Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 66 |
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Miscellen.
Miscellen.
Festigkeit von Hanftreibriemen; von Bauschinger.
Von der Firma A. Huber's Söhne in Rosenheim sind dem
mechanischtechnischen Laboratorium in München zwei Stücke Doppelkern-Hanftreibriemen (A und B) von je 150cm Länge, 7cm,0
Breite und 0cm,5 Dicke und zwei andere (C und D)
von gleicher Breite und Dicke, aber 300cm Länge,
deren Enden durch eine Riemchennaht verbunden waren, zugeschickt worden, um
dieselben auf ihre Elasticität und Festigkeit zu prüfen. Die Resultate dieser
Prüfung waren folgende:
Der offene Hanftreibriemen A ergab:
bei einer Belastung von:
eine Verlängerung von:
100k
im Ganzen bezieh.
28 k/qc
0,2
Proc. im Ganzen
–
200
57
0,4
–
300
86
0,6
–
400
114
0,8
–
500
143
1,0
0,4 Proc. bleibend
600
171
1,1
–
700
200
1,2
–
800
228
1,4
–
900
257
1,4
–
1000
286
1,6
0,6 Proc.
1100
314
1,7
–
Bei 1200k Belastung oder 343k/qc erfolgte der
Bruch in der Mitte, nachdem zuvor einzelne Fäden zerrissen waren.
Der zweite offene Hanftreibriemen B wurde zuerst mit 1000k belastet, wobei er eine Gesammtverlängerung von 1,6 Proc. wie der vorige
erfuhr. Tags darauf ergab er:
bei einer Belastung von:
eine Verlängerung von:
500k
im Ganzen bezieh.
143 k/qc
0,8
Proc. im Ganzen
–
1000
286
1,6
0,2 Proc. bleibend
1100
314
1,8
–
1200
343
2,0
–
1300k im Ganzen wurden nicht
mehr getragen, der Bruch erfolgte allmählich durch gleichmäſsiges Abreiſsen der
Schnüre. Die Zugfestigkeit ist somit 1250 : 3,5 = 357k/qc.
Die beiden endlosen Hanftreibriemen (C und D) wurden über Rollen von 14cm Durchmesser gelegt und dann belastet. Bei
1300k Belastung im Ganzen, so daſs auf den
einfachen Riemen 650k kamen oder 185k/qc, rissen
beidesmal die Nähriemchen aus, während der Hanfriemen selbst ganz unverletzt blieb.
Die bei den letzten Versuchen geöffneten Riemen C und
D ergaben, als offene Riemen behandelt, folgende
Resultate:
Verlängerung bei C
Verlängerung bei D
Bei einer Belastung von:
Gesammt
bleibend
Gesammt
bleibend
100k
im Ganzen bezieh.
28 k/qc
0,27 Proc.
–
0,40 Proc.
–
200
57
0,5
–
0,67
–
300
86
0,67
–
0,87
–
400
114
0,83
–
1,03
–
500
143
1,00
0,13 Proc.
1,20
0,20 Proc.
600
171
1,17
–
1,
–
700
200
1,27
–
1,47
–
800
228
1,60
–
1,93
–
900
257
1,80
–
2,40
–
Bei 800k Belastung Krachen in beiden Riemen. Bei
1000k im Ganzen oder 286k/qc erfolgt der
Bruch ganz allmählich in der Mitte. (Aus dem Bayerischen
Industrie- und Gewerbeblatt, 1881 S. 250.)
Pellenz's Herstellung der Matrizen für Lochmaschinen.
Ein Verfahren zur Herstellung der Matrizen, Unterlage- und Führungsplatten, welche
für das Durchstoſsen – Stanzen oder Drücken – von Löchern durch Bleche und Platten
aus beliebigem Material benutzt werden, ist an C. Pellenz in
Kalk (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 14280 vom
26. November 1880) patentirt. Die Durchlochungen dieser Matrizen müssen
glattwandig sein, während sie zur Führung des Lochstempels eine gewisse Dicke haben
müssen. Zur Herstellung einer derartigen, aus einer festen, genügend dicken Platte
bestehenden Matrize nimmt man zunächst einen Dorn von dem Querschnitt, welcher für
die Lochung des Bleches verlangt wird. Um diesen Dorn werden Hülsen von Metallblech,
am besten Stahl- oder Guſsstahlblech, gebogen und die fertigen Hülsen dann von
auſsen verzinkt o. dgl. Man gruppirt diese Hülsen dann in der gewünschten Art in
Reihen neben einander, setzt sie in einen Formkasten und umgieſst sie mit einem
geeigneten Metall. Die so erzeugte Matrize ist dann äuſserlich noch zu bearbeiten
und zu härten; die Hülsen, welche allein die Reibung des Stempels auszuhalten haben,
erhalten hierdurch die nöthige Widerstandsfähigkeit.
Verwendet man zur Herstellung solcher Matrizen Hartguſs oder Guſsstahl, so werden die
immerhin theuren Blechhülsen entbehrlich und es kann das Metall direct um geeignet
aufgestellte Dorne gegossen werden.
Es ist nothwendig, daſs der zur Durchlochung von Blechen erforderliche Satz von je
drei Matrizen – Obertheil, Führung und Unterlage – genau homolog gelocht ist,
weshalb diese drei Platten gleichzeitig hergestellt werden. Zu diesem Zweck werden
je drei Hülsen neben einander auf denselben Dorn gesetzt und die einzelnen Platten,
in Höhe je einer Hülse, durch horizontale Zwischenlagen getrennt, so daſs dann die
fertigen Platten hinsichtlich der durchgehenden Lochungen ganz genau übereinstimmen
müssen.
Eine andere Herstellungsart solcher Matrizen von homologen Lochungen, welche noch den
Vorzug hat, daſs jede einzelne Hülse nach ihrer Abnutzung ausgewechselt werden kann,
ist derart, daſs die fertigen Guſsstahlhülsen zwischen entsprechend geformte Backen
eingespannt und durch Schrauben oder Keile geführt werden, so daſs die Hülsen
unverrückbar in ihrer Stellung gehalten werden.
Mg.
Neuerungen an Heftstiften.
Die Heftstifte zum Befestigen von Papier, Leinwand o. dgl. auf Holz, z.B.
Reiſsbrettstifte, müssen, um nicht durchzurutschen, mit einem groſsen Kopf versehen
sein und werden bekanntlich aus einer runden Platte hergestellt, in welcher man
einen spitzen Stift befestigt. Eine gute Befestigung des Stiftes ist aber
verhältniſsmäſsig theuer, so daſs z.B. häufig der Stift an Reiſsbrettnägeln beim
Einstecken der letzteren sich durchdrückt.Um dies hintanzuhalten, haben Eschmann und Kirsten (1880 235 *
242) die gewöhnlichen Heftstifte mit einer Platte überzogen.
Diesem Uebelstand hilft nun W. Motz in
Berlin (* D. R. P. Kl. 70 Nr. 14077
vom 19. October 1880) in einfacher Weise dadurch ab, daſs er direct aus
der Platte eine geeignet geformte Spitze so herausschneidet, daſs sie, in der Mitte
der Platte festbleibend, rechtwinklig zur Platte abgebogen, den Stift bildet. Soll
der Stift länger ausfallen, als der Kopf ihn hergeben kann, so wird er breiter
geschnitten und in die Länge gepreſst. Zum Ausheben der Nägel wird eine eigene Gabel
beigegeben.
Textabbildung Bd. 242, S. 67
Ein Riesen-Reiſsbrett.
Zum Gebrauch beim Entwerfen von Schiffen und Maschinen, insbesondere zum Zeichnen der
Einzelconstructionen in natürlicher Gröſse, wird – wie die Deutsche Bauzeitung, 1881 * S. 391 mittheilt – im Neubau der technischen
Hochschule bei Charlottenburg ein Reiſsbrett (Schnürboden) von 43m Länge und 8m,2 Breite als
Fuſsboden eines Raumes durch die Parkettfabrik von L. H.
Mittag in Spremberg ausgeführt. Das ganze Reiſsbrett besteht aus etwa 500
Theilen, welche, um Nagelung, Verschraubung oder Verleimung zu vermeiden, nach Kofeld's Construction, Patent Unger, zusammengefügt sind. Abweichend von dieser früher beschriebenen
Construction (1881 240 * 193) sind hier jedoch die
Belagbretter an den Auflagerleisten durch eiserne Klammern befestigt, während die
Lage der Endstöſse von je vier zusammenstoſsenden Brettern durch eingeschobene
Flacheisenschienen gesichert wird.
Eisenbahnwagenräder aus Papier.
Die Brüche der Radreifen an Eisenbahnwagen, wie sie in den kalten Wintern der letzten
Jahre häufig vorgekommen sind, haben ihre Veranlassung, wie die Zeitschrift des Vereines Deutscher
Eisenbahnverwaltungen berichtet, hauptsächlich in dem zu scharfen Aufziehen
des Reifens auf ein nur wenig oder gar nicht elastisches Radgestell, sowie in dem
Befahren hart gefrorener Strecken mit diesen Rädern. Mit Rücksicht auf diese
Thatsache ist seitens verschiedener Fachmänner nach einer Radconstruction gesucht
worden, bei welcher ohne zu scharfes Aufziehen des Reifens beim elastischen Rade die
Sicherheit desselben eine möglichst groſse ist. Um ein absolut sicheres Rad zu
haben, glaubten die meisten Techniker für das Material der Radkörper selbst nur
Metall wählen zu dürfen. Bei Anwendung von Metall ist aber die Erreichung einer
zweckentsprechenden Elasticität des Radkörpers schon von vorn herein ausgeschlossen.
Die günstigen Erfahrungen dagegen, welche in dieser Beziehung im Allgemeinen mit
Holzrädern (vgl. 1880 235 * 264) gemacht worden sind,
veranlaſsten den Gedanken, ein Rad zu construiren, welches die guten Eigenschaften
des Holzes besitzt, ohne dessen Schwäche zu theilen. Als Hauptschwäche der Holzräder
dürfte zu bezeichnen sein, daſs die Holzscheiben aus verschiedenen Theilen
zusammengesetzt werden müssen, so daſs bei dem Schwinden des Holzes die Räder
vielfach lose und schadhaft geworden sind, wozu noch der unangenehme Umstand tritt,
daſs das Holz für sich bei groſser Hitze schwindet, während der Radreifen
gleichzeitig sich ausdehnt, sowie umgekehrt bei Nässe und Kälte im Winter der Reifen
sich zusammenzieht, während das Holz quillt und gröſsere Dimensionen annimmt.
Abgesehen aber von dieser unangenehmen Eigenschaft haben sich die Holzräder gut
bewährt und ist ein Springen von Radreifen auf denselben vielleicht nirgends zu
beobachten.
Als ein dem Holze in Beziehung auf Elasticität ähnliches Material bietet sich nun ein
fest getrockneter und durch hydraulischen Druck verdichteter Papierstoff dar,
welchen man in ganzen Scheiben darstellen kann. Auf Anregung des
Obermaschinenmeister Finckbein in St.
Johann-Saarbrücken und des Werkmeisters Caesar der
Reichseisenbahn hat die Oelpappe- und Lackwaarenfabrik der Gebrüder Adt zu Forbach nach verschiedenen Versuchen einen solchen
Papierstoff hergestellt, welcher ein vollkommenes Material für Eisenbahnwagenräder
darbietet. Mit Genehmigung der kgl. Eisenbahndirection in Frankfurt a. M. sind in
der Eisenbahnhauptwerkstätte zu Saarbrücken und in der Eisenbahnwagenräderfabrik der
Gebrüder van der Zypen in Deutz bereits eine Anzahl
Radsätze mit Papierscheiben fertig hergestellt und alsdann in Gebrauch gesetzt
worden. Derartige Radsätze mit Scheiben aus Papierstoff befinden sich schon längere
Zeit an Wagen in regelmäſsigem Dienste; sie halten sich ganz tadellos und zeigen
während der Fahrt ein sehr sanftes Laufen, ohne irgend welches lästiges Geräusch zu
verursachen.
In Amerika hat man bereits seit 10 Jahren ähnliche Räder hergestelltNach der Papierzeitung, 1881 S. 928 benutzt man
in Amerika festgepreſste Strohpappen. (vgl. 1872 204 * 19. 205 71. 1877 224 * 126) und in den Berichten der deutschen Ingenieure
über die Ausstellung zu Philadelphia finden sich günstige Urtheile über dort
ausgestellte derartige Fabrikate. Wegen ihres sanften Laufens wurden sie dort seit
d. J. 1876 ausschlieſslich zu Salon-, Personen- und Schlafwagen benutzt und von
deutschen Werken werden Reifen für solche Räder in bedeutenden Massen nach Amerika
ausgeführt. Neben der groſsen Sicherheit gegen Unfälle durch Reifenbruch haben diese
Räder weiter noch den sehr groſsen Vortheil, daſs die Radreifen der Abnutzung
weniger ausgesetzt sind als die Reifen auf hartem Unterrade; letzteres ist durch
einen bereits seit December 1880 laufenden Satz Achsen festgestellt worden. Directe
Versuche mit Proben von gepreſster Papiermasse haben ergeben, daſs dieser Stoff
unter groſsem hydraulischem Drucke immer noch eine bedeutende Elasticität zeigt,
welche Eigenschaft sehr günstig auf die Erhaltung der Radreifen und des Oberbaues
einwirken muſs.
Die in Saarbrücken bis jetzt eingesetzten Räder sind nach Art der Mansell-Räder
construirt, wobei der Radreifen auf die Papierscheibe, sowie die Nabe in dieselbe
mittels starken hydraulischen Druckes eingebracht wird, während die Reifen der
amerikanischen Papierräder mit einem innern Ansätze versehen sind, gegen welchen
sich die Papierscheibe anlehnt und die letztere mit dem Ansätze durch Bolzen
verbunden ist. Die Praxis hat gezeigt, daſs die Reifen mit solch einem innern
Ansätze, anscheinend wegen der ungleichen Massevertheilung in derselben, Risse
bekommt und zwar von innen nach auſsen, daſs also der Vortheil, den man durch
Verstärkung der Reifen zu erlangen glaubt, geradezu verloren geht und ein
entgegengesetztes Resultat erzielt wird. Bei den gewöhnlichen Mansell-Rädern mit
Holzscheiben können übrigens beim Erwärmen des Reifens durch Bremsen diese sich
weiter bewegen, indem ein Drehen auf der Holzscheibe bewirkt wird. Bei den in
Saarbrücken construirten Rädern sind deshalb zwischen Reifen und Mansell-Ring an
jeder Seite 4 eiserne Dübel eingesetzt, wodurch ein etwaiges Drehen der Radreifen
beim Bremsen verhindert wird.
Der gepreſste Papierstoff wurde übrigens auch mittels einer aus 5 starken Elementen
bestehenden galvanischen Batterie auf seine Fähigkeit, den elektrischen Strom zu
leiten, untersucht und wurde diese gleich Null gefunden. Es eignet sich somit ein
solches Papierrad vorzüglich für die Räder elektrischer Eisenbahnen. Ebenso gut
können aber auch Pferdebahnwagenräder aus demselben Material mit Vortheil
hergestellt werden.
Bright's Nadeltelegraph.
Der von Ch. T. Bright angegebene Nadeltelegraph enthält
nach dem Telegraphic Journal, 1881 Bd. 9 S. 59 einen
auf dem unteren Schenkel eines hufeisenförmigen permanenten Magnetes stehenden
Elektromagnet; der in dem oberen Pole des Magnetes gelagerte Anker ragt zwischen die
in die oberen Kernenden des Elektromagnetes eingeschraubten Polschuhe aus weichem
Eisen herab und spielt beim Telegraphiren zwischen denselben. Die Fortsetzung des
Ankers nach oben zu bildet ein Aluminiumstreifen, an welchem ein nach vorn zu
gerichteter und durch einen nach oben zu aus der Achse des Zeigers oder der Nadel
vorstehenden Stift hindurchgehender Arm befestigt ist, welcher somit die Ablenkungen
des Ankers auf die Nadel überträgt. Am Aluminiumstreifen ist ferner, etwas unterhalb
des Armes, ein Hämmerchen angebracht, das bei jeder Bewegung des Streifens nach
links oder nach rechts an ein Schallkästchen aus Neusilber anschlägt und so die
telegraphirten Zeichen auch hörbar macht. Die beiden verschieden gestimmten, mit
ihrer Mündung durch zwei Löcher im Zifferblatte hindurchragenden Kästchen bestimmen
zugleich die Weite des Ausschlages der Nadel. An dem Anker ist noch ein Blättchen
befestigt, aus welchem zu jeder Seite des Ankers ein Stift vorsteht; auf diesen
beiden Stiften ruht ein einarmiger Hebel mit seinem freien Ende und dämpft die
Bewegungen des Ankers, da er bei jeder Bewegung gehoben werden muſs. Dieser
Telegraph soll ungemein empfindlich sein, nur ¾ so kräftige Ströme erfordern als
andere Nadeltelegraphen.
E–e.
Ueber Amalgame.
Nach V. Merz und W. Weith
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1881 S. 1438) verlieren die
Amalgame von Gold, Silber, Kupfer, Wismuth Blei, Zinn, Zink und Cadmium ihr Quecksilber ganz oder
doch bis auf geringe Mengen schon bei oder noch unter der Siedetemperatur des
Quecksilbers. Chemische Verbindungen scheinen hier demnach nicht vorzuliegen.
Herstellung von Aluminium aus Kryolith.
Wird gepulverter Kryolith mit Wasser gekocht, so geht nach F.
Lauterborn in Langenbrücken, Baden (D. R. P. Kl. 40 Nr. 14495 vom 14. August 1880) Fluornatrium
in Lösung, Fluoraluminium bleibt zurück. Ebenso soll Fluorcalcium in Lösung mit
Chloraluminium Fluoraluminium geben, welches durch Glühen mit Schwefelcalcium in
Schwefelaluminium übergeführt werden soll. Letzteres gibt dann angeblich durch
Glühen mit Eisen metallisches Aluminium.
Künstliche Blöcke aus Bruchsteinmauerwerk in
Santorin-Mörtel.
Die beim Hafenbau in Fiume in den J. 1873 bis 1879 zur Anwendung gebrachten
künstlichen Blöcke wurden auf Vorschlag des kgl. ungarischen Ingenieurs Nádory Nándor aus Bruchsteinmauerwerk mit einem aus
Santorinerde, gelöschtem Kalk und Sand bestehenden Mörtel hergestellt. Die Resultate
haben in jeder Richtung auſserordentlich befriedigt. Die Blöcke zeigten eine groſse
Festigkeit, so daſs trotz ungünstiger Umstände beim Transport der 3794 Blöcke,
welche je 26 bis 27t wogen, nur 8 Stück
zerbrachen. Die Herstellungskosten stellten sich auf 16,32 M. für 1cbm also um nahezu 20 Proc. billiger als jene von
Cementblöcken. Wie die Wochenschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereines, 1881 S. 205 weiter mittheilt, besitzt
nach den gemachten Erfahrungen die Santorinerde die Eigenschaft, daſs sie Jahre lang
im Freien liegen und allen Witterungsverhältnissen ausgesetzt sein kann, ohne zu
verderben; schädlich ist nur der Wind, indem dieser die feinsten, daher gerade die
werthvollsten Bestandtheile der Santorinerde, den eigentlichen Cement, wegträgt,
während Bimsstein, Obsidian und Lava zurückbleiben. Gegen die schädliche Einwirkung
des Windes kann man die Santorinerde einfach durch Begieſsen mit Kalkmilch oder
Wasser schützen.
Die Mauerung mit Santorinmörtel kann wann immer geschehen und beliebig oft
unterbrochen und am andern Tag oder auch noch später ohne die geringsten Nachtheile
fortgesetzt werden. Der Santorinmörtel beginnt nämlich erst nach mehreren Tagen zu
erhärten; bis dahin behält er ganz unverändert seine Bindekraft und Eigenschaft zu
erhärten bei. Santorinbeton kann in 10m
Wassertiefe und mehr in Caissons ohne alle Versenkvorrichtungen und ohne alle Gefahr
frei versenkt werden.
Ueber die Löslichkeit des Magnesiumcarbonates in Kohlensäure
haltigem Wasser.
Nach Versuchen von P. Engel und J. Ville (Comptes rendus, 1881 Bd. 93 S. 340) lösen sich in 1l mit Kohlensäure gesättigtem Wasser unter einem
Druck von 1 bis 9at folgende Mengen von
kohlensaurem Magnesium:
Druck
Temperatur
GelöstesMagnesiumcarbonat
1,0at
19,5°
25,79g
2,1
19,5
33,11
3,2
19,7
37,3
4,7
19,0
43,5
5,6
19,2
46,2
6,2
19,2
48,51
7,5
19,5
51,2
9,0
18,7
56,59
Die Löslichkeit nimmt mit steigender Temperatur rasch ab, wie folgende Versuche
zeigen:
Druck
Temperatur
GelöstesMagnesiumcarbonat
751mm Quecksilber
13,40
28,45g
763
19,5
25,79
762
29,3
21,945
764
46,0
15,7
764
62,0
10,35
765
70,0
8,1
765
82,0
4,9
765
90,0
2,4
765
100,0
0,0.
Ueber Leuchtgasvergiftungen.
Brill berichtet in den Verhandlungen und Mittheilungen des Vereines für öffentliche Gesundheitspflege
in Magdeburg, 1881 S. 41 über die Vergiftung von 4 Personen, welche dadurch
entstand, daſs in Folge eines Bruches des Gasleitungsrohres der Kaiserstraſse in
Magdeburg Leuchtgas durch den Boden 10m,4 weit in
ein Haus eindrang, welches selbst keine Gasleitung hatte (vgl. 1881 240 204). Bemerkenswerth ist die Thatsache, daſs 3
Personen todt aufgefunden wurden, während die in demselben Zimmer befindliche vierte
Person nur etwas betäubt war (vgl. 1880 235 442).
Ueber die Bestandtheile der Kokkelskörner.
Während nach Barth und Kretschy (1880 237 84) das käufliche Pikrotoxin
ein Gemisch ist von eigentlichem Pikrotoxin, Pikrotin und Anamirtin, ist nach E. Paterno (Gazzetta chimica, Bd. 11 S. 36) das
Pikrotoxin, C30H34O13 jedoch ein einheitlicher Stoff,
welcher leicht in Pikrotoxinin, C15H16O6
, und Pikrotin, C15H18O7, zerfällt.
Nach E. Schmidt (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 817) sind Pikrotoxinin und Pikrotin ebenfalls nur
Spaltungsproducte des Pikrotoxins, welche erst bei dem anhaltenden Kochen mit
gröſseren Mengen von Benzol daraus gebildet werden. Da diese Spaltung des
Pikrotoxins nicht allein durch Kochen mit Benzol, sondern auch bei der Einwirkung
von verschiedenen Stoffen und vielleicht unter Umständen theilweise auch schon bei
der Darstellung desselben eintritt, so liegt die Möglichkeit nahe, daſs sich diese
Spaltungsproducte in wechselnden Mengen dem Pikrotoxin beimengen. Nach E. Schmidt findet diese Zersetzung nach folgender
Gleichung statt:
C36H40O16
=
C15H16O6
+
C21H24O10.
Pikrotoxin
Pikrotoxinin
Pikrotin.
Auſser dem Pikrotoxin enthalten die Kokkelskörner noch ein nicht bitter schmeckendes
Alkaloid, welches vorläufig Cocculin, C19H26O10, genannt wird.
Ueber die Bestandtheile der Epheublätter.
L. Vernet (Comptes rendus 1881 Bd. 92 S. 360) hat aus
den Epheublättern ein Glykosid, C64H54O22, in farblosen,
seidenglänzenden, bei 233° schmelzenden Nadeln erhalten, welches bei der Behandlung
mit verdünnter Schwefelsäure unter Abspaltung von Zucker eine neutrale Verbindung,
C52H44O12
, bildet.
Zur Kenntniſs des Atropins.
Die bei 115 bis 115,5° schmelzenden Alkaloide der Belladonnawurzel (Atropin) und des
Stechapfelsamens (Daturin) sind nach E. Schmidt (Liebig's
Annalen, 1881 Bd. 208 S. 196) vollkommen identisch. Die verschiedenartige
Wirkung der im Handel vorkommenden Atropinsulfate ist zum Theil auf eine Beimengung
von Tropinsulfat zurückzuführen, welches bei ungenügender Reinigung der freien Base
sich leicht dem Atropinsulfate beimengen kann. Das in den Atropa- und Daturabasen
vorkommende Hyoscyamin, welches sehr ähnlich, wenn nicht ebenso, wie das Atropin
wirkt, dürfte kaum von Einfluſs sein auf die Wirkungsweise der käuflichen
Atropinsulfate. Die von
Pöhl gemachte Annahme, daſs die verschiedenartige
Wirkungsweise der käuflichen Atropine zurückzuführen sei auf einen wechselnden
Gehalt derselben an Daturin, ist durch den Nachweis der Identität von Atropin und
Daturin widerlegt. Auch die Gefahr der Verunreinigung des Atropinsulfates mit dem
Sulfate des Belladonnins, falls letzteres sich noch als ein chemisches Individuum
erweisen sollte, ist ausgeschlossen, sobald zur Darstellung des Atropinsulfates nur
eine Base zur Anwendung gelangt, die durch wiederholte Umkrystallisation zunächst in
farblose, spieſsige, bei 115 bis 115,5° schmelzende Krystalle verwandelt ist.
Die Untersuchungen von A. Ladenburg (Liebig's Annalen,
1881 Bd. 206 S. 274) über die natürlich vorkommenden mydriatisch wirkenden Alkaloide
ergeben, daſs in den Solaneen folgende Mydriatica vorkommen:
Das Atropin, C17H23NO3, findet sich
in Atropa Belladonna und in Datura Strammonium und spaltet in Tropasäure, C9H10O3,
und Tropin, C8H15NO.
Das Hyoscyamin, C17H23NO3, findet sich
in Atropa Belladonna, in Datura
Strammonium, Hyoscyamus niger und Duboisia
myoporoides, spaltet in Tropasäure und Tropin.
Das Hyoscin, C17H23NO3, findet sich
in Hyoscyamus niger, spaltet in Tropasäure, C9H10O3, und Pseudotropin, C8H15NO.
Diese 3 Basen sind demnach unter einander isomer (vgl. 1880 237 83).
Ueber Brucin und Strychnin.
Nach A. Claus (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1881 S. 765 und 773) bildet sich durch Einwirkung von
Salpetersäure auf Brucin Dinitrobrucin, C23H24(NO2)2N2O4, als amorphes, prachtvoll zinnoberrothes Pulver.
Entgegen der Angabe von Sonnenschein bildet sich beim
Behandeln von Brucin mit verdünnter Salpetersäure kein Strychnin. Bei 105°
getrocknetes Brucin schmilzt bei 178°. Die Zusammensetzung des Strychnins scheint
zwischen den beiden Formeln C21H22N2O2 und C22H22N2O2 zu schwanken.
Käufliches Strychninsulfat entsprach nach C. Rammeisberg
(Daselbst S. 1231) der Formel C21H22N2O2.H2SO42H2O. Das daraus
dargestellte neutrale Sulfat (C21H22N2O2)2 H2SO4 krystallisirt
mit 5 Mol. Wasser in langen Prismen, mit 6 Mol. Wasser in Quadratoktaedern.
Lextrait (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 1057) hat eine
Verbindung des Strychnins mit Jodoform, (C21H22N2O23)CHJ3,
hergestellt.
Herstellung von Paraffin.
E. van
Haecht und J. Schreier in
Drohobycz, Galizien (D. R. P. Kl. 23
Nr. 14507 vom 5. December 1880) wollen zur Herstellung von hartem
Paraffin aus Rohparaffin die Oele nicht abpressen, sondern mittels überhitzten
Wasserdampfes abdestilliren.
Herstellung einer säurefreien Stiefelwichse.
K.
Bohn in Stuttgart (D. R. P. Kl. 22 Nr. 14680 vom 10. September 1880) will
Stiefelwichse aus Beinschwarz, Kautschuköl, Syrup und Schwefelsäure in gewöhnlicher
Weise herstellen, nach einigen Tagen aber die überschüssige Schwefelsäure mit Kalk
neutralisiren.
Verfahren zum Färben von Holz.
A.
Thimm in Berlin (D. R. P. Kl. 38 Nr. 13894 vom 1. October 1880) tränkt das zu färbende
Holz mit Metallsalzlösungen, läſst völlig trocknen und dann in einem geschlossenen
Räume verschiedene Gase, z.B. Schwefelwasserstoff, Ammoniak u. dgl., darauf
einwirken.