Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 159 |
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Miscellen.
Miscellen.
Schwefelkohlenstoff zum Treiben von Maschinen.
W. S. Colwell in Pittsburg, Pens. (* D. R. P. Kl. 46 Nr.
12198 vom 18. Januar 1880) macht den Vorschlag, Locomotiven mit Dämpfen von
Schwefelkohlenstoff zu treiben, welche bei 1240 einen Druck von 13k auf 1qc
ausüben sollen. Die aus der Maschine entweichenden Dämpfe werden durch
Kühlvorrichtungen wieder verdichtet, um von Neuem verwendet zu werden.
E. Möller's selbstschmierender Pumpenkolben.
Um bei Pumpen, deren Kolben durch Lederstulpen gedichtet sind, die Cylinderwandung
beständig zu schmieren und dadurch den Verschleiſs der Kolbenliderung möglichst zu
beschränken, versieht E. Möller in Firma Möller und Blum in Berlin (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 11627
vom 30. Januar 1880) solche Pumpenkolben mit einer Aushöhlung, welche mit einem
zähen Schmiermittel gefüllt und dann durch einen Deckel geschlossen wird; letzterer
paſst genau in die Höhlung, ist über die Kolbenstange geschoben und läſst sich
mittels einer auf die letztere geschraubte Mutter in die Höhlung drücken; das
Schmiermittel tritt dann durch seitliche Oeffnungen im Kolben zur Cylinderwand. Der
Deckel des Schmierraumes muſs natürlich von Zeit zu Zeit nachgezogen werden, bis die
Erneuerung der Schmiere nothwendig ist.
Wolff's Stopfbüchsen-Packschnur.
Wilh. Wolff sen. in Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 12193
vom 28. Mai 1880) will selbstschmierende Packschnüre durch eingeflochtene
Metalldrähte gegen sehr hohe Temperaturen widerstandsfähig machen und auſserdem
wirksam zusammenhalten, d.h. die Abnutzung der das selbstschmierende Mittel
umschlieſsenden Hülle, welche aus irgend einem Faserstoff besteht, verzögern.
Drahtseile mit Hanfumhüllung.
Die von Ferd. Wolff in Mannheim (* D. R. P. Kl. 47 Nr.
12718 vom 28. Juli 1880) vorgeschlagene Umspinnung von Drahtseilen mit einer
beliebigen Anzahl von Hanflitzen soll den Zweck haben, Seile, welche auf Steinen,
Rollen u. dgl. laufen, vor Abnutzung zu schützen, oder Schifftaue bezüglich ihrer
Handhabung zu vervollkommnen, indem solche Drahttaue ohne Umhüllung beim Aufholen
durch die Schiffsmannschaft Verletzungen bedingen, sobald sie abschleiſsen.
Hydraulische Presse zum Ausbauchen von Blechen.
Der Gebrauch der hydraulischen Presse an Stelle des Hammers wird für die Zwecke der
Herstellung gebauchter Bleche, wie z.B. der Endstücke der Walzenkessel u. dgl. m.,
von französischen Ingenieuren sehr angerathen. Trotzdem für jede neue Form eine neue Matrize
erforderlich ist, soll sich die Verwendung der hydraulischen Presse bei der
Herstellung einer gröſseren Anzahl von Blechen derselben Form nicht erheblich
theurer gestalten, als die Herstellung jener Stücke mit Hand und Hammer kosten
würde; dafür wäre aber der nicht zu unterschätzende Vortheil erzielt, daſs alle jene
auf der Presse erzeugten Stücke von genau gleicher Form und Gröſse werden, was mit
der Handarbeit wohl nicht zu erreichen ist. Geht ferner das Blechstück ohne Riſs
oder sonstigen Bruchschaden unter der Matrize hervor, so hat man die sichere
Gewiſsheit, daſs das benutzte Blech durchaus fehlerfrei ist, während man diese
Sicherheit nach der Hammerarbeit selbst dann nicht hat, wenn das Blech äuſserlich
das schönste Aussehen zeigt, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil beim Hämmern
entstehende Risse durch die folgenden Schläge äuſserlich wieder verkeilt und infolge
dessen unsichtbar werden. Bei der Verarbeitung der Bleche in der Presse jedoch wird
sich jede Trennung des Zusammenhanges, jede übermäſsige Ausdehnung der Structur
durch einen sichtbaren Riſs verrathen und kein Zweifel über die Güte des Bleches
obwalten können.
In der Mannigfaltigkeit ihrer Verwendungsfähigkeit ist die Presse für
Blechbearbeitung ziemlich unbeschränkt; sie vermag eine gröſsere Kraft als der
Hammer auszuüben und sind manche Sachen mit dem Hammer nur mangelhaft, auf der
Presse aber gut und leicht herstellbar. Versuche sind mit jeder Gattung von Blech
bereits angestellt und sehr zufriedenstellend verlaufen 5 namentlich sollen die
Versuche mit Stahlblech sehr befriedigt haben.
Im Anschluſs an die Maschinen, welche für genannte Zwecke von Piedboeuf (1871 200 * 349), Brown (1880 237 * 267) u.a.
construirt sind, sei hier nach Armengaud's Publication
industrielle, 1880 Bd. 26 * S. 120 die Presse von Mourraille und Comp. in Toulon beschrieben.
Diese Presse besteht aus zwei sehr starken horizontalen guſseisernen Querbalken,
deren oberer die Matrize trägt und fest auf Seitenstützen gelagert ist, welche nur
stark genug sein müssen, um den Apparat tragen zu können, da sie sonst in keiner
Weise beansprucht werden. Der untere Querbalken ist beweglich und trägt die Patrize,
auf welche auch das zu behandelnde Blech gelegt wird. Er wird an jedem Ende von der
Kolbenstange je einer hydraulischen Presse gehalten, welche letztere auf dem oberen
Querbalken senkrecht aufgeschraubt sind. Die Verbindung der Kolbenstangen mit den
Enden des. unteren Querarmes wird in sicherer Weise mittels eines schmiedeisernen
Schuhes und starken Schrauben hergestellt. Beide hydraulischen Preſscylinder sind
durch ein Rohr verbunden, in welches das Leitungsrohr des Druckwassers einmündet, so
daſs in beiden derselbe Druck herrscht und sie in gleichem Maſse wirken. Die Matrize
ist mit dem oberen Querarm verschraubt, während die Patrize keiner Befestigung
benöthigen soll, sondern nur in die richtige Lage zu schieben ist.
Die vorliegende Presse vermag einen Druck von 180k/qc auszuüben; die Kolbenfläche beträgt
254qc,47, die Fläche des Stempels 78qc,54. Unter der Annahme einer nutzbaren
Oberfläche von 352qc für beide Kolben würde
demnach unter Anrechnung von 180k/qc ein Druck von 63360k entstehen. Die Abrechnung der Reibung würde nach der Hick'schen Formel
ergeben:
Für jeden Kolben =
0,7854 × 18 × 180 =
2520k
Für jeden Stempel =
0,7854 × 10 × 180 =
1413
––––––
Zusammen
3933k
––––––
Für beide Cylinder zusammen
7866k,
d. i. ungefähr eine Mächtigkeit von 55t; es ist also diese Presse für jede Kesselarbeit
hinreichend kräftig genug. Die genannte Presse soll seit 7 Jahren in Thätigkeit
sein, ohne daſs auſser der Erneuerung der Lederstulpen Ausbesserungen nöthig
geworden wären.
Mg.
Mourraille's hydraulische Blechschere.
Nach demselben Muster wie die vorstehend beschriebene Presse haben Mourraille und Comp. eine Blechschere construirt,
welche nach Armengaud's Publication industrielle, 1880
Bd. 26 * S. 122 folgenden Bau hat. Es sind auch hier zwei guſseiserne wagrechte
Querbalken vorhanden, deren oberer fest auf Stützen gelagert ist und den
hydraulischen Preſscylinder trägt, während der untere mit dem Preſskolben durch
schmiedeiserne Stäbe sicher verbunden ist. Die Schneidmesser sitzen in der üblichen
Weise an den beiden Querarmen. Der Kolbendurchmesser beträgt 300mm mit einer Fläche von 706qc bei 180k/qc Druck; es würde dies einen theoretischen
Gesammtdruck von 127080k ergeben. Die
Stulpenreibung beträgt nach Hick = 0,7854 × 30 × 180 =
3809; demnach hat die Schere eine Kraft von 123t –
Das Bestreben, den Druck nach oben wirken zu lassen, ist bei beiden Constructionen
bemerkenswerth.
Pantograph von A. Lange in Schleswig.
Dieser Pantograph (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 11306 vom 19. März 1880) ist ein
gewöhnlicher Storchenschnabel- derselbe weist jedoch die Neuerung auf, daſs die
Verbindungsgelenke sämmtlicher Stäbe auſserhalb der Stabbreiten liegen. Es bleibt in
Folge dessen selbst bei ganz zusammengedrückten Stäben noch Raum, um die Schieber
des Fahr- und des Zeichen Stiftes sowie des Pols bis dicht an die Drehpunkte der
Stäbe zu bringen. Der erreichte Vortheil besteht darin, daſs Vergröſserungen,
bezieh. Verkleinerungen, in weiteren Grenzen möglich sind, als dies sonst der Fall
wäre. Eine besondere Vorrichtung gestattet ferner, den Zeichenstift rasch oder
langsam gegen das Papier zu drücken.
Tragbare Staublösch- und Luftreinigungsvorrichtung.
Statt beim Auskehren den Fuſsboden mit Wasser zu besprengen, verwendet E. Winckler in Dresden-Neustadt (* D. R. P. Kl. 27 Nr.
12856 vom 24. Juli 1880) zwei über einander liegende, durch ein Rohr verbundene
Cylinder, bei welchem der im unteren Theile auf- und abgehende Kolben die Luft im
oberen Cylinder verdichtet, bezieh. durch ein Ventil ansaugt und dadurch das dort
befindliche Wasser durch feine Rohre nach auſsen preſst, während gleichzeitig die
einzelnen Wasserstrahlen durch ebenfalls aus dem oberen Cylinder kommende
Luftstrahlen zerstäubt werden.
Selbstthätiger Feuermelder von Brown und Bogen.
Die selbsttätigen Feuermelder, wie z.B. der von Zehnder
(1879 233 347), pflegen an der Unvollkommenheit zu
leiden, daſs sie zwar plötzliche Temperaturerhöhungen anzeigen, nicht aber langsam
und allmählich eintretende. Der von R. T. Brown,
früherem Elektriker und Superintendent der West India and
Panama Telegraphs, eingeführte Feuermelder dürfte nach Engineering, 1881 Bd. 31 * S. 218 von diesem Mangel
frei sein. Er enthält nämlich in einem offenen Metallkästchen zwei neben einander
liegende, gerade, dünne Metallschienen, welche aus zusammengelötheten Streifen von
verschiedenen Metallen bestehen und so angeordnet sind, daſs sie sich bei der
Erwärmung krümmen. Für gewöhnlich stellt eine in der einen Schiene angebrachte und
die andere Schiene berührende Stellschraube die leitende Verbindung zwischen den
beiden Schienen her und schlieſst so eine elektrische Batterie. Nun ist aber die
eine Schiene frei gelassen, während die andere in einer Scheide aus Papier oder
einem anderen die Wärme nicht leitenden Stoffe steckt. Wenn daher ein Feuer
ausbricht, das eine plötzliche Temperaturerhöhung verursacht, so krümmt sich die
freie Schiene rascher als die verhüllte, entfernt sich von letzterer und unterbricht
so den Strom. Wenn dagegen eine allmähliche Temperaturerhöhung eintritt, so krümmen
sich beide Schienen ganz gleichmäſsig und bleiben in Berührung; sobald indessen
dabei eine bestimmte Temperatur überschritten wird, stöſst die freie Schiene gegen
eine Stellschraube, welche sie an weiterer Krümmung hindert, während die verhüllte
sich ungehindert weiter krümmen kann, so daſs jetzt also ebenfalls der Strom
unterbrochen wird.
In den Stromkreis ist ein Elektromagnet eingeschaltet, der bei jeder Unterbrechung
des Stromes einen drehbaren Arm auf einen Contact niederfallen läſst, durch diesen
einen Localstrom durch eine elektrische Klingel mit Selbstunterbrechung schlieſst und zugleich anzeigt,
in welchem Räume das Feuer ausgebrochen ist. (Vgl. Brasseur 1880 235 42.)
Patronen zum Feuerlöschen.
V. v. Schlippe in Moskau (D. R. P. Kl. 61 Nr. 12800 vom
2. September 1880) füllt in aus Pergamentpapier oder gawalztem Blei hergestellte
Hülsen zunächst 4 Theile eines durch Mischen von 343 Th. schwefelsaures Aluminium
und 142 Th. schwefelsaures Natrium mit 432 Th. Wasser erhaltenen Doppelsalzes, dann
durch eine Querscheibe von Pergamentpapier davon getrennt 1 Th. schwefligsaures
Natrium. Bei der Verwendung zerbricht man die Patrone und schüttet den gesammten
Inhalt in dasjenige Wasser, welches zum Löschen benutzt werden soll. – Die Wirkung
des schwefligsauren Natriums, durch Oxydation der Flamme den Sauerstoff zu
entziehen, erscheint wohl unwesentlich.
Herstellung von Bildern durch Einsengen (sog.
Glimmbilder).
S. Bergel in Berlin (D. R. P. Kl. 54 Nr. 12847 vom 23.
Mai 1880) will in folgender Weise die Umrisse von Gegenständen in Papier durch
Einsengen in dasselbe darstellen, um Silhouetten artige Bilder daraus herzustellen.
Man zeichnet oder druckt mit einer Lösung aus 40 Th. Salpeter, 20 Th. Gummi arabicum
und 40 Th. warmem Wasser die Umrisse eines Bildes auf Papier und läſst die Zeichnung
trocknen, wobei dieselbe fast unsichtbar wird. Berührt man nun die durch einen Punkt
angedeutete Stelle mit einem glühenden Hölzchen, einer brennenden Cigarre o. dgl.,
so versengt der sich bildende Funke in kurzer Zeit das Papier auf den verzeichneten
Umrissen und es entstehen dadurch eine innere und eine äuſsere Silhouette.
Zur Herstellung von Linoleumteppichen.
F. Walton in Twickenham, England (* D. R. P. Kl. 8 Nr.
12908 vom 17. Juni 1880) will mit oxydirten Oelen überzogene Gewebe zu Teppichen,
Tapeten u. dgl. auf der Rückseite mit Papier überziehen. Zu diesem Zweck stellt er
zunächst einen Kitt her aus 896 Th. oxydirtem Oel, 394 Th. Harz und 107 Th.
Neuseeländischem Gummi. Von diesem Gemisch werden 40 Th. mit 55 Th. Ocker, 3 Th.
Mennige, 2 Th. Harz und 2 Th. Paraffin gemischt, mit Terpentin verdünnt und zwischen
Papier und Gewebe gebracht, welche mittels erwärmten Walzen zusammengepreſst
werden.
Herstellung von Schwimmgürteln.
Zur Füllung von Schwimmgürteln, Rettungsmatratzen, Bojen u. dgl. empfiehlt J. G. Hill in Newark, N. J. (* D. R. P. Kl. 61 Nr.
12793 vom 9. Mai 1880) Ruſs, namentlich solchen von harzigen Stoffen, da dieser
besonders leicht ist und vom Wasser nicht benetzt wird.
Pneumatischer Abdampfer.
Zum Verdampfen wässeriger Flüssigkeiten empfiehlt Dr. P.
Calliburcès in Konstantinopel (* D. R. P. Kl. 89 Nr. 12221 vom 12. October
1879) die wiederholte Zerstäubung derselben in einem geschlossenen Räume, unter
reichlicher Zuführung von Luft mittels einer zweistiefligen, doppeltwirkenden
Luftpumpe. – Das Verfahren dürfte für die meisten Fälle zu theuer werden.
Kieselsäure aus Hochofenschlacken zum Reinigen von
Oelen.
Nach dem Vorschlage von O. Sander in Beuel bei Bonn (D.
R. P. Kl. 23 Nr. 11951 vom 3. April 1880) werden zerkleinerte Hochofenschlacken mit
Schwefelsäure oder Salzsäure zersetzt, die abgeschiedene Kieselsäure wird sorgfältig
gewaschen und getrocknet.
Dunkle Mineralöle oder Paraffinöle werden zunächst in bekannter Weise mit Natronlauge
und Schwefelsäure behandelt. Nachdem das schwere Oel sich von der Säure gehörig
abgesetzt hat, wird es in Kesseln unter Zusatz von Kieselsäure bis zum Eintreten der
hellen Färbung erhitzt. Leichteren Mineralölen kann die Kieselsäure nach der Säurebehandlung
ohne Erhitzen zugesetzt werden. Die gröſste Wirksamkeit aber äuſsert die
Kieselsäure, wenn das mit Säure behandelte Oel durch Schichten derselben filtrirt
wird. Nur Spuren von Natron genügen., um das so in heller Farbe gewonnene Oel
absolut frei von Säure zu machen. Beim Paraffin kann die Anwendung der Kieselsäure
als eines vollständigen Ersatzes der Knochen- oder Blutkohle erfolgen, ohne daſs die
Behandlung mit Säure vorausgegangen ist.
Herstellung von Halbcellulose.
Nach Götjes und Schulze in Bautzen (D. R. P. Kl. 55 Nr.
12565 vom 28. April 1880) wird das von der Borke befreite Holz in Stücke geschnitten
und in einem Kocher mit geringem Zusatz von Kalklauge gekocht. Hierauf werden die
Holzstücke auf einer Raspel nach Art der Farbholzraspeln zerkleinert. Die gewonnenen
Späne werden wieder in einen Kocher gebracht und mit einem Zusatz von kaustischer
Soda gekocht. Die durch diese eigenthümliche Behandlung des Holzes gewonnene
Halbcellulose wird in Holländern vorgemahlen, auf Raffineuren ausgemahlen und
gelangt von letzteren direct auf die Papiermaschine zur Verarbeitung.
Zur Gewinnung von Schönit und Chlorkalium.
Um bei der Verarbeitung der Carnallite möglichst wenig Chlornatrium und schwefelsaure
Magnesia in Lösung zu bringen, behandelt man dieselbe bekanntlich nicht mit reinem
Wasser, sondern trägt dieselben unter Anwendung von Wärme in eine Lauge, welche
erhebliche Mengen von Chlormagnesium enthält. Bei regelrechter Arbeit erhält man
dann eine Lösung, welche concentrirter ist, als nöthig wäre, um einen starken
Anschluſs zu geben. Oft ist diese Lösung auch so reich an Chlormagnesium, daſs ohne
weitere Behandlung nicht Chlorkalium, sondern Carnallit auskrystallisiren würde. Um
nun die Ausscheidung dieses Salzes zu umgehen, das Auskrystallisiren des mit in
Lösung gegangenen Chlornatriums thunlichst zu verhindern und die Klärung der Lauge
zu beschleunigen, setzt man den aus Carnallit gewonnenen Lösungen in den meisten
Fällen Wasser je nach Bedarf hinzu. Bei dem neuen Verfahren von B. Bernhardi in Staſsfurt (D. R. P. Kl. 75 Nr. 12498
vom 13. April 1880) wird nun dieser Zusatz von Wasser ganz oder theilweise umgangen,
indem man statt des Wassers Laugen hinzufügt, welche von der Fabrikation des
Schönits aus Chlorkalium und schwefelsauer Magnesia, bezieh. von der Fabrikation des
Kalisulfates aus Chlorkalium und schwefelsaurer Magnesia oder Schönit herrühren und
welche sich sonst nur mit Schwierigkeiten verarbeiten lassen.
Zum Conserviren von Fleisch u. dgl.
Um Fleisch, Fische, Früchte, Flüssigkeiten u. dgl. zu conserviren, will A. P. Potel in Paris (D. R. P. Kl. 53 Nr. 12791 vom 28.
April 1880) einen sogen, „unveränderlichen hermetischen Gummi“ verwenden.
Derselbe besteht für die Dichtung gewöhnlicher Flaschen aus 3 Th. Baumharz oder
Gelatine und 1 Th. Glycerin oder Oel; für die Dichtung kohlensaurer flüchtiger
Flüssigkeiten aus 6 Th. Baumharz oder Gelatine, 1 Th. Glycerin oder Oel und 1 Th.
Wasser. Zur Einhüllung von Fleisch, Fischen u. dgl. soll eine auf 50 bis 60°
erwärmte Lösung von 5 Th. Gelatine und 1 Th. Glycerin verwendet werden.
Verfahren zur Entbitterung der Lupinen.
Nach F. Schläger in Insterburg (D. R. P. Kl. 53 Nr.
11958 vom 20. Januar 1880) werden die Lupinen etwa 10 Minuten lang auf 98 bis 100°
erwärmt, oder etwa 5 Miuuten mit Wasser gekocht. Die so behandelten Lupinen werden
dann 2mal je 24 Stunden mit Wasser ausgelaugt, dann gequetscht und als Viehfutter
verwendet.
Zur Untersuchung von Mehl und Brod.
Ein unangenehm schmeckendes Brod hatte nach C. Bernbeck
(Pharmaceutische Zeitung, 1880 Nr. 98) folgende
Zusammensetzung:
Feuchtigkeit
42,8
Aschengehalt
0,632
Kochsalz
0,78
Dextrin
16,8
Glycose
4,2
Stärkmehl und Proteinkörper
34,788
––––––––
100,000.
Der süſsliche Geschmack des Brodes erklärt sich demnach aus
dem auffallend hohen Gehalt an Glycose. Da auch das verwendete Mehl viel Dextrin und
Glycose enthielt, so konnte hier keine Verfälschung mit Maismehl vorliegen, sondern
diese unliebsame Erscheinung lediglich auf eine Art Mälzung des Getreides
zurückgeführt werden, welche dasselbe durch das feuchte Wetter während der Ernte im
Herbste 1880 erlitten hatte.
Neuerung am Drehessigbilder.
Bei dem Drehessigbilder von F. Michaelis (1880 237 170) werden die mit Essiggut gefüllten Fässer täglich
4 bis 6mal auf ihren Lagerhölzern derart umgerollt, daſs eine freie Länge gleich der
Abwickelung des Wälzungskreises eines Fasses dazu nöthig ist. – Um nun an Raum zu
sparen, wird nach G. Zartmann in Bonn (* D. R. P. Kl. 6
Nr. 12959 vom 5. Juni 1880) jedes Faſs durch zwei Achsen auf vier Rollen gelagert.
Der Arbeiter dreht das Faſs, an dem über dem Boden vorspringenden vorderen Rand
fassend, einmal nach rechts, das nächste Mal nach links um seine Achse, so daſs der
sonst nöthige freie Raum wegfällt und in jeder Faſsreihe durch drei Fässer
ausgefüllt werden kann. Als weiterer Vortheil dieser Anordnung ist noch der
geringere Kraftaufwand beim Drehen der Fässer zu erwähnen. Zur Controle, ob das
vorgeschriebene Rollen der Fässer durch die Arbeiter auch wirklich geschehen ist,
befindet sich an jedem Faſs eine halbkreisförmige Rinne, in der sich eine kleine
Kugel bewegt, welche, je nachdem das Faſs nach rechts oder links gedreht wird, auf
die entsprechende Seite rollt und vorn durch eine eingekittete Glasplatte
geschlossen und dadurch dem Arbeiter unzugänglich ist.
Entzündungen durch Salpetersäure.
Daſs Salpetersäure von mindestens 1,5 sp. G. im Stande ist, Pflanzenstoffe zu
entzünden, läſst sich nach K. Kraut (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S.
301) in folgender Weise zeigen. Man füllt einen 25cm langen und 40cm hohen Kasten 15 bis
20cm hoch mit Sägespänen, Stroh, Heu u. dgl.,
stellt auf diese Unterlage ein Kochglas oder einen Becherkolben, welcher 25 bis
100cc Salpetersäure von mindestens 1,5 sp. G.
enthält, füllt den übrigen Raum des Kastens gleichfalls mit Heu, Stroh oder
ähnlichem Material, zertrümmert hierauf das Glasgefäſs, so daſs die Säure ausflieſst
und sich gut vertheilt, worauf man sogleich einen Holzdeckel fest auflegt. Bereits
nach 1 bis 2 Minuten werden Dämpfe sichtbar; einige Minuten später erscheint ein
sehr dicker, weiſser Rauch, von der zersetzten Salpetersäure herrührend, welchem
dann der Rauch des brennenden Verpackungsmaterials folgt. Oeffnet man nach 5 bis
höchstens 10 Minuten, vom Beginn des Versuches an gerechnet, den Deckel, so findet
man den Inhalt des Kastens mit lebhaft glimmender Kohle erfüllt, welche sich bei
Zutritt der Luft entflammt und nicht selten das Holz des Kastens in Brand setzt. In
anderen Fällen bedurfte es dieses Fortnehmens des Deckels nicht, um die wirkliche
Entflammung hervorzurufen.
Zur Gewinnung von Cyanverbindungen.
Wenn man nach V. Adler in Wien (* D. R. P. Kl. 12 Nr.
12351 vom 11. März 1880) die Oxyde, Hydrate oder Carbonate der Alkalien oder des Bariums und Strontiums
mit Kohle in einer Stickstoffatmosphäre glüht, so werden diese völlig in Cyanide
übergeführt, namentlich, wenn fein vertheiltes Eisen zugegen ist. Zu dem Zweck
werden Holzkohle, Kokes, Sägespäne u. dgl. mit den entsprechenden Lösungen getränkt
und erhitzt. Um das fein vertheilte Eisen zu erhalten, soll die Kohle mit einer
Lösung von Eisensulfat oder Eisenchlorür getränkt, dann unter Ueberleiten von
Wasserdampf geglüht werden. Für je 1 Aeq. Eisen sollen 3 Aeq. der Alkalien und
alkalischen Erden verwendet werden. Um den erforderlichen Stickstoff darzustellen,
soll man atmosphärische Luft oder Feuergase durch eine Lösung von Schwefelalkalien
oder Schwefelbarium leiten.
Cyanverbindungen werden ferner erhalten durch Glühen der Sulfate oder Sulfide der
Alkalien mit Kalk und Kohle im Stickstoff, oder mit Kohle, Kalk und Eisen oder Zink
und Kupfer.
Herstellung von Farbstoffen durch Einwirkung von Chlorpikrin
auf aromatische Amine.
Nach M. Salzmann und F.
Krüger in Fürstenberg a. O. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12096 vom 17. März 1880)
werden 15 Th. Chlorpikrin mit 60 Th. Anilin, Toluidin, Xylidin oder einem Gemenge
derselben auf 100 bis 210° erhitzt, bis eine herausgenommene Probe genügend
Farbstoffbildung zeigt. Es entstehen so wasserlösliche rothe und spirituslösliche
violette Farbstoffe, welche durch Auskochen der Schmelze mit Wasser getrennt werden.
Die Lösung wird durch Kochsalz gefällt, der ungelöste Rückstand in bekannter Weise
in Sulfosäuren verwandelt. Statt der Anilinöle kann man auch deren Salze mit
Chlorpikrin behandeln, oder der Schmelze Metallchloride zusetzen. Erhitzt man ein
Gemenge von 70 Th. Dimethylanilin, 20 Th. Benzaldehyd und 30 Th. Chlorpikrin, so
bilden sich violette und grüne Farbstoffe, welche durch fractionirte Fällung in
essigsaurer Lösung getrennt werden. Es lassen sich diese Verhältnisse in der
mannigfaltigsten Weise abändern, ohne daſs dadurch die Farbstoffbildung gehindert
wird.
Behandlung von Photographien auf Webstoffen.
W. M. Winter und Comp. in Wien (D. R. P. Kl. 8 Nr. 13014
vom 31. März 1880) empfehlen folgendes Verfahren, um Webstoffe mit Photographien mit
Oelfarbe bemalen zu können und gegen Witterungseinflüsse zu schützen. Die auf
Holzrahmen gespannte Webstoffphotographie wird auf der Bildseite so lange mit Wachs
überzogen, bis der Stoff undurchlässig und glatt erscheint. Nach gehörigem Erhärten
wird das Bild von der Rückseite mit Fettlack eingelassen, welcher das Wachs lösend
mit diesem sich derart verbindet, daſs dadurch die Photographie vollkommen vor
Zutritt feuchter oder sonst schädigender Luft abgeschlossen bleibt, der Stoff so
gedichtet und fest wird wie eine mit Oelfarbe grundirte Leinwand und die Klarheit
und Tiefe des photographischen Tons dermaſsen gehoben wird, daſs deren Frische die
des Albuminpapieres weit übertrifft. Solche in Oelfarbe, schwarz oder bunt,
ausgeführten Bilder werden wie gewöhnliche Oelbilder mit Firniſs überzogen und auch
später so behandelt.
Papierlack für Zeichnungen.
Zum Lackiren von Zeichnungen in Leim- oder Gummifarben soll man (nach den Industrieblättern, 1881 S. 86) 30 bis 40g Dammar in 180g
Aceton lösen, dann 40g dieser Lösung mit 30g dickflüssigem Collodium mischen.