R. P. Kl. 80 Nr. 11116 vom 27.
Januar 1880) plastischer Thon mit feinkörnigen verbrennlichen Substanzen gemischt,
geformt und gebrannt.
Herstellung von Särgen aus Cement und Gyps.
R. Lesse und A. Köppe in
Bitterfeld (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 12048 vom 19. Mai 1880) wollen die aus Holzleisten
hergestellte Form des Sarges, so mit Draht beziehen, daſs der Ueberzug von Gyps oder
Cement dadurch fest gehalten wird.
Ueber das Spence-Metall.
Nach Versuchen von M. Glasenapp (Rigasche Industriezeitung, 1881 S. 19) hatte ein Stück des im Handel
vorkommenden Spence-Metalles (1880 236 501) ein dunkel
stahlgraues oder graphitfarbenes, dabei mattes Ansehen, zeigte namentlich auf der
Oberfläche ein krystallinisch strahliges Gefüge mit Eisblumen ähnlichen Zeichnungen
und schien auf der Bruchfläche dem unbewaffneten Auge vollkommen homogen. Die
Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
Schwefel
64,47
Eisen
26,68
Kupfer
0,59
Antimon
Spuren
Sand und Silicate
5,79
Kohlesubstanz
1,92
––––––
99,45.
Die mikroskopische Prüfung ergab, daſs das angewendete
Schwefelmetall Schwefelkies war, die Kohle erwies sich als Steinkohle. Demnach ist
die Zusammensetzung des Spence-Metalles folgende:
Schwefel, frei
33,68
Schwefeleisen (FeS2)Schwefelkupfer (CuS)Schwefelantimon
57,170,89Spur
Schwefelkies 58,06 Proc.
Sand und Silicate
5,79
Gangart von Schwefelkies
Steinkohle
1,92
–––––
99,45
Das specifische Gewicht des Spence-Metalles wurde zu 2,95, der
Schmelzpunkt bei 111° gefunden. Letzterer stimmt somit genau mit dem des Schwefels
überein, was übrigens, da der Pyrit beim Schmelzen eine Veränderung nicht erleidet,
vorauszusehen war. Die graue Farbe der Mischung rührt von feinst in der Masse
vertheiltem Pyrit her, entsprechend dem dunkelgrauen Strich desselben. Die Kohle ist
wohl nur als zufälliger Bestandtheil zu betrachten.
Zur Herstellung dieses Gemisches schmilzt man somit 1 Th. Schwefel und rührt das
feine Pulver von 2 Th. Schwefelkies ein. Es ist somit kein Metall, sondern eine
jener schon lange bekannten Mischungen von Schwefel mit dem Pulver verschiedener
Mineralien, welche ihrer groſsen Wohlfeilheit wegen an Stelle des reinen Schwefels
für die genannten Verwendungen empfohlen worden sind und denselben auch
gröſstentheils ersetzen können. Hierher gehört z.B. die Zeïodolithmasse, die aus 19
Th. Schwefel und 42 Th. Glaspulver, Sand, Granitpulver oder dem Pulver ähnlicher
Mineralien hergestellt wird und auſser für sonstige Zwecke auch als Material zur
Errichtung der Bleikammern für Schwefelsäurefabrikation empfohlen worden, aber für
diesen Zweck nie zur Anwendung gelangt ist. Das in England erfundene Spence-Metall
ist danach eine neue, indeſs durchaus nicht verbesserte Auflage des Zeïodolithes.
Denn wenn auch der Schwefel die Pyrittheilchen einhüllt und sie dadurch
einigermaſsen vor chemischen Veränderungen schützt, so sollte man doch für derartige
Mischungen chemisch indifferentere Mineralien nehmen, als den unter dem Einfluſs der
Atmosphärilien leicht zur Oxydation neigenden Schwefelkies, dem gegenüber der
gewöhnliche Quarzsand entschieden den Vorzug verdient. Die Ausdehnung der Masse bei
dem Erstarren ist einzig auf Rechnung des freien Schwefels zu setzen, da dieser jene
Eigenschaft bekanntlich in bedeutendem Maſse besitzt. Der Schwefelkies spielt dabei
keine nennenswerthe Rolle. Zur Aufbewahrung alkalischer Flüssigkeiten in mit
Spence-Metall ausgekleideten Behältern kann trotz der Empfehlung der Erfinder nicht
gerathen werden, da sich in diesem Falle unvermeidlich Alkalisulfide bilden würden;
sauere Flüssigkeiten werden Eisen lösen.
Der Preis von 100k Spence-Metall von 32 M. ist
verhältniſsmäſsig hoch.
Vervielfältigungsapparat.
D. Gestetner in London (* D. R. P. Kl. 15 Nr. 12695 vom
14. August 1880) sucht jene Apparate zu verbessern, bei denen die Copie dadurch
erzeugt wird, daſs mittels eines Griffels oder Stiftes auf einem auf rauher
Unterlage liegenden Papier geschrieben oder gezeichnet wird und von dieser
Reliefmatrize Abzüge gemacht werden. Die rauhe Fläche des Apparates wird aus einer
Menge von feinen, eng an einander gelegten Drähten gebildet, welche auf einer Tafel
befestigt sind. Mit einem Schreibstift wird ein auf diese Fläche gelegtes
Wachspapier derartig beschrieben, daſs die Züge das Papier in die feinen
Vertiefungen zwischen den einzelnen Drahtlagen eindrücken. Hiernach wird das
Wachspapier abgenommen, der Apparat umgekehrt und das Wachspapier so auf die andere
Fläche des Apparates gelegt, daſs die erhabenen Züge nach oben zu liegen kommen.
Dann wird die mit Druckerschwärze oder sonstiger passender Farbe auf ihrer Oberseite
versehene Einfärbungstafel auf das Wachspapier gedruckt. Die erhabenen Züge nehmen
die Farbe an und geben dieselbe nach Fortnahme der Tafel an das mit der Hand oder
einer elastischen Walze auf die Matrize gedrückte reine Papier ab.
Ueber Conservirung von Holzfuſsböden.
Um Holzfuſsböden, namentlich Parquetten bei Neubauten, in gutem Zustande zu erhalten
und dieselben gegen Werfen zu schützen, bringt F.
Nuſsbaum in Hamburg (Mittheilungen des Architekten-
und Ingenieurvereines in Böhmen, 1881 S. 99) eine Isolirschicht von
Pergamentpapier zwischen dem Fuſsboden und dem Unterboden an. Unter dem Blindboden
liegen die sogen. Sauger, d.h. mit gebranntem Chlorkalium, Alaun und Cement gefüllte
Pergamentbriefe. Da das Pergamentpapier, welches den wasserdichten Abschluſs bildet,
ein schlechter Wärmeleiter ist, so schützt es mit Erfolg die Parquetten vor dem Aufquellen auch in
solchen Räumen, unter welchen viel Gas gebrannt und geheizt wird, und eignet sich
demnach besonders für solche Räume von Neubauten, welche sich über einer Küche,
Kaffee- oder Restaurationslokalitäten u. dgl. befinden.
Herstellung von Buchbinderleinwand.
H. Thornton und F. E.
Walmsley in London (D. R. P. Kl. 8 Nr. 12738 vom 23. Juli 1880) machen den
Vorschlag, die weiſse oder bedruckte Leinwand, statt sie, wie bisher geschah, mit
Stärkekleister anzufüllen, mit Papier zu belegen, welches mit Gummi o. dgl.
aufgeklebt und dann zusammen gepreſst wird.
Kaffee-Ersatz.
Zur Herstellung eines angenehm schmeckenden Kaffeesurrogates röstet E. A. Grote in Dansweiler (D. R. P. Kl. 53 Nr. 13070
vom 27. April 1880) aus reinem Roggenmehl gebackenes Brod dunkelbraun, pulverisirt
es und mengt zu 3 Theilen desselben 2 Theile gleichfalls gerösteter und
pulverisirter Erbsen. Aus 110 Th. Stärkesyrup und 4 Th. kohlensaurem Ammonium wird
auf gelindem Feuer Caramel hergestellt, von welchem man dem Gemisch von gerösten
Brod und Erbsen so viel zusetzt, als nöthig ist, um dem Aufguſs eine schöne braune
Farbe zu verleihen.
Das optische Drehungsvermögen organischer Stoffe.
H. Landolt (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 296) zeigt, daſs die neuerdings
von Thomsen aufgestellten Gesetze über das optische
Drehungsvermögen vollständig unbegründet sind und jedes Werthes entbehren. Die Zeit
ist noch lange nicht da, wo das Beobachtungsmaterial über optisches Drehungsvermögen
genügt, um sichere Zahlenbeziehungen abzuleiten, und bis dahin wird man auf diesem
Felde mit experimentellen Arbeiten mehr Erfolg erzielen als mit voreiligen
Speculationen.
Flüssiger Raffinadezucker.
Sachsenröder und Gottfried
in Leipzig (D. R. P. Kl. 89 Nr. 11964 vom 23. Mai 1880) wollen einen flüssigen
Raffinadezucker herstellen, welcher eine vollkommen reine Süſse besitzt, wasserhell,
nicht krystallisationsfähig und in Wein, Wasser, Sprit und anderen Flüssigkeiten,
sowohl in kaltem wie in warmem Zustande, löslich ist, ohne irgend welche Trübung zu
erzeugen. Zu diesem Zweck wird eine vollkommen wasserhelle Lösung von raffinirtem
Zucker im Vacuum unter Zusatz von 0,2 bis 0,25 Proc. reiner krystallisirter
Citronensäure oder reiner pulverisirter Weinsteinsäure auf 40° B. eingedickt, wobei
die sich mit dem Zucker verbindende Säure demselben die Krystallisationsfähigkeit
vollkommen benimmt. Um das Nachbräunen der nun gewonnenen Masse zu verhüten, erfolgt
deren rasche Abkühlung mittels Kühlapparat und wird hierauf die in dem Zucker
enthaltene Säure durch den Zusatz von 0,25 bis 0,2 Proc. doppeltkohlensaurem Natron
neutralisirt, wodurch jeder Beigeschmack beseitigt und eine vollkommen reine Süſse
erzielt wird, ohne daſs hierdurch die Krystallisationsfähigkeit des auf diese Weise
gewonnenen Zuckers wieder hervorgerufen wird.
Verfahren zum Klären und Altmachen von Spirituosen.
A. L. Wood in Boston (D. R. P. Kl. 6 Nr. 12338 vom 22.
Juni 1880) will zu diesem Zweck in die Weingeist haltigen Getränke heiſse Luft
einführen.
Zur Verarbeitung von Maismehl.
Die unangenehme Eigenschaft des Maismehles, in dem damit gemischten Roggen – oder
Weizenteig die Feuchtigkeit während des Backens aufzusaugen und in Folge dessen ein
rissiges und rasch austrocknendes Gebäck zu geben, soll nach P. Bahr und R. Brock in
Hamburg (* D. R. P. Kl. 2 Nr. 11558 vom 15. April 1880) durch folgendes Verfahren
beseitigt werden.
Man erwärmt 100 Th. Maismehl in einem Knetapparat auf 40°, setzt 105 Th. kochendes
Wasser hinzu, mischt und nimmt die 80° warme Masse heraus. Dieselbe muſs hierauf 12
Stunden lang in Trögen bis auf 28 bis 30° abkühlen und wird dann zur Hälfte dem
sogen. Hefenstück oder Vorteig hinzugesetzt, während die andere Hälfte beim
Fertigmachen des Teiges untergemischt wird. Sind nach vorstehendem Verfahren 30 Th.
Maismehl vorbearbeitet worden, so wird demselben im Ganzen der Teig von 100 Th.
Weizenmehl beigemischt. Für Roggenmischbrod kann der Maiszusatz auf 33⅓ Proc. erhöht
werden. Das hierfür bestimmte Maismehl wird jedoch nur auf 30° erwärmt und nach dem
Mischen mit heiſsem Wasser schon bei einer Temperatur von 65° aus der Knetmaschine
herausgenommen.
Ein neuer Butterpilz.
Beim Zergehenlassen verdorbener Butter bemerkte Kützing
(Industrieblätter,, 1881 S. 77), daſs ein
schwammartig, aus dünnen, seilartig gedrehten Fäden bestehendes Gebilde von brauner
Farbe übrig blieb. Bei mikroskopischer Untersuchung zeigte es sich, daſs die Fäden
über und über mit kleinen Pilzsporen besetzt waren und daſs jenes Gebilde ein bisher
unentdeckt gebliebener Pilz ist. Kützing hat ihm den
Namen Butterpilz (Hygrococis butericula) gegeben. Die
Fäden des Butterpilzes durchziehen die Buttermasse nach allen Seiten, machen
dieselbe porös und erleichtern dadurch der Luft und dem Sauerstoff den Zutritt;
letzterer verwandelt sich in Ozon und dieser bewirkt die Umwandlung und Zersetzung
der Butterfette, macht, daſs die Butter erst sauer und dann ranzig wird.
Zur Kenntniſs der Quebrachorinde.
Die Quebrachorinde und ihre Anwendung als Arzneimittel bespricht eingehend E. Schaer im Archiv der
Pharmacie, 1881 Bd. 15 S. 81.
Zur Untersuchung der Rinde auf ihre Echtheit kocht man nach G. Fraude (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 319) 5g der
zerkleinerten Rinde mit etwa 25cc sehr leichten
Steinkohlenbenzin etwa 5 Min. lang, filtrirt heiſs und schüttelt den kaum gefärbten
Auszug mit etwa 10cc verdünnter Schwefelsäure. Die
vom Benzin getrennte Sulfatlösung wird mit Ammoniak im Ueberschuſs versetzt und mit
10cc Aether ausgeschüttelt. Die Aetherlösung
wird im Probircylinder abgekocht und der Rückstand mit Ueberchlorsäurelösung
gekocht, oder auch, wo dieselbe nicht zur Verfügung steht, mit wenig Wasser, 3 bis 4
Tropfen concentrirter Schwefelsäure aufgenommen, eine ganz geringe Menge chlorsauren
Kaliums hinzugefügt und längere Zeit gekocht. In beiden Fällen tritt die schöne,
Fuchsin ähnliche, lebhafte Färbung auf, welche das Asspidosspermin mit oben
genannten Reagentien gibt, und kann das spectroskopische Verhalten zu weiterer
Bestätigung dienen.
Zur Verarbeitung von Kainit.
Nach G. Borsche in Leopoldshall bei Staſsfurt (D. R. P.
Kl. 75 Nr. 10642 vom 4. November 1879) werden 1000 Th. roher Kainit mit Wasser von
30 bis 35° gelöst und die gesättigte Lösung mit 400 Th. Bittersalz einige Stunden
durchgerührt, so daſs sich Kalimagnesiasalz abscheidet, welches nun in bekannter
Weise auf schwefelsaures Kalium verarbeitet wird. Die Mutterlauge wird zur Salzhaut
abgedampft und mit einer heiſsen Lösung von Chlormagnesium von 1,32 bis 1,33
Volumgewicht versetzt. Das sich ausscheidende Chlornatrium wird ausgeschöpft, die
Lösung auf 1,33 Volumgewicht abgedampft; das ausgeschiedene schwefelsaure Magnesium
wird auf Bittersalz verarbeitet, die Lauge scheidet beim Erkalten Carnallit aus
(vgl. 1881 239 88).
R. Grüneberg in Altdamm (D. R. P. Kl. 75 Nr. 10754 vom
18. December 1879) behandelt den Kainit mit kalt gesättigter Schönitlösung oder mit
Wasser. Die von dem ungelösten Schönit entfernte Lauge wird zur Gewinnung des
gelösten Schönits als Chlorkalium zum Lösen von Carnallit verwendet.
Zur Bestimmung des Lithiums.
Zur Bestimmung des Lithiums neben groſsen Mengen von Kalium- und Natriumchlorid
übergieſst W. F. Gintl (Berichte der österreichischen Gesellschaft für chemische Industrie, 1880
S. 106) das Gemenge der trockenen Alkalichloride mit der 4 bis 5 fachen Menge an
concentrirter Salzsäure und erwärmt etwa 2 Stunden auf dem Wasserbade unter Ersatz
der verdunsteten Säure. Sodann läſst er erkalten, decantirt die Lösung durch ein
kleines Glaswollfilter, welches vorher wiederholt mit concentrirter Salzsäure
gewaschen war, behandelt den Rückstand nochmals mit der 3 bis 4 fachen Menge
concentrirter Salzsäure in der Wärme und wiederholt diese Operation nach Decantation
der erkalteten Lösung noch ein drittes Mal, um endlich die ganze Salzmasse aufs
Filter zu bringen und auf demselben mit Salzsäure so lange zu waschen, bis ein
Tropfen der ablaufenden Lösung mit Hilfe des Spectralapparates kein Lithion mehr
erkennen läſst. Die so erhaltene Lösung verdampft man in einer Platinschale auf dem
Wasserbade bis auf 1/20 ihres ursprünglichen Volumens, setzt dann etwa die 3 fache Menge
concentrirte Salzsäure zu und filtrirt von dem nun abermals ausgeschiedenen Salze
(Chlornatrium und Chlorkalium), welches mit möglichst wenig Salzsäure am
Glaswollfilter bis zum Verschwinden der Lithionreaction nachgewaschen wird, ab. Die
erhaltene Lösung hinterläſst nach dem Verdampfen der Salzsäure einen Salzrückstand,
welcher alles Lithion neben wenig Kalium und noch weniger Natrium enthält, in
welchem das Lithion nunmehr leicht als Lithiumphosphat gefällt und als solches
gewogen oder aber durch die nunmehr leicht ausführbare Trennung mittels
Aetheralkohol als Lithiumchlorid bestimmt werden kann.
Zur Behandlung von Brandwunden.
Schlagende Wetter verursachen häufig sehr ausgedehnte Verbrennungen, weil die
Explosion der Gase zwischen der Haut und den Kleidern stattfindet. Bei
Pulverexplosionen finden wir die Körperfläche häufig mit Theilchen von Pulver und
Kohle erfüllt, welche Entzündung und eitrige Ausscheidung verursachen, wenigstens an
Gesicht und Händen. Für derartige schwere Verbrennungen hat Fueller (Zeitschrift des Oesterreichischen
Apothekervereines, 1881 S. 45) folgendes Verfahren mit bestem Erfolg
angewendet. Der Verletzte erhält sofort ein warmes Bad; dann wird die verbrannte
Stelle und ihre Umgebung mit einer Lösung von Thymol in 1000 Th. Wasser gewaschen,
worauf einige Minuten lang eine Thymolbesprühung folgt. Die etwa vorhandenen Blasen
werden nicht berührt, sondern mit gröſster Sorgfalt behandelt. Die rohe Fläche wird
mit Leinöl bestrichen, welches 1 Proc. Thymol enthält. Nun wird der Kranke auf eine
Kautschukmatratze gelegt und die Temperatur des Zimmers angenehm warm gehalten.
Theilchen von Kohle oder anderen fremden Körpern werden, wenn nicht zu winzig,
natürlich gleich entfernt. Oft ist es sehr schwierig, den Verletzten so zu legen,
daſs die verbrannten Stellen keinen Druck erleiden; oft muſs er Tage lang in
sitzender Stellung mit einer Stütze für das Kinn erhalten, oft mittels breiter
Leinwandstreifen unter Brust oder Unterleib in die Schwebe gebracht werden, je nach
der Art seiner Verletzungen.
Die Anwendung des Thymols sollte anfangs alle 10 Minuten erfolgen und die Kranken
verlangen es selbst, da es die Schmerzen ungemein lindert. Am besten eignen sich zur
Auftragung breite, weichhaarige Malerpinsel. Zuerst wird das Oel ziemlich schnell
absorbirt und, wenn dies geschehen ist, tritt ein sehr starkes Brennen ein. Sobald
das Oel ganz absorbirt ist, muſs es von neuem aufgestrichen werden, weil es wichtig
ist, daſs der Luftzutritt verhindert wird. In den ersten Tagen wird auch das
Besprühen mit Thymol möglichst oft wiederholt, weil es die Schmerzen sehr
lindert.
Wie schon erwähnt, bleiben die Blasen unberührt, so daſs die Cutis vor der Einwirkung
der Luft oder vielmehr vor den in der Luft enthaltenen septischen Stoffen geschützt
ist. Der Inhalt der Blasen wird allmählich absorbirt; sie ziehen sich zusammen,
trocknen ein und fallen ab, während eine neue Epidermis sich bildet. Nur wenn das
Serum trübe wird, öffnet man die Blasen mit der Schere; doch ist dies meist erst 10 Tage
nach dem Unfälle nöthig. Die anzuwendenden Scheren werden natürlich vorher
desinficirt. Das Einschneiden geschieht unter Thymolbesprühung; gleich darauf wird
das oben beschriebene Thymolöl aufgelegt. Die Ausscheidungen, mit Resten der
Oberhaut und mit dem trocknenden Thymolleinöl bilden eine feuchte Kruste, welche
sehr wirksam das Eindringen von Bacterien und sonstigen septischen, irritirenden
Stoffen verhindert. Mit dem selteneren Aufstreichen des Oeles wird die Kruste
trockener und nach ihrem Abfallen finden wir eine zarte, röthliche Haut, welche
nicht als Narbe bezeichnet werden kann; denn sie hat eine glatte Oberfläche und ist
völlig elastisch.
Verfahren zum Färben von Holz u. dgl.
Um Holz, Hörn, Elfenbein und ähnliche Stoffe zu färben, namentlich aber um auf Holz
die Maserirung kostbarer Holzarten nachzuahmen, rührt man nach E. A. Batonnier und P. A.
Michel in Paris (D. R. P. Kl. 8 Nr. 12126 vom 22. Juni 1880) irgend ein
Mehl zu einem dünnen Teig an und breitet diesen auf einen Bogen Papier oder
Pappdeckel, auf ein dünnes Blech o. dgl. in einer Dicke von 1mm oder mehr aus. Auf diese Schicht wird die Farbe
in Form von Pulver oder in flüssigem, passend verdicktem Zustande, wie man sie zur
Herstellung von Buntpapier und zum Bedrucken von Webstoffen benutzt, aufgetragen und
dann das Ganze mit der Farbenseite auf den zu färbenden Gegenstand aufgelegt. Das
Ganze wird hierauf in kochendes Wasser getaucht, oder in eine Dampfkammer gebracht.
Dort lösen sich die Farbstoffe auf und legen sich auf die Oberfläche des
Gegenstandes; gleichzeitig wird aber der Teig gekocht, er erhärtet oder erstarrt
dabei und hält alsdann die Farben, denen er als Unterlage dient, an ihrer Stelle, so
daſs neben einander liegende Farben nicht in einander laufen können. Die Färbung ist
je nach der Härte des Holzes in kürzerer oder längerer Zeit vollendet. Nach
vollendeter Färbung wäscht man den Teig mit viel Wasser ab und läſst die gefärbte
Fläche im Schatten trocknen, worauf man sie einstäuben und lackiren kann. Nach dem
Einstäuben muſs man die Fläche gut abwischen, da, wenn Farbenstaub zurückbliebe, der
Alkohol des Lackes die Farbe dieses Staubes auflösen würde, wodurch Flecken
entständen.
Will man Maserirungen hervorbringen, so wendet man die Farben in genügend verdickten
Lösungen von Gummi, Dextrin o. dgl. an. Diese Farben werden alsdann an gewissen
Stellen des Teiges in mehr oder weniger dicken Tropfen in der Richtung der
hervorzubringenden Maserirung aufgetragen und mit Hilfe eines Blasebalges
ausgebreitet. Alsdann wird verfahren, wie oben beschrieben. (Vgl. auch D. R. P. Kl.
8 Zusatz Nr. 13731 vom 23. November 1880.)
Ueber Glanzstärke-Mischungen.
Mehrere Proben im Handel vorkommender Glanzstärke bestanden nach F. Gantter (Gewerbeblatt aus
Württemberg, 1880 S. 100) aus Stärke und Borax in wechselnden
Verhältnissen. Erwärmt man Stärke mit Boraxlösung, so werden die Schichten der
Stärkekörnchen zerstört und man erhält eine fast klare Flüssigkeit, in welcher die
Stärke anscheinend gelöst ist. Eine solche Lösung durchdringt nun das Stück
vollständig und es wird deshalb beim Trocknen die Stärke nicht mehr allein auf der
Oberfläche, sondern in der Faser selbst abgelagert; diese Wirkung wird noch dadurch
verstärkt, daſs auſser der Stärke zugleich auch noch Borax in fester Form auf der
Faser sich abscheidet. Dieser Umstand gebietet aber Vorsicht im Gebrauch dieser
Mischungen, da, wenn zu viel Borax verwendet wird, die Wäsche leicht brüchig
wird.
––––––––––
Berichtigung. S. 66 Z. 9 v. o. ist zu lesen „Gerbstoffe“ statt „Farbstoffe“.