Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 322 |
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Miscellen.
Miscellen.
Betrieb von Trio-Walzwerken für die Blechfabrikation.
Die ersten Versuche, das Dreiwalzen-System für die Fabrikation von Eisenblech
einzuführen, welche vor mehreren Jahren angestellt wurden, scheiterten vornehmlich
daran, daſs der Verschleiſs der schwebenden Mittelwalze, welche nach der
Construction von Lauth einen erheblich geringeren
Durchmesser hat als die Ober- und Unterwalze, zu groſs war. Der Grund hierfür war
hauptsächlich in der zerstörenden Wirkung der Schlacke auf dieselbe zu suchen,
welche während des Walzens daran haftet und stets mit durchgewalzt wird, während die
Mittelwalze entweder an der Ober-, oder an der Unterwalze fest anliegt. Durch
Anbringen von zweckmäſsigen Abstreifvorrichtungen ist dieser Uebelstand beseitigt
und wird das Trio jetzt vielfach sowohl zur Feinblech-, als Kesselblechfabrikation
mit Erfolg angewendet, indem die Arbeit des Ueberhebens erleichtert und die
Leistungsfähigkeit der Blechstraſse dadurch erhöht wird.
Für Eisen ist das System seit längerer Zeit in dem Eisenwerk
Lauchhammer, für Stahl in den Kruppschen
Werken in Essen in Betrieb und haben seitdem u.a. folgende Firmen dasselbe ausführen
lassen: Fleitmann und Witte in Iserlohn für
Nickelbleche, Lohmann und Söding in Witten und die Grafenberger Guſsstahlfabrik für Stahl, Geck und Schmidt in Plettenberg für Eisen.
Die Feinblechstraſse der Firma Krupp in Essen enthält
ein Triogerüst, in welchem Ober- und Unterwalze 660mm und die Mittelwalze 380mm bei 1865mm Ballenlänge messen; die Zapfen haben 418
bezieh. 210mm Durchmesser. Die Stahlplatinen
werden bis auf 13mm Stärke vorgewalzt, so daſs der
Hub der schwebenden Mittelwalze und der darauf ruhenden Oberwalze nie mehr beträgt.
In dieser Anordnung ist es nicht erforderlich, die Oberwalze anzukuppeln; es genügt
vielmehr der Antrieb der Unterwalze. Der Stoſs durch das sogen. Springen der Walzen
entsteht aber dann, sowohl wenn unten, als wenn oben eingesteckt wird, während
derselbe nur beim unteren Einstecken eintritt, wenn die Oberwalze durch
Gegengewichte stets gegen die Druckschraube angepreſst wird, in welchem Falle das
Ankuppeln derselben indessen vorzuziehen ist. Bei der Herstellung von Feinblechen
bis 1mm,5 Stärke macht die Maschine 60, bei 1mm 50, bei 0mm,75 40, unter 0mm,75 30 Umdrehungen in der
Minute und werden in letzterem Falle 12 bis 14 Blätter auf einander gelegt. Die
Dampfmaschine hat 940mm Cylinderdurchmesser und
1570mm Hub, das Schwungrad hat 8164mm Durchmesser; die Steuerung ist nach
Corliſs-System eingerichtet und wird die Expansion durch einen Regulator
eingestellt.
An der Grobblechstraſse ist ebenfalls ein Trio angebracht, dessen Hauptabmessungen
folgende sind: Durchmesser der Ober- und Unterwalze 890mm, der Mittelwalze 445mm, Ballenlänge
3400mm. Das Trio wird mit 50 bis 60
Umdrehungen in der Minute betrieben. Die Oberwalze ist abbalancirt; es wird aber die
Mittelwalze auf mechanische Weise vor jedem Stich gehoben oder gesenkt, so daſs der
Stoſs nicht stärker ist als bei einem gewöhnlichen Zweiwalzwerk. Die Mittelwalze ist
aus hartem Stahl hergestellt.
Die Feinblechstraſse der Grafenberger Guſsstahlfabrik
besteht aus einem Vorwalzengerüst mit zwei Weichwalzen über einander von 1500mm Ballenlänge und 550mm Durchmesser, einem Kammwalzengerüst und einem
Lauth'schen Trio mit Walzen von 1250 Ballenlänge, 550mm Durchmesser der Ober- und Unterwalze und 280mm der Mittelwalze, welche aus naturhartem
Guſsstahl besteht. An dem letzteren ist nur die Unterwalze gekuppelt und werden
Mittel- und Oberwalze mitgeschleppt, während letztere durch Spiralfedern zum Theil
abbalancirt ist. Sämmtliche Lager der Walzenzapfen sind mit seitlicher Keilstellung
versehen, um ein genaues Richten derselben in senkrechter Richtung zu erleichtern;
die Ständer haben prismatische Führung auf den Fundamentplatten.
Auch in Belgien und Frankreich hat das Lauth'sche Trio Eingang gefunden und befindet
sich seit einiger Zeit in den Werken von Decazeville ein solches in Betrieb, welches
folgende Verhältnisse hat: Die stehende Dampfmaschine hat 700mm Cylinderdurchmesser, 900mm Hub, ist mit Allen'scher Präcisionssteuerung
und Condensation versehen und macht 50 bis 60 Touren in der Minute bei 3k Dampfspannung. Das Schwungrad hat 9m Durchmesser und 40000k Gewicht. Die Straſse enthält 1 Duo und 2 Trio,
deren Walzen sämmtlich 600mm Durchmesser haben und
deren Mittelwalze mittels Dampfdruck gehoben wird. Die Production beträgt für das
Trio 10000k in 24 Stunden.
Es geht hieraus hervor, daſs das Trio auch für die Blechfabrikation sehr gut
anwendbar ist, bei welcher man bestrebt ist, die Tourenzahl nach Möglichkeit zu
erhöhen, so daſs alsdann andere Reversirsysteme weniger geeignet sind. (Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1881
S. 252.)
F. Hartmann's Neuerung an Feuerspritzen.
Um bei Feuerspritzen einen möglichst gleichförmigen Strahl zu erzielen, bringt F. Hartmann in Landsberg a. W. (* D. R. P. Kl. 59 Nr.
11645 vom 11. Mai 1880) an solchen Windkessel an, welche durch einen Zwischenboden
in zwei über einander liegende Räume getheilt sind. Das Druckventilgehäuse der Pumpe
steht mit dem unteren Windkesselraum in Verbindung, in welchem alle Stöſse
unschädlich gemacht werden sollen, worauf das Wasser durch ein Tauchrohr in den
oberen Windkesselraum und von da in einem stetigen Strahl durch die Schlauchdüse zum
Austritt gelangt.
Maschine zum Ausheben und Fortschaffen von Erdmassen.
Die zum Grundausheben auf dem Lande dienende Baggermaschine von J. Clark in Kensington, England (* D. R. P. Kl. 19 Nr.
12120 vom 22. Mai 1880) ähnelt im Wesentlichen dem Dampfpflug. An den beiden
Stirnseiten eines Wagens, welcher aus einem von vier Rädern getragenen Eisenrahmen
besteht, sind stählerne Scharen befestigt. Der Wagen wird von zwei Dampfwinden
mittels Drahtseilen wechselweisse über dem Arbeitsplatz hin- und hergezogen, wobei
jedesmal die Scharen, welche an der vorderen Stirnseite angebracht sind, einen Theil
des Erdbodens abschneiden, während die hinteren Scharen durch eine besondere
Vorrichtung über dem Boden festgehalten werden. Bei der Umkehrung der Bewegung
vertauschen selbstredend die beiden Scharengruppen die Rollen. Das von den Scharen
abgeschnittene Erdreich schiebt sich auf ein in der Längsrichtung des Wagens
geführtes endloses Tuch und wird durch dieses einem zweiten quer zum Wagen
angeordneten zugeführt. An das Ende dieses letzteren etwas ansteigenden Tuches
gelangt, stürzt das Erdreich entweder in einen untergestellten Karren zu weiterem
Iransport, oder es fällt nieder, um an Ort und Stelle zur Dammbildung benutzt zu
werden.
Förderungskosten bei Personenaufzügen.
Einem Vortrag des Civilingenieurs A. Freiſsler (Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architectenvereines, 1881 S. 63) entnehmen wir folgende, durch Versuche an
verschiedenartigen Aufzügen ermittelte Betriebsresultate. Ein vierstöckiges Haus mit
15m mittlerer Fahrhöhe und täglich 100 Auf-
und Abfahren angenommen, stellt sich eine Auf- und Abfahrt: bei einem Personenaufzug
mit
Gasmotorenbetrieb auf 1,5 kr. ö. W., bei einem hydraulischen Aufzug mit Windetrommel
auf 3,6 kr. und bei einem hydraulischen Pistonaufzug auf 8,7 kr., was dem
Verhältniſs 1 : 2,4 : 5,8 entspricht. Berücksichtigt man noch, daſs die Anzahl der
mit den Aufzügen zu befördernden Personen bezieh. 4, 3 und 6 war, so stellt sich das
obige Verhältniſs auf 1 : 3 : 4. Die Anlagekosten betragen dabei für den
hydraulischen Aufzug mit Windetrommel etwa das doppelte, für den hydraulischen
Pistonaufzug etwa das dreifache derjenigen für einen Personenaufzug mit
ununterbrochenem Gasmotorenbetrieb. Hieraus folgert Freiſsler den Grund, weshalb in Amerika, wo Personenaufzüge allgemein
eingeführt sind, die hydraulischen Aufzüge ungeachtet ihrer anderweitigen Vorzüge
nur selten angewendet werden.
Tauenhackmaschine von Ferd. Jagenberg in Remscheid.
Bisher wurde das Zerkleinern der für den Holländer bestimmten Taue vielfach von Hand
mit der sogen. Tauenhacke ausgeführt. Die Arbeit war an und für sich nicht so
schwer, daſs man sich gezwungen fand, behufs Ersparung von Arbeitskraft besondere
Maschinen zu benutzen; dieselben hätten jedoch zweifellos die Ausgaben für das
Hacken der Taue vermindert und jedenfalls ein stets gleichartiges Product geliefert,
wie es die freie Hand begreiflicher Weise nicht schaffen kann.
Die in der Papierzeitung, 1881 * S. 122 mitgetheilte Jagenberg'sche Maschine hat äuſserlich die Form der in
der Metallindustrie gebräuchlichen Schere. In einem sehr starken Gestell sind
nämlich zwei Messer aufgestellt, von denen das obere, in Führungen gleitend, von
einer Kurbel in Bewegung gesetzt wird. Das untere Messer ist aber nicht parallel zum
oberen angebracht, sondern befindet sich in geneigter Lage. Beide Messer sind mit
Klemmschrauben auf ihren Unterlagen befestigt und werden, wenn das Stumpfwerden und
Schleifen es nöthig macht, durch Schrauben wieder in die zum guten Schnitt
erforderliche Lage gebracht. Die Leistungsfähigkeit beträgt etwa das 4 bis 5fache
der Handarbeit.
Napoli's elektrischer Regulator für Dampfmaschinen.
Der in La Lumière électrique, 1880 S. 477 beschriebene
Regulator von D. Napoli ist besonders für
Dampfmaschinen bestimmt, deren Gang durch das Oeffnen und Schlieſsen eines unter
Dampfdruck stehenden Ventiles regulirt wird. Auf der die Bewegung dieses Ventiles
bewirkenden Achse sitzt ein Zahnrad, das durch eine Schraube ohne Ende nach rechts
oder nach links bewegt wird. Auf der Achse der Schraube sind zu beiden Seiten
derselben zwei röhrenförmige Elektromagnete befestigt, denen zwei massive eiserne
Riemenscheiben als Anker dienen; die Scheiben sitzen lose auf der Achse der Schraube
und werden durch Riemen bethätigt, welche über zwei auf einer und derselben (etwa
durch Kegelräder zugleich den Centrifugalregulator treibenden) Welle sitzende
Scheiben laufen und von diesen aus jene Scheiben beständig in entgegengesetztem
Sinne in Umdrehung versetzen. Läuft nun die Welle zu rasch oder zu langsam, so legt
der Centrifugalregulator einen Contacthebel gegen die eine oder die andere der
beiden Contactschrauben, welche den Strom einer Batterie durch den einen oder den
anderen der beiden Elektromagnete schlieſsen, so daſs dann dieser Elektromagnet von
seinem Anker mitgenommen wird und die Schraube sowie das Zahnrad auf der das Ventil
bewegenden Achse in der einen oder andern Richtung umdreht, das Ventil mehr
schlieſst oder öffnet und die Bewegung verlangsamt oder beschleunigt.
E–e.
Neue Bestimmung der Schwerkraft.
Auf dem Fujiyama, einem gleichmäſsigen vulkanischen Kegel in Japan, hat F. C. Mendenhall (American
Journal of Science, 1881 Bd. 21 S. 99) Pendelversuche ausgeführt, nach
denen sich die Gravitationskraft in Tokio zu 9,7984, auf dem Fujiyama zu 9,7886
ergibt. Das specifische Gewicht der Erde würde sich danach auf 5,77 stellen.
Zur Aufbewahrung des Getreides.
Getreidekörner entwickeln bekanntlich beim Lagern an der Luft unter
Sauerstoffaufnahme Kohlensäure und zwar nach Versuchen von A. Muntz (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 97.
137) um so mehr, je häufiger die Luft erneuert ward, je feuchter die Körner sind und
je höher die Temperatur ist. 30 Monate auf luftigem Getreideboden gelagerter Hafer
hatte 7,2 Proc. Trockensubstanz mehr verloren als der die gleiche Zeit in einem
geschlossenen Getreidebehälter aufbewahrte Hafer. Die Stärke war dabei um 6 Proc.
vermindert, auch das Protein zeigte eine Abnahme. Mais hatte nach 16 Monaten an der
Luft 10 Proc. Trockensubstanz mehr verloren als im geschlossenen Behälter. Das
Getreide sollte daher möglichst trocken, kühl und unter Luftabschluſs aufbewahrt
werden.
Ueber hämmerbares Guſseisen.
Nach L. Forquignon (Comptes
rendus, 1880 Bd. 91 S. 817) enthält hämmerbares Guſseisen immer Graphit,
welcher selbst bei 400facher Vergröſserung völlig amorph erscheint. Das Guſseisen
kann Kohlenstoff verlieren und doch brüchig bleiben, wenn sich kein Graphit bildet;
es kann jedoch durch Ausglühen in Kohle hämmerbar werden, ohne Kohlenstoff zu
verlieren. 2 Proc. Mangan verhindern die Graphitbildung; versetzt man ein Mangan
haltiges Guſseisen aber mit Silicium, so wird es durch Glühen weicher.
Zur Chemie der Platinmetalle.
Zieht man den durch Fällen von Platinmetallen mit Eisen erhaltenen schweren schwarzen
Metallniederschlag mit Salzsäure aus, so ist nach Th.
Wilm (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 629) die erste Auskochung dunkelgrün braun und gibt
beim Verdampfen ein fast nur aus den Chloriden des Kupfers und Eisens bestehendes
schmutzig grünes Salz. Die weiteren Auskochungen enthalten schon bedeutend weniger
Kupfer, welches von allen unedlen Begleitern neben Blei in den uralischen
Platinerzen oft den gröſsten Theil ausmacht. Die Farbe dieser salzsauren Auszüge
wird immer gelbbrauner, braun, bis sie endlich in rothbraun übergeht, – ein Beweis,
daſs von nun an vorwiegend edle Metalle in Lösung gehen. Fällt man aus dem zweiten
und dritten Auszuge das Kupfer und das meiste Blei mit Oxalsäure, so erhält man auf
Zusatz von Chlorammonium und Alkohol einen Blei haltigen Niederschlag von
Rhodiumverbindungen und aus dem Filtrat durch Abdampfen schon rothe Säulen der
Verbindung Rh2Cl6(NH4Cl)6.3H2O, während Palladium in der
Mutterlauge bleibt. Durch wiederholtes Umkrystallisiren geht Rieses Salz in die
Verbindung Rh2Cl6(NH4Cl)4.2H2O über. Beim Glühen im Wasserstoffstrom bleibt das Metall genau in der
Form der ursprünglichen rothen Krystalle als rein grau glänzende Masse zurück; es
zeigt gegen Wasserstoff in gewöhnlicher Temperatur eine so auſserordentlich stark
ausgeprägte Absorptionsfähigkeit, daſs es darin beinahe noch das Palladium zu
übertreffen scheint. Namentlich ist die Fähigkeit, sich fast augenblicklich beim
Ueberleiten von Wasserstoffgas in der Kälte bedeutend zu erhitzen und nach dem
Erkalten in demselben in diesem mit Wasserstoff verbundenen Zustande ebenso schnell
beim geringsten Luftzutritt unter noch gröſserer Wärmeentwicklung den Wasserstoff zu
Wasser zu verbrennen, auſserordentlich charakteristisch und kann dieser Versuch,
ohne daſs man eine merkliche Schwächung dieser Absorbtionsfähigkeit merkt, wie beim
Palladium der Fall, unzählige Male hinter einander mit demselben Erfolge
wiederholen. Benetzt man das Rhodium mit Salzsäure und läſst an der Luft stehen, so
geht es theilweise in Lösung.
Leitet man Wasserstoff durch die von Kupfer mit Oxalsäure befreite Lösung der
Platinmetalle, so scheiden sich dieselben metallisch aus, reiſsen aber die geringen
Mengen des vorhandenen Kupfers und Bleies mit nieder und sind davon auch durch
Behandlung mit Salzsäure nicht zu trennen. Auch durch Reduction der obigen Lösung
mit ameisensaurem Natrium ist diese Trennung nicht zu erreichen.
Zum Nachweis geringer Mengen von Platin versetzt Frederick (Chemical News, 1881 Bd. 43 S. 75)
die zu untersuchende Lösung mit Jodkalium; selbst Spuren von Platinchlorid geben
starke Rothfärbung.
Ueber Uranverbindungen.
Zur Herstellung der Alkaliuranate wurden von Cl.
Zimmermann (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 440) 10g
Uranylnitrat durch wiederholtes Abdampfen mit Chlorwasserstoffsäure in Uranylchlorid
übergeführt, hierauf mit 4g Chlorkalium und 16g Salmiak gemengt und die erhaltene Lösung zur
Trockene abgedampft. Nach dem Verflüchtigen des Salmiaks durch Erhitzen wurde die
zurückbleibende Masse zuerst gelinde im Porzellantiegel, dann in einem Platingefäſse
über der Gebläseflamme so stark geglüht, daſs das Salzgemenge unter lebhaftem
Verdampfen von Kaliumchlorid schmolz. Die Schmelze war nach dem Erkalten dunkelbraun
gefärbt und setzte beim Behandeln mit Wasser ein schweres, prächtig glänzendes
Pulver ab, welches den Analysen nach ein Zwischenproduct zwischen den ursprünglichen
Salzen und den sich später bildenden krystallisirten Uranaten war. Durch weiteres
Erhitzen wurde die Masse orangegelb und lieſs nach dem Auswaschen mit kaltem Wasser
das Kaliumuranat K2U2O7 als orangegelbes
glänzendes Pulver zurück. In entsprechender Weise wurde das Natriumuranat Na2U2O7 und das Lithiumuranat Li2UO4, letzteres somit als normales Salz, als in Wasser
unlösliche Verbindungen erhalten.
Einwirkung der Salzsäure auf Metallchloride.
Nach A. Ditte (Comptes
rendus, 1881 Bd. 92 S. 353) gibt eine bei 10° mit Salzsäure gesättigte
Lösung von Quecksilberchlorid Krystalle von HgCl2.2HCl.7H2O, welche schon bei – 2°
schmelzen und sich zersetzen. Je nach der Concentration der Lösung und der
angewendeten Temperatur verbindet sich das Quecksilberchlorid mit der Salzsäure in
verschiedenen Verhältnissen.
Ueber die Zusammensetzung der Milch.
J. Forster (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 591) bestätigt die Erfahrung,
daſs sich die Zusammensetzung der Frauenmilch, namentlich deren Fettgehalt, mit der
zunehmenden Entleerung der Milchdrüse sehr ändert (vgl. 1880 235 146). Von den ausgeführten Analysen mögen nur folgende mitgetheilt
werden:
Datum
Tage nachderEntbindung
Probe
GewonneneMilchmenge
Trocken-substanz
Fett
Milch-zucker
Asche
Stick-stoff
Procent
24. Juni 1880
17
Nr. 123
cc33,133,337,3
9,7610,3212,50
1,712,774,51
5,505,705,10
0,460,320,28
0,180,150,13
13. December1880
113
Nr. 123
30,022,531,8
10,0412,3113,35
2,543,99 7,20
5,175,175,17
0,230,250,25
0,170,160,17
5. Februar 1881
6
Nr. 123
29,525,032,8
14,5915,74 17,99
6,11 7,159,94
4,82–4,82
–––
–––
Ueber Trichinen im amerikanischen Schweinefleisch.
Nach einem Bericht von Bouley (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 496) sind Trichinen in Frankreich bis jetzt
unbekannt. Da aber etwa 2 Procent des gesammten aus Amerika eingeführten
Schweinefleisches Trichinen haltig ist, so beschäftigt man sich in Frankreich jetzt
mit der Frage, ob die Einfuhr des amerikanischen Schweinefleisches zu verbieten ist,
oder wie man am passendsten dasselbe bei seiner Ankunft in den Hafenstädten
untersuchen soll. – J. Chatin (Daselbst S. 463)
beschäftigt sich ebenfalls mit dieser Frage.
Zur Verwendung der Lupine.
Nach gef. mitgetheilten neueren Versuchen von J. Kühn
ist der die Lupinose oder Gelbsucht erzeugende Stoff, Ictrogen genannt, in Wasser löslich. Diese Löslichkeit des Ictrogens in
Wasser erklärt den in der Praxis so häufig beobachteten eigenthümlichen Umstand,
daſs die in kleinen Häufchen bis in den Winter hinein auf dem Felde liegenden
Lupinen in der Regel keine Lupinose erzeugen, während gleichzeitig gemähte Lupinen
desselben Feldes oft diese Krankheit hervorrufen, wenn sie trocken eingeheimst oder
in gröſseren Feimen gut conservirt wurden. Bei den in kleinen Häufchen liegenden
Lupinen wird das etwa gebildete Ictrogen durch den Regen ausgelaugt. Trocknes
Erwärmen der Lupinen auf 100° oder Dämpfen auf 100 bis 105° genügt nicht zur
Vernichtung der Ansteckungsfähigkeit; auch die Braunheubereitung (vgl. 1880 238 94) dürfte nicht völlig ausreichen. Lupinen, welche
bei 1at Ueberdruck gedämpft werden, oder nach dem
Einquellen gedämpft, dann mit Wasser ausgelaugt wurden, sind völlig unschädlich. Das
Dämpfen bei 1at ist daher besonders
empfehlenswertn.
Ueber die Gährung der Weinsäure.
Bei der Bacteriengährung des Ammoniumtartrates entsteht, wie F. König in den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 211 mittheilt, namentlich Bernstein säure, wenig
Essigsäure, Ameisensäure und Kohlensäure, während weinsaures Calcium bei der
Bacteriengährung vorwiegend Essigsäure neben Kohlensäure, Propionsäure und geringen
Mengen höherer Säuren, aber keine Bernsteinsäure liefert.
Ueber Azelaïnsäure.
Durch Oxydation des Ricinusöles mit Salpetersäure erhielten F. Gantter und C. Hell (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S.
560) auſser Korksäure die in dünnen Blättern krystallisirende, bei 106° schmelzende
Azelaïnsäure, deren neutrales Kaliumsalz der Formel K2C9H14O4 entspricht.
Läutern von Coprahöl.
Um das in Deutschland geschlagene Cocosöl, das sog. Coprahöl, zur Herstellung von
Toiletteseife verwenden zu können, soll man 750k
Coprahöl mit 15k Sodalauge von 6° B. und 10k Wasser ½ Stunde kochen und während der Zeit
fleiſsig abschäumen. Hierauf setzt man 1k,5 Salz
hinzu, schäumt ab und läſst weiter ½ Stunde kochen. Dasselbe wiederholt man unter
Hinzufügung von 1k,5 Salz nochmals und läſst über
Nacht stehen. So geläutertes Coprahöl gibt nach einer Angabe im Seifenfabrikant, 1881 S. 65 auf kaltem Wege eine zarte,
weiſse Seife, welche in nichts von einer solchen aus feinstem Cochinöl zu
unterscheiden ist.
Zur Kenntniſs des Steinkohlentheeres.
F. Reingruber (Liebig's
Annalen, 1881 Bd. 206 S. 367) hat das zwischen 220 und 270° siedende
Steinkohlentheeröl untersucht. Es gelang ihm, das zwischen 242 bis 243°
destillirende Methylnaphtalin, C11H10, abzuscheiden. Naphtalin fand sich in Fractionen
bis 253° und 250° an begannen die Ausscheidungen des Acenaphtens.
Ueber das Picen.
Wird der bei der Rectification des californischen Erdöles in der Blase bleibende
Rückstand bei starker Glut der trocknen Destillation unterworfen, so erhält man eine
grüngelbe krystallinische Masse, welche nach C. Gräbe
und J. Walter (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 175) mit dem Picen aus dem
Braunkohlentheer (vgl. 1881 238 504) identisch ist. Das
reine Picen, C22H14,
bildet farblose Krystalle, welche bei 330 bis 335° schmelzen und bei 520° sieden.
Das Picen gehört anscheinend in die Reihe von Phenanthren und Chrysen, welche
demnach aus folgenden Kohlenwasserstoffen besteht:
Benzol
Siedepunkt
80,5°
Naphtalin
„
217,0
Phenanthren
„
335,0
Chrysen
„
436,0
Picen
„
520,0.
Wahrscheinlich ist das von H. Morton im Erdöl
aufgefundene Thallen unreines Picen.
Ueber die Lävulinsäure.
Zur Herstellung der Lävulinsäure oder der β-Acetopropionsäure werden nach B. Tollens (Liebig's Annalen, 1881 Bd. 206 S. 208. 233. 257)
1500g Zucker mit 1500g Wasser und 100g concentrirter Schwefelsäure in einem mit Rückfluſskühler versehenen
Kolben etwa 20 Stunden im Wasserbade erhitzt. Man trennt durch Abpressen die
gebildeten Huminsubstanzen, erhitzt die Flüssigkeit nochmals längere Zeit im
Wasserbade und scheidet die Huminsubstanz abermals ab. Die Flüssigkeit wird mit 100
bis 150g gepulvertem Marmor neutralisirt, auf
1500g abgedampft, der gebildete Gyps
abgeschieden, mit etwa 50g Schwefelsäure versetzt
und die Lävulinsäure mit Aether ausgeschüttelt. Der Aether wird abdestillirt, der
Rückstand der fractionirten Destillation unterworfen und der zwischen 225 und 250°
übergehende Theil nochmals mit Calciumcarbonat gesättigt. Man filtrirt und dampft
auf dem Wasserbade ein, bis ein Tropfen auf einem Glasplättchen nach dem Erkalten
erstarrt. Jetzt läſst man den Inhalt der Schale etwas abkühlen und rührt etwa ¼ Vol.
95procentigen oder absoluten Alkohol ein. Nach dem Erstarren der Masse wird sie
ausgepreſst, die Mutterlauge eingedampft oder, wenn sie zu unrein geworden sein
sollte, nach dem Verjagen des Alkohols und Zusatz von Schwefelsäure mit Aether
ausgeschüttelt u.s.w. Das Salz Ca(C5H7O3)2.2H2O wird dann
durch Umkrystallisiren aus Wasser weiſs erhalten.
Um freie Lävulinsäure zu bekommen, löst man das Calciumsalz in Wasser, kocht,
versetzt mit der berechneten Menge Oxalsäure und gibt nach Bedarf Spuren Oxalsäure
oder Calciumcarbonat hinzu. Man filtrirt, dampft im Wasserbad ab und läſst über
Schwefelsäure zu Krystallen erstarren, welche bei 31 bis 32° schmelzen. Das
Silbersalz dieser Säure entspricht der Formel AgC5H7O3. In
entsprechender Weise wird Lävulinsäure aus den übrigen Zuckerarten gewonnen.
Durch Einwirkung von verdünnter Salpetersäure auf Lävulinsäure entstehen
Bernsteinsäure, Essigsäure, Kohlensäure, Oxalsäure, Cyanwasserstoff und
wahrscheinlich Ameisensäure.
Zur Kenntniſs des Chlorals.
Nach H. Byasson (Comptes
rendus, 1880 Bd. 91 S. 1071) geht das Chloral nur dann in Metachloral über,
wenn es eine geringe Menge Schwefelsäure enthält. Mit wenig Aetzbaryt geschütteltes
Chloral zeigt diese unangenehme Polymerisation daher nicht.
Entzündung durch Salpetersäure.
R. Haas (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1881 S. 597) zeigt, daſs die Entzündung von Heu,
Stroh und sonstigem Verpackungsmaterial selbst mit einer Salpetersäure von 1,4 sp.
G. eintritt (vgl. 163 d. Bd.).