Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 401 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Versuche mit elektrischen Lichtapparaten in Chatham.
Im Winter 1879/80 sind in der Militär-Ingenieurschule zu Chatham eine längere Reihe
von Versuchen mit verschiedenen elektrischen Lampen und mit verschiedenen
Stromerzeugern gemacht worden, namentlich im Hinblick auf die Verwendung des
elektrischen Lichtes für militärische Zwecke. Es ist über diese wichtigen Versuche
ein eingehender offizieller Bericht erstattet worden und, ohne auf die Versuche
selbst, welche in der Revue industrielle, April 1881
und im Engineering, 1881 Bd. 31 S. 492 ausführlich
beschrieben worden sind, näher einzugehen, sollen hier im Anschluſs an frühere
Berichte (vgl. 1878 227 * 201. 1879 232 482) die Ergebnisse der Versuche erwähnt werden, welche in den beiden
nachfolgenden Tabellen niedergelegt sind.
Aus den gemachten Messungen wurde ermittelt: 1) der Widerstand des Lichtbogens, 2)
die im Lichtbogen geleistete Arbeit für die Secunde, 3) die elektromotorische
Stromerzeugner
Torenzahl
Stromstärke
Elektromoto-rische Kraft
Kraftverbrauchin e
Procentsatz derim
Stromkreisegewonnenenelektr. Arbeit
Geleistete Nutz-arbeit im Licht-bogen in
Proc.
Lichtstärke inNormalkerzen
Preis in Pfd.Sterling
Bemerkungen
2 Siemens, mittlerer
Gröſse, neben ein- ander geschaltet.Gramme, Mod. D „
„ D „ „ C2 „ „ A
680 500 4751200 875
83,9 93,78 91,29 81,2268,8
79,5588,7283,7769,988,7
13,415,112,7 9,52 9,55
73 †89888588
39,4947,7946,3754,4841,71
1914027500225001950018300
244360360240160
Die betreffen-den
Licht-messungenerfolgten
mitgeneigtenKohlenstäben.
(neben einander geschaltet.)Wilde, Marine-Mod.
500
–
–
6,50
–
–
5700
450
Gesammt-licht zweierLampen
mitReflectoren
† Durch ändere Versuchsleiter wurde mit Stromerzeugern derselben
Gattung ein höherer Procentsatz erzielt.
Kraft des Stromerzeugers, 4) die gesammte elektrische Arbeit,
welche im Stromkreise geleistet wurde, d.h. ein schlieſslich Stromerzeuger und
Leitungsdrähte.
Datum
Arbeit imLichtbogen.Ergtensin 1
Secunde
Arbeit imganzen Strom-kreise
Ergtensin 1 Secunde
Elektro-motorischeKraft
WiderstanddesLichtbogens
Stromstärke
Torenzahl
Rel. Verdienst-nummer hins.d. im
Lichtbog.geleist. Arbeit
Volts
Ohms
Weber
Siemens 290
u. 293
30/714/812/8–30/730/712/830/830/7
3,5373,6 3,493,323,20 2,8182,772,772,4
5,936,367,365,216,185,815,325,714,67
81,0680,6 77,49–75,8871,3970,1070,7765,92
0,6390,5600,38 0,7450,4590,4150,4630,4050,459
74,9680,3496,51 66,82†83,5483,7777,9182,9673,04
680–––630580––530
4
„ 290
28/7
1,87
3,88
79,98
0,749
50,36
680
„ 293
30/75/8–
2,152,001,46
4,844,342,51
86,5 83,32–
0,6590,7141,11
57,3 53,35 36,26†
680––
6
„ 290
28/7
1,68
3,38
75,19
0,952
42,8
630
„ 293
30/75/8
1,761,77
3,824,27
79,7280,3
0,7280,633
49,2 52,93
––
Gramme, D
12/812/811/811/811/812/83/93/9
4,253,893,102,992,973,422,652,4
8,097,475,574,964,997,634,573,92
92,1183,7779,1479,2 75,6978,6770
66
0,4870,4980,5870,7340,7190,3530,6660,661
93,7891,2972,8664,1867,3199,6566,6460,78
–475450––––400
12
„ C
1/61/61/6
3,583,092,32
5,574,433,16
69,9 66,0559,5
0,6270,65 0,768
81,2269,2 54,9
120011001000
3
„ 2A
1/91/92/92/92/9
2,592,5 1,9151,511,18
5,964,843,142,442,55
88,7 87,1 78,5 70,1 60,7
0,5490,7911,13 1,18 0,631
68,8156,4 41,2 35,9843,14
875–800725650
5
„ 1A
4/94/94/9
1,341,12 0,864
2,592,121,7
86,6 80,5472,86
1,36 1,56 1,64
32,6 27,0323,88
875800725
7
Siemens, gr. Mod
6/96/96/9
3,9 2,842,1
7,884,944,6
83,3970,7167,14
0,4240,55 0,415
96,9172,7971,44
500450400
††
Siemens 229 u. 233
6/94/9
3,1 2,93
6,344,97
74,4 73,3
0,4280,631
87,1 69,28
680680
„ eine dieserMaschinen
5/95/9
1,661,67
3,183,82
75,2675,74
0,9140,657
43,2950,85
680–
† Für Dauerbetrieb zulässiges Maximum.
†† Wurde nicht klassificirt, da die Construction des
Stromsammlers der Trommel unzulässig erschien.
In der zweiten Tabelle sind die Mittelwerthe der elektrischen Messungen, insbesondere
unter wechselndem Widerstände des Lichtbogens zusammengestellt und nach der im
Lichtbogen geleisteten Arbeit den verschiedenen Stromerzeugern eine Verdienstnummer
ertheilt; diese Rangnummern stimmen mit der oben gegebenen Eintheilung nach
Lichtstärken überein. Die Arbeitswerthe des Stromes wurden aus dem Product RS2 bestimmt, worin R der Widerstand des gesammten Stromkreises bezieh. des
Lichtbogens ist.
Es geht aus diesen Versuchen hervor, daſs, wenn man durch eine übermäſsige
Verminderung des Widerstandes des Lichtbogens eine Erhöhung der im Lichtbogen
geleisteten Arbeit erreichen will, damit auch die im übrigen Theile des Stromkreises
bezieh. in der Maschine geleistete Arbeit in so hohem Grade zunimmt, daſs eine
derartige Anordnung als unzulässig erscheint.
Jedenfalls geht aus vorstehenden Versuchen hervor, daſs eine weitere wesentliche
Erhöhung des Wirkungsgrades der Stromerzeuger kaum zu erwarten ist; eine Erhöhung
der im Lichtbogen geleisteten Nutzarbeit erscheint aber möglich. Es weist in dieser
Hinsicht insbesondere Gramme, Modell C, gegenüber den neben einander eingeschalteten zwei
Siemens mittlerer Gröſse einen wesentlichen
Fortschritt auf, welcher namentlich bei Reduction der angegebenen mittleren
Lichtstärke auf die Krafteinheit (1e) deutlich
hervortritt.
Das Polizei-Telephon in Chicago.
Die Stadt Chicago betrachtet die telegraphischen und telephonischen Einrichtungen
geradezu als einen ganz wesentlichen Theil des Polizeisystemes. Sie bezweckt
dadurch, einerseits die Schnelligkeit und Wirksamkeit der polizeilichen Hilfe in
dringenden Fällen zu vergröſsern und andererseits die Anzahl der Patrouillen und die
Kosten zu verringern, welche das dazu nöthige groſse Personal verursacht. Ein
dringendes Bedürfniſs, einen Wächter oder Schutzmann auf einen bestimmten Punkt der
Stadt herbeizurufen, tritt im Allgemeinen selten ein und es ist das Hauptaugenmerk
in Amerika gegenwärtig darauf gerichtet, den jedem einzelnen Wachtposten zur
Bewachung anvertrauten Raum zu vergröſsern. In Chicago beschafft man dazu die
Möglichkeit, die Polizei leicht und schnell herbeizurufen. Jeder Mann der Patrouille
oder auf Posten kann sich sofort mit seiner Unterabtheilung in Verbindung setzen,
nötigenfalls auch mit dem nächsten Polizeiposten des Bezirkes oder der
Centralstelle. Ferner kann jeder angesehene und achtbare Bürger im Falle der Noth
sehr schnell die Polizei herbeirufen.
An bestimmten und passend gewählten Punkten jedes Bezirkes sind nämlich Polizeiposten
errichtet; bei denselben befinden sich 1 Wagen, 1 Pferd und 3 Mann in steter
Bereitschaft. Der Wagen führt eine Bank, Decken und die notwendigsten Gerätschaften,
um eine kranke oder verwundete Person bezieh. ein verloren gegangenes Kind
mitzunehmen und für sie zu sorgen, Verbrecher festzunehmen o. dgl. Diese
Polizeiposten stehen in telephonischer Verbindung mit öffentlichen Alarmstationen, welche Schilderhäusern gleichen und längs der
Straſsen in entsprechender Entfernung vertheilt sind. Diese Wachthäuser sind groſs
genug, um einen Menschen aufzunehmen und ihm bei Gelegenheit als Zufluchtsort zu
dienen.
Die Alarmstationen werden mittels Schlüssel geöffnet, welche man an alle angesehenen
Bürger, sowie an die Schutzleute ausgibt. Um Miſsbrauch zu verhüten, sind die
Schlösser so eingerichtet, daſs man den Schlüssel nicht mehr herausziehen kann, wenn
er in das Schloſs gesteckt ist; es kann dies nur die Polizei. Jeder Schlüssel ist
mit einer Nummer bezeichnet und dadurch wird jederzeit die Person bekannt, welche
das Alarmhaus geöffnet und das Signal zum Herbeieilen der Polizei gegeben hat.
Befindet sich der wachthabende Schutzmann nahe dem Alarmhause, so öffnet er dasselbe
und spricht mit Hilfe des darin enthaltenen Fernsprechers mit dem nächsten
Polizeiposten. Ist das Alarmhaus durch einen Bürger geöffnet worden, so ruft er die
Polizei mit einem Zeigerapparate herbei. Dieser Apparat gestattet 11 verschiedene
Zeichen (1 = Polizeiwagen. 2 = Diebe. 3 = Gewaltthat. 4 = Aufstand. 5 = Betrunkene 6
= Mörder. 7 = Unfall. 8 = Einbruch. 9 = Streit. 10 = Leitungsprüfung. 11 = Brand)
nach der Centralstelle zu geben, indem man den Zeiger auf das entsprechende Zeichen
einstellt.
Um ein Zeichen zu geben, stellt der Rufende den Zeiger auf das entsprechende Signal
und drückt die an der rechten Seite des Apparates befindliche Kurbel nieder. Laſst
er dieselbe los, so telegraphirt der Apparat dem Polizeiposten die Nummer des rufenden Postens
und das entsprechende Zeichen auf einem gewöhnlichen Morseapparate mit
Selbstauslösung.
Der diensthabende Schutzmann kann sich telephonisch mit dem Polizeiposten seines
Bezirkes verbinden. Das Kohlenplättchen des Senders befindet sich mit unter
Verschluſs, und zwar liegt es gerade dem Munde gegenüber, wenn der Kasten geöffnet
ist. Jede Stunde oder jede halbe Stunde kommt der Dienstofficier auf eine
Alarmstation und berichtet dem Polizeiposten seines Bezirkes durch das Telephon, was
den Dienst sehr vereinfacht und erleichtert. Der Commandant des Postens kann
hiernach seinen Dienst ohne Störung anordnen.
Auch in Privatwohnungen und Geschäftsräumen können Kästchen mit gleichen Signalen,
mit oder ohne Fernsprechvorrichtung aufgestellt werden. In letzterem Falle werden
die Zeichen auf einem Zeigertelegraphen gegeben wie für die Alarmposten. Der
Polizeiposten besitzt einen unter Siegel befindlichen Schlüssel zur Wohnung eines
jeden Abonnenten. Wird in der Nacht ein Signal gegeben, z.B. bei einem Diebstahle
mit Einbruch, so begibt sich der Schutzmann mit dem betreffenden Schlüssel zu dem
rufenden Abonnenten, um rasch den Dieb festzunehmen.
Chicago besitzt gegenwärtig nach dem Scientific
American, 1881 Bd. 44 * S. 255 etwa 100 Alarmstationen; man will sie jedoch
noch im Laufe dieses Jahres verdoppeln.
Herstellung von Messing- und Tombaküberzügen.
Um eine gleichzeitige Fällung von Kupfer und Zink, bezieh. eine Bildung von Messing
oder Tombak zu erreichen, muſs man nach R. Böttger (Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt,
1881 S. 13 und 23) dafür sorgen, daſs das Zink in der Lösung stark vorherrscht. Am
besten eignet sich hierzu eine warm bereitete Auflösung von 2g schwefelsaurem Kupfer und 14g schwefelsaurem Zink in 464cc Wasser mit 20g Cyankalium. Mit 2 Bunsen'schen Elementen und einer Messingplatte als
Anode erhält man damit die schönsten Messing- und Tombaküberzüge auf Kupfer, Eisen,
Stahl und dergleichen Metallen (vgl. Hesz 1880 235 47).
Taucht man blank gescheuerte oder polirte kupferne Gegenstände in eine siedende
concentrirte wässerige Lösung von Aetznatron, in welcher sogenanntes Zinkgrau einige
Zeit lang gekocht worden war, ein, so überziehen sich die Gegenstände, bei
vorwaltendem Zinkgrau, in der alkalischen Zinklösung mit einer spiegelglänzenden
Schicht metallischen Zinkes. Taucht man diese so mit einer dünnen Zinkschicht
bekleideten kupfernen Gegenstände trocken in bis auf etwa 120 bis 140° erhitztes
Olivenöl oder in bis zu dieser Temperatur erhitzten Sand, so vereinigt sich die
dünne Zinkschicht mit der Kupferunterlage zu der unter dem Namen Tombak oder Lyoner
Gold bekannten goldfarbigen Legirung.
Reinigen von Silberzeug.
Nach Davenport ist unterschwefligsaures Natrium das
beste und billigste Reinigungsmittel für Silberzeug. Ein Läppchen oder eine Bürste
mit der gesättigten Lösung des Salzes befeuchtet, reinigt selbst ohne Anwendung von
Putzpulver stark oxydirte Silberflächen in wenigen Secunden. (Nach dem Pharmacist, Bd. 14 Nr. 5 durch die Pharmaceutische Centralhalle, 1881 S. 311.)
Verfahren und Apparat zum Härten von
Guſsstahl-Feuerrohren.
Um Guſsstahl-Kanonenrohren, Gewehrläufen u. dgl. nach vollständiger Fertigstellung
eine sich nur auf die inneren Materialschichten erstreckende Härte zu geben, ohne
daſs der sehr weiche und zähe Guſsstahl an Festigkeit verliert, hat W. Reunert in Annen, Westfalen (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
13505 vom 14. August 1880) folgendes Verfahren erfunden.
Die zu härtenden Läufe bezieh. Rohre werden in einem Flammofen mit gerader Sohle bis
zur Rothglut erhitzt und dann in einem schmiedeisernen Gestell derart gelagert, daſs
das dickere Ende des Rohres in einem offenen Lager, das dünnere aber in der rohrartigen Verlängerung
der Nabe eines Getriebes eingespannt wird. Durch den rohrartigen Ansatz des
Getriebes, welches in schnelle Umdrehung versetzt werden kann, gelangt mittels eines
Schlauches das Härtewasser, bestehend aus einer starken Lösung von Cyankalium,
Weingeist und Salz, in das Innere des Rohres. Einige Centimeter unterhalb des so
gelagerten Rohres befindet sich auf einem mit dem Gestell verbundenen Rost ein
Holzkohlenfeuer. Zum Zweck der Härtung wird das Härtewasser unter Druck so in den
Lauf geführt, daſs die ganze Rohrseele stets voll Wasser ist, und der Lauf durch die
Zahnräder in schnelle Umdrehung versetzt, damit ein Verziehen desselben während der
Operation vermieden (?) wird. Das Holzkohlenfeuer (oder eine Gasfeuerung) erhält die
Rohre beständig in Rothglut und soll die Dauer des Härtevorganges von der Stärke
dieser Unterfeuerung abhängen, welche für Gewehrläufe auf ¼ bis ½ Stunde angegeben
ist. Das Härtewasser flieſst durch den Lauf und wird dann durch eine Rinne
abgeführt.
Der in der Patentschrift dargestellte Apparat gestattet das gleichzeitige Härten von
3 Läufen, welche neben einander eingespannt sind, während ihre Getriebe unter
einander eingreifen und von demselben Rade umgetrieben werden. Mehr als 6 Läufe
gleichzeitig zu härten, soll nach den vom Erfinder angestellten Versuchen keinen
Vortheil bieten. Beim Härten von Kanonenrohren würde sich das Verfahren dahin
abändern, daſs man nur ein Rohr auf einmal härtet, das Unterfeuer so stark macht,
daſs das ganze Rohr in dasselbe eingehüllt wird, den Proceſs 24 bis 48 Stunden
unterhält und die Kurbel durch mechanische Kraft umtreiben läſst. – Nach dem
Erkalten wird das Kaliber auſsen blank geputzt, während es innen vollkommen klar und
rein bleiben soll. Sollte sich ein Rohr geworfen haben, so soll ein Geradrichten
desselben sehr leicht zu erreichen sein, weil die äuſseren Materialschichten völlig
weich bleiben; die inneren Schichten dagegen sollen eine selbst bei längerem
Schnellfeuer sich erhaltende natürliche Härte erlangen.
Mg.
Zur Statistik der Seidenindustrie.
Nach dem Jahresberichte der Handelskammer zu Crefeld für das J. 1880 ergab die
Rohseidenernte der beiden letzten Jahre:
1879
1880
Italien
1330000k
2800000k
Frankreich
376460
527350
Spanien
40000
70000
Türkei
151000
175000
Syrien
171000
193000
Griechenland
23000
16000
Persien
295000
330000
–––––––––––––––––––
2386460k
4111350k
Die Zufuhren betrugen von:
China
4310000k
4631000k
Japan
894500
950000
Bengal
581000
486000
––––––––––––––––––––––––––
5785500k
6067000k
Insgesammt also
8171960
gegen
10178350k Grège.
Herstellung von Faserpolstern zum Umhüllen von
Wärmeleitungen.
Fritz Pasquay in Wasselnheim, Elsaſs (D. R. P. Kl. 47
Nr. 14079 vom 26. October 1880) empfiehlt folgendes Verfahren: Man stellt aus Gewebe
(Kattun, Kartuschtuch u.s.w.) durch Nähen, Kleben o. dgl. Schläuche von einer
gröſseren Länge her, zieht sie mit der Nath nach auſsen auf eine polirte Röhre auf
und zieht so, während gleichzeitig die Faserlunten (Faserbänder) in diesen Schlauch
eingeleitet werden, den letzteren sammt den Einlagen durch das polirte Rohr, so daſs
also die Nath des Schlauches in das mit den Faserbändern gefüllte Innere desselben verlegt wird. Hat man das anfangs auf der Auſsenwandung der Röhre aufgezogene Stück
Schlauch, auf diese Weise mit Faserstoff gefüllt, durchzogen, z.B. 20m, so zieht man eine neue Länge auf die Röhre auf, näht das Ende dieses frischen Schlauchstückes an das noch im Rohre steckende
Ende des bereits gefüllten Schlauches und zieht weiter durch. So gelangt man zur Herstellung sehr langer Faserschläuche von
rundem Querschnitt, welche, um platt zu werden, wie es zur Umhüllung von Rohren zweckmäſsig ist, zwischen zwei Walzen, die
so gelagert sind, daſs ihre Achsen in einem Winkel sich schneiden, platt gewalzt werden. Die zum Bilden der Schläuche von
beliebigem Querschnitt benutzte Röhre hat dem entsprechend einen runden, elliptischen oder rechteckigen Querschnitt.
Amerikanischer Anthracit.
Die in den Barranca-Kohlengruben im Staate Sonora, Mexiko, welche zur Silur- oder Devonformation gehören, aufgeschlossenen
Anthracitlager haben nach Ch. McQuestin (Engineering and Mining Journal, 1881 Bd. 31 S. 303) ein specifisches Gewicht von 1,77 und enthalten 94 Proc. nichtflüchtige Kohle, 4 Proc. Asche, 2 Proc.
Feuchtigkeit, aber weder Schwefel, noch Bitumen.
Ueber den Breunerit.
Der in der Salzgrube zu Hall in Tirol in groſsen Massen vorkommende Breunerit hat folgende Zusammensetzung:
Feinkörnig
Grobblätterig
Kieselsäure
1,54
0,77
Eisenoxyd
7,05
6,75
Thonerde
0,24
0,54
Manganoxyd
0,81
0,94
Kohlensaurer Kalk
3,05
4,86
Kohlensaure Magnesia
87,31
86,14
––––––
––––––
100,00
100,00.
A. Heppner (Oesterreichische Zeitschrift für Hüttenwesen, 1881 S. 330) empfiehlt denselben zur Neutralisation der Manganlaugen im Weldonproceſs, als Zuschlag für Hochöfen u. dgl.
Schädlichkeit des Wassers aus Flachsrösten.
Nach E. Reichardt (Archiv der Pharmacie, 1881 Bd. 219 S. 46) ist die Ursache des bekanntlich oft massenhaften Absterbens der Fische in dem durch Flachsrösten verunreinigten
Wasser in dem Mangel an Sauerstoff zu suchen (vgl. 1874 216 88. 1877 223 112).
Zur Werthbestimmung der Desinfectionsmittel.
Nach Versuchen von L. Heydenreich und F. Beilstein (Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1881 S. 257) genügen selbst 15 Proc. Eisenvitriol nicht, um in faulenden Flüssigkeiten bei 11tägiger Einwirkung alle Bacterien
zu tödten. Die Mikroorganismen werden dadurch zwar regungslos, leben aber in Nährlösungen wieder auf. Durch einen Zusatz von
7 Proc. Thonerdesulfat erreicht man nach 7 Tagen eine völlige Desinfection, bei 4 Proc. werden die Fäulniſsbacterien in derselben
Zeit getödtet, nur nicht Bacillus subtilis. Faulende Fäcalien verlieren ihren übeln Geruch am vollständigsten durch Phenol, anscheinend durch Bildung von Verbindungen
mit dem Skatol. Die Verfasser empfehlen demnach als bestes Desinfectionsmittel rohes schwefelsaures Aluminium mit Phenol. Vor Kalk haltigen Mitteln wird gewarnt.
Unterschied zwischen lebendem und todtem Protoplasma.
Aus den Versuchen von O. Loew (Pflüger's Archiv, 1881 Bd. 25 S. 150) geht hervor, daſs das lebende Protoplasma in hohem Grade die Fähigkeit hat,
die Edelmetalle aus ihren Lösungen zu reduciren, daſs aber dieses Reductionsvermögen mit dem Eintritt des Todes verloren geht.
Daraus darf man wohl schlieſsen, daſs die mysteriöse, mit dem Namen „Leben“ bezeichnete Erscheinung wesentlich durch jene reducirenden Atomgruppen bedingt wird. Nach dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft
erklärt Verfasser jene „Gruppen in Bewegung“, jene Triebfedern der Lebensphänomene als Aldehydgruppen.
Ueber die Zusammensetzung der Elephantenmilch.
Nach A. Doremus (Milchzeitung, 1881 S. 786) zeichnet sich die Milch des Elephanten durch einen auffallend hohen Fettgehalt aus, wie folgende Analyse einer
solchen Milch zeigt:
Wasser
66,697 Proc.
Feste Bestandtheile
33,303
–––––––
Fett
22,070 Proc.
Kaseïn
3,212
Milchzucker
7,392
Aschenbestandtheile
0,629
Die Verwendung der Salicylsäure in der Milchwirthschaft.
Nach K. Portele (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1881 Bd. 27 S. 143) ist der Nachweis der Salicylsäure in Milch und Butter durch directen Zusatz von Eisenchlorid sehr unsicher;
erst wenn 1l Milch 0g,5 und mehr Salicylsäure enthält, kann sie auf diese Weise gefunden werden. Im Harne ist auch bei diesen Salicylsäuremengen
die Reaction noch sehr undeutlich. Wird Salicylsäure haltige Milch mit Essigsäure zum Gerinnen gebracht, so ist das gefällte
Caseïn frei von Salicylsäure. Setzt man dem erhaltenen Filtrate Eisenchlorid zu, so entsteht ein weiſser Niederschlag von
Eisenphosphat. Wird die Probelösung tropfenweise mit Eisenchlorid behandelt und der weiſse Niederschlag absetzen gelassen,
so tritt, sobald alle Phosphorsäure ausgefällt ist, die violette Salicylsäurereaction hervor, wenn sich mindestens 10 bis
20g Salicylsäure im Hektoliter Milch befanden.
Um selbst geringe Mengen von Salicylsäure in der Milch finden zu können, verdünnt man 50cc Milch mit 100cc Wasser und fällt den Käsestoff mit einigen Tropfen Essigsäure. Das farblose Filtrat wird im Wasserbade bis nahe zur Trockne
eingedampft, mit Aether aufgenommen, der Aetherauszug in einem Schälchen abdunsten gelassen, zum Rückstand einige Tropfen
Wasser gegeben und mit Eisenchlorid die Reaction ausgeführt.
In der Butter kann die Salicylsäure nachgewiesen werden, indem eine kleine Probe in Aether gelöst und diese Lösung mit Eisenchlorid
behandelt wird, oder indem man die Butter mit Wasser auskocht, erkalten läſst und zum Wasserauszug dann Eisenchlorid zusetzt.
Bei einigermaſsen erheblichen Salicylsäuremengen genügt ein einfaches Ausschütteln mit Alkohol, in welchen dann direct die
Reaction vorgenommen werden kann.
Wird Salicylsäure gesunden Kühen mit dem Futter verabreicht, so erscheint sie bald im Harn, etwas später in der Milch, verschwindet
aber in letzterer sehr bald wieder. Auf die Haltbarkeit der Milch hat die Salicylsäurefütterung keinen Einfluſs. 0,1 Proc.
Salicylsäure ertheilt der Milch schon einen süſslichen Beigeschmack und ist zur Verzögerung der Gerinnung Borsäure vorzuziehen.
Reine Butter erhielt sich bei einer Temperatur von 5 bis 7° fünf Tage unverändert; sie wurde nach dieser Zeit langsam ranzig
und konnte nach 10 Tagen als stark ranzig bezeichnet werden. Wurde reine Butter in Salicylsäure haltiges Wasser (2g auf 1l) gelegt, so konnte dieselbe erst nach 22 Tagen als ranzig bezeichnet werden. Sie zeigte jedoch schon nach 4 Tagen einen entschiedenen
süſslichen Beigeschmack, der immer stärker wurde, nach 16 Tagen auch kratzend hervortrat und die Butter dadurch sehr unangenehm
schmeckend machte. Wurde 1k reine Butter mit 1g Salicylsäure geknetet oder blos mit vorerwähntem Salicylsäure haltigen Wasser ausgewalkt und dann in diese Lösung gegeben,
so trat der süſsliche Beigeschmack naturgemäſs gleich Anfangs bedeutend stärker
hervor, wurde während des Versuches noch immer intensiver; auch begann die Butter
früher, schon nach 10 und 12 Tagen, kratzend zu schmecken. Beide Proben wurden immer
schlechter und war der süſse, kratzende und ranzige Geschmack nach 18 Tagen geradezu
Brechen erregend. Salicylsäure eignet sich danach nicht zum Conserviren von
Butter.
Zur Kenntniſs der Rübenzuckermelasse.
Eine neue Gummiart, welche mit dem ebenfalls in der Melasse vorkommenden Dextran
groſse Aehnlichkeit hat, wurde von E. O. v. Lippmann
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1881 S. 1509) aus der Rübenmelasse abgeschieden. Rein bildet das Gummi eine amorphe,
schneeweiſse Masse, deren Analyse zur Formel C6H10O5 führt und
welche als Anhydrid der Lävulose als Lävulan bezeichnet
wird. Es löst sich in heiſsem Wasser und gesteht beim Abkühlen der Lösung zu einer
farblosen Gallert; erhält man aber die heiſse Lösung längere Zeit im Kochen, so
bleibt das Lävulan auch in der Kälte gelöst. Das Lävulan dreht die
Polarisationsebene sehr stark nach links, und zwar beträgt αD = –221°, so daſs sein specifisches Drehungsvermögen 3mal stärker ist
als das des Rohrzuckers. Beim Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure im geschlossenen
Rohr auf 120° liefert das Lävulan quantitativ Lävulose, welche mit der aus
Invertzucker gewonnenen vollkommen identisch befunden wurde. Löst man gleiche
Gewichtstheile Lävulose und Glykose in Wasser, so erhält man eine Flüssigkeit, deren
Verhalten in Bezug auf Drehung, Reductionsvermögen, specifisches Gewicht u.s.w. ganz
und gar das einer durch Invertiren von Rohrzucker dargestellten Invertzuckerlösung
ist; diese Beobachtung entzieht den Angaben Maumené's
über den Invertzucker, welche ohnedies bisher Niemand hat bestätigen können, den
letzten Boden, da hiernach von dem Vorkommen einer dritten inactiven Zuckerart (der
Inactose) in zwei Modifikationen, von denen die eine reducirt, die andere nicht,
wohl nicht mehr die Rede sein kann.
Herstellung von Triphenylmethan.
Mischt man 1 Molecül Chloroform mit 3 Mol. Benzol und setzt dann allmählich
wasserfreies Chloraluminium hinzu, so löst sich dieses nach H. Schwarz (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 1516) und es bildet sich unter Entwicklung von
Chlorwasserstoff als Hauptproduct Triphenylmethan, der Grundkohlenwasserstoff des
Pararosanilins.
Herrichtung von Papier, Geweben u. dgl. für die Zwecke der
Malerei.
Das schon (1881 240 408) besprochene Verfahren kann nach
E. Dupays in Nancy (D. R. P. Kl. 8 Zusatz Nr. 13
732 vom 26. November 1880) in folgender Weise auch auf Photographien angewendet
werden. Das in angegebener Weise behandelte Papier kommt in ein Bad von 4 bis 6g Chlorkalk in 1l Wasser, wird dann abgespült und mit Mehl versetztem Wasser überstrichen.
Nach dem Trocknen wird es mit einem heiſsen Eisen geglättet und in bekannter Weise
lichtempfindlich gemacht.
––––––––––
Berichtigungen. In der Abhandlung „Ueber Untersuchungen an Compoundmaschinen“ ist zu lesen S. 329 in
der Tabelle Post Nr. 30 „λLi“ statt „λL1“, Post Nr.
42 „m0
i – m0'i'“ statt
„m0'i – m0
i'“, S. 331 Z. 17 v. u. „V(5)“ statt „V(ρ)“, Z. 14 v. u. „annähernd den Wärmeverlust“ statt „den Wärmeverlust“.