Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Sturmgeschwindigkeit.
Nach einem in der Wochenschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereines, 1881 * S. 100 veröffentlichten Vortrage
von Ingenieur Jos. Riedel betrug die gröſste
Windgeschwindigkeit, welche durch das auf der Hohen Warte durch die k. k.
Centralanstalt für Meteorologie aufgestellte Anemometer während des am 10. März d.
J. in Wien aufgetretenen Sturmes 35m,6 in der
Secunde, was nach der Formel P = 0,12216v2 einem normalen
Winddruck von 155k auf 1qm entspricht. Diese Beobachtung läſst, wie die
Deutsche Bauzeitung, 1881 S. 180 mit Recht hervorhebt, die
den Berechnungen von Bauconstructionen zu Grunde gelegte secündliche
Maximalwindgeschwindigkeit von 30m als ungenügend
erscheinen, um so mehr als der beobachtete Sturm in Wien mit unerheblicher
Verminderung etwa 2 Stunden lang dauerte.
Zusammenstellung der im Deutschen Reiche im J. 1879
stattgehabten Dampfkessel-Explosionen in Bezug auf die Construction der
Kessel.
Ort und Zeit derExplosion
Art der Kessel und muthmaſsliche Ursache der
Explosion.
Verun-glücktePersonen
Einfache liegende Walzenkessel (1 Explosion).
Dollern, 17. Sept.
Mangelhafte Construction
–
–
1
Liegende Einflammrohrkessel (4 Explosionen).
Crefeld, 11. März
Alter Bruch, Wassermangel
3
–
4
Stanowitz, 29. April
Oertliche Blechschwächung, Wassermangel
1
–
3
Helbra, 29. Mai
Salziges Speisewasser, Kesselstein
1
–
–
Horst, 14. Juli
Wassermangel, mangelhafte Wartung
–
–
–
Walzenkessel mit Siederöhren und Siederohr-kessel
(10 Explosionen).
Worms, 2. Januar
Mangelhafte Reparatur
2
2
3
Bienen, 15. März
Mangelhafte Construction
–
–
–
Cassel, 25. April
Verrosten von auſsen durch Grundwasser
1
–
–
Gambitz, 2. Mai
Wassermangel
2
–
–
Weiſsenhorn, 5. Mai
Mangelhafte Construction, übermäſsige Anstren- gung des
Kessels
1
–
–
Laband, 29. August
Verrosten von auſsen durch Grundwasser
11
3
12
Gladbach, 1. Sept.
Mangelhafte Einmauerung
–
–
–
Oppenheim, 18.Sept.
Wassermangel, fahrlässige Wartung
1
–
–
Hessler, 22. Sept.
Wassermangel
–
–
–
Bochum, 13. Novbr.
Nicht ermittelt
3
4
6
Stehende Kessel (2 Explosionen).
Hamburg, 6. Novbr.
Wassermangel, schlechte Wartung
–
–
1
München, 18. Dec.
Mangelhafte Wartung
–
–
–
Schiffskessel (1 Explosion).
Randow, 15. Juni
Verrosten von innen durch unterbrochen. Betrieb
10
1
2
–––––––––––––
–––
–––
–––
Insgesammt 78
36
10
32
–––––––––––––
–––
–––
–––
Die Zahl der verunglückten Personen betrug i. J.
1878 = 32
10
5
17
1877 = 58
21
14
23
Hauptdaten für Einrichtung einer Maschinenfabrik von 1000
Arbeiter.
Aus einem demnächst (in russischer Sprache) erscheinenden gröſseren Werke von J. Thime in St. Petersburg: „Die Organisation der Maschinenwerkstätten“ theilt der Civilingenieur, 1881 S. 159 die nachfolgende Tabelle
mit, deren Werth selbstverständlich weniger in der Zuverlässigkeit der absoluten
Zahlenwerthe, als in der verhältniſsmäſsigen Vollständigkeit der zur Ziffer
gebrachten Momente zu erblicken sein wird:
1)
Anzahl der Arbeiter
1000
2)
Jahresproduction, Maschinen und Apparate
100000
Ctr.
3)
Geldwerth derselben
3888000
M.
4)
Jährliche Arbeitslöhne im Durchschnitt
729000
M.
5)
Gewicht der Rohmaterialien:
GuſseisenSchweifseisen und StahlBronze
97300195001200
118000
Ctr.
6)
Steinkohlen- und Kokesverbrauch
164000
Ctr.
7)
Zahl der Schraubstöcke
200
bis
250
8)
Zahl der Hobelbänke
40
bis
50
9)
Cupolöfen
3
bis
4
10)
Flammöfen (Gieſserei)
1
bis
2
11)
Tiegelöfen (für Bronze)
5
12)
Schmiedefeuer
75
13)
Dampfhämmer
5
bis
10
14)
Schleifsteine
20
bis
25
15)
Holzbearbeitungsmaschinen
10
16)
Metallbearbeitungsmaschinen und zwar:
Drehbänke
120
Bohrmaschinen
48
Hobelmaschinen
30
Nuthstoſsmaschinen
8
Schraubenschneidmaschinen
8
Räderschneidmaschinen
2
Blechscheren und Lochmaschinen
4
Biegmaschinen
2
Maschinen für Nietarbeiten
3
–––––––
Im Ganzen
235
17)
Bedeckte Grundfläche
18580qm
18)
Unbedeckte Grundfläche
37160qm
19)
Gesammte Grundfläche
55740qm
20)
Herstellungskosten der Fabrikgebäude
972000
M.
21)
Anschaffungskosten der Maschinen und Apparate
2916000
M.
22)
Gesammtanlagekosten (nebst Grundstück)
4374000
M.
23)
Betriebskapital
1500000
M.
24)
Grundkapital
5874000
M.
25)
Elementare Betriebskraft
150e
26)
Zahl der Werkmeister und Beamten
60
27)
Stündlicher Wasserbedarf
7cbm
28)
Reinertrag
650000
M.
Elektrische Kraftübertragung zum Betrieb von Erahnen in
Docks.
Unter dem Hinweis auf die Uebelstände, welchen der gemeinschaftliche Betrieb der
Krahne eines Docks durch hydraulischen Druck mit sich bringt, befürwortet E. Hospitalier in La Lumière
electrique die Anwendung elektrischer Kraftübertragung zu dem bezeichneten
Zweck. Der wesentlichste Nachtheil des Krahnbetriebes mittels Accumulator ist der,
daſs das Heben einer Last auf eine bestimmte Höhe die gleiche Menge Druckwasser
erfordert, wie groſs auch die zu hebende Last (natürlich innerhalb der Tragfähigkeit
des Krahns) sei. Der Accumulatordruck muſs zum Heben der gröſsten Krahnbelastung
ausreichen. Das im Wasser aufgespeicherte Arbeitsvermögen wird auch nur voll
ausgenutzt (abgesehen von Verlusten durch Reibung und Rohrundichtheit, welche bis zu
50 Proc. betragen), wenn die Maximallast zu heben ist. Beim Heben nur eines
Bruchtheiles derselben, beispielsweise des vierten Theiles, gehen drei Viertel der
in dem verbrauchten Betriebswasser aufgespeicherten Arbeitsmenge vollständig
verloren. Von diesem Verlust wäre die elektrische Kraftübertragung frei und es würde
überdies der Verlust, welcher durch die Transmission der Kraft an und für sich
bedingt ist, beim Heben kleinerer Lasten sich noch vermindern. Der Verwirklichung
des Vorschlages müſste jedoch die Lösung der Aufgabe vorausgehen, Ströme von der
erforderlichen Stärke zu erzeugen und so zu theilen, daſs die Theilströme
verschiedene und nach Belieben veränderliche Stärke hätten.
Das Telephon auf englischen Bahnen.
Während das Telephon in der gewöhnlichen Bell'schen Form auf den englischen
Eisenbahnen wenig Eingang gefunden hat, wird es nach Electrician, 1881 Bd. 6 S. 115 in der kräftigeren Gower-Bell'schen Form in
gröſserem Maſsstabe von der South-Western Railway
Company benutzt. Es wird in die Blocklinien mit eingeschaltet und die
schwachen magneto-elektrischen Telephonströme vermengen sich in keiner Weise mit den
stärkeren Blockströmen. Man hört so den Lärm, welchen ein Zug bei seiner Abfahrt von
einer Station macht, in dem Telephon der Nachbarstation zugleich mit den die Abfahrt
meldenden Glockensignalen auf den elektrischen Weckern. Mit dieser Art der
Doppeltelegraphie wurden in Deutschland schon im December 1876 Versuche angestellt,
auch auf deren Verwendbarkeit für Eisenbahnzwecke hingewiesen (vgl. 1878 227 56).
Gummiren von Postmarken.
R. P. Sawyers in St. Louis, Missouri (Amerikanisches
Patent Nr. 236 960) empfiehlt, die Marken nicht mehr auf ihrer ganzen Unterfläche
mit Klebstoff zu versehen, sondern nur auf einer Hälfte derselben. Der Bogen, auf
welchem die Marken gedruckt sind, wird dann also nicht mehr ganz und gar gummirt,
sondern nur streifenweise. Der Klebstoff, welche die Marke so erhalten hat, ist
genügend, sie auf der Postsendung zu befestigen, während von den Postbeamten das
freie, nicht angeklebte Ende abgerissen werden soll, anstatt auf die Marke den
Stempel zum Ungültigmachen aufzudrücken. (Papierzeitung, 1881 S. 510.)
Sicherheitspapier.
Nach dem Vorschlage von R. C. Menzies und E. J. Bevan in Musselburgh (Englisches Patent Nr. 2029
vom 19. Mai 1880) soll das für Wertpapiere u. dgl. bestimmte Papier überzogen werden
mit einer Lösung von 75 Th. Jodkalium, 75 Th. jodsaures Kalium, 100 Th. Stärke, 200
Th. schwefelsaures Mangan und 200 Th. schwefelsaures Blei (vgl. 1881 240 240).
Ueber das hygroskopische Verhalten der Baumaterialien.
Aus Versuchen von C. Lang (Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 443) folgt, daſs feuchte Luft bei ihrem
Durchgange durch trockne Baumaterialien deren Durchlässigkeit nicht vermindert, wenn
der Stein wärmer als die Luft ist, oder beide gleiche Temperaturen haben. Dagegen
wird die Durchlässigkeit verringert, wenn die feuchte Ventilationsluft auf
abgekühltes Material trifft, namentlich wenn die Temperatur des Steines unter 0°
liegt. Auch bei Temperaturen über 0° noch vermindert die bei dem Durchgange feuchter
Luft durch kälteres Material auftretende Wassercondensation die Durchlässigkeit in
höherem Grade, als dies der Berechnung nach sein sollte. Es wird dies seinen Grund
darin haben, daſs schon an der Oberfläche und in den zunächst liegenden Schichten
des kälteren Steines sehr viel Wasser sich niederschlägt. Feuchtes Material, welches
dem Froste ausgesetzt wird, büſst an Durchlässigkeit mehr ein, als die Berechnung,
nach welcher diese Abnahme im Verhältnisse von 100:91,7 stattfinden sollte, angibt.
Dieser Permeabilitätsverlust ist um so gröſser, je feinkörniger der bezügliche Stoff
ist.
Herstellung elastischer Schleifsteine.
Die Gesellschaft des echten Naxos-Schmirgels in
Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 80 Nr. 13 292 vom 5. August 1880) schlägt vor, 100 Th.
Kautschuk zu schmelzen, mit 25 Th. Schwefel und 450 bis 600 Th. Korund, Schmirgel,
Flint u. dgl. zu mischen, in Formen zu pressen, welche auf 170 bis 280° erwärmt
werden und schlieſslich nach dem Herausnehmen aus der Form noch auf 300° zu
erwärmen.
Unverbrennliche Fackel.
O. Lüche in Hadamar, Nassau (D. R. P. Kl. 4 Nr. 13 529
vom 16. Juli 1880) mischt 3 Th. Thon, 1 Th. Bauxit, 4 Th. Sägespäne und 4 Th.
Weizenspreu, formt zu Fackeln, welche mit einem mit Zuglöchern versehenen Mantel
umgeben werden aus 3 Th. Thon, 1 Th. Bauxit, 2 Th. Sägemehl und 2 Th. Weizenspreu.
Der Stiel der Fackel wird aus fettem Thon hergestellt und mit Eisenblech gegen die
Fackel geschützt. Nach dem Trocknen wird die Fackel etwa 16 Stunden geglüht, um
Sägemehl und Weizenspreu zu verbrennen. Zum Gebrauch wird diese poröse Thonfackel
mit Erdöl getränkt und kann somit mehrmal benutzt werden, – wenn sich überhaupt
Jemand findet, dieselbe bei Fackelzügen u. dgl. anzuwenden.
Masse für Spielwaaren.
R. Martin in Sonneberg, Thüringen (D. R. P. Kl. 39 Nr.
12 999 vom 13. Mai 1880) mischt 20 bis 100 Th. Zinkoxyd mit 5 bis 10 Th. Weinstein
oder gebranntem Alaun und 100 Th. Stärkemehl und der erforderlichen Menge Wasser, um
aus der erhaltenen teigartigen Masse die betreffenden Gegenstände zu formen. Mischt
man diese Stoffe bei einer Temperatur unter 15° und gieſst sie in vorher erwärmte
Formen, so erhält man einen spröden und brüchigen Körper, welcher aber durch
Einbringen in ein etwa 50° heiſses Wasserbad sofort elastisch wird. Die so
erhaltenen Spielwaaren erhalten nun einen matten, abwaschbaren Ueberzug von
Collodium, welches mit einer Lösung von Wachs in Aether gemischt ist, oder für
billigere Gegenstände einen Ueberzug von Wasserglas.
Zur Herstellung von Decken, Platten u. dgl. aus
Kautschuk.
Nach D. Gaussen in Lechlade, England (D. R. P. Kl. 39
Nr. 13 184 vom 16. September 1880) soll man Polster und sonstige Unterlagen aus
Kautschuk mit oder ohne Einlage, welche im Innern mit Kanälen durchzogen sind,
dadurch herstellen, daſs man cannelirte oder gezahnte Kautschukplatten auf einander
schichtet und fest mit einander auf irgend eine Weise vereinigt, so daſs man es
dadurch in seine Hand bekommt, dem Polster oder der Unterlage eine beliebige Dicke
oder Elasticität zu ertheilen. Die Elasticität kann dadurch noch erhöht werden, daſs
man die Mündung der Kanäle schlieſst.
Herstellung von Pyrogallol zur
Trockenplatten-Entwicklung.
T. E. Thorpe (Chemical
News, 1881 Bd. 43 S. 109) erhitzt 10g
trockne Gallussäure mit 30cc Glycerin auf 190 bis
200°, bis keine Kohlensäure mehr entweicht, wobei sich die theoretische Menge
Pyrogallol bildet. Die erhaltene Lösung wird vortheilhaft mit 1l Wasser verdünnt zur Entwicklung der
Trockenplatten verwendet.
Sassafras in einer Brauerei; von Dr. H. Vogel in
Memmingen.
Durch die Güte des hiesigen Oberzollamtes waren mir Holzspäne zugestellt worden, die
sich in einer Brauerei vorgefunden haben. Der Brauer hatte dieselben offen liegen
und machte kein Geheimniſs daraus, daſs er die Absicht hatte, das Holz in seinem
Geschäfte zu verwenden, um dem Biere „schönes Aussehen und feinen Geschmack“
zu ertheilen. Die aus der Apotheke gekaufte Partie kam aber nicht zur Verwendung,
weil das Holz einen verschimmelten Geschmack und Geruch zeigte. Ich konnte nun durch
eine mikroskopische Untersuchung bestätigen, daſs die Späne Sassafrasholz waren. Da
dasselbe sehr fein porös ist, auſserdem Gerbstoff enthält, so liegt allerdings der
Gedanke nahe, daſs dasselbe vielleicht zum Klären Verwendung findet. Ein
Fälschungsmittel „als Surrogat für Hopfen oder Malz“ ist es jedenfalls nicht.
Wie mir nun Prof. Ott aus Weihenstephan mittheilt,
glaubt Hr. Director Dr. Lintner, daſs hier mehr
Aberglaube als ein neues specifisches Mittel vorliege. Daran mag in der That Wahres
sein, weil auch die vorhandene Menge kaum ausgereicht hätte, um auch nur
einigermaſsen ergiebig in Anwendung zu kommen.
Da der betreffende Brauer aus Württemberg stammt, so wäre es vielleicht möglich, dort
durch weitere Nachforschungen Näheres über einen Stoff zu erfahren, der bis jetzt in
der chemischen Literatur des Bieres noch nicht bekannt gewesen ist.
Ueber die Umwandlung der Glykose in Dextrin.
F. Musculus und A. Meyer
(Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 528) haben 30g Dextrose-Glycose im Chlorcalciumbade
geschmolzen, nach dem Abkühlen mit 30g
concentrirter Schwefelsäure gemischt und schlieſslich 800g absoluten Alkohol zugesetzt. Der gebildete
Niederschlag wurde mit absolutem Alkohol gewaschen und über Schwefelsäure
getrocknet. Das so erhaltene weiſse Pulver hielt selbst bei 100° Alkohol zurück,
welcher jedoch bei 110° oder beim Destilliren mit Wasser entwich. Die Analyse führte
zur Formel C18H28O14.C2H6O, während nach der Behandlung mit
Wasser ein amorphes, alle Eigenschaften des Dextrins zeigendes Pulver C18H28O14.H2O, entsprechend
3C6H10O5 erhalten wurde.
Malonsäure in den Incrustationen der Verdampfapparate.
Die Niederschläge, welche sich in den Verdampfapparaten der Zuckerfabriken namentlich
beim Verarbeiten unreifer oder zersetzter Rüben bilden, enthalten nach E. O. v. Lippmann (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1183) auſser Aconitsäure und
Tricarballylsäure auch Malonsäure, welche bisher nur künstlich dargestellt ist.
Ueber die Bestimmung des specifischen Gewichtes der
Kartoffeln.
Entgegen der Angabe von W. Schulze (1871 202 86) wird die Zuverlässigkeit der Bestimmung des
specifischen Gewichtes der Kartoffeln mittels Kochsalzlösung nach Fresenius und R. Schulze
(1851 119 308) von H.
Fresenius in der Zeitschrift für analytische
Chemie, 1881 S. 243 bestätigt. Die Gröſse der Kartoffeln scheint in keiner
bestimmten Beziehung zum specifischen Gewicht zu stehen, so daſs es jedenfalls, um
das durchschnittliche specifische Gewicht einer Probe Kartoffeln zu ermitteln, nicht
zulässig ist, das specifische Gewicht der gröſsten und der kleinsten Kartoffel zu
bestimmen und aus den so erhaltenen Zahlen das Mittel zu nehmen, sondern daſs es
besser ist, die Bestimmung des specifischen Gewichtes mit der gesammten Probe
vorzunehmen. (Vgl. Märcker 1880 236 60.)
Insektenvertilgungsmittel.
Das Wanzenvertilgungsmittel von E. Lerain in Havre, Frankreich (D. R. P. Kl. 45 Nr. 13 293 vom 19. August
1880) besteht aus einem Gemisch von Schweinefett, Quecksilber, Kochsalz, Salzsäure
und Weingeist. – Das für den gleichen Zweck schon längst verwendete Erdöl ist ohne
Frage weit besser und billiger als obiges sonderbare Gemisch.
Als Schutzmittel gegen die Reblaus empfiehlt Cl. Couton in Vichy, Frankreich (* D. R. P. Kl. 45 Nr.
13 335 vom 15. September 1880), um den Fuſs des Weinstockes eine trichterförmige
Vertiefung in den Boden zu graben und in dieselbe eine Düte aus Dachpappe zu
bringen, dessen den Fuſs des Weinstockes umfassende Spitze mit Gastheer gedichtet
ist.
Dichte des flüssigen Wismuths.
Nach Versuchen von Roberts (Philosophical Magazine, 1881 Bd. 11 S. 295) ist das specifische Gewicht
des flüssigen Wismuths im Mittel aus 6 Versuchen 10,055, während festes Wismuth eine
Dichte von 9,82 hat. Aus den Versuchen ergibt sich, daſs Eisen beim Abkühlen vom
flüssigen zum plastischen Zustande sich schnell bis auf 6 Proc. ausdehnt, sich dann
aber zum festen Zustande um 7 Proc. zusammenzieht. Dagegen dehnt sich Wismuth beim
Abkühlen vom flüssigen zum festen Zustande um etwa 2,35 Proc. aus.
Freies Fluor im Fluſsspath.
Nach Versuchen von O. Löw (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1144) ist die
stark riechende Substanz im violettschwarzen Flufsspath von Wölsendorf freies Fluor,
welches voraussichtlich durch Zerfall von Cerfluorid gebildet ist.
Ueber Borwasserstoff.
Die Herstellung von Bormagnesium geschieht nach F. Jones
und R. L. Taylor (Chemical
News, 1881 Bd. 43 S. 141) am besten durch Erhitzen von Borsäureanhydrid mit
Magnesiumstaub. Die erhaltene Masse besteht aus Bormagnesium, Stickstoffmagnesium,
Magnesiumoxyd nebst Bor und Magnesium. Beim Uebergieſsen mit Salzsäure entwickelt
sich mit Wasserstoff verunreinigter Borwasserstoff, BH3, ein farbloses, sehr unangenehm riechendes, in Wasser wenig lösliches
Gas, welches sich beim Hindurchleiten durch ein heiſses Rohr unter Abscheidung von
Bor zersetzt, mit grüner Flamme brennt und in einer Lösung von Silbernitrat einen
aus Silber und Bor bestehenden Niederschlag bildet.
Zur Bildung von Ammoniumnitrit.
R. Warington (Chemical
News, 1881 Bd. 43 S. 141) hat gefunden, daſs reines Wasser beim Abdampfen
über einer Gas- oder Spiritusflamme Ammoniumnitrit aufnimmt, nicht aber beim
Abdampfen in der Retorte. Destillirtes Wasser nimmt ferner Salpetrigsäure auf, wenn
es in offenen Gefäſsen im Zimmer steht, weniger im Freien. Zum Nachweis der
Salpetrigsäure ist das Verfahren von Grieſs am
empfindlichsten, nach welchem das mit Salzsäure angesäuerte Wasser mit einigen
Tropfen Sulfanilsäure, dann mit salzsaurem Naphtylamin versetzt wird.
Nach A. R. Leeds (Daselbst S. 97) bilden sich beim
Ozonisiren der Luft durch Phosphor auſser Ammoniumnitrit gleiche Molecüle Ozon und Wasserstoffsuperoxyd.
Ueber die durch Einwirkung von Soda auf Kaolin entstehenden
Natriumaluminiumsilicate.
Im Anschluſs an die Versuche von R. Hoffmann (1879 231 363) zeigt P. G. Silber
in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft,
1881 S. 941, daſs die Darstellung einer Verbindung von der Zusammensetzung des
Nephelins leicht gelingt, wenn man ein inniges Gemisch gleicher Molecüle Kaolin und
Soda längere Zeit einer Temperatur aussetzt, wie sie etwa in den Ultramarinöfen
herrscht. Wasser löst aus dem entstandenen, nicht im geringsten gesinterten Product
nur Spuren; die zurückbleibende Masse entspricht nach dem Trocknen der Formel Si2Al2Na2O8. Der Gehalt
eines solchen Productes an durch Salzsäure nicht zersetzbaren Antheilen ist gering,
wenn die Soda in obigem Verhältniſs angewendet wurde; wendet man weniger Soda an, so
nimmt der durch Salzsäure nicht zersetzbare Theil zu, während der zersetzbare Theil
wieder genau die Zusammensetzung des Nephelins zeigt. Obgleich Gemische von Kaolin
mit doppeltem Verhältniſs von Soda schon etwas zum Sintern geneigt sind, gelang es
bei loser Füllung der Mischung in den oberen Theilen des Tiegelinhaltes eine lockere
Masse zu erhalten, die an Wasser neben etwas Soda sehr geringe Mengen von
kieselsaurem Natron abgab. Nachdem dieses Product mit warmem Wasser lange Zeit
behandelt worden war, konnten bei der Analyse Zahlen erhalten werden, die mit der
Formel Si2Al2Na4O9 leidlich in
Einklang zu bringen waren. Der untere Theil des untersuchten Tiegelinhaltes stellte
eine Schmelze dar, welche sich durch ihren mit Wasser ausziehbaren verhältniſsmäſsig
hohen Gehalt an kieselsaurem Natrium auszeichnete. Bei Einwirkung von mehr als 2
Mol. Soda auf Kaolin entstehen geschmolzene Massen von lichtgrüner Farbe, welche zur
Untersuchung wenig einladend erscheinen.
Weitere Versuche zeigten, daſs ⅓ des in dem an Na ärmeren Silicat ursprünglich
vorhandenen Natriums durch Chlorwasserstoff leicht entfernt werden kann, die anderen
⅔ des Natriums einer ferneren Einwirkung der Säure hartnäckig Widerstand leisten.
Silberlösung wirkt auf das Silicat bei 150° nach folgender Formel: 3Si2Al2Na2O8 + 2AgNO3 = Si6Al6Na4Ag2O24
+ 2NaNO3. Beim
Behandeln dieses Silbersubstitutionsproductes mit Chlornatrium gelang es etwas mehr
als die Hälfte des ursprünglich vorhandenen Silbers in der Form von Chlorsilber zu
entfernen. Als einfachster Ausdruck der Zusammensetzung der in Rede stehenden
Verbindung würde danach die Formel 3(Si2Al2Na2O8) gelten müssen. Das Verhalten der an Natrium
reicheren Aluminiumsilicatverbindung gegen obige Reagentien würde mit der Formel
Si2Al2Na4O9 in Einklang zu
bringen sein; dennoch ist Silber geneigt, und zwar in
Rücksicht auf das Verhalten der an Natrium ärmeren Verbindung (Nephelin), auch ihr
die 3fache Moleculargröſse zuzuschreiben. Von den bisher für die Ultramarine der sogen. kieselarmen Reihe aufgestellten
Formeln trägt keine der für den Nephelin bewiesenen trimolecularen Zusammensetzung
Rechnung.
Kaolin wurde ferner unter Zusatz von Kieselerde in Verhältnissen, wie man sie bei der
Darstellung der kieselreichen Ultramarine anwendet, mit wechselnden Mengen von Soda
behandelt. Die Versuchsbedingungen waren denen des Ultramarinbrennens möglichst
angepaſst. Es gelang so bei Anwendung von etwas weniger als 1 Mol. Soda zu dem
berechneten Gemisch von Kaolin und Kieselsäure einige Male ein Silicat zu erhalten,
welches im salzsäurelöslichen Theil mit der Formel Si3Al2Na2O10 gut übereinstimmende Zahlen gab. Die
Darstellung einer solchen kieselreicheren Verbindung, welche zum natürlichen
Natrolith in näherer Beziehung stehen würde, scheint nicht mit der gleichen
Leichtigkeit von statten zu gehen, wie die Bildung der Verbindung aus Kaolin und
Soda ohne Kieselsäurezusatz (Nephelin). Die auf Zugabe von etwas mehr als 1 Mol.
Soda zum Gemenge von Kaolin und Kieselsäure entstehende Producte sind schon stark
zum Sintern geneigt, eine ziemlich bedeutende Menge von kieselsaurem Natrium läſst
sich immer aus den Glühproducten durch Wasser ausziehen. Es ist noch nicht gelungen,
aus dem beim Glühen gleicher Molecüle Kaolin und Kieselerde unter Zusatz von 2 Mol.
Soda entstandenen Product eine entsprechende an Natrium reichere Verbindung zu
erhalten. Diese und andere Beobachtungen deuten darauf hin, daſs diese Verbindungen,
wenn sie entstehen, leicht unter Abgabe von SiO2 an
Na2O in die Verbindungsverhältnisse des
Nephelins zurückfallen.
Darstellung von trockenem Wasserglas.
Nach C. A. Propfe und Comp. in Hamburg (D. R. P. Kl. 75
Nr. 12 732 vom 24. Juni 1880) wird das flüssige Wasserglas mit der zur Fällung
nöthigen Menge Spiritus versetzt, das ausgeschiedene Silicat, welches durch Abheben
oder Abpressen von den aus Wasser und Spiritus bestehenden Flüssigkeiten getrennt
wird, kommt dann als solches in Preſskuchen oder zweckentsprechend zerkleinert in
den Handel.
Elastischer Lack.
Nach H. Marquardt in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12 769
vom 7. April 1880) werden 50k Leinölfirniſs zum
Kochen gebracht und dann mit einem Gemenge vermischt, welches hergestellt ist durch
Einrühren von 50k geschmolzenem Kautschuk in eine
kochende Kalkmilch aus 15k Kalk und 20l Wasser. Der warm aufgetragene Firniſs soll einen
glänzenden, elastischen, nicht klebrigen Ueberzug bilden.