Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 235 |
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Miscellen.
Miscellen.
Berechnung und Construction der Maschinenelemente.
Der durch die bekannten Wöhler'schen Versuche schon vor Jahren erbrachte Beweis, daſs
ein Körper der wiederholten Einwirkung von Kräften in viel geringerem Grade zu
widerstehen vermag als einer dauernden Belastung, ist wohl bei der Berechnung
eiserner Bau- und Brückenconstructionen längst gewürdigt, im Maschinenbau dagegen
auffallender Weise bisher übergangen worden. Die von Wöhler gewonnenen Resultate lassen aber die Gepflogenheit, die bei
Maschinentheilen zulässigen Materialspannungen in Durchschnittszahlen ohne Rücksicht
auf die jeweilige Art der Kraftäuſserung festzustellen, als durchaus unrationell
erscheinen: eine solche summarische Beurtheilung muſs entweder zu
Materialverschwendung, oder zu ungenügender Dimensionirung führen. Es muſste deshalb
eine dankenswerthe Aufgabe sein, solche Normen für die Berechnung der
Maschinentheile aufzustellen, daſs hierbei Gröſse und Wirkungsweise der angreifenden
Kräfte gleichzeitig in Betracht gezogen werden müssen. Diese Aufgabe ist in
übersichtlicher Weise in dem vorliegenden WerkProf. C. Bach: Die Maschinenelemente. Ihre
Berechnung und Construction mit Rücksicht auf die neueren Versuche. 391 S.
in 8° mit in den Text gedruckten Holzschnitten und 42 Tafeln Zeichnungen in
besonderem Atlas. (Stuttgart 1881. J. G.
Cotta'sche Buchhandlung.) gelöst.
Der Verfasser geht indeſs noch weiter. Er zeigt, daſs für den Constructeur in vielen
Fällen nicht die zulässigen Spannungsgrenzen, sondern die Gröſse der eintretenden
Formänderungen von Wichtigkeit sind, oder daſs bei einzelnen Maschinentheilen wieder
die Untersuchung der in Folge ihrer Bewegung möglichen Abnutzungen für die
Dimensionsbestimmung maſsgebender sein kann als die Festigkeitsberechnung. Es ist
nur zu bekannt, daſs von vielen Constructeuren gerade gegen diese Punkte am
häufigsten gesündigt wird; das Werk hilft also auch in dieser Richtung einem
wirklichen Bedürfniſs ab. Mit dieser Behandlung des Stoffes geht das Bestreben Hand
in Hand, das den Hilfsbüchern des Maschinenbaues zu Grunde liegende System der
Verhaltniſszahlen zu beseitigen. Diesem System haftet unter allen Umständen das
schablonenhafte an und davon gerade soll sich namentlich der angehende Ingenieur
frei zu machen suchen, wenn es ihm mit dem Streben nach geistiger Selbstständigkeit
Ernst ist.
Obwohl das Werk auf die Herstellung der Maschinentheile nicht näher eingeht – und mit
Rücksicht auf seinen Umfang nicht eingehen will –, so enthält es doch eine Fülle
beachtenswerther praktischer Rathschläge in äuſserst bündiger Form, so daſs, wenn
auch nicht gerade mangelnde Erfahrung ersetzt, doch auf praktische Gesichtspunkte
bei einzelnen Constructionen genügend aufmerksam gemacht und zu eigener Beobachtung
angeregt wird.
Der dem Text beigegebene Atlas ist sorgfältig entworfen und ausgeführt. Hier bot sich
dem Verfasser gleichfalls Gelegenheit, zu zeigen, daſs er die Forderungen der Praxis
gründlichst kennt und denselben vollkommen gerecht zu werden versteht.
H–s.
Kraftregenerator mit Plungerbetrieb.
Haniel und Lueg in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 59 Nr.
11967 vom 23. December 1879) führen Kraftregeneratoren für Schachtpumpen mit
Plungern aus, um die Uebelstände zu beseitigen, welche die Anwendung von Kolben,
welche leicht undicht werden, bei solchen Vorrichtungen mit sich bringt.
Kühlvorrichtung an Luftcompressionscylindern.
Schau und Hertel in Würzen (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 13 711
vom 7. October 1880) führen in Luftcompressionscylinder Wasser in fein zerstäubten
Strahlen ein, damit es
in Folge seiner raschen Verdunstung die gewünschte Kühlung der Cylinder bewirke. Ein
kleiner Theil der vor dem Kolben zusammengepreſsten Luft tritt durch eine feine Düse
hinter dem Kolben aus und reiſst dabei das Wasser mit, welches durch eine
rechtwinklig zur Luftdüse gestellte enge Mündung zuströmt.
Pulverförmiges Schmiermittel.
Nach K. Drechsler in Dresden (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr.
13683 vom 12. August 1880, vgl. 1880 238 92) wird
feinstes Graphitpulver mit Eiweiſs, Eigelb, Milch oder Blut zu einem festen Teig
gemischt, in Formen in kochendes Wasser gebracht, damit das Eiweiſs gerinnt, dann
bei 90° getrocknet. Die gepulverte Masse wird auf die langsam bewegten Achsen oder
Wellen aufgestreut.
Befestigung von Glas, Edelsteinen u. dgl. auf metallischen
Unterlagen.
Die auf einer Metallplatte zu befestigenden Steine versieht J. Feix in Albrechtsdorf (D. R. P. Kl. 48 Nr. 13532 vom 14. August 1880)
mit Metallstielen, steckt diese durch die passend durchlöcherte Unterlage und hängt
diese in eine Kupfervitriollösung, um galvanisch eine Kupferschicht auf derselben
zur Befestigung der Metallstiele niederzuschlagen.
Blake's und Berliner's Mikrophon.
Das als Telephonsender benutzte Mikrophon von F. Blake
besteht nach dem Telegraphic Journal, 1881 Bd. 7 S. 312
im Wesentlichen aus folgenden Theilen. Eine aus einem dünnen Eisenplättchen
bestehende Membran wird durch zwei an ihren freien Enden mit Hartgummiplättchen oder
einem Gummischlauchstückchen versehene Federn nahe der Mitte gegen den inneren Rand
eines Metallringes gepreſst, von dem dieselbe jedoch durch einen dazwischen gelegten
Papier- oder Gummiring getrennt ist. Der Metallring dient sämmtlichen Theilen als
Grundlage und ist auf ein mit einem Schalltrichter versehenes Brett aufgeschraubt,
welches den Deckel des das Ganze umschlieſsenden Gehäuses bildet. Die
Contactvorrichtungen sind an einem Winkelstück von der Form angebracht, das
wiederum durch eine Feder an einem Lappen des Metallringes befestigt ist, der
senkrecht zu der Ebene des letzteren steht. Das Winkelstück nimmt eine solche Lage
gegen die Membran ein, daſs seine beiden Arme gegen dieselbe gerichtet sind und sein
Mittelstück parallel zu der Ebene der Membran ist. Der kleine, rechtwinklige Arm
trägt nun an zwei an denselben angeschraubten, gegen einander und gegen den
Metallring isolirten Federn die Contactstücke. Zunächst der Membran befindet sich
ein kleines Platinhämmerchen, dessen schwache Feder bestrebt ist, es von der Membran
zu entfernen. Das zweite Contactstück besteht aus einem Kohlenstückchen, welches in
einer massiven, etwas schweren Metallhülse sitzt; seine starke Feder drückt dasselbe
an das Platinstück und letzteres an die Membran. Die Einstellung wird durch eine
Schraube bewirkt, welche in einem zweiten, dem ersten diametral gegenüber stehenden
Lappen des Metallringes sitzt und auf die Auſsenseite des schiefen Armes des
Winkelstückes wirkt. Die Leitung geht von den beiden Contactstücken durch die
primäre Rolle eines Inductors zur Batterie zurück; die Enden der secundären Rolle
stehen mit der Telephonleitung in Verbindung.
Bei E. Berliner's Mikrophon ist die Eisenblechmembran
von einem um ihren Rand gelegten Gummiringe eingefaſst und wird zwischen vier
Vorsprüngen an dem mit der Schallöffnung versehenen guſseisernen Deckel des das
Ganze umschlieſsenden Gehäuses an gepreſst. Auf der Membran ruht ein cylindrisches
Stück Graphit, welches in einer Blechhülse sitzt; diese ist auf eine Neusilberfeder
geschraubt, welche durch eine Schraube fest gegen den Gummiring, mit ihrem in einem
Stück Gummischlauch steckenden anderen Ende aber durch eine zweite auf die Membran
selbst gepreſst wird. Die erstere Schraube sitzt in einem in einen Guſsvorsprung eingelassenen
Hartgummistück, ist also isolirt von dem metallenen Deckel. Zwischen das
Hartgummistückchen und den Vorsprung ist gleichzeitig ein 1mm starker, ziemlich breiter
Neusilberblechstreifen eingeklemmt, aus dessen mittlerem Theile ein Lappen
ausgestanzt und schräg nach oben heraus gebogen ist; auf diesen ist ein
Messingstreifen angeschraubt, an welchen sich in einem Scharnier ein zweiter
anschlieſst und an dessen freiem Ende sitzt ein in eine Hülse eingeschlossener
Graphitcylinder, der frei herabhängt und sich durch seine eigene Schwere gegen das
auf der Membran ruhende Graphitstück legt. Die Feder und der Streifen aus Neusilber
bilden die Zuleitungen des Stromes. Die Einstellung geschieht durch eine in dem
freien Ende des breiten Neusilberstreifens befindliche Schraube, mit welcher man
letzteren von der Membran abstellen kann. Die Wirkung des Senders wird, wie bei dem
Blake'schen, durch eine eingeschaltete
Inductionsspirale verstärkt. Nach der Zeitschrift für
angewandte Elektricitätslehre, 1881 Bd. 2 S. 341, hätte Berliner diesen Telephonsender bereits im J. 1877
erfunden.
Jetzt wird der Berliner'sche Sender etwas anders ausgeführt, in so fern das obere der
durch das Gelenk verbundenen beiden Messingplättchen an der Stelle, wo die ihn an
dem gleich an dem Deckel angeschraubten Neusilberstreifen festhaltende Schraube
durchgeht, mit einem längeren Schlitze versehen und somit leicht verstellbar gemacht
ist; von der Hülse des an der Membran befestigten Graphitstückchens läuft eine
Neusilberfeder aus, über welche da, wo sie sich an die Hülse anschlieſst, ein
Stückchen Gummischlauch geschoben ist, der die Feder von der Membran trennt; bei
geschlossenem Sender legt sich die Feder auf ein Neusilberblech auf, an welches
durch die primäre Spule des Inductors hindurch das eine Ende des Schlieſsungskreises
geführt ist, während das andere an eine beim Schlieſsen vom Deckel berührte Feder
gelegt ist. Die Membran ist wieder durch einen um ihren Rand gelegten Gummiring von
dem Deckel getrennt. (Nach der Elektrotechnischen
Zeitschrift, 1881 S. 218.)
Neuerungen an galvanischen Elementen.
S. Azapis in Athen (D. R. P. Kl. 21 Nr. 13 349 vom 3.
August 1880) will für Bunsen'sche oder Daniell'sche Elemente statt der Säure im
äuſseren Gefäſs eine Lösung von schwefelsaurem Chinin oder eine Abkochung von
Quassiaholz verwenden. – Ueber die so erzielten Stromstärken werden keine
Mittheilungen gemacht.
Ueber das galvanische Verhalten der Kohle.
H. Muraoka (Annalen der
Physik, 1881 Bd. 13 S. 307) fand als specifischen Widerstand für eine Reihe
künstlicher Kohlenstäbe 36,86 bis 55,15. Bei höherer Temperatur leitet die Kohle den
elektrischen Strom besser als bei niederer, wie bereits (1880 240 403) mitgetheilt ist. – Die entgegengesetzten Angaben von Auerbach (Göttinger
Nachrichten, 1879 S. 269) beruhen auf Contactfehlern.
Die obere Temperaturgrenze des gewöhnlichen Eises.
O. Pettersson (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1369) zeigt, daſs die obere
Grenze der Erwärmung des gewöhnlichen Eises die Spannungscurve des gesättigten
Wasser dampf es über Eis ist. Gewöhnliches Eis kann nicht über 0° erwärmt werden.
Bestätigt sich die Angabe von Camelley, daſs Eis im
Vacuum sich bis auf 178° erhitzen läſst, so würde sich dieses vielleicht durch
Annahme einer allotropischen Modification des Eises, welche durch Sublimation im
Vacuum erhalten wird, erklären lassen.
Filtrirpapier.
Zum Filtriren von Kaffee wird bekanntlich namentlich aus wollenen und halbwollenen
Stoffen hergestelltes Papier verwendet. Nach einer Mittheilung in der Papierzeitung, 1880 S. 1139 besteht der dazu verwendete
Rohstoff hauptsächlich aus Abfällen weiſser, wollener und halbwollener Stoffe,
welche als Unterkleider
auf der blosen Haut getragen wurden und in Folge dessen in hohem Grade mit
Hautausdünstungen imprägnirt sind. Wenn sie von Kranken herrühren, werden sie gewiſs
auch häufig Ansteckungsstoffe beherbergen, um so mehr, da gerade wollene Stoffe
solche begierig aufnehmen und energisch fest halten. Bei der Fabrikation werden
diese Hadern lediglich durch den Stäuber gereinigt und mit kaltem Wasser so lange
gewaschen, bis der Stoff klar erscheint. Man sollte das gewöhnlich weiſse wollene
Filtrirpapier so lange nicht zum Filtriren von Genuſsmitteln anwenden, bis sich
Fabrikanten finden, welche die zu dem Papier verwendeten Stoffe chemisch
reinigen.
J. R. Mallet in Calcutta (Englisches Patent Nr. 2961 vom
17. Juli 1880) schlägt vor, zur Herstellung von Papierfilter poröse, in die
betreffenden Trichter passende Hohlkegel in den Papierbrei einzutauchen und durch
Ansaugen eine entsprechende Menge Fasern auf dem Kegel abzulagern, welche nach dem
Trocknen direct als Filter verwendet werden können.
Ueber die Gaseinschlüsse im Rauchquarz.
Nach Versuchen von A. M. Wright (American Journal of Science, 1881 Bd. 21 S. 209) gibt der Rauchquarz von
Branchville beim Erhitzen das 0,97 bis 1,65 fache seines Volumens an Gas, bestehend
aus 30,48 Proc. Kohlendioxyd, 0,5 Proc. Stickstoff und 69,02 Proc. Wasserdampf von
1000, nebst Spuren von Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Fluor.
Ueber das Vorkommen von Alkohol in der Atmosphäre.
Mit Ausnahme des sehr reinen Quellwassers enthält alles in der Natur vorkommende
Wasser nach A. Müntz (Comptes
rendus, 1881 Bd. 92 S. 499) Alkohol, da es mit Jod und Natriumcarbonat
Jodoform gibt. Regenwasser und Seinewasser enthält in 1cbm etwa 1g Alkohol, Schnee etwas mehr.
Auch Gartenerde enthält Alkohol, dessen Bildung daher auf die verschiedenen
Zersetzungen organischer Stoffe zurückzuführen ist.
Ueber die Bewegung der Luft in städtischen
Abfluſskanälen.
Zur Untersuchung der Frage, ob und in welcher Richtung die Luft in den Sielen sich
bewegt, lieſs v. Rozsahegyi (Sitzungsberichte der mathematischphysikalischen Klasse der Münchener
Akademie, 1881 S. 196) Salmiaknebel, den Rauch stark ruſsender Flammen oder
Schwefelwasserstoff an verschiedenen Stellen in die Siele der Ludwig- oder
Maxvorstadt zu München eintreten. Dabei zeigte sich, daſs die Bewegung der Luft in
den München er Kanälen weit mehr nach abwärts als nach aufwärts gerichtet ist, d.h.
sie folgt hauptsächlich dem Gefälle der Siele. Der Luftzug im unteren Abschnitte des
Sielsystems ist stärker als in den oberen Abschnitten. Die herrschende Windrichtung
hat keinen merklichen Einfluſs auf die Richtung und die Geschwindigkeit des
Luftzuges in den Sielen. Die Temperatur der Kanalluft war durchschnittlich 3,2 bis
5,6° niedriger, als die Temperatur im Freien ist; doch sind aus dieser
Temperaturdifferenz die beobachteten Luftbewegungen in den Kanälen nicht zu
erklären. Aufsteigender, dem Gefälle der Siele entgegengesetzter Luftzug kommt zwar
vor, aber sehr selten, und auf sehr kurze Strecken beschränkt. Wo Haus- und
Straſsenentwässerungen einmünden, geht Luft aus den Sielen durch diese Einmündungen
öfter hinaus als herein und ist auch diese partielle Bewegung nicht von der im
Freien herrschenden Windrichtung abhängig. Das Hinaus- und Hereinziehen der Luft an
solchen Stellen ist kein constantes, sondern es wechselt. Durch solche sich nahe
liegende Mündungen von Hausentwässerungen kann ein Austausch der Luft von einem
Hause oder Hofe nach dem andern hin stattfinden, soweit die Hausleitungen nicht mit
richtig angelegten Wassersperren versehen sind. Der ganz vorwaltend nach abwärts
gehende, dem Gefälle der Kanäle folgende Luftzug scheint lediglich durch den Strom
des in gleicher Richtung flieſsenden Kanal- oder Sielwassers verursacht zu
werden.
Vorrichtung zum Zerstören von Gasen bei Entleerung von
Latrinen.
Um die bei der Entleerung von Latrinen oder bei der Verarbeitung der Excremente zu
Dünger entwickelten Gase zu zerstören, will sie E. Ohl
in Straſsburg (* D. R. P. Kl. 85 Zusatz Nr. 13192 vom 4. Juli 1880) durch eine
Glaskugel strömen lassen, in welcher zwischen zwei Kohlenspitzen ein elektrischer
Strom hindurch geleitet wird.
Unschädlichmachung der beim Kochen thierischer Abfälle
entstehenden übelriechenden Dämpfe.
S. Jaroslawski in Berlin (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 13 426
vom 29. Juli 1880) will die aus dem geschlossenen Kochgefäſse entweichenden
übelriechenden Dämpfe durch eine Düse ausströmen lassen, in welche seitlich Wasser
eintritt. – Nur in seltenen Fällen wird es möglich sein, derartige Gase hierdurch
geruchlos zu machen.
Herstellung von Ammoniumseife.
A. Seibels in Berlin (D. R. P. Kl. 23 Nr. 13 531 vom 1.
August 1880) will durch Behandeln von Fettsäure aus Cocosfett mit Ammoniakwasser
oder Ammoniumcarbonat Ammoniumseife herstellen. – Uebrigens ist die Anwendung der
aus Oel und Ammoniak hergestellten Ammoniumseife der Apotheken zu Einreibungen denn
doch schon recht alt.
Zur Kenntniſs der Chromverbindungen.
Nach H. Moissan (Comptes
rendus, 1881 Bd. 92 S. 792) erhält man das Chromchlorür, CrCl2, durch Behandlung von
rothglühendem Chrom mit Chlorwasserstoff in weiſsen Krystallen, oder in einer
rothglühenden Porzellanretorte aus Chromchlorid mit Salmiakdampf in weiſsen
Blättchen, welche sich in Wasser mit blauer Farbe lösen.
Zur Gewinnung von schwefelsaurem Chromoxydul, CrSO4.7H2O, welches mit
dem schwefelsauren Magnesium isomorphe blaue Krystalle bildet, wird Chromchlorid
durch Zink und Salzsäure reducirt, durch eine concentrirte Lösung von essigsaurem
Natrium daraus essigsaures Chromoxydul gefällt, welches mittels verdünnter
Schwefelsäure in Sulfat übergeführt wird. Concentrirte Schwefelsäure bildet damit
ein weiſses, an Wasser ärmeres Sulfat. Die Lösung des Chromoxydul Sulfates färbt
sich wie Eisenvitriol braun.
Zur Herstellung von Natriumsulfochromit, Na2Cr2S4, verreibt man nach M.
Gröger (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 266)
1g bei niederer Temperatur getrocknetes
Chromhydrat mit 9g trockenem Natriumcarbonat und
11g Schwefel zu einem feinen Pulver und
erhitzt in einem bedeckten Porzellantiegel so weit, daſs der Schwefel verdampft;
nach etwa 15 Minuten läſst man dann erkalten. Die erkaltete Schmelze übergieſst man
mit etwas Wasser, um die Schwefelverbindungen des Natriums zu lösen, läſst das
Ungelöste sich absetzen und wäscht mit einer Aetznatronlösung, die in 1l 15g Aetznatron
enthält, durch Decantation so lange aus, bis sich in der Flüssigkeit weder
Schwefelnatrium, noch Natriumthiosulfat nachweisen läſst. Sodann wäscht man die
Aetznatronlösung, mit welcher der Niederschlag durchdrängt ist, mit starkem
Weingeist weg so lange, bis die Waschflüssigkeit Curcumapapier nicht mehr bräunt,
verdrängt diese schlieſslich durch absoluten Alkohol, bringt den Niederschlag auſs
Filter, läſst abtropfen und trocknet dann rasch.
Die so erhaltene Verbindung ist ein dunkel ziegelrothes amorphes Pulver. Im trockenen
Zustande erleidet sie beim Liegen an der Luft keine Veränderung. Erhitzt man sie auf
höhere Temperatur, so erglüht sie unter Entwicklung von Schwefeldioxyd und
Zurücklassung eines Gemenges von Chromsesquioxyd und Natriumsulfat. Durch Behandlung
mit den entsprechenden Metallsalzlösungen wurden die Sulfochromite erhalten: von
Silber Ag2Cr2S4, von Kupfer CuCr2S4, bezieh. von Blei, Cadmium, Kobalt,
Nickel und Zinn SnCr2S4. Sie sind unlöslich in Wasser und Salzsäure, werden aber von
Salpetersäure leicht oxydirt.
Bildung eines krystallisirten Bariumsilicates.
In einer Flasche mit Barytwasser hatten sich beim längeren Stehen durchscheinende
Krystalle gebildet, deren Zusammensetzung nach Le
Chatelier (vgl. Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S.
931. 972) der Formel BaSiO3.7H2O entsprach. Dieselben waren offenbar durch
Einwirkung des Bariumhydrates auf das Glas entstanden.
Zur Kenntniſs der Benzolverbindungen.
Die Einwirkung von Schwefelsäure auf Mono-, Di- und
Tribrombenzol hat J. Herzig (Monatshefte der Chemie, 1881 S. 192) untersucht.
Erhitzt man Monobrombenzol mit 10 Th. Schwefelsäure, so erhält man nach etwa 8
Stunden eine braune Lösung verschiedener bromirter Benzolsulfosäuren. Durch
Ausschütteln mit Aether erhält man Dibrombenzolsulfosäure, deren Kaliumverbindung,
C6H3Br2KSO3, in
wasserfreien glänzenden Blättchen erhalten wird. Die in Aether unlösliche
Flüssigkeit gibt monobrombenzoldisulfosaures Kalium, C6H3Br(KSO3)2. Durch Einwirkung von Schwefelsäure
auf Paradibrombenzol wurde Tetrabrombenzol, C6H2Br4, und
Hexabrombenzol, C6Br6, erhalten, während das Tribrombenzol mit Schwefelsäure vorwiegend
Hexabrombenzol gibt.
Eine neue Azobenzoldisulfosäure erhielt J. V. Janovsky (Daselbst S. 219) durch Behandlung von
Azobenzol mit 6 Th. Pyroschwefelsäure bei 135°. Nach dem Verdünnen mit 4 Th. Wasser
krystallisirt die Monosulfosäure des Azobenzols heraus, die Disulfosäure, C12H8N2(SO3H)2.2H2O, bleibt in
Lösung. Letztere Verbindung erhält man besser durch Erwärmen von Azobenzol mit 5 Th.
krystallisirter Pyroschwefelsäure auf 150°. Die Säure krystallisirt beim langsamen
Verdunsten in büschelförmig gruppirten, orangerothen, leicht zerflieſslichen Nadeln.
Erhitzt man Azobenzol mit krystallisirter Pyroschwefelsäure auf 210°, so tritt
plötzlich ein Aufwallen unter theilweiser Verkohlung ein, die Temperatur steigt
plötzlich auf 235° (bei etwa 5g Azobenzol und
25g Säure) unter Entbindung von
Schwefeldioxyd. Wird die Reactionsmasse mit Wasser ausgekocht, so bilden sich beim
Erkalten monokline, brillantglänzende, wasserhelle Krystalle; dieselben verwittern
leicht an der Luft (Wasser 9,87 Proc.) und geben bei der Analyse 48,22 Proc. SO3, woraus sich der Schwefelgehalt von 19,29
berechnet. Derselbe sowie ihr Verhalten deuten auf eine Sulfisäure des Azobenzols.
Die Mutterlauge dieser Substanz liefert pyramidenförmige Krystalle, welche wegen
Mangel an Substanz noch nicht untersucht werden konnten.
Universal-Malerfarbe.
J. Streuli und Comp. in Horgen, Schweiz (D. R. P. Kl. 22
Nr. 12 925 vom 8. Juni 1880) lösen 1 Th. Kautschuk in 20 Th. heiſsem Leinöl und
verdünnen dann noch mit etwa 80 Th. Leinöl. Ferner werden 2,5 Th. Panamaholz und 1
Th. Leinsamen mit 100 Th. Wasser gekocht. 1 Th. der Kautschuklösung wird mit 2 Th.
der Abkochung gemischt, dann unter Zusatz der reinen Farbe auf Farbmühlen gemahlen.
Die erhaltene Farbe ist mit Wasser, Oel oder Lack gemischt als Wasser- oder Oelfarbe
verwendbar.
Anstrichmasse.
Zum Anstrich auf Holz, Eisen, Stein u. dgl. empfiehlt C. F.
Dehnicke in Pankow bei Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 13 684 vom 19. August
1880) folgendes Gemisch: 10 Th. Cölner Leim werden in 80 Th. Wasser gelöst, dann mit
einer Lösung von 2 Th. chromsaurem Kalium in 20 Th. Wasser versetzt, schlieſslich 15
Th. Leinölfirniſs, 15 Th. Glycerin und 100 bis 130 Th. Farbe zugemischt.