Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 317 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Umsteuerungen der Locomotiven.
In ähnlicher Weise wie A. Seemann (1881 240 401) die einfachen und Doppelschieber-Steuerungen
unter Zugrundelegung des Müller'schen Schieberdiagrammes behandelt, geschieht dies
in dem vorliegenden WerkeA. Fliegner: Die Umsteuerungen der Locomotiven in
rein graphischer Behandlungsweise. Verlag von Schultheſs in Zürich. 1881. für die
Umsteuerungen der Locomotiven. Es ist unseres Wissens zum ersten Male, daſs die hier
auftretenden complicirten Verhältnisse in rein graphischer Methode untersucht und
zur Darstellung durch das Diagramm umgeformt werden, da die Epoche machende
Entwicklung des Zeuner'schen Diagrammes bekanntlich nur mathematisch durchgeführt
ist.
Wie aber das Zeuner'sche Diagramm von vorn herein auf die Berücksichtigung der
endlichen Stangenlangen Verzicht leistet, so muſs auch dasselbe bei dem hier
angewendeten Müller'schen Diagramm geschehen, um der Darstellung die hinreichende
Klarheit zu wahren. Doch spricht es allerdings zu Gunsten des letzteren, daſs die
Berücksichtigung der endlichen Längen jederzeit in einfacher Weise geschehen
kann.
Professor Fliegner hat alle bekannten
Locomotivumsteuerungen mit einem Schieber systematisch abgehandelt und die
Entwicklungen derart geführt, daſs deren Anwendung auf die in der Praxis
vorkommenden Fälle ohne jede Schwierigkeit ermöglicht ist. Die interessante
Abhandlung kann daher den Locomotivconstructeuren, welche kein Steuerungsmodell zur
Verfügung haben, wärmstens empfohlen werden.
M-M.
Breuer's Neuerungen an Bandsägen.
Die Neuerungen an Bandsägen von E. Breuer in M.-Gladbach
(* D. R. P. Kl. 38 Nr. 13 275 vom 21, September 1881) beziehen sich auf eine Führung
des Bandsägenblattes auf ihren Scheiben, d.h. sie sollen ein Herabrutschen des
Sägeblattes von den Scheiben verhindern und die Zähne desselben vor deren Rand stets
vorstehen lassen. Diesen Zweck will Breuer für
schmälere Sägen in anderer Weise erreichen wie für breitere. Für Sägeblätten von
über 3cm Breite sind auf dem Umfang der oberen
Bandscheibe in regelmäſsigen Abständen Stifte angebracht, welche in entsprechende
Löcher des Sägenbandes eingreifen und letzteres so führen sollen, daſs ein Abgleiten
desselben ohne Anwendung eines Spurkranzes vermieden wird! Für schmälere
Sägenblätter sind jedoch nicht gut Löcher einzuschneiden, da sie eine zu groſse
Schwächung des Blattes herbeiführen würden, und bringt der Erfinder für diesen Fall
die Stifte auf einem besonderen Kranze vor der Bandscheibe an, so daſs die Stifte in
die Zähne der Säge eingreifen und letztere gleichfalls auf diese.. ungewöhnliche Art
führen sollen; damit auch ja die Säge gut in die Stifte gedrückt wird, ist noch ein
besonderer Rückhaltring angebracht, der auf dem Umfang der Bandscheibe liegt und von
der Achse derselben aus der Sägelblattbreite entsprechend eingestellt werden
kann.
Um nun dieselbe Bandscheibe sowohl für schmale, wie für breite Blätter verwendbar zu
machen, haben die Bandscheiben je zwei neben einander bezieh. in gewisser Entfernung
über einander liegende Radreifen erhalten, deren einer mit Stiften besetzt ist für
breite Blätter, während der andere einen Rückhaltring trägt und vor sich den
besonderen Stiftenkranz für schmale Blätter hat.
Die allgemeine Anordnung der Bandsäge ist eine gute und zweckmäſsige zu nennen;
namentlich erscheint der Antrieb von groſsem Vortheil zu sein. Derselbe geschieht
vom Vorgelege mittels besonderer Riemenscheiben für jede Bandsägescheibe besonders.
Es scheint durch diese einfache Vorkehrung der Uebelstand des ungleichmaſsigen
Anlaufes wie Ablaufes der beiden Bandscheiben gehoben und wird dieselbe jedenfalls
sicherer wirken als die vielen in Vorschlag gebrachten Mittel, wie einseitige und
doppelte Bremsen, leichte Oberrolle u.s.w. Der Arbeitstisch wird von Flanschen des
Hauptständers und Abzweigungen der Mittelwand getragen und kann beliebig schief
gestellt wie auch vertical verstellt werden. Er ist zweitheilig ausgeführt und sind
beide Theile durch Gelenke verbunden; der eine Gelenktheil gleitet schlittenartig in
Führungen des Ständers. Die Führung des Sägeblattes dicht über dem Arbeitstück ist
eine gewöhnliche Rollenführung.
Mg.
Elektrischer Löthkolben.
Als eine hübsche Anwendung starker elektrischer Ströme theilt der Scientific American, 1881 Bd. 44 * S. 163 einen von C. E.
Ball in Philadelphia angegebenen elektrischen Löthkolben mit. Zwei aus gut
leitendem Metall gefertigte Stäbe sind durch eine isolirende Handhabe durchgeführt
und an ihrem einen Ende durch ein Platinstückchen von hinreichend groſsem
Widerstände unter sich, an ihrem anderen Ende mit den Poldräthen einer
dynamoelektrischen Maschine verbunden. Ein an der Handhabe angebrachter Knopf
gestattet die Drehung eines im Innern derselben befindlichen halb aus leitendem,
halb aus isolirendem Material bestehenden Umschaltscheibe und damit die Ein- und
Ausschaltung des Kolbens, welche natürlich auch auf irgend eine andere Weise bewirkt
werden kann.
Emaillir-Brennrost.
R. Thiel in Schwartau (* D. R. P. Kl. 48 Nr. 13558 vom
29. Juni 1880) will dadurch das Emailliren der Griffe, Handhaben und Ränder der zu
emaillirenden Blechgefaſse ermöglichen, daſs er sie auf 3 Spitzen legt, welche aus
dünnen Blech Stückchen hergestellt und in einer passenden Form verschiebbar
befestigt sind.
Herstellung von Graphittiegeln.
S. A. Peto in London (D. R. P. Kl. 80 Zusatz Nr. 13 811
vom 24. October 1880, vgl. 1879 233 349) will nicht mehr
wie früher vor dem Brennen, sondern nachher die noch 100° warmen Graphittiegel
tränken mit einer Auflösung von Harz, Gummiarten oder Pech in Terpentin, Holzgeist
oder Weingeist.
Herstellung künstlicher Steine mit Hilfe von Kork.
Nach Grünzweig und Hartmann in Ludwigshafen a. Rhein (D.
R. P. Kl. 80 Nr. 13107 vom 23. April 1880) wird zerkleinertes Korkholz mit Cement
Sand, Thon, Kalkhydrat, Wasserglas und Haaren unter Zusatz von Wasser gemengt, in
Formen gedrückt und an der Luft getrocknet. Die Steine sollen keine Feuchtigkeit
aufnehmen und der Fäulniſs nicht ausgesetzt sein.
Herstellung von nicht zusammenklebenden Pechfäden.
Die Erfindung von Eug. Guillemand in Lille, Frankreich (D. R. P. Kl. 8 Nr. 13878 vom 5. November 1880) besteht darin, einen Pechfaden oder
Pechdraht herzustellen, welcher, auf Rollen oder Knäuel gewickelt, ebenso wie
gewöhnliches Garn auf der Nähmaschine verbraucht werden kann, wobei Vorsorge gegen
das Zusammenkleben desselben getroffen ist, indem der vollkommen getränkte und
abgekühlte Pechdraht mit einer nicht klebenden Umhüllung, z.B. mit gepulvertem
Talkstein, Wasserblei, Metallpulver (Bronze), Mehl, Seifenpulver oder auch flüssigem
Wachs, Firniſs o. dgl. versehen ist. Die Vortheile dieses so hergestellten
Pechfadens sind: eine erleichterte Arbeit der Nähmaschine, gröſsere Bequemlichkeit
und Reinlichkeit bei Handhabung derselben und vor allen Dingen die Sicherheit, die
zu nähenden Gegenstände nicht durch her ab tropfen des heiſses Pech zu
beschmutzen.
Leder zu Hutfutter.
Das Schweifsleder von Hüten und Mützen verursacht zuweilen auf der Stirn solcher
Personen, welche eine leicht reizbare Haut besitzen, Entzündungserscheinungen,
welche nach den Versuchen der Chemischen Centralstelle
in Dresden (Industriezeitung, 1881 S. 292) dem Gehalte
des hierzu verwendeten sämischgaren Leders an ranzigem Oel zuzuschreiben sind.
Leder, welches nachweislich Hautentzündungen hervorgerufen hatte, enthielt z.B. 42
Proc. ranziges Fett mit 26 Proc. Oelsäuren, aber nicht die Spur eines Farbengiftes.
Es ist wahrscheinlich, daſs die Entzündungserscheinungen der Stirnhaut, welche mit
dem Tragen dieses Schweifsleders auftraten, auf dessen hohen Gehalt von ranzigem Oel
zurückzuführen sind. Da aber das sämischgare Leder durch lohgares oder weiſsgares zu
genannten Zwecken nicht ersetzt werden kann, auſserdem aber demselben nicht
anzusehen ist, ob es reich, oder arm an ranzigem Oele ist, so empfiehlt die
Centralstelle, um den genannten schädlichen Wirkungen der Schweifsleder entsprechend
entgegen zu treten, das lederne Futter neuer Kopfbedeckungen vor Ingebrauchnahme der
letzteren mit etwas gebrannter Magnesia zu überreiben und dieses Ueberreiben in der
ersten Zeit mehrfach zu wiederholen.
Verwerthung des Posidonienschiefers.
Der im schwarzen Jura (Lias) auftretende Posidonienschiefer enthält 42 Th. Thonerde,
40 Kalk, 12 organische Stoffe und 6 Schwefelkies. Bei der Destillation gibt dieser
Schiefer brennbare Gase und 4 bis 5 Proc. Rohöl. W.
Gminder in Reutlingen, Württemberg (D. R. P. Kl. 80 Nr. 13 559 vom 13. Juli
1880) will nun diesen Schiefer pulvern und zu Steinen pressen, wobei die bituminöse
Substanz als Bindemittel dient. Diese Steine sollen nun zunächst als Brennstoff für
Dampfkesselheizungen u. dgl. verwendet, oder direct in Ringöfen eingesetzt werden,
wo sie sich nicht allein selbst fertig brennen, sondern auch noch brennbare Gase für
einen Dampfkessel abgeben sollen. Die erhaltenen Steine werden zur Herstellung von
Cement oder als Cementbaustein verwendet.
Um den Brennwerth des Posidonienschiefers noch besser auszunutzen, kann derselbe auch
direct mit 25 bis 50 Procent des an Kieselsäure reichen Opalinschiefers der braunen
Juraformation gemischt und dann zu Cement gebrannt werden.
Zum Entfetten von Wolle.
Um aus Wolle oder Geweben u. dgl. das Fett zu gewinnen, will Th. J. Mullings in London (* D. R. P. Kl. 23 Nr. 13262 vom 27. April 1880)
die Stoffe in einem mit Deckel verschlossenen Schleuderapparat mit
Schwefelkohlenstoff ausziehen. Ist die Lösung beendet, so wird das überschüssige
Lösungsmittel durch Ausschleudern abgeschieden, worauf man in demselben Apparat die
Stoffe noch mit Wasser behandeln kann. – Voraussichtlich wird dieses
Extractionsverfahren mit groſsem Verlust an Lösungsmitteln verbunden sein.
Herstellung eines Conservesalzes.
Die Chemische Fabrik Eisenbüttel in Braunschweig (D. R.
P. Klasse 53 Nr. 13 545 vom 28. Mai 1880) schmilzt Borsäure mit phosphorsaurem
Natrium im Verhältniſs von 4 : 1 Aequivalenten bei 120°, mischt Salpeter und
Kochsalz zu und schmilzt bei 130°.
Herstellung von Crème-Fondantmasse.
Nach Hartwig und Vogel in
Dresden (D. R. P. Kl. 53 Nr. 13 551 vom 2. November 1879) wird Traubenzucker langsam
geschmolzen, dann für je 1k mit 3g Weinsäure oder Citronensäure und ebenso viel
doppelt kohlensaurem Natrium vermischt. Ein Zusatz von Weinstein soll die
Löslichkeit dieser dickflüssigen Masse noch befördern, welche dann zu
Conditoreizwecken weiter verarbeitet werden kann.
Zur Herstellung von Wachspuppen.
Um das Zerspringen und Reiſsen der Wachsschicht bei Puppen und dergleichen mit einer
Wachsschicht bekleideten Gegenständen zu verhüten, wird nach N. Vogel in Sonneberg, Thüringen (D. R. P. Kl. 39 Nr. 13 480 vom 26.
October 1880) das geschmolzene Wachs in die Form eingegossen, dann nach dem Erkalten
eine elastisch bleibende Masse und schlieſslich das plastische, den eigentlichen
Körper bildende Gemisch eingebracht.
Herstellung von Caméebildern.
Nach W. Matt in Bendorf a. Rhein (D. R. P. Kl. 80 Nr.
13568 vom 24. August 1880) werden die zur Herstellung der nachgemachten Caméebilder
erforderlichen Formen galvanoplastisch versilbert, dann geölt. Die Bildermasse wird
durch Mischen eines Gemenges von 61 Wasser mit 12 Eiergelb mit so viel Marmorcement
hergestellt, als zur Bildung eines dicken schleimigen Breies erforderlich ist, mit
welchem die Figuren der Form voll ausgefüllt werden. Soll den Figuren noch ein
Hintergrund gegeben werden, so muſs man jede Farbe einzeln mit dem Eierwasser
mischen und dann erst die erforderliche Menge Marmorcement hinzusetzen. Dieser
Farbenbrei wird, wie auch die ursprüngliche Bildermasse, mittels eines Marderpinsels
in die Form eingetragen, indem man vom Mittelpunkt derselben anfangend über die weiſsen oder farbigen
Bilder hinweg nach allen Seiten hin schnell die Form ausfüllt. Ist die Masse fest,
so nimmt man aus der Form, trocknet an der Luft, bestreut die Bilder mit Speckstein
und bürstet leicht ab. Dieselben lassen sich auch vorsichtig mit heiſsem Stearin
tränken.
Derartige Bilder dienen als Einlage für Albumdeckel und sonstige Galanteriearbeiten,
für Wandbilder u. dgl.
Vergleichende Anbauversuche mit verschiedenen
Kartoffelsorten.
Bei den Anbauversuchen mit 71 verschiedenen Sorten von Kartoffeln fand F. Heine (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1881 S. 30 und 55) den mittleren Stärkegehalt von 15,37
bis 23,97 Proc. schwanken, den Ernteertrag eines Morgens (25a,53) zwischen 1107 bis 5922k, deren Stärkeertrag von 191 bis 1148k. Für Brennereien und Stärkefabriken erscheinen
folgende Sorten besonders empfehlenswerth: Eos,
ziemlich spät, Stengel- und blattreich, dunkellila blühend, mit weiſslich
blaſsrothen, länglichen, viel- und mitteltief-äugigen Knollen, deren weiſses Fleisch
mehrfach einen etwas röthlichen Schein nahe unter der Schale zeigt; – Aurora, der vorigen sehr ähnlich und von derselben
durch niedrigeres, weniger üppiges Kraut und weit hellere Blüthe, sowie in der
Knolle durch etwas stärkere und breitere röthliche Schattirung des Fleisches nahe
unter der Schale unterscheidbar; – Alkohol, mittelfrüh,
mit mittelhohem, früh entwickeltem Kraute, voller weiſser Blüthe und etwas
länglichen, mittelgroſsen, viel- und ziemlich tiefäugigen Knollen von
gelblichweiſsem Fleische.
Als beachtenswerth werden die Sorten: Richters Schneerose, Achilles, Gesundheit, The Farmer's Blush und Bianca bezeichnet.
Das specifische Gewicht des Quecksilbers.
Nach Versuchen von P. Volkmann (Annalen der Physik, 1881 Bd. 13 S. 221) ist das specifische Gewicht des
Quecksilbers bei 0° zu 13,5953 zu setzen, wobei die letzte Zahl höchstens um eine
Einheit zweifelhaft ist.
Trennung des Wolframs von Antimon und Arsen.
Um in einem wesentlich aus Eisen, Wolfram, Arsen und Antimon bestehenden
Hüttenproducte die einzelnen Bestandtheile zu bestimmen, wurde die fein gepulverte
Masse von A. Cobenzl (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 259) mit concentrirter Salpetersäure
übergossen und unter zeitweiligem Zusatz von Salzsäure 5 bis 6 Tage auf dem
Wasserbade erwärmt. Die Lösung sammt der ausgeschiedenen gelben Wolframsäure wurde
nun auf dem Wasserbade zur Trockne eingedampft, der staubig trockne Rückstand mit
ganz verdünnter Salpetersäure wieder aufgenommen und nochmals zur Trockne gebracht.
Diese Operation wiederholte er 3 mal und nahm erst dann den Rückstand mit sehr
verdünnter Salpetersäure unter Zusatz von etwas Weinsäure auf, erwärmte die Lösung
auf dem Wasserbade bis 100°, filtrirte, wusch hierauf die zurückgebliebene
Wolframsäure unter Decantation mehrmals mit angesäuertem siedendem Wasser und
brachte dieselbe dann zuletzt auf das Filter. Das gesammte Wolfram bleibt dann auf
dem Filter und wird von der etwa vorhandenen Kieselsäure durch Behandeln mit
verdünntem Ammoniak getrennt, während Arsen, Antimon und Eisen sich in der Lösung
befinden.
Ueber Tetrathionsäure und Pentathionsäure.
Zur Herstellung der Tetrathionsäure wird nach Takamatsu und Smith (Liebig's Annalen, 1881 Bd. 207 S. 86) frisch
bereitetes, gewaschenes, noch feuchtes Bleithiosulfat mit etwas Wasser in einer
Flasche unter kräftigem Schütteln nach und nach mit einer verdünnten Lösung von Jod
in Jodwasserstoffsäure in kleinen Mengen versetzt, bis fast alles Bleithiosulfat
zersetzt ist. Die Lösung wird dann filtrirt und die letzten Spuren von Blei mit
Schwefelsäure
Reagentien
Dithionsäure,H2S2O6
Trithionsäure, H2S3O6
Tetrathionsäure, H2S4O6
Pentathionsäure, H2S5O6
Kaliumhydrat
Kein Nieder- schlag.
Kein Niederschlag.
Kein Niederschlag.
Augenblicklicher Niederschlag von Schwefel, welcher sich
beim Stehen allmählich auflöst, wenn nicht im Ueberschuſs u.
coagulirt.
Verdünnte Salz-säure
Keine Ein- wirkung.
Entwicklung von SO2 und Fäl- lung
von S.
Keine Einwirkung.
Keine Einwirkung.
Mercuronitrat
Kein Niede- schlag.
Augenblickliche Fällung, schwar- zer Niederschlag, beim
Stehen weiſs.
Gelber Niederschlag, wird all- mählich dunkler.
Zuerst gelber Niederschlag; beim Stehen und Ueberschuſs des
Reagens weiſs werdend.
Silbernitrat
Kein Niede- schlag.
Gelber Niederschlag, bald schwarz werdend.
Gelber Niederschlag; wird bald schwarz, auch bei Zusatz von
Ammoniak.
Gelber Niederschlag, wird nach und nach dunkler und bei Zu-
satz von Ammoniak schwarz.
Ammoniakali-sches Silbernitrat
–
Keine braune Färbung, selbst nicht beim Stehen. Beim Er-
wärmen Bildung von Ag2S.
Keine dunkle oder braune Fär- bung, selbst beim Stehen,
auſser beim Erwärmen.
Fast augenblicklich braune, beim Erwärmen schwarze
Färbung.
Quecksilber-cyanid
Kein Niede- schlag.
–
Zuerst gelber Niederschlag; beim Erwärmen schwarz werdend,
unter Entwicklung von HCN.
Zuerst gelber Niederschlag; beim Erhitzen schwarz werdend;
un- ter Entwicklung von HCN.
Quecksilber-chlorid
Kein Niede- schlag.
Gelber Niederschlag mit einem Ueberschuſs des Reagens weiſs
werdend.
Beim Erwärmen weiſser Nieder- schlag.
Beim Erwärmen gelblichweiſser Niederschlag.
Kaliumsulf-hydratlösung
–
–
Weiſser Niederschlag von Schwe- fel.
Weiſser Niederschlag von Schwe- fel.
Verdünnte Lösg.von übermangan-saurem
Kali
Ein Tropfen augenblickl. brauner Nie- derschlag.
Ein Tropfen erzeugt sofort einen braunen Niederschlag,
selbst bei Gegenwart von verdünnter Schwefelsäure.
Entfärbt, auch bei Abwesenheit von verdünnter
Schwefelsäure.
Entfärbt, bei Abwesenheit von verdünnter Schwefelsäure.
ausgefällt. Die so erhaltene Tetrathionsäure enthält oft etwas
Pentathionsäure; bei Anwendung einer Lösung von Jod in Jodkalium erhält man aber
eine reine Lösung von Kaliumtetrathionat.
Zur Darstellung von Pentathionsäure wird eine gesättigte
Lösung von Jod in Jodwasserstoffsäure angewendet und allmählich mit Bleithiosulfat
gemischt, bis die Flüssigkeit nur noch schwach braun erscheint und diese Farbe
selbst beim Erwärmen nicht verschwindet. Der kleine Jodüberschuſs wird nun durch
einen geringen Zusatz von Bleithiosulfat und Erwärmen entfernt, die Lösung nach dem
Erkalten filtrirt und das Blei mit Schwefelwasserstoff entfernt. Den überschüssigen
Schwefelwasserstoff kann man durch Einleiten von Kohlensäure austreiben. Nach dem
Filtriren erhält man so eine klare Lösung von Pentathionsäure.
Die Tabelle S. 322 zeigt die unterscheidenden Reactionen der vier Thiosäuren.
Zur Bestimmung von Jod.
Um bei der Bestimmung des Jodes nach Reinige mit
übermangansaurem Kalium eine rasche Klärung der Flüssigkeit zu erreichen, soll man,
wie G. Klemp in der Zeitschrift
für analytische Chemie, 1881 S. 248 mittheilt, eine Lösung von reinem
Chlorzink zusetzen. Der entstehende voluminöse Niederschlag von basisch kohlensaurem
Zink reiſst den Manganhyperoxydhydrat-Niederschlag mit sich nieder und die
überstehende Flüssigkeit klärt sich nach Wegnahme vom Feuer in wenigen Secunden. Es
muſs hierbei jedoch sehr darauf geachtet werden, daſs kohlensaures Alkali in
geringem Ueberschuſs vorhanden bleibe.
Zur Nachweisung des Jodes im Urin soll man denselben nach F.
Field (Chemical News, 1881 Bd. 43 S. 109) mit
1 bis 2 Tropfen Salzsäure, etwas Stärkelösung und dann mit etwas salpetrigsaurem
Kalium versetzen. Weniger gut ist die Anwendung von Chloroform und
Schwefelkohlenstoff.
Zur Bestimmung von Zucker mit Fehling'scher Lösung.
Um die Richtigkeit der Fehling'schen Lösung festzustellen, verwendet C. Arnold (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1881 S. 231) das Volhard'sche Verfahren zur
Kupfertitrirung mit Rhodanammonium (vgl. Liebig's
Annalen, 1878 Bd. 190 S. 51). Man verdünnt 10 oder 20cc Fehling'scher Lösung mit der 5fachen Menge
Wasser, tropft concentrirte Schwefelsäure hinzu, bis die tiefblaue Färbung in helles
Grünblau übergeht, und erhitzt zum beginnenden Kochen. Nun wird die Flamme gelöscht,
Schwefligsäure und dann Rhodanlösung zugefügt, wie Volhard angegeben hat. Die Farbenveränderung, welche beim Titriren reiner
Kupferlösungen den genügenden Zusatz von Rhodanlösung erkennen läſst, findet hier
nicht statt. Offenbar wird man dieses Verfahren auch nicht bei Zuckerbestimmungen
anwenden können, wenn der Endpunkt unsicher zu erkennen ist (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1880 S. 611).
Erzeugung von Leuchtgas aus mit Paraffinöl gemischter
Braunkohle.
Nach A. Riebeck in Halle a. S. (D. R. P. Kl. 26 Nr. 13
362 vom 10. August 1880) wird die getrocknete Braunkohle mit der erforderlichen
Menge Paraffinöl übergossen und gut durchgestochen. Nach einigen Tagen hat die Kohle
das Oel völlig aufgesaugt und ist wie gewöhnliche Kohle versandtfähig. Die so
hergestellte Gaskohle kann genau so wie die übrigen Fettkohlen in den gewöhnlichen
Steinkohlenretorten vergast werden (vgl. 1880 237
228).
Zur Verarbeitung Stickstoff haltiger organischer
Stoffe.
Nach Th. Richters in Breslau (D. R. P. Kl. 75 Nr. 13 594
vom 18. September 1880) werden Lederabfälle, Haare, Blut, Tuchabfälle u. dgl. mit
einer Lösung von Potasche getränkt, getrocknet und in verschlossenen Gefäſsen
geglüht. Ammoniak, Leuchtgas und Theer werden in bekannter Weise gesondert
aufgefangen und verwerthet; der Rückstand wird unter Zusatz von Eisen ausgelaugt, um durch Abdampfen
Blutlaugensalz zu gewinnen. Die nach dem Auskrystallisiren des Ferrocyankaliums
bleibende Lauge, welche vorwiegend kohlensaures und ätzendes Kali enthält, wird
wieder zum Tränken Stickstoff haltiger Abfälle verwendet; doch muſs beim Trocknen
das kaustische Kali mit Kohlensäure gesättigt werden.
Zur Verarbeitung des Theeres.
C. M. Warren in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12 933 vom
16. Juli 1880) destillirt von etwa 45t
Steinkohlentheer in bekannter Weise Kreosot, Naphta und Anthracen ab, setzt dann dem
noch flüssigen Rückstande etwa 7t,5 heiſse
Petroleumrückstände unter Umrühren hinzu und destillirt weiter. Dieses letzte
Destillat wird gesondert auf Anthracen verarbeitet. Der Rückstand wird zu
Bedachungen, Asphaltpflasterungen u. dgl. verwendet. Durch dieses Verfahren soll
wesentlich mehr Anthracen gewonnen werden als früher.
G. W. Davey in Barking (Englisches Patent Nr. 2666 vom
29. Juni 1880) will während der Destillation des Theeres heiſse Luft bis auf den
Boden der Retorte eintreiben.
Um das rohe Benzol von Schwefelkohlenstoff zu reinigen, wird es nach B. Nickels (Chemical News,
1881 Bd. 43 S. 148) mit etwa 10 Procent einer gesättigten Lösung von Kalihydrat in
absolutem Alkohol geschüttelt, worauf Kaliumsulfocarbonat auskrystallisirt. Das
Benzol wird dann mit Wasser gewaschen, schlieſslich mittels Gyps entwässert. Zur
technischen Reinigung kann man auch eine Lösung von Kali in Methylalkohol verwenden,
wenn man keine Destillationscolonnen zur Verfügung hat.
S. Clift in The Morfa, Wales (Englisches Patent Nr. 967
vom 5. März 1880) behandelt die Theeröle mit Alkalien und zerlegt die Lösungen durch
Einleiten von Kohlensäure um einerseits die Phenole, andererseits das Alkalicarbonat
zu gewinnen.
J. Gill in Manchester (Englisches Patent Nr. 1456 vom 9.
April 1880) zerlegt diese alkalischen Lösungen mit Schwefligsäure.
Der bei der Verarbeitung von Korkabfällen auf Leuchtgas erhaltene rothbraune Theer
gab nach L. Bordet (Comptes
rendus, 1881 Bd. 92 S. 728) bei der fractionirten Destillation 27 Proc.
leichtes, bei 210° übergehendes Oel, welches wesentlich aus aromatischen
Kohlenwasserstoffen, namentlich Benzol und Toluol mit etwas Naphtalin besteht. Das
schwere Oel enthält Anthracen und wenig Phenol. Die bei der Gasbereitung verdichtete
wässerige Flüssigkeit enthält Methylalkohol, Essigsäure und Ammoniak nebst wenig
Methylamin, Propionsäure und Cyanwasserstoffsäure.
Zur Kenntniſs der Harzessenz.
W. Kelbe (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1240) hat den bei 190 bis 200° siedenden
Antheil der Harzessenz (vgl. 1880 237 255) mit
concentrirter Schwefelsäure auf 100° erwärmt, und die entstandene Sulfosäure in das
Bleisalz (C11H15SO3)2Pb3H2O
übergeführt. Der durch Erhitzen des Bleisalzes mit Salzsäure erhaltene
Kohlenwasserstoff C11H16 ist eine farblose, das Licht stark brechende Flüssigkeit, die dem
Metaisocymol ähnlich riecht und bei 186 bis 188° siedet. Mit Chromsäuremischung
gekocht, wird er langsam zu Isophtalsäure oxydirt.
––––––––––
Berichtigung. In der Anmerkung zu Reteen und Mikolecky's
Sicherheitshaken ist S. 265 Z. 2 v. u. zu lesen „S. 295“ statt „S. 349“.